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Fitch Credit Outlook 2016
Von Dr. Oliver Everling | 14.Januar 2016
Die turbulenten Jahren in und nach der Finanzkrise haben auf ruhigere Zeiten hoffen lassen. Tatsäschlich wurde aber schon der Jahresanfang 2016 von Turbulenzen an den Börsen überschattet. Clemens Frech, neuer Geschäftsführer der Fitch Deutschland GmbH, skizziert die Herausforderungen, mit denen die Teilnehmer an den Finanzmärkten zu tun haben.
Frech referiert danach, inwieweit es durch die Politik zu Fehlallokationen in den Volkswirtschaften Europas gekommen ist. Auch in diesem Jahr müsse man sich auf Negativzinsen einstellen. Sinkende Exporte betroffener Schwellenländer, Kapitalabflüsse und viele weitere Faktoren ergeben ein unsicheres Szenario. „Eine sich fortsetzende Destabilisierung der ölexportierenden Länder kann für niemanden von Interesse sein“, warnt Frech.
Die griechische Finanzkrise sieht Frech noch nicht als beendet. Ebenso sei der Flüchtlingsstrom noch nicht gestoppt. Daraus ergeben sich verschiedene prinzipielle Fragestellungen, urteilt Frech. „Sollte der Souveränität der Mitgliedsländer nicht wieder ein höherer Stellenwert eingeräumt werden?“ Frech fragt nach den Konfliktpotentialen, insbesondere auch im Osten Europas und mit Großbritannien. Neben der vielerorts gelobten Willkommenkultur seien Investitionen notwendig, die positive Impulse auf die Konjunktur setzen könnten. Frech zitiert Prognosen der Wirtschaftsforscher, die 1,7% bis 1,9 % Wachstum für möglich halten. „Von erheblichen Kursschwankungen muss weiterhin ausgegangen werden“, räumt Frech ein, aber wo Risiken seien, da seien auch Chancen.
James McCormack, Global Head of Sovereign Ratings bei Fitch Ratings, skizziert die zyklischen Erscheinungen im US-amerikanischen Arbeitsmarkt. Das Investitionswachstum privater Investitionen außerhalb des Bereichs der Wohnimmobilien habe in den USA das Vorkrisenniveau mit ca. 5,5 % erreicht. „Wir sind jetzt in einer Phase, in der reale Zinsen niedriger sind als das reale Wachstum“, zeigt McCormack auf. „Die Zinsen sind so niedrig wie noch nie seit den 1980er Jahren.“
Europa sei mehr von politischen, als von wirtschaftlichen Herausforderungen gekennzeichnet. Migration, Sicherheit und EU-Mitgliedschaft sind die drei maßgeblichen Stichworte dazu. Fiskalischer und ökonomischer Handlungsbedarf beeinflussen die fiskalische Disziplin, die wirtschaftlichen Reformen sowie den Aufbau der Finanzinstitutionen in Europa. „Ein Brexit hätte moderat negative Ratingimplikationen“, glaubt McCormack.
Die günstigen Refinanzierungsbedingungen der Staatsverschuldung in Europa geben den Politikern die Chance, die Verschuldungsprobleme anzugehen. „Leider sind wir nicht überzeugt, dass sie das tun werden“, warnt McCormack.
Für China bedeute geringeres Kreditwachstum auch geringeres Wirtschaftswachstum. „Niemand spricht mehr von den Wachstumsraten in China“, berichtet McCormack. Das Thema seien vielmehr die Wechselkurse, die Inlandsverschuldung sowie der Nettokapitalfluss. Die Chinesen versuchen, die Kapitaldienstbelastungen zu vermindern. „Höhere Zinsen werden daher nicht die Wechselkurse verteidigen, erwarten Sie das nicht!“ McCormack skizziert den komplizierten Politikmix, mit dem die chinesische Führung die aktuellen Herausforderungen annehme. „Wir glauben,“ fasst McCormack zusammen, „dass es die Chinesen schaffen werden.“
„Volkswirtschaften können real wachsen, aber wenn ihr US$-Einkommen sinkt, nutzt es ihnen nichts“, macht McCormack die Bedeutung des US-Dollar klar und spricht von Dollar-Rezessionen, die aus der Gegenüberstellung von realen Wachstumsraten und Dollareinkommen ablesbar seien.
Ein stärkerer US-Dollar gehe mit niedrigeren Ratings für Schwellenländer einher. „Sie sehen hier eine sehr starke Korrelation“, deutet McCormack auf seine Statistik. Der Druck auf Währungen der Schwellenländer lasse ihre Währungsreserven schwinden. „Der Dollarkurs habe direkt Auswirkungen auf die Währungsreserven, außerdem auf die Zahlungsbilanz.“
„Es sollte keine Überraschung sein, dass China im US-Dollar die stärkste Position im Vergleich zu den Schwellenländern hat“, sagt McCormack. Entsprechend schneidet China im Rating besser ab als Brasilien, Russland, Türkei, Südafrika oder Indonesien, alle mit BBB- an der Schwelle zum spekulativen Bereich geratet, im Falle von Brasilien sogar mit BB+ bereits spekulativ.
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