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Fondsberichte oder Factsheets oder Internetinformationen – Gradwanderung zwischen Aktualität, Kosten und Verbindlichkeit

Von Dr. Oliver Everling | 13.Februar 2014

Informationen binden Ressourcen, Informationsaufbereitung verursacht vor allem Kosten, das ist bekannt. Der einmal eingeschlagene Weg zu niedrigen Kosten wird oft nur ungern verlassen. Das ist nachvollziehbar, zumal Jahres- und Halbjahresberichte von Umbrellafonds mit Vertriebszulassungen in zahlreichen Ländern die Anforderungen nicht nur eines Landes zu erfüllen haben. Gleiches gilt für so genannte Sammelberichte, also Dokumente mit Berichten zu mehreren Fonds mit teilweise unterschiedlichen Vertriebszulassungen. Änderungen jeglicher Art wollen vor diesem Hintergrund hinsichtlich resultierender Folgen in allen Verzweigungen wohl bedacht sein.

Factsheets und Internetinformationen werden von Anlegern wegen ihrer Aktualität gerne genutzt. Die Verbindlichkeit des Legal-Reporting ist dessen Stärke und sie ist unverändert hoch einzustufen, insbesondere im Vergleich zu Factsheets oder täglich aktualisierten Fondsinformationen auf der Homepage des Fondsanbieters. Bei Jahres- und Halbjahresberichten schauen Wirtschaftsprüfer und vor allem die Aufsicht genau hin. Eine Benchmarkangabe lässt sich beispielsweise in einem monatlich erscheinenden Factsheet schnell mal ändern, in Jahresberichten eher nicht.

Telefonbuchstarke Fondsberichte sind ein leidiges Thema. Stark zerklüftete Strukturen mit mangelhafter Übersichtlichkeit ebenfalls, oft ohne Inhaltsverzeichnis und mit mehr Querverweisen als dem geduldigen Leser lieb ist. Angaben zu den einzelnen (Unter-)Fonds findet der suchende Leser mitunter verteilt an zig Stellen im Bericht – und den diversen länderspezifischen Anhängen. Gelegentlich endet die Suche nach bestimmten Angaben erfolglos aufgrund fehlerhafter Seitenzahlen oder einer unkonventionellen PDF-Aufbereitung – oder schlicht aufgrund mangelnder Geduld des verzweifelten Lesers.

Gerne wird der Hinweis gebracht, dass Berichte von Anlegern sowieso nicht gelesen werden. Wenig verwunderlich ist dabei allerdings, dass dieser Hinweis meist genau von den Gesellschaften angeführt wird, deren Berichte nur die gesetzlich geforderten Mindestangaben enthalten und die zudem an einer anlegerorientierten Aufbereitung sparen.

Drei Angaben sind für das Erreichen eines positiven „Information-Rating“ in einem Jahresbericht zwingend erforderlich. Es sind die aus Anlegersicht wichtigsten Angaben eines Fondsberichts: der Kapitalmarktbericht, die Kommentierung der Portfolioaktivitäten sowie die explizite Angabe der Wertentwicklung. Nur zu oft fehlt eine oder zwei dieser Angaben. Das ist der Grund, weswegen noch immer zahlreiche Fonds eine negative Transparenzbewertung erhalten. Von den derzeit 3.324 Fonds mit aktuellen Information-Ratings sind die Bewertungen für 1.462 Fonds (entsprechend rund 44 %) mit „Information-Rating kein Rating“ negativ. Gleichwohl lag diese Quote in der Vergangenheit noch deutlich höher. Betroffen sind vor allem Luxemburger Fonds, aber auch Fonds aus Liechtenstein.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang das Fehlen einheitlicher Transparenzstandards innerhalb von Umbrellafonds. Nach Einschätzung von Fonds Advice ist bei mehreren volumenstarken Umbrellafonds die Transparenz der einzelnen Unterfonds teilweise sehr unterschiedlich ausgeprägt.

Positiv seien die inzwischen zahlreichen Beispiele anlegerorientierter Jahres- und Halbjahresberichte. Viele Gesellschaften achten auf Transparenz bei ihren Fonds – und auf anlegerorientierte Berichte, berichtet Fonds Advice. Zum 31. Januar 2014 liegen (bei Anrechnung von Anteilsklassen) für 3.324 Investmentfonds aktuelle Ratingbewertungen von 69 Verwaltungsgesellschaften aus zwölf Herkunftsländern vor.

Das Information-Rating ist kein Rating im Sinne der Verordnung (EG) Nr. 1060/2009 des europäischen Parlaments und des Rates vom 16. September 2009 über Ratingagenturen. Fonds Advice ist eine unabhängige Gesellschaft und spezialisiert auf die systematische Analyse von Fondsinformationen wie Verkaufsprospekten, Jahresberichten, Internetinformationen und anderen Informationsmedien. Information-Rating – Das Transparenz-Rating für Finanzprodukte wurde von Fonds Advice speziell zur Transparenzbeurteilung von Investmentfonds entwickelt und wird seit Dezember 2005 erteilt (aktuelle Ratingbewertungen unter www.informationrating.de)

Themen: Fondsrating, Informationrating, Transparenzrating | Kommentare deaktiviert für Fondsberichte oder Factsheets oder Internetinformationen – Gradwanderung zwischen Aktualität, Kosten und Verbindlichkeit

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