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Gelingt der Fed das Timing der Märkte?

Von Dr. Oliver Everling | 24.Januar 2022

Vielen Wissenschaftlern gilt das „Timing der Märkte“ als schwierig oder sogar als ganz unmöglich, da aufgrund der Informationseffizienz der Märkte die Kursentwicklungen eher einem Zufallspfad folgen als vorhersehbaren Mustern. In der Politik wird jedoch so getan, als sei es (Geld-) Politikern genau dies möglich, nämlich im richtigen Moment geldpolitisch einzugreifen und damit die Wirtschaft zu stabilisieren sowie Überhitzungen oder Wachstumsschwächen entgegenzuwirken.

„Die Fed ist in letzter Zeit zu einer restriktiveren Haltung übergegangen, was darauf hindeutet, dass sie davon ausgeht, dass der Inflationsdruck anhaltender sein wird als bisher angenommen“, sagt Denise Simon. Sie ist Co-Head im Emerging Market Debt-Team bei Lazard Asset Management. Die Märkte würden derzeit von drei Zinserhöhungen im Jahr 2022 und einer Gesamterhöhung des Leitzinses um 150 Basispunkte im Laufe der Jahre 2022 und 2023 ausgehen.

„Unserer Ansicht nach besteht das größte Risiko für die Emerging Markets 2022 darin, dass die Fed einen geldpolitischen Fehler begeht und die Zinsen genau dann anhebt, wenn sich die Wirtschaft und die Inflation abkühlen“, analysiert Denise Simon. Dies würde angesichts der Fragilität der globalen wirtschaftlichen Erholung eine große Herausforderung für alle Risikoanlagen darstellen, einschließlich Anlagen in Emerging Markets. „Da die Märkte bereits eine Reihe von Zinserhöhungen eingepreist haben und der erwartete Endsatz bei etwa 2,25 Prozent liegt, sehen wir nur ein begrenztes Risiko für einen starken, beschleunigten Anstieg der Treasury-Renditen.“

Die Expertin ist sich der kurzfristigen Herausforderungen bewusst, vor denen Schwellenländeranleihen stehen, hält sie aber nicht für unüberwindbar. Sie resümiert, dass der derzeitige Pessimismus, der in den Märkten eingepreist sei, die Bewertungen auf ein Niveau getrieben habe, das einen mehr als angemessenen Ausgleich für diese Risiken biete. „Angesichts eines stabilen US-Leitzinses und Spreads, die sowohl im historischen Vergleich als auch fundamental gesehen weit sind, dürften sich Staats- und Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern, und insbesondere Hochzinsanleihen, gut entwickeln“, erklärt Denise Simon. „Die Bewertungen von EM-Staatsanleihen erscheinen im Vergleich zu Investment-Grade-Unternehmensanleihen und auch im Vergleich zu bonitäts- und laufzeitadäquaten US-Unternehmensanleihen günstig.“ Die Analystin sieht attraktive Anlagemöglichkeiten in ausgewählten Ländern.

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