« | Home | »

Geschäftsethik in China – ein Praxisbericht

Von Dr. Oliver Everling | 16.Dezember 2020

Die herausragende wirtschaftliche Entwicklung der Volksrepublik China hat in den vergangenen Jahrzehnten viele positive Effekte herbeigeführt: Sinkende Armut, wachsende Mittelschicht, innovative High-Tech-Unternehmen – die Liste ließe sich lange fortführen, schreiben Thomas Stewens und Axel Rose in ihrem Beitrag zum Buch „Social Credit Rating.“

Die Autoren sind bei der BankM AG beschäftigt, einer 2007 gegründeten deutschen Spezialbank, die in der Mittelstandsfinanzierung tätig ist und hier insbesondere als Spezialist für strategische Kapitalbeschaffung im Fremd- und Eigenkapitalbereich eine führende Stellung einnimmt. Dabei unterstützt BankM auch chinesische Unternehmen mit Interessen in Deutschland und deutsche Unternehmer bei Expansionsvorhaben in China und hat in dieser Funktion mehrere Börsengänge, M&A-Transaktionen und Wirtschaftsförderungsprojekte begleitet.

„Der massive Bedeutungsgewinn materieller Leitmotive hat aber auch eine Ethik des Gewinnens gefördert,“ so Stewens und Rose, „in der ein clever agierender Geschäftsmann sich zum Erreichen des Erfolges sehr weitreichender Mittel bedienen kann, während der Verlierer nicht geschickt oder klug genug war, um das Risiko zu erkennen.“

Ein moralisch ethischer Konsens im Geschäftsleben fehlt nach Ansicht der China-erfahrenen Experten. „Manipulation, Spekulation sowie ein riesiger grauer Kapitalmarkt sind die Kehrseite des wirtschaftlichen Erfolgs. Folge ist ein gesellschaftlicher Vertrauensverlust, der sich negativ auf die gesamte volkswirtschaftliche Entwicklung auswirkt.“

Der 2014 veröffentlichten Plan der chinesischen Regierung, im Jahr 2020 ein umfassendes, datenbasiertes Social Credit System einzuführen, ist nach Ansicht der Autoren unter anderem der Versuch, das geringe gesellschaftliche Vertrauen zu adressieren und ein faires, transparentes, und berechenbares Wirtschaftsumfeld zu schaffen.

„Das Mammut-Projekt bezieht auch alle in China tätigen Unternehmen mit ein,“ so Stewens und Rose, „die Daten aus rund 30 Bereichen an die zuständigen lokalen und nationalen Behörden weiterreichen müssen. Dort werden die Daten in einer zentralen Datenbank konsolidiert und analysiert. Mittels eines komplexen, intransparenten Algorithmus wird schließlich ein Rating ermittelt, das sowohl Strafen als auch Vergünstigungen zur Folge haben kann. Der vorliegende Beitrag liefert einen Praxisbericht über die chinesische Geschäftsethik und analysiert inwieweit das Corporat Social Credit System geeignet ist, die Schattenseiten des wirtschaftlichen Erfolgs einzudämmen.“

Thomas Stewens ist Gründungspartner, Vorstand und Leiter China Desk der BankM sowie Gründungsvorstand des Vereins Kapitalmarkt KMU und Mitglied der Landesfachkommission Finanzmarktpolitik & Vorsorge im Wirtschaftsrat der CDU. Herr Stewens verfügt über langjährige Erfahrung im Investment Banking und hat zahlreiche Transaktionen mit China-Bezug in führender Position begleitet.

Axel Rose ist seit 2013 bei der BankM im Projektgeschäft tätig und hat seitdem verschiedene Projekte in China begleitet. Herr Rose ist Spezialist für Unternehmens- und Investorenkommunikation, hat mehrere Jahre für die F.A.Z.-Gruppe als Finanzjournalist gearbeitet und ist Autor des 2009 im Peter Lang Verlag erschienen Buches „China – Indien: Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich“.

Themen: Sozialkreditrating | Kommentare deaktiviert für Geschäftsethik in China – ein Praxisbericht

Kommentare geschlossen.