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Gesellschaftliches Engagement von Familienunternehmen
Von Dr. Oliver Everling | 19.Dezember 2007
Familienunternehmen sehen sich in der gesellschaftlichen Verantwortung und gehen sie aktiv an. In der Kommunikation ihres Engagements sind sie jedoch eher zurückhaltend. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von Prof. Dr. Henry Schäfer vom Betriebswirtschaftlichen Institut der Universität Stuttgart im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen und der Bertelsmann Stiftung. „Während das gesellschaftliche Engagement von großen Publikumsgesellschaften durch Kampagnen unter dem Schlagwort �??Corporate Social Responsibility�?? in der öffentlichen Diskussion präsent ist, sind die Initiativen von Familienunternehmen bislang kaum Gegenstand der öffentlichen und wissenschaftlichen Betrachtung. Diese Lücke wollen wir schließen!�??, begründet Stefan Heidbreder, Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen, den Studienauftrag.
Die Motive sind entscheidend: Die Studie gibt Aufschluss über das Ausmaß, die Strukturen und die Motive des in Deutschland gelebten gesellschaftlichen Engagements von Familienunternehmen. Rund 95 Prozent der befragten Familienunternehmer geben die eigenen Überzeugungen als Hauptantriebsfeder an, gefolgt von ethischen Aspekten (82 Prozent), dem Ziel, die Mitarbeiter zu motivieren oder die Arbeitsatmosphäre (63 Prozent) zu verbessern. Bemerkenswert ist die Nennung persönlich prägender Erlebnisse des Unternehmers selbst als Anstoß zu Initiativen und Aktivitäten.
Der hohe Stellenwert persönlicher Motive stellt einen deutlichen Unterschied zu der Ausrichtung von multinationalen Publikumsgesellschaften dar, deren Aktivitäten sich häufig an den Forderungen des Kapitalmarkts orientieren. Entsprechend spielen finanzielle, messbare Größen wie Kosten oder Erlöse mit nur 23 Prozent der Nennungen für das gesellschaftliche Engagement von Familienunternehmen eine untergeordnete Rolle.
Familienunternehmer engagieren sich häufig dort, wo die staatlichen Kapazitäten erschöpft sind oder bei Themen, die bisher nicht ausreichend in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Typisch ist, dass gesellschaftliches Engagement aus dem direkten Umfeld der Unternehmer geboren wird, betont der Leiter der Studie, Prof. Dr. Henry Schäfer. Entsprechend groß ist die Vielfalt der Maßnahmen. Obwohl viele Unternehmen international tätig sind, sind ihre Aktivitäten primär regional und national ausgerichtet. Die Pluralität der Maßnahmen sind groß – angefangen von der Förderung eines Technikmuseums über die Einrichtung eines Betriebskindergarten bis hin zum Neubau eines Gemeindehauses in der Stadt.
Familienunternehmer sind verkannte Bildungsförderer. Rund eine halbe Million Euro ist den untersuchten Familienunternehmen ihr Engagement im Mittel wert. Die Hälfte der Befragten wird ihr Engagement sogar noch ausweiten. Der Fokus liegt auf den Mitarbeitern und Beschäftigten, gefolgt von den Kunden und Lieferanten sowie dem Engagement für die Umwelt. „Überraschend ist für uns, dass dem Bildungssektor die höchste Bedeutung des gesellschaftlichen Engagements zukommt!�??, so der wissenschaftliche Leiter, Prof. Dr. Henry Schäfer, von der Universität Stuttgart. Mit 84,7 Prozent wurde hier ein Votum abgegeben. Konkret gefördert wurden Kooperationen mit Schulen, Universitäten und Museen sowie Aus- und Weiterbildungsangebote für Mitarbeiter. An zweiter Stelle rangieren soziale Leistungen wie der Ausbau eines Betriebskindergartens (55,5 Prozent), gefolgt vom Umweltbereich (49,5 Prozent) und dem Tätigkeitsfeld „Gesundheit�?? (37,3 Prozent).
Umsetzung und Aktivitäten zum gesellschaftlichen Engagement sind den meisten Familienunternehmen wichtiger als die Kommunikation darüber. So antworteten mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmer. Der Einsatz von Dokumentationen sowie Umwelt-, Sozial- und Nachhaltigkeitsberichte (37,6 Prozent) wird am ehesten von Familienunternehmen genutzt, deutlich weniger setzt man auf Veranstaltungen (22,5 Prozent) oder das Internet (18,6 Prozent) als Kommunikationswege. Dieses Ungleichgewicht zwischen Aktivität und Vermarktung spiegelt die fast schon sprichwörtliche Zurückhaltung vieler Familienunternehmer wider.
Themen: Nachhaltigkeitsrating | Kommentare deaktiviert für Gesellschaftliches Engagement von Familienunternehmen
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