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Goldman Sachs-Skandal: Weckruf zu stärkerer Regulierung?

Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 21.April 2010

Nach dem Betrugsvorwurf der amerikanischen Börsenaufsicht SEC gegen die Investmentbank Goldman Sachs steht nicht nur die Bank, sondern die gesamte Wall Street am Pranger. Der Imageschaden ist immens, den die „Goldmänner“ angerichtet haben; und damit stellt sich die Frage nach der Zukunft von Lloyd Blankfein, dem Vorstandsvorsitzenden der Bank.
 
Der Skandal um Goldman Sachs dürfte der Wall Street nicht gelegen kommen. Denn die führenden Banker haben in den zurückliegenden Wochen kräftig die Muskeln spielen lassen, um eine stärkere Regulierung seitens der die US-Regierung abzuwenden. Bislang ist auch die Strategie der Wall Street aufgegangen, hatten sie doch die Republikaner auf ihrer Seite. Allerdings hatten Banker und Republikaner bisher auch leichtes Spiel, denn Finanzminister Timothy Geithner machte bei der Bekämpfung der Krise eine schwache Figur.
 
Infolge dessen hatten es Präsident Obama und einer Vielzahl der Demokraten schwer, gegen den „Kasinokapitalismus“ an der Wall Street anzugehen. Auch die jüngst veröffentlichten Milliardengewinne der Investmentbanken dürften nicht gerade dazu beigetragen haben, die Anti-Stimmung gegenüber den Bankern in den USA abzumildern. Auch dass Goldman laut einem Bericht der “New York Post” 5,4 Mrd. Dollar an erfolgsabhängiger Vergütung (compensation and benefits) in der laufenden Periode zurückstellen will, dürfte die Stimmung gegenüber der allmächtigen Bank weiter anheizen. Doch mit dem Betrugsvorwurf könnten die Kritiker nun oberhand gewinnen und die Banken stärker reglementieren, als denen lieb ist.
 
Es wird sicherlich noch eine ganze Weile dauern, bis sich aus den Vorwürfen dann eine sinnvolle Anklage entwickeln wird. Infolge dessen dürfte die Geschichte um die Goldman-Affäre auch kein Thema sein, das die Börsen länger beschäftigen sollte. Es werden weiterhin Milliarden verdient und dicke Boni gezahlt. Sollte es dann irgendwann zu einer Verurteilung kommen, kann man dies aus der „Portokasse“ bezahlen. Das eigentliche Problem von Goldman Sachs dürfte neben dem Imageverlust nun vorrangig die Herabstufung der Bonität sein. Gemessen an der Absicherungsprämie für Credit Default Swaps haben sich die Prämien bei GS nun um satte 50 % verteuert.
 
Fakt ist, dass die Macht der großen Megabanken beschnitten werden muss. Die Vermögenswerte der sechs führenden Banken – Bank of America, JPMorgan Chase, Citigroup, Wells Fargo, Goldman Sachs und Morgan Stanley entsprechen rund 60 % des Bruttoinlandsprodukts der USA. Damit wird die globale Wirtschaft zu einer Geisel dieser Institute. Im Falle einer erneuten Krise könnten diese Banken angesichts ihrer exzessiven Risiken im Eigenhandel und der bisherigen Praktiken bei komplizierten Finanzprodukten einen finanziellen Meltdown auslösen, der alles Bisherige in den Schatten stellt.
 
Vor kurzem sagte der neue Lehman-Chef Bryan Marsal gegenüber dem „Handelsblatt“, dass es „höchstwahrscheinlich sei, dass ein Fall Lehman sich wiederholen wird“. Marsal echauffierte sich auch darüber, dass sich bei Aufsehern und in den Unternehmen nach der weltweiten Katastrophe wenig getan habe.
 
Während die Pleite von Lehman Brothers nicht auf die Größe, sondern deren Komplexität zurückzuführen war, besteht bei den in der Krise sogar noch größer gewordenen Banken durchaus die Gefahr einer globalen Kernschmelze. Diese wird sich nur verhindern lassen, wenn die globalen Regulierungen sich endlich zu einer stärkere Regulierung durchringen.

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