« Lichtblick trotz Corona-Missmanagement der Bundesregierung | Home | Forensisches Rating in Indien »
Green Economy, Green Deal und Sustainable Finance nicht ohne Nachhaltigkeitsratings
Von Dr. Oliver Everling | 22.Januar 2021
Nachhaltigkeitsratings werden von sogenannten nicht-monetären Finanzintermediären auf einem internationalen Markt für spezialisierte Informationsleistungen angeboten. „Mittlerweile sind durch Fusionen und Übernahmen oligopolistische Marktstrukturen entstanden“, berichtet Prof. Dr. Henry Schäfer im Buch „Social Credit Rating“ des Springer-Verlags.
Schäfer war bis 2019 Ordinarius der Universität Stuttgart und Inhaber des Lehrstuhls „Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Finanzwirtschaft“ sowie Leiter der Abteilung III des Betriebswirtschaftlichen Instituts der Universität Stuttgart. Eine besondere Bedeutung hat bis heute der Forschungsbereich „Sustainability & Finance“. Seit 2007 ist er geschäftsführender Gesellschafter der von ihm gegründeten EccoWorks GmbH, eine Beratungsgesellschaft für Sustainable Finance und Werte orientierte Unternehmensführung.
„Nach wie vor wendet sich aber die überwiegende Zahl der verbliebenen Ratinganbieter an Finanzmarktakteure; übrige Stakeholder spielen so gut wie keine Rolle. Da sich die Auswahl der zu beurteilenden Unternehmen meist an der Zusammensetzung von Wertpapierindizes ausrichtet,“ so Schäfer, „werden in den Ratingsystemen überwiegend börsennotierte Großunternehmen behandelt. Mittlerweile wurde allerdings der Kreis der gerateten Emittenten auf Staaten, supranationale Organisationen und Small Cap-Unternehmen sowie etliche Schwellenländer ausgedehnt. Auch Nachhaltigkeitsratings für spezielle Assetklassen wie Pfandbriefe sind am Markt vorzufinden.“
Schäfer skizziert die Funktionen von Nachhaltigkeitsratings: Sie „dienen dazu, Informationslücken zwischen Unternehmen und Stakeholderkreisen kostengünstig zu schließen bzw. bestehende Informationslücken zu verkleinern. Gut funktionierende Einrichtungen des Nachhaltigkeitsratings erfüllen damit eine wichtige ökonomische Bindegliedfunktion, ohne die Investoren und Finanzinstitute kaum in der Lage wären, ihre Nachhaltigkeitsziele und –vorstellungen durch Anlageentscheidungen gegenüber Unternehmen zu kommunizieren und sie entsprechend zu sanktionieren. Insofern können Nachhaltigkeitsratings auch als Social Accountings verstanden werden.“
Mit der Übertragung von Intermediärsfunktionen zur Lösung eines ansonsten informationsökonomisch ineffizienten ESG-Informationsmarktes entstehen wiederum neue Unsicherheitsquellen, schreibt Schäfer: „die Qualität der Intermediärsleistung mag schwanken, überraschende Methoden- oder Kriterienwechsel können eintreten (sog. Hold Up-Situation) und am Ende des Tages mag es für Außenstehende verborgen bleiben, welche konkreten Absichten und Maßnahmen sich im Ratingmodell bei der Einrichtung niedergeschlagen haben (sog. Moral Hazard-Problem). Ratingeinrichtungen im Nachhaltigkeitsbereich haben dies durchaus erkannt und nach eigenen Wegen der Qualitätssicherung gesucht.“
Themen: Nachhaltigkeitsrating, Sozialkreditrating | Kommentare deaktiviert für Green Economy, Green Deal und Sustainable Finance nicht ohne Nachhaltigkeitsratings
Kommentare geschlossen.