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Grüne Transformationsfinanzierung: Wege zur erfolgreichen Umsetzung

Von Dr. Oliver Everling | 5.September 2024

In einem aufschlussreichen Thesen-Talk auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel 2024 haben führende Experten über die Herausforderungen und Chancen der grünen und digitalen Transformation der europäischen Wirtschaft diskutiert. Lutz Diederichs, CEO von BNP Paribas Deutschland, Dr. Ingrid Hengster, CEO Germany und Global Chairman Investment Banking von Barclays, und Aysel Osmanoglu, CEO der GLS Bank, beleuchteten die Dringlichkeit und die unterschiedlichen Ansätze zur Finanzierung dieser Transformationen.

These 1: Wir brauchen eine Kapitalmarktunion, damit die grüne und digitale Transformation der europäischen Wirtschaft gelingt. These 2: Die EU-Taxonomie soll ein Regelwerk für Nachhaltigkeit definieren – in der Praxis wird diese aber zu einer bürokratischen Hürde, die Investoren abschreckt, anstatt sie zu ermutigen. These 3: Eine Wiederbelebung des Verbriefungsmarktes bietet eine gute Chance, zusätzliches Kapital für die Transformation zu gewinnen.

Die erste These, die während der Diskussion hervorgehoben wurde, betont die Notwendigkeit einer Kapitalmarktunion, um die grüne und digitale Transformation in Europa erfolgreich voranzutreiben. Diederichs unterstützte diese These und verwies auf das breitere Spektrum an Finanzierungsmöglichkeiten, das Unternehmen in den USA geboten wird. Er erklärte, dass die enormen Investitionen, die für die Transformation erforderlich sind, nicht allein aus Staatsmitteln oder Krediten gedeckt werden können. „Wir brauchen privates Kapital, und dafür brauchen wir einen funktionierenden Kapitalmarkt“, so Diederichs. Er kritisierte, dass Europa für ausländische Investoren, die auch in den USA investieren können, nicht attraktiv genug sei.

Osmanoglu ergänzte, dass die Forderung nach einer Kapitalmarktunion nicht bedeuten könne, dass heute nicht bereits in die Transformation investiert werde. Sie wies darauf hin, dass mehr als 1 Billion Euro in kurzfristigen Geldanlagen bei Banken geparkt sei, was ein erhebliches Potenzial für die Finanzierung der Transformation darstellt.

In Bezug auf die zweite These – dass die EU-Taxonomie als Regelwerk für Nachhaltigkeit in der Praxis eine bürokratische Hürde darstellen könnte – stellte Diederichs klar, dass die Taxonomie notwendig sei, um externe Effekte und Marktversagen zu adressieren. Jedoch könnte sie Investoren abschrecken, wenn der Eindruck entsteht, dass nur dunkelgrüne Kredite Fortschritte darstellen.

Hengster wies darauf hin, dass Banken zunehmend von ihren Investoren kontrolliert werden und dies sie zur Transformation drängt. Auch der „Purpose“ spiele in Mitarbeitergesprächen eine wachsende Rolle, was die Bedeutung von Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung unterstreicht.

Die dritte These betont die potenziellen Vorteile einer Wiederbelebung des Verbriefungsmarktes zur Gewinnung zusätzlichen Kapitals für die Transformation. Diederichs erläuterte, dass nicht das Instrument der Verbriefung selbst problematisch sei, sondern die Qualität der verbrieften Assets. Er betonte, dass der Verbriefungsmarkt schnell aktiviert werden könne, wenn die Eigenkapitalanforderungen reduziert würden. Derzeit sei es für Banken einfacher, Kredite auf der Bilanz zu halten, als sie zu verbriefen. Osmanoglu unterstützte diesen Ansatz und schloss die Möglichkeit von Verbriefungen nicht aus.

Insgesamt verdeutlichten die Experten, dass die Finanzierung der grünen Transformation eine vielschichtige Herausforderung darstellt, die sowohl innovative Ansätze als auch eine Reform des Kapitalmarkts erfordert. Während der Weg zur Kapitalmarktunion und die Anpassung der Regulierungen wichtige Schritte sind, liegt die Verantwortung auch bei den Finanzinstituten, proaktiv in die Transformation zu investieren und bestehende Instrumente wie die Verbriefung optimal zu nutzen.

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