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Herausforderungen des Schuldenmanagements Deutschlands
Von Dr. Oliver Everling | 14.Januar 2013
„Einige haben für 2012 den Untergang der Eurozone prognostiziert, andere den Weltuntergang, ich habe jeweils dagegen gehalten“, leitet Dr. Carsten Lehr in seinen Vortrag ein. Dr. Carsten Lehr aus der Geschäftsführung der Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH spricht im eff European Finance Forum in Frankfurt am Main anlässlich des Neujahrsempfangs des Vereins über „Herausforderungen des Schuldenmanagements im 21. Jahrhundert“.
Lehr skizziert die Organisationsstruktur im Bundesschuldenwesen über die parlamentarische Kontrolle über die Vertreter der Emittentin (Bundesministerium der Finanzen) bis zum zentralen Dienstleister für die Kreditaufnahme und das Schuldenmanagement des Bundes, der Finanzagentur, sowie der Deutschen BUndesbank als Bankdienstleister für das Emissionsgeschäft und das Tenderverfahren. Die Deutsche Bundesbank ist die Hausbank des Bundes, zu der die Finanzagentur ein partnerschaftliches Verhältnis pflegt. „Als Finanzagentur sind wir zwar nicht der Bankenaufsicht unterworfen, aber gesellschaftsrechtlich sind wir den MaRisk verpflichtet. Wir operieren insofern wie eine Bank.“ Andere Finanzagenturen im Ausland, mit denen man in engem Kontakt stehe, seien in diesem Aspekt anders aufgestellt mit entsprechend anderen Resultaten.
Im September 2000 wurde die Finanzagentur gegründet, im Juni 2001 nahm sie ihre operative Geschäftstätigkeit auf. Im August 2006 wurden Teile der Bundeswertpapierverwaltung integriert, im Juni 2010 das Mandat des EFSG (Europäische Finanzstabilisierungsfazilität) übernommen. Ende 2012 wurden 299 Mitarbeiter in Frankfurt am Main beschäftigt. Portfolio- und Risikomanagement, Beratung sowie sonstige Dienstleistungen sind die drei Säulen der Dienstleistungen im Schuldenmanagement. Sicherstellung der Liquidität des Bundes inklusive Handel und Abwicklung, Senkung der Zinskosten und Management, Überwachung und Kontrolle der Risiken machen die erste Säule aus. Beratung erfolgt zu Fragen des Schuldenmanagements, der Risikosteuerung, der regulatorischen Veränderungen, Entwicklugnen der Finanzmärkte und Entwicklungen im Euroraum. Sonstige Dienstleistungen betreffen die Planung (z.B. Zinsausgaben, Berichterstattung, Einzelschuldbuch und Öffentlichkeitsarbeit).
Auf das Schuldenmanagement Deutschlands wirken ökonomische Entwicklungen auf globaler und europäischer Ebene ein wie auch Fragestellungen wie nach nationalen verus europäischen Schuldenmanagement, Übernahme von neuen Aufgaben (EFSF, ESM , „Deutschland-Bonds“), Auswirkungen der Schuldenbremse laut Grundgesetz, regulatorische Anforderungen, Nachfrageverschiebungen (geografisch, institutionell und instrumentell), Wettbewerb mit anderen Emittenten und Demografie wie u.a. Fachkräftemangel. „Die Eurobonds kommen, wir wissen nur noch nicht, wann“, sagt Lehr. Europa werde heute nicht direkt, sondern immer nur über die Mitgliedsstaaten finanziert. Eurobonds seien nicht ohne Ausübung von Kontrolle möglich, daher könnten sich mit Eurobonds eine Reihe neuer Anforderungen ergeben.
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