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Indien profitiert vom Verwässerungsschutz
Von Dr. Oliver Everling | 23.April 2024
Indien, oft als „die größte Demokratie der Welt“ bezeichnet, zeigt ein beeindruckendes wirtschaftliches Wachstum, das jedoch anders verläuft als das von China. Laut Vinay Agarwal, einem Portfoliomanager bei FSSA Investment Managers, wird Indien China nicht auf die schnelle und zweistellige Art und Weise einholen, wie es manche erwarten könnten. Indien wird eher stetig und langfristig wachsen, was seine eigene Dynamik und Herausforderungen mit sich bringt.
Einer der Gründe für diese Prognose ist die politische Stabilität Indiens, die trotz häufiger Wechsel zwischen rechten und linken Regierungen erhalten bleibt. Agarwal betont, dass „die Kontinuität der Politik“ nicht durch diese Wechsel beeinträchtigt wurde, was auf eine tief verwurzelte Struktur politischer und wirtschaftlicher Reformen hinweist. Zu diesen Reformen gehören beispielsweise die Waren- und Dienstleistungssteuer, die Digitalisierung staatlicher Programme und der Real Estate Regulation Act, die zusammen ein Umfeld für das Wachstum indischer Unternehmen geschaffen haben.
Ein signifikanter Unterschied zu China liegt in der wirtschaftlichen Struktur Indiens, die stark auf den Dienstleistungssektor konzentriert ist. Agarwal merkt an, dass für ein nachhaltigeres Wachstum eine stärkere Fokussierung auf die Produktion notwendig wäre. Dies würde nicht nur zur Schaffung von Millionen neuer Arbeitsplätze beitragen, sondern auch die Wirtschaft diversifizieren und weniger anfällig für externe Schocks machen.
Die Herausforderungen, mit denen Indien konfrontiert ist, wie die Notwendigkeit, das Bildungssystem zu reformieren und die Umweltverschmutzung anzugehen, sind ebenfalls Faktoren, die das Wachstum beeinflussen könnten. Agarwal betont die Bedeutung von besseren Schulen und Lehrern, insbesondere in kleineren Städten und Gemeinden, um das Bildungsniveau anzuheben und so die Grundlage für eine qualifizierte Arbeitskraft zu schaffen.
Trotz dieser Herausforderungen und der unterschiedlichen Wachstumspfade bleibt Indien ein attraktiver Markt für Investoren. Die Bewertungen am indischen Aktienmarkt sind traditionell höher als in China, was Agarwal auf bessere Regulierung und Unternehmensführung zurückführt. Dies spiegelt sich in den hohen Eigenkapitalrenditen indischer Unternehmen wider, die darauf hindeuten, dass viele indische Unternehmen seit Jahrzehnten an der Börse notiert sind und eine Kultur der Kapitalerhaltung und hohen Kapitalrenditen pflegen.
„Kapital war in Indien schon immer knapp. Die Mehrheitseigentümer von Unternehmen sind darauf bedacht, ihr Eigentum zu erhalten, und fokussieren sich daher auf die Erzielung hoher Kapitalrenditen, um ihr Wachstum zu finanzieren. In vielen anderen Märkten finanzieren die Eigentümer das Wachstum gern durch die Ausgabe von neuem Eigenkapital, wodurch die ihre Anteile und die der Minderheitsaktionäre verwässert werden. Dies führt zu hohen Kapitalrenditen und einer geringen Verwässerung bei indischen Unternehmen“, schreibt Agarwal.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Indien seinen eigenen einzigartigen Weg des Wachstums geht, geprägt durch politische Stabilität, kontinuierliche Reformen und eine starke Betonung des Dienstleistungssektors. Während China vielleicht schneller wächst, bietet Indiens Ansatz eine nachhaltige Basis für langfristige Entwicklungen, die das Land allmählich aber stetig voranbringen.
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