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Japan 2012 auf Wachstumspfad

Von Dr. Oliver Everling | 22.März 2011

„Zeit zum Ausatmen?“ Die Antwort ist ein klares Nein, sagt Dr. Helmut Knepel, CEO der Feri EuroRating Services AG, mit Blick auf die Kapitalmärkte. Von Entspannung kann noch keine Rede sein, denn zu groß sind die Unsicherheiten darüber, welche Faktoren für die künftigen Marktentwicklungen bestimmend sein werden. Die Feri EuroRating Services sorgte auf ihrem Feri Symposium Investmentfonds & Beteiligungen für ein bessere Gefühl dafür, wohin die Märkte gehen werden.

Axel D. Angermann, Diplom-Volkswirt, als Direktor Economic Analysis verantwortlich für die Prognoseaktivitäten der Feri EuroRating Services AG, wendet sich gleich der bewegenden Frage nach den Folgen der Ereignisse in Japan zu. Kurzfristig sieht Angermann die Zerstörung der Infrastruktur (Häfen), die Engpässe in der Energieversorgung, die Produktionsstillegung in anderen Landesteilen wegen Lieferengpässen. Die Folge davon ist ein deutlicher Einbruch der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2011 und eine Stabilisierung im zweiten Quartal.

Mittelfristig rechnet Angermann mit der Sicherung der Energieversorgung und den Beginn des Wiederaufbaus mit Investitionen in Infrastruktur. Die mittelfristigen Folgen sieht Angermann daher in einem kräftigen Wirtschaftswachstum in der zweiten Jahreshälfte. Insgesamt werde Japan 2011 zwar schrumpfen, aber die Wachstumsraten in 2012 müssen nach oben korrigiert werden. Angermann rechnet inzwischen mit deutlich mehr als 3 % Wachstum in 2012.

Die Wachstumslokomotive weltweit sitze nach wie vor in China, auch wenn sich das Wachstum dort auf 7 % abschwäche. Es habe durchaus Fehlallokationen gegeben, auch Inflation und Übertreibungen auf den Immobilienmärkten seien Minuspunkte in China, die chinesische Regierung steuere hier aber entschlossen entgegen. Für 2011 rechnet Angermann in China mit einem Wachstum von 9 %.

Angermann zeigt drei Szenarien auf, von denen er das eines sich selbst tragenden Aufschwungs die größte Wahrscheinlichkeit beimisst mit rund 65 % Eintrittswahrscheinlichkeit: Positive Dynamik am Arbeitsmarkt fördert den Konsum, steigende Investitionen der Unternehmen wirken positiv auf die Beschäftigung, nur noch geringfügig bremsende Impulse von der Bauwirtschaft und die expansive Geld- und Fiskalpolitik wird beibehalten – so die Eckpunkte dieses Szenarios.

„Wir haben für unsere Prognose keine Eskalation unterstellt“, sagt Angermann in Richtung auf die Ereignisse in Nordafrika. „Der Ölpreis verbleibt auf dem Niveau, auf dem er jetzt ist“, so sein Wahrscheinlichkeitsurteil für die Ölpreisentwicklung, für die weder Impulse für einen Ölpreisverfall, noch für einen extremen Anstieg zu sehen seien. Die Rohstoffpreise würden insbesondere zu höheren Inflationsraten in den Entwicklungsländern führen, in denen die Ölpreisentwicklung natürlich auch zu Problemen führe, die die wirtschaftliche Aktivitäten dämpfen. Hier würden die Zentralbanken auch die Zinsen anheben, um der Inflation entgegenzuwirken; Angermann geht aber davon aus, dass die Zentralbanken die Inflation wirksam bekämpfen werden, ohne das Wachstum abzuwürgen.

Gegen höhere Inflation sprechen gedämpfter Kostendruck (globaler Wettbewerb, keine Lohn-Preis-Spirale), moderates Wirtschaftswachstum in Industrieländern und die Abschwächung des Wirtschaftswachstums in Schwellenländern. Außerdem seien die Zentralbanken fähig und willens zur Inflationsbekämpfung (Zinserhöhungen, Mindestreservesätze). Noch sieht Angermann auch geringe politische Anreize zur Inflationierung der Staatsschulden. Inflation lohne sich ja nur, wenn Staaten Überraschungsinflation zu erzeugen – dafür seien aber die Chancen gering.

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