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Klare Ergebnisse bei den US-Wahlen: Eine Analyse von Carsten Mumm

Von Dr. Oliver Everling | 6.November 2024

Der überraschend klare Ausgang der jüngsten Präsidentschafts- und Kongresswahlen in den USA bringt aus Sicht der Kapitalmärkte zwei positive Aspekte mit sich. Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL, kommentiert die aktuellen Entwicklungen und ihre potenziellen Auswirkungen auf die Märkte und die Wirtschaft.

„Keine Unklarheit über das Wahlergebnis“, stellt Mumm fest. Die klare Entscheidung hat das Risiko langwieriger Neuauszählungen und juristischer Konflikte um das Wahlergebnis abgewendet. „Länger andauernde Neuauszählungen, juristische Auseinandersetzungen mit einer möglichen finalen Entscheidung durch den Obersten Gerichtshof oder gar Ausschreitungen hätten für erhebliche Verunsicherung an den Börsen gesorgt,“ so Mumm. Die Kapitalmärkte profitieren von der Tatsache, dass solche Szenarien ausgeblieben sind und die politische Zukunft des Landes – zumindest vorerst – feststeht.

Zusätzlich hebt Mumm hervor, dass die politischen Ausrichtungen der neuen Regierung aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Kongress weitgehend absehbar sind. Die Mehrheit in beiden Kammern ermöglicht eine klare politische Agenda. Dennoch verweist Mumm auf die Unberechenbarkeit von Donald Trump, der als neuer Präsident eine zentrale Rolle spielen wird. „Eine kleine Einschränkung ist in diesem Kontext nur die Unberechenbarkeit des künftigen US-Präsidenten Donald Trump, bei dem man weniger als bei anderen davon ausgehen kann, dass Ankündigungen aus dem Wahlkampf tatsächlich auch umgesetzt werden.“

Mumm erwartet eine Fortsetzung und Intensivierung der wirtschaftspolitischen Maßnahmen, die unter Trump bereits begonnen wurden. „Trotzdem werden die großen wirtschaftspolitischen Leitlinien weitere Steuersenkungen für Unternehmen, eine Verlängerung der Einkommenssteuersenkungen des Jahres 2017 sowie ein Ausbau der Förderung fossiler Energierohstoffe und ggf. weitere Deregulierungen in einigen Branchen (wie der Finanzindustrie) sein,“ erläutert der Chefvolkswirt. Diese Perspektive hat bereits jetzt Auswirkungen auf bestimmte Branchen an den Finanzmärkten. „So haben sich in den vergangenen Wochen bereits deutliche Kursgewinne in den betroffenen Branchen (sog. ‚Trump-Trades‘) eingestellt und dürften vorerst weiter ausgebaut werden.“ Auch der US-Dollar hat sich aufgewertet, was Mumm auf die optimistischen Markterwartungen zurückführt.

Dennoch gibt es aus wirtschaftlicher Sicht kritische Punkte, insbesondere im Bereich der Handelspolitik. Ob und in welchem Ausmaß Trump protektionistische Maßnahmen wie Zollanhebungen und Handelsbeschränkungen durchsetzen wird, bleibt unklar. „Offen ist hingegen, in welchem Ausmaß Trump die massiven Zollanhebungen und die Ausweitung anderer Handelsbeschränkungen vornehmen wird,“ betont Mumm. „Diese hätten deutlich negative Auswirkungen auf wichtige Handelspartner wie China oder Deutschland.“ Auch innerhalb der USA könnten die Maßnahmen mittel- bis langfristig spürbare Konsequenzen haben. Steigende Importpreise infolge von Zöllen könnten die Inflation ankurbeln und so den Handlungsspielraum der Federal Reserve für künftige Zinssenkungen einschränken.

In Bezug auf die Migrationspolitik sieht Mumm ebenfalls Risiken. „Auch massenhafte Abschiebungen von Migranten und eine Begrenzung der Einwanderung würden der US-Wirtschaft erheblich schaden.“ Da die US-Wirtschaft auf eine hohe Anzahl von Arbeitskräften angewiesen ist, könnten solche Maßnahmen das Wachstum bremsen und die Marktstabilität gefährden.

Auch geopolitische Unsicherheiten spielen eine Rolle. Mumm verweist insbesondere auf mögliche Konflikte im Nahen Osten und bezüglich der Ukraine, bei denen die Position der US-Regierung unklar ist. „Hinzu kommt eine erhöhte Unsicherheit über die Positionierung der US-Regierung bei geopolitischen Konfliktlagen, vor allem bzgl. der Ukraine und im Nahen Osten.“

Für Europa sieht Mumm in den aktuellen Entwicklungen eine verstärkte Notwendigkeit zur Eigenständigkeit. „Aus europäischer Sicht erhält die hinlänglich bekannte Erkenntnis neuen Auftrieb, dass man sich deutlich stärker emanzipieren und für eigene Positionen – auch finanziell – einstehen muss.“ Europa muss sich zunehmend unabhängig von den USA aufstellen, insbesondere in wirtschafts- und sicherheitspolitischen Fragen.

Abschließend rät Mumm Anlegern, die weitere Entwicklung der US-Politik genau zu beobachten. Die derzeitige Euphorie an den Märkten könnte schnell abkühlen, wenn die ersten Risiken der neuen US-Administration spürbar werden.

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