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Komplexes Stagflationsumfeld mit widersprüchlichen Signalen
Von Dr. Oliver Everling | 14.März 2023
„Wir kämpfen natürlich immer auch gegen die Märkte an“, sagt Marcel Renné, Vorsitzender des Vorstands der FERI AG auf der Jahrespressekonferenz mit Blick auf die Entwicklung der Assets-under-Management (AUM) der Gruppe. Diese blieben nämlich gegenüber dem Vorjahr nahezu stabil, trotz Kurseinbrüchen an den weltweiten FInanzmärkten.
„Das Thema Nachhaltigkeit ist etwas in den Hintergrund getreten“, sagt Marcel Renné nach der medialen Aufmerksamkeit, die das Thema in den letzten Jahren doch hatte. Der Beratungsbedarf sei aber extrem gestiegen.
„Ein Ereignis, das in den letzten 122 Jahren nur einmal vorkam: Aktien negativ, Renten negativ. Das prägte 2022″, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Vorstand und CIO der FERI AG. „Es gibt Unklarheiten beim Inflationspfad, denn es gibt verschiedene Teilbereiche. Insbesondere bei den Dienstleistungen geht die Inflation nicht glleichermaßen zurück.“
„Die EZB hängt wie ein kleiner Wurstzipfel an der FED“, so Rapp. „An der Zinsfront haben die nachgebenden Energiepreise den Druck etwas herausgenommen.“ China, Russland, Iran – hier lauern potentiell geopolitische Risiken, die eine Anlagestrategie schnell durcheinanderschütteln könne.
Rapp sieht in den USA Zeichen der Überhitzung, in Europa Stabilisierung nach dem Gaspreisschock und in China Belebung nach den No-Covid-Lockdowns. „China fährt seine Maschine wieder hoch“, sagt Rapp. Das Wachstumsziel sei eher enttäuschend, so dass „die Maschine“ zwar hochgefahren werde, aber nicht so stark, dass daraus ein Überhang für den Rest der Welt resultieren würde.
„Die bitteren Pillen: Amerika hat die Rolle der Lokomotive gespielt, droht nun aber in die Rezession umzukippen“, warnt Rapp. „Rezessionssignale sind eindeutig da.“ Die Geldmenge bilde sich real zurück. „Da wäre schon ein Wunder nötig, um diesen Rückgang der Geldmenge aufzufangen und zugleich die Wirtschaft unter Dampf zu halten.“
Das „Soft Landing“, das die Märkte im Januar vorweggenommen hatten, sieht Rapp klar als eine „Fata Morgana“. Mit dem, was in den USA passiere, spiele man derzeit auch systemische Risiken. Hinter den Kulissen hätten sich eine Menge solcher Risiken aufgebaut. Bis Ende 2023 sei die FERI daher eher vorsichtig gestimmt. Man müsse damit rechnen, dass 2023 kein ruhiges Jahr werde.
Die Szenarien, wie es weitergehen könnte, hätten sich allein in den letzten vier Wochen mindestens dreimal gedreht, zeigt Rapp auf: vom Sweet Spot zum Inflationsproblem zur Stagflation usw.
Der CIO kommt auf die Bündnisse und geopolitischen Beziehungen zu sprechen. Die Aufspaltung der Welt in Hemisphären bedeute einen stark eingeschränkten Austausch wichtiger Güter, Daten und Technologien. Jeweils eigene Infrastruktur für Datennetze, Kommunikation, Verrechnungswährungen und Zahlungssysteme hätten entsprechende Konsequenzen für die Finanzmärkte.
Ein neuer Notenbankchef in Japan werfe die Frage auf, ob Kapital nach Japan bald zurückfließen könnte. Ein abrupter Ausstieg aus der „Yield Curve Control“ könnten einen unkontrollierten Anstieg der JPN-Zinsen, eine sprunghafte Aufwertung des Yen und einen globalen Kapitalabzug der Japaner und Repatriierung bedeuten.
„Wir haben ein komplexes Stagflationsumfeld mit widersprüchlichen Signalen, das macht eine robuste und diversifizierte Asset Allocation erforderlich“, so das Fazit des CIO der FERI.
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