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Konfliktlösung im ESG-getriebenen M&A-Prozess
Von Dr. Oliver Everling | 30.Januar 2025
Unser neues Buch im Verlag Springer Nature: ESG als Treiber von M&A – Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse erfolgreich managen.
Mergers & Acquisitions (M&A) können aus vielen Gründen scheitern, und eine der entscheidenden Herausforderungen liegt darin, potenzielle Konflikte entlang des gesamten Prozesses zu bewältigen. Marina von Achten, eine erfahrene Mediatorin, hebt in ihrer Arbeit besonders die Rolle von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) in M&A-Transaktionen hervor. In der Tat birgt jede Phase einer solchen Transaktion – von den strategischen Unternehmensentscheidungen über die Verhandlungen bis hin zur Integration – erhebliches Konfliktpotential.
Innerhalb eines Unternehmens beginnt der Konflikt oft bei der Frage, ob eine geplante M&A-Transaktion der ESG-Strategie entspricht. „Es sind zunächst interne Entscheidungen auf operativer und Gesellschafterebene von solchen Entscheidungen zwischen den eigentlichen Vertragsparteien zu unterscheiden,“ betont von Achten. Dies bedeutet, dass Einigung auf verschiedenen Ebenen – Geschäftsführung, Aufsichtsrat, Gesellschafter – notwendig ist. Eine besondere Schwierigkeit ergibt sich aus der Unsicherheit, die mit der Erfüllung der noch jungen ESG-Standards verbunden ist.
Konflikte darüber, ob die Transaktion richtig ist und wie sie aussehen soll, sind oft Sachkonflikte, bei denen es um unterschiedliche Vorstellungen zur Wirkung der Transaktion auf die ESG-Bewertung geht. Aber auch Beziehungskonflikte spielen eine Rolle, da langjährige Kollegen oft um die beste Lösung ringen, wobei persönliche Differenzen die Sachdebatten überlagern. „Wenn man sich die Komplexität der Entscheidungsprozesse bewusst macht, wird einem klar, welche offenkundigen Vorteile das Transaktionsversprechen aufzeigen muss,“ so von Achten.
Während der Vertragsverhandlungen sind Verteilungskonflikte häufig, besonders wenn es um Kaufpreise und ESG-bezogene Garantien geht. Ein weiteres Problem ist die mangelnde Standardisierung dieser Garantien, was die Definition objektiver, messbarer Werte erschwert. Diese Unsicherheit kann dazu führen, dass Deals an den ESG-Bedingungen scheitern.
Nach dem Vertragsabschluss verlagert sich der Fokus auf die Integration des Zielunternehmens. Hier treten wieder Sach- und Beziehungskonflikte auf, wenn es um die Neugestaltung der Arbeitsbeziehungen und die Anpassung der Unternehmenskulturen geht. „Bei einer unterschiedlichen Unternehmensphilosophie geht es um das Nachjustieren von Unternehmenswerten,“ erläutert von Achten.
Ein weiterer Konfliktherd sind Verträge mit Dritten, die oft change-of-control-Klauseln enthalten und neu verhandelt werden müssen. Diese Klauseln geben den Vertragspartnern erheblichen Einfluss, was die Verhandlungsposition des verkaufenden Unternehmens schwächt.
Zur Konfliktlösung empfiehlt von Achten verschiedene Methoden, abhängig von der Art des Konflikts. Mediation ist besonders flexibel und pragmatisch, weil sie nicht nur rechtliche Fragen in den Vordergrund stellt, sondern auch ökonomische und strategische Überlegungen. „Die Mediation hat hier den großen Vorteil, dass nicht rechtliche Fragen im Vordergrund stehen müssen, sondern ökonomische und strategische Überlegungen Vorrang vor dem Recht haben können,“ so von Achten.
Bei der Mediation behalten die Parteien die Entscheidung in der Hand, während der Mediator als neutraler Moderator fungiert. Diese Methode ist besonders geeignet, wenn die Konfliktparteien ihre Interessen offenlegen und kreative Lösungen entwickeln müssen. Im professionellen Kontext müssen auch Emotionen berücksichtigt werden, da sie eine wesentliche Rolle in der Konfliktbewältigung spielen. „Zeigt die andere Seite Angst, ist dies ein Hinweis, dass das Bedürfnis nach Sicherheit nicht erfüllt wird,“ erklärt von Achten.
Insgesamt unterstreicht Marina von Achten die Bedeutung einer strukturierten, empathischen und flexiblen Herangehensweise an Konfliktlösung in ESG-getriebenen M&A-Prozessen. Ihre umfassende Erfahrung und ihre Fähigkeit, wirtschaftliche, rechtliche und menschliche Faktoren zu integrieren, machen ihre Ansätze besonders wertvoll in diesen komplexen und dynamischen Situationen.
Marina von Achten ist Mediatorin in komplexen Entscheidungsprozessen. Hier führt sie das strukturierte Denken der Rechtsanwältin, ihre Verhandlungsexpertise bei M&A-Transaktionen und ihre persönliche Erfahrung als Gründerin und Gesellschafterin im Familienunternehmen zusammen. Nach mehreren Jahren als Rechtsanwältin im Bereich Mergers & Acquisitions bei der Sozietät Shearman & Sterling (heute A&O Shearman) in Düsseldorf und New York bildete sie sich zur Wirtschaftsmediatorin weiter (IKOM-Institut/Frankfurt und PON/Harvard Law School). Sie ist Mitglied des Bundesverband Mediation. Frau von Achten ist in mehreren Unternehmensbeiräten tätig.
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