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Kontroverse über IPO der Genobanken
Von Dr. Oliver Everling | 25.August 2008
„Die Genossenschaftsbank vor Ort muss eine reine Vertriebsstelle sein, sie braucht die Lufthoheit vor Ort“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Gerke, Präsident, Bayerisches Finanz Zentrum, auf der 3. Handelsblatt Jahrestagung „Praxis-Forum Genossenschaftsbanken“, die von EUROFORUM Deutschland in Berlin veranstaltet wird. Sie hat den Kunden, den Vertrieb usw., aber sie hat nicht die Gesamtstrategie und nicht die Produkte. Heute gebe es noch eine unerhörte Heterogenität der Qualität der Vorstände.
„Über Stunden könnte ich über die Schieflagen bei der Konkurrenz referieren“, sagt Gerke. Die Genossenschaftsbanken würden sich aber dauerhaft nur durch bessere Produkte und besseren Service durchsetzen. Nach Gerke müssen die Voraussetzungen dazu in der Genossenschaftsorganisation noch geschaffen werden.
Gerke stellt die Idee eines IPO für den Genossenschaftssektor vor. „In der Zielsetzung muss man dem gesamten Genossenschaftssektor den Zugang zu haftendem Kapital schaffen.“ Dies sei durch ein Zentralinstitut zu erreichen, das an die Börse gebracht werde. Dieses Institut werde voll den Marktkräften ausgesetzt sein, aber auch die Möglichkeit haben, diese zu nutzen. Die Fähigkeit, sich Eigenkapital zu beschaffen, sei bei den Genossenschaftsbanken weniger ausgeprägt. Daher steige die Leistungsfähigkeit der Gruppe, wenn ein zentrales, börsennotiertes Institut geschaffen würde.
Wenn eine Primärbank gezwungen werde, ein Produkt zu verkaufen, das im Markt nicht mithalten kann, würde man niemanden einen Gefallen tun. Daher müsse man diejenigen, die zentral für die Strategie und Produkte verantwortlich sind, gezwungen werden, sich voll den Marktverhältnissen zu stellen.
Peter Hanker aus dem Vorstand der Volksbank Mittelhessen eG in Gießen hält gegen die Thesen von Gerke, da die Eigenkapitalausstattung und Rendite nicht das Problem der Volksbänker sei. Der Einfluss des Primärvolksbankers sei schon gering genug, dieser würde sich noch weiter reduzieren, wenn die Vorstellungen Gerkes Realität würden.
„Wer der Marktkontrolle nicht unterworfen sei, könne sich viel zu lange an der Kapitalmarkttheorie vorbeimogeln“, urteilt Gerke. Anhand der Landesbanken könne bewiesen werden, dass der Entzug der Kontrolle durch den Markt zu Fehlsteuerungen führen könne. Gerke glaubt nicht an die wundersame Geldvermehrung: Höhere Renditen würden im Durchschnitt nur durch höhere Risiken möglich gemacht. Am Beispiel der Kreditkrise zeigt Gerke, dass Renditen nur durch das Eingehen höherer Risiken erreicht wurden, die schließlich auch schlagend wurden.
Gerhard Hofmann vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. sagt dazu, „wir leben nicht in einer Traumwelt, sondern in der Realität“. Gerke habe in seinem Vortrag nicht die Leistungen der Genossenschaftsbanken angesprochen, die Erfolgsgeschichten wie „Easycredit“ aufzuweisen habe. Kaum ein Bankprodukt habe so schnell einen so hohen Bekanntheitsgrad erreicht wie Easycredit, gibt Hofmann ein Beispiel.
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