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Krisenzeiten sind Leasingzeiten
Von Dr. Oliver Everling | 7.Juli 2010
Trotz der Krise gab es im letzten Jahr den größten Einbruch der Leasingbranche. Niemand habe aber erwarte, dass sich die Situation so schnell danach wieder lockere, sagt Hans-Michael Heitmüller, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Leasing AG in Bad Homburg v.d.H. auf dem Leasing-Forum 2010 in Frankfurt am Main. Trotz rückläufiger Wachstumsrate sei ein steigender Anteil an geleasten Investitionsgütern gemessen am Gesamtinvestitionsvolumen festzustellen. Heitmüller präsentiert Zahlune und Fakten zum Leasingmarkt.
Operating-Leasing ist ein Leasingvertrag, bei dem der Leasingnehmer nur für die Nutzung des Objektes Lesingraten bezzahlt. Das Vermakrtungsrisiko am End e der Leasinglaufzeit trägt ausschließlich die Leasinggesellschaft.
Unter Finanzierungsleasing werden in Deutschland Verträge mit Mietvertragscharakter von mittel- oder langfristiger Dauer verstanden, deren Grundmietzeit kürzer ist als die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer des Leasingobjektes sowie Verträge, die auf die Vollamortisation des Leasinggegenstandes gerichtet sind.
Beim Mietkauf steht im Unterschied zur Miete der Eigentumserwerb am Ende der Vertragslaufzeit im Vordergrund. Mietkauf ist daher der Erwerb von Eigentum in Raten.
Der Leasingnehmer ist nicht Eigentümer des Leasingobjektes, auch das wirtschaftliche Eigentum verbleibt beim Leasinggeber. Beim Leasinggeber erfolgt die steuerrechtliche Abschreibung, er erhält Amortisations-, Finanzierungs- und Verwaltungskosten sowie eine Nutzungsentschädigung (Leasingrate). Die Leasingrate ist beim Leasingnehmer Betriebswaufwand.
So schnell wie die Neuerträge zurückbleiben, so schnell können die Kosten gar nicht abgebaut werden, zeigt Heitmüller die Herausforderungen für die Leasingwirtschaft aus der Finanzmarktkrise auf. Der überraschend scharfe Investitionsrückgang verband sich mit Misstrauen nicht nur zwischen Banken, sondern auch gegenüber Leasinggesellschaften.
Viele Leasinggesellschaften haben ihre Bücher sclhießen müssen, da keine Finanzierungsmittel mehr aufzutreiben waren. Erschwerend sei hinzugekommen, dass auch im Ausland die Kredithähne abgedreht wurden. Auch China habe dicht gemacht: „Wir haben eine sehr große Störung der Liquidität für die Leasingbranche gehabt“, berichtet Heitmüller.
Insbesondere kleineren Gesellschaften sei es „hart an den Kragen gegangen“. Die HSH Nordbank konnte nichts mehr zur Verfügung stellen und zog sich gänzlich zurück. Heitmüller skizziert ide Refinanzierungsrisiken von Leasinggesellschaften. „Das alles brachte für uns Leasinggesellschaften die Notwendigkeit, eigene Prozesse zu überdenken.“
Die aktuellen Herausforderungen ergeben sich für die Leasingbranche aus „KWG light“ und der Novellierung durch Umsetzung der 3. EU-Geldwäscherichtlinie. „Ich habe überhaupt nicht verstanden, warum man Leasinggesellschaften nicht von Anfang an einbezogen hat“, sagt Heitmüller.
„Wenn Ratingagenturen kommen, machen die erst einmal eine Bank aus uns“, kritisiert Heitmüller. Das Runde müsse bei den US-Agenturen in das Eckige passen. Zudem sei die Leasingbilanzierung nach IFRS im Umbruch.
Heitmüller sieht die Überprüfung der bisherigen Geschäftsmodelle durch rechtliche, steuerliche und bilanzielle Änderungen voraus. Die Komplexität der Branche sei gewachsen, auch die Anforderungen. Heitmüller warnt vor einem „regulatorischen Overkill“. Die Optimierung der Steuerungssysteme und die Konsolidierung in der Leasingbranche sind für Heitmüller absehbar. Die Leasingbranche bleibe ein wichtiger Investitionsmotor der deutschen Wirtschaft.
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