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Liquiditätsrisiko im Fokus des Bankmanagements
Von Dr. Oliver Everling | 29.Mai 2008
Das Versagen der Liquiditätsrisikokontrollen und des -managements in der Subprime-Krise ist offensichtlich, urteilt Dr. Robert E. Fiedler, Vorstand der Fernbach Software AG. Versagen sei intern wie auch extern festzustellen: Intern (Banken und Conduits): Kredit, Markt- und Liquiditätsrisikomodelle bildeten die tatsächlichen Risiken nicht angemessen ab. Liquiditätsrisiken waren nicht eingepreist. Offenbar war auch niemand für die strukturellen Liquiditätsrisiken zuständig. Auch der Vorstand nicht. Extern (Aufsicht und Regulatoren) regulatorische Anforderungen waren nicht problemadäquat, Fixierung auf Kapitaladäquanz passt nicht zu Liquiditätsrisiken.
Der Wert der Informationen der Ratingagenturen sei fraglich geworden, will sich Fiedler „vorsichtig ausdrücken“. Das Versagen der buchhalterischen Außendarstellung (aus Investorensicht falsch oder zumindest zu spät) sei ein weiteres Thema.
Einerseits sei diese Kritik zu analysieren, sagt Fiedler. Andrerseits seien die Banken in einem Dilemma. Die Renditevorgaben seien absurd hoch. „Man möchte Rendite bei Risikolosigkeit, das kann nicht sein“, warnt Fiedler. Früher habe eine Bank einen großen Teil ihres Ertrags dadurch erwirtschaften können, dass sie Zinsrisiken eingegangen sei und stark risikobehaftete Kredite vergeben habe. Da die Überwachung der Risiken heute genauer denn je (Basel II) erfolge, sei dieses Feld heute praktisch den Hedgefonds überlassen.
Ratingagenturen hätten Insolvenz mit Illiquidität oder Überschuldung gleichgesetzt. Überschuldung sei ein strukturelles Problem. Überschuldete Unternehmen seien nicht notwendig auch illiquide, aber Überschuldung führt langfristig zur Illiquidität. Illiquidität sei dagegen ein akutes Problem, wenn die verfügbaren Mittel nicht ausreichen, die Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Illiquide Unternehmen sind nicht notwendig auch überschuldet, aber Illiquidität könne auch zur Überschuldung führen. Hierin sieht Fiedler ein Problem im Zeitverlauf , während die Überschuldung ein „einmaliges“ Problem (ohne Zeitstruktur) sei.
Zum Liquiditätsrisiko fehle es an einer einheitlichen Sprache, kritisiert Fiedler. Das Illiquiditätsrisiko entsteht durch „untragbare“ Nettoabflüsse die nicht durch hinreichend durch ausgleichende Zuflüsse abgedeckt werden können . Liquiditätsinduzierte Ertragsrisiken folgen aus niedriger Liquidität mit unüblich hohen Refinanzierungskosten oder hoher Liquidität mit Zinsopportunitätsverluste und Kreditrisiko.
Markt- und Kreditrisiko würden immer gegen das Kapital gestellt. So würde auch das ökonomische Kapital kalkuliert . Dies funktioniere aber bei Liquiditätsrisken nicht, man brauche ein Substitut für Kapital, die CounterBalancing Capacity, d.h. die Fähigkeit des Kreditinstituts, Liquiditätsunterdeckungen auszugleichen. .
Nach der Krise sei auch klar, betont Fiedler, dass die Abbildung des Liquiditätsrisikos in einer Zahl (Liquidity-at-Risk), nicht funktionieren könne. Die Flussgröße sei aber relativ zur Bestandsgröße nur unbedeutend. Um die Unsicherheit in den Cashflows abzubilden brauche man ein Konzept , welches bekannte von floating bzw. konditionale n Cashflows unterscheide. Um die Restriktionen einer reinen Ablaufbilanz (Buy-and-Hold-Ansatz) zu überwinden, brauche man aber auch noch hypothetische Cashflows, die nicht kontraktuell bestimmt sind. Z.B. Steuer – oder Gehaltszahlungen werden in einer Bank nicht durch Kontrakte beschrieben, müssen aber ebenfalls abgebildet werden.
Zinsfortschreibung mit Szenariozinskurven, Bilanzsimulationen zur Abbildung der Entwicklung von Aktiva und / oder Passiva sowie Ausfall von Zahlungen und Ausfall von Kreditnehmern sind in verschiedenen Szenarioarten zu erfassen. Die Risikotragfähigkeit sei letztlich auch nur ein Szenario, sagt Fiedler. Aktivtausch, Anwerbung zusätzlicher Passiva und Aufnahme zusätzlicher Aktiv seien die grundsätzlichen bilanzneutralen, bilanzverlängernden und bilanzverkürzenden Maßnahmen, die einer Bank zum Liquiditätsausgleich zur Verfügung stehen.
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