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Liquiditätsschwemme führt zu Liquiditätsabbau
Von Dr. Oliver Everling | 13.Januar 2015
Die Prognosen der FERI EuroRating Services AG sind für ihre hohe Treffgenauigkeit bekannt. Umso nachdenklicher müssen die aktuellen Erwartungen der Analysten der Ratingagentur aus Bad Homburg stimmen.
„Insgesamt erwartet FERI für das neue Jahr ein moderates Wachstum von 1 Prozent sowohl im Euroraum als auch in Deutschland“, sagt Axel D. Angermann, Leiter Economics der FERI EuroRating Services AG. Die US-Wirtschaft und der Ölpreisverfall blieben wiederum wichtige Triebkräfte der Weltwirtschaft. FERI-Experten gehen davon aus, dass sich der Ölpreis in der ersten Jahreshälfte stabilisieren, aber im Jahresmittel um mehr als 30 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen wird. Die Geldpolitik aller Notenbanken werde expansiv bleiben und das Niedrigzinsumfeld aufrechterhalten, soweit Zitat Angermann.
Im Eifer der Politik, durch billiges Geld die Konjunktur zu beleben, werden möglicherweise Begleitschäden übersehen, die in der nächsten Krise als Brandbeschleuniger wirken werden: Bestimmte private wie auch institutionelle Anlegergruppen schichten schon seit der Lehmann-Insolvenz 2009 in Sachwerte um.
Die Niedrigzinsen bieten keinerlei Anreiz, Liqudität zu halten – das ist heute zwar noch „offiziell“ politisch erwünscht, denn die Umschichtung in „reale“ Vermögensgegenstände verbindet sich mit der „Hoffnung“ auf höhere Inflation und Belebung der Nachfrage. Andere Vermögensgegenstände als Bargeld und Sichteinlagen haben aber ganz andere Liquiditätseigenschaften.
In der nächsten Krise kommt es daher zu einem noch drastischeren Verfall der Vermögenspreise, denn zur Beschaffung von Liquidität werden dann die überdimensioniert in Realwerten positionierten Portfolien auf den Markt geworfen. Der einsetzende Preisverfall zwingt dann zu weiteren Liquidisierungen mit der Folge weiteren Preisverfalls – ein Teufelskreis, wie er aus frühreren Finanz- und Wirtschaftskrisen schon vom Muster her bekannt ist.
Eine immer größere Anzahl von Wirtschaftssubjekten wird darauf angewiesen bleiben, dass die Liquiditätsschwemme praktisch bis ins Unendliche anhält, denn billiges Geld bzw. Nullzinsen zwingt aus Ertragsgründen zum Abbau der Liquidität. Während weite Teile der Bevölkerung auch bei Nullzinsen noch beim Sparbuch oder gar beim Bargeld bleibt, wird das Finanzsystem durch diejenigen Akteure verwundbar, die durch ihr Asset-Liability-Management sich zur Umschichtung in weniger liquide, alternative Assetklassen veranlasst sehen.
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