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Mehr als nur KonTraG
Von Dr. Oliver Everling | 25.Februar 2008
Ein Risikomanagement, das im Sinne von KonTraG aufgebaut ist, ermöglicht einen Überwachungsmechanismus, der seinen Zweck als Früherkennungssystem von bestandsgefährdenden Risiken erfüllt. Die Instrumente eines solchen Systems sind ein Risikomanagement-Handbuch, in dem die Definition dessen, was überhaupt ein Risiko ist, die Risikopolitik, die Risikophilosophie und die Systematik zur Identifikation, Analyse und Bewertung von Risiken beschrieben sind, schreibt Dr. Michael Lomitschka, Leiter Konzern-Risikocontrolling der MVV Energie AG, in seinem Beitrag für das Buch „Risk Performance Management“ im Gabler-Verlag (ISBN 978-3-8349-0726-4). „Ein solches System wird im Allgemeinen über eine Softwarelösung umgesetzt, welche das Überwachen von präventiven und reaktiven Maßnahmen ermöglicht und es existiert ein Limit-System, das vorab definiert, in welcher Höhe Risiken in einem Geschäftsbereich eingegangen werden können.“
Risikomanagementsysteme, die allein nach KonTraG ausgerichtet bleiben, lassen jedoch viel Potenzial ungenutzt, warnt Lomitschka. Das Gesetz ist mit der Intention verfasst worden, den Anleger zu schützen. Wenn aber schon ein gewisser Aufwand betrieben wird, ein Unternehmen und damit seine Anteilseigner vor den Risiken zu schützen, dann müsste es doch ebenfalls im Sinne dieser sein, dass derselbe Aufwand für die Analyse von Chancen betrieben wird. Lomitschka: „Warum also das Risikomanagementsystem einseitig nutzen, wenn die Bewertung von Chancen eigentlich Teil desselben Identifikationsprozesses ist?“
Der Vorteil eines integrierten Risiko- und Chancenmanagements liegt auf der Hand, weist Lomitschka nach. Es wird das gesamte Potenzial der aktuellen wie auch zukünftigen Geschäftstätigkeit untersucht und damit transparent gemacht. Im Mittelpunkt der Analyse stehen damit nicht mehr nur Risiken, sondern Unsicherheiten, im Negativen wie im Positiven. Diese Erweiterung bringt dem Management neue, zusätzliche Informationen über die eigene Geschäftstätigkeit. So können die Ergebnisse aus der Analyse der Risiken und Chancen mit den Plandaten bzw. den Vorschauwerten zusammengeführt werden, um schon sehr frühzeitig Aussagen darüber treffen zu können, mit welcher Wahrscheinlichkeit das Jahresergebnis unterschritten, erreicht oder übertroffen werden kann. „Ein um die Chanceseite erweitertes Risikomanagement kann auch dazu genutzt werden,“ ergänzt Lomitschka, „vor einer Investition alle möglichen zukünftigen und monetären Entwicklungen derselben auf das bestehende aktuelle Portfolio abzubilden und verschiedene Alternativen darzustellen.“
Allen Erweiterungen über KonTraG hinaus ist gemein, dass der wesentliche Schlüssel das Bewerten von Risiken und Chancen gleichermaßen ist. Dabei ist es entscheidend, das Instrument der Aggregation zu beherrschen, da Risiken und Chancen nicht einfach addiert werden können. Heutige Hard- und Softwarelösungen machen die Aggregation um ein Vielfaches einfacher. In seinem Beitrag für das Buch „Risk Performance Management“ werden aus Sicht des Autors die notwendigen Voraussetzungen beschrieben, um ein im dargestellten Sinne effizientes Managementsystem aufzubauen, und mögliche Entwicklungsbeispiele skizziert.
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