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Mehr Risikomanagement statt Eigenkapital

Von Dr. Oliver Everling | 23.November 2012

Prof. Dr. Edgar Hermann Tritschler berichtet auf der Jahresversammlung des Bundesverbandes der Ratinganalysten und Ratingadvisor e.V. über den Weg von Basel II zu Basel III. „Die deutlichsten Veränderungen treten hinsichtlich der Aufbau und Ablauforganisation der künftigen Bankenaufsicht in Gestalt neuer administrativer Funktionen und des deutlich verstärkten Einflusses der europäischen Aufsichtsebene durch die (geplante) Ansiedlung bei der EZB hervor“, berichtet der Wissenschaftler bei der Veranstaltung im Hause des Kreditversicherers Coface in Mainz, der selbst Erfahrungen aus der praktischen Arbeit der Bankenaufsicht mitbringt.

Tritschler listet Kritikpunkte auf: Die bedenkliche Kumulation behördlicher Zuständigkeiten, das Verhältnis von Institutionen, Organisationen und Aufsichtsregime, usw. Tritschler verweist auf das Spannungsfeld zwischen Komplexität und Tranparenz. Sein Leitgedanke ist die Antwort auf die Frage nach Subsidiarität in der Bankenaufsicht. Tritschler spricht von „Mikroevaluation“: Die Kompetenz zur Beurteilung und die Kontrolle von Risiken vor Ort müsse gestärkt werden. Tritschler bezweifelt, dass Eigenkapital alleine die richtige Größe zur Steuerung der Stabilität des Finanzsystems sein kann.

„Beherrschbarkeit von Risiken durch eine genügend hohe Eigenkapitalunterlegung wird durch Basel III weiterhin zum Grundprinizp erhoben“, warnt Tritschler. Das Ziel einer effizienten und nachhaltigen Reorganisation der gesamten Finanzaufsicht werde auch unter Basel III nur teilweise erreicht.

Tritschler plädiert für „Risikomanagement am Ort des Entstehens von Risiken“. Er zeigt auf, wie sich die Bankenaufsicht durch eine Fülle von Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien organisatorisch immer weiter vom Verständnis der örtlichen Risikobeziehungen entfernt hat.

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