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MiFID II verringert Research-Abdeckung
Von Dr. Oliver Everling | 16.Juli 2015
Ein großer Teil der führenden Brokerhäuser in Deutschland rechnet mit tiefgreifenden Veränderungen im Wertpapier-Research, falls die von der EU vorgesehene Finanzmarktrichtlinie (MiFID II) geltendes Recht in Europa wird. Dies war der Tenor des „MiFID-II-Roundtable Sell Side“ der DVFA. Mehr als 30 Broker waren der Einladung des Branchenverbandes der Investment Professionals in Deutschland gefolgt, um gemeinsam über die Auswirkungen der neuen Finanzmarktrichtlinie, insbesondere über das Verbot von Research-Leistungen als Zuwendung (Inducement) zu diskutieren.
MiFID II schränkt die Gewährung von Inducements nach derzeitiger Lesart erheblich ein. Sie gestattet unabhängigen Beratern und Portfolio Managern nicht, für die Erbringung ihrer Dienstleistung monetäre oder nichtmonetäre Vorteile von Dritten anzunehmen. Dies betrifft auch Research, das Broker den Beratern und Asset Managern zur Verfügung stellen. Research kann künftig nur noch gegen Bezahlung, entweder durch den Asset Manager selbst oder durch den Beratungskunden, bezogen werden. Dies werfe völlig ungeklärte Fragen der Verrechnung und Bewertung auf.
Einigkeit herrschte unter den Teilnehmer, MiFID II bedeute einen massiven Eingriff in den Markt für Wertpapier-Research und die damit verbunden Dienstleistungen. Eine Befragung der Teilnehmer durch die DVFA ergab, dass fast zwei Drittel der Teilnehmer davon ausgehen, die Research-Abdeckung von Small Caps – Werte des SDAX, Stoxx 200 Small und Unternehmen, die nicht in Auswahlindizes enthalten sind – werde mindestens um 30 Prozent zurückgehen. Knapp die Hälfte geht gar von einem Rückgang des Research-Universums von 50 Prozent oder mehr aus.
Auch die Kundenstruktur der Broker werde sich ändern, erwarten die Vertreter der Sell-Side-Analyse. So dürfte sich die Kundenzahl reduzieren und auf die großen Asset Manager konzentrieren. Kleinere Asset Manager könnten von Research-Leistungen abgeschnitten werden, und vor allem werde die Kundenprofitabilität noch stärker die Kundenstruktur bestimmen als bisher.
Chancen könnten sich dagegen für neue Anbieter von Analysen kleinerer Unternehmen bieten, die von den Unternehmen selbst in Auftrag gegeben werden.
Weniger eindeutig war das Meinungsbild etwa bei der Frage, wie sich die neuen Regeln auf die Börsengänge und die Kapitalaufnahme von Wachstumsunternehmen auswirken werde. In der Diskussion zeichnete sich aber ab, gerade kleinere Unternehmen würden, spätestens wenn der Börsengang vorbei sei, kaum noch von Analysten beobachtet und entsprechendes Research in Zukunft nicht erstellt.
„Wir beobachten, dass Marktteilnehmer sich schon intensiv mit der MiFiD II, insbesondere dem Thema Research-Leistungen als Zuwendungen auseinandersetzen, aber noch viele Unklarheiten zur konkreten Implementierung bestehen“, erläutert Michael Schmidt, Vorstandsmitglied der DVFA und Leiter DVFA Kommission Regulierung. „Wertpapier-Research wird sich in weiten Teilen neu aufstellen müssen. Das bedeutet nicht immer eine Verbesserung, und es wird auch ungewollte Verlierer geben“, so Ralf Frank, Generalsekretär der DVFA e.V.
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