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Mit ARTY zum Ende der „Party“ bei Hochzinsanleihen
Von Dr. Oliver Everling | 31.März 2014
“In den letzten Monaten waren Hochzinsanleihen das letzte Segment in Europa, wo Asset Manager am Bondmarkt noch Performance einkaufen konnten. Damit dürfte es in 2014 vorbei sein”, sagt Olivier de Berranger, Fondsmanager bei Financière de l’Echiquier. Nach seiner Meinung könnte die “Party am Markt für Hochzinsanleihen”, wie er es formuliert, in den kommenden Monaten zu Ende gehen.
Die meisten Investoren seien sich der Risiken noch gar nicht bewusst. “Die Gretchen-Frage aber muss lauten: Wann”, fragt de Berranger, “ist der richtige Zeitpunkt zum Ausstieg? Anleger in diesem Segment, Rentenfondsmanager und Manager von gemischten Portfolien stellt dies vor Herausforderungen in diesem Jahr.”
Olivier de Berranger gibt eine ausführliche Einschätzung zum europäischen High Yield-Markt, worauf Investoren achten sollten und wie ein gemischtes Portfolio ausgerichtet sein sollte, um im Jahr 2014 attraktive Performance zu erwirtschaften. Er verwaltet seit fast 6 Jahren erfolgreich den ausgewogenen defensiven Mischfonds ARTY (ISIN: FR0010611293, 5-Jahres-Performance +9,23% p.a.), einem diversifizierter Investmentfonds (FCP) nach französischem Recht, der ausschließlich in europäische Aktien und Unternehmensanleihen investiert.
Zur Jahreswende 2014 zählte das Team der Kapitalanlagegesellschaft 95 Mitarbeiter, davon 28 Fondsmanager und Analysten, die sich um ein verwaltetes Anlagevermögen von 7,4 Mrd. € mit 14 OGAW kümmern. Die unabhängige französische Fondsgesellschaft Financière de l’Echiquier wurde 1991 von Didier Le Menestrel und Christian Gueugnier gegründet. In Paris ansässig, ist die Fondsboutique erfolgreich auf Stock Picking spezialisiert.
Die Fondsmanager und Analysten verwalten etwa zur Hälfte Vermögen von institutionellen Investoren, gut ein Zehntel kommt von privaten Anlegern und gut 40 % wird über Vertriebspartner hereingeholt. In Deutschland vertreibt die Gesellschaft aktuell vier Aktienfonds und zwei Mischfonds.
Über den ARTY liefert die Ratingagentur Morningstar weitere Daten. Demnach liegt das Volumen des Fonds ARTY bald bei einer halben Milliarde Euro. Es gibt 4 Morningstar-Sterne gesamt, über 5 Jahre liegt die Bewertung bei 5 Sternen, bei Citywire befindet sich der Fonds im ersten Quartil der defensiven Mischfonds über 5 Jahre; die Standardabweichung beträgt 6,89% und eine Sharpe Ration über 3 Jahre bei 0,60.
Der Erfolg eines Fonds gründet sich oft in einem stringenten Investmentprozess. Bei Financière de l’Echiquier beginnt dieser in der ständigen Beobachtung von rund 2200 Unternehmen in 43 Ländern, wobei ein Beobachtungszeitraum von durchschnittlich 12 Jahren berücksichtigt wird. Durch direkten Kontakt mit den Unternehmensleitungen – mehr als 1100 Treffen pro Jahr – werden Erkenntnisse nicht nur aus Hauptversammlungen, Analystenkonferenzen der Société Française des Analystes Financiers (SFAF) und “One to one”-Treffen verwertet, sondern auch aus Firmenbesuchen vor Ort.
Auf dieser Basis erfolgt die Integration qualitativer Informationen und Bonitätseinstufungen in sechs Noten: Managementqualität, Finanzstruktur, Transparenz bei den Ergebnissen, Wachstum des Sektors, spekulativer Aspekt (“earning surprise”) und Sozial- sowie Umweltverantwortung. Nach Festlegung eines Kauf- bzw. Verkaufskurses werden rund 50 Werte je Portefeuille aufgenommen. Die Ziele werden mit Hilfe der DCF Methode quantitativen und qualitativen Kriterien festgelegt.
Hochverzinsliche Anleihen werden unter dem Aspekt der Bonität, nicht der Duration gemanagt, erläutert de Berranger. “Ich bin überzeugt, dass die EZB für eine lange Zeit, 12 Monate mindestens, bei ihrer Politik bleibt.” Er präferiert kurze Durationen. “Zwei Sektoren, weniger als 2 Jahre oder mehr als 7 Jahren, sind nicht so interessant, da wir hier nicht für die Risiken belohnt werden.” De Berranger redet daher einer differenzierteren Betrachtung das Wort.
Zurzeit seien die Insolvenzraten sehr gering. Außerdem seien kaum fremdfinanzierte Akquisitionen zu beobachten. Zurzeit gebe es nur Refinanzierungen, aber keine Unternehmen, die ihre Verschuldungsgrade hochfahren würden. In manchen Fällen würden Bankkredite abgelöst. B+ bis BB geratete Unternehmensanleihen seien interessant, de Berranger warnt jedoch vor CCC oder schlechter. Unternehmensanleihen seien insbesondere im Vergleich zu Staatsanleihen attraktiv.
Deutsche Mittelstandsanleihen kommen in sein Portfolio erst ab einer bestimmten Größenordnung. “Es ist schwierig, sehr kleine Anleihen aufzunehmen, da diese nicht liquide genug sind.” Anleihen von kleinen Unternehmen gelangen daher gewöhnlich nicht in den Fonds.
De Berranger erinnert sich an seine Zeit bei einer Bank, als die Analyse von Aktien und Kreditrisiken völlig getrennte Aufgaben waren. Heute habe man eine große Anzahl von Erstemissionen im Anleihemarkt, da die Unternehmen ihre Refinanzierungsbasis zu diversifizieren suchen. “Wir verfolgen diese Unternehmen aufgrund der Aktienanalyse zum Teil schon seit vielen Jahren, das kommt uns zugute. So kennen wir die Emittenten schon, wenn sie mit ihren Anleihen an den Markt kommen.”
Mit Blick auf die mehr als zwanzig Ratingagenturen in Europa, die durch die europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA registriert wurden, hält sich de Berranger weiterhin an die großen Agenturen wie Standard & Poor’s, Moody’s Investors Service und Fitch Ratings. “Aber die sind nicht unsere einzige Informationsquelle.”
In manchen Fällen kann sowohl die Aktie oder die Anleihe eines Unternehmens gekauft werden. So habe er zum Beispiel aktuell die Anleihe von Continental AG verkauft, obwohl die Gesellschaft gute Perspektiven zeige. Für ihn habe die Rendite im Vergleich zur Laufzeit einfach nicht mehr gestimmt.
De Berranger gibt eine klare Regel vor, nach der der richtige Zeitpunkt für den Ausstieg aus dem Markt für hochverzinsliche Anleihen gefunden werden kann. Sobald in Europa wieder verstärkt Unternehmensübernahmen bzw. größere Akquisitionen und Fusionen zu beobachten sei, müsse man sich von den Papieren wieder trennen. De Berranger sieht ein Signal dafür insbesondere dann als gegeben, wenn fremdfinanzierte Unternehmenskäufe, Leveraged Buyouts, überhand nehmen, damit den Markt für hochverzinsliche Anleihen mit weiterem Material fluten und die Zinsen nach oben bringen würden.
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