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Modellrisiken in Anlagemodellen

Von Dr. Oliver Everling | 29.März 2012

Dr. Bernhard Wondrak von der Commerzbank AG, GRM-MR, Market Risk Control Treasury, spricht im Hause von BearingPoint über die Ziele von Anlagemodellen, relevante und geeignete Modelle, Funktionsweise, Modellrisiken sowie deren Messung und Begrenzung. Es geht umd die Verminderung des Zinsertragsrisikos, die barwertige Zinsrisikosteuerung, die Liquiditätssteuerung, Fristientransformation und Vergütung von atraktiven Fundingmitteln. Werden täglich fällige Einlagen zum O/N-Satz engelegt, schwankt der Zinsertrag der Bank mit dem Niveau der Geldmarktsätze. Damit sind Banken mit Hohen Sicht- und Spareinlagenbeständen erheblichen Zinsertragsrisiken ausgesetzt, gibt Wondrak ein Beispiel für die Problemati.

Voraussetzungen für Anlagemodelle in der Zins- und Liuqiditätssteuerung sind ein stabiles Bestandsvolumen, geringe Dynamik der Verzinsung usw. Die Parameter eines Bodensatzmodells müssen so gewählt werden, dass die Modelltranchen am Markt leicht Hedgebar sind. Alle komplexen Strukturen, z.B. Constant Maturity, scheiden daher aus. „Wer bekommt die Erträge aus der Fristentransformation? Aufteilzungsprinzipein sind bei Modllen für mehrere Segmente festzulegen. Wer trägt die Modellrisiken?“ Wondrak skizziert die relevanten Fragen bis hin zur Governance, wenn also entschieden werden muss über den Einsatz und die Parametrisierung der Bodensatzmodelle.

Sichteinlagen, Sparkonten, Geldarktkonten, Tagesgeldkonten, Termingelder, Roll-over Kredite, Eigenkapital, Beteiligungen, Grundstücke und Gebäude sowie Rückstellungen müssen modelliert werden. Eigenkapitalmodelle im going concern-Ansatz könenn zur Ermittulung des Capital Benefit herangezogen werdne. Nach MaRisk wird dies aber nicht in den Reisikoennzahlen berücksichtigt („gone concern“).

Wondrak illustriert Effekte auf Zinsertrag und Risikokennziffern. Auswahl und Prüfung von Produkten, geeignetes Volumen und Laufzeit, Segmentsicht, Aufsetzen des Modells und MOnitoring sowie Modellrisikokontrolle sind die wichtigsten Schritte hin zum Aufsetzen von Bodensatzmodellen (schematisch). Wondrak unterstreicht den Aufbau der Governance: Interne Verrechnung, Steuerungsgremien und Risk Monitoring. Treasury, Risiko und (Markt-) Segmente sind die fürdie Funktionsweise wesentlichen beteiligten Einheiten.

„Wo ich kein Modell habe, habe ich kein Modellrisiko“, sagt Wondrak. Wenn aber kein Modell verwendet wird, ist das Zinsrisiko maximal. Daher muss ein natürlicher Trade-off gesucht werden zwischen Modell- und Zinsrisiko. Modellrisiken sollen als Korrektiv gegen eine zu „optimistische“ Modellierung wirken. Bei steigender Zinskurve ist z.B. das Interesse des Segments auf eine lange synthetische Zinsbindung gerichtet (für Einlagenmodelle).

Stresstest Szenarien sind geeignet bei Modellen für Tagesgelder und Hochzinsprodukte, bei denen schon das Geschäftsmodell einen kurzfristigen Abzug der Mittel erwarten lässt, berichtet Wondrak. Die wahrscheinlichkeitsbasierte Messung von Modellrisiken ist eher für lang laufende Bodensatzmodelle geeignet, zeigt Wondrak auf.

Bei der Aggregation der Modellrisiken muss die negative Korrelation beachtet werden, Modellrisiko Liquidität plus Modellrisiko Zinsmarge für noch vorhandenes Volumen. Wondrak sieht qunatitative sowie qualitative Maßnahmen, um Modellrisiken zu begrenzen:Beim Ansatz an den Modellparamentern kann auf die Erhöhung des Konfidenzniveaus zur Festlegung der parameter Bodensatzhöhe und Laufzeit, Rdeuktion der Bodensatzhöhe, Verkürzung der Laufzeit und Einführung von Laufzeitsegmenten abgestellt werden.

Wondrak weist auf die Möglichkeit der Entwicklung von Scoring Verfahren zur Fundierung von Bodensatzmodellen für neue Produkte ohne Bestandshistorie auf. QUalitative Kundenmerkmale können zur Fundierung und Ergänzung der Bestandsstatistik analysiert werden. Ferner spielen Automatismen zur Reduktion der Bodensatzrisiken eine Rolle. Kundenalter, Mehrproduktnutzung, Freistellungsauftrag, Alter der Kundenbeziehung sowie Nutzung von Online Banking sind qualitative Merkmeale und damit Dimensionen zur Modellierung der Vermutung der Zinssensitivität. Wenn junge Kunden z.B. ohne Freistellungsauftrag online banking betreiben, könnte das Guthaben bei der Commerzbank übers Wochenende abdisponiert sein. Bei älteren Kunden mit Freistellungsauftrag, die noch die Filiale der Bank besuchen und daher erst am Montag disponieren können, ist dies weniger wahrscheinlich.

Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für Modellrisiken in Anlagemodellen

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