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Nachteile der Bürgerversicherung überwiegen
Von Dr. Oliver Everling | 27.März 2012
Thomas Drabinski vom Institut für Mikrodaten-Analyse präsentiert auf dem 3. VorsorgeFachForum 2012 in Frankfurt am Main alarmierende Zahlen zum Vergleich zwischen Gesetzlicher Krankenversicherung (GKV) und Privater Krankenversicherung (PKV). Demnach kommt die GKV jedem Versichterten auf Dauer teuer: Seit 1991 steigen die Kosten der GKV und der PKV praktisch parallel, wobei die Kostenlinie der GKV stets oberhalb der PKV liegt.
Im Widerspruch zu den höheren Kosten der GKV stehen die geringeren Leistungen der GKV im Vergleich zur PKV: Pro Versicherten wird in der PKV mehr ausgegeben als in der GKV. Gründe für das Missverhältnis sind in den Verwaltungskosten der GKV zu suchen: Mehr als 28 Mrd. € kommen aufgrund der GKV nicht beim Patienten an, sondern „versickern“ als Verwaltungskosten. Im Vergleich dazu: Insgesamt nehmen die privaten Krankenversicherer nur gut 35 Mrd. € ein.
Pro Person kostet die private Krankenversicherung weniger – so gibt Drabinski ein Beispiel für eine Familie it 45jährigem Mann, 40jähriger Frau, 10jähriger Tochter und einjährigem Sohn – nämlich 260 €. Geht einer der Elternteile nicht mehr arbeiten, sinkt der Beitrag in der GKV. Was passieren soll, wenn das Einkommen sinkt, bleibt ein politischer Streitpunkt.
Drabinski zeigt, dass auftrund derAlterspyramide bis 2030 die Finanzierbarkeit der Sozialversicherung nicht mehr gegeben ist. Mit den kurzfristig wirksamen Lösungsansätzen würden heute nur die Probleme auf später vertagt. Die Zahl der Rentner steigt, während die Zahl der Erwerbstätigen sinkt. Seit Jahrzehnten steigen die Kosten der GKV jährlich um ca. 60 € pro Versicherten, berichtet Drabinski. „Beitragsstabilität“ (d.h. weiterhin nur 60 € Beitragssteigerung) wäre nur mit stetig steigenden Steuern möglich.
Drabinski gibt einen Ausblick auf die Gesundheitsreform mit der Bürgerversicherung als „Worst-Case“, denn alle Neuversicherte müssten sich in der Bürgerversicherung versichern ohne Wechselrechte. Die heutige Versorgungstufe wäre nicht mehr haltbar. Hausärztliche Versorgungszentren und Krankenhäuser verdrängen dann vertraute Haus- und Fachärzte, zeigt Drabinski auf.
„Wie viel Bürgerversicherung braucht das deutsche Gesundheitssystem?“ Drabinski lässt über diese Frage alle versammelten Experten per „PowerVote“ elektronisch abstimmen. „In der Bürgerversicherung überwiegen die Vorteile in Gänze“ sagt keiner der mehr als 200 Teilnehmer des VorsorgeFachForums in Frankfurt am Main. Nur 14 % sehen mehr Vorteile als Nachteile, aber 57 % mehr Nachteile als Vorteile. 29 % sind überzeugt, dass in der Bürgerversicherung die Nachteile in Gänze überweigen.
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