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Nicht überall steigen Länderrisiken
Von Dr. Oliver Everling | 6.Mai 2010
Coface zeigt sich verhalten optimistisch bei der Einschätzung der Länderrisiken. Zwar neige sich die seit zwei Jahren andauernde globale Wirtschafts- und Finanzkrise dem Ende zu. Doch während viele Schwellenländer bereits zu einem kräftigen Aufschwung ansetzen, kehren die Industrieländer 2010 zunächst nur zu schwachem Wachstum zurück. Vor allem der für die deutschen Unternehmen enorm wichtigen Euro-Zone fehlt der Schwung. „Das Risiko für Zahlungsausfälle und -verzögerungen ist nach wie vor ausgesprochen hoch“, warnt Norbert Langenbach, Vorstandsmitglied von Coface Deutschland.
Der neue Vorstandssprecher Franz Michel warnt: „Die Überwindung der Kreditkrise bedeutet keineswegs, dass alle Risiken verschwunden sind“. Auf dem Kongress Länderrisiken 2010 sagte Michel: „Wir erwarten einen eher verhaltenen Konjunkturverlauf, das heißt einen sehr langsamen Aufschwung, denn sowohl öffentliche Haushalte als auch Unternehmen werden lange brauchen, um Verbindlichkeiten zurückzuführen.“ Zusätzlich zum Forderungsausfallrisiko sei auch die Liquiditätsversorgung längst nicht für alle gewährleistet und werde vielen Unternehmen Probleme bereiten. Viele Banken stünden weiter vor eigenen Problemen.
Der internationale Forderungsspezialist stuft zwar Australien, Neuseeland und Kanada im Länderrating seit April wieder auf A1, womit die drei Länder wieder die Bewertung bekommen, die sie vor der Krise hatten; auch das Rating A2 der USA versieht Coface mit positivem Ausblick. Aber gerade für die westeuropäischen Länder reicht es noch nicht zu einer weiteren Verbesserung. Im Januar war das Rating einiger Staaten, darunter Deutschland und Frankreich (beide A2), bereits unter Beobachtung für eine Aufwertung genommen worden.
Von der Ausbreitung des Abschwungs bereits zu Beginn der Krise waren primär die Industriestaaten betroffen. Viele Länder, die zu den wirtschaftlich starken und Haupthandelspartnern deutscher Exporteure zählen, verloren Anfang 2009 ihre A1-Bewertung oder wurden unter negative Beobachtung gestellt. Dies vor allem deshalb, da sich weltweit das Zahlungsverhalten der Unternehmen verschlechterte. Auch in Deutschland hätten sich die Ausfälle im ersten Halbjahr 2009 verdoppelt, bedingt durch den rasanten Einbruch des Exportgeschäfts, erläutert Norbert Langenbach. „Erst in der zweiten Jahreshälfte ließ die dramatische Entwicklung nach. Ab dem dritten Quartal 2009 hat sich die Zahlungsmoral oder Zahlungsfähigkeit der Unternehmen wieder verbessert, ganz besonders gegen Jahresende.“ Weiterhin, so Norbert Langenbach, seien die Ausfälle und Verzögerungen aber in vielen Ländern ausgesprochen hoch.
Vorstandssprecher Franz Michel erklärte: „Für Unternehmen ist es deshalb unerlässlich, auch alternative Finanzierungen zu prüfen und die eigenen Potenziale zu heben. Wir wissen, dass diejenigen Unternehmen besser durch die Krise gekommen sind und dass die Unternehmen die Probleme des Aufschwungs besser bewältigen werden, die sich rechtzeitig mit den existenziellen Fragen des Risikomanagements beschäftigt haben. Für die anderen wird es höchste Zeit“. Er rät den Unternehmen, im Bereich der Finanzierung und im Kreditmanagement das Know-how von professionellen Partnern stärker zu nutzen, etwa durch Factoring oder durch die Absicherung von Forderungen mit einer Kreditversicherung.
Seit Ausbruch der weltweiten Krise könne Coface immerhin Industrieländer im Länderrating wieder aufwerten, sagte das Vorstandsmitglied Norbert Langenbach. Europa habe allerdings noch mit größten Schwierigkeiten zu kämpfen. Im vierten Quartal 2009 habe das Wachstum in Deutschland stagniert, in Spanien und Italien sei es rückläufig geblieben. Für 2010 erwarten die Analysten von Coface lediglich ein Wachstum von 0,8 Prozent in der Euro-Zone. In Ländern wie Spanien liege das Risiko von Zahlungsausfällen nach wie vor deutlich über dem Weltdurchschnitt und auf einem historischen Höchststand.
Verhaltener wirkte sich die Krise in den Schwellenländern aus. Indien und China erzielten sogar hohe Wachstumsraten in 2009. Somit haben sich die beiden Wirtschaftsriesen außergewöhnlich erfolgreich gegen die Krise gestemmt. Aber nicht nur sie, die Schwellenländer gehen insgesamt gestärkt aus der Krise hervor. Asien zeigte die frühesten Anzeichen einer Erholung. Auch viele andere Länder, darunter Brasilien, die früher nach einem derartigen Einbruch der Weltkonjunktur noch in eine schwere Finanzkrise gestürzt wären, haben den Turbulenzen überraschend gut widerstanden.
Im Oktober letzten Jahres konnte bereits der negative Ausblick für China und Südkorea wieder aufgehoben werden. Mittlerweile haben viele Länder der Region wieder positive Aussichten. Das Rating A3 von Indien blieb seit Dezember 2004 unverändert. Die Wirtschaft des Landes wuchs selbst im Krisenjahr 2009 stärker als zuvor. Doch auch in Asien bestehen Risiken fort. In China beispielsweise, weil die Überkapazitäten in der Industrie durch Konjunkturprogramme in Form von erleichterten Krediten aufrechterhalten bleiben. Das expansive Kreditwachstum und der starke Anstieg der Immobilienpreise dort geben Anlass zur Sorge.
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