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Niedrigzins macht blind

Von Dr. Oliver Everling | 25.August 2015

Wer sich vom historischen Tiefstand der Zinsen zum Erwerb einer Immobilie verleiten lässt, sollte mit seiner Bank eine Kreditlaufzeit von mindestens 15 Jahren und eine Tilgung von wenigstens 3 Prozent vereinbaren, empfiehlt der Finanzanalyst Antonio Sommese, Director Wealth Management im Diplomatic Council. Das niedrige Zinsniveau allein dürfte entgegen mancher Banken-Werbung („Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für ihre eigenen vier Wände“) nicht zum „Immobilienkauf auf Teufel komm raus“ verführen. „Gefährlich wird es, wenn jemand eine Zinsbindung von nur zehn Jahren eingeht, weil er die 15 Jahre nicht tragen kann“, warnt der Finanzexperte und rät: „Wenn es bei 15 Jahren und drei Prozent knapp wird, sollte man es lieber lassen.“

Dabei legt der Finanzanalyst die Erwartung zugrunde, dass die Zinsen langfristig wieder steigen und in zehn Jahren höher als heute liegen. Doch selbst bei einem Irrtum in diesem Punkt stellt die 15jährige Zinsbindung kein Risiko dar. Denn nach zehn Jahren Vertragslaufzeit hat jeder Darlehensnehmer in Deutschland das Recht, seinen Kredit mit einer Frist von sechs Monaten zurückzuzahlen, also in der Praxis gegebenenfalls eine neue – dann noch günstigere – Finanzierung aufzunehmen.

Der Umstieg von der Mietwohnung auf die eigenen vier Wände ist laut Antonio Sommese in der momentanen Situation anzuraten, wenn es gelingt, mit der Kaltmiete mindestens zwei oder besser noch drei Prozent zu tilgen. Der Finanzfachmann rechnet anhand eines Beispiels vor: Bei 1.000 Euro Kaltmiete monatlich bzw. 12.000 Euro jährlich, zwei Prozent Zinsen und drei Prozent Tilgung kommt man auf einen Kaufpreis von 240.000 Euro für die neue Immobilie. „Für diesen Preis findet man allerdings kein großartiges Angebot auf dem Immobilienmarkt vor“, räumt der Finanzexperte ein.

Themen: Immobilienrating | Kommentare deaktiviert für Niedrigzins macht blind

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