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Nur knappes Geld ist wertvoll

Von Dr. Oliver Everling | 8.Dezember 2011

Geld besitzt seinen Wert nur dann, wenn Geld knapp ist. Was manchen als Binsenweisheit erscheint, blieb bei der Suche nach Lösungsansätzen zur Überwindung der jüngsten Finanzkrise völlig außer Betracht. Allein die Sicherung der Liquidität der Banken schien das Gebot der Stunde. Daher wurden die Märkte mit Liquidität – also Geld – geflutet, ohne Rücksicht auf die langfristigen Implikationen einer drastischen Geldmengenausweitung.

Es war der Österreicher Ludwig von Mises, der die Frage beantwortete, warum Geld überhaupt einen Wert hat, den jedermann dem Geld beimisst. “Freilich, wenn man einen heutigen Österreicher fragt, woher der Euro seinen Wert hat, werden alle, außer den ganz Jungen, antworten, dass dieser eben damals behördlich als 13,7603 Schilling definiert wurde. Doch woher hatte der Schilling seinen Wert?” Das fragt Rahim Taghizadegan in seinem Buch “Wirtschaft wirklich verstehen” aus dem FinanzBuch Verlag (ISBN 978-3-89879-624-8) und präsentiert eine geneigte Antwort: Der Schilling “war eben wertvoll in dem Ausmaß, in dem wir Waren für ihn bekommen haben. Doch warum haben wir Waren in einem bestimmten Ausmaß für ihn bekommen? Weil der Schilling für unsere Tauschpartner eben diesen bestimmten Wert hatte.”

Man sieht deutlich, dass man sich nun argumentativ im Kreis dreht. Diesen Zirkelschluss, das Geld über den Wert der Waren und den Wert der Waren über das Geld zu erklären, löste Mises dadurch auf, indem er das so genannte Regressionstheorem einführte. Taghizadegan: “Um zu verstehen, wie es zu einer bestimmten Wertbeimessung kommt, so Mises, müssen wir Stück für Stück in der Geschichte zurückschreiten”.

Taghizadegan beschreibt das, was hier wissenschaftlich als Regression bezeichnet wird, das Zurückschreiten: “Allzu lange haben wir diese Kette in die Vergangenheit gar nicht zu verfolgen, um auf Silber- und Goldmünzen zu stoßen. Doch woher hatten diese ihren Wert? Weil es Menschen gab, für die Silber und Gold an sich wertvoll waren – eben als Güter tauglich, ihnen zu helfen, ihre jeweiligen Ziele zu erreichen.”

Ökonomisch betrachtet besitzen Gold und Silber wie jedes andere Gut nur jenen Wert, den ihnen Menschen beimessen. “Da sich die Präferenzen und Möglichkeiten ändern, schwankt auch die industrielle Nachfrage nach Edelmetallen dementsprechend. Davon zu unterscheiden ist die Nachfrage als Tauschmittel, welche die Ökonomen monetäre Nachfrage nennen. Auch diese Nachfrage währt nicht ewig.” Die Eigenschaften, die über die Tauglichkeit als Tauschmittel entscheiden, hängen vom Wissenstand der Menschen ab. Die Kaufkraft wird zudem auch bedingt von den Bewertungen im Vergleich zu anderen Gütern – und damit auch von ihrer relativen Knappheit.

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