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Optimales Rating für KMU

Von Dr. Oliver Everling | 7.März 2008

Das neue Buch im Verlag der Publicis-KommunikationsAgentur GmbH beweist, dass „Rating“ inzwischen nicht nur bei Großkonzernen, sondern auch im Mittelstand zum Inbegriff des Gradmessers für gesunde Unternehmensführung geworden ist. So erhält der Leser mit dem Buch von Prof. Dr. Günter Hofbauer, Professor für Marketing und Technischer Vertrieb im Fachbereich Wirtschafts- und Allgemeinwissenschaften der Fachhochschule Ingolstadt, und Dipl.-Betriebswirtin (FH) Sabine Bergmann praktisch eine konzise Einführung in die Betriebswirtschaftslehre.
 
Der Titel „Optimales Rating für KMU“ (www.publicis-erlangen.de, ISBN 978-3-89578-316-6) mit dem Untertitel „So überzeugen Sie Ihre Bank“ hält keine Trickkiste bereit, wie man sich bei Banken schnell ein gutes Rating erschleichen könnte. Das Buch richtet sich vielmehr auf das gemeinsame Interesse von Kreditinstitut und Unternehmen, die wichtigen unternehmerischen Stellgrößen richtig zu bedienen und den Unternehmenswert nachhaltig zu steigern. Zur Umsetzung der ratingorientierten Maßnahmen präsentiert das Buch eine Reihe ausgewählter Werkzeuge, darunter Kennzahlenkataloge und umfangreiche Checklisten.
 
Das Buch ist eine gelungene Kompilation genereller Empfehlungen aus Sicht kleiner und mittlerer Unternehmen zum Rating, liefert Grundlagen zur wertorientierten Unternehmensführung und zeigt Ansatzpunkte im Management der Wertorientierung und Potenzialermittlung bezogen auf die Inhalte des Strukturratings auf. Systematisch werden Management, Organisation und Prozesse, Markt und Branche, Marketing und Vertrieb, Kunden und Lieferanten, Produkte und Leistungserstellungsprozesse sowie Controlling und Auditing beleuchtet.
 
Der Titel kommt in einem ansprechenden, handlichen Format auf den Tisch, ist sehr gut lektoriert, alle Grafiken machen Sinn, Tabellen fügen sich ansprechend ein und schaffen Übersicht. Mit Blick auf die vermutliche Zielgruppe des Buches verständlich ist der Verzicht auf jede modelltheoretische Argumentation, mathematisch-statistische Herleitungen oder Darstellungen bankinterner Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft.
 
„Die Herausforderungen im unternehmerischen Umfeld erfordern ein zielorientiertes Agieren“, stellen die Autoren ihren generellen Empfehlungen voran. „Wesentliche Voraussetzung zur Erreichung der unternehmerischen Zielsetzungen des Gewinnerwirtschaftens und der Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens ist die erfolgsorientierte Unternehmensführung.“ Ihrem Anspruch werden die Autoren gerecht: „Diese Grundlagen der Unternehmensführung und damit für das Strukturrating haben wir in diesem Buch zusammengestellt.“
 
Leider findet sich nirgends in dem Buch ein Hinweis darauf, dass es sich bei der überwiegenden Anzahl enumerierter qualitativer Kriterien in den meisten Fällen bankinterner Ratings bisher immer noch um so genannte „Dummy-Fragen“ handelt, auf die zwar Antworten von den Firmenkundenbetreuern und Kreditsachbearbeitern erhoben werden, jedoch ein Einfluss aufs Rating ausbleibt. Dann bleibt die im Untertitel des Buches versprochene Überzeugungskraft auf das freundlichen Nicken des Betreuers bei der Bank beschränkt; eine Verbesserung des Ratings kann mangels Gewichtung nicht bewirkt werden. Umso interessanter ist das Buch für den Betreuer bei der Bank, dem es zeigt, welche Themen für die Zukunftssicherheit von Unternehmen wirklich relevant sind.
 
Bei der Sekundärliteratur zum Rating unterlaufen den Autoren leider einige typische Fehler. So mischen sie aus verschiedenen Quellen Kriterien und Maßstäbe nach eigener Plausibilität zusammen, die in dieser Kombination in der Bankpraxis so keine Anwendung finden. Für den Kleinunternehmer wäre der Aufwand unverhältnismäßig, sich mit sämtlichen vorgestellten Kennzahlen zu beschäftigen, um dann bei seiner Hausbank festzustellen, dass diese doch im Detail anders rechnet. Allerdings kann die Beschäftigung mit den Kennzahlen einen deutlichen unternehmerischen Nutzen bewirken und die Auswahl für das jeweilige Unternehmen relevanter Aspekte durchaus zu einer Verbesserung des Ratings führen.In einem Fall sitzen die Autoren auch dem Plagiat anderer Schreiber auf, die eine längst überholte Darstellung einer Ratingagentur ohne Quellenangabe abgedruckt hatten – über Kriterien bankinterner Ratings gehen diese Kriterien noch heute weit hinaus. Der Zukunftsorientierung des Buches tut dies allerdings kaum Abbruch.

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