Künstliche Intelligenz macht das Betrügen einfach

Von Dr. Oliver Everling | 3.Juli 2024

Ali Niknam ist der visionäre CEO und Gründer von Bunq, einer der innovativsten digitalen Banken Europas. Mit einer Vision, den traditionellen Bankensektor zu revolutionieren, gründete Niknam Bunq, um eine benutzerfreundliche, flexible und vollständig digitale Banklösung anzubieten, die den modernen Bedürfnissen der Kunden gerecht wird.

Niknam hat bereits eine beeindruckende Karriere hinter sich. Vor der Gründung von Bunq machte er sich einen Namen als erfolgreicher Unternehmer mit der Gründung von TransIP, einem der größten Webhosting-Unternehmen in den Niederlanden. Seine Erfahrung und sein Innovationsgeist trieben ihn dazu, die Finanztechnologiebranche zu betreten und mit Bunq neue Maßstäbe zu setzen.

Unter Niknams Führung hat sich Bunq schnell als Vorreiter in der digitalen Bankenwelt etabliert. Die Bank bietet ihren Kunden eine Vielzahl von Dienstleistungen, die vollständig über eine mobile App zugänglich sind. Dazu gehören einfache und schnelle Kontoeröffnungen, internationale Geldtransfers, gemeinschaftliche Ausgabenverwaltung und vieles mehr. Bunq legt besonderen Wert auf Benutzerfreundlichkeit, Transparenz und Flexibilität, was die Bank besonders bei jungen, technikaffinen Kunden beliebt macht.

Niknam ist bekannt für seine unkonventionelle Herangehensweise und seinen starken Fokus auf technologische Innovation. Er hat Bunq als „Bank of The Free“ positioniert, eine Bank, die den Nutzern mehr Kontrolle über ihre Finanzen gibt und gleichzeitig traditionelle Bankgebühren und versteckte Kosten vermeidet. Diese Philosophie spiegelt sich in den vielfältigen und kundenorientierten Produkten von Bunq wider.

3 Mio. wurden in den Niederlanden im letzten Jahr eines Online-Betrugs, berichtet Niknam. 84 betrafen 2023 Betrugsfälle bei Bunq, jedoch kein einziger Fall sei auf die Unsicherheit der Technologie zurückzuführen gewesen, sondern auf unvorsichtige Telefonate usw. „Es ist ein soziales Problem“, fasst Niknam zusammen, so dass es mehr Aufklärung der Kunden bedarf.

Die Realität von „Instant Payments“ stellt für Bunq eine Reihe von Herausforderungen dar. Diese Herausforderungen betreffen sowohl technologische als auch operationale Aspekte und sind entscheidend für die erfolgreiche Implementierung und den reibungslosen Betrieb von Sofortzahlungen.

Die Implementierung von Instant Payments erfordert eine robuste und hochverfügbare IT-Infrastruktur. Die Systeme müssen in der Lage sein, Zahlungen in Echtzeit zu verarbeiten, was hohe Anforderungen an Geschwindigkeit, Zuverlässigkeit und Sicherheit stellt. Dies erfordert erhebliche Investitionen in die IT-Infrastruktur und fortlaufende Wartung und Upgrades, um sicherzustellen, dass die Systeme den steigenden Transaktionsvolumina und den Erwartungen der Kunden gerecht werden.

Da Instant Payments in Echtzeit verarbeitet werden, erhöht sich das Risiko für Betrug und Cyberangriffe. Bunq muss daher fortschrittliche Sicherheitsmaßnahmen implementieren, um die Transaktionen zu schützen. Dies beinhaltet den Einsatz von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen zur Betrugserkennung sowie strenge Authentifizierungsverfahren, um sicherzustellen, dass nur autorisierte Transaktionen durchgeführt werden.

Die Einführung von Instant Payments unterliegt strengen regulatorischen Anforderungen, die je nach Land unterschiedlich sein können. Bunq muss sicherstellen, dass alle Transaktionen den geltenden Vorschriften entsprechen, was umfangreiche Compliance-Maßnahmen und regelmäßige Audits erfordert. Dies kann zusätzliche Ressourcen und Expertise erfordern, um sicherzustellen, dass alle regulatorischen Anforderungen erfüllt werden.

Instant Payments erfordern die Integration mit verschiedenen Zahlungssystemen und Banken, um nahtlose Transaktionen zu ermöglichen. Bunq muss sicherstellen, dass ihre Systeme mit anderen Banken und Zahlungsnetzwerken kompatibel sind, was komplexe technische Integrationen und Kooperationen mit anderen Finanzinstituten erfordert.

Kunden erwarten, dass Instant Payments schnell und problemlos funktionieren. Bunq muss sicherstellen, dass die Benutzererfahrung nahtlos ist, was hohe Anforderungen an die Benutzeroberfläche und den Kundensupport stellt. Jede Verzögerung oder jeder Fehler bei der Verarbeitung von Sofortzahlungen kann das Vertrauen der Kunden beeinträchtigen und zu Unzufriedenheit führen.

Die Implementierung und der Betrieb von Instant Payments sind mit erheblichen Kosten verbunden. Diese umfassen nicht nur die technologischen Investitionen, sondern auch die laufenden Kosten für Wartung, Sicherheit und Compliance. Bunq muss daher sicherstellen, dass das Geschäftsmodell nachhaltig ist und die Kosten durch zusätzliche Einnahmen oder Einsparungen ausgeglichen werden können.

Trotz dieser Herausforderungen bietet die erfolgreiche Implementierung von Instant Payments auch zahlreiche Vorteile. Sie kann Bunq helfen, sich von der Konkurrenz abzuheben, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen. Um diese Herausforderungen zu meistern, muss Bunq kontinuierlich in Technologie, Sicherheit und Compliance investieren und gleichzeitig eine erstklassige Benutzererfahrung bieten.

Die zunehmende Nutzung von künstlicher Intelligenz (AI) birgt neben zahlreichen Vorteilen auch erhebliche Betrugsgefahren für Banken wie Bunq, zum Beispiel durch Phishing und Social Engineering: AI kann eingesetzt werden, um täuschend echte Phishing-E-Mails und Social Engineering-Angriffe zu erstellen. Diese E-Mails können personalisierte und überzeugende Inhalte enthalten, die darauf abzielen, Kunden dazu zu bringen, ihre vertraulichen Informationen preiszugeben. Bunq muss daher fortschrittliche Erkennungssysteme entwickeln und Kunden sensibilisieren, um solche Angriffe zu verhindern.

Mit AI können Deepfake-Videos oder -Audios erstellt werden, die sich für legitime Mitarbeiter von Bunq oder autorisierte Vertreter ausgeben. Diese Technologien könnten genutzt werden, um Kunden oder Mitarbeiter zu täuschen und sie dazu zu bringen, sensible Informationen preiszugeben oder betrügerische Transaktionen zu autorisieren. Dies erfordert von Bunq den Einsatz fortschrittlicher Verifizierungsmethoden, um die Authentizität von Kommunikation sicherzustellen.

Cyberkriminelle können AI verwenden, um Algorithmen zu entwickeln, die Anomalien in Finanztransaktionen erkennen und ausnutzen. Diese Algorithmen können sich schnell an neue Sicherheitsmaßnahmen anpassen und versuchen, diese zu umgehen. Bunq muss daher kontinuierlich in AI-basierte Betrugserkennungssysteme investieren, die in der Lage sind, verdächtige Aktivitäten in Echtzeit zu identifizieren und zu verhindern.

AI kann genutzt werden, um automatisierte Angriffe durchzuführen, wie zum Beispiel Brute-Force-Angriffe auf Passwörter oder das Durchsuchen von Schwachstellen in der IT-Infrastruktur. Diese Angriffe sind oft sehr schnell und können eine große Anzahl von Angriffen in kurzer Zeit durchführen. Um dem entgegenzuwirken, muss Bunq robuste Sicherheitsprotokolle implementieren und kontinuierlich aktualisieren.

Angreifer können versuchen, die Daten, die AI-Modelle zum Lernen verwenden, zu manipulieren. Durch das Einfügen falscher Daten oder das Verändern bestehender Daten können sie die Funktionsweise der AI-Modelle beeinträchtigen und dazu führen, dass diese falsche Entscheidungen treffen. Bunq muss daher sicherstellen, dass ihre Datenquellen vertrauenswürdig und vor Manipulation geschützt sind.

AI kann genutzt werden, um detaillierte Verhaltensmuster von Nutzern zu analysieren und vorherzusagen. Angreifer könnten diese Informationen nutzen, um maßgeschneiderte Angriffe durchzuführen, die schwer zu erkennen sind. Dies erfordert von Bunq den Einsatz fortschrittlicher Analysetools, um ungewöhnliche Verhaltensweisen zu identifizieren und rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen.

Um diesen Betrugsgefahren entgegenzuwirken, muss Bunq kontinuierlich in die Entwicklung und Implementierung fortschrittlicher Sicherheitstechnologien investieren. Dies umfasst die Nutzung von AI für die Echtzeit-Überwachung und Analyse von Transaktionen, die Implementierung strenger Authentifizierungsprozesse und die kontinuierliche Schulung und Sensibilisierung von Kunden und Mitarbeitern. Durch proaktive Maßnahmen und den Einsatz modernster Technologien kann Bunq die Sicherheit ihrer Systeme und die Integrität der Kundendaten gewährleisten.

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VISAs Vision über die Zukunft mit multifaktorieller Authentifizierung

Von Dr. Oliver Everling | 3.Juli 2024

Auf der jüngsten Handelsblatt Tagung „Zukunft Retail Banking“ hielt Tobias Czekalla, Country Manager Deutschland von VISA, eine richtungsweisende Rede über die Transformation des Bankwesens. Czekalla identifizierte dabei fünf wesentliche Trends, die seiner Ansicht nach die Entwicklung der Branche maßgeblich beeinflussen werden: Sicherheit, BegTechs und neue Plattformen, Regulierung, die Generationen Z & Alpha sowie Wholesale Banking.

Zunächst betonte Czekalla die Bedeutung der „Sicherheit“ im digitalen Zeitalter. Er erklärte, dass Sicherheitsbedenken und der Schutz sensibler Daten für Banken und ihre Kunden von zentraler Bedeutung bleiben. Angesichts zunehmender Cyber-Bedrohungen sei es unerlässlich, kontinuierlich in modernste Sicherheitsmaßnahmen zu investieren, um Vertrauen und Stabilität zu gewährleisten.

Ein weiterer wichtiger Trend ist der Aufstieg der „BegTechs“ (Banking Technology) und neuer Plattformen. Czekalla hob hervor, wie diese innovativen Technologien und Plattformen das traditionelle Banking revolutionieren. Durch den Einsatz fortschrittlicher Technologien wie künstlicher Intelligenz und Blockchain können Banken effizientere und kundenorientierte Dienstleistungen anbieten. BegTechs ermöglichen es, Prozesse zu automatisieren, Kosten zu senken und die Kundenerfahrung zu verbessern.

„Regulierung“ ist ein weiterer entscheidender Faktor, der die Transformation von Banken vorantreibt. Czekalla betonte, dass sich Banken in einem zunehmend regulierten Umfeld bewegen, was sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich bringt. Strengere Vorschriften und Anforderungen zwingen Banken, ihre Compliance-Prozesse zu optimieren und sicherzustellen, dass sie den neuesten gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Gleichzeitig bieten Regulierungen auch die Möglichkeit, das Vertrauen der Kunden zu stärken und den Markteintritt für neue Akteure zu erleichtern.

Die „Generationen Z & Alpha“ spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle in der Transformation des Bankwesens. Czekalla erklärte, dass diese jungen Generationen andere Erwartungen und Bedürfnisse haben als ihre Vorgänger. Sie sind digital natives und erwarten nahtlose, benutzerfreundliche und mobile Banking-Erlebnisse. Banken müssen sich an diese veränderten Kundenpräferenzen anpassen und innovative Lösungen entwickeln, um die junge Zielgruppe zu erreichen und zu binden.

Schließlich hob Czekalla die Bedeutung des „Wholesale Bankings“ hervor. Er erläuterte, dass dieser Bereich, der sich auf das Geschäft mit Großkunden und institutionellen Anlegern konzentriert, weiterhin eine zentrale Rolle im Bankwesen spielen wird. Trotz der zunehmenden Digitalisierung und der Veränderungen im Einzelhandelsbanking bleibt das Wholesale Banking ein wichtiger Ertragsbringer für Banken. Hierbei sind maßgeschneiderte Lösungen und ein tiefes Verständnis der spezifischen Bedürfnisse von Großkunden unerlässlich.

Tobias Czekalla zeichnete ein umfassendes Bild der Trends, die das Bankwesen in den kommenden Jahren prägen werden. Sicherheit, BegTechs und neue Plattformen, Regulierung, die Generationen Z & Alpha sowie Wholesale Banking sind zentrale Faktoren, die Banken berücksichtigen müssen, um erfolgreich zu bleiben und sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen. Seine Rede unterstrich die Notwendigkeit für Banken, flexibel und innovativ zu sein, um in einer sich schnell wandelnden Welt wettbewerbsfähig zu bleiben.

VISA ist führend bei der Akzeptanz in Deutschland mit 1,27 Mio. Terminals. 16 Mio. VISA Debitkarten gibt es allein in Deutschland. Das Smartphone bestimmt den Umgang mit Geld. Online bezahlen ist inzwischen so einfach wie kontaktlos. 7 von 10 hinterlegen ihre Kartendaten digital.

In Japan schon gelauncht, kommt es bald auch in vollem Umfang nach Europa und in die USA – VISAFlexCredential: Eine neue Ära der Authentifizierung. VISAFlexCredential ist eine innovative Authentifizierungslösung von VISA, die darauf abzielt, die Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit im digitalen Zahlungsverkehr zu erhöhen. Diese Technologie bietet eine flexible und skalierbare Methode zur Identitätsverifizierung, die sowohl für Verbraucher als auch für Unternehmen Vorteile bringt.

Im Kern basiert VISAFlexCredential auf einer Kombination von modernen Technologien, darunter biometrische Daten, kryptografische Verfahren und künstliche Intelligenz. Diese Technologien arbeiten zusammen, um eine robuste Authentifizierung zu gewährleisten, die sowohl sicher als auch benutzerfreundlich ist.

Einer der Hauptvorteile von VISAFlexCredential ist die „multifaktorielle Authentifizierung“. Anstatt sich nur auf ein einziges Authentifizierungsmerkmal zu verlassen, wie beispielsweise ein Passwort, kombiniert das System mehrere Faktoren. Dazu gehören biometrische Daten wie Fingerabdrücke oder Gesichtserkennung, kryptografische Schlüssel und Verhaltensanalysen. Diese Kombination erschwert es Angreifern erheblich, Zugang zu sensiblen Daten oder Konten zu erlangen.

Ein weiteres herausragendes Merkmal von VISAFlexCredential ist die nahtlose Benutzererfahrung. Während traditionelle Authentifizierungsmethoden oft umständlich und zeitaufwendig sein können, ist VISAFlexCredential darauf ausgelegt, den Authentifizierungsprozess so einfach und intuitiv wie möglich zu gestalten. Nutzer können sich beispielsweise durch einen einfachen Scan ihres Fingerabdrucks oder durch Gesichtserkennung einloggen, ohne sich an komplexe Passwörter erinnern zu müssen.

Sicherheit bedeutet für VISA, eine intelligente Infrastruktur für Kunden bereitzustellen, die unter den Aspekten Residenz, Sicherheit und Prävention optimiert ist. „Wir haben 15 Millionen Kilometer eigene Kabel weltweit verlegt“, sagt Czekalla. In Millisekundenzeiträumen werden die gesamten Systeme kontrolliert.

„VISA Protect“ ist eine fortschrittliche Sicherheitslösung, die Echtzeitüberweisungen durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) schützt. Diese Technologie analysiert Transaktionsmuster und erkennt potenziell betrügerische Aktivitäten, um sofortige Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Tobias Czekalla, Country Manager Deutschland von VISA, prognostiziert einen starken Anstieg der Echtzeitzahlungen, da Verbraucher und Unternehmen zunehmend schnelle und sichere Zahlungsoptionen bevorzugen. Mit VISA Protect wird gewährleistet, dass diese Zahlungen nicht nur schnell, sondern auch sicher abgewickelt werden, indem verdächtige Aktivitäten in Echtzeit identifiziert und verhindert werden.

Tobias Czekalla fasst in seinem Fazit die zentrale Rolle der Zahlungsindustrie in der modernen Wirtschaft zusammen und betont drei Hauptbereiche: die Periodisierung der Nutzererfahrung, die Beschleunigung von Innovationen und die Investition in Sicherheit.

„Nutzererfahrung periodisieren“ bedeutet, dass die Zahlungsindustrie kontinuierlich die Nutzerbedürfnisse analysieren und ihre Dienstleistungen entsprechend anpassen muss. Die Erwartungen der Nutzer ändern sich ständig, und um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Zahlungsanbieter diese Änderungen proaktiv erkennen und ihre Angebote darauf zuschneiden. Dies könnte beispielsweise die Integration von nahtlosen Zahlungserfahrungen, die Nutzung biometrischer Authentifizierung oder die Bereitstellung personalisierter Finanzdienstleistungen umfassen. Die Fähigkeit, auf sich verändernde Nutzerpräferenzen schnell zu reagieren, wird als entscheidend angesehen, um die Kundenzufriedenheit und -bindung zu erhöhen.

„Innovationen beschleunigen“ ist ein weiterer kritischer Punkt in Czekallas Fazit. Die Zahlungsbranche ist stark von technologischen Fortschritten geprägt, und es ist wichtig, dass Unternehmen in diesem Bereich ständig neue Technologien und Prozesse entwickeln und implementieren. Dies kann die Einführung von Echtzeitzahlungssystemen, die Nutzung von künstlicher Intelligenz zur Betrugsprävention oder die Schaffung neuer digitaler Plattformen umfassen. Schnelle und effektive Innovationen können einen erheblichen Wettbewerbsvorteil bieten und dazu beitragen, dass Zahlungsanbieter den sich wandelnden Marktanforderungen gerecht werden.

„In Sicherheit investieren“ ist der dritte und vielleicht wichtigste Aspekt, den Czekalla hervorhebt. In einer Zeit, in der Cyberbedrohungen immer komplexer und häufiger werden, ist es unerlässlich, dass Unternehmen in robuste Sicherheitsmaßnahmen investieren. Dies umfasst sowohl den Schutz vor betrügerischen Aktivitäten als auch den Schutz der Privatsphäre und Daten der Nutzer. Technologien wie künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Blockchain können hier eine entscheidende Rolle spielen, indem sie helfen, verdächtige Aktivitäten zu erkennen und zu verhindern, bevor sie Schaden anrichten.

Czekallas Fazit unterstreicht die immense transformative Kraft von Payments in der heutigen digitalen Wirtschaft. Durch die Fokussierung auf eine hervorragende Nutzererfahrung, die Beschleunigung von Innovationen und die Investition in Sicherheit können Zahlungsanbieter nicht nur den aktuellen Herausforderungen begegnen, sondern auch zukünftige Chancen nutzen und die Branche weiter vorantreiben. Die Zahlungsindustrie steht im Zentrum vieler wirtschaftlicher Aktivitäten, und ihre Fähigkeit, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu verbessern, wird entscheidend für ihren langfristigen Erfolg sein.

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Bau der digitalen Welt: Deutsche Bank, aber Postbank mit „digitaler Minute“

Von Dr. Oliver Everling | 3.Juli 2024

Elisabeth Atzler, Bankenkorrespondentin des Handelsblattes, stellte auf der Handelsblatt Tagung „Zukunft Retail Banking“ Dr. Dominik Hennen vor, den Head of Personal Banking bei der Deutschen Bank. Hennen erklärte eingangs, dass „Kunden Digitalisierung und Convenience in allen Kanälen verlangen“, und hob die Notwendigkeit hervor, die aktuelle Strategie an neue Herausforderungen anzupassen. Er betonte, dass „geopolitische Unsicherheit bleibt präsent und Klimawandel wird zunehmend spürbar“. Dies seien neue Faktoren, die die strategische Ausrichtung beeinflussen.

Ein weiterer wesentlicher Punkt ist der demografische Wandel. Hennen führte aus, dass „die Demografie sich wandelt, die Gesellschaft altert“ und dies Auswirkungen auf die Finanzplanung vieler Menschen hat. In diesem Zusammenhang wurde auch die Problematik der Altersvorsorge angesprochen: „Die Lücke in der Rentenvorsorge öffnet sich weiter“. Diese Entwicklungen erfordern innovative Lösungen und Anpassungen im Banking-Sektor.

Hennen beschrieb die Vision einer „digitalen Bank mit persönlichem Touch: Postbank mobile-first und DB digital und physisch“. Diese duale Ausrichtung soll sicherstellen, dass sowohl digitale als auch physische Kanäle optimal genutzt werden. Die Positionierung der Postbank im sogenannten Sweet Spot ist dabei ein zentrales Ziel. Er erläuterte, dass die Postbank zu einer „mobile-first Community-Bank, einfach und bequem“ entwickelt werde. Trotz des Trends zur Digitalisierung besucht immer noch ein Viertel der Menschen die Filiale, während der Rest bereits auf andere Kommunikationswege umgestiegen ist.

Die Deutsche Bank wird als führende Bank für anspruchsvolle Privatkunden positioniert. Hennen legte auf der Tagung einen besonderen Fokus auf die Postbank. Er erklärte, dass in 320 Filialen der Postbank massiv investiert werde, wobei der Schlüssel in einer hervorragenden mobilen App mit digitalen Prozessen, Services und Produkten liege. Die Einführung der Videoberatung sei ein bedeutender Schritt, um eine flexible, digitale Anlaufstelle für den Beratungsbedarf entlang der gesamten Produktpalette zu bieten. Das bedeutet, dass physische und digitale Kanäle in der App zusammenlaufen und der Kunde entscheidet über seinen Bedarf.

Im Zentrum des Angebots steht die Postbank mobile App. Diese bietet Transparenz über die finanzielle Situation der Kunden, einen einfachen Zugang zu Services und Produkten sowie breite Funktionalitäten entlang des gesamten Angebots. Zudem wird Gamification genutzt, um die Kunden-Journey zu engagieren und eine Verbindung zwischen Online- und Offline-Welten herzustellen.

Hennen skizzierte auch die Herausforderungen in zwei wesentlichen Aufgabenbereichen: „Begleitung von Kunden auf ihrem Weg hin zur Mobile-First Bank“ und „Qualifizierung von Mitarbeitern bei der digitalen Transformation“. Als „digitale Minute“ bezeichnete Hennen das Gespräch des Beraters mit dem Kunden, in dem der Kunde die wesentlichen digitalen Möglichkeiten persönlich erklärt bekommt. Dies unterstreicht die Bedeutung einer individuellen und gleichzeitig digitalen Kundenbetreuung.

Insgesamt verdeutlichte Dr. Dominik Hennen auf der Handelsblatt Tagung, wie die Deutsche Bank und die Postbank sich strategisch aufstellen, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden und dabei sowohl digitale als auch persönliche Kundenbedürfnisse zu erfüllen.

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Zinsausblick: Geldpolitik verliert die Dominanz

Von Dr. Oliver Everling | 25.Juni 2024

Die US-Präsidentschaftswahl und die Zinsentscheidungen der Notenbanken dürften das Marktsentiment im zweiten Halbjahr beeinflussen, schreiben die Kapitalmarktexperten in ihrem Halbjahresausblick. Allerdings seien beide hinsichtlich des Ausgangs aber kaum zu prognostizieren. Zudem sei vor allem die kurzfristige Marktreaktion auf ein bestimmtes Ergebnis weit weniger klar als häufig unterstellt. „So reizvoll politische oder monetäre Wetten auch scheinen mögen, die makroökonomischen Entwicklungen sind auch in der zweiten Jahreshälfte einmal mehr verlässlichere Ratgeber für Investoren“, hält Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt des unabhängigen Vermögensverwalters Eyb & Wallwitz, im Ausblick für das zweite Halbjahr fest.

An den internationalen Finanzmärkten werden die Wahlszenarien und Folgen intensiv diskutiert. In den Kursen sind bisher aber kaum Sorgen vor einem Trump-Sieg abzulesen. „Das hat gute Gründe. Zum einen ist ein Wahlsieg alles andere als sicher. Alles deutet auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hin, Ausgang völlig ungewiss. Zum anderen halten die wirtschaftspolitischen Pläne einer möglichen neuen Trump-Administration nicht nur negative Impulse für die Finanzmärkte bereit. Dabei könnte sich die Wirkung nach Regionen und Assetklassen deutlich unterscheiden“, schreibt Mayr. Auf der Gewinnerseite könnten kurzfristig vor allem US-Aktien stehen. Denn US-Unternehmen dürften von der Aussicht auf niedrigere Steuersätze, einen erneuten Abbau von Regulierung und einer Senkung der Energiekosten profitieren. Auf der Verliererseite könnten neben US-Staatsanleihen vor allem europäische Assets stehen. Für beide dominieren die Risiken durch die geplanten restriktiven Maßnahmen im Bereich Handels- und Migrationspolitik sowie durch einen Druck in Richtung noch expansiverer Geld- und Fiskalpolitik. „Wenn Trump in seiner ersten Amtszeit eines gezeigt hat, dann, dass er durchaus für Überraschungen sorgen kann, im Negativen wie im Positiven“, fasst Mayr zusammen. „Ein Anstieg der wirtschaftspolitischen Unsicherheit scheint deshalb die einzige Gewissheit für einen möglichen Wahlsieg Trumps.“

Die Dominanz der Geldpolitik für die Finanzmärkte hat seit dem Erreichen der Zinsplateaus bereits deutlich abgenommen. Und das dürfte Johannes Mayr zufolge auch im zweiten Halbjahr so bleiben, solange sich das zyklische Bild von Wirtschaft und Inflation nicht grundsätzlich verändert. Ein Soft-Landing in den USA und eine einsetzende Erholung in Europa bleiben für Eyb & Wallwitz das Basisszenario. Global dürften die Notenbanken zwar schrittweise die monetären Konditionen etwas lockern. Aktuell rechnet Eyb & Wallwitz mit nicht mehr als 1-2 Zinsschritten der Fed bis Jahresende. Das neue Normal dürfte bei etwa 3,5-4% in den USA liegen, im Euro-Raum wird die Landezone für den Leitzins nach 3-4 Zinsschritte bis Jahresende bei etwa 2,5-3% erwartet. Dabei sollten sich mittelfristig orientierte Investoren nicht zu sehr auf ein genaues Timing der Zinspfade fokussieren, dies gelinge äußerst selten. „Außerdem ist die Überraschung ein zentrales Element der Wirkweise von Geldpolitik“, führt Mayr aus.

Der Münchener Vermögensverwalter rät Anlegern im zweiten Halbjahr ihren Blick auf die Verschiebungen im Konsum- und Investitionsverhalten zu lenken. Im Konsumbereich zeichne sich eine Verschiebung von Marktmacht entlang der Wertschöpfungskette weg vom Hersteller der Produkte, hin zum Einzelhändler mit direktem Zugang zu den Kundendaten, ab. „Dabei spielen neben der Substitution von teureren Markenprodukten auch der geringere Anstieg der Lohnkosten im Einzelhandel und die Rolle als Gatekeeper zum Kunden eine Rolle. Davon profitieren gerade auch die Online- und Offline-Monopolisten in den USA, von Amazon bis Walmart. Diese Entwicklung dürfte mit dem verstärkten Einsatz von KI noch zunehmen“, prognostiziert Dr. Ernst Konrad, Geschäftsführender Gesellschafter und Lead Portfoliomanager von Eyb & Wallwitz.

Der Investitionszyklus befindet sich in den USA und Europa derzeit am Tiefpunkt, gebremst durch den Straffungskurs der Notenbanken. Mit Blick auf das zweite Halbjahr ist eine Erholung zu erwarten. Diese könnte in den USA – trotz rascherer Zinssenkungen in Europa – durch die starken Gewinnanstiege und der höheren Finanzierungskraft deutlich stärker ausfallen. „Anders als in Europa dürften die Investitionen in den USA deshalb der Treiber der konjunkturellen Erholung im zweiten Halbjahr werden. Dabei könnte der Technologiesektor in die Rolle des „Cycle-Makers“ für die US-Wirtschaft schlüpfen“, so Chefvolkswirt Mayr. Denn Investitionen und Innovationen, gerade im Bereich KI, dürften entlang der Wertschöpfungskette vielen Wirtschaftsbereichen zugutekommen.

„Insgesamt dürfte das makroökonomische Bild im zweiten Halbjahr positiv auf die Finanzmärkte wirken. In diesem Umfeld bleiben die Prinzipien von Joseph Schumpeter, die uns bei der Aktienanlage leiten, ein verlässlicher Ratgeber für die Auswahl von Wirtschaftsbereichen und Geschäftsmodellen“, fasst Konrad zusammen. Sein Augenmerk gilt vermehrt dem bislang weniger beachteten Zweig der Industrie- und Infrastrukturwerte. Diese hätten sich von einem mehr oder weniger zyklischen Sektor zu einem mittelbaren Profiteur der „KI-Revolution“ emanzipiert. Im Gegensatz zu den „Pure Plays“ aus der Technologie ist die Kursentwicklung des Industriesektors hinter der Gewinnentwicklung zurückgeblieben und auch die Gewinnmarge bewegt sich „nur“ auf durchschnittlichem Niveau. „Gerade vor dem Hintergrund von möglicherweise zu euphorischen Erwartungen an das Potential von KI halten wir dieses Segment für attraktiv und haben dessen Anteil in unseren Produkten entsprechend aufgestockt“, führt Konrad aus.

Er weist darauf hin, dass die Korrelation zwischen Aktien- und Anleihekursen aktuell so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr ist. Das mache die Suche nach alternativen Diversifikationsmöglichkeiten umso wichtiger. Traditionell böten sich Rohstoffe, u.a. in Form von Gold, aber auch Aktien aus dem Energiesektor, an. Eyb & Wallwitz hat in den vergangenen Monaten ihre Portfolios entsprechend ergänzt. Konrad hält das Potenzial für Multi-Asset-Fonds für weitaus attraktiver, als es in der aktuellen Diskussion erscheint: „Die hohen Festgeldsätze in Europa sind bereits rückläufig, und der „Sockelertrag“ aus Anleihen ist deutlich höher als noch vor einigen Jahren.“ An den Aktienmärkten werde es auch in Zukunft immer wieder zu Rücksetzern kommen, bei anhaltender Dynamik bei den Unternehmensgewinnen seien aber weiterhin auch Kursgewinne zu erzielen. Im Anleihensegment bevorzugt Eyb & Wallwitz eine mittlere Duration im Euro-Raum gegenüber den USA, sieht aber auch die Notwendigkeit, sich wegen der aktuellen politischen Turbulenzen in Frankreich für höhere Schwankungen zu wappnen.

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Wirtschaftliche Herausforderungen in der Eurozone: Implikationen für Ratings in einem unsicheren Umfeld

Von Dr. Oliver Everling | 25.Juni 2024

In der aktuellen wirtschaftlichen Lage der Eurozone und Deutschlands, die von Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL, analysiert wird, manifestieren sich erhebliche Herausforderungen und Potenziale, die weitreichende Implikationen für Ratings unterschiedlichster Art haben könnten. Mumm beschreibt die wirtschaftliche Entwicklung als schleppend: „Die Wirtschaft in der Eurozone und in Deutschland kommt nur sehr langsam voran.“ Besonders die Industrie zeigt Schwächen, wie die jüngsten Schnellschätzungen der HCOB-Einkaufsmanagerindizes und der ifo-Geschäftsklimaindex belegen, die beide Rückschläge verzeichneten.

Eine der schwerwiegendsten wirtschaftlichen Folgen dieser Entwicklung ist der Stellenabbau und der Anstieg der Insolvenzen, der laut Mumm „auf ein Zehnjahreshoch“ gestiegen ist. Dies unterstreicht die zunehmende wirtschaftliche Unsicherheit und könnte zu einer Herabstufung der Kreditratings von Unternehmen führen, die in diesen schwierigen Zeiten weniger robust sind.

Trotz dieser Herausforderungen gibt es auch positive Signale, wie die sinkenden Einkaufs- und Verkaufspreise, die „den Inflationsdruck in der Eurozone weiter nachlassen“ lassen sollten. Dies könnte die Europäische Zentralbank zu weiteren Leitzinssenkungen veranlassen, die die Finanzierungsbedingungen verbessern und somit die Ratings von Schuldnern positiv beeinflussen könnten.

Der Dienstleistungssektor zeigt ein differenzierteres Bild. Obwohl auch hier die Stimmung auf niedrigen Niveaus ist, wird zumindest eine Produktionsausweitung erwartet. Dies deutet darauf hin, dass bestimmte Sektoren der Wirtschaft möglicherweise resilienter sind und sich schneller erholen könnten, was wiederum deren Ratings stärken könnte.

Die Hoffnungen richten sich laut Mumm auch auf den privaten Konsum, der durch steigende Realeinkommen und eine verbesserte Stimmung infolge der Fußball-Europameisterschaft angekurbelt werden könnte. Ein solcher Aufschwung im Konsumverhalten könnte sich positiv auf die Ratings von Unternehmen im Einzelhandel und verwandten Sektoren auswirken.

In diesem komplexen Umfeld sind die bevorstehenden wirtschaftlichen Daten aus den USA, insbesondere die PCE-Preisdaten für Mai, von besonderem Interesse. Sie „könnten die Zinssenkungserwartungen an die US-Notenbank Fed neu befeuern“ und damit potenziell den Aktienmärkten Anschub geben. Solche globalen Wechselwirkungen sind entscheidend, um die vollen Implikationen für Ratings zu verstehen und prognostizieren, da sie direkt die Marktstimmung und die Investitionsdynamik beeinflussen können.

Zusammenfassend zeigt sich, dass die wirtschaftliche Lage in der Eurozone und Deutschland zahlreiche Herausforderungen, aber auch Chancen bietet, die eine sorgfältige Analyse und Bewertung erfordern, um die Auswirkungen auf die Ratings von Unternehmen, Branchen und sogar Ländern vollständig zu erfassen.

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Die Rolle der Ratingagenturen in Frankreichs Wirtschaftskrise

Von Dr. Oliver Everling | 24.Juni 2024

In seinem jüngsten CIO View hat Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer der ODDO BHF SE, die aktuelle wirtschaftliche Situation Frankreichs vor den überraschend angesetzten Parlamentswahlen analysiert. Viebigs Einschätzungen werfen ein Licht auf die vielfältigen Herausforderungen, mit denen das Land konfrontiert ist, und betonen insbesondere die Rolle der Ratingagenturen in diesem Kontext.

Viebig beschreibt, wie die unerwartet angesetzten Parlamentswahlen die Kapitalmärkte stark beeinflussen. Er weist darauf hin, dass Umfragen ein mögliches Erstarken des rechten Wahlbündnisses Rassemblement National (RN) unter Marine Le Pen prognostizieren, was die Unsicherheit an den Märkten erhöht und zu deutlichen Kursverlusten und einem Anstieg der Renditeunterschiede zwischen französischen und deutschen Staatsanleihen geführt hat.

Trotz dieser politischen Turbulenzen hebt Viebig hervor, dass sich die französische Wirtschaft in den letzten Jahren relativ gut entwickelt hat. Während andere europäische Länder ebenfalls mit den Nachwirkungen der Finanzkrise von 2008 und der Corona-Pandemie zu kämpfen hatten, habe sich Frankreich besser erholt als Deutschland. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert für 2024 ein Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent für Frankreich, im Vergleich zu nur 0,2 Prozent für Deutschland.

Ein Hauptproblem bleibt jedoch die hohe Staatsverschuldung. Seit der Corona-Pandemie ist das Budgetdefizit auf 5,5 Prozent gestiegen und die Schuldenquote erreichte 2023 110,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Diese Zahlen liegen deutlich über den im Maastricht-Vertrag festgelegten Grenzen, was den Handlungsspielraum der Regierung einschränkt. Gleichzeitig fordert die Bevölkerung angesichts finanzieller Nöte ein stärkeres staatliches Engagement, was politische Parteien wie das Rassemblement National ausnutzen, indem sie großzügige Sozialversprechen machen.

In diesem Kontext gewinnt die Rolle der Ratingagenturen an Bedeutung. Viebig stellt fest, dass Frankreich seit längerem unter deren Beobachtung steht. Die Ansetzung von Neuwahlen hat die Aufmerksamkeit der Kreditanalysten weiter auf die Staatsfinanzen gelenkt. Moody’s bewertete die Situation am 10. Juni 2024 mit der Warnung, dass die Neuwahlen die Risiken für die Haushaltskonsolidierung erhöhen. Derzeit wird Frankreich von Moody’s mit der Note Aa2 bewertet, während Fitch und Standard & Poor’s ein etwas schwächeres Rating von AA- vergeben. Standard & Poor’s hat Frankreichs Bonitätsnote erst im vergangenen Monat gesenkt.

Die Einschätzungen der Ratingagenturen beeinflussen maßgeblich die Finanzmärkte und die Kreditkosten eines Landes. In Zeiten politischer Unsicherheit neigen sie dazu, die Risiken stärker zu betonen, was die Situation für die betroffenen Länder weiter verschärfen kann. Dies zeigt sich in der deutlichen Zunahme der Rendite französischer Staatsanleihen und der Ausweitung der Zinsdifferenz zu deutschen Bundesanleihen.

Ratingagenturen werden oft dafür kritisiert, dass ihre Bewertungen prozyklisch wirken und wirtschaftliche Probleme verstärken können, anstatt zur Stabilisierung beizutragen. Ihre Entscheidungen basieren auf komplexen Modellen und zahlreichen Variablen, aber die genaue Methodik bleibt oft intransparent, was zu Misstrauen und Kritik führt. In Frankreichs aktuellem Fall könnte die strenge Bewertung durch die Ratingagenturen dazu beitragen, die wirtschaftlichen Herausforderungen weiter zu verschärfen, indem sie die Finanzierungskosten erhöhen und das Vertrauen der Investoren beeinträchtigen.

Die wirtschaftliche Situation Frankreichs ist komplex und von zahlreichen internen und externen Faktoren beeinflusst. Die anstehenden Parlamentswahlen und die hohe Staatsverschuldung stellen erhebliche Herausforderungen dar. Die Rolle der Ratingagenturen in diesem Kontext ist besonders kritisch zu betrachten, da ihre Bewertungen die finanziellen Bedingungen eines Landes erheblich beeinflussen können. Es bleibt abzuwarten, wie Frankreich mit diesen Herausforderungen umgehen wird und welche Maßnahmen ergriffen werden, um das Vertrauen der Investoren zu sichern und die Staatsfinanzen zu stabilisieren. Prof. Viebigs Analyse unterstreicht die Notwendigkeit einer verlässlichen Finanzpolitik, um die wirtschaftliche Stabilität in turbulenten Zeiten zu gewährleisten.

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Die Zukunft der EU in einer geopolitischen Neuordnung: Herausforderungen und Chancen

Von Dr. Oliver Everling | 11.Juni 2024

Die Welt erlebt eine geopolitische Neuordnung, ausgelöst durch die Rivalität zwischen den USA und China. Die Rolle der Europäischen Union (EU) in der Weltwirtschaft und -politik des 21. Jahrhunderts steht auf dem Spiel. Die EU muss entweder als bedeutender globaler Akteur auftreten oder riskiert, eine Nebenrolle zu spielen.

Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt der FERI Gruppe, analysiert die wirtschaftlichen Entwicklungen und beeinflusst die Multi-Asset-Strategie der FERI. Er hat langjährige Erfahrung in der Makroanalyse und begann seine Karriere beim Max-Planck-Institut für Ökonomie und beim Verband der chemischen Industrie. Angermann studierte Volkswirtschaftslehre in Berlin und Bayreuth.

Europa steht vor drei zentralen Herausforderungen, schreibt Angermann: Es muss seine Verteidigungsfähigkeit sicherstellen, im globalen Kontext einheitlich auftreten und wirtschaftliche Dynamik zurückgewinnen. Die EU-Wirtschaft wächst seit der Finanzkrise 2008 langsamer als die der USA.

Hier seine Analyse im Einzelnen: Die Welt befindet sich in einem Prozess der geopolitischen Neuordnung, angetrieben durch die strategische Großmachtrivalität zwischen den USA und China. Das Ergebnis dieses Prozesses ist noch ungewiss. Die Europäische Union steht jedoch vor der konkreten Frage, welche Rolle der „alte“ Kontinent in der Weltwirtschaft und -politik des 21. Jahrhunderts einnehmen will und kann. Dabei gilt: Entweder tritt die EU einheitlich als bedeutender globaler Akteur auf, oder sie und ihre Mitgliedsstaaten spielen künftig bestenfalls eine Nebenrolle.

„Drei zentrale Themen werden in den kommenden Jahren darüber entscheiden,“ so Angermann, „ob die EU ihrem Anspruch, die globale Ordnung mitzugestalten, gerecht werden kann. Erstens muss Europa seine eigenen Angelegenheiten selbständig regeln können und insbesondere seine Verteidigungsfähigkeit sicherstellen, was derzeit nicht der Fall ist. Zweitens muss die EU im globalen Kontext als einheitlicher Akteur auftreten, ihre Interessen definieren und mit einer Stimme vertreten. Dies erfordert einen weiteren Souveränitätsverzicht der Nationalstaaten in außenpolitischen Fragen und eine Änderung der Entscheidungsmechanismen innerhalb der EU, weg vom Einstimmigkeitsprinzip. Drittens muss Europa wieder zu wirtschaftlicher Dynamik finden, da dies die Voraussetzung für globalen Einfluss ist. Seit der Finanzkrise 2008 ist die Wirtschaft in der EU nur halb so stark gewachsen wie die der USA, was den Handlungsbedarf deutlich macht.“

Auf die neue Kommission und ihre Präsidentin (oder ihren Präsidenten) warten deshalb nach der Europawahl wirtschaftspolitisch große Herausforderungen. „Das fängt mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme an. Das suggestive Beschwören eigener Größe und Stärke, ohne dass substanzielle Verbesserungen geschehen, wird die anderen globalen Akteure immer weniger beeindrucken. Prioritäten sollten eine stärkere Wachstumsdynamik sowie eine höhere Innovationsfähigkeit haben. Vor allem müssen Wege gefunden werden, wie gesellschaftlich notwendige Ziele erreicht werden können, ohne die wirtschaftliche Substanz zu gefährden. Das betrifft vor allem die Klimaschutzziele: Im globalen Kontext ist eine wirksame Begrenzung der CO2-Emissionen nur realistisch, wenn Europa hierfür Lösungen entwickelt, die für andere globale Akteure attraktiv und nachahmenswert sind.“

Für die EU-Kommission bedeutet dies, folgert Angermann, das Verhältnis zwischen europäischer Koordination und nationalen Lösungsansätzen neu zu bestimmen. Einige Themen sollten auf europäischer Ebene geregelt, andere besser dem Wettbewerb der europäischen Unternehmen oder nationalstaatlichen Strategien überlassen werden. In diesem Zusammenhang werden auch eigene Finanzierungsquellen und gemeinschaftliche Schulden der EU diskutiert. Letzteres kann in bestimmten Bereichen sinnvoll oder notwendig sein, steht aber im Spannungsverhältnis zu hohen nationalen Schulden und der daraus resultierenden Gefahr neuer Finanzkrisen im Euroraum. Insgesamt sollte die EU-Kommission stärker auf marktwirtschaftliche Anreize und ein innovationsfreundliches Klima setzen, da sich die gerade zuletzt anschwellende Flut kleinteiliger Verordnungen und Richtlinien als Irrweg erwiesen hat.

„Bedauerlicherweise spielten all diese Fragen im Wahlkampf für das Europäische Parlament so gut wie keine Rolle“, bedauert Angermann. „Es bleibt zu hoffen, dass die notwendigen Diskussionen nach der Wahl geführt und geeignete Lösungen gefunden werden.“

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Insolvenz! Wie geht es für Immobilieneigentümer, Pflegende und Bewohner weiter?

Von Dr. Oliver Everling | 10.Juni 2024

Ines Löwentraut und ihr Team sind seit fast 20 Jahren darauf spezialisiert, Einrichtungen durch die schwierige Phase der Insolvenz zu begleiten und ihnen eine Perspektive für die Zukunft zu bieten. Avivre Consult, das Beratungsunternehmen unter ihrer Leitung, bietet einen umfassenden Service, der von der Analyse der aktuellen Situation über die Entwicklung eines Maßnahmenkatalogs bis hin zur Suche nach neuen Betreibern reicht. In Zusammenarbeit mit renommierten Fachkanzleien und durch den Einsatz erfahrener Interim Manager sorgt Avivre Consult dafür, dass betroffene Einrichtungen nicht nur ihre Krise meistern, sondern auch langfristig erfolgreich restrukturiert werden.

Avivre Consult erstellt zunächst eine Bestands- und Potentialanalyse, im Anschluss wird ein priorisierter Maßnahmenkatalogs erstellt und umgesetzt. Ebenso zur Insolvenzberatung wird die Koordination von Mitarbeitenden, Bewohnern, Angehörigen, Heimaufsicht, Banken, Kostenträgern und Presse übernommen.

Parallel erfolgt die Suche nach einem neuen bonitätsstarken Betreiber. Je nach Sachlage wird versucht, den Betrieb aufrecht zu erhalten, um eine Restrukturierung folgen zu lassen. Avivre Consult arbeitet in der Insolvenzbegleitung mit renommierten Fachkanzleien zusammen und kann so die Themen wie Miet- und Pachtvertrag, Pflegesatzverhandlungen und beispielsweise Übernahme von Leasingverträgen abdecken.

Bezüglich des Qualitätsmanagement wird eine IST-Analyse von Strukturen und Ressourcen sowie eine SOLL-Analyse erstellt. Es folgt ein Quick Check der Pflegeorganisation mit den Schwerpunkten Prozessoptimierung, Bewertung des aktuellen QM-Systems (System Audit) mit Analyse und Empfehlungen, eine simulierte Qualitätsprüfung/Auditierung sowie die Erstellung von Maßnahmepaketen mit Priorisierung.

Nachfolgend wird eine SWOT-Analyse erstellt, die Belegungsentwicklung, Umsatzentwicklung, Personalkosten-Entwicklung, Entwicklung der operativen Kosten, Anteile der Kostenarten an den Gesamtkosten und EBITDAR Entwicklung aufzeigt. Ebenfalls wird das Krisen-/Risikomanagement des Bestands mit Fokus auf den Pflegekräften bewertet und ggf. Interviews mit dem Pflegepersonal geführt.

Der Betrieb kann währenddessen interimistisch durch Einsatz eines Interim Manager von Avivre Consult weiterlaufen. Hier werden die Themen wie Stellung der Geschäftsführung, Übernahme von Finanzleitung und Einführung von digitalisierungs- und zukunftsorientierten Maßnahmen im Betrieb abgedeckt. Der Abschluss des Prozesses beinhaltet die Implementierung neuer Pflege- und Betreuungskonzepte sowie die Begleitung bei Verhandlungen von ggf. Investoren, Käufern oder Betreibern.

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Forderungen im Zukunftsbild eines nachhaltigen Finanzsystems

Von Dr. Oliver Everling | 7.Juni 2024

Das „Zukunftsbild eines nachhaltigen Finanzsystems 2034″ des Sustainable Finance-Beirats der Bundesregierung skizziert eine ehrgeizige Vision für die Transformation des deutschen Finanzsektors. Viele der darin beschriebenen Ziele und Maßnahmen sind ambitioniert und könnten einen erheblichen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten. Dennoch gibt es einige Forderungen, die aufgrund von gegenwärtigen Realitäten und Herausforderungen als unrealistisch eingestuft werden können:

Vollständige Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in alle Finanz- und Unternehmensentscheidungen: Die Forderung, dass alle Finanzdienstleistungen und -produkte transparente, nachvollziehbare und verantwortungsvolle Nachhaltigkeitsmerkmale aufweisen sollen, ist sehr ambitioniert. Angesichts der Komplexität und Vielfalt der Finanzprodukte sowie der unterschiedlichen Prioritäten und Kapazitäten der Finanzinstitute könnte die vollständige Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in jede Entscheidung bis 2034 schwer zu erreichen sein. Besonders kleinere und mittelständische Unternehmen könnten Schwierigkeiten haben, die notwendigen Ressourcen und das Know-how aufzubringen, um diese Anforderungen zu erfüllen.

Internationale Harmonisierung und standardisierte Berichterstattung: Der Bericht postuliert eine umfassende Harmonisierung und Standardisierung der Nachhaltigkeitsberichterstattung auf internationaler Ebene. Obwohl dies wünschenswert wäre, stellt es eine erhebliche Herausforderung dar, da unterschiedliche Länder und Regionen unterschiedliche regulatorische Rahmenbedingungen und wirtschaftliche Interessen haben. Eine einheitliche globale Norm dürfte bis 2034 unrealistisch sein, insbesondere wenn politische und wirtschaftliche Spannungen weiter zunehmen.

Volle Transparenz und Vergleichbarkeit aller Nachhaltigkeitsdaten: Die Vision, dass Nachhaltigkeitsdaten in der gleichen Qualität, Aktualität und Breite wie Finanzkennzahlen verfügbar sind, ist sehr anspruchsvoll. Die Erhebung und Validierung umfassender, zuverlässiger und vergleichbarer Nachhaltigkeitsdaten stellt eine erhebliche technische und logistische Herausforderung dar. Zudem fehlt es derzeit an einheitlichen Standards und zuverlässigen Datenquellen, was die Umsetzung dieser Forderung bis 2034 erschwert.

Global wettbewerbsfähiger, digitaler und moderner Finanzsektor: Die Forderung, dass Deutschland bis 2034 einen global wettbewerbsfähigen, digitalen und modernen Finanzsektor entwickelt, der internationale Kapital- und Arbeitsplätze anzieht, mangelt an Evidenz. Angesichts der schnellen technologischen Entwicklungen und der starken Konkurrenz anderer Finanzzentren weltweit könnte es schwierig sein, diesen Anspruch vollständig zu erfüllen. Zudem könnten regulatorische Hürden und der Mangel an qualifiziertem Personal die Umsetzung behindern.

Signifikante Investitionsanreize für soziale Bereiche durch Steuerpolitik: Die Forderung, dass speziell für Investitionen in soziale Bereiche wie bezahlbares Wohnen, Bildung, Pflege und Medizin signifikante Investitionsanreize geschaffen werden, ist politisch und finanziell herausfordernd. Solche Maßnahmen erfordern umfangreiche staatliche Ressourcen und könnten auf erheblichen Widerstand stoßen, insbesondere in Zeiten knapper öffentlicher Mittel und wirtschaftlicher Unsicherheiten.

Insgesamt zeigt das Zukunftsbild einen optimistischen und inspirierenden Weg für ein nachhaltiges Finanzsystem, jedoch müssen einige der Forderungen realistisch angepasst werden, um den bestehenden und zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden.

Darüber hinaus könnte das „Zukunftsbild eines nachhaltigen Finanzsystems 2034″ als übermäßig regulierungsintensiv und staatlich gelenkt kritisiert werden. Mit Blick auf die Bedeutung individueller Freiheit und Marktmechanismen ist zu argumentieren, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen zu einer übermäßigen Einmischung des Staates in private Wirtschaftstätigkeiten führen.

Die umfassende Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in alle Finanz- und Unternehmensentscheidungen, die Forderung nach globaler Harmonisierung und standardisierter Berichterstattung sowie signifikante staatliche Investitionsanreize müssen als Einschränkungen der unternehmerischen Freiheit und Marktflexibilität gesehen werden.

Mehr Mut bedarf es, stattdessen auf die Fähigkeit freier Märkte vertrauen, Innovationen und nachhaltige Lösungen auf natürliche Weise hervorzubringen, ohne die Notwendigkeit umfassender staatlicher Eingriffe. Ein freier Markt, angetrieben durch freiwillige Entscheidungen und Wettbewerb, wird effizienter und dynamischer auf die Herausforderungen der Nachhaltigkeit reagieren, als ein stark reguliertes und zentral gesteuertes System.

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Erneut Unruhe bei Grenke AG

Von Dr. Oliver Everling | 7.Juni 2024

Die Grenke AG steht erneut im Fokus der Finanzaufsicht BaFin. Am 20. Februar 2024 erging ein Bescheid der BaFin, der die Grenke AG verpflichtet, sicherzustellen, dass ihre Geschäftsorganisation den Anforderungen des Kreditwesengesetzes (KWG) entspricht. Diese Entscheidung basiert auf den Ergebnissen einer Sonderprüfung, die im Wesentlichen im dritten Quartal 2023 durchgeführt wurde. Die Prüfung hatte Mängel in mehreren Bereichen der Geschäftsorganisation offenbart, darunter die gruppenweite Geschäfts- und Risikostrategie, das Risikoklassifizierungsverfahren, die Messung der Adressenausfallrisiken sowie Prozesse zur Kreditgewährung und -bearbeitungskontrolle.

Die BaFin hat angeordnet, dass Grenke AG Maßnahmen ergreifen muss, um die festgestellten Mängel zu beheben und kontinuierlich über den Stand der Mängelbereinigung zu berichten. Diese Anordnung ist inzwischen bestandskräftig und stellt eine weitere Entwicklung in der Serie von Herausforderungen dar, denen sich Grenke seit 2021 stellen muss. Über Grenke musste wiederholt berichtet werden.

Bereits 2021 geriet die Grenke AG in die Schlagzeilen, als die BaFin eine Sonderprüfung aufgrund von Bilanzunregelmäßigkeiten und Vorwürfen der Bilanzmanipulation einleitete. Diese Untersuchung führte zu erheblichen Turbulenzen und zwang das Unternehmen, umfassende interne Reformen einzuleiten. Die damals festgestellten Mängel betrafen insbesondere die Transparenz und Nachvollziehbarkeit von Finanztransaktionen sowie die Einhaltung von regulatorischen Vorgaben.

Gemäß § 25a Absatz 1 KWG muss eine ordnungsgemäße Geschäftsorganisation sicherstellen, dass Institute und Gruppen die gesetzlichen Bestimmungen einhalten und betriebswirtschaftlich notwendige Maßnahmen ergreifen. Ein zentrales Element hierbei ist ein angemessenes und wirksames Risikomanagement. Die Institute müssen über eine gruppenweite Risikosteuerung verfügen, die den Anforderungen des KWG gerecht wird.

Sollte die BaFin feststellen, dass eine Geschäftsorganisation Mängel aufweist, kann sie gemäß § 25a Absatz 2 Satz 2 KWG einschreiten und die Behebung dieser Mängel anordnen. Diese Möglichkeit hat die BaFin im aktuellen Fall bei der Grenke AG genutzt.

Die Anordnung der BaFin verdeutlicht die fortlaufende Notwendigkeit einer strengen Überwachung und Anpassung der internen Strukturen bei der Grenke AG. Das Unternehmen steht vor der Herausforderung, die festgestellten Mängel zeitnah und umfassend zu beheben, um den Anforderungen der Finanzaufsicht gerecht zu werden und weiteres Vertrauen bei Investoren und Kunden zurückzugewinnen.

Die Maßnahmen zur Mängelbeseitigung und die kontinuierliche Berichterstattung an die BaFin werden entscheidend dafür sein, wie sich die Grenke AG in den kommenden Monaten entwickelt. Es bleibt abzuwarten, ob das Unternehmen die notwendigen Reformen erfolgreich umsetzen kann und somit die Grundlage für eine stabile und regelkonforme Geschäftstätigkeit schafft.

Die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass die Grenke AG weiterhin unter intensiver Beobachtung steht und die Anforderungen an eine ordnungsgemäße Geschäftsorganisation strikt einhalten muss. Dies ist nicht nur im Interesse der Finanzaufsicht, sondern auch für die nachhaltige Stabilität und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens von entscheidender Bedeutung.

Themen: Aktienrating, Anleiherating | Kommentare deaktiviert für Erneut Unruhe bei Grenke AG

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