Gewinnentwicklung und Geschäftsmodell sind die wichtigsten Kaufkriterien

Von Dr. Oliver Everling | 14.Dezember 2023

Die GRENKE AG, globaler Finanzierungspartner für kleine und mittlere Unternehmen, hat zusammen mit der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. (SdK) und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Karlsruhe in einer groß angelegten Studie die Motive und Entscheidungskriterien von privaten Anlegerinnen und Anlegern beim Kauf von Aktien analysiert. Wichtigstes Ergebnis bei der Frage nach den Anlagezielen: Langfristige Vermögensbildung hat für über 75 Prozent der befragten Privatanleger eine hohe bis sehr hohe Bedeutung. Auch der Schutz vor Inflation stellt – zumindest aktuell ­– für über die Hälfte der Befragten ein wichtiges Anlageziel dar. Und: Statt auf wenige Aktientitel zu setzen, investieren Aktionärinnen und Aktionäre lieber in eine Vielzahl von Unternehmen.

Laut Studie, die von Matthias Jenkel als Abschlussarbeit seines Dualen Studiums bei der GRENKE AG mit über 900 privaten Anlegerinnen und Anlegern durchgeführt wurde, sind die beiden wichtigsten Entscheidungskriterien für Privatanleger beim Kauf einer Aktie die Gewinnentwicklung des Unternehmens sowie ein transparentes und verständliches Geschäftsmodell. Nahezu gleichauf folgen an dritter und vierter Stelle die Resilienz des Unternehmens und die Kursentwicklung der Aktie. Auf Platz fünf landet in der Studie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Weniger bedeutend für Privatanleger sind der Studie zufolge derzeit ökologische und soziale Faktoren.

In der Studie wurde die zunehmend relevante Investorengruppe der Privatanleger in Deutschland befragt. Laut Deutschem Aktieninstitut (DAI) erreichte die Zahl der Aktiensparer im Jahr 2022 mit 12,9 Millionen ein neues Allzeithoch. Allein bei der GRENKE AG verdoppelte sich die Zahl der Privataktionäre in nur einem Jahr (2020) von ca. 10.000 auf über 20.000. Die Studie bietet nun konkrete Ansätze, um die Informationsbedürfnisse der Privatanleger noch präziser und umfassender zu berücksichtigen.

Anke Linnartz, Vice President Investor Relations der GRENKE AG: „Auf Basis der Studie haben wir vor allem Komplexität in der Darstellung des Geschäftsmodells reduziert und erstmals auch Veranstaltungen durch unseren CEO, Herrn Dr. Sebastian Hirsch, für private Aktionärinnen und Aktionäre angeboten. Das kommt gut an. Unser Ziel ist es, Informationen transparent aufzubereiten, das gilt auch für ökologische und soziale Faktoren, die weiter an Bedeutung gewinnen werden.“

Paul Petzelberger, Mitglied des Vorstandes der SdK: „Die innerhalb der wissenschaftlichen Studie erhobenen Investitionsfaktoren schaffen ein tieferes Verständnis für die Investitionsentscheidung von Privatanlegern. Privatanleger investieren ihre Gelder langfristig und mit Weitsicht und wirken antizyklisch auf Aktienkurse. Börsennotierte Unternehmen sind somit gut beraten, Privatanleger als wachsende Investorengruppe stärker zu adressieren, um sie als langfristige Investoren für sich zu gewinnen.“

Prof. Dr. Frank Borowicz von der Fakultät Wirtschaft der DHBW Karlsruhe, der die Studie im Rahmen einer Bachelorarbeit betreute: „Privatanleger standen viele Jahre im Schatten institutioneller Investoren. In der Studie zeigt sich, dass sich die Wichtigkeit von Themen verschoben hat: Ein derartig hohes Interesse von Privatanlegern am Geschäftsmodell und seiner Krisenresilienz ist ein neuartiges Phänomen. Letztlich wollen Privatanleger verstehen, ob das Geschäftsmodell in der sich transformierenden Wirtschaft dauerhaft Bestand hat. Ökologische und soziale Kriterien, obwohl stark diskutiert, spielen bei Anlageentscheidungen von Privatanalegern derzeit noch eine untergeordnete Rolle.“

Bei der GRENKE AG absolvieren derzeit 26 Studentinnen und Studenten ein Duales Studium. Das renommierte Wirtschaftsmagazin „Capital“ hat den Finanzierungsspezialisten in seiner jährlichen Untersuchung erst kürzlich wieder in den beiden Kategorien „Ausbildung“ und „Duales Studium“ mit der Höchstnote von fünf Sternen ausgezeichnet.

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Gesetzgeber machen Weg frei für zukünftiges Wachstum

Von Dr. Oliver Everling | 14.Dezember 2023

Mit der „Genschere“ CRISPR/Cas verfügt die Menschheit nach Erkenntnissen des FERI Cognitive Finance Institute erstmals über ein niederschwelliges Universalwerkzeug zum gezielten Verändern von Erbgut. CRISPR/Cas wird damit zum radikalen „Gamechanger“ für Krankheitsbekämpfung, Pflanzenzüchtung und biotechnologische Forschung. In Kombination mit Künstlicher Intelligenz sieht das FERI Cognitive Finance Institute für den Ansatz enorme Dynamik und Breite voraus – auch für heute noch unbekannte Anwendungen. Diese Entwicklung ist jedoch nicht frei von Risiken: Mögliche Mutationen oder böswillige Bio-Manipulationen schaffen völlig neue Bedrohungsszenarien.

„Der Grat zwischen Fluch und Segen ist bei dieser Technologie sehr schmal. Großen Wachstumschancen stehen enorme Risiken gegenüber – auch mit Blick auf politische oder militärische Missbrauchsmöglichkeiten“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute, in einer aktuellen Analyse zum disruptiven Potential der neuen CRISPR/Cas-Technologie.

Das Kürzel CRISPR/Cas steht für ein molekularbiologisches Verfahren, mit dem sich ein DNA-Strang an einer beliebigen Stelle durchtrennen lässt, um ihn dort gezielt zu verändern. Dieses bahnbrechende Verfahren ermögliche sprunghafte Innovationen in zahlreichen Anwendungsgebieten. Darunter seien neue Möglichkeiten zur Heilung von Erb- und Infektionskrankheiten, zur Bekämpfung von Krebs sowie zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit von Pflanzen.

Um diese Zukunftschancen zu realisieren, würden derzeit weltweit die bislang strengen Gentechnikgesetze gelockert. Großbritannien habe als erstes Land bereits eine Marktzulassung für eine CRISPR/Cas-basierte Therapie erteilt, die US-Gesundheitsbehörde folgte vor wenigen Tagen. „Die enorm vielseitigen Einsatzmöglichkeiten der Genschere eröffnen künftig hohes Wachstumspotential. Investoren und Unternehmer sollten CRISPR/Cas und dessen weitere Entwicklung deshalb schon heute sehr genau beobachten“, erklärt Rapp.

Neben spektakulären Zukunftschancen erzeuge die CRISPR/Cas-Technologie jedoch auch neuartige Risiken und Bedrohungsszenarien. Neue Krankheiten, Resistenzen, Mutationen und ein unkontrolliertes Artensterben seien ebenso denkbar wie eine ungewollte oder gezielte Freisetzung pandemiegefährlicher Viren; zudem könnten irreversible Schäden im globalen Genpool resultieren.

Die relativ einfache und zugleich preiswerte CRISPR/Cas-Technologie begünstige zudem einen Missbrauch der Genschere durch selbsternannte „Gendesigner“ – ebenso wie die Entwicklung spezieller Biowaffen durch „Schurkenstaaten“ und skrupellose Militärs. Aus diesen Gründen sei die politische und gesamtgesellschaftliche Verantwortung bei diesem Thema immens. „Investoren sollten auch diese Bedrohungsszenarien sehr genau im Blick behalten. In der heutigen Welt geopolitischer Konflikte ist nicht automatisch von einem wohlmeinend-friedlichen Gebrauch neuer Technologien wie CRISPR/Cas auszugehen“, warnt Rapp.

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50 Millionen Euro aus Rentnergesellschaften geleistet

Von Dr. Oliver Everling | 11.Dezember 2023

Die VEDRA Pensions hat im Dezember 2023 die Marke an 50 Millionen Euro bereits gezahlter Renten erreicht. Damit sieht sich VEDRA Pensions als der Anbieter im deutschen Markt, der die meisten Auszahlungen aus Pension Buy-outs an Betriebsrentner vorzuweisen hat. Im Jahr 2016 war das Unternehmen mit dem Ziel angetreten, die Übernahme von Pensionsverbindlichkeiten (Pension Buy-outs) in Deutschland zu etablieren.

Die VEDRA Pensions ist eine deutsche Holdinggesellschaft und hat sich auf innovative und pragmatische Lösungen im Zusammenhang mit der Übernahme von Pensionsverbindlichkeiten spezialisiert („Pension Buy-outs“). Seit ihren Ursprüngen vor sieben Jahren hat die VEDRA auf dem deutschen Markt Pionierarbeit geleistet, wenn es darum geht, Unternehmen von Risiken zu befreien, die mit Pensionsverbindlichkeiten einhergehen. Konkret sind dies Inflation, Langlebigkeit, Zinsänderungs- und Marktrisiken.

Mit seinem Modell erreicht VEDRA eine vollständige wirtschaftliche und rechtliche Enthaftung des Unternehmens, verbunden mit der Ausbuchung der Verpflichtungen aus der Bilanz. Für die betroffenen Rentner wiederum bedeutet dies den Vorteil einer vollständigen Ausfinanzierung der Verpflichtungen. Gegenwärtig betreut VEDRA schon mehrere tausend Anspruchsberechtigte.

Mit der ersten Übernahme einer Rentnergesellschaft und dem dazugehörigen Pensionsplan im Jahre 2016 sowie weiteren Transaktionen legte VEDRA Pensions den Grundstein dazu, das Modell der Übernahme von Pensionsverpflichtungen durch eine Rentnergesellschaft bekannter zu machen. Mit Erfolg, wie der nun erreichte Meilenstein beweist. Er soll allerdings nur eine Etappe auf dem Weg sein. Denn der Bedarf der Unternehmen an zeitgemäßen und maßgeschneiderten Lösungen für die Ausfinanzierung und den abschließenden Risikotransfer von Pensionsverbindlichkeiten ist heute akuter denn je. Die Rentnergesellschaft und der Pension Buy-out bieten für diesen Bedarf ein sicheres und erprobtes Modell.

„Wir sind wirklich stolz auf diese Zahl und unsere proaktive Rolle am deutschen Markt. 50 Millionen Euro an ausgezahlten Renten an ursprünglich mehr als 5.000 Anspruchsberechtigte und mehrere Rentnergesellschaften unterstreichen die Skalierbarkeit unseres Konzeptes“, kommentiert Christian Petersmann, Geschäftsführer und Mitgründer der VEDRA Pensions. „Ein solcher Meilenstein ist auch immer ein Entscheidungspunkt, die bisherigen Leistungen zu bewerten. Bei uns stehen die Ampeln auf grün, wir sind auf dem richtigen Weg. Unser Ziel ist die weitere Institutionalisierung des Marktes für Risikotransfers von Pensionen analog zur Entwicklung in anderen Ländern. Sowohl von Unternehmen als auch von unseren Pensionären erhalten wir viel Zustimmung. Danken möchten wir den Geschäftspartnern, die uns auf diesem Weg bislang begleitet haben. Ohne Aktuare, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte und natürlich auch unsere Investmentpartner wäre dies nicht möglich gewesen.“

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Der dritte „Pfeil“ ist ein Treffer

Von Dr. Oliver Everling | 11.Dezember 2023

Anleger sollten ihre Cash-Positionen gegen die aktuell attraktiven Renditeniveaus bei etwa 4,5% für 10-jährige US Treasuries bzw. 2-2,5% für Bundesanleihen tauschen, empfiehlt die Schweizer Privatbank Union Bancaire Privée. Auch Aktien hält das Haus für attraktiv, insbesondere Technologiewerte und japanische Aktien, denen die aktuelle Ausgabe des House View gewidmet ist. „Im kommenden Jahr können Investoren bei japanischen Aktien mit nachhaltigem Gewinnwachstum gegenüber europäischen und Schwellenländeraktien punkten“, ist Michaël Lok, UBP Group CIO und Co-CEO UBP Asset Management, überzeugt. Auch konjunkturell sieht der Chefanlagestratege Japan aufgrund der unterstützenden Wirtschaftspolitik konstruktiver als Europa, das auf der Stelle treten dürfte.

Die Bewertungen globaler Aktien (ohne USA) liegen fast auf den Niveaus zu Zeiten der globalen Finanzkrise 2008/9, der Euro-Staatsschuldenkrise 2011 oder der Covid-Pandemie 2020. Dies ist laut Lok zum Teil auf die strukturellen wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen zurückzuführen, die Europa und China zu bewältigen haben. In Japan hingegen könne man jetzt die Früchte der von Shinzo Abe unter dem Schlagwort „Drei Pfeile“ eingeleiteten wirtschaftlichen Umstrukturierungen und Reformen ernten. Sie seien die Ursache für die Verbesserung der Fundamentaldaten japanischer Unternehmen. Der schwächere Yen habe die Gewinne der großen Exporteure begünstigt, während die Rückkehr der „animal spirits“ die Neubewertung trage und die Tokioter Börse weiterhin Reformen der Unternehmensführung vorantreibe (der dritte der „Pfeile“). Mit der weitreichenden Entschuldung der japanischen Unternehmen sollten sie in der Lage sein, Aktienrückkäufe zu beschleunigen.

„Der japanische Aktienmarkt hat sich in den letzten zehn Jahren von einem liquiditätsgetriebenen Markt, der durch die Ausweitung der Bewertungen und anschließenden Kurseinbrüchen geprägt war, zu einem Markt entwickelt, der fast ausschließlich durch das Wachstum der Unternehmensgewinne angetrieben wird“, schreibt Michaël Lok. „Jahrzehntelang hatte das Land gezögert, bevor es dann 2012 breit angelegte Unternehmens- und Wirtschaftsreformen auf den Weg brachte. Seit 2012 hat der MSCI Japan ein jährliches Gewinnwachstum von 10,5% p.a. erzielt und liegt damit nur leicht hinter den beeindruckenden 11,3% des technologielastigen Nasdaq-100 im gleichen Zeitraum zurück“, führt Lok aus.

„Auch wenn viele den schwachen Yen als Haupttreiber für die Performance japanischer Aktien nennen, sind es in Wirklichkeit steigende Gewinnspannen und der Abbau von Schulden in den Bilanzen, die für fast 77% des Gewinnwachstums der Unternehmen in den letzten zehn Jahren verantwortlich waren“, rechnet der UBP-Stratege vor. Der schwache Yen dürfte hingegen nur für 6-7% des Gewinnwachstums der Unternehmen verantwortlich gewesen sein. Es sei allerdings zu optimistisch, mit einem weiteren Anstieg der Gewinnmargen zu rechnen, da diese bereits mit den Höchstständen der 1960er und frühen 1970er vergleichbar seien. Diese sollten nun für einen beständigen Cashflow sorgen, der er es den Unternehmen erlaube, über Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe die Rendite für die Aktionäre zu steigern. „Japanische Aktien wiesen 2023 bis Ende November einen beeindruckenden Kursgewinn von 29,6% mit einem Gewinnwachstum von fast 16% und Bewertungsausweitung von fast 9% aus“, schreibt Lok. Dennoch liege die Bewertung nahe des 10-Jahres-Durchschnitts. „Das bedeutet, dass Anleger hier auf nicht-zyklische Erträge, Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe vertrauen können.“

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Inlandsmarkt unter Zinsdruck

Von Dr. Oliver Everling | 11.Dezember 2023

Die große Sorge vor einer Energienotlage, die noch vor einem Jahr die Schlagzeilen beherrschte, ist jetzt, am Ende des Jahres 2023 und mit Blick auf den bevorstehenden Winter kein Thema mehr. Axel D. Angermann analysiert als Chef-Volkswirt der FERI Gruppe die Situation: „Dennoch ist die wirtschaftliche Lage in Deutschland nur scheinbar besser als vor einem Jahr. Tatsächlich lag die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal 2023 ziemlich exakt auf dem Niveau vom Jahresende 2022. Die aktuellen Konjunkturindikatoren weisen auf eine anhaltende Stagnation hin, was die Notwendigkeit politischer und wirtschaftlicher Anpassungen unterstreicht.“

Die Aussichten für das Jahr 2024 sieht Axel D. Angermann insgesamt getrübt. „Ein wesentlicher Grund dafür sind hohe Unsicherheiten über die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft. Die schwache Nachfrage aus den Schlüsselmärkten USA und China begrenzt die Exportaussichten der deutschen Unternehmen. Eine Trendwende ist hier nicht in Sicht. Aus China sind weiterhin kaum positive Impulse zu erwarten, und der US-Wirtschaft droht im kommenden Jahr eine moderate Rezession, mindestens aber eine deutliche Abschwächung der Wachstumsdynamik. Wenn die Ausfuhr in die beiden wichtigsten Handelspartner außerhalb der EU schwächelt, ist das kein gutes Vorzeichen für die Exporte insgesamt.“

Die restriktive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank wirkt sich zunehmend negativ auf den Inlandsmarkt aus. „Zwar ist der Anteil der Unternehmen,“ rechnet der Chefvolkswirt vor, „die Finanzierungsengpässe als wesentliches Produktionshemmnis ansehen, nach wie vor gering. Dafür klagen aber inzwischen fast 40% der Industrieunternehmen unter Auftragsmangel, und zusammen mit deutlich gestiegenen Zinsen ist das keine gute Voraussetzung für höhere Ausrüstungsinvestitionen. Im Bausektor federn die bestehenden Aufträge im Tiefbau und im Gebäudebestand die Rückgänge in anderen Bereichen noch ab, aber der Rückgang der Wohnungsbaugenehmigungen um mehr als 30%, die nahezu halbierten Wohnungsbaukredite an Haushalte und der deutlich sinkende Umsatz von Bauträgern und Projektentwicklern lassen für die Bauinvestitionen insgesamt nichts Gutes erwarten.“

Mit Blick auf den privaten Konsum sollte die steigende Kaufkraft der Haushalte aufgrund der nachlassenden Inflation zu einem spürbaren Anstieg der privaten Ausgaben führen. „Dem steht allerdings eine anhaltend sehr schlechte Konsumentenstimmung entgegen, die deutlich unter dem Niveau vom Frühjahr 2020 zu Beginn der Corona-Pandemie liegt“, hält Angermann entgegen. „Nachdem das Bundesverfassungsgericht festgestellt hat, dass die Pläne der Ampel-Regierung zur Finanzierung des Klima- und Transformationsfonds gegen die Verfassung verstoßen, stehen nicht nur zahlreiche Projekte im Rahmen der geplanten Energiewende auf der Kippe. Es herrscht nun auch generell verstärkte Unsicherheit über die Entwicklung von Steuern und das Weiterbestehen von Subventionen. All das lähmt die Ausgabenlust der privaten Haushalte. Auch der staatliche Konsum wird unter der verhängten Haushaltssperre leiden.“

Für 2024 sei nur mit einem marginalen Anstieg der Wirtschaftsleistung zu rechnen. Deutschland drohe damit in einen verhängnisvollen Kreislauf zu geraten: Die dann seit fünf Jahren andauernde Wirtschaftsflaute verschärft bestehende Verteilungskonflikte und bremst die Möglichkeiten zur finanziellen Abfederung notwendiger Strukturanpassungen, und dies wiederum bremst die wirtschaftliche Dynamik weiter. Es sei zu hoffen, dass die Ampel-Regierung noch die Kraft findet, mittels einer systematischen Verbesserung der allgemeinen Rahmenbedingungen und der Streichung nicht notwendiger Staatsausgaben diesen Knoten zu durchschlagen.

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Basierend auf den aktuellen Daten des Medizinischen Dienstes neues Ranking

Von Dr. Oliver Everling | 8.Dezember 2023

Avivre Consult aktualisiert Analyse der Pflegeheim-Qualitätsbewertungen durch den Medizinischen Dienst: Basierend auf den aktuellen Daten des Medizinischen Dienstes haben Ines Löwentraut und ihr Team erstmals seit 2019 wieder eine Analyse der Pflegeheim-Qualitätsbewertungen erstellt.

Erstmalig sind neben 20 privaten Pflegeheimbetreibern auch 10 frei-gemeinnützige und 10 kommunale Träger berücksichtigt worden, um eine noch aussagekräftigere Analyse vorlegen zu können. Hierdurch flossen die Daten von mehr als 2.000 Pflegeeinrichtungen in die Analysen ein. Aufgrund der umfangreichen Datenbasis sowie der hierdurch erstellten Auswertungen wird es in diesem Jahr zwei ca. 100-seitige Reports geben:

Report A beinhaltet die Gesamtbewertung aller 40 Pflegeheimbetreiber inklusive Ranking, Report B umfasst die detailliertere Darstellung der drei Betreibersektoren privat/gemeinnützig/kommunal sowie die Ergebnisse nach den einzelnen Bundesländern.

Im Ranking der einzelnen Teilbereiche gibt es interessante Unterschiede bei den 40 größten Pflegeheim Betreiber auf privater, kommunaler und gemeinnütziger Ebene – mehr bei Avivre Consult.

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Nachhaltigkeit und Perspektiven – Jan Grothe, CPO der Deutsche Bahn AG

Von Dr. Oliver Everling | 6.Dezember 2023

In einer globalisierten Welt, in der Nachhaltigkeit und Umweltschutz zunehmend an Bedeutung gewinnen, spielt die Wahrnehmung verschiedener Länder und Kulturen eine entscheidende Rolle. Jan Grothe, Chief Procurement Officer der Deutsche Bahn AG, reflektierte kürzlich in beeindruckender Weise über seine Erfahrungen während einer Reise nach China. Seine Einsichten werfen nicht nur ein Licht auf die Bemühungen Chinas im Bereich der Nachhaltigkeit, sondern auch auf die Notwendigkeit, jenseits von vorschnellen Urteilen eine umfassendere Perspektive einzunehmen.

„Das erste Mal, als ich im Urlaub weiter weg war und einen blauen Himmel sah, fragte ich mich, warum wir das nicht zu Hause haben“, gibt Grothe zufällige Worte eines Arbeiters in China wieder und teilt eine interessante Anekdote aus einem chinesischen Stahlunternehmen. Diese Erfahrung war der Ausgangspunkt für seine tiefergehende Auseinandersetzung mit den Bemühungen Chinas im Bereich Lieferketten-Due-Diligence und Nachhaltigkeit auf LinkedIn.

Eine wichtige Lektion, die Grothe betont, ist die Zurückhaltung bei voreiligen Urteilen, insbesondere aus einer westlichen Perspektive mit unserem Luxus und einem höheren Niveau an Reife im Bereich der Nachhaltigkeit. Er erkennt an, dass andere Länder unterschiedliche historische Hintergründe und kulturelle Prägungen haben.

Besonders beeindruckt zeigt sich Grothe von den Fortschritten in Chinas erneuerbarem Energiesektor. China verzeichnet das weltweit stärkste Wachstum in diesem Bereich, mit Tausenden von installierten Windturbinen und PV-Systemen. Städte wie Shanghai haben bereits über 50% Elektroautos, während Shenzhen sogar 100% elektrische Busse aufweist. Investitionen in die Schieneninfrastruktur sind ebenfalls bemerkenswert.

Die Unternehmen, die Grothe besuchte, zeigten alle eine klare Nachhaltigkeitsstrategie, die oft über das hinausgeht, was in Europa üblich ist. Dabei wird nicht nur CO2, sondern auch Kreislaufwirtschaft und Biodiversität berücksichtigt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, den Grothe betont, ist die kontinuierliche Investition in Bildung. Sobald die Notwendigkeit verstanden ist, steigt die Motivation und der Stolz bei der Umsetzung. Ein Arbeiter berichtet von einer spürbaren Verbesserung der Luftqualität, die ihn persönlich erreicht hat.

Trotz anfänglicher Skepsis zeigt sich Grothe nach seinen Reiseerlebnissen aus China optimistischer. Die strengen Standards, die weltweit für Lieferanten gelten, werden konsequent angewendet. Die Erfahrungen vor Ort haben ihn gelehrt, Dinge nicht nur aus der Ferne zu beurteilen.

Schlussfolgernd stellt Grothe die Frage, ob China möglicherweise zum Weltexportmeister für grüne Technologien werden könnte, ein Ziel, das ursprünglich für Deutschland geplant war. Diese Gedanken regen dazu an, die eigene Perspektive zu hinterfragen und Erfahrungen vor Ort als Grundlage für Urteile zu nutzen. In einer Welt, die sich rasch verändert, können solche Einblicke wesentlich dazu beitragen, den Weg zu einer nachhaltigeren Zukunft zu ebnen (mehr auf LinkedIn).

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Moody’s Corporation stellt erstes KI-gesteuertes Forschungstool vor: Moody’s Research Assistant

Von Dr. Oliver Everling | 5.Dezember 2023

Moody’s Corporation gab heute die Einführung von Moody’s Research Assistant bekannt, einem bahnbrechenden Such- und Analysetool, das von generativer künstlicher Intelligenz (GenAI) betrieben wird. Das Produkt nutzt den umfangreichen eigenen Inhalt von Moody’s und die neuesten Large Language Models (LLMs), um Kunden bei der Generierung neuer Erkenntnisse aus der Breite und Tiefe von Moodys Kreditforschung, Daten und Analysen zu unterstützen.

Als erstes GenAI-gesteuertes Forschungstool, das kommerziell für Finanzmarktteilnehmer verfügbar ist, synthetisiert der Moody’s Research Assistant riesige Informationsmengen, damit Benutzer schnell und in großem Maßstab Kredit- oder Investitionsmöglichkeiten bewerten, Entwicklungen überwachen, Entitäten vergleichen und analytische Workflows verbessern können. Verankert in Moodys umfangreichem eigenen Inhalt in Kombination mit der neuesten GenAI-Technologie, ermöglicht der Moody’s Research Assistant Benutzern, schnellere und umfassendere Risikoeinblicke zu generieren.

Cristina Pieretti, General Manager of Digital Insights für Moody’s Analytics, sagte: „Für Finanzmarktteilnehmer erfordert die erfolgreiche Navigation durch die komplexe Risikolandschaft von heute eine ressourcenintensive Analyse einer Vielzahl von Forschungs- und Datenbereichen über verschiedene Risikodomänen hinweg. Mit Moody’s Research Assistant kann die Analyse, die früher Stunden dauerte, jetzt in Minuten durchgeführt werden, was mehr Zeit für strategische Entscheidungsfindung freisetzt.“

Benutzer, die an einem Pilotprojekt des Moody’s Research Assistant teilgenommen haben, berichteten von Produktivitäts- und Effektivitätssteigerungen. Basierend auf beobachteten Metriken während der Pilotphase könnten Benutzer bis zu 80% der Zeit für Datensammlung und bis zu 50% der Zeit für Analyse durch die Nutzung von Moody’s Research Assistant einsparen. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass der Moody’s Research Assistant den Benutzern bis zu 27% der Zeit einsparen könnte, die sie für die typischen Aufgaben und Funktionen eines Finanzanalysten aufwenden.

Der Moody’s Research Assistant ist als Add-on zu CreditView, Moodys Flaggschiff-Rating- und Forschungslösung, verfügbar. Unter Verwendung des Azure OpenAI Service von Microsoft und betrieben von fortschrittlicher Sprachverarbeitungstechnologie ergänzt der Moody’s Research Assistant das vorhandene Informationssystem von CreditView, indem er relevante Entitäten, Branchen und geografische Regionen effektiv in Textinhalten identifiziert.

Moody’s Research Assistant deckt die neuesten Ratingaktionen, Kreditmeinungen und Forschungsberichte von Moody’s Investors Service ab, um Benutzern Echtzeitantworten zu liefern. Letztendlich wird der Moody’s Research Assistant erweitert, um mehr von Moodys Daten und Inhalten über Risikobereiche wie Kredit, Klima, Cyber, Compliance, Lieferkette und mehr zu nutzen.

Die Einführung des Moody’s Research Assistant ist das neueste Kapitel in Moodys Integration von KI in seine Produkte, Lösungen und Prozesse, die Entscheidungsträgern helfen, Risiken zu entschlüsseln und Chancen zu nutzen. Moodys fortlaufender Innovationsansatz basiert auf drei Hauptprinzipien – dem Drang zur Weiterentwicklung, der Ermächtigung der Mitarbeiter und der Priorisierung von Kundenwirkung.

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Chancen für aktive Anleihen-Allokation

Von Dr. Oliver Everling | 5.Dezember 2023

Nach zwei Dürrejahren hat sich die Lage am globalen Rentenmarkt grundlegend verändert: Michael Weidner, Portfolio Manager/Analyst und Co-Leiter Global Fixed Income bei Lazard Asset Management Deutschland, findet wieder attraktive Renditen bei intakter Ertragslage vor. Damit kann diese Assetklasse erneut jene Rolle im Portfolio übernehmen, die ihr die klassische Portfoliotheorie zuschreibt: ein Basisinvestment, das mit kalkulierbaren und sicheren Renditen für Diversifikation gegenüber Risikopositionen sorgt.

„Die Ertragskraft auf der Rentenseite ist sowohl im Euro- als auch im US-Dollar-Raum wiederhergestellt und übersteigt die Dividendenrendite eines globalen Aktienportfolios deutlich – bei kalkulierbarem Risiko. Anleihen sind unter diesen Umständen als Basis der Vermögensallokation einfach sinnvoll“, so der Experte. Die Anlageklasse erfüllt aus seiner Sicht erneut die drei Kernkriterien, die ein Basisinvestment in der Vermögensallokation erfüllen muss. „Mit einem globalen Rentenportfolio lassen sich kalkulierbare und sichere Erträge erwirtschaften. Wir sehen eine kontinuierliche Liquidität, so dass wir jederzeit Handlungsspielräume haben. Zudem dienen globale Anleihen der Diversifikation, denn sie zeigen erneut eine niedrige Korrelation zu risikoreichen Vermögenswerten“, so Weidner. Sein Fazit deshalb: „Wir erleben die Renaissance dieser Assetklasse.“

Attraktiv seien nicht nur die Erträge, sondern auch das Risiko. Der Bloomberg Global Aggregate Index (in Euro) zeige eine Rendite von 4,2 Prozent bei einer annualisierten Volatilität von 3,05 Prozent, so Weidner. Daraus ergebe sich für die im Index erfassten globalen Anleihen ein Rendite/Risiko-Verhältnis von 1,38. Im Vergleich dazu weise der Aktienindex S&P 500 beispielsweise eine Dividendenrendite von rund 1,6 Prozent bei einer Volatilität von rund 22 Prozent auf. Das Rendite/Risiko-Verhältnis der Aktien in diesem Index liege entsprechend bei 0,1. „Die Ertragskraft von Aktien ist langfristig natürlich ungleich höher als bei Anleihen, aber die Volatilität ist auch fünf- bis sechsmal so hoch. Globale Anleihen sind also ein deutlich sichereres Investment, wobei die Couponzahlungen aktuell die Dividendenrendite globaler Aktien erneut übertreffen“, betont Weidner.

Rückenwind erhalten Anleihen von den Notenbanken. „In vielen Regionen nähert sich der Zinserhöhungszyklus dem Ende. Viele Schwellenländer haben bereits die Wende hin zu Zinssenkungen vollzogen, die meisten entwickelten Länder werden – in unterschiedlichen Geschwindigkeiten – innerhalb der nächsten zwölf Monate folgen“, prognostiziert Weidner. Zinssenkungen würden sich positiv auf die Renditen auswirken. Ein Absinken des Leitzinses auf null Prozent – wie zuletzt gesehen – sei aber nicht zu erwarten.

Der Blick auf die Märkte gefällt dem Portfoliomanager: „Die Anlagechancen auf den globalen Rentenmärkten sind so facettenreich wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Wir sehen mehr und gleichzeitig größere Relative-Value-Anlagechancen, die das Potenzial für aktives Management erhöhen.“

Der aktuelle Favorit des Lazard-Teams unter den währungsgesicherten Staatsanleihen über zwei, fünf und zehn Jahre ist dabei überraschend: Japan. „Über alle Zeiträume hinweg sind japanische Staatsanleihen am rentierlichsten, gefolgt von Neuseeland, Schweiz und Australien. In Japan sehen wir auch keine invertierte Zinskurve, sodass die Rendite für die zehnjährigen Anleihen mit 4,7 Prozent höher liegt als für zwei Jahre (4,0 Prozent) oder fünf Jahre (4,3 Prozent)“, sagt Weidner. Das sei in anderen Ländern wie der Schweiz, den USA oder Großbritannien anders; hier seien die Kurzläufer rentierlicher. Lazard Asset Management habe jüngst vor allem stark auf Anleihen mit kurzer Duration gesetzt, für die sich neben Japan auch Neuseeland (3,8 Prozent Rendite), die Schweiz (3,5 Prozent Rendite) und Australien (3,4 Prozent Rendite) empfehlen würden.

„Viele Regionen bieten sich wieder für die aktive Anleihen-Allokation an“, fasst Michael Weidner zusammen. Er setzt auf ein Portfolio, das Währungsrisiken weitgehend absichert und mit einer aktiven Durationssteuerung zur Diversifizierung beiträgt. So würden sich stabile Basisportfolios mit Renditen zwischen 4,3 und 4,5 Prozent kreieren lassen. „Für den Renditekick bieten sich zusätzlich riskantere Satelliten an wie zum Beispiel skandinavische High-Yield-Anleihen. Hier können aktuell Renditen von über 9 Prozent erzielt werden“, so der Experte.

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Kutschenbauer, Aufzugführer – aber welche Berufe sterben durch KI?

Von Dr. Oliver Everling | 23.November 2023

In einem aktuellen Marktkommentar erklärt Angus Bauer, Head of Sustainable Research bei Schroders, welche Auswirkungen Künstliche Intelligenz auf Mitarbeitende hat und wie Künstliche Intelligenz genutzt werden kann, um HR-Prozesse und Funktionen im Bereich Personal zu optimieren.

Über eine Milliarde Wissensarbeiter/-innen gibt es in der Weltwirtschaft und in einigen, großen Volkswirtschaften macht ihr Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt rund 50 Prozent aus. Die Einbindung von KI in diesen Bereich der Arbeit hat daher das Potenzial zu einem tiefgreifenden Wandel, hat zugleich aber eine hitzige Debatte ausgelöst über die Bedrohung für Arbeitsplätze und die Art und Weise, wie gearbeitet wird. Angus Bauer betrachtet die Auswirkungen von KI auf Arbeitsplätze, auch angesichts der Erfahrungen durch die Automatio und diskutiert, wie Unternehmen KI einsetzen können, um das volle Potenzial ihrer Belegschaft zu nutzen.

KI sieht Angus Bauer als eine neue Technologie, deren Einsatzmöglichkeiten noch nicht vollends klar seien. Daher warnt er davor, vorzeitige Entscheidungen zu treffen, die womöglich nicht revidiert werden können.

Wird KI Arbeitsplätze vernichten? Eine der größten Sorgen im Zusammenhang mit der Einführung von KI, insbesondere großer Sprachmodelle (Large Language Models, LLMs) wie ChatGPT, ist, dass sie die menschliche Arbeitskraft überflüssig machen könnte. „Dabei ist der Schritt, Arbeit zu automatisieren, nicht neu: seit 200 Jahren gehen wir so vor. Bei jeder Welle der Automatisierung verschwinden ganze Aufgabengruppen, aber neue Aufgabenklassen – und neue Arbeitsplätze – entstehen.“

Dieser Prozess verlaufe nicht ohne Reibungen, und manchmal gehen die neuen Arbeitsplätze an andere Menschen an anderen Orten. Aber im Laufe der Zeit ist die Gesamtanzahl der Arbeitsplätze nicht gesunken, und die Gesellschaft insgesamt hat profitiert.

„So deuten Forschungen darauf hin,“ berichtet Angus Bauer, „dass nur einer der 271 Berufe, die in einer Zählung in den USA 1950 aufgeführt waren, aufgrund vollständiger Automatisierung seitdem verschwunden ist. Dabei handelt es sich um den Beruf des Aufzugführers (Bessen, 2016). Geht man noch weiter zurück in die Vergangenheit, stößt man auf den Beruf des Kutschenbauers. Dieser Beruf verschwand aufgrund des technologischen Wandels bis 1950 weitgehend. Gleichzeitig entstanden aber Arbeitsplätze im Bereich des Auto-Karosseriebaus.“

Bisher hat die Automatisierung hauptsächlich Arbeitsplätze in der Produktion betroffen. „Im frühen 20. Jahrhundert wurden dort Arbeitsabläufe in Einzelaufgaben aufgeteilt, die dann automatisiert ausgeführt werden konnten. Dies ebnete den Weg für die Einführung von Maschinen in Fertigungsstraßen und schuf die Grundlage für Schichtarbeit und Fabriken, die rund um die Uhr produzieren. Lässt sich dieser Prozess auch auf Wissensarbeit anwenden?“

Ein typischer Arbeitstag von Wissensarbeiter/-innen umfasse eine Vielzahl von Aufgaben, so Angus Bauer: „Ein Großteil davon lässt sich nur schwer automatisieren, nicht zuletzt, weil jedes Unternehmen verschiedene Technologiesysteme einsetzt.“

Jedoch gibt es bestimmte Aufgabengebiete, für die sich die Automatisierung anbietet, etwa bei der Verbesserung von Geschwindigkeit oder Genauigkeit. Auch bietet die Automatisierung Arbeitnehmer:innen die Möglichkeit, sich auf Kernelemente ihrer Arbeit zu konzentrieren.

Er verweist auf einige wissenschaftliche Studien, die sich speziell mit den Auswirkungen von ChatGPT auf Bürotätigkeiten befasst haben: „Eine Studie von Noy und Zhang (2023) mit Fachleuten mit Universitätsabschluss ergab, dass unter bestimmten Umständen eine Zeitersparnis von 40% zu erzielen ist, bei gleichzeitiger Verbesserung der Qualität (insbesondere im unteren Bereich des Spektrums). 2013 veröffentlichte Harvard Business Review Zahlen, die darauf hindeuteten, dass Wissensarbeiter/-innen drei Stunden pro Tag mit Schreibtischarbeit verbringen und den Rest ihrer Arbeitszeit für Zusammenarbeit, Besprechungen usw. verwenden. Bei einer Zeitersparnis von 40% ist es durchaus denkbar, dass Arbeitnehmer/-innen, unterstützt durch generative KI, in nur drei Tagen die Arbeit von fünf Tagen erledigen, mit allen verbundenen Auswirkungen auf die Arbeitsleistung und mögliche Veränderung der Work-Life-Balance.“

„Je mehr wir erkennen,“ fügt Angus Bauer hinzu, „in welchen Bereichen uns die KI-Technologie hilft, desto stärker dürften in der öffentlichen Wahrnehmung unserer Ansicht nach auch die positiven Auswirkungen der Technologie in den Vordergrund treten. Denn KI erhöht nicht nur die Produktivität des Einzelnen, sondern kann auch fehlende Qualifikationen ausgleichen. Schätzungen zufolge werden weltweit bis zu 85 Millionen Arbeitsplätzen fehlen, was bis zu 8,5 Billionen US-Dollar BIP kosten könnte. KI könnte Unternehmen und Ländern helfen, die mit demografischem oder qualifikationsbedingtem Arbeitskräftemangel zu kämpfen haben.“

Wie können Unternehmen KI nutzen, um ihre Belegschaft zu optimieren? „Unserer Meinung nach kann KI auch auf vielfältige Weise im Bereich des Personalmanagements genutzt werden etwa zur Qualifikation, Personalplanung und für Investitionen in die Unternehmenskultur. Manche Experten/-innen vertreten die Ansicht, dass sich im Laufe der Zeit die Produktionsmittel angleichen und dass das Management der Arbeitskraft so zu einem wichtigen Faktor wird, der über die Steigerung der Renditen entscheidet. Bevor der aktuelle Boom der KI seinen Anfang nahm, waren die wichtigsten produktiven „Vermögenswerte“ in den Wissensindustrien die Menschen. Doch durch die Einbeziehung von KI in den Dienstleistungssektor ändert sich das. Es wird digitale Assets geben, zu denen alle gleichermaßen Zugang haben. Aber je nachdem, wie gut die KI-Modelle auf proprietäre Daten trainiert werden, wie effizient sie genutzt und die Technologien eingesetzt werden, können unterschiedliche Resultate erzielt werden – und das ist zu einem großen Teil vom Personalmanagement abhängig.“

Die vielleicht offensichtlichste Möglichkeit, KI und große Sprachmodelle in das Personalmanagement einzubinden, besteht im Bereich Weiterbildung. In einer kürzlich durchgeführten Umfrage von Jefferies unter Büroangestellten wurde festgestellt, dass 82 % der Befragten bereit wären, ihre Fähigkeiten zu verbessern, wenn sie befürchten müssten, dass ihr Arbeitsplatz durch die Automatisierung wegfallen würde.

Wie aus der PWC-Umfrage „Global Workforce Hopes and Fears Survey 2023“ deutlich wird, sieht etwas mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer/-innen die Vorteilen, die KI ihnen bieten kann, vor allem durch neue Fähigkeiten und Chancen, während lediglich ein Drittel eher negativ eingestellt ist.

In den vergangenen Jahren ist der Druck auf Unternehmen, flexibler zu agieren und mit weniger Ressourcen mehr zu erreichen, enorm gestiegen. Die strategische Personalplanung kann dabei eine zentrale Rolle einnehmen, da sie sich auf Qualifikationen, Wettbewerbsfähigkeit und Ausführung konzentriert.

„Die Anwendung großer Sprachmodelle in diesem Bereich hat das Potenzial,“ sagt Angus Bauer, „die Personalabteilungen agiler zu machen, Mitarbeiter/-innen bei der Fortbildung zu unterstützen und die Nachhaltigkeit sowie den Wert des Humankapitals eines Unternehmens im Laufe der Zeit zu steigern. Jede Personalabteilung wünscht sich besseren Einblick in Belegschaft. Die KI kann dazu beitragen, Feedback von den Mitarbeitenden einzuholen, Bewertungen und Freitextantworten auf Umfragen auszuwerten und zusammenzufassen, um so die Stimmung der Belegschaft oder das Burnout-Level zu identifizieren.“

Die aus diesem Themenkomplex entstehenden Fragestellungen rund um den Einsatz von KI im Personalmanagement werden sich im Laufe der Zeit verändern. Um das Thema zu analysieren, bieten sich für Investoren/-innen aktuell jedoch folgende Fragen an, so Angus Bauer:

Was sind die wichtigsten Chancen und Risiken für das Unternehmen und seine Mitarbeiter/-innen durch die fortlaufende Entwicklung von KI? Welche Maßnahmen wurden ergriffen oder sind geplant, um KI in das Unternehmen zu integrieren? Ist geplant, signifikante finanzielle oder personelle Ressourcen für KI bereitzustellen oder aufgrund von KI wesentliche Änderungen im Personal vorzunehmen? Wird darauf geachtet, KI einzusetzen, um Fähigkeiten und Qualifikationen besser zu nutzen, Mängel in der Qualifikation der Mitarbeiter/-innen zu identifizieren oder die Arbeitskräfteplanung und Agilität zu verbessern? Wie wird sichergestellt, dass KI nicht die Prozesse nachteilig beeinflusst? Wie werden Mitarbeiter/-innen darauf geschult, effektiv mit KI-Tools und -Technologien im Talentmanagement umzugehen? Wird KI eingesetzt, um die berufliche Entwicklung und die interne Mobilität zu unterstützen?

Themen: Ratings | Kommentare deaktiviert für Kutschenbauer, Aufzugführer – aber welche Berufe sterben durch KI?

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