Europäische Aktienmärkte verdienen mehr Aufmerksamkeit, sagt Lazard Asset Management Experte

Von Dr. Oliver Everling | 26.Oktober 2023

Maximilian Weidler, Client Portfolio Manager im europäischen Aktienteam bei Lazard Asset Management, unterstreicht die Bedeutung europäischer Aktienmärkte und ruft dazu auf, diesen Sektor genauer zu betrachten. Seiner Meinung nach hat sich Europa in jüngster Zeit positiv entwickelt und präsentiert sich ertragsstark, wachstumsorientiert und global ausgerichtet. Allerdings spiegelt sich diese Transformation noch nicht ausreichend in den Bewertungen wider.

Weidler erläutert sein Vertrauen in europäische Aktien: „Während wir bei unseren unmittelbaren Aussichten für die europäische Wirtschaft und europäische Aktien vorsichtig bleiben, glauben wir, dass die Region aus Sicht der Vermögensallokation weiterhin relativ attraktiv ist. Wir sind der Meinung, dass Europa mehr Interesse bei den Anlegern verdient, als es bekommt.“

Die häufige Assoziation europäischer Aktienmärkte mit Sektoren, die als alt und wachstumsschwach angesehen werden, wird nach Weidlers Ansicht der aktuellen Realität nicht gerecht. Er betont: „Europa hat einen größeren Schwerpunkt auf Wachstumssektoren mit einer globalen Ertragsdimension entwickelt. Dies führt zu einer höheren Finanzproduktivität und einem widerstandsfähigeren Ertragsprofil.“ Dennoch sind die Aktienmärkte in der Region in absoluten Zahlen und im Vergleich zu anderen entwickelten Märkten nach wie vor zurückhaltend bewertet. Weidler ist jedoch optimistisch, dass sich dies bald ändern wird.

Die Geldpolitik der großen westlichen Zentralbanken, darunter die Europäische Zentralbank (EZB), hat durch zahlreiche Zinserhöhungen zu einem Rückgang der Inflation und einer Abkühlung der Wirtschaft geführt. Weidler weist jedoch auf die Nebenwirkungen hin: „Angesichts des Ausmaßes der geldpolitischen Straffung durch die EZB und des raschen Rückgangs der Geldmenge war eine deutliche Verlangsamung der europäischen Wirtschaftstätigkeit unvermeidlich.“

Die Experten von Lazard Asset Management sehen eine wirtschaftliche Abkühlung als wahrscheinlich an, insbesondere aufgrund der höheren Zinssätze, die europäische Unternehmen stärker betreffen, da sie vermehrt auf variabel verzinsliche Bankkredite angewiesen sind. Der Anstieg der Renditen europäischer Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit einem Jahrzehnt verstärkt diese Einschätzung, was auf möglicherweise schwierigere wirtschaftliche Zeiten hindeutet.

In makroökonomischer Hinsicht bietet sich jedoch ein gemischtes Bild. Die Inflation ist in vielen europäischen Ländern deutlich zurückgegangen, wie der jüngste Rückgang der deutschen Verbraucherpreise von 6,4 % im August auf 4,3 % im September zeigt. Dieser Rückgang war stärker als erwartet und der langsamste jährliche Preisanstieg seit September 2021. Auch die Inflationsrate in der Eurozone ist rückläufig und erreichte im September mit 4,3 % den niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren.

Trotz dieser ermutigenden Inflationsdaten bleibt Weidler vorsichtig, insbesondere angesichts des Anstiegs der Ölpreise im Sommer aufgrund von Lieferkürzungen aus Saudi-Arabien und Russland. Die jüngsten Zinssenkungen der Fed und der Bank of England, begleitet von den sanfteren Tönen der EZB, lassen jedoch darauf schließen, dass der Höhepunkt des aktuellen Zinserhöhungszyklus erreicht oder sehr nahe ist.

Für Europa könnte dies bedeuten, dass es früher als die USA die Auswirkungen der Zinserhöhungen spürt, aber auch eine der ersten Regionen sein könnte, in denen im nächsten Jahr Zinssenkungen möglich sind. Weidler schließt mit der Bemerkung: „Europa scheint die Auswirkungen der Zinserhöhungen früher zu spüren als die stärkere US-Wirtschaft, aber das deutet darauf hin, dass es auch die erste der beiden Regionen sein könnte, in welcher Zinssenkungen im nächsten Jahr möglich sind.“

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Fusion von Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg und Frankfurter Volksbank Rhein/Main: Ein Gewinn für das Rating und die Region

Von Dr. Oliver Everling | 24.Oktober 2023

Die Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg (RVAB) und die Frankfurter Volksbank Rhein/Main (FVB) haben einen Kooperationsvertrag unterzeichnet, der die Verschmelzung beider Institute im Geschäftsjahr 2024 vorsieht. Diese Pläne wurden von den Aufsichtsratsgremien beider Genossenschaftsbanken mit überwältigender Mehrheit gebilligt. Vorbehaltlich der Zustimmung der Vertreterversammlungen im kommenden Jahr wird dies die 22. Fusion für die Frankfurter Volksbank Rhein/Main seit 1990 sein, während die RVAB erst kürzlich mit der Raiffeisenbank Waldaschaff-Heigenbrücken fusionierte. Die aggregierte Bilanzsumme beider Genossenschaftsbanken zum Bilanzstichtag 31. Dezember 2022 beträgt beeindruckende 19,2 Milliarden Euro.

Diese Fusion verspricht, auf verschiedene Arten das Rating und die Stärke der neuen Bank zu verbessern, und dazu bieten die beteiligten Vorstandsmitglieder interessante Einblicke.

Eine der Hauptgründe, warum diese Fusion voraussichtlich zu einer Verbesserung des Ratings führen könnte, ist die Tatsache, dass die Frankfurter Volksbank Rhein/Main und die Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg auf dynamische Wachstumsmärkte abzielen. Eva Wunsch-Weber, die Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Volksbank Rhein/Main, betont: „Mit der jetzt bevorstehenden Fusion erweitern wir das Geschäftsgebiet der Frankfurter Volksbank Rhein/Main um den dynamisch wachsenden Markt Bayerischer Untermain. Eine Region, die ähnlich einkommens- und wachstumsstark ist, wie die Metropolregion Frankfurt. Wir sehen erhebliche Wachstumschancen in diesem dynamischen Umfeld.“

Claus Jäger, Vorstandssprecher der Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg, stimmt dem zu und hebt hervor, dass die Fusion „vor allem Finanzdienstleistungen für Privat- und Firmenkunden rund um das Zukunftsthema Nummer 1 Nachhaltig Leben, Arbeiten und Wirtschaften sowie leistungsstarke digitale Lösungen beitragen“ wird.

Beide Banken betonen die Bedeutung von Kundennähe und betonen: „Unser Leistungsversprechen ist klar: Beratung auf Augenhöhe und bestmögliche Kundennähe! Auf dieser Basis können wir unsere Erträge und unsere Finanzkraft kontinuierlich steigern. Wir nutzen unsere vorhandenen Kompetenzen und werden gemeinsam schlagkräftiger.“

Die Fusion wird auch Arbeitsplatzsicherheit und den Erhalt des bestehenden Filialnetzes gewährleisten. Die unterzeichnete Kooperations-Vereinbarung sieht eine Beschäftigungsgarantie für alle Mitarbeiter der Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg für die kommenden fünf Jahre vor und sichert den Fortbestand der Filialen unter der bisherigen Marke. Darüber hinaus wird im Rahmen der Kooperation festgelegt, welche Standorte zur „Filiale der Zukunft“ aufgewertet werden.

Die Einbeziehung der vier Vorstände der Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg in den Vorstand der Frankfurter Volksbank Rhein/Main wird den nahtlosen Übergang unterstützen.

Die Tatsache, dass die Aufsichtsgremien beider Banken die Kooperationsvereinbarung mit überwältigender Zustimmung unterstützt haben, unterstreicht das Vertrauen in die Fusion. Peter Andreas Müller, Aufsichtsratsvorsitzender der Frankfurter Volksbank Rhein/Main, erklärt, dass der geplante Zusammenschluss „richtungsweisend“ ist und sich für Mitglieder, Kunden und Mitarbeiter auszahlen wird. Dr. Hans-Georg Florig, Aufsichtsratsvorsitzender der Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg, betont die regionale Ausrichtung, die erhalten bleibt.

Die Fusion bietet auch die Möglichkeit, die Resilienz des zukünftigen Instituts in einem herausfordernden Marktumfeld zu erhöhen. Die Partnerbanken planen, ihre erfolgreiche Omnikanalstrategie weiter auszubauen und verstärkt in Beratung und nachhaltige Angebote zu investieren.

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Anleger spekulieren auf günstige Saisonalität

Von Dr. Oliver Everling | 23.Oktober 2023

In den vergangenen Wochen hat der spürbare Zinsdruck die Stimmung an den globalen Börsen belastet. „Mittlerweile haben die wegweisenden Renditen der zehnjährigen US-Treasuries das höchste Niveau seit der Finanzkrise erreicht“, sagt Dr. Eduard Baitinger, seit 2015 Head of Asset Allocation in der FERI Gruppe. „Solange die US-Wirtschaft nicht abkühlt – und die erstaunlich robusten Makrodaten sprechen momentan dagegen – dürfte es nahezu ausgeschlossen sein, dass die US-Notenbank die Leitzinsen senkt.“

Die damit verbundene Sorge vor einer „higher for longer“-Politik der großen Notenbanken trägt signifikant zum Zinsdruck bei, nicht nur in den USA, sondern weltweit. Verstärkend hinzu kommt das hohe Angebot an neuen US-Staatsanleihen. Die sogenannten Anleihen-Auktionen sind zuletzt immer holpriger verlaufen. Damit die Märkte die Papiere annehmen, müssen die USA höhere Zinsen bieten. Die prozyklischen schuldenfinanzierten Ausgabenprogramme der US-Regierung dürften die Märkte also ebenso bewegen wie die Zinspolitik der US-Notenbank.

„Trotz der Unruhen am Anleihemarkt tendieren die Aktienmärkte überwiegend stabil. Hintergrund ist zum einen, dass die übergeordnete Konsolidierungsphase bereits fortgeschritten ist. Zum anderen überwiegt bei vielen Investoren derzeit die Angst vor deutlicheren Kursrückgängen. Dies lockt wiederum antizyklische Käufer in den Markt,“ so Eduard Baitinger, „die für eine Stabilisierung der Kurse sorgen. Darüber hinaus spekulieren die Märkte auf die günstige Saisonalität, die sich in der Regel – insbesondere in guten Aktienmarktjahren – ab Oktober zeigt und als Vorbote für eine mögliche Jahresendrallye gilt. Da sich die saisonalen Trends in der Vergangenheit stets als relativ zuverlässig erwiesen haben, spekulieren die Marktteilnehmer auf die Fortsetzung dieses Phänomens. “

„Die schockierenden Ereignisse in Israel haben zur Überraschung vieler Experten die Finanzmärkte bislang kaum tangiert“, beobachtet Eduard Baitinger. „Allerdings birgt der Nahost-Konflikt nicht unerhebliche Risiken für die Kapitalmärkte. Die USA stehen an der Seite Israels, während die mutmaßlich mittelbare Konfliktpartei Iran von Russland und China unterstützt wird. Im weiteren Umkreis der Region liegen entweder bedeutende Ölförderländer oder Länder, die Zugriff auf die Öltransportrouten haben. Daher ist im Falle einer Eskalation und Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten das Risiko einer nachhaltigen Störung der globalen Erdölversorgung hoch. Professionelle Anleger sollten vor diesem Hintergrund eine temporäre geopolitische Absicherung ihres Portfolios mit Energieaktien oder Rohölinvestments in Erwägung ziehen.“

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Chancen bei Anleihen mit Investment-Grade-Rating

Von Dr. Oliver Everling | 19.Oktober 2023

Schwellenländeranleihen mussten zuletzt einen Teil ihrer Gewinne aus den vorangegangenen Quartalen wieder abgeben. Und auch die nächsten Monate könnten für die Anlageklasse schwierig werden, sagt Denise Simon, Co-Head im Emerging Market Debt-Team bei Lazard Asset Management. Die Expertin sieht jedoch auch Chancen.

„Der beträchtliche Anstieg der Renditen für US-Staatsanleihen im dritten Quartal war ein Schock für Schwellenländeranleihen“, sagt Simon. „Ein Grund für den Anstieg waren die starken Wirtschaftskennzahlen, insbesondere aus den USA. Sie hatten Befürchtungen geschürt, dass die Zinssätze länger auf hohem Niveau bleiben könnten.“

Der deutliche Anstieg der US-Treasury-Renditen habe sich negativ auf die gesamte Kapitalstruktur von EM-Schuldtiteln ausgewirkt: Staatsanleihen von Schwellenländern mit guter Bonität (Investment Grade) seien zwar nur einem geringeren Kreditrisiko ausgesetzt, aber die Auswirkung der Duration habe aufgrund ihrer hohen Korrelation mit den Renditen von US-Staatsanleihen zu Marktwertverlusten geführt.Bei den High Yield-Emittenten unter den Schwellenländern habe der Anstieg der Treasury-Renditen zur Folge gehabt, dass immer mehr Länder keinen Zugang mehr zum Primärmarkt haben. „Das hat bei etwa 15 % der Emittenten in unserem Anlageuniversum zu einem Anstieg des Kreditrisikos geführt“, so Simon.

Die lokalen Zinssätze der einzelnen Schwellenländer würden in der Regel nur eine geringere Korrelation zu den Renditen von US-Staatsanleihen aufweisen. Allerdings trügen starke und schnelle Aufwärtsbewegungen bei den Renditen tendenziell zu höheren Korrelationen bei, ähnlich wie während des Taper Tantrums im Jahr 2013.

Zudem hätten die Währungen der Schwellenländer eine Korrektur erfahren, die in erster Linie auf den stärkeren US-Dollar zurückzuführen gewesen sei.

„Bei Fremdwährungsanleihen sind die Creditspreads aus unserer Sicht derzeit zu eng“, sagt Simon. „Wir erwarten in naher Zukunft eine Ausweitung, sodass Anleger wieder angemessen für das eingegangene Kreditrisiko entschädigt werden. Diese Ausweitung der Spreads dürfte im Investment-Grade-Bereich bei 25 bis 50 Basispunkten liegen und im High-Yield-Bereich bei mehr als 100 Basispunkten. Angesichts dieser neuen Niveaus werden wir vermutlich von einer Untergewichtung der Spreads für EM-Staatsanleihen zu einer neutraleren Haltung übergehen.“

„Attraktive Chancen bieten aus unserer Sicht derzeit die Renditen von EM-Unternehmen und -Staatsanleihen mit Investment Grade-Rating. In beiden Fällen ist das Creditrisiko begrenzt und somit von einer Spread-Ausweitung abgeschirmt“, so Simon. „Zudem ermöglichen die hohen Renditen von US-Staatsanleihen, dass Anleger rekordverdächtige Carry-Erträge erzielen.“

Bei EM-Anleihen in Lokalwährung hätten Simon und ihr Team das Risiko hingegen reduziert. „Lokalwährungsanleihen sind das Segment der Schwellenländeranleihen-Kapitalstruktur, das am stärksten vom potenziellen negativen Tail-Risiko steigender US-Treasury-Renditen betroffen ist, was die Kapitalströme weiter einschränken könnte“, sagt die Expertin. „Aus diesem Grund konzentrieren wir uns bei lokalen Schuldtiteln in erster Linie auf eine Handvoll idiosynkratischer Chancen.“

Mit Blick auf das vierte Quartal 2023 geht die Anleiheexpertin davon aus, dass das Marktumfeld schwierig bleiben wird. „Die Konsensschätzungen gehen von einer Verlangsamung des Wachstums in den USA und China sowie einer Rezession in Europa aus. Diese Kombination aus rückläufigem Wachstum und restriktiven monetären Bedingungen in den USA und Europa lässt wenig Spielraum für Fehler durch innerstaatliche Ereignisse oder globale makroökonomische Schocks. Deshalb behalten wir in Bezug auf das Gesamtrisiko eine konservative Haltung bei“, erklärt Simon. „Wir erwarten allerdings auch, dass wir in naher Zukunft Chancen bei Schwellenländeranleihen aufgrund attraktiverer Bewertungen nutzen können.“

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Banken und die Pariser Klimaziele: Ein Blick auf die Thesen von William de Vries

Von Dr. Oliver Everling | 12.Oktober 2023

Das Pariser Klimaabkommen von 2015 markierte einen Meilenstein in der globalen Bemühung, den Klimawandel einzudämmen und die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. Die Vereinbarung verpflichtet Länder, Maßnahmen zu ergreifen, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren, und fordert eine verstärkte Fokussierung auf erneuerbare Energien. Dieses Abkommen hat auch dazu geführt, dass viele Banken und Finanzinstitute versprochen haben, ihre Investitionen in fossile Brennstoffe zu reduzieren und schließlich zu eliminieren. Doch die Realität, so behauptet William de Vries, Direktor Impact Aktien und Anleihen bei Triodos Investment Management (IM), sieht anders aus.

De Vries argumentiert, dass trotz der öffentlichen Bekenntnisse der meisten Banken zu Nachhaltigkeit und dem Auslaufen von Investitionen in fossile Brennstoffe, die Unterstützung für die fossile Industrie fortbesteht. Dies zeigt sich insbesondere in der Bereitstellung von Kapital für Öl-, Gas- und Kohleunternehmen, die ihre fossilen Aktivitäten ausbauen wollen. Trotz des Pariser Abkommens und der dringenden Notwendigkeit, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren, sind viele Banken nach wie vor daran interessiert, diese Unternehmen zu finanzieren.

Eine von De Vries zitierte Untersuchung enthüllte, dass Banken und Anwaltskanzleien eine entscheidende Rolle bei der Beschaffung von Geldern für Unternehmen wie Shell, TotalEnergies und Gazprom spielen, die ihre fossilen Aktivitäten weiter ausbauen. Allein seit dem Pariser Klimaabkommen wurden mehr als 1.600 Anleihen von expandierenden fossilen Unternehmen mit einem Gesamtwert von über einer Billion Euro ausgegeben. Etwa ein Drittel der Finanzierung für diese Unternehmen stammt aus Anleihen, bei deren Verkauf die Unternehmen auf Banken angewiesen sind. Banken verdienen dabei nicht nur an Provisionen, sondern auch daran, dass diese Aktivitäten in ihrer Bilanz nicht sichtbar sind. Dies ermöglicht es Banken, weiterhin am fossilen Sektor zu profitieren, obwohl sie versprochen haben, diesen nicht mehr aktiv zu finanzieren.

De Vries hebt hervor, dass europäische Großbanken trotz ihrer nachhaltigen Energieportfolios nach wie vor eine bedeutende Rolle bei der Finanzierung fossiler Projekte spielen. Die Diskrepanz zwischen den öffentlichen Bekenntnissen zur Nachhaltigkeit und den tatsächlichen Investitionen ist frappierend. Lediglich 7 Prozent der Energiefinanzierungen dieser Banken flossen seit 2016 in nachhaltige Energieprojekte, während der Großteil in fossile Projekte investiert wurde.

Der Autor weist auf die Dringlichkeit hin, die Produktion neuer Öl- und Gasfelder so schnell wie möglich einzustellen, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Dies ist nicht nur die Forderung von Nichtregierungsorganisationen, sondern auch die Schlussfolgerung der Internationalen Energieagentur (IEA) im Jahr 2021. De Vries betont, dass jedes neue fossile Projekt die Bemühungen um den Klimaschutz weiter erschwert und das Problem verschärft.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, schlägt De Vries vor, dass der Finanzsektor den Vertrag über die Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe unterstützen sollte. Dieser Vertrag wurde von pazifischen Ländern vorgeschlagen und erhält Unterstützung von der Weltgesundheitsorganisation und dem Europäischen Parlament. Er fordert ein Ende neuer fossiler Projekte und einen schnellen Ausstieg aus fossiler Energie. Angesichts der entscheidenden Rolle, die Banken bei der Finanzierung fossiler Projekte spielen, argumentiert De Vries, dass es an der Zeit ist, dass sie ihren Einfluss nutzen und die Finanzierung fossiler Brennstoffe unverzüglich beenden. Nur so können sie einen aktiven Beitrag zum Übergang zu einer nachhaltigen Welt leisten.

Insgesamt unterstreicht William de Vries in seinen Thesen die Diskrepanz zwischen den öffentlichen Versprechungen von Banken zur Nachhaltigkeit und ihren tatsächlichen Finanzierungspraktiken im Zusammenhang mit fossilen Brennstoffen. Er ruft dazu auf, dass der Finanzsektor seine Verantwortung wahrnimmt und konkrete Schritte unternimmt, um den Klimawandel zu bekämpfen und die Pariser Klimaziele zu erreichen. Dies erfordert nicht nur die Einstellung der Finanzierung fossiler Projekte, sondern auch die aktive Unterstützung von Initiativen wie dem Vertrag über die Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe, um den Übergang zu einer nachhaltigen Welt voranzutreiben.

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Deutsche Unternehmen sehen düstere Wirtschaftsaussichten nach 2023 auch für 2024

Von Dr. Oliver Everling | 11.Oktober 2023

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland bereitet vielen Unternehmen im Jahr 2023 große Sorgen, so berichtet der Kreditversicherer Coface aus Mainz, und die Aussichten für 2024 sind nicht vielversprechender. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage unter 1.075 deutschen Unternehmen zeigt, dass die Mehrheit ihre wirtschaftliche Situation im Vergleich zu 2022 als negativ einschätzt. Dieser pessimistische Blick auf die Zukunft hat weitreichende Auswirkungen auf verschiedene Branchen und Geschäftsstrategien.

Zwischen 2022 und 2023 gab es eine stagnierende Geschäftslage für 44 Prozent der befragten Unternehmen. Dies mag auf den ersten Blick als Stabilität erscheinen, aber es bedeutet lediglich, dass sich die Situation nicht weiter verschlechtert hat, insbesondere nach dem wirtschaftlichen Abschwung zwischen 2021 und 2022. Nur 13 Prozent der Befragten berichten von einer Verbesserung ihrer Geschäftslage, während 41 Prozent von einer Verschlechterung sprechen. Insgesamt ergibt sich ein negativer Saldo von -28 Punkten. Das verdeutlicht, dass viele Unternehmen mit Herausforderungen konfrontiert sind.

Die Aussichten für das Jahr 2024 sind ebenfalls wenig ermutigend. Nur 20 Prozent der Befragten erwarten eine wirtschaftliche Erholung, während sich 28 Prozent auf rückläufige Geschäfte einstellen. Es gibt jedoch erhebliche Unterschiede zwischen den Branchen. Sechs von 13 Branchen blicken etwas optimistischer auf das kommende Jahr. Besonders die Papier- und Verpackungsindustrie sticht mit einem Saldo von +28 Punkten hervor. Dies könnte auf die Stabilisierung der europäischen Energiepreise und die damit einhergehende Senkung der Produktionskosten zurückzuführen sein. Im Gegensatz dazu sind Unternehmen im Baugewerbe (-35 Punkte), Groß- und Einzelhandel (-23 Punkte) sowie der Transport- und Logistikbranche (-19 Punkte) nach wie vor pessimistisch.

Die unterschiedlichen Erwartungen sind oft auf die jeweilige Entwicklung der Branche in den Vorjahren zurückzuführen. Die Papier- und Verpackungsindustrie hatte ein schwieriges Jahr, während das Bauwesen in den vergangenen Jahren florierend war.

Das Hauptrisiko für das Exportgeschäft deutscher Unternehmen bleibt unverändert. „Angesichts des Abschwungs zwischen 2021 und 2022 bedeutet dies jedoch nicht, dass die wirtschaftliche Lage neutral ist, sondern nur, dass sie sich für viele Unternehmen nicht weiter verschlechtert hat“, sagt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg

Wie im Vorjahr nennen die meisten Unternehmen Unterbrechungen in der globalen Produktionskette als ihr größtes Risiko. Politische Unsicherheiten, steigende Rohstoffpreise und Probleme am Standort Deutschland folgen auf der Liste der Bedenken. Der Wirtschaftsstandort Deutschland hat an Attraktivität eingebüßt, was auf hohe Arbeits- und Energiekosten, eine überbordende Bürokratie und den Rückgang der Wirtschaftstätigkeit im Jahr 2023 zurückzuführen ist.

Angesichts dieser Unsicherheiten setzen immer mehr deutsche Unternehmen auf De-Risking-Strategien, um ihre geschäftliche Abhängigkeit von bestimmten Ländern, Lieferanten oder Kunden zu verringern. Bereits 12 Prozent der Befragten haben Maßnahmen wie die Diversifizierung ihres Lieferantenportfolios oder die Verlagerung von Produktionsstandorten ergriffen. Ein Viertel der Unternehmen plant entsprechende Schritte in den nächsten drei Jahren. Besonders aktiv sind die Textil- und Bekleidungsindustrie sowie die Informations- und Kommunikationstechnologie, da sie global stärker vernetzt sind und daher anfälliger für Unterbrechungen in Produktions- und Lieferketten sind.

Die wirtschaftlichen Herausforderungen, mit denen deutsche Unternehmen konfrontiert sind, erfordern strategische Anpassungen und eine größere Risikobereitschaft, um in einer unsicheren Weltwirtschaft zu bestehen. Die Entwicklungen in den kommenden Jahren werden zeigen, ob diese Maßnahmen ausreichen, um die negativen Prognosen zu überwinden.

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Auch Weltklassefirmen brauchen aktive Kontrolle: Beispiel Microsoft

Von Dr. Oliver Everling | 11.Oktober 2023

Die Experten von Wagner & Florack sind überzeugt, dass kurzfristige Prognosen für langfristige Investoren keine Rolle spielen. „Die Realität hält sich einfach nicht an die Drehbücher von Banken und Investmentgesellschaften“, sagt Dominikus Wagner, Firmengründer und mit Dr. Dirk Schmitt Fondsmanager des Wagner & Florack Unternehmerfonds. „Warum steigen die Aktien von Apple, Church & Dwight, Danaher oder Visa seit vielen Jahren trotz erschwerter Rahmenbedingungen, während andere wie Daimler, Deutsche Telekom oder General Electric fallen bzw. nicht vom Fleck kommen, obwohl doch das Weltbild mit Geldpolitik, Konjunktur und geopolitischen Krisen für alle dasselbe ist?“

Wagner führt die unterschiedliche Entwicklung auf die Qualität der Geschäftsmodelle zurück. „Buffett und Munger oder die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page sind deswegen so vermögend, weil sie über Jahrzehnte in Firmen investieren, die immer viel verdienen. Deren Produkte werden auch in Rezessionen robust nachgefragt, die Unternehmen setzen dauerhaft nur sehr wenig Kapital ein, sie realisieren hohe und beständig wachsende Skaleneffekte und nutzen somit einen Turboeffekt in ihrem Geschäft, der den Unternehmenswert auf Dauer deutlich anhebt. Das sind Gewinnmaschinen, die aufgrund ihrer Geschäftsmodelle langfristig den höchsten Zinseszins in der ganzen Wirtschaft erzielen.“

Eine entscheidende Voraussetzung sei jedoch, dass die Unternehmen sowohl über die nötige Fähigkeit als auch den erforderlichen Willen zur Veränderung verfügen, um ihr Geschäftsmodell an neue Rahmenbedingungen und Entwicklungen anzupassen. Als Beispiel führt Wagner Microsoft an. „Erst unter dem heutigen CEO Satya Nadella hat sich Microsoft wieder zu der robusten Gewinnmaschine entwickelt, die wir als Miteigentümer in unseren Unternehmerfonds so wertschätzen“, sagt der Manager. Von der Jahrtausendwende bis 2014 wurde der Konzern von Steve Ballmer geführt, unter dessen Ägide für Investoren über viele Jahre hinweg dagegen kein Geld zu verdienen war.

Microsoft hatte nach dem phänomenalen Erfolg seit den 1990er Jahren unter Ballmer beim Geschäft mit dem Windows-Betriebssystems und der Office-Software kaum Wachstum zu verzeichnen. Der Umsatz der Firma stagnierte über viele Jahre, sie verdiente bis zur Sättigung des Windows-/Office-Marktes zwar sehr gut, aber Neues blieb aus. Nadella stellte das Geschäftsmodell grundlegend um. Statt Software-Verkauf setzte er auf „Software as a Service“ (SaaS) sowie den Trend, Software dezentral auf Kunden-Servern zu speichern. Im Gegensatz zu Ballmer trieb Nadella die Transformation des Geschäftsmodells von Microsoft konsequent voran, auch unterstützt durch Zukäufe, wie z.B. LinkedIn im Jahr 2016 oder die aktuell geplante Übernahme von Activision Blizzard. „Es brauchte Zeit und Geduld, bis sich das neue Geschäftsmodell durchzusetzte. Aber dank des kontinuierlichen Wandels unter Nadella zählt Microsoft heute zusammen mit Google zu den führenden Anbietern beim Geschäft mit KI-gestützter Datenauswertung“, sagt Wagner. „Unternehmen wie Apple, Google, Microsoft oder Adobe entwickeln sich stetig weiter und verfügen über einen weiteren unschätzbaren Vorteil: Mit den riesigen Geldbergen durch die sprudelnden Cash Flows können sie Brüche des Geschäftsmodells überstehen und notwendige Transformationen bewältigen, um neues Geschäft voranzutreiben.“

Gerade in einer Zeit, in der durch Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz oder das Metaverse der Prozess der schöpferischen Zerstörung im Sinne von Schumpeter wieder Fahrt aufnimmt, sei das von enormer Bedeutung: „Viele neue Märkte, Produkte und Geschäftsmodelle können wir uns heute noch gar nicht vorstellen. Deswegen sind wir davon überzeugt, dass Weltklassefirmen kein Weltbild brauchen, sondern eine fortlaufende aktive Kontrolle des Geschäftsmodells und der zugrunde liegenden Investmentthesen. Dazu zählt auch die Frage der Veränderungsfähigkeit und -willigkeit.“ Darin bestehe aus seiner Sicht die originäre Hausaufgabe eines Investors.

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Zwischen Fed und Realwirtschaft: Ein Blick auf die Ansichten von Axel D. Angermann und Carsten Mumm

Von Dr. Oliver Everling | 4.Oktober 2023

In der Welt der Finanzen und Wirtschaft herrscht oft Unsicherheit, und verschiedene Experten haben unterschiedliche Meinungen darüber, wie sich bestimmte wirtschaftliche Entwicklungen interpretieren lassen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Ansichten von zwei renommierten Chefvolkswirten, nämlich Axel D. Angermann von der FERI Gruppe und Carsten Mumm von der Privatbank DONNER & REUSCHEL, bezüglich der aktuellen Lage in den USA.

Axel D. Angermann hebt in seiner Analyse die bemerkenswerte Diskrepanz zwischen den geldpolitischen Maßnahmen der Federal Reserve (Fed) und den Auswirkungen auf die Realwirtschaft in den USA hervor. Trotz der seit 18 Monaten anhaltenden Zinserhöhungen und einer außerordentlich starken geldpolitischen Straffung scheint die Realwirtschaft in den USA davon kaum beeindruckt zu sein. In der Theorie sollten höhere Leitzinsen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage dämpfen und den Unternehmen den Spielraum für Preiserhöhungen nehmen, was wiederum zu einer Senkung der Inflationsrate auf das angestrebte Ziel von 2 Prozent führen sollte.

Allerdings, so Angermann, sind diese Zusammenhänge in der Praxis bisher nur teilweise nachvollziehbar. Viele Beobachter argumentieren, dass die aktuellen Umstände von früheren Wirtschaftszyklen abweichen und dass „dieses Mal alles anders ist“. Dies könnte dazu führen, dass die Fed in der Lage ist, die Inflation auf 2 Prozent zurückzuführen, ohne größere Auswirkungen auf die Realwirtschaft zu verursachen. Die jüngsten Prognosen der Fed scheinen diese These zu unterstützen, obwohl der Blick auf den zukünftigen Zinspfad der Fed eine erhebliche Unsicherheit innerhalb des Offenmarktausschusses zeigt.

Axel D. Angermann betont jedoch, dass ökonomische Wirkungsmechanismen nicht einfach außer Kraft gesetzt werden. Obwohl die geldpolitische Straffung vorerst nicht zu einer signifikanten Verschlechterung der Realwirtschaft geführt hat, gibt es Gründe dafür. Überschussersparnisse der Haushalte aus der Pandemiezeit stützen vorerst den Konsum, der Inflation Reduction Act fördert zusätzliche Ausrüstungsinvestitionen, und angebotsseitige Engpässe am Häusermarkt verhindern vorerst stärkere Preisrückgänge. Auch der Anstieg der Kreditzinsen deutet darauf hin, dass eine verringerte Kreditnachfrage die Konsumdynamik beeinträchtigen wird.

Die entscheidende Frage bleibt jedoch, selbst wenn es vorerst gelingt, eine Rezession zu vermeiden, ob die Inflation tatsächlich auf das angestrebte 2 Prozent-Ziel sinken wird. In einem anhaltend engen Arbeitsmarkt und anhaltend hoher gesamtwirtschaftlicher Nachfrage sprechen viele Faktoren dafür, dass die Lohnsteigerungen wieder anziehen und Unternehmen weiterhin Preise erhöhen können. In dieser Situation müsste die Fed entweder ihr Inflationsziel aufgeben oder die Zinsen weiter erhöhen, was mit erheblichen realwirtschaftlichen Auswirkungen verbunden wäre.

Angermann zieht Parallelen zur Geschichte und betont, dass auch dieses Mal „nicht alles anders sein“ wird. Ökonomische Grundprinzipien werden voraussichtlich nicht neu überdacht werden müssen.

Insgesamt verdeutlichen die Ansichten von Angermann und Mumm die Unsicherheit und Komplexität der aktuellen wirtschaftlichen Situation. Während Angermann darauf hinweist, dass ökonomische Grundprinzipien nach wie vor relevant sind, betont Mumm die Notwendigkeit einer datenabhängigen geldpolitischen Ausrichtung. Investoren und Wirtschaftsbeobachter werden weiterhin gespannt auf die Entwicklungen an den Finanzmärkten und in der US-Wirtschaft achten und die Analysen und Prognosen von Experten wie Angermann und Mumm genau verfolgen.

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„No Landing“ und die Herausforderungen für die US-Wirtschaft

Von Dr. Oliver Everling | 4.Oktober 2023

Ein Blick auf die Analyse von Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL: In der Welt der Wirtschaft gibt es viele Begriffe und Konzepte, die für Laien oft schwer verständlich sind. Eines dieser Konzepte ist „No Landing“, ein Begriff, den Volkswirte verwenden, um eine bestimmte Phase in der Wirtschaftsentwicklung zu beschreiben. Diese Phase wird dadurch gekennzeichnet, dass die Zinsen von den Notenbanken angehoben werden, um die Inflation zu bekämpfen. Das Ziel ist es, den Inflationsdruck zu reduzieren. Allerdings tritt in dieser Phase keine nennenswerte Abkühlung der Wirtschaft auf. Im Gegenteil, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage bleibt weitgehend stabil. Dies führt dazu, dass der Inflationsdruck hoch bleibt. Um die Inflation in den Griff zu bekommen, müssen die Notenbanken die Zinsen weiter anheben, bis schließlich eine Rezession eintritt. In der Geschichte der Vereinigten Staaten wurden bisher nur zwei Arten von Landungen dokumentiert: Soft oder Hard Landings. Diese beziehen sich auf deutliche Wachstumsabkühlungen oder tiefe Rezessionen, die nach einem Zinserhöhungszyklus der Federal Reserve (Fed) auftreten.

Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL, hat sich zu dieser Thematik geäußert und beleuchtet die aktuellen Entwicklungen auf den Finanzmärkten. Eine der wichtigen Fragen, die derzeit an den Börsen diskutiert wird, betrifft die Leitzinsspitze in den USA. Es wird davon ausgegangen, dass diese erreicht ist, und die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinsanhebung im Dezember oder Januar beträgt etwa 40 Prozent. Das Hauptszenario, so Mumm, ist jedoch eine längere Phase mit anhaltend hohen Zinsen auf dem aktuellen Niveau. Die tatsächliche Wirkung der bisherigen Zinsanhebungen ist nach wie vor schwer abzuschätzen. Dies liegt unter anderem an den strukturellen Veränderungen in den Wirkungsketten aufgrund fundamentaler Veränderungen in den letzten Jahren.

Ein besonders augenfälliges Beispiel für diese Veränderungen ist der Arbeitsmarkt nach der Coronakrise. Obwohl es klare Anzeichen für eine wirtschaftliche Abkühlung gibt, wie rückläufige Aktienkurse, fallende Immobilienpreise, ein Absinken der Stimmungsindizes der Unternehmen und eine weltweite Industrierezession, verharrt die US-Wirtschaft auf einem Vollbeschäftigungsniveau. Dies ist überraschend, da man angesichts dieser Indikatoren eine steigende Arbeitslosigkeit erwartet hätte. Die Fed ist daher gezwungen, „auf Sicht zu fahren“ und ihre geldpolitische Ausrichtung von Sitzung zu Sitzung datenabhängig anzupassen. Dies führt zu erhöhter Unsicherheit für Marktteilnehmer.

Trotz dieser Unsicherheit geht Carsten Mumm davon aus, dass es in den kommenden Monaten zu einer spürbaren Abkühlung der US-Konjunktur kommen wird. Sein Hauptszenario ist eine milde Rezession, die vor allem auf die stark gestiegenen Zinsen bei längeren Laufzeiten zurückzuführen ist. Der ISM-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in den USA ist zwar zuletzt leicht angestiegen, befindet sich aber weiterhin im kontraktiven Bereich. Schwache Auftragseingänge, sinkende Lagerbestände und eine deutlich nachgebende Preiskomponente deuten ebenfalls auf eine abkühlende Konjunktur hin.

In Bezug auf die Beschäftigungslage zeigt sich ein gemischtes Bild. Einige Unternehmen berichten von Einstellungsstopps, während andere Schwierigkeiten haben, genügend Personal zu finden. Der bevorstehende August-Arbeitsmarktbericht wird voraussichtlich eine leicht schwächere Beschäftigungslage anzeigen.

An den Börsen wird das Konzept von „No Landing“ daher kurzfristig weiterhin intensiv diskutiert werden. Dies könnte dazu führen, dass Aktien, Edelmetalle und der Euro im Vergleich zum US-Dollar weiter konsolidieren. Allerdings erwartet Carsten Mumm, dass sich die Situation im Verlauf des Herbstes ändern wird. Schwächere US-Konjunkturdaten sollten eine Umkehr gegen Ende des Jahres einleiten.

Insgesamt bleibt die Lage an den Finanzmärkten und in der US-Wirtschaft komplex und von Unsicherheit geprägt. Die Entwicklungen werden eng verfolgt, und die Einschätzungen von Experten wie Carsten Mumm sind wichtige Wegweiser für Investoren und Wirtschaftsbeobachter.

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ARTS Total Return Momentum-Strategie stellt sich dem Rating

Von Dr. Oliver Everling | 4.Oktober 2023

Der Total Return Momentum-Ansatz von ARTS Asset Management wurde von der Ratinggesellschaft TELOS einer umfassenden Analyse unterzogen. Dabei wurde der Schwerpunkt der Überprüfung auf die quantitative Steuerung der Assetklassen, die Momentum-basierte Auswahl der Investments sowie auf das Risikomanagement gelegt. Neben der Auswertung eines ausführlichen Rating-RFPs (Request for Proposal) wurden zahlreiche Interviews mit Schlüsselpersonen aus verschiedenen Abteilungen, die in den Investmentprozess eingebunden sind, geführt. Die Gesamtbewertung war mit AAA- top und entsprach somit den höchsten Qualitätsstandards gemäß der Bewertungskriterien des TELOS Investmentprozess Ratings (TIR).

Dabei konnte die ARTS-Investmentstrategie gleich in mehreren Bereichen überzeugen: Zum einen zeichnet den ARTS Total Return Momentum-Ansatz ein stabiler, klar strukturierter und systematischer Investmentansatz aus, wobei das ARTS-Handelssystem gemäß TELOS eine gut kalibrierte Trendzyklenlänge und Reaktionsgeschwindigkeit aufweist. Andererseits trägt das integrierte Risikomanagement zusammen mit seiner Stop-Loss-Komponente dazu bei, lange und heftige Verlustphasen zu vermeiden. Im Hinblick auf die Unternehmensstruktur und das Fondsmanagement wurde ebenfalls eine überdurchschnittliche Bewertung erzielt, da das Investmentteam der österreichischen Asset Management Gesellschaft sich durch eine hohe Kontinuität sowie eine sehr hohe Expertise in der Entwicklung systematischer und quantitativer Portfoliomanagement-Modelle auszeichnet.

„Wir freuen uns, dass unser bewährter Total Return-Momentum-Ansatz auch die höchsten Qualitätsstandards des Investmentprozess-Ratings von TELOS erfüllt. Diese Auszeichnung verdeutlicht, dass bei aktiven Fonds nicht nur die Performance, sondern auch der gesamte Investmentprozess von Bedeutung ist. Anleger sollten klar nachvollziehen können, wie ihr Vermögen verwaltet und vor großen Verlusten durch ein ausgereiftes Risiko- und Qualitätsmanagement geschützt wird“, sagt Leo Willert, Gründer und Head of Trading bei ARTS Asset Management.

Themen: Fondsrating | Kommentare deaktiviert für ARTS Total Return Momentum-Strategie stellt sich dem Rating

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