Energiemodell der Feri

Von Dr. Oliver Everling | 5.November 2012

„Deutschlands Energiemix in der Zukunft – wer zahlt die Zeche?“ Mit diesem Thema stellt Dagmar Kirsten von der Feri EuroRating Services AG auf der Feri Herbsttagung das Energiemodell der Ratingagentur aus Bad Homburg vor. Kern des Modells ist es, den Energiebedarf der Industrie, des Verkehrs und der Haushalte sowie des Gewerbes auf die Energieträger wie Kohle, Öl, Gas, Erneuerbare und Sonstige zu verteilen, indem sowohl Strom als auch Fernwärme analysiert werden. Aus dem Verbrauch der Energieträger resultiert als Konsequenz der CO2-Ausstoß. Das Modell wird von der Feri bereits seit vielen Jahren gepflegt und fortentwickelt.

Banal, aber von erheblichem Einfluss: Das Wetter. Dieses beeinflusst kurzfristig stärker die Zielerreichung der Reduzierung der Treibhausgase stärker als gedacht. Mit dem Energiekonzept werden ergeizige Teilziele formuliert. Der Anteil regenerativer Energiequellen an den Kapazitäten stieb überproportional in der letzten Dekade. „Dies liegt in den divergierenden Nutzungsstunden der Kraftwerkstypen begründet.“ Die derzeitige Konstellation berge aber Zielkonflikte und Problem, denn es impliziere regionale und mengenmäßige Ungleichgewichte mit Blick auf Stromangebot, -nachfrage und -verteilung, so dass Netzausbau und zusätzliche Speichertechniken erforderlich seien.

„Absolut betrachtet wird die angestrebte Menge Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt“, berichtet Kirsten mit Blick auf das Energiekonzept. „Der Stromverbrauch wie auch der sonstige Energiebedarf sind 2050 aber höher als im Energiekonzept projiziert: Hohe Kosten bedingen geringere Effizienzgewinne, außerdem ist die höhere Wirtschaftsleistung zu berücksichtigen.“ Der CO2-Ausstoß sinke zwar, aber das gewünschte Ausmaß werde verfehlt.

Nach aktuellem Stand tragen die privaten Verbraucher die Hauptlast der Kosten des Energiekonzeptes, so das Ergebnis der Analyse aus dem Hause der Feri in Bad Homburg. „Dies dürfte insbesondere Geringverdiener bzw. Hartz-IV-Empfänger etc. zu stark belasten, warnt Kirsten.

„Langfristig dürften die Kosten für die konventionelle Stromerzeugung höher liegen als für die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energieträgern. Die Kosten für den Energieeinsatz steigen damit langfristig unabhängig vom Energiemix. Eine Reduzierung des Verbrauchs lohnt sich auf jeden Fall“, so die Conclusio der Feri. „Think Global:“, fordert Kirsten auf, „Die Grenzkosten für die Reduzierung von CO2 sind in Ländern mit aktuell geringerem Umweltstandard erheblich niedriger als bei uns.“

Themen: Ratings | Kommentare deaktiviert für Energiemodell der Feri

Griechenland bleibt auf der Agenda

Von Dr. Oliver Everling | 5.November 2012

Mit 8 % für China und gut 2 % für die USA sieht die Feri EuroRating Services AG, der Ratingagentur aus Bad Homburg, gegenüber ihren Einschätzungen im Frühjahr keinen Anlass, ihre Wachstumserwartungen zu korrigieren. Nicht mehr so positiv ist allerdings die Perspektive für die Eurozone, die von einem Plus in ein Minus korrigiert werden musste, und auch für Deutschland mussten die guten Wachstumserwartungen doch nach unten revidiert werden. Axel D. Angermann von der Feri EuroRating Services führt mit den wichtigsten Ergebnissen seiner weltweiten Konjunkturprognosen in die Herbsttagung ein.

Dreh- und Angelpunkt der konjunkturellen Entwicklung ist heute der Euro. Entsprechend tituliert Angermann: „(Fast) alles hängt am Euro“. Dass für den Euro kein optimaler Währungsraum gefunden wurde, sei theoretisch von Anfang an klar gewesen. Schon zu seiner Studienzeit seien wissenschaftliche Arbeiten zu dem stereotypen Ergebnis gekommen, dass die geplante Währungsunion kein optimaler Währungsraum darstellen könne. In der Praxis habe sich dies nun bewahrheitet. Angermann gibt die politischen Aspekte zu bedenken, denn es sei bei der Einführung des Euros um politische Ziele gegangen. „Ist der Erhalt der Währungsunion wünschenswert? Ja, dann ist die EWU als ein politisches Projekt politisch weiterentwickelt werden.“ Bestreite man das politisch lohnenswerte Ziele, bliebe die Rückkehr zu einzelstaatlichem Handel durch Auflösung der EWU. Angermann zeigt auf, dass der politische Weg nur über eine Integration der Finanz- und Wirtschaftspolitik, der Geldpolitik und der Krisenprävention führen kann.

„Eigentlich ist es verwunderlich, dass man alles mögliche reguliert hat, aber einen wesentlichen Sektor ausgespart hat. Erst jetzt in der Krise kommt man auf die Idee, eine Bankenaufsicht auch auf europäischer Ebene zu organisieren.“

„Wenn man auf uns gehört hätte, wäre Griechenland nicht in der Währungsunion,“ erinnert Angermann, „aber man hat sich offenbar entschieden, Griechenland dabei zu behalten.“ Angermann verweist auf die vorsichtigen Schätzungen der Feri, die schon frühzeitig einer Herabstufung Griechenlands vorsichtig machen. Die aktuellen Entscheidungen zugunsten Griechenlands seien insofern bemerkenswert, da die vorsichtigen Schuldenschätzungen der Feri noch bei weitem übertroffen worden seien: Griechenland ist noch viel höher verschuldet, als für die Austrittsprognose seinerzeit angenommen.

Angermann listet die bekannten Hausaufgaben in Griechenland auf, angefangen vom Bürokratieabbau über Sparmaßnahmen bis zur Reorganisation des Beamtenapparats. „Strukturell passiert in Griechenland nicht das, was Aussicht auf eine erfolgreiche Entwicklung hätte.“ Angermann warnt vor der Hoffnung, dass bloße Sparmaßnahmen eine Wende zum Besseren bringen würden. „Nach einem halben Jahr werden wir wieder an derselben Stelle stehen“, vermutet Angermann, so dass dann erneut die Frage zu stellen sei, ob Griechenland noch gehalten werden könne. „Die Märkte hatten sich auf einen Austritt eingestellt. Daher wäre es auch nicht zu Turbulenzen gekommen.“

Als ernstzunehmendes Argument gegen das Ausscheiden sei das des Präzedenzfalles anzusehen. Das Ausscheiden würde Spekulationen über Portugal usw. auslösen. Umgekehrt könnte aber mit dem Ausscheiden ein klares Signal gegeben werden, dass der Euro eine harte Währung bleibe und sich die Missachtung von Stabilitätskriterien für die betreffenden Staaten nicht lohnt.

Themen: Länderrating | Kommentare deaktiviert für Griechenland bleibt auf der Agenda

Omnikanal-Banking verstehen

Von Dr. Oliver Everling | 3.November 2012

Grundsätzlich möchten Bankkunden diverse Kanäle zur Bank nutzen, und zwar mittels einer Vielfalt von Endgeräten. Dabei wollen sie praktisch jederzeit zwischen den Kanälen wechseln können und dabei den aktuellen Bearbeitungsstatus „mitnehmen“ können. Dies wird im Beitrag von Prof. Dr. Hans-Gert Penzel und Dr. Anja Peters zum Thema „Omnikanal-Banking“ im Buch „Finanzdienstleister der nächsten Generation – Die neue digitale Macht der Kunden“ deutlich.

Die Kunden erwarten auch ein einheitliches „Look and Feel“, wollen sich also nicht neu einarbeiten. Genau diese Elemente in Kombination machen „Omnikanal-Banking“ aus, definieren Penzel und Peters.

„Allerdings kann man sich aus Sicht eines Finanzdienstleisters durchaus auf Prioritäten konzentrieren,“ so die Autoren weiter, „muss also nicht alles über alle Kanäle anbieten, und schon gar nicht sofort.“ Der Artikel von Penzel und Peters gibt dazu strukturiert Hilfestellung und konzentriert sich dabei auf drei Themenfelder. Erstens betrachtet er die Anforderungen auf dem Weg von der Filiale zum klassischen stationären Internet-Portal des Instituts. Zweitens adressiert er die zusätzlichen Herausforderungen, die sich durch die Vielfalt neuer Endgeräte ergeben, mit denen das Internet sehr viel mobiler und facettenreicher wird. Drittens nimmt er die Frage der Kundenbindung wieder auf, die sich automatisch stellt, wenn Intermediäre wie Suchmaschinen, Vergleichsportale oder Soziale Netze zwischen den Kunden und Finanzdienstleister treten.

Weiter lesen im Buch von Oliver Everling / Robert Lempka (Hrsg.): Finanzdienstleister der nächsten Generation – Die neue digitale Macht der Kunden, 1. Aufl. 2013, Frankfurt School Verlag GmbH, ISBN 978-3-940913-62-3.

Themen: Nachrichten | Kommentare deaktiviert für Omnikanal-Banking verstehen

DVFA-Finanzakademie brilliert seit 1987

Von Dr. Oliver Everling | 31.Oktober 2012

Die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) feierte im Frankfurter Westhafen mit über 200 Gästen ein ganz besonderes Jubiläum: das fünfundzwanzigjährige Bestehen der DVFA-Finanzakademie.

„Im Jahr 1987 begann die Ausbildung in Zusammenarbeit mit der Uni Darmstadt und mit dem Abschluss zum ‚DVFA-Investmentanalyst’. Das Nachfolgeprogramm mit dem Abschluss als ‚Certified International Investment Analyst (CIIA)’ wird heute von 35 Berufsverbänden weltweit angeboten, und diese Verbände repräsentieren über 100.000 Mitglieder“, resümiert Peter König, Geschäftsführer der DVFA-Finanzakademie.

Die Ausbildung zum CIIA wird überwiegend von Asset Managern, Investment Bankern und Analysten absolviert. Darüber hinaus bietet die DVFA heute fünf weitere Qualifizierungsprogramme an, so für Anlageberater, Private Banker oder auch für Bankrisikomanager. In den 25 Jahren haben über 4.000 Absolventen einen dieser etablierten DVFA-Abschlüsse erlangt. Ein Alumni-Netzwerk sorgt für den kontinuierlichen Austausch zwischen den Absolventen.Bei der Jubiläumsfeier berichtete der langjährige DVFA-Referent und ehemalige CEO der DWS, Axel-Günter Benkner, über „die ersten Jahre DVFA aus der Sicht der Referenten – Lernen und Arbeiten in der Prae-Blackberry Zeit“.

Ulrike Loistl, ehemalige Geschäftsführerin der DVFA, gab Einblicke in „die Anfänge der DVFA Ausbildung: Geschichte und Geschichten“. Als Vertreter der aktuellen Referenten legte Hans-Jörg Frantzmann, Geschäftsführer von Fidelity Deutschland, dar, was gute Analysten, Anleger und Asset Manager auszeichnet und „was die Guten richtig und die Schlechten falsch machen“.

„Gerade die letzten Jahre und die Finanzkrise zeigen, dass man heute viel Know-how braucht um in der Finanzbranche erfolgreich zu sein. Deshalb ist Qualifikation im Finanzmarkt von elementarer Bedeutung – für die Mitarbeiter, für das einzelne Unternehmen und für die Branche insgesamt“, sagt Peter König.

Themen: Nachrichten | Kommentare deaktiviert für DVFA-Finanzakademie brilliert seit 1987

Abschied der UBS vom Investmentbanking inkonsequent

Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 31.Oktober 2012

Der Konzernumbau der schweizerische Großbank UBS geht in die richtige Richtung. Gleichwohl kommt die Redimensionierung des Investmentbankings zu spät und nicht konsequent. Statt das verbliebene Investmentbanking in zwei Sparten (Corporate & Investor Client Solutions) aufzuspalten, hätte die Bank sich komplett aus dem Investmentbanking verabschieden sollen. Denn bereits seit geraumer Zeit weist diese Sparte strukturelle Schwächen auf und ist daher unprofitabel. Dass dieser Bereich seit Jahren nicht die Kapitalkosten verdient hat, kann  vor diesem  Hintergrund nicht überraschen. Der Ausstieg aus dem kapitalintensiven  Anleihegeschäft ist dennoch richtig, dieses Business gehörte ohnehin nie zu den Stärken der Bank. Durch die verschärften Regeln über risikogewichtete Aktiven ist der Return on Equity im Fixed-Income-Geschäft gesunken und wird weiter für diejenigen Player sinken, die nicht über die notwendige Skalierung in diesem Teilsegment verfügen. Großbanken wie die Deutsche Bank oder J.P. Morgan kommen im globalen Fixed-Income-Segment über höhere Marktanteile und können dieses Geschäft somit auch (nachhaltig) profitabler gestalten. Der teilweise Rückzug der UBS aus dem Investmentbanking kommt viel zu spät.

Die hohen Verluste, die die Bank in den letzten Jahren im Investmentbanking generierte und nicht zuletzt die absehbaren  höheren Kapitalanforderungen hätte das Management frühzeitiger dazu verleiten müssen, sich aus dieser wettbewerbsintensiven Sparte zu verabschieden. Wie vielen anderen Investmentbanken in Europa ist der UBS über die Zyklen hinweg nicht gelungen, im Investment Banking erfolgreich tätig zu sein.

Es ist anzunehmen, dass auch der Konkurrent Credit Suisse sich aus diesem Geschäft allmählich zurückziehen und sich auf das nachhaltigere Privatkunden- und Vermögensverwaltungsgeschäft konzentrieren wird.  Dass die Börse den teilweisen Rückzug honorierte, sollte für den Vorstand Ansporn genug sein, sich sukzessive komplett aus dem Investmentbanking zurückzuziehen.

Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für Abschied der UBS vom Investmentbanking inkonsequent

Schicksal Italiens gerät zur Spekulation

Von Dr. Oliver Everling | 31.Oktober 2012

Die Gothaer Asset Management AG (GoAM) ist davon überzeugt, dass es noch 10 bis 20 Jahre dauern wird, bis die Eurozone die realökonomische Krise endgültig überwunden hat. „Die Krise ist kein gordischer Knoten, den man mit einem Schlag lösen kann. Sie ist vielmehr als neuer Normalzustand zu betrachten. Märkte und Menschen müssen lernen, damit umzugehen“, so Christof Kessler, Vorstandssprecher der GoAM.

Der Euro sei politisch gewollt gewesen und er sei trotz aller Turbulenzen noch immer eine starke Währung, glauben die Experten aus Köln: So war die Gemeinschaftswährung bei der Gründung 1,18 US-Dollar wert, heute liegt sie bei 1,31 US-Dollar. „Solange in den einzelnen Mitgliedsländern der Eurozone mehrheitlich Euro-freundliche Parteien an der Macht sind, ist der Weg zu einer Finanzunion unumkehrbar“, erklärt Christof Kessler. Auf dem Weg dahin sind Rettungsschirme, Sanktionen und mögliche politisch gemanagte Austritte wichtige Instrumente. Möglicherweise wird die Europäische Zentralbank beauftragt, spekulieren die Analysten der Gothaer, Marktverwerfungen bei Staatsanleihen durch entsprechende Käufe zu kontrollieren. „Europa wird die Krise überwinden, wenngleich Rückschläge wie ein weiterer Anstieg der Verschuldung oder eine Rezession nicht auszuschließen sind“, so Kessler.

Voraussetzung hierfür ist, dass die einzelnen Staaten mithelfen und ihren Haushalt in Ordnung bringen. Laut Kessler müssen sich insbesondere die Primärsalden in einigen Ländern verbessern, der Markt erwartet positive Signale. Aktuell liegen die erwarteten Primärsalden der verschiedenen Länder weltweit 2012 durchschnittlich sechs Prozent unter den erforderlichen Zahlen. Betrachtet man die Entwicklung in der Eurozone über mehrere Jahre hinweg, so zeigt sich, dass Irland und Italien bei der Sanierung ihrer Haushalte auf einem guten Weg sind, Spanien jedoch relativ schlecht dasteht. So benötigt Italien beispielsweise ein Nominalwachstum von 1,7 Prozent, um seinen Haushalt auszugleichen – ein durchaus realistischer Wert. „Spanien hat jedoch zu spät alle Karten auf den Tisch gelegt. Wir befürchten, dass das Land aufgrund seiner strukturellen Probleme mittelfristig auf den Status ‚Non investment-Grade’ heruntergestuft wird“, meint Christof Kessler.

Für die Geldanlage großer Versicherer wie der Gothaer bedeutet der anhaltende Krisenmodus eine noch schärfere Beobachtung des Marktes. Zudem ist eine verstärkt taktische Allokation des Vermögens erforderlich, da rein strategische Vorgaben in Zeiten volatiler und instabiler Märkte nicht mehr zielführend sind. Es geht insbesondere darum, kurzfristige Trends auszunutzen. Allerdings ist es keine Lösung, bei der Geldanlage nur noch auf kurzfristige Anlagen zu setzen. „Für einen Zeitraum von weniger als fünf Jahren können Anleger ihr Geld derzeit lediglich parken, nicht anlegen“, so Kessler abschließend.

Themen: Länderrating | Kommentare deaktiviert für Schicksal Italiens gerät zur Spekulation

Kommunen swappen und bürgen

Von Dr. Oliver Everling | 28.Oktober 2012

Die Kassenkredite für Kommunen sind in Deutschland so stark angeschwollen wie nie zuvor und liegen auf dem Niveau der langfristigen Schulden einer Stadt. „So stieg der Kassenkredit am Beispiel NRW auf 22,2 Mrd. Euro und die langfristigen Verbindlichkeiten lagen bei 22,7 Mrd. Euro bezogen auf das erste Halbjahr 2011, schreibt Brigitte Bremer in ihrem Beitrag zum Buch „Kommunalrating“. Die aggregierten Zahlen auf Bundesebene seien nicht ganz so dramatisch und der Verschulungsgrad pro Einwohner unterscheide sich von Bundesland zu Bundesland. „Die Gesamthöhe der Kassenkredite aller Kommunen lag zuletzt bei einem Rekordstand von 44 Mrd. Euro. Finanzierungen über den Kassenkredit sollen nur von kurzfristiger Natur sein und dienen zur Überbrückung von Zahlungsengpässen im täglichen Geschäftsverkehr“, erläutert Bremer. Sie gehört zu den Autoren im Buch „Kommunalrating“ (Artikel-Nr. 22.485-1200, ISBN 3-86556-353-8), das im Bank-Verlag, Köln, erscheint.

Der Kassenkredit sei somit der „Dispokredit“ der Kommune. Steigen die Zinsen, wird es von den Banken 1:1 an den Gläubiger weitergegeben, schreibt die ex-Bankerin, die heute die Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach leitet. Einen ausgeglichenen Haushalt aufzustellen wird immer schwieriger. Hauptproblem ist nach Feststellung von Bremer, dass die Einnahmen nicht mit den steigenden laufenden Ausgaben und hohen Schulden mithalten. „Die Gemeinden leiden unter den Problemen Arbeitsplatzabbau, hohe Sozialhilfelasten und Finanzkrise. Aufwendungen für die laufende Verwaltung und die steigenden Personalkosten belasten die Kommunen immer stärker. Der Bereich der Daseinsvorsorge und der Infrastruktur ist mit der technischen Entwicklung und der Bevölkerungsabnahme, aber auch durch steigende Ansprüche stark angestiegen. Die Förderung des wirtschaftlichen Bereichs nimmt ebenfalls ständig zu.“

Allen beteiligten Parteien sei es mittlerweile klar, so Bremer, dass es sich dabei um strukturelle Defizite handelt und eine Haushaltssicherung allein als Maßnahme nicht reicht.

Am Beispiel Willy Brandt Flughafen (Berlin-Schönefeld) zeigt Bremer, dass selbst dann, wenn private Investoren für einen Großteil der Finanzierung eines im öffentlichen Interesse liegenden Projekts gewonnen werden konnten, die öffentliche Hand als Bürge durch den Ausbruch der Finanzkrise 2008 herangezogen wird, damit das Großprojekt zu Ende geführt werden kann. „Swap-Geschäfte – mittlerweile auch für einen Kämmerer einer Kleinstadt üblich – rissen jüngst neue große Lücken in das bestehende Finanzierungskonzept.“ Das von Bremer genannte Beispiel zeigt sehr gut, welche Risiken auf eine Kommune zukommen können.

Seit etwa 2005 erfreuen sich Public Private Partnership (PPP) -Finanzierungmodelle großer Beliebtheit. „Verkannt wird dabei,“ warnt Bremer, „dass die öffentliche Hand in der Regel bürgt und durch die langfristig eingegangenen Mietverträge die Schuldenbremse unterlaufen wird.“

Themen: Kommunalrating | Kommentare deaktiviert für Kommunen swappen und bürgen

Beratung durch Communities

Von Dr. Oliver Everling | 27.Oktober 2012

Neue Player wie z.B. PayPal, Amazon, oder Apple treten im Zahlungsverkehr auf den Markt. Sie entfernen gemeinsam mit der Nutzung neuer Technologien (Zahlen mit dem Smartphone) die modernen Kunden weiter von den traditionellen Banken. „Dadurch werden Finanzdienstleistungen sich weiter virtualisieren“, schreibt Karl Matthäus Schmidt, Sprecher des Vorstandes der quirin bank AG, in einem neuen Buch des Frankfurt School Verlags.

„Mit dem Gehalts- und Girokonto übernehmen die neuen Player die wichtigste und oft einzige Verbindung des Kunden zu seiner Bank. Der Kunde profitiert von der höheren Flexibilität,“ so Schmidt, „eventuell auch von Kosteneinsparungen, aber die Banken verlieren ihr mit Abstand wichtigstes Instrument der Kundenbindung.“

Die Aggregation von Bankdaten erfolge mittels Tools beim Kunden. Im Zentrum stehe nicht mehr das Produkt, sondern der Kunde mit seinen Wünschen und Bedürfnissen. „Die digital natives werden auch für ihr Beratungsbedürfnis vermehrt das Internet und die communities nutzen – immer weniger die Bank.“

Die einfache Beratung findet im Web statt, das heißt für Schmidt: virtuell überall. Die Kunden werden die dazu benötigten Selbstberatungselemente und Tools gebrauchen, wenn sie transparent, einfach und nachvollziehbar sind und gute Ratings erzielen. „Eine persönliche, qualifizierte Beratung wird nur noch bei komplexen Beratungssituationen und für größere Vermögen gesucht. Das wird an einem dem Kunden genehmen Ort stattfinden und unterstützt werden mit digitalen Kommunikationskanälen.“ Schmidts sichere Prognose: Mit dem Schrumpfen des klassischen Bankgeschäfts sinken die Preise und Erlöse und setzen die Banken einem starken Kostensenkungsdruck aus.

Themen: Nachrichten | Kommentare deaktiviert für Beratung durch Communities

Universal Credit Rating Group

Von Dr. Oliver Everling | 24.Oktober 2012

Drei Ratingagenturen aus China, USA und Russland verbinden sich in einer „Universal Credit Rating Group“, um ein System vergleichbarer, globaler Credit Ratings zu schaffen. Speerspitze dieser Initiative ist Präsident Jianzhong Guan der chinesischen Dagong Global Credit Rating, die mit dieser neuen Gruppierung die Verbindung zu RusRating in Russland und neuerdings zu Egan-Jones Ratings in den USA öffentlich macht.

Seit Ausbruch der Finanzkrise 2007 argumentierte einerseits Sean Egan von Egan-Jones Ratings mit den Interessenkonflikten bei den führenden Wettbewerbern in den USA, namentlich Moody’s, Standard & Poor’s und Fitch Ratings, für die Schaffung einer Alternative. Andererseits fiel Dagong Global Credit Rating mit einer Herabstufung der USA auf, als die USA von Standard & Poor’s noch mit AAA beurteilt wurde und erst später herabstufte.

Richard Hainsworth, einst selbst einmal bei einer der führenden US-amerikanischen Ratingagenturen tätig, fordert als Präsident der RusRating in Moskau bereits seit geraumer Zeit eine Veränderung der internationalen Verteilung des Ratingmarktes, der klar aus den USA dominiert wird.

Während es sich bei RusRating und Egan-Jones Ratings nach Mitarbeiterzahlen gemessen um kleinere Ratingagenturen handelt, beschäftigt Dagong Global Credit Rating mehrere hundert Mitarbeiter. In den jeweiligen Ländern ihres Sitzes sind die Agenturen als Kreditratingagenturen offiziell anerkannt.

Themen: Nachrichten | Kommentare deaktiviert für Universal Credit Rating Group

15 Jahre KMU-Beraterverband

Von Dr. Oliver Everling | 24.Oktober 2012

Seit 15 Jahren unterstützen die 150 Mitglieder des Verbandes „Die KMU-Berater– Verband freier Berater e.V.“ bundesweit kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bei der Unternehmensführung. Anlässlich Ihrer Herbsttagung am 16. und 17.November 2012 in Frankfurt am Main blicken die KMU-Berater und ihre Gäste erst einmal in den Spiegel und diskutieren über die operative Führung eines Beratungsunternehmens. Denn wenn Unternehmensberater ihr eigenes Unternehmen „im Griff haben“ und produktiv arbeiten, kommt dies auch ihren Mandanten zugute, heißt es dazu vom Verband. Aber auch der Blick zurück auf 15 Jahre Mittelstands-Unterstützung soll nicht zu kurz kommen, so die Ankündigung. Der Verband hatte sich u. a. die Themen „Rating“ und „Basel II“ frühzeitig mit Blick auf kleine und mittlere Unternehmen zu eigen gemacht.

Aus der Sicht von Thomas Thier, dem Verbandsvorsitzenden, stellen die 15 Jahre Verbandsarbeit eine Erfolgsgeschichte dar. „Wir haben uns am Markt gut etabliertund leisten wichtige Beiträge zur Professionalisierung und zur Qualitätssicherung bei der fachlichen Unterstützung von Mittelständlern“ so Thier. Das Angebotsspektrum der Verbandsmitglieder erweitere sich kontinuierlich und decke daher die Nachfrage der Unternehmen immer besser ab.

Zum Thema der Herbsttagung „KMU-Berater als Unternehmer“ betont Thier:„Unsere Aufgabe ist, Unternehmer/innen dabei zu unterstützen, erfolgreichunterwegs zu sein. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist , dass wir auch selbstmit unseren Beratungsunternehmen gut aufgestellt und auf der Höhe der Zeitsind.“ Die Verbandsmitglieder und ihre Gäste werden sich in Workshops der Rolle des Beraters widmen und sich die Frage stellen, wie sie diese noch besser ausfüllenkönnen. Workshop-Themen sind der effektivere Einsatz von aktuellen Informationstechnologien und die Beratung am Telefon. Der eigene Internetauftrittals Instrument zur Kundenansprache sowie oftmals unbekannte Beratungszuschüsse für die Unternehmen werden ebenfalls diskutiert.

Vor dem Blick in den Spiegel werden am ersten Tagungstag drei Gästeübergreifende Impulse setzen: Theo Macke, Vorstandsmitglied der DZ Bank, referiert über die Sicherstellung einer nachhaltigen Kreditversorgung von Mittelständlern in Zeiten von Basel III durch die Genossenschaftsbanken. Klaus-Peter Schöppner, Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts tns-emnid, gehtauf den fundamentalen Einstellungswandel der Bevölkerung mit Blick auf Unternehmen ein und entwickelt ein Leitbild für ein besseres Miteinander zwischen Bürgern und Wirtschaft. Der Geschäftsführer des RKW Hessen, Sascha Gutzeit, wiederum steuert Impulse für die Beratung und Förderung kleiner undmittlerer Betriebe bei.

Am zweiten Tag stehen Berichte aus den acht Fachgruppen des KMU-Beraterverbandes im Mittelpunkt. Die Fachgruppen stellen das Rückgrat derinhaltlichen Verbandsarbeit dar. Sie sollen den Mitgliedern wichtige Detailinformationen für die Beratungsarbeit und auch für ihre eigene Unternehmensführung geben. Derzeit arbeiten im Verband Fachgruppen für die Themen Controlling, Finanzierung-Rating, Gründungsberatung, Hotellerie und Gastronomie, Marketing und Vertrieb, Personalmanagement, Sanierung sowieUnternehmensnachfolge.

Themen: Mittelstandsrating, Ratings, Unternehmensrating | Kommentare deaktiviert für 15 Jahre KMU-Beraterverband

« Voriger Beitrag Folgender Beitrag »