Zahlungsmoratorium bei Kommunen denkbar
Von Dr. Oliver Everling | 15.Oktober 2012
“Ich bin kein Freund des externen Kommunalratings”, macht Jens Michael Otte von vornherein seine Position im Thema klar und führt ins Thema seines Vortrags über “Geschäftssteuerung der Kommunalfinanzierung durch Rating” ein. Jens Michael Otte ist Leiter Öffentlicher Sektor & Institutionen Deutschland bei der Deutschen Bank AG. Otte sprach auf der Tagung der Theodor-Heuss-Akademie der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Gummersbach, “Kommunalrating – Weg aus der kommunalen Finanzkrise?”
Seine Skepsis gegenüber den Versuchen von Moody’s und S&P’s, ihre Ratinggeschäfte auf deutsche Kommunen auszuweiten, verbindet Otte mit der unmissverständlichen Klarstellung, dass auch Kommunen im Kreditgeschäft der Banken einem (internen) Rating unterzogen werden müssen. Bereits seit zehn Jahren sei auch in der Deutschen Bank ein Kommunalrating als ein Element der Risikobeurteilung eingeführt.
Die Finanzkrise bzw. Staatsschuldenkrise hat die Verhältnisse auch für die Kommunalfinanzierung verändert. Otte illustriert, warum die deutsche Bank erst seit einigen Jahren aktiv ihre Geschäft mit Kommunen ausweite. In einer Zeit, in der alle Kommunen mit AAA zu beurteilen waren, sei das Kreditgeschäft mit Margen von 0,1 % bzw. einem einzigen Basispunkt praktisch nur Geldwechselgeschäft gewesen. Diese Situation hatte das Risikoprofil im offentlichen Sektor nicht adäquat abgebildet.
„Vor rund 3 Jahren haben wir begonnen, das interne Rating mit der jeweiligen Kommune intensiv zu diskutieren“, sagt Otte.
“Wir würden dieses Rating nie einem anderen zeigen und tun dies auch nicht.” Das bankinterne Rating unterliegt dem Bankgeheimnis. “Wir haben global rund 200 Mrd. € draußen für die öffentliche Hand”, erläutert Otte das Kreditgeschäft mit dem Öffenlichen Sektor in der Deutschen Bank im Detail. In den letzten Jahren habe die Deutsche Bank ein rasantes Wachstum als Finanzierer des Öffentlichen Sektors hingelegt. Die Deutsche Bank ist mittlerweile Nummer zwei im Kurzfrist-Geschaeft mit dem offentlichen Sektor.“
Die Strategie der Deutschen Bank im Bereich Kommunalkredit in Deutschland ergibt sich aus einem Top-down-Ansatz, indem der Anteil des Kreditvolumens im kommunalen Sektor inklusive der kommunalnahen Unternehmen nach Bonitätsklassen und Laufzeiten gesteuert wird, andererseits Bottom-up die Qualität des Kreditportfolios analysiert wird.
Wirtschaftliche Basis und Entwicklung, Haushalt und Finanzstruktur sowie Qualität der Finanzverwaltung sind die drei wichtigen Bereiche der Risikoanalyse zum internen Kommunalrating. Im Detail werden demografische Daten, die Attraktivität des Standortes, laufende Verwaltungstätigkeit, Finanzstrukturdaten, Jahresergebnis und die Qualität von Haushaltsplanung und Rechnungswesen analysiert.
“Warum braucht man überhaupt ein Kommunalrating, wenn doch Kommunen gar nicht insolvent gehen können?” Dieser Frage geht Otte mit Blick auf die Tatsache nach, dass es kein Insolvenzrecht für Kommunen gibt. Kein Kreditgläubiger einer Kommune würde für eine Stadt oder Gemeinde eine Insolvenz anmelden können. “Weil wir ein Moratorium für denkbar halten.” Otte zeigt plausibel das Szenario auf, was passieren würde, wenn ein Bürgermeister tatsächlich seine Landesregierung mit der Bitte anrufen würde, ihm kurzfristig mit Finanzmitteln zur Verfügung zu stellen, da eine Liquiditätslücke aus eigener Kraft und bei gegebenen Linie nicht überbrückt werden kann. Die Gefahr liege in der Kettenreaktion, die schließlich zwar nicht zu Kreditausfällen, aber zu Zahlungsverzögerungen führen könnte. Otte unterstreicht, dass es sich zwar um ein sehr unwahrscheinliches, aber mögliches Szenario handelt.
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Kein Angebot für kommunale Kassenkredite
Von Dr. Oliver Everling | 14.Oktober 2012
Wenn im Zusammenhang mit Kommunalratings von einer „Pleite der Kommunen“ gesprochen wird, ist das zu einen ein Ausdruck der Angst vor einer Handlungsunfähigkeit auf der kommunalen Ebene und zum anderen Ausdruck der Verantwortung für die nächsten Generationen, schreibt Christian Haase. Er gehört zu den Autoren im Buch „Kommunalrating“ (Artikel-Nr.: 22.485-1200, ISBN 3-86556-353-8), das im Bank-Verlag, Köln, erscheint.
Christian Haase ist Bürgermeister in Beverungen an der Weser. Vor seinem Wechsel zur Stadt Beverungen 2001 war er langjährig beim Kreis Höxter beschäftigt. Das Studium der Verwaltungswissenschaften absolvierte er an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen in Soest. Er ist Mitglied des Präsidiums des Städte- und Gemeindebundes NRW (Wahl erfolgt am 06.09.2012 !!!!) sowie des Landesvorstandes der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU NRW.“optional: Die Stadt Beverungen erlebt seit der Stilllegung des Kernkraftwerkes Würgassen 1995 und dem Umbruch in der Holz- und Möbelindustrie einen Strukturwandelprozess, der auch die Kommunalfinanzen erfasst hat.
Haase stellt in seinem Beitrag zum Buch „Kommunalrating“ fest, dass nach wie vor – und es gibt auch keinerlei Hinweise auf eine Änderung – eine kommunale Insolvenz aufgrund des Haftungsverbundes von Bund, Ländern und Kommunen ausgeschlossen ist (§ 12 Abs. 1 Nr. 2 InsO i.v.m. § 128 Abs. 2 GONW). „Rechtlich wie politisch wird es kein Innenminister zulassen, dass ein kommunaler Kredit nicht bedient wird“, ist Haase überzeugt.
Entgegen teilweiser anderer Verlautbarungen wird sich der Risikoansatz auch nicht von Basel II nach Basel III verändern. Das Risikogewicht von Direktausleihungen der Kreditinstitute an Kommunen muss sich deshalb auch zukünftig an der Bonitätsbeurteilung des Zentralstaates orientieren. Bei einer Einstufung Deutschlands mit AAA bleibt es bei der Null-Risiko-Gewichtung.
„Trotzdem schlägt die Verunsicherung des Bankensektors nach den Turbolenzen der Lehmann-Pleite und der Staatsfinanzenkrise in Europa auf die Kommunen durch. Auch wenn die Rolle von Ratingagenturen in diesem Zusammenhang durchaus kritisch zu hinterfragen ist,“ räumt Haase ein, „haben sich bereits über 10.000 deutsche Städte und Gemeinden von der Ratingagentur Fitch durchleuchten lassen. Land auf, Land ab, stellen Kämmerer fest, dass die Angebote auf Nachfragen für Kassenkredite spärlicher werden.“
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Verständlich ist fair
Von Dr. Oliver Everling | 14.Oktober 2012
Nur verständliche Informationen sind in der Finanzberatung auch faire Informationen für Kunden, macht Kurt Bürkin deutlich. Kurt Bürkin, Geschäftsführer der exameo GmbH, sprach auf der Tagung „Ideal oder Real – Gibt es für die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland eine faire Finanzberatung?“ Die Tagung wurde von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Zusammenarbeit mit FCM Finanz Coaching auf der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach durchgeführt.
Eine Information ist verständlich, wenn sie den Bedürfnissen der Leser entspricht. Bürkin illustriert diesen Kernpunkt an konkreten Beispielen. Sprachverständnis entscheide sich am logischen Aufbau des Gesamten Textes und des Layourts, aber auch auf der Wortebene, der Satzebene, der Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung. Gliederung, Konsistenz, Wortlänge, komplizierte Wörter, Fachsprache, Anglizismen, Füllwörter, Schachtelsätze, Nominalstil oder Passivsätze sind Schlagworte für Kriterien, die in der Analyse der Verständlichkeit von Texten eine Rolle spielen.
Basiswert, Cap, DAX-Index, Discount-Zertifikat, Emittent, Finanzinstrument, Marktkapitalisierung – diese, für Fachleute selbstverständliche Begriffe eines Zertifikatsprospekts sind nach Recherchen von exameo für Verbraucher bzw. Anleger ohne finanzfachfliche Vorbildung „schwierig“. Durch exameo wird eine systematische Analyse von Texten bezüglich Satzlängen, Passivsätzen, Fachbegriffen usw. durchgeführt. „PIBs der verschiedenen Anbieter“, warnt Bürkin, „unterscheiden sich nicht wesentlich in Bezug auf Lesbarkeit und Verständlichkeit!“
Abschlag, Discount, Kursabschlag, Preisabschlag – für denselben Sachverhalt werden verschiedene Begriffe verwendet, die den Kunden nur verwirren können. Marktpreisrisiko, Kursrisiko, marktpreisbestimmende Faktoren, marktpreisbestimmende Umstände sind ebenfalls Beispiele für unterschiedliche Begriffe, hinter denen sich letztlich dieselben Sachverhalte verbergen. Die Erläuterungen im Glossar und die Beschreibungen in den Textbausteinen sollten in allen Publikationen möglichst einheitlich verwendet werden, fordert Bürkin.
Regulation, Gesamtrisikoexposure, Turnkey-Geschäft, Risikoboard, Net Assets der Geschäftsfelder usw. – Bürkin hinterfragt die Notwendigkeit von Anglizismen oder gar ihrer Kombinationen mit gebräuchlicheren deutschen Wörtern. Vermeidbare Nominalisierungen und Substantive, Kanzleistil, Verwaltungssprache, Beamtendeutsch, hölzern, distanziert und schwerfällig, ließen sich in den Produktinformationen von Banken vermeiden.
Die Prüfmethode von exameo umfasst fachliche Prüfung, formale sprachliche Prüfung und Testleser, um die Verständlichkeit von Information zu analysieren. Inhaltliche Vollständigkeit, Software-gestützte Analyse der Verständlichkeit, Typografie und viele weitere Aspekte sind integriert zu betrachten.
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Deutsche Unternehmen robuster als französische
Von Dr. Oliver Everling | 11.Oktober 2012
Die Insolvenzquote von Unternehmen in Frankreich ist fast doppelt so hoch wie in Deutschland. Deutsche Unternehmen sind aufgrund ihrer Finanzstärke weniger anfällig. Allerdings sind die Insolvenzkosten in Deutschland höher. Das sind Ergebnisse einer vergleichenden Studie von Coface zu Insolvenzen in Frankreich und Deutschland.
Die Analysten des internationale Kreditversicherers gingen der Frage nach, wieso deutsche Unternehmen den jüngsten Krise besser widerstanden haben als französische. Denn seit 2005 laufen die Insolvenzkurven entgegengesetzt. Der Unterschied betrug 2011 annähernd 40 Prozent. In Deutschland meldeten knapp über 30.000 Unternehmen Insolvenz an, in Frankreich über 50.000. Einen Grund machten die Coface-Experten in der Größe aus: Deutsche Unternehmen sind im Durchschnitt größer als die im Nachbarland und damit weniger insolvenzgefährdet.
Unternehmen in Deutschland sind zudem finanzkräftiger. Reduzierte Kosten und die Strategie, auf Qualität und hochwertige Produkte zu setzen, führten zu einer verbesserten Profitabilität. Für die Finanzierung erwies sich der deutsche Bankensektor mit den Sparkassen und Volksbanken als Vorteil. Diese konnten durch ihre eigene stabile Finanzierung Lücken kompensieren, die durch die Probleme der Privat- und Landesbanken entstanden waren.
In Deutschland verursachen Insolvenzen höhere Kosten als im Nachbarland. 2011 beliefen sich die Gesamtkosten auf 20 Milliarden Euro. In Frankreich waren es 14,3 Milliarden. Zudem sind die durchschnittlichen Kosten je Insolvenz in Deutschland im Schnitt mehrerer Jahre mit 700.000 Euro mehr als dreimal so hoch wie in Frankreich mit 200.000 Euro. In Relation zur Gesamtwirtschaftsleistung sind die Unterschiede allerdings nicht so groß. In Deutschland machen die Insolvenzkosten 1,1 Prozent des BIP aus, in Frankreich 0,8 Prozent.
Die Insolvenzen in Deutschland sind stark verbunden mit dem Export. Jetzt, wo die Ausfuhren über den Sommer schwächer waren und die Investitionen im zweiten Quartal zurückgingen, rechnet Coface wieder mit steigenden Insolvenzen. Eine niedrigere Nachfrage insbesondere aus den Emerging Markets würde das Risiko für deutsche Unternehmen weiter erhöhen.
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Berentzen-Gruppe im URA Emissions Check
Von Dr. Oliver Everling | 11.Oktober 2012
Neu in den URA Emissions Check aufgenommen wurde die am ersten Zeichnungstag (8.10.2012) voll platzierte Anleihe der Berentzen-Gruppe AG. Mit 2 „URA-Haken“ und einem Punktwert von 3,6 hat die Anleihe den Sprung unter die URA TOP MidCap Bonds (mindestens 3 „URA-Haken“ bei einem Punktwert <3,5) knapp verfehlt; die Bewertung beruht auf den Zahlen des GJ 31.12.2011 sowie der kumulierten 4 Quartale zum 30.6.2012. Die guten Bondspezifischen Kennzahlen (bilanzielle Verschuldung sowie Zinsaufwand niedrig) und die hohe Eigenkapitalquote werden etwas relativiert durch folgende Aspekte: Da die Vorzugsaktien am Regulierten Markt der Frankfurter Börse (General Standard) notieren, darf Berentzen für die an der Frankfurter Mittelstandsbörse (Entry Standard) notierte Anleihe auf ein – eigentlich grundsätzlich vorgeschriebenes – Emittentenrating verzichten. Da ein fehlendes Rating nicht den Erwartungen des Kapitalmarktes für Anleihen entspricht, gibt es hierfür im URA Emissions Check einen Punkteabzug. Außerdem haben die Anleihegläubiger bei einem Kontrollwechsel keine Kündigungsmöglichkeit (die Beteiligungsgesellschaft Aurelius AG hält 91,2% der Stammaktien und damit der Stimmrechte), warnen die Analysten der URA. Es existieren nach ihren Angaben Factoringverträge (echtes Factoring, so dass hohe Forderungen in der Bilanz bis auf einen Sicherheitsabschlag fehlen) mit einem Höchstvolumen von fast 50 Mio. EUR (darin 40 Mio. mit einer Laufzeit bis 31.3.2014), verglichen mit einer ausgewiesenen Bilanzsumme von 126 Mio.; der Ausfall der Factoringunternehmen bzw. eine ungünstige Vertragsverlängerung würde zu einem starken Anstieg der kurzfristigen Schulden führen.
Nach Erscheinen neuer Halbjahresberichte der Emittenten zum 30.6.2012 hat die URA Rating Agentur im Rahmen ihres Monitorings den Emissions Check für folgende Mittelstandsanleihen aktualisiert: Biogas Nord, FC Schalke, FFK Environment, German Pellets, Katjes, KTG Agrar I+II, MAG IAS, MITEC, MS Spaichingen, MT-Energie, RENA und Valensina. Die Gesamtbeurteilung des Emissions Checks (Anzahl der „URA-Haken“) hat sich für 12 der 13 Anleihen gegenüber dem Stand 20.9.2012 nicht verändert.
Nur MT-Energie hat sich von knapp 4 auf 3 „URA-Haken“ verschlechtert, gehört jedoch weiter zu den URA TOP MidCap Bonds; hier wirken sich die schwache Nachfrage in Deutschland (nach dem Biogas-Boom in 2011) und die deshalb notwendigen Vorleistungen für den verstärkten Ausbau des Auslandsgeschäfts negativ aus. Außerdem hat sich die Bewertung der Underberg-Anleihe nach Erscheinen der Zahlen für das GJ 03.2012 (bisher nur ein – wenig aussagefähiger – Einzelabschluss) von 2 auf 1 „URA-Haken“ verschlechtert (stagnierendes EBIT, Zinsaufwand durch neue Anleihe, rückläufige Eigenkapitalquote).
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Next Finance Alliance mit wikifolio
Von Dr. Oliver Everling | 10.Oktober 2012
Die Tradingplattform wikifolio verstärkt die Next Finance Alliance und erweitert den Kreis der in der Next Finance Alliance (NFA) zusammengeschlossenen Unternehmen. In der NFA organisieren sich innovative Online Finance-Unternehmen, welche höchste Qualitäts- und Transparenz-Ansprüchen erfüllen. Die aktuell 11 Mitglieder der NFA haben sich absolut transparenten Geschäftsmodellen verpflichtet und grenzen sich deutlich von den etablierten Provisionsmodellen klassischer Banken ab. Auf wikifolio.com veröffentlichen erfahrene Trader ihre Strategien in sogenannten wikifolios, in die wiederum Anleger investieren und von der Performance dieser Portfolios profitieren können. Durch die enge Integration sozialer Netzwerke sind wikifolios die erste Social Media Anlageform auf dem deutschsprachigen Markt.
Die Next Finance Alliance wurde im Mai dieses Jahres auf Initiative der yavalu GmbH von Matthias Lamberti gegründet. Neben wikifolio.com stießen nun auch der Personal Finance Management-Anbieter meniga sowie die beiden Crowdfunding-Plattformen BERGFÜRST und innovestment zu dem Zusammenschluss junger und innovativer Next Generation Finance Unternehmen. „Die Next Finance Alliance ist eine wichtige Initiative, weil sie die Innovationskräfte der jungen Online Finance-Angebote bündelt und verstärkt. Web 2.0 und Social Media haben schon in vielen anderen Branchen die Spielregeln deutlich zum Vorteil des Konsumenten verändert“, sagt Andreas Kern, Gründer und Geschäftsführer von wikifolio.com. „Die NFA ist ein wichtiges Signal an die Kunden und steht für faire und transparente Finanzlösungen. Die Zeit der undurchsichtigen Finanzprodukte, die von Anlage-Verkäufern in den Markt gepresst werden, ist vorbei!“
„Ich freue mich sehr, dass wir bereits wenige Wochen nach der Gründung Zuwachs bekommen haben. Das Momentum hin zu fairen und transparenten Finanzlösungen und weg von der Bevormundung und Übervorteilung auf Banken- und Finanzdienstleisterseite ist mächtig. Die Zeit ist reif für Veränderungen in der Finanzbranche“, sagt Matthias Lamberti, Gründer der yavalu GmbH und treibende Kraft hinter der Next Finance Alliance. „Nun gilt es, die positive Energie durch den weiteren Ausbau der radikal konsumentenfreundlichen Ausrichtung der Finanzdienstleister der Neuen Generation zu festigen. Das ist das Ziel der NFA.“ wikifolio.com ist am 1. August in Deutschland gestartet und hat sich in den letzten Wochen sehr erfolgreich entwickelt. Bisher wurden über dreieinhalb Millionen Euro in wikifolios investiert und über 2.000 wikifolios erstellt. Darunter finden sich schon jetzt wikifolios für fast jeden Anleger-Geschmack: die Bandbreite reicht von hochgradig spekulativen High-Performance-wikifolios bis zu auf langfristiges Wachstum angelegte Strategien.
Die wikifolio Financial Technologies GmbH ist mit dem Ziel angetreten, frischen Wind in die Finanzdienstleister-Branche zu bringen. Anleger können eigene Handelsstrategien als wikifolio veröffentlichen oder automatisch den Trades erfahrener Trader folgen. Erfahrene Investoren verbessern mit wikifolio ihre Rendite und bauen sich einen Track Record auf, Unerfahrene können ohne Aufwand vom Wissen anderer profitieren. wikifolios sind die ersten Social Media Anlageprodukte, welche mit eigener ISIN ausgestattet werden und damit auf dem Finanzmarkt handelbar sind.
wikifolio.com wurde von einem erfahrenen Gründer-Team rund um Andreas Kern in Wien entwickelt und startet seinen Betrieb im August 2012 in Deutschland. VHB digital (www.vhbdigital.de), die Beteiligungs-gesellschaft der Verlagsgruppe Handelsblatt und des Inkubators crossventures, ist an wikifolio.com beteiligt. wikifolio.com arbeitet in Deutschland mit Lang & Schwarz (www.ls-tc.de), dem Sparkassen Broker (www.sbroker.de) sowie der OnVista Group (www.onvista.de) zusammen.
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Eine Welt der Städte
Von Dr. Oliver Everling | 9.Oktober 2012
THOMAS DAILY startet das kostenfrei zugängliche internationale Portal CITYWORLD.COM im Rahmen einer Podiumsdiskussion auf der EXPO REAL. Die Verbindung der Immobilienwirtschaft mit Städten und dem Thema Nachhaltigkeit steht im Mittelpunkt des Portals.
„Real Estate and Sustainability in the City“: Im Rahmen der diesjährigen Immobilienmesse EXPO REAL startet der Informationsdienstleister THOMAS DAILY die Beta-Version der Website www.cityworld.com. Cityworld ist ein internationales Informations- und Präsentationsportal zum Thema „Real Estate and Sustainability in the City“. Weltweit werden Projekte, Firmen und Städte präsentiert.
THOMAS DAILY hat bereits 1.500 Projekte in einer internationalen Projektdatenbank zusammengefasst. Dabei hat sich die Recherche auf Green Buildings konzentriert. Viele weitere werden folgen, kündigt ter Woort von der cityworld GmbH an, so dass eine umfassende globale Projektdatenbank entsteht.
Ein weiterer wichtiger Bereich des Portals sind die Local Experts Showcases.Immobilienfirmen präsentieren sich mit ihrer Expertise im Kontext von Marktinformationen und in Verbindung zu den Standorten, an denen sie tätig sind. Renommierte Firmen aus der Immobilienbranche wie Allianz Real Estate, IVG, UnionInvestment und Colliers sind bereits jetzt mit einer Firmenpräsentation auf der Webseite präsent.
Dem Thema „Nachhaltigkeit“ wird ein besonderer Raum gewidmet. Das durchaus ambitionierte Ziel des Portals ist es, durch eine einzigartige Darstellung einen Überblick der verschiedenen Aktivitäten, Initiativen, Strategien und Vorgaben imBereich Nachhaltigkeit zu schaffen. So werden einerseits die verschiedenen Zertifizierungssysteme dargestellt und mit den zertifizierten Projekten verlinkt. Gleichzeitig werden die Ziele und die unterschiedlichsten Aktivitäten der Marktteilnehmer weltweit präsentiert. Dadurch entsteht ein einzigartiger Information Hub zum Thema Nachhaltigkeit, der eine stärkere Wahrnehmung der innovativen Anstrengungen Einzelner sicherstellt.
„Zum aktuellen Zeitpunkt ist die Webseite in der Beta-Version das erste Mal öffentlichzugänglich. Dies erlaubt uns mit unterschiedlichen Marktteilnehmern zu sprechen und das Portal voranzubringen. Dazu werden wir im Jahr 2013 verschiedene internationale Lauch Events organisieren“ so Wendy Thomas, Managing Director, THOMAS DAILY. Der Start der Webseite in Deutschland wird im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit dem Thema „Nachhaltigkeit in der City – wer hat den Überblick?“ gestaltet, zu der THOMAS DAILY am Stand der Allianz Real Estate einludt. Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren Dr. Thomas Beyerle, IVG (Head of Corporate Sustainability & Research) und Johannes Kreißig, PE International und DGNB (Deputy Chief Executive Officer). Die Moderation übernahm Dr. Oliver Everling (Everling Advisory Services). Weitere internationale Veranstaltungen werden im Jahr 2013 folgen.
1989 von Wendy Thomas gegründet, hat sich THOMAS DAILY zu einem der führenden Anbieter von Immobilienmarktinformationen in Deutschland entwickelt. Der webbasierte Datenbankservice TD Premium dient als vielseitiges Instrument fürMarktbeobachtung, Standortresearch und Geschäftsentwicklung. Cityworld ergänzt das bisherige Informationsangebot von THOMAS DAILY mit einer frei zugänglichen globalen Plattform.
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Neue Plattform zu Finanzrisiken, Regulierung und Finanzstabilität
Von Dr. Oliver Everling | 7.Oktober 2012
Vor kurzem ist die Infoplattform des Financial Risk and Stability Network online gegangen. Unter www.frsn.de wird seit 2012 ein umfangreiches Informationsangebot zu Finanzrisiken, Regulierung und Finanzstabilität aufgebaut. Content-Bereiche sind insbesondere wissenschaftliche Paper, Regulierungsinfos und Analysen/Reports. Zudem gibt es eine ganze Reihe weiterer Informationen. Der Content wird systematisch und strukturiert eingestellt. Das frei zugängliche, werbefreie Portal soll zu einer breiten Wissensplattform ausgebaut werden.
Neben dem Content-Angebot gibt es interaktive Teilnahmemöglichkeiten: einen Dialogbereich zu verschiedenen Themenfeldern, Kommentarfunktion und einen Diskussionsbereich für Research-Themen. Ebenfalls gibt es direkte Teilnahmemöglichkeiten. Dort können Interessierte auch einen 2-wöchigen Newsletter mit aktuellen Infos und einen 4-wöchigen NL zu neu eingestellten Papern kostenfrei abonnieren.
Das Financial Risk and Stability Network versteht sich als eine unabhängige, wissenschaftlich ausgerichtete Initiative mit dem Fokus Financial Risk, Regulierung und Finanzstabilität. Zweck ist Wissensbereitstellung, Wissensvermittlung und fachlicher Austausch von Wissenschaft, Praxis und Regulierung, erläutert Martin Aehling vom Financial Risk and Stability Network, Redaktion und Koordination. Weitere Informationen unter www.frsn.de.
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Vorschläge zur Sicherung der Kommunalfinanzen
Von Dr. Oliver Everling | 7.Oktober 2012
Die Struktur der kommunalen Einnahmen und der Ausgaben ist weitestgehend festgelegt. Als ein Beispiel nennt Wolfgang Jungnitsch, Bürgermeister der Stadt Übach-Palenberg, die Sozialausgaben angeführt werden. Er gehört zu den Autoren im Buch „Kommunalrating“ (Artikel-Nr.: 22.485-1200, ISBN 3-86556-353-8), das im Bank-Verlag, Köln, erscheint.
Der so genannte „freiwillige Ausgabenbereich“ und eigentlich disponible Bereich, beschränkt sich, bezogen auf den Gesamthaushalt, in vielen Kommunen auf nur wenige Prozentpunkte, schreibt Jungnitsch. Auch bei den Ausgabenplanungen seien die Kommunen den äußeren Einflüssen stark ausgesetzt. Kreisumlagenentwicklung bei den kreisangehörigen Kommunen, Gesetzte die verabschiedet werden unter Missachtung desKonnexitätsprinzipes, Konjukturentwicklungen, die zu höheren Soziallasten führen können, höhere Zinsbelastungen auf Grund der allgemeinen Marktentwicklung, Energiepreisentwicklung u.v.m.
„Auf der Einnahmeseite ist die Kommune ebenso abhängig von nicht beinflussbaren Faktoren, wie z.B. der konjunkturellen Entwicklung, die direkten Einfluss auf die Gewerbesteuerzahlung hat. Ebenso gilt dies für die Schlüsselzuweisung durch das Land hier noch kombiniert mit der jeweiligen Ausrichtung des Gesetzgebers“, warnt Jungnitsch.
Kommen zu diesen Einflussfaktoren noch Unsicherheiten im Zinsbereich auf Grund von Bonitätseinschätzungen hinzu, ist ein weiterer negativer Faktor aus Sicht der Kommunen geboren worden. Höhere Zinszahlungen würden die Spirale nach unten weiter verstärken. Weitere Schulden müssten aufgebaut werden.
„Dies ist die entscheidende Gefahr,“ schreibt Jungnitsch im Buch „Kommunalrating“, „die im Rating von Kommunen durch Kreditinstitute aus Sicht der Kommunen zu sehen ist: Eine Verteuerung der Kredite.“ Ein wünschenswerter Lösungsansatz dieser Problematik wäre aus Sicht von Jungnitsch, dass durch die Kommunen die Haushalte wieder in die Waage gebracht und mittelfristig die Liquiditätskredite abgebaut werden, dass durch Bund und Land das Konnexitätsprinzip auch rückwirkend konsequent eingehalten wird und alle Gesetze und Verordnungen nicht nach dem Wünschenswerten sondern nach der Bezahlbarkeit verfügt werden, dass durch die Banken die Tatsache des Haftungsverbundes der öffentlichen Hand bei der Bonitätsbetrachtung deutlich Niederschlag findet.
„Dies könnte bei konsequentem Handeln und flächendeckender Umsetzung dazu führen, dass die Kommunen trotz Rating annehmbare Zinskonditionen und Kredite und in ausreichendem Maße angeboten bekommen könnten. Zugegebenermaßen“, räumt Jungnitsch ein, „sicherlich ein Lösungsansatz der aktuell nur schwer Realitätsnähe vermitteln lässt – aber wer hätte 1988 gedacht, dass wir im Jahre 1990 ein wiedervereinigtes Vaterland hätten …“
Wolfgang Jungnitsch ist seit 2009 Bürgermeister der Stadt Übach-Palenberg (www.Uebach-Palenberg.de). Vorher war er 15 Jahre Geschäftsführer der kommunalen DatenverarbeitungszentraleRhein-Erft –Rur. Wolfgang Jungnitsch studierte nach seiner Lehr-Ausbildung zum EDV-Kaufmannbeim Eschweiler Bergwerks-Verein an der Fachhochschule in Aachen Betriebswirtschaft mitden Schwerpunkten Datenverarbeitung und Kostenrechnung. Er schloss sein Studium mit demDiplom ab und ist Träger der Ehrenplakette der FH-Aachen. Nach seinem Studium war er bei derAllianz-Versicherung, dem RWE, der Aachener Bausparkasse, der WGZ-BANK und der SparkasseMecklenburg-Vorpommern dort Direktor und im oberen Mangement beschäftigt. Seine Mitarbeitund Unterstützung in verschiedensten Gremien und Projekten, u.a. auch zur NKF-Einführung inZusammenarbeit mit der Kreisparkasse Köln, runden sein Profil ab.
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Wohl und Wehe eines Zinsanstiegs
Von Dr. Oliver Everling | 6.Oktober 2012
Private Immobilienfinanzierung wird in Deutschland seit den 1970er Jahren neben Banken und Bausparkassen auch von Versicherungen angeboten, in erster Linie von Lebensversicherern. Es ist ein wichtiger Produktbaustein für den Vertrieb und ist eine attraktive Alternative für die langfristige Kapitalanlage: Hohe Granularität im Darlehensportfolio, feste Zinssätze und lange Laufzeiten sowie geringe Ausfallquoten, berichtet Helmut Mühlhofer, Head of Debt & Capital Markets bei der Allianz Real Estate auf dem 8. Immobilien-Symposium „Immobilienwirtschaft – Quo vadis?“ in Regensburg.
Der gewichtete Garantiezins liegt immer noch bei rund 3,3 % für die Lebensversicherungen, auch wenn für das Neugeschäft der Mindestzins vom Gesetzgeber weiter gesenkt wurde. Da diese Renditen beim gegenwärtigen Niedrigzinsniveau bis auf weiteres nicht erwirtschaftet werden können, steuern die Lebensversicherer auf ein Problem zu.
Gewerbliche Immobliendarlehen werden behandelt wie Bonds, sagt Mühlhofer mit Blick auf die Kapitalunterlegung unter Solvency II (QIS6). Aktien sind unter dem Aspekt der Eigenmittelunterlegung völlig unattraktiv. Das Spreadrisk-Modul für Fixed Income Anlagen fordert bei langlaufenden Anlagen eine höhere Unterlegung.
Sinkende Zinsen, sinkende Pfandbriefemissionsvolumina, Verschuldungskrise der Staaten, Bankenkrise, Solvency II und Asset-Liability-Management markieren die Herausforderungen der Versicherungswirtschaft.
Bisher gibt es knapp 60 aktive Debt Funds, bisher hauptsächlich im Nachrangbereich mit hohen Renditeanforderungen, die insbesondere in Deutschland Schwierigkeiten haben, adäquate Investments zu finden. Die Volumina der einzelnen Fonds seine überschaubar (überlicherweise zwischen 200 Mio. € bis 500 Mio. €); erste Senior Debt Funds seien für den deutschen Markt geplant, berichtet Mühlhofer.
AXA REM, MetLife und M&G Investment Management listet Mühlhofer als Beispiele für neue Darlehensgeber in Europa auf. Wesentliche Investmentkriterien sind für Mühlhofer die Zielmärkte Deutschland, Frankreich, Niederlande und Österreich, die Assetklassen Retail, Büro und Logistik, bankübliche Sicherheiten, Mindestgröße 50 Mio. €, idealerweise zwischen 100 bis 200 Mio. €, lange Laufzeiten von 7 bis 10 Jahren, einen Auslauf von höchstens 75 % des Marktwertes, eher aber 50 % bis 60 %, mit klassischem Festsatz und regulatorischer Zuordnung in der Realkreditquote gemäß AnlV.
Die erste große Transaktion der Allianz waren die Deutsche Bank Türme in Frankfurt (2011). „Für uns ist das ein Deutsche Bank Bond mit Immobilienbesicherung“, sagt Mühlhofer, „und konservativem Auslauf von ca. 50 %“. Er nennt weitere Beispiele wie das CentrO, Oberhausen.
In Deutschland gibt es im Core bzw. Prime Segment nach Feststellung von Mühlhofer keine Kreditklemme. Die Volumna der Debt Funds sind viel zu gering, um die sog. Funding Gap zu schließen. Versicherer sind heute nicht für eine massive Ausweitung des gewerblichen Finanzierungsgeschäftes aufgestellt (Personalausstattung, IT, Ratingtools, etc.). Die große Frage sei, was passiere, wenn die Zinsen wieder steigen? Versicherer und Debt Fonds würden in jedem Fall die Finanzierungskrise nicht lösen können, verspricht Mühlhofer.
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