Rohstoffe als Fluchtpunkt in Zeiten tiefer Zinsen

Von Dr. Oliver Everling | 12.September 2012

Im Hause der Credit Suisse werden Rohstoffe als Fluchtpunkt in Zeiten tiefer Zinsen diskutiert. Tobias Merath, Head Commodity Research bei der Credit Suisse, erläutert den analytischen Rahmen für Rohstoffmärkte, der sich aus technischer Analyse, Bewertung, Lagerbestandszyklus und Investitionszyklus ergibt. Die Technische Analyse konzentriert sich auf Momentum und Trend. Das Fair Value Modell der Credit Suisse stellt einen theoretisch fundierten und statistisch robusten Analyserahmen zur Verfügung, um Aussagen über die Bewertung in den einzelnen Märkten zu machen. Vorlaufindikatoren helfen die Position imm Konjunkturzyklus zu bestimmen, denn Lagerbestände sind ein Poryxy für die Verfügbarkeit von Rohstoffen. Rohstoffpreise verhalten sich in den verschiedenen Phasen des Konjunkturzyklus unterschiedlich, sagt Merath. Lagerbestände und Investitionen in die Produktionskapazitäten beeinflussen die Empfindlichkeit der Preise auf konjunkturelle Veränderungen.

Merath sieht eine große Diskrepanz zwischen den Sektoren, denn bei Sojabohnen, Silber, Weizen und Korn seien – gemessen an den Standardabweichungen vom Fair Value – Überbewertungen zu sehen. Umgekehrt sehen Nickel, Aluminium, Kupfer und Benzin billig aus. Das Umfeld bleibe aber, betrachtet man den Zyklus, schwierig, wenn auch technisch gesehen eine Verbesserung des Chartbildes zu erkennen sei. Nach einer längeren Phase der Korrektur und der Seitwärtsbewegung sei jüngst wieder Bewegung in die Edelmetallpreise gekommen. Das Anlegerinteresse an dem Sektor steige wieder, sagt Merath. Sowohl physisch hinterlegte ETFs als auch Futures- und Optionsmärkte registrieren erneute Zuflüsse. Das Bekenntnis der großen Zentralbanken zr gegenwärtigen Niedrigzinspolitik spiele hier eine wichtige Rolle, zeigt Merath auf. „Mittlerweile haben die Preise wichtige, technische Marken nach oben überschritten. Der Goldpreis ist aus seinem Abwärtstrend ausgebrochen“, berichtet Merath. „Mit Ausnahme von Silber sind die Edelmetallpreise nicht überbewertet. Vor allem bei Gold und Platin ist mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen.“

Nach einer längeren Aufwärtsbewegung haben sich die Ölpreise in letzter Zeit wieder seitwärts bewegt. „Allerdings ist davon auszugehen,“ schränkt Merath ein, „dass dies noch nicht das Ende des Preisanstiegs darstellt.“ Auf der Angebotsseite habe das Produktionswachstum wohl seinen Höhepunkt erreicht. Die physische Nachfrage sei saisonal bedingt noch recht stark. Das Marktgleichgewicht enge sich weiterhin ein. Merath kmmt auf die geopolitischen Risiken zu sprechen, die nach wie vor ein wichtiger Treiber für die Ölpreisentwicklung seien. Merath sieht diese Risiken aber eingepreist. „In den nächsten Monaten dürften die Ölpreise moderat weitersteigen. Allerdings dürfte die Bewertung dem Preisanstieg ab einem gewissen Punkt Grenzen setzen.“

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Währungsunion in Katerstimmung

Von Dr. Oliver Everling | 11.September 2012

Die Währungsunion wird bestehen bleiben, die damit verbundenen Risiken kann man eingehen, „aber ich sehe große Risiken“, führt Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, in seinen Vortrag ein. Kater macht die Situation unmissverständnlich klar: „Die spinnen die Europäer“ lautet der Titel seines Vortrags bei der Scope General Conference Gesclhossene Fonds 2012.

Wer denkt was über wen in Europa? Am härtesten arbeiten in Europa die Griechen – nach Meinung der Griechen. In allen anderen Ländern haben die Deutschen dieses Image. „Am wenigsten arbeiten die Griechen, nur in Frankreich und Griechenland glaubt man Italien, in Italien Rumänien – so das Stimmungsbild“, am wenigsten korrupt halten die Europäer Deutschland, am meisten korrupt Italien (auch die Italiener sehen sich so), allerdings halten Griechen Griechenland, die Polen Polen und die Tschechen Tschechien am korruptesten, berichtet Kater über eine Studie des Pew Research Center 2012.

Währungsunionen seien sehr umständliche Veranstaltungen, sagt Kater. Eine zwingende ökonomische Begründung sieht Kater daher für eine Währungsunion daher nicht. Das Ziel des Euro sei also ein politisches, nicht ein ökonomisches. Welche Gemeinweisen unter eine Währung fallen sollen, sei daher eine politische Frage. Österreich-Ungarn (1919 – 1927), Russland (1918 – 1920), Sowjetunion (1992 – 1994), Jugoslawien (1991 – 1994), Tschechoslowakei (1993), Lateinische Währungsunion (1914 – 1927) und Skandiavische Währungsunion (1914 – 1924) – das alles seien Beispiele für aufgelöste, gescheiterte Währungsunionen. Diese alle hätten aber gemeinsam, dass zuerst die Politik auseinander ging, dann auch die Währung folgte. Beim Euro sei aber der politische Wille umgekehrt.

Kater unterstreicht die Bedeutung der Bündelung der Kräfte in Europa und macht klar, wie Deutschland oder gar die Schweiz zwischen USA und China kaum Mitsprache hätte. „Die Regeln des Stabilitäts- und Wachstumspakets wurden in Europa aber nicht eingehalten“, resümiert Kater. Das Grundproblem sei die Überschuldung. Beim Deleveraging sei in den letzten Jahren nicht viel passiert. Um das Vertrauen in das System wiederherzustellen, müssen Schulden reduziert werden, macht Kater deutlich.

„Eine Vergemeinschaftung der Altschulden setzt desaströse Anreize für die Wirtschaftspolitik der Zukunft“, warnt Kater. Eine Schuldenübernahme sei daher schlicht nicht möglich. „Es muss das alte Maastricht Dictum geleten, dass es jeder irgendwie selber hinbekommen muss“, sagt Kater. Die Frage der Gläubigerbeteiligung bleibe aktuell, Gläubiger müssten substantielle Beiträge leisten. Ob spanische Banken von Frankfurt aus geschlossen werden können, müsse noch geklärt werden, erscheine aber warhscheinlich.

Kater sieht ein Niedrigzinsszenario voraus, denn „niedrige Zinsen haben immer geholfen“, skizziert Kater die Entscheidungssituation der Politik. Hilfe zur Selbsthilfe: Zinsreduzierung durch kombinierte EZB/ESm-Interventionen; allerdings gegen Konditionalität und Überwachung; Bankensanierung unter Gläubigerbeteiligung (debt-to-equity-swaps); Verbesserung von Angebotsbedingungen durch Reformen und „diskretionäre Transfers“ durch Kohäsisonsfonds. Kater erwartet, dass die EZB stärker dem Modell der Fed in den USA folgen werde. „Eine neue Art der Währung“, sagt Kater. Teile des genetischen Erbes der EZB gehe verloren, die EZB sei kein Klon der Deutschen Bundesbank, das sei der Preis, den die Deutschen bezahlen.

Die D-Mark sei durch die Prinzipientreue der Bundesbank eine so außergewöhnliche Währung gewesen. An den Säulen, die die Unabhängikeit der Bundesbank getragen haben, werde auch jetzt wieder gekratzt. Die Frage nach Transfers sei eine politische, unterstreicht Kater. Ob diese eingerichtet werden und wieweit, sei eine rein politische. Kater bezieht sich auf Ausführungen des Bundesbankpräsidenten Jens Weidmann: „Wenn sich die Geldpolitik als umfassender Prolbemlöser einspannen lässt, droht ihr eigentliches Ziel mehr und mehr in den Hintergrund zu rücken.“

Kater illustriert, dass das demokratische System in Europa herausgefordert werde. Demokratie werde in Europa nicht mehr wie in einem Schweizer Kanton mit Handzeichen praktizierbar sein. Zugleich seien Konzentratoinsprozesse in einheitlichen Wirtschafts- und Währungsräumen zu beobachten, mit der Stärkung der znetralen Industrie- und Dienstleistungsstandorte und Wanderungen hin zu den zentralen Standorten.

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AA für Sparinvest Global Small Cap Value

Von Dr. Oliver Everling | 11.September 2012

TELOS hat den Sparinvest Global Small Cap Value geratet, berichtet die Ratingagentur aus Wiesbaden. Der Fonds erfülle sehr hohe Qualitätsstandards und erhalte deshalb die Bewertung „AA“ auf einer Skala von A bis AAA (höchste Qualitätsstandards).

Der Sparinvest Global Small Cap Value ist ein aktiv gemanagter Aktienfonds, der weltweit in Nebenwerte investiert. Der Fonds verfolgt ein striktes Value Investing gan nach der Philosophie des Hauses Sparinvest.

„Der fundamentale aktuelle Bewertungsabschlag der Portfoliopositionen ist auch aus dem aktuellen und für das Haus Sparinvest üblichen niedrigen Kurs/Buch-Verhältnis von ~ 0.75 abzulesen“, schreiben die Analysten von TELOS. „Die durchschnittliche Finanzstabilität, gemessen an der Quote Netto-Finanzverbindlichkeiten/ Eigenkapital, weist in der klassischen Betrachtung mit ~ 5,96% einen unverändert attraktiven Wert auf.“

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Institutionelle drängen in Geschlossene Fonds

Von Dr. Oliver Everling | 11.September 2012

Mehr als 100 Unternehmen und mehr als 180 Teilnehmer folgen der General Conference Geschlossene Fonds 2012 in Frankfurt am Main. Florian Schoeller, Geschäftsführer der Scope Analysis, eröffnet die gelungene Veranstaltung im Westin Grand Hotel mit einer Gegenüberstellung der Prboleme des Geschlossenen Fonds mit denen der Eurokrise.

„Die Verunsicherung der Anleger ist allgegenwärtig“, sagt Schoeller. Die Performanceschwäche einiger Fonds treffe die nun vorgefundene Situation mit voller Wucht und die Regulierung sei für viele unangenehm, reduziere die Freiheit und zwinge den Vertrieb in einen Restrukturierungsprozess, der ihn erlahmen lasse.

„Der Staat ist viel mehr als nur Gesetzgeber“, sagt Schoeller, denn er hänge von Gunst und Mehrheit von Wählern abhänge. Das Regieren habe mit Reagieren zu tun: Tsunami, Fukoshima usw. seien dafür Beispiele. Die Finanzkrise führe zu einer Veränderung der Investmentbranche. Aktion führe zu Reaktion, die der Wähler fordere und erwarte. Der Staat sei gewzungen, schnell zu handeln, da ihm sonst der Rückhalt in der Bevölkerung fehle. „Er behandelt die Branche wie ein Kollektiv, das ist der einzige gangbare Weg.“

Schoeller zeigt Verständnis dafür, dass der Staat die Geschlossenen Fonds nicht verschont. Mit 100.000 € sei es möglich gewesen, einen Prospekt aufzusetzen und in den Vertrieb zu gehen. Schoeller greift der Deutung seines Vortrags im Sinne eines Paukenschlags vor und fragt: „Was haben Sie erwartet? Hatten Sie gehofft, dass der Staat die Party nicht beendet?“ Jetzt komme die Regulierung umso heftiger.

Die Verbände würden sich ins Zeug legen, um nachzuverhandeln. Die vorgelegte Regulierung habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute sei, dass der Geschlossene Fonds mit staatlichem Segen weitergehe. Aber es werde, das sei dei schlechte, nun nach der Musik des Staates getanzt. Die Emissionshäuser werden am stärksten betroffen sein, prognostiziert Schoeller.

Der Renditezwang zwinge inzwischen auch institutionelle Anleger in die Geschlossenen Fonds. Die Institutionellen hätten aber andere Anforderungen an Geschlossene Fonds. Hier sei (im positiven Sinne der Kompetenz) Investment Banking Knowhow gefordert. Banken, aber auch Versicherungen und Investmentgesellschaften bieten Zwischenfinanzierungen an. „Der Geschlossene Fonds ist für uns bei der Scope Group ein Asset-based Investment“, daher würden auch solche Anlageformen analysiert, die in die Form einer Anleihe gekleidet seien. Florian Schoeller skizziert das Alleinstellungsmerkmal des Geschlossenen Fonds:Jeder zahlt seine Mieten, auch wenn Staaten ihren Zahlungsverpflichtungen auf Staatsanleihen nicht mehr nachkommen. „Institutionelle Anleger sind wie Tanker, sie bewegen sich nicht schnell, kommen dann aber mit Wucht“, prophezeit Schoeller.

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Social Trading als Anlageform der Zukunft

Von Dr. Oliver Everling | 10.September 2012

Wie sieht der Anleger 2.0 aus? Antworten auf diese Frage lassen sich aus dem Vortrag von Andreas Kern, Geschäftsführer der wikifolio Financial Technologies GmbH, deuten. Kern sprach beim MontagsMeeting des eff European Finance Forum in Frankfurt am Main. Kern führt in seinen Vortrag mit einem Blick auf www.smava.de und www.fidor.de ein und kommt auch auf www.covestor.com zu sprechen. „Auch recht spannend ist StockPulse“, sagt Kern. Hier fehle ein wichtiges Element, denn es fehle der finanzielle Anreiz für diejenigen, die mit ihren Tweets usw. Die Plattform möglich machen. StockPulse analysiert völlig unabhängig Social Media. Bei www.sharewise.com finanziere man sich nur aus der Werbung auf dem Portal.

„In Deutschland wird mehr für Kapitalmarkttransaktionen ausgegeben als für Brot“, macht Kern die Größe und Bedeutung des Marktes deutlich, den Wikifolio ansteuert. „Im Herzen des Geschäftsmodells ist eine Erfolgsprämie“, erläutert Kern das Geschäftsmodell von Wikifolio. „Hier sieht man real-time jeden Trade. Außerdem kann man sehen, welche Freunde von Facebook dabei sind“, sagt Kern.

Emittentin der wikifolio Indexzertifikate ist die Lang & Schwarz AG, die als Basiswert einen Index auf das jeweilige Wikifolio ausstellt. S Broker ist ein Partner von Wikifolio, da Anleger Wert legen auf Expertenmeinungen und Musterdeopts. Die Kundenbefragung zeigte: Das Potential für Social Trading Produkte ist groß. Bei der Suche nach einem Partner war für S Broker wikifolio.com überzeugend, da das Produkt sehr einfach zu verstehen ist, das Gebührenmodell ist transparent und Verknüpfung mit den Social Media Kanälen greift die Trends auf, hin zu Crowd Funding und Crowd Financing. Außerdem kann auch mit sehr kleinen Beträgen investiert werden.

„Wir haben weltweit das einzige Modell, wo wirklich eine ISIN vergeben und Investieren in das Portfolio nach Wahl des Anlegers erlaubt wird“, versucht Kern die Alleinstellungsmerkmale seiner Plattform herauszuarbeiten. Dies sei auch für das Handelsblatt eine Begründung für die Kooperation mit Wikifolio gewesen.

Die Gefahr von Marktmanipulationen udn Front-Running ist kein neues Problem, trifft Musterdepots und Börsenbriefe in gleichem Ausmaß. Volle Transparenz ist durch alle „Redakteure“ gegeben, da diese durch Ausweis legitimiert werden und die gesamte Historie ersichtlich bleibe. Außerdem werde das Anlageuniversum auf liquide Werte eingeschränkt bleiben. „Wir sehen schon eine große Anzahl von gewerblichen Anbietern, die Wikifolios mit großer Ernsthaftigkeit betreiben“, sagt Kern. Seit Oktober 2011 sei das Handelsblatt mit VHB Digital beteiligt. Im Dezember 2011 sei der Testbetrieb von beta.wikifolio.com gestartett worden. Der Marktstart erfolgte im August 2012. Die weitere Roadmap sei durch den Ausbau von Kooperationen und neue Funktionen für Anleger und Trader sowie Zusatzfunktionen für Vermögensverwalter gekennzeichnet. Ab 2013 soll die Internationalisierung angestrebt werden.

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Basel III von Klauck und Stegmann

Von Dr. Oliver Everling | 9.September 2012

Basel III ist von den Gesetzgebern noch nicht verabschiedet – aber schon gibt es die ersten Bücher dazu. Den Herausgebern des Buches mit dem lapidaren Titel „Basel III“ aus dem Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft, Steuern, Recht in Stuttgart ist die Rechtslage bestens bekannt. Zurecht warten die Herausgeber, Kai-Oliver Klauck und Claus Stegmann, beide von der ifb group, jedoch nicht letzte Rechtssicherheit in allen Fragen ab, sondern sehen ihre Mission darin, einen wichtigen Gedanken von Basel III in der Literatur ein- und fortzuführen: Die Integration, nämlich die Integration der Metriken aus dem Solvabilitätskoeffizienten, der Liquiditätskennziffern sowie der Leverage Ratio voranzubringen und in ihre Umsetzungsprojekte aufzunehmen, die sie seit Basel II beschäftigen.

Der Leser darf sich also von dem Erscheinungsdatum nicht irritieren lassen, denn man könnte vermuten, dass im August 2012 noch ein Buch vorgelegt würde, dass insbesondere der kritischen Diskussion des Regelwerkes von Basel III dienen würde. Dies ist in dem vorliegenden Buch nicht der Fall (ISBN 978-3-7910-3148-4). So wird beispielsweise nicht die Diskussion noch einmal komplett aufgerollt, welcher Sinn darin bestehen soll, das Kreditvolumen von Hypothekenbanken, das in der Regel durch einen hohen Anteil dinglicher Sicherheiten abgesichert ist, mit höhermargigne und gleichzeitig risikoreicherem Kreditgeschäft gleichzusetzen. Auch die sonstigen Konstruktionsfehler von Basel III werden nicht verschwiegen oder verschleiert, aber auch nicht weiter vertieft. Wer wissen will, an welchen Keimen die Banken in der nächsten Krise erkranken werden, wird daher in diesem Werk nicht direkt fündig.

Dafür liefert das Buch umso mehr Handwerkszeug für die Umsetzung der absehbaren Rechtslage in der Bankpraxis. Es gibt einen stimmigen Überblick – ausgehende von einigen allgemeinen Betrachtungen – zur Risiko- und Kapitalmessung, zur Risikosteuerung, zur Risikodarstellung und zu Fragen der Organisation, der Prozesse und der Infrastruktur. Wer sich über die erstaunlich gute Konsistenz und Überschneidungsfreiheit der Beiträge von verschiedenen Autoren – gewöhnlich eine der wichtigsten Herausforderungen für Herausgeber von Sammelbänden – wundern sollte, findet bald eine Antwort: Die meisten Beiträgen stammen von Autoren aus dem Hause der ifb group, einige Beiträge kommen auch aus Kreditinstituten und Dr. Andreas Dombret, seit 2010 Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank und dort u.a. für Finanzstabilität zuständig, gibt sein Geleitwort. Vor diesem Hintergrund sucht man in diesem Buch ein Autorenverzeichnis vergeblich; die Tätigkeitsfelder der jeweiligen Autoren erschließen sich aus Fußnoten.

Das Buch „Basel III“ eignet sich einerseits nicht für Leser, die sich darunter einen Schweizer Stadtteilplanung vorstellen würden oder für Studierende, die sich in die Grundfragen der Bankenaufsicht einlesen wollen. Das Wissen um die Grundlagen setzt dieses Buch voraus. Andererseits werden sich Wissenschaftler nicht befriedigt sehen, die nach theoretischen Modellierungen, Abstraktionen und komplexitätssteigernden Diskursen suchen.

Das Buch gehört vor diesem Hintergrund daher auf den Tisch jedes Bankmitarbeiters, der die zu erwartenden Anforderungen antizipieren, sich mit der Umsetzung von Basel III befassen und künftig die Gesamtbanksteuerung verantworten soll. Für diese wird das Buch ein wertvoller Begleiter und Nachschlagewerk sein.

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Gute Zahlungsmoral, gute Kreditratings

Von Dr. Oliver Everling | 7.September 2012

Die Zahlungsmoral deutscher Unternehmen bleibt ungeachtet der weiter schwelenden Schuldenkrise auf hohem Niveau. Der im Auftrag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX erstellte D&B-Zahlungsindex ging im August zwar den dritten Monat in Folge leicht zurück, liegt aber immer noch in der Nähe seines im Mai erreichten Rekordhochs. Der Indikator fiel auf 87,58 (Juli: 87,59) Prozent, wie der Wirtschaftsinformations-Dienstleister D&B am Freitag in Darmstadt mitteilte.

Eine gute und stabile Zahlungsmoral begünstigt jedes Kreditrating, weil sie nicht nur die Vermögens-, Ertrags- und Finanzlage generell beeinflusst, sondern den Unternehmen insbesondere auch die Liquiditätsplanung erleichtert. Für deutsche Unternehmen stehen insoweit die Chancen nicht schlecht, ihre vergleichsweise guten Kreditratings auch durch die Turbulenzen an den Euro-Finanzmärkten hindurch zu bewahren.

Die nach wie vor günstige Lage bei der Zahlungsmoral dürfte sich nach Einschätzung von D&B- Geschäftsführer Thomas Dold auch nicht so schnell ändern. „Ich sehe derzeit keine Anzeichen, dass die Zahlungsmoral in den kommenden Monaten drastisch sinken wird“, sagte er. Es sei nach wie vor genug Liquidität bei den Unternehmen vorhanden.

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Ganz Europa von Schuldenmachern besetzt?

Von Dr. Oliver Everling | 7.September 2012

„Ganz Gallien ist von den Römern besetzt… Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten.“ Asterix-Fans wissen es, scherzt Paul Hermreck, Bürgermeister von Verl: Mit dieser Einleitung beginnt jedes neue Abenteuer der berühmten Comic-Serie.

Paul Hermreck ist Bürgermeister der rund 25.000 Einwohner zählenden Stadt Verl im Kreis Gütersloh (www.verl.de). Er gehört zu den Autoren im Buch „Kommunalrating“ (Artikel-Nr.: 22.485-1200, ISBN 3-86556-353-8), das im Bank-Verlag, Köln, erscheint. Von 1976 bis 1978 absolvierteer eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann bei der Westfälischen Provinzial Versicherung in Münster und führte von 1979 bis 2004 für dieses Unternehmen ein eigenes Versicherungsbüro in seiner Heimatstadt Verl. Im Oktober 1984 wurde der Christdemokrat in den Rat der Stadt Verl gewählt, wo er sich in verschiedenen Fachausschüssen engagierte. 1990 übernahm PaulHermreck den stellvertretenden Vorsitz in der CDU-Fraktion, im Frühjahr 2004 wurde er stellvertretender Bürgermeister. Seine Wahl zum hauptamtlichen Bürgermeister erfolgte im September 2004. Inzwischen ist Paul Hermreck seit2009 in seiner zweiten Amtszeit als hauptamtlicher Bürgermeister tätig.

„Nun, die Stadt Verl liegt zwar nicht in Gallien, sondern im Herzen von Ostwestfalen. Doch in einer Kommunallandschaft,“ sagt Hermreck, „in der allein in Nordrhein-Westfalen von insgesamt 396 Städten und Gemeinden 34 akut überschuldet oder bis 2013 von der Überschuldung bedroht sind, mag Verl durchaus wie das kleine gallische Dorf erscheinen, das statt den Römern der allgegenwärtigen Schuldenkrise trotzt.“

Denn die Stadt gehört nicht nur zu den gerade einmal zehn bis 15 Kommunen in NRW, die im Kernhaushalt als schuldenfrei gelten, sondern verfügt darüber hinaus über liquide Mittel in Höhe von mehr als 50 Millionen Euro. „Welchem Zaubertrank Verl diese außergewöhnlich gute Finanzlage zu verdanken hat?“ Hermrecks Rezept kommt vollkommen ohne Magie aus, sondern ist ganz einfach: eine Haushaltspolitik mit Augenmaß, frei nach der alten Binsenweisheit „Man kann auf Dauer nicht mehr ausgeben als man einnimmt“.

Eine Philosophie, bedauert der Bürgermeister aus Verl, die leider vielen anderen Kommunen sowie auf höherer Ebene auch Staaten, Ländern und Kreisen offenbar als allzu unpopulär und bieder erscheint. So bezifferte der Bund der Steuerzahler die deutsche Staatsschuld am Ende des Jahres 2011 auf 2,02 Billionen Euro. Bei fast 82 Millionen Bundesbürgern entspricht dies statistisch einer Pro-Kopf-Verschuldung in Höhe von 24.763,00 Euro.

„Plastisch vor Augen geführt,“ illustriert Hermreck die Schuldensumme, „sind das mehr als vier Milliarden 500-Euro-Scheine. Das Gewicht dieser Geldmenge beläuft sich auf 5.260 Tonnen, was einem Güterzug mit 96 Waggons zu je 55 Tonnen füllen würde. Dieser Zug wäre dann 1,73 Kilometer lang.“

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Sustainable Finance Forum

Von Dr. Oliver Everling | 6.September 2012

„Hätten Spanier nur spanische Staatsanleihen kaufen können, Deutsche nur Bundesanleihen, dann gäbe es viele der heutigen Probleme der Finanzkrise nicht“, sagt Richard Koo, Chief Economist des Nomura Research Institute, Japan, auf dem „Sustainable Finance Forum“ in Frankfurt am Main. Koo zeigt die strukturellen Defizite der Eurozone auf. Das Vertrag von Maastricht und der Fiskalpakt habe nie das Risiko der Kontraktion von Bilanzen berücksichtigt. Das Ergebnis sei, dass die Länder in deflationäre Spiralen gefangen genommen werden, glaubt Koo, da ihnen andere Möglichkeiten genommen seien.

Dr. Heiner Flassbeck, Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhard H. Schmidt und Dr. Gertrud R. Traud diskutieren anschließend unter Moderation von Christine Novakoic, Leiterin Corporate & Institutional Clients der UBS Schweiz mit Koo über Modelle und Perspektiven einer nachhaltigen Finanzarchitektur. Schmidt bemerkt zum Wort „Sustainability“ (Nachhaltigkeit), dass natürlich „jeder“ dafür sei. Die Frage sei nun, wie diese Idee im Finanzsektor umgesetzt werden könne. Aus einer bilanziellen Sicht fügt Schmidt den Gedanken hinzu, dass Nachhaltigkeit auch im Erhalt von Bilanzwerten zu sehen sei.

Flassbeck, Director Division Globalization and Development Strategies bei UNCTAD unterstreicht die Bedeutung der Makroperspektive: Kürzungen im falschen Moment seien ein Beispiel dafür, wo die Perspektive des individuellen Haushalts nicht für die Volkswirtschaft insgesamt angewandt werden könne. „Wir können die Logik nicht ignorieren, dass sich alle Forderungen und Verbindlichkeiten insgesamt zu Null summieren.“

Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, erläutert ihre Erkenntnisse aus der Präsentation von Koo: Es komme auf die Perspektive und die mentale Verankerung an. Von 2005 bis 2007 glaubte man, dass der Boom nachhaltig sei. Deutschland galt als „kranker Mann“ Europas, während andere Länder daran glaubten, dass das Wachstum beliebig fortgeführt werden könne. Eine Wurzel für die Fehlentwicklung sei „zu viel“ öffentliche und private Verschuldung gewesen. „Wir brauchen einen nachhaltigeren Weg“, fordert die Chefvolkswirtin. „Der Wachstumspfad wird niedriger und stärker von technischen Innovationen geprägt sein.“ Es sei nun offenbar, dass der Finanzsektor nicht im Gleichschritt mit der Immobilienwirtschaft um ein vielfaches schneller wachsen könne als der Rest der Volkswirtschaft. Eine endlose Expansion von Budgetdefiziten sei nicht möglich.

Die Fehler Japans 1997 und 2001 sollten nicht in anderen Volkswirtschaften wiederholt werden, warnt Koo. Das Problem sei nicht der öffentliche, sondern der private Sektor: Die Regierung reagiere nur, der Privatsektor sei zu reformieren. Flassbeck kommentiert die Position von Koo: Deutschland habe seine Kunden im Süden finanziert, und nun seien diese nicht mehr zahlungsfähig. Schmidt fügt hinzu, dass die bilanziellen Bedingungen und die des Gleichgewichts nicht ignoriert werden dürften. Als Finanzinstitutionen immer größer wurden, immer mehr Risiken übernahmen, habe sich die Bedeutung des Gedankens der Nachhaltigkeit gezeigt. Novakovic kommt auf die überbordende Regulierung der Banken zu sprechen.

Schmidt weist darauf hin, dass in Großbritannien der explodierende Finanzsektor seine Geschäfte nicht mit Unternehmenskredite mache, sondern mit Interbankgeschäften und mit Immobilienfinanzierungen. Flassbeck kritisiert, dass das Bankwesen eine große Zahl von „Bubbles“ hervorgebracht habe. Die Blasen würden keine Wertschöpfung für die Gesellschaft insgesamt erzeugen. „Das ist kein produktives Geschäft für die Gesellschaft. Es geht nur um Wetten mit der Illusion, schnelles Geld zu verdienen.“

Koo weist darauf hin, dass an Kapitalmärkten mit Null Prozent Zinsen möglicherweise niemand Kapital haben wolle. „Wozu werden Banken gebraucht, wenn keiner das Geld gegen Zinsen haben wolle?“ Koo illustriert, dass während der Finanzkrise zwar viele Banker ihre Jobs verloren hätten, nicht aber die Bankenaufseher. Nun würden aber ausgerechnet diejenigen, die die Finanzkrise nicht vorhersahen, die neuen Regulierungen für Banken schreiben.

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Karlsberg Brauerei und Travel24.com im URA Emissions Check

Von Dr. Oliver Everling | 6.September 2012

Neu in den URA Emissions Check aufgenommen wurden die Neuemissionen der Karlsberg Brauerei GmbH (Zeichnungsfrist 10.9.-21.9.2012) und der Travel24.com (Zeichnungsfrist 29.8.-14.9.2012; Betrieb von Online- Reiseportalen; mIT Hilfe der Anleiheerlöse zusätzlich Einstieg in das Segment Entwicklung und Betrieb von 2- Sterne Budget-Design-Hotels). Der URA Emissions Check ist ein Dienst der URA Rating Agentur AG in München.

Beide Anleihen sind mit 2 „URA-Haken“ bewertet, auf Basis der Zahlen für das jeweilige GJ 31.12.2011 und für die 4 Quartale zum 30.6.2012. Beide Emittenten sehen finanziell betrachtet übrigens isoliert besser aus als die übergeordneten Konzerne (Karlsberg Holding GmbH mit 100%-Beteiligung bzw. Unister Holding GmbH mit neuerdings nur noch 45%- Beteiligung). Zu diesen übergeordneten Konzernen, innerhalb derer enge operative und finanzielle Verflechtungen bestehen, liegen allerdings noch keine aktuellen Zahlen für 2011 vor, berichtet die Ratingagentur aus München.

Für beide Anleihen ist die Notierungsaufnahme an der Frankfurter Mittelstandsbörse (Entry Standard) geplant. Hierbei darf Travel24.com übrigens auf die Veröffentlichung eines – eigentlich grundsätzlich vorgeschriebenen – Unternehmensratings verzichten, weil ihre Aktien bereits am Regulierten Markt der Frankfurter Börse (Prime Standard) notiert sind. Investoren sind mit dieser Praxis jedoch schlecht bedient.

Nach Erscheinen neuer Finanzberichte der Emittenten hat die URA Rating Agentur ihren Emissions Check außerdem für folgende Mittelstandsanleihen aktualisiert: German Pellets (Geschäftsbericht zum 31.12.2011), Joh. Friedrich Behrens, Scholz, SiC Processing und Uniwheels (jeweils Halbjahresbericht zum 30.6.2012). Die Gesamtbeurteilung des Emissions Checks (Anzahl der „URA-Haken“) hat sich für die 5 betreffenden Anleihen gegenüber dem Stand 22.8.2012 nicht verändert, auch nicht für SiC Processing (Beurteilung damals noch anhand vorläufiger Zahlen).

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