Finanzcoaching für Unternehmer
Von Dr. Oliver Everling | 26.August 2012
Kurz vor dem endgültigen Zusammenbruch des Neuen Marktes erschien ein Buch für jedermann mit dem Wort „Finanzcoaching“ im Titel. Mit dem damaligen Buch erhob der Autor den Anspruch, den Weg zum Millionär aufzuzeigen. Inzwischen ist es bei Amazon gebraucht für ab 1 Cent erhältlich.
Ganz anders das Buch von Monika Müller, das auf 213 Seiten erstmals das Finanzcoaching für Unternehmer thematisiert. Anders als der damalige Titel wird hier nicht das Rezept zum Millionär verkauft, sondern „Finanzpsychologie: Erfolgreich mit Geld & Risiko umgehen“ – so lautet der Untertitel des bei SpringerMedizin im Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen Buches (ISBN 978-3-642-29917-9). Monika Müller von FCM Coaching, ist Finanzpsychologin und Coach – sie begleitet seit vielen Jahren Menschen, die in verantwortungsvoller Position Finanzentscheidungen unter Risiko treffen.
„Geld hat eine psychoaktive Wirkung“, schreibt die Autorin im Vorwort, und hat leichtes Spiel, sich als erfahrene Finanzpsychologin in die Grundfragen unternehmerischer Tätigkeit einzuschalten: Es geht um Entscheidungen über Geld und Risiko, rationale, intuitive und emotionale Entscheidungen, in der Regel aber Entscheidungen, bei denen Verstand, Gefühle und Eingebung zugleich einwirken. Folgerichtig sind Ratio, Intuition und Emotion die drei Entscheidungsbausteine des FCM-Modells, das im Buch vorgestellt wird.
Im ersten Kapitel „Unternehmen und Finanzentscheidungen“ geht es um die Verortung von Gründern, Unternehmern und Unternehmen, die Rollen im Unternehmen, Entwicklungsphasen und die Bedeutung von Geld, einem Lieblingsthema der Autorin, die immer wieder der Frage nachgeht, welchen Vorstellungen Menschen von Geld entwickeln, was mit dem Begriff „Geld“ assoziiert wird. Müller zeigt auf, wie Geld Entscheidungen beeinflusst und das innere Spiel mit Gefühlen und Einstellungen Entscheidungen unter Sicherheit oder Unsicherheit prägen. Sie skizziert die Bedeutung der finanziellen Risikobereitschaft sowie Geld als Projektionsfläche. Zentralstück ihres Buches sind Experteninterviews, um Finanzentscheidungen in der Praxis nachzuvollziehen. Monika Müller gelingt es, mit einer Reihe namhafter Unternehmer, Vorstände, Geschäftsführer, Finanzverantwortlicher, Personalleiter, Interimsmanager, Leiter Firmenkundenberatung einer Bank sowie einem ehemaligen Unternehmer zu sprechen und ihre Erfahrungsberichte wortgetreu wiederzugeben.
Mit der aus der empirischen Sozialforschung bekannten Methode, die sich auf einen Interviewleitfaden stützt, geht Müller Fragen nach dem jeweiligen Unternehmen, nach Finanzentscheidungen unter Unsicherheit, über finanzielle Risikobereitschaft und Risikokultur sowie die Rolle von Geld im Unternehmen nach. Die Befragten bekennen sich in ihren Antworten zur Phase der Unternehmensentwicklung, in der sie ihre Firma sehen, zum Risikomanagement bei den finanziellen Entscheidungsprozessen sowie zur finanziellen Risikobereitschaft und -kompetenz, meist namentlich, teils aber auch nur anonym. In jedem Fall profitiert der Leser von den Einblicken und den teils erstaunlich offenherzigen Antworten, die die Autorin den Befragten abringt. Manches Klischee – auch von Bankern, die hier zu Wort kommen – vermag durch den Blick hinter die Kulissen ausgeräumt zu werden.
Der Selektion und Zusammenfassung von Erkenntnissen und Botschaften aus den Interviews widmet die Autorin das dritte Kapitel, das kurz und prägnant beispielsweise Phasen der Gründung, des Wachstums, der Stabilisierung und des Wandels aus finanzpsychologischer Sicht erklärt. Müller hebt das Bekenntnis eines IT-Unternehmers zur Intuition hervor, die noch immer mit der Angst verbunden sei, „nicht ganz für voll genommen zu werden“. Doch allmählich verlasse die Intuition ihr Schattendasein und rücke ins Zentrum guter Entscheidungsprozesse. „In dieser Einschätzung waren sich alle Interviewpartner eindrucksvoll und erfreulich einig. Es gilt,“ schreibt Müller, „mit noch mehr Mut seiner eigenen Entscheidungskraft auf der Basis von Intuition zu trauen, und dies auch bei allen Mitarbeitern zu fördern und zu fordern.“
Im vierten Kapitel erhält der Leser einen tiefgehenden Einblick in die Grundlagen besserer Entscheidungen, wie sie durch Finanzcoaching unterstützt werden. Auch in diesem Kapitel bleibt die Autorin nicht lange bei abstrakten Überlegungen, sondern geht bald zu Fallbeispielen aus der Praxis über. Die Beispiele beziehen sich insbesondere auch auf solche aus der Finanzdienstleistung, so dass hier das Thema „Geld“ in gleich mehrfacher Hinsicht eine Rolle spielt.
Das Buch schließt im fünften Kapitel mit einem „Workbook zum Selbstcoaching“, um mehr über sich, Geld und Risiko zu erfahren. Rollen im eigenen Unternehmen, Entwicklungsphasen, Beziehung zum Risiko und zum Geld werden hier mit zahlreichen Fragen zur Selbstreflexion durchleuchtet und münden in der Auflösung positiver und negativer Projektionen. „Wenn Sie Ihre Identität mit Geld und Ihr Bewusstsein auf diese Weise verändern,“ schreibt Müller, „nehme Sie dem Geld die Bedeutung, die Sie ihm einmal zugewiesen haben. Sie schaffen Platz in Ihrem Denken für neue Lösungen – mit und ohne Geld!“
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Die Schuldenlawine
Von Dr. Oliver Everling | 25.August 2012
Bert Flossbach und Philipp Vorndran sind bei ihrer Analyse der Finanzmärkte ganz vorne dran: In der 2. Auflage ihres Buches „Die Schuldenlawine. Eine Gefahr für unsere Demokratie, unseren Wohlstand und Ihr Vermögen“ (ISBN 978-3-86248-268-9) aus dem FinanzBuch Verlag in der Münchner Verlagsgruppe zeigen sie ungeschminkt die Entwicklung auf, die das Vermögen und insbesondere auch die Renten der Deutschen bedrohen.
„Immer die gleiche Geschichte“, führen Flossbach und Vorndran zurecht in das Thema ein und erzählen die Geschichte seit Ende des Goldstandards, vom Moral Hazard der Politiker, dem billigen Geld, von der Liberalisierung der Finanzmärkte, den guten Noten der Ratingagenturen mit ihren „bösen Folgen“, dem gefährlichen Cocktail aus Gier und Angst sowie von den Spekulanten. Die Autoren beschreiben anschaulich und mit treffenden Bildern, wie „das Monster“ der Schuldenlawine entstand.
Das Buch ist kein wissenschaftliches Werk, obwohl alle Quellen sorgfältig recherchiert und in Fußnoten am Ende des Buches zitiert wurden. Die Stärke des Werkes liegt in den flüssigen Formulierungen und dem konsequenten Argumentationsstrom, mit dem aufgezeigt wird, wie der Euro Europa sprengt. Der Fehlstart des Euro sei im Jubel untergegangen. Die Deutschen glaubten an die Märchenstunde (Theo Waigel: „Mit dem Vertrag von Maastricht hat sich in Europa eine breite Stabilitätskultur entwickelt“). Die griechische Tragödie, die Hot Spots am Meer und China als Joker führen zu ihrem Fazit: „Der Euro ist nicht der Auslöser unserer Schuldenkrise. Aber er macht die Lösung dieser Krise in den Ländern der Eurozone zunehmend schwieriger: Die Entwicklung der Eurozone ist eine Tragödie, in deren letztem Akt der politische Wille an ökonomischen und kulturellen Gesetzmäßigkeiten scheitern wird.“
Flossbach und Vorndran zeigen auf, dass die Schuldigen nicht nur in den USA oder bei den US-amerikanischen Ratingagenturen zu suchen seien, sondern auch in Deutschland: „Das Scheitern der IKB legte auch die Versäumnisse des Verwaltungsrates bei der Mutter KfW offen. Vorsitzender des Verwaltungsrates war Peer Steinbrück.“ So hatte Ingrid Matthäus-Maier offen erklärt, zitieren die Autoren, „sie könne doch keine 400 Seiten starken und in Englisch geschriebenen Beschreibungen von Finanzprodukten lesen“.
So berechtigt die Kritik der Autoren an den offenkundigen Fahrlässigkeiten von Politikern u.a. ist, so muss doch in Zweifel gezogen werden, inwieweit das Rad zurückgedreht werden kann, indem Anleger sich selbst über jede Anlage ein Urteil bilden müssen. In einer Zeit neuer Informations- und Kommunikationstechnologien und globalisierender Finanzmärkte, die die Volkswirtschaften wie auf einem Raumschiff zusammenschweißen, sind auch finanzanalytische Prozesse Gegenstand der Spezialisierung und Arbeitsteilung. Nicht jeder der vielen Millionen, nicht einmal jeder der hunderttausenden von höchst professionell arbeitenden Anleger hat den Zugang und die Resourcen, wiederum Millionen von Anlageofferten der Welt selbst zu analysieren.
„Der Euro ist in seiner jetzigen Form unhaltbar“, folgern die Autoren, nachem sie sich mit einer Vielzahl von Fakten auseinandersetzen. „Eine risikolose Anlagemöglichkeit gibt es nicht mehr!“ Flossbach und Vorndran zeigen auf, dass der aus der Geldflutung resultierende Inflationsdruck jedoch nicht nur in einer Hyperinflation münden könnten, sondern dass – historisch belegt – viele weitere Varianten von Währungsreformen und staatlichen Eingriffen dazu führen können, dass Sparer ihrer Vermögen beraubt werden.
Angesichts der Verknüpfungen von zwangsweise als „risikolos“ klassifizierten Staatsanleihen bei Versicherungen und der Politik mit ihren Versprechen „sicherer Renten“ sehen die Autoren größte Herausforderungen für die Alterssicherung. Das Verschuldungsproblem kann letztlich nur durch massenhafte Entwertung von Rentenansprüchen gelöst werden, denn diese werden regelmäßig durch Staatsanleihen gedeckt.
Die Feststellungen von Flossbach und Vorndran in der 2012 erschienen zweite Auflage des Buches decken sich mit den Prognosen des FDP-Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler, der von Anfang an gegen die Griechenland-Rettung mit den daraus zwangsläufig resultierenden Exzessen war. Anerkennend bemerken die Autoren, dass Schäffler zunächst „im politischen Meinungsspektrum eine Außenposition“ bezog, die inzwischen auf bestem Wege ist, Mehrheiten zu finden.
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FIMA DACH 2012
Von Dr. Oliver Everling | 24.August 2012
Was haben BNY Mellon Service KAG, Baader Bank, DWS Holding & Service, Deutsche Bank, Helaba, HSH Nordbank, NordLB, Raiffeisen Bank International, UBS, Union Asset Management Zürcher Kantonalbank und viele weitere gemeinsam? Sie alle haben sich auf der FIMA DACH 2012 bereits angemeldet, um ganz konkrete und praxisorientierte Lösungen für ihre Großprojekte im Datenmanagement zu finden und sich somit einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.
Banken und Asset Management-Gesellschaften suchen heute mehr denn je nach Lösungen für ihre zentralen Herausforderungen im Datenmanagement, um ihre Marktdaten und Referenzdaten erfolgreich vom Front-Office bis zum Back-Office entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu managen.
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Geld macht doch glücklich
Von Dr. Oliver Everling | 24.August 2012
Rating des Glücks – wenn der Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft, Recht, Steuern einen Titel zum Thema „Glück“ anbietet, kann es sich praktisch nur um eine fundierte Darstellung handeln mit Interesse für die Wirtschaftswissenschaften und die Wirtschaftspraxis. Wer das neue Buch von Joachim Weimann, Andreas Knabe und Ronnie Schöb aufschlägt, sieht diesen Anspruch schnell befriedigt. Schon mit ihrem Titel des Buches „Geld macht doch glücklich. Wo die ökonomische Glücksforschung irrt“ (ISBN 978-3-7910-3194-1) machen die Autoren erfreulich deutlich klar, welche Position sie beziehen.
Das Buch ist für zahlreiche Fragestellungen im Rating interessant: Unternehmensratings, wenn es um die Beurteilung von Kunden-, Mitarbeiter- und Lieferantenzufriedenheit geht; bei Länderratings, wenn Indikatoren für die soziale und politische Stabilität eines Landes gefunden werden sollen; bei Nachhaltigkeitsratings, wenn es um die Klassifikation der Konsequenzen wirtschaftlichen Handelns unter ethischen, ökologischen und sozialen Aspekten geht; bis hin zum Bankenrating, wenn es um die grundsätzliche Frage geht, ob Banken mit ihrer Geldversorgung Menschen glücklicher machen können.
Die Autoren teilen ihr Buch in zwei Teile, nämlich zum einen in eine Darstellung der ökonomischen Glücksforschung und ihrer wichtigsten Resultate, zum anderen in eine kritische Auseinandersetzung über „was ist dran an der Glücksforschung“. Das „Ende des Materialismus“ zu beschwören, wurzelt in Deutschland z.B. in den Studentenrevolten von 1968, die sich der auf Wiederaufbau und Sicherheit fixierten Kriegsgeneration entgegen stemmten. Weimann, Knabe und Schöb machen skizzieren das Denken der Ökonomen, „Mehr ist besser als Weniger“. Detailliert setzen sie sich dann mit der „Easterlin-Attacke“ auseinander. RIchard Easterlin hatte 1974 ein Rating des Glücks ausgewertet, bei dem Menschen auf einer Skala von 0 bis 10 ihre Lebenszufriedenheit klassifizieren sollten.
Die Ergebnisse dieser wie auch zahlreicher weiterer Studien deuten immer wieder in dieselbe Richtung: Obwohl Menschen mit höherem Einkommen glücklicher sind als solche mit niedrigerem, führt der Anstieg der Einkommen aller nicht dazu, dass die durchschnittliche Lebenszufriedenheit steigt. Diesen Widerspruch bezeichnet man nach seinem „Entdecker“ als „Easterlin-Paradoxon“. Steigert ein Land ein Bruttoinlandsprodukt, würde die Bevölkerung also nicht zufriedener. Politiker bemühen sich nach der Logik der Glücksforschung vergeblich: Im Durchschnitt bleibt die Bevölkerung mehr oder weniger gleich zufrieden und unzufrieden.
Bei der Frage nach der Zufriedenheit würde es demnach nur um die relative Positionierung gehen: „Der, der sein Einkommen steigert und dadurch in der Hierarchie aufsteigt, drückt andere in der Rangordnung nach unten. Der Erfolg des Einen ist der Verlust des Anderen. Auch Menschen, die mit dem Erreichten eigentlich zufrieden sind, geraten auf diese Weise in den Wettbewerb, weil sie mithalten müssen, wollen sie nicht abrutschen und relative Einbußen erleiden“, heißt es im Buch. Arthur R. Momand malte schon vor 100 Jahren einen Comicstrip, mit dem dieses Prinzip des „keeping up with the Joneses“ karikiert wurde. Tatsächlich zeigen Untersuchungen, dass die relative Position zu einer Referenzgruppe für die Zufriedenheit von Menschen wichtiger erscheint als ihr absoluter Stand mit Blick auf Einkommen und Vermögen.
Weimann, Knabe und Schöb befassen sich mit den vielen Studien, die praktisch immer wieder die gleiche Botschaft bringen in verschiedenem Gewand: Lottogewinner sind weniger später wieder unglücklich (Hamsterradeffekt bzw. „hedonic treatmill“). Professoren streiten sich um einen angeseheneren Titel, selbst wenn es kein Geld bringt. Behinderte klassifizieren sich selbst nicht als unzufriedener als gesunde Menschen. Alte Menschen sind oft sogar glücklicher als junge Menschen, was nicht mit Kohorteneffekten erklärt werden kann. Eheleute sind nicht grundsätzlich zufriedener als Singles, insbesondere sind Eltern, insbesondere von Teenagern, nicht glücklicher als kinderlose Paare. In allen Fällen wird die klassische Annahme der Ökonomie in Frage gestellt, dass „mehr“ besser wäre als „weniger“.
Dem Leser erschließen sich die ökonomischen Determinanten des Glücks: Arbeitslosigkeit, die Arbeitslosigkeit der Anderen (Arbeitslosenquote), Inflationsrate, Einkommens(un)gleichheit, Bildung. „Wir können sicher sein, dass Arbeitslosigkeit die Lebenszufriedenheit daramtisch senkt. Weiterhin sind Gesundheit und ein stabiles soziales Umfeld entscheidende Voraussetzungen für eine hohe Lebenszufriedenheit. Soziale Kontakte, insbesondere die Ehe und die Familie, spielen eine wichtige Rolle. Der Verlust des Partners ist ähnlich verheerend wie der Verlust der Arbeit und gesundheitliche Einschränkungen trüben die Lebensqualität.“
Der Dissenz von Weimann, Knabe und Schöb mit der ökonomischen Glücksforschung bezieht sich weniger auf die behaupteten Fakten, sondern vielmehr auf ihre Interpretation. „Messen wir eigentlich richtig?“ Das fragen die Autoren im 7. Abschnitt, und verneinen schon die Frage nach der grundsätzlichen Verlässlichkeit der Befragungsdaten. „Was messen wir eigentlich?“ Die Autoren werfen interessante Überlegungen zum Faktor Zeit auf (lieber länger glücklich als kürzer glücklich) und rufen das Weber-Fechner-Gesetz in Erinnerung. Schon im 19. Jahrhundert stellten Ernst-Heinrich Weber und den Gedanken fortführend Gustav Theodor Fechner fest, dass menschliche Wahrnehmungen logarithmisch skaliert sind – und nicht linear, wie es die Ratingskala der Glücksforscher impliziert.
Selbst bei dem auf Aristoteles zurückzuführenden eudämonischen Glücksempfinden, dass der rein hedonistischen Definition von Glück konträr ist, lässt sich signifikante Abhängigkeit vom Einkommen identifizieren. Das affektive Glück, dem Ökonomie-Nobelpreisträger Daniel Kahneman mit Barack Obamas Wirtschaftsberater Alan Krueger nachging, definiert sich als Summe von Nutzenerfahrungen, die ein Mensch im Laufe der Zeit macht. Dime-Effekt, Kontextabhängigkeit und zu großes Gewicht des letzten Eindrucks lassen Menschen bei Bewertungen, die sie in der Rückschau vornehmen, oft ihr Erleben falsch bewerten (Peak-End-Bewertungsregel). Mit zahlreichen Beispielen und Studienergebnissen erschüttern die Autoren das Easterlin-Paradoxon, das doch ein so wichtiges Fundament der ökonomischen Glücksforschung darstellt. Schon als Impuls für skalentheoretische Überlegungen ist das Buch daher für alle eine Empfehlung, die sich mit Ratingnotationen befassen.
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Anleihe von SiC Processing kein „URA TOP MidCap Bond“ mehr
Von Dr. Oliver Everling | 24.August 2012
Nach dem Erscheinen neuer Zwischenberichte der Emittenten zum 30. Juni 2012 hat die URA Rating Agentur ihren Emissions Check für folgende Mittelstandsanleihen aktualisiert: 3W Power, Air Berlin (3 Anleihen), Centrosolar, Nabaltec und Singulus (vollständige Halbjahresberichte) sowie RENA und SiC Processing (vorläufige Einzeldaten zum Halbjahresabschluss) und Sanochemia (Zwischenmitteilung mit einzelnen endgültigen Zahlen für 9 Monate).
Die Gesamtbeurteilung des Emissions Checks (Anzahl der „URA-Haken“) hat sich für 9 der 10 betreffenden Anleihen gegenüber dem Stand 9.8.2012 nicht verändert, berichtet die Ratingagentur aus München, auch nicht für Nabaltec und Singulus (Beurteilung damals noch anhand vorläufiger Zahlen).
Nur die SiC Processing-Anleihe hat sich nach dem Nettoverlust im 1. Halbjahr 2012 (bzw. dem deutlichen Gewinneinbruch auch vor außerordentlichen Abschreibungen) von bisher ganz knapp 3 auf 2 „URA-Haken“ verschlechtert; sie gehört damit nicht mehr zu den URA TOP MidCap Bonds (mindestens 3 „URA-Haken“). Aufgrund der nachfolgend dargestellten aktuellen Entwicklung ist der URA-Ausblick für SiC Processing negativ. Der Nettoverlust wurde dem Bericht nach hervorgerufen durch die schwierige Situation in der Solarbranche sowie durch eine außerordentliche Abschreibung wegen der kompletten Schließung der Produktion in Norwegen. Der Insolvenzantrag der REC Wafer Norway AS, des norwegischen Hauptkunden von SiC, dürfte außerdem dazu führen, dass letzterer die Kosten für die norwegischen SiC-Aufbereitungsanlagen nicht wie vereinbart erstatten kann (137 Mio. EUR in 2012 bis 2019).
„Dieser Zahlungsausfall könnte bewirken,“ schreibt die URA Rating Agentur, „dass auch die norwegische Tochter der Emittentin, SiC Processing AS, einen Insolvenzantrag stellen muss. In diesem Fall könnte deren Liquidität von 34 Mio. EUR zur teilweisen Bedienung bestehender Miet- und Leasingverträge verloren gehen; zusätzlich könnte es dazu kommen, dass ein Vermieter die Emittentin in Deutschland aus einer Mietausfallbürgschaft in Höhe von 7 Mio. EUR in Anspruch nimmt.“
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Der Glücksnavigator
Von Dr. Oliver Everling | 23.August 2012
Wie schon nach der DotCom-Blase zerplatzten auch in der Folge der Subprime- und Bankenkrise für viele Investmentbanker auch die Träume von Reichtum und Glück, das auf finanziellen Erfolgen gründet. Der „ökonomischen Glücksforschung“ gaben diese Krisen einigen Auftrieb – bleibt aber die Frage, worum es im Glück eigentlich geht. Wer hier Orientierung sucht, findet mit dem „luckpad. der glücksnavigator“ von Klaus Gunkel darauf Antworten (ISBN 978-3-937948-21-8, € 29,90). Gunkel, im August 2012 auch Referent im eff European Finance Forum, ist seit 2001 selbständig (Gunkel Consulting).
Im Zeitalter der iPads lohnt es sich, mit dem „luckpad“ wieder einmal ein Buch in die Hand zu nehmen, um sich mit diesem zentralen Lebensthema auseinanderzusetzen – Untertitel: „Es liegt in Ihrer Hand. Zum Glück.“ Mit rund 280 Seiten liegt es gut in der Hand und liefert gleich auch eine CD Rom mit. Dass seine Kompetenz im Thema unbestritten ist, zeigen schon das Vorwort vom Glücksforscher Nikolaus B. Enkelmann sowie die Empfehlung des renommierten Managementberaters Prof. Dr. Fredmund Malik.
Gunkel gewinnt sofort das Vertrauen des Lesers durch seine offene Darstellung seines eigenen Lebensweges, der von Karriere, finanziellem Erfolg, Skiunfall und insbesondere einem Burnout gekennzeichnet ist. Tauscht man Jahreszahlen oder einzelne Begriffe aus, werden sich die meisten Leser in seinen Darstellungen „wiederfinden“. Gunkel behandelt das Thema „Glück“ nicht abstrakt und theoretisch, sondern persönlich und praktisch. Sein Buch wird getragen von der Kernidee, vier Hauptfaktorbereiche des Glücks zu identifizieren, namentlich Berufung, Finanzen, Beziehung und Gesundheit.
Mit diesen vier Bereichen, die für ein glückliches Leben als essentiell erachtet werden, formiert Gunkeln bildlich ein vierblättriges Kleeblatt des Glücks und arbeitet jeden Bereich in seinem Buch systematisch und überzeugend ab. Gunkel bewegt sich auf sicherem Terrain, bestätigt durch prominente andere: Seine Logik ähnelt der Steven Covey’s, der mit „to live, to love, to learn and to leave a legacy“ ebenfalls vier Säulen identifizierte, auf denen menschliches Glück ruhen kann (der US-amerikanische Bestsellerautor Covey verstarb erst im Juli 2012 fast 80jährig).
Zurecht schiebt Gunkel die finanzielle Dimension mit in den Quadranten – trotz verzweifelter Versuche der ökonomischen Glücksforschung nachzuweisen, dass Glück von Geldfragen völlig unabhängig wäre. Zu diesem Thema erschien übrigens soeben ein weiterer Tipp, das Buch von Joachim Weimann, Andreas Knabe und Ronnie Schöb mit dem Titel „Geld macht doch glücklich – Wo die ökonomische Glücksforschung irrt“ bei Schäffer Poeschel (ISBN 978-3-7910-3194-1).
Das Buch von Gunkel setzt sich aber nicht mit dem Theorienstreit auseinander. Es ist kein akademischer Titel, sondern ein praktischer Helfer. Seine persönlichen Erfahrungen gibt er unprätentiös weiter, ohne Anspruch auf verallgemeinernde, empirische Validierung. Gunkel „serviert“ dem Leser kein Glück, sondern legt es in die Hand des Lesers, wie der Untertitel schon sagt. Der Unternehmersohn Gunkel, der selbst in den 1990er Jahren nach seinem Studium seine Karriere im Finanzvertrieb startete, weiß, wovon er spricht: Glück zu finden, ohne Ordnung der finanziellen Verhältnisse, ist schwer. Geordnete persönliche Finanzen ohne überzogenen Konsum sind die wichtigste Grundlage, um sein Leben mit Sinn zu füllen und den anderen Dimensionen des Glücks, der Berufung, den Beziehungen und der eigenen Gesundheit, ausreichend Raum zu geben.
Während in manchen anderen Büchern zum Thema der Versuch unternommen wird, Prinzipien der Glücksfindung als angeblich wissenschaftlich erwiesene Naturgesetzlichkeiten zu präsentieren, bescheidet sich Gunkel überzeugend mit der glaubhaften Wiedergabe seiner Erfahrungen. Das macht ihn bedeutend weniger angreifbar als andere Autoren. Statt beispielsweise die Milliliter des täglich zu trinkenden Wassers zu proklamieren, schreibt Gunkel: „Testen Sie für sich selbst, wie das Trinken von Wasser Ihnen helfen kann, den Tag über mehr Energie und Konzentration zu gewinnen. …“ Er leitet dazu an, Erfahrungen mit eigenen „Glückswerten“ zu sammeln.
Was einst der verstorbene Steven Covey unter dem Rubrum „to leave a legacy“ diskutierte, zeigt sich im Buch von Klaus Gunkel im Kapitel 6, „Beruf und Berufung leben: Talente, Erfolg und Wirkung“. Wer das Buch von Gunkel liest, wird sein höchstes Glück nicht länger in der Frühpensionierung oder im Status eines Transferempfängers suchen, sondern den Mut entwickeln, sein Schicksal zu gestalten und Rückschläge wie ein Burnout, den Gunkel selbst erlebte, als Teil einer höheren Mission verstehen.
Inspiriert u.a. von den „Gesetzen des Erfolgs“ von Napoleon Hill führt Gunkel den Weg zum Glück auf den Grundlagen der wirkungsvollen Umsetzung weiter. Gunkel fügt seinem Buch eine Reihe von „Antwortbögen“ ein, die dem Leser helfen, die individuell entscheidenden Fragen zu stellen und sich selbst zu beantworten. Gunkel belässt es nicht damit, den Leser an persönliche Zielformulierungen heranzuführen, sondern zeigt, ebenfalls gut fundiert durch langjährige Arbeiten von Zeitmanagementexperten wie Dr. Lothar Seiwert, wie die Umsetzung von Zielen in die tägliche Praxis durch Zeitplanung und Prioritätensetzung gelingen kann.
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Kreditmarktplatz setzt auf Schufa-Scores
Von Dr. Oliver Everling | 21.August 2012
Der Kreditmarktplatz smavaprivat vermittelt Kredit von privat zu privat – aber nicht ohne Risikoklassifizierung. So kommen Schufa-Scores für smavaprivat zur Anwendung. Wie unterscheiden sich die Bonitäten? Der Kreditnehmer gibt smavaprivat beim Kreditantrag weitere Informationen preis, die im Rating berücksichtigt werden können.
„Die Bonität ermittelt sich zu einem Teil aus Daten der Schufa und zum anderen Teil aus bei smava angegebenen Daten des Kreditnehmers“, schreibt smava. „Diese Daten werden nach einem von der SCHUFA entwickelten Verfahren zu einem SCHUFA-Score zwischen 1 und 10.000 zusammengesetzt.“ Verschiedene Score-Bereiche werden in die Bonitätsklassen A bis M zusammengefasst, so dass eine Art Rating entsteht. Im Unterschied zum Rating anerkannter Ratingagenturen tagt aber kein Ratingkomitee, um diese Urteile festzusetzen.
Den Bonitätsklassen wird ähnlich dem bankinternen Rating zur Schätzung der „Probability of Default“ eine individuelle Rückzahlungswahrscheinlichkeit zugeordnet, wobei A die höchste und M die niedrigste Rückzahlungswahrscheinlichkeit hat. „Die Rückzahlungswahrscheinlichkeiten basieren auf historischen Daten der SCHUFA und smava“, schreibt der Kreditmarktplatz auf seiner Website.
Aktuell will smava nur Personen mit einer Bonität von A bis H für smavaprivat-Kredite zulassen. Die Bonität wird mit Genehmigung der Kreditnehmer im Kreditprojekt ausgewiesen, so dass Anleger eine faire Einschätzung über die Rückzahlungswahrscheinlichkeit erhalten können.
Der Rest funktioniert wie an den Kapitalmärkten: „Anleger werden bei einer hohen Rückzahlungswahrscheinlichkeit, wie bei Bonität A,“ schreibt smava, „nur einen geringen Zinsaufschlag für Ihr Geld erwarten. Bei einer niedrigeren Rückzahlungswahrscheinlichkeit, wie bei der Bonität H, ist jedoch ein höherer Zinsaufschlag zu erwarten.“
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First Private Aktien Global im Rating
Von Dr. Oliver Everling | 21.August 2012
TELOS hat den First Private Aktien Global geratet. Der Fonds erfüllt nach Ansicht der Ratingagentur aus Wiesbaden sehr hohe Qualitätsstandards und erhält die Bewertung „AA“ auf einer Skala von A bis AAA (höchste Qualitätsstandards).
Auszüge aus dem TELOS-Kommentar verdeutlichen die Argumentation der Wiesbadener Analysten: „Der First Private Aktien Global ist ein global anlegender, aktiv gemanagter Aktienfonds, der durch seinen quantitativen Ansatz geprägt ist. Investmentziel ist eine deutliche Outperformance des Vergleichsindexes (betrachtet über den gesamten Businesszyklus). Durch Kombination von drei fundamental-quantitativen Strategien zur Aktien-selektion wird darüber hinaus eine niedrige Volatilität dieser Outperformance angestrebt. Der Fonds investiert sowohl in reine Value- als auch in Growth-Titel.“
Darüber hinaus werde auch in Quality-Titel (Aktien mit stabilen Erträgen, hohen Dividenden/Aktienrückkäufen und niedrigem Risiko) angelegt. Seit der Fondsauflage Ende 2006 war die Wertentwicklung des Fonds mit Ausnahme der Jahren 2008 und 2011 besser als die des MSCI World Indexes, der für Vergleichszwecke herangezogen wird. „Die Performance lag in sehr irrationalen Phasen zurück. Das Volatilitätsziel wurde allerdings verfehlt,“ merkt die Ratingagentur an, „wobei in der jüngeren Vergangenheit eine Angleichung versus Benchmark stattgefunden hat.“
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Risse in der Liquiditätsfassade
Von Dr. Oliver Everling | 20.August 2012
Im zweiten Quartal 2012 bezahlten 87,81 Prozent der deutschen Unternehmen ihre Rechnungen vereinbarungsgemäß. Das ist ein neuer, von D&B ermittelter Höchstwert und ein erneuter Anstieg im Vergleich zum ersten Quartal 2012 – allerdings nur noch um 0,04 Prozent. Auch die Anzahl der Verzugstage ist nach den Auswertungen aus Darmstadt nahezu gleich geblieben. Wenn Unternehmen ihre Rechnungen verspätet bezahlten, dann mussten Gläubiger von April bis Juni laut aktueller D&B Studie im Bundesdurchschnitt 6,4 Tage über das vereinbarte Ziel hinaus auf ihr Geld warten.
„Schlecht stehen die deutschen Unternehmen damit nicht da. Auch wenn sie angesichts immer moderater verlaufender Konjunkturerwartungen vorsichtiger haushalten, ist von einer Krise bisher noch nichts zu spüren“, analysiert D&B Geschäftsführer Thomas Dold. Lediglich zurückgehende Auftragseingänge machen einigen Unternehmen in Bezug auf das zweite Halbjahr 2012 Sorgen. Dass 2012 ein schwieriges Jahr für die Länder und Unternehmen der Eurozone wird, war nach Dold vorhersehbar. „Schließlich stehen mit der unverändert schwelenden Staatsschuldenkrise und ihrer Bekämpfung weiterhin gewaltige Aufgaben an – Ausgang offen.“
Trotzdem sind die Unternehmen wesentlich besser ins Jahr 2012 gestartet als zunächst allgemein erwartet. Nur langsam wird auch an den reellen Zahlen deutlich, dass sich Deutschland nicht von der Schuldenkrise in Europa und dem geringeren Wachstum vor allem in China abkoppeln kann. Ein Indiz dafür sei der Juli-Wert des monatlich im Auftrag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX erhobenen D&B Zahlungsindex. Allerdings: Lag die Zahlungsmoral im Mai (87,96 Prozent) noch auf dem bisher höchsten Stand seit Beginn der Auswertungen, kam der kleine Dämpfer im Juli (87,59 Prozent) für die Experten von D&B nicht unerwartet. „Denn als zuverlässiger Trendindikator bestätigt das nur, dass die Unsicherheiten sowie die damit prognostizierte wirtschaftliche Abschwächung – wenn auch verspätet – nun in einzelnen Branchen auch real ankommt.“
In diesem Zusammenhang von einer Krise zu sprechen wäre jedoch weit übertrieben, warnt Dold. „Denn der Blick auf die Zahlungsmoral zeigt, dass es längst nicht so schlimm um die deutschen Unternehmen bestellt ist, wie manche Warnungen glauben machen. Fakt ist: Der Index zur Zahlungsmoral hat sich in den ersten beiden Quartalen auf erstaunlich hohem Niveau gehalten.“ Mit 87,81 Prozent sei die Zahlungsmoral quartalsweise betrachtet sogar besser als jemals zuvor. Zum Vergleich: Im 4. Quartal 2011 waren 87,74 Prozent der deutschen Unternehmen in der Lage, ihre Rechnungen vereinbarungsgemäß zu bezahlen. Im 1. Quartal 2012 stieg dieser Wert noch einmal geringfügig auf 87,77 Prozent.
Eine genauere Betrachtung verdienen die Ausschläge bestimmter Branchen – positiv wie negativ. Branchenbezogen den aktuell schlechtesten Wert liefert trotz des Booms im ersten Halbjahr und der verbesserten Zahlungsmoral erneut die Automobil- und Zulieferindustrie (81,11 Prozent, 1. Quartal: 79,95 Prozent). Mit 92,83 Prozent verfügt hingegen die Pharmabranche über die insgesamt beste Zahlungsmoral – trotz Verschlechterung gegenüber dem 1. Quartal 2012 (94,02 Prozent). Die Anzahl der Verzugstage hingegen blieb nahezu unverändert. Nach 6,4 Tagen (4. Quartal 2011) und 6,3 Tagen (1. Quartal 2012) mussten Unternehmen im 2. Quartal 2012 wieder 6,4 Tage über das vereinbarte Ziel hinaus auf ihr Geld warten. Das Gesamtbild von D&B zeigt: Noch sichern vergleichsweise starke Exporte und die ungebrochen solide Binnennachfrage den Firmen Liquidität. D&B: „Branchenbezogen werden allerdings erste Risse in der Liquiditätsfassade sichtbar.“
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Investment Consulting im institutionellen Asset Management
Von Dr. Oliver Everling | 19.August 2012
Bastian Runge legt eine Konzeption und empirische Analyse mit globaler Perspektive unter besonderer Würdigung der Manager Selection im Uhlenbruch Verlag vor (ISBN 978-3-933207-78-4, Band 28 aus der Reihe „Portfoliomanagement“, herausgegeben von Prof. Dr. Lutz Johanning, Prof. Dr. Raimond Maurer und Prof. Dr. Markus Rudolf). Runge ist Executive Director bei UBS Deutschland AG in Frankfurt am Main und Head Consultant für Deutschland, Österreich und Osteuropa bei UBS Global Asset Management. Die Arbeit ist einfach und überzeugend strukturiert, denn sie beginnt mit der Einleitung mit der üblichen Skizze der Problemstellung und des Gangs der Untersuchung, der konzeptionellen Basis, den Bestimmungsdimensionen der Nachfrage, den Leistungskomponenten des Angebots, den Bestimmungsdimensionen des Umfelds und der Interaktion und endet mit einer empirischen Untersuchung des Investment Consultings und schließlich einer Gesamtzusammenfassung mit Implikationen und Ausblick. Unter „konzeptioneller Basis“ ist hier ein definitorischer Teil zu verstehen mit Begriffsbestimmungen und Einordnungen.
Der wissenschaftliche Wert der Arbeit von Runge liegt einmal in der Reflexion der bisher zu diesem Thema vorliegenden, insbesondere angelsächsischen Literatur, zum anderen in der explorativ-vergleichenden Querschnittsanalyse. Runge legt sein Vorgehen detailliert dar, so dass genau nachvollzogen werden kann, wie die befragten Marktteilnehmer angesprochen und von diesen Antworten online gegeben wurden.
In Bezug auf die teilnehmenden Investment Consultants beansprucht Runge Repräsentativität seiner Ergebnisse. Sein primäres Forschungsziel ist ansonsten die Aufdeckung von Strukturen und Zusammenhängen zur Erkundung von Hypothesen und nicht eine populationsbeschreibende Erhebung. Runge zeigt eine Reihe von Implikationen seiner Arbeit für die Praxis auf, so dass der Titel nicht nur Anstoss zu weiterer wissenschaftlicher Auseinandersetzung mit diesem bisher wenig erforschten Thema geben sollte, sondern auch bei Asset Managern, institutionellen Anlegern und Investment Consultants Früchte tragen könnte.
Da das Buch die Rolle von Investment Consultants ausführlich analysiert, bleiben für die künftige Forschung die Möglichkeiten von Ratingansätzen zu vertiefen. Scoring-Instrumente in der Theorie werden von Runge ebenso angesprochen wie ein Credit Points-System für die Praxis. Wie sich aber Investment Consultants in Konkurrenz oder komplementär zu objektivierenden Asset Manager Ratings und Fondsratings verhalten und Ratings von Depotbanken und Master-KAGen zu optimierten Entscheidungen führen, bleibt künftigen Arbeiten vorbehalten.
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