Die wachsenden Herausforderungen für Ratingagenturen in einem volatilen Marktumfeld
Von Dr. Oliver Everling | 13.Januar 2025
Die Herausforderungen für Ratingagenturen haben in den letzten Jahren zugenommen, und die jüngsten Entwicklungen an den Märkten sowie die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen in Europa und den USA tragen maßgeblich dazu bei. Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer der ODDO BHF SE, gibt in seinem aktuellen CIO View Einblicke in diese Dynamiken, die auch für Ratingagenturen relevant sind.
Die Inflation in der Eurozone bleibt ein zentrales Thema. Der jüngste Anstieg der Verbraucherpreise um 2,4 Prozent und die Kerninflation von 2,7 Prozent im Dezember 2024 verdeutlichen, wie hartnäckig sich die Teuerung hält. Viebig kommentiert: „Die Hartnäckigkeit, mit der sich die Teuerung in den vergangenen Monaten hält, scheint ein altes Sprichwort in der Inflationsbekämpfung zu bestätigen: Die letzte Meile ist oftmals die schwerste.“ Für Ratingagenturen entsteht hier die Herausforderung, die Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Kreditwürdigkeit von Staaten und Unternehmen angemessen zu bewerten.
Eine weitere Unsicherheit ergibt sich aus der künftigen Wirtschaftspolitik des designierten US-Präsidenten Donald Trump. Laut Viebig könnte „sein protektionistischer Wirtschaftskurs den Preisdruck erhöhen“. Eine Erhöhung der Importzölle, insbesondere gegenüber China, würde nach Berechnungen von Oxford Economics „das allgemeine Preisniveau in den Vereinigten Staaten um einen ganzen Prozentpunkt in die Höhe treiben“. Bereits jetzt liegt die Inflation in den USA über der in Europa. So stiegen die US-Verbraucherpreise im November 2024 um 2,7 Prozent, während die Kerninflation sogar bei 3,3 Prozent lag. Diese Entwicklungen erhöhen die Komplexität für Ratingagenturen, da sie die langfristigen Auswirkungen einer protektionistischen Politik auf die Kreditwürdigkeit der USA und ihrer Handelspartner einschätzen müssen.
Trotz der anhaltenden Inflationsentwicklung rechnet Viebig mit einer Lockerung der Geldpolitik. „Treten diese Erwartungen ein, werden die Leitzinsen in der Eurozone deutlich stärker sinken als in den USA. In beiden Wirtschaftsräumen dürfte die Geldpolitik im Laufe des Jahres 2025 somit weniger restriktiv wirken als bisher.“ Ratingagenturen stehen hier vor der Aufgabe, die langfristigen Folgen einer expansiveren Geldpolitik auf die Stabilität von Finanzsystemen und die Bonität von Kreditnehmern zu analysieren.
Ein weiterer Aspekt, der für Ratingagenturen von Bedeutung ist, ist die unterschiedliche wirtschaftliche Dynamik zwischen Europa und den USA. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostizierte im Oktober 2024 für das Jahr 2025 ein Wachstum von 2,2 Prozent in den USA, während für die Eurozone lediglich 1,2 Prozent erwartet wurden. Viebig hebt hervor, dass „sich die europäische Wirtschaft in einem schlechteren Zustand befindet als die amerikanische“. Diese Unterschiede haben direkte Auswirkungen auf die Bonitätsbewertungen, insbesondere wenn es um die Beurteilung von Staaten und Unternehmen in verschiedenen Regionen geht.
Auch die Entwicklung der Aktienmärkte in den USA und Europa bietet Herausforderungen. Viebig stellt fest: „Die hohe Bewertung amerikanischer Aktien ist neben dem höheren erwarteten Gewinnwachstum in den USA auch auf die höheren Kapitalrenditen von Unternehmen in den USA zurückzuführen.“ Die Eigenkapitalrendite amerikanischer Unternehmen lag in den letzten fünf Jahren durchschnittlich bei 16,3 Prozent, während sie im Euroraum nur 10,9 Prozent erreichte. Diese Diskrepanz könnte langfristig Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit von Unternehmen haben, da Investoren höhere Renditeanforderungen an weniger profitable Märkte stellen könnten.
Zusammenfassend zeigt der CIO View von Prof. Dr. Jan Viebig, dass Ratingagenturen vor einer Vielzahl von Herausforderungen stehen. Sie müssen sowohl die Auswirkungen wirtschaftspolitischer Entscheidungen als auch die unterschiedlichen Inflations- und Wachstumsdynamiken in Europa und den USA bewerten. Hinzu kommt die Notwendigkeit, die Folgen einer lockeren Geldpolitik und die Marktentwicklungen für ihre Analysen zu berücksichtigen. Wie Viebig abschließend betont: „Obwohl ein Übergewicht in den USA weiterhin ratsam ist, sollten Anleger den Grundsatz der Diversifikation bei der Portfoliokonstruktion nicht ganz vergessen.“ Dies gilt auch für Ratingagenturen, die in ihren Bewertungen eine breite Perspektive einnehmen müssen, um Risiken und Chancen in verschiedenen Regionen angemessen zu berücksichtigen.
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Perspektiven für Credit Ratings: Hoffnung auf wirtschaftliche Stabilisierung?
Von Dr. Oliver Everling | 10.Januar 2025
Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL, sieht in den jüngsten Zahlen zu Exporten und Produktion in Deutschland zwar positive Signale, warnt jedoch vor verfrühtem Optimismus. „Exporte und Produktion sind im November in Deutschland überraschend stark angestiegen, fallen im Vergleich zum Vorjahresmonat allerdings noch immer mit 3,5 bzw. 2,8 Prozent deutlich schwächer aus“, erklärt Mumm. Trotz des kurzfristig vermiedenen weiteren Absturzes sei damit „noch kein positiver Trend für die deutsche Wirtschaft eingeleitet.“
Die Auftragseingänge der Industrie gingen im November deutlich um 5,4 Prozent zurück, nachdem sie im Vormonat stark um knapp 6 Prozent gestiegen waren. Mumm betont, dass insbesondere schwankungsreiche Großaufträge, etwa für Flugzeuge und Schiffe, seltener verbucht wurden. Auch der Maschinenbau musste ein Minus von 6 Prozent hinnehmen. Gleichzeitig wurden die Exporte vor allem durch eine stark gestiegene Nachfrage aus den USA gestützt, was laut Mumm jedoch möglicherweise auf „Vorzieheffekte angesichts drohender Zollanhebungen durch die künftige US-Administration unter Präsident Trump“ zurückzuführen sei.
Neben den Unsicherheiten in den USA belasten schwache Wirtschaftsdaten aus China, Deutschlands zweitwichtigstem Handelspartner. Mumm erläutert, dass die sinkende Exportnachfrage aus China ebenfalls ein Risiko darstellt. Um die Perspektiven der deutschen Wirtschaft zu verbessern, seien vor allem Impulse von innen nötig. „Für eine deutliche Belebung des Wachstums in Deutschland braucht es weiterhin Impulse von innen“, betont er.
Eine schnelle Regierungsbildung nach den Neuwahlen im Februar wäre laut Mumm ein entscheidender Faktor. Er hebt hervor, dass „ein klares Bekenntnis zur Förderung der Standortqualität“ notwendig sei, um Vertrauen bei Unternehmen und Verbrauchern zurückzugewinnen. „Wenn Unternehmen und Verbraucher zuversichtlicher auf die Zukunft schauen und eine höhere Planungssicherheit haben, könnten die bisher schwachen Perspektiven für die deutsche Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf sogar positiv überraschen“, fasst er zusammen.
Diese gemischten wirtschaftlichen Signale zeigen, dass es sowohl Risiken als auch Chancen gibt. Die Entwicklung der Rahmenbedingungen wird entscheidend dafür sein, ob sich die deutschen Credit Ratings stabilisieren oder sogar verbessern können.
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Private Markets: Chancen und Perspektiven für 2025
Von Dr. Oliver Everling | 10.Januar 2025
Nils Rode, Chief Investment Officer bei Schroders Capital, sieht das Jahr 2025 als vielversprechenden Jahrgang für Investitionen in Private Markets. In seinem aktuellen Private Markets Outlook betont er: „Das Jahr 2025 könnte sich als besonders vielversprechender Jahrgang für Private-Markets-Investitionen erweisen, der Potenzial sowohl für Renditen als auch für die Ertragsgenerierung bietet.“
Laut Rode fällt die Attraktivität der Anlageklasse mit drei wichtigen Zyklen zusammen: dem Finanzierungszyklus, dem technologischen Disruptionszyklus und dem Konjunkturzyklus. Besonders der Finanzierungszyklus eröffnet Chancen, wie er ausführt: „Nach dem pandemiebedingten Überschwang sehen wir Anzeichen dafür, dass das Fundraising nach einer Korrektur die Talsohle erreicht hat. Dadurch ergibt sich eine günstige Dynamik, gekennzeichnet durch einen geringeren Wettbewerb um neue Investitionen, attraktivere Einstiegsbewertungen und damit ein größeres Performancepotenzial.“
Auch der technologische Fortschritt spielt eine entscheidende Rolle. Rode nennt die künstliche generative Intelligenz als „Beginn eines neuen Zyklus technologischer Innovation, der sich über mehrere Jahre erstrecken wird“. Ergänzend dazu erwartet er positive Impulse aus der globalen Konjunkturentwicklung.
Innerhalb der Private Markets identifiziert Rode bestimmte Segmente mit überdurchschnittlichem Potenzial. „Die Korrektur beim Fundraising war bei Venture Capital sowie kleinen bis mittelgroßen Buyouts am stärksten ausgeprägt, was diese Segmente für neue Investitionen besonders attraktiv macht“, erklärt er.
Er hebt die Vorteile kleiner und mittlerer Buyouts hervor, die durch direkten Kontakt mit Gründern und Familien sowie niedrigere Einstiegsbewertungen geprägt sind: „Das bietet mehr Möglichkeiten, eine ‚Komplexitätsprämie‘ zu erzielen.“ Ähnlich dynamisch zeigt sich der Sektor künstlicher Intelligenz, bei dem der Anteil der Venture-Capital-Investitionen von 2 % im Jahr 2022 auf geschätzte 15 % im Jahr 2024 gestiegen ist.
Ein weiteres spannendes Segment sieht Rode in Fortsetzungsfonds, die immer mehr an Bedeutung gewinnen. „Fortsetzungsfonds – auch bekannt als GP-geführte Sekundärtransaktionen – machen heute etwa die Hälfte des jährlichen Marktvolumens aus, mit einer jährlichen Wachstumsrate von 24 % von 2016 bis 2023“, erläutert er.
Die geringere Kreditvergabe durch Banken eröffnet Chancen im Bereich Private Debt und alternative Kreditanlagen. „Private Debt und alternative Kreditanlagen weisen weiterhin verlockende Risikoprämien auf“, so Rode. Besonders interessant seien aktuell Gewerbeimmobilienkredite, Infrastrukturfinanzierungen und Collateralized Loan Obligations (CLOs).
Der Fokus auf Dekarbonisierung bleibt ein zentraler Anlagetrend. Rode betont: „Private Markets spielen eine entscheidende Rolle bei der Finanzierung erneuerbarer Energien, nachhaltiger Infrastruktur und innovativer Klimatechnologien.“ Besonders neue Technologien wie „grüner“ Wasserstoff und Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge bieten attraktive Investitionsmöglichkeiten.
Die langfristige Perspektive und Diversifikation machen Private Markets zu einem stabilen Bestandteil von Portfolios. „Aufgrund ihrer strukturellen und strategischen Merkmale, ihrer differenzierten Risikoprämien und ihres langfristigen Horizonts erweisen sich die Private Markets als einzigartig widerstandsfähig“, fasst Rode zusammen.
Mit diesen Perspektiven scheinen Private Markets 2025 nicht nur Renditen, sondern auch Resilienz und Diversifikation zu bieten – eine vielversprechende Aussicht für Anleger/-innen.
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Pensionsverpflichtungen im M&A-Kontext – aus Fluch wird Segen
Von Dr. Oliver Everling | 10.Januar 2025
Unser neues Buch im Verlag Springer Nature: ESG als Treiber von M&A – Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse erfolgreich managen.
Pensionsverpflichtungen im M&A-Kontext stellen für viele Unternehmen eine erhebliche Herausforderung dar, können jedoch durch geeignete Maßnahmen in einen Vorteil verwandelt werden. Sascha Richter und Luis Richter betonen, dass Pensionsverpflichtungen oft als „Deal-Breaker“ bei Unternehmensverkäufen wahrgenommen werden. Viele potenzielle Käufer setzen voraus, dass die Bilanz des zu erwerbenden Unternehmens frei von solchen Verpflichtungen ist. Dies führt häufig zu erheblichen Kaufpreisabzügen oder gar zum Scheitern der Transaktion. Ein tiefergehendes Verständnis dieser Problematik und das Ergreifen gezielter Maßnahmen können jedoch nicht nur die Probleme lösen, sondern auch den Unternehmenswert steigern und die Attraktivität für Käufer erhöhen.
Pensionsverpflichtungen resultieren aus Pensionszusagen, die Unternehmen ihren Mitarbeitern oder den Unternehmensinhabern selbst gemacht haben. Diese Verpflichtungen erfordern die Bildung von Rückstellungen, die als Fremdkapital den Unternehmenswert mindern. Die Höhe dieser Rückstellungen und der tatsächliche Kapitalbedarf für die Erfüllung der Pensionsverpflichtungen hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie der Lebenserwartung und den anzusetzenden Zinssätzen. Käufer und Verkäufer haben hierzu oft unterschiedliche Auffassungen, was die Bewertung und Verhandlungen zusätzlich erschwert.
Ein grundlegendes Problem besteht darin, die Dauer der lebenslangen Rentenzahlungen realistisch zu kalkulieren. Dies wird durch die Anwendung von Sterbetafeln wie den Heubeck-Sterbetafeln versucht, die jedoch nur auf größere Personengruppen anwendbar sind. Einzelne Pensionsverpflichtungen oder Verpflichtungen gegenüber kleinen Gruppen von Berechtigten sind aufgrund ihrer Unsicherheiten schwer zu kalkulieren, was zu sehr unterschiedlichen Wertansätzen führen kann.
Neben den Rückstellungen müssen auch die anzusetzenden Zinssätze berücksichtigt werden. Während für die Steuerbilanz ein Zinssatz von 6 % vorgeschrieben ist, der realitätsfern erscheint, orientiert sich die Handelsbilanz stärker an den Marktzinssätzen der vergangenen zehn Jahre. Diese Zinssätze unterliegen jedoch starken Schwankungen, was die Kalkulation zusätzlich verkompliziert.
Die Autoren schlagen vor, die Pensionsverpflichtungen von Renten- auf Kapitalzahlungen umzustellen. Dies schafft Klarheit und Kalkulierbarkeit, da der Kapitalbedarf konkret beziffert werden kann. Solche Umstellungen können zudem die handelsbilanziellen Rückstellungen erheblich reduzieren und somit den Gewinn und den Unternehmenswert steigern. Im Praxisbeispiel eines Gesellschafter-Geschäftsführers mit einer monatlichen Rentenzahlung von € 3.000 würde die Umstellung auf eine Kapitalzahlung von ca. € 450.000 zu einer sofortigen Senkung der handelsbilanziellen Rückstellungen um etwa € 370.000 führen.
Dieser Ansatz hat auch positive Auswirkungen auf die ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance). Eine Kapitalzahlung erhöht die Transparenz und verringert den Verwaltungsaufwand erheblich. Zudem haben Erben eines verstorbenen Rentenempfängers bei einer Kapitalzahlung die Möglichkeit, das restliche Kapital nach eigenem Ermessen zu nutzen, was bei Rentenzahlungen nicht der Fall ist.
Die Autoren betonen, dass eine Umstellung auf Kapitalzahlungen nicht für alle Unternehmen und alle Pensionsverpflichtungen geeignet ist. Jeder Fall muss individuell geprüft und maßgeschneiderte Lösungen entwickelt werden. Der Beitrag zeigt jedoch, dass Pensionsverpflichtungen nicht zwangsläufig ein Hindernis für M&A-Transaktionen darstellen müssen, sondern durch geeignete Maßnahmen in einen Vorteil verwandelt werden können.
Abschließend unterstreichen Sascha Richter und Luis Richter die Bedeutung spezialisierter Beratung in diesem komplexen Bereich. „Zu Pensionsverpflichtungen gibt es keine generelle Lösung. Die vorgestellte Lösung ist nur eine von vielen Möglichkeiten, die in dem gewählten Fallbeispiel passte,“ so die Autoren. Eine professionelle und objektive Beratung ist unerlässlich, um die bestmöglichen Lösungen zu finden und die Unternehmensnachfolge erfolgreich zu gestalten.
Sascha Richter ist Gründer und Gesellschafter-Geschäftsführer der Richter Pension Consulting GmbH. Er ist Bank- und Diplomkaufmann und berät seit knapp über 25 Jahren Unternehmen jeglicher Größenordnungen ausschließlich im Bereich von Pensionsverpflichtungen. Hierbei ist er spezialisiert auf inhabergeführte KMU´s. Er berät in allen Fragestellungen rund um diese Thematik. Er wird sehr häufig in M&A-Situationen hinzugezogen – sowohl auf der Verkäufer- als auch auf der Käuferseite. Seine Unternehmensmission ist es, die vielen Aspekte des Themas verständlich aufzubereiten und den Entscheidern passgenaue Lösungen mit höchstmöglichem Nutzen zu liefern.
Luis Richter ist zertifizierter Fachberater für betriebliche Altersvorsorge. Er berät bei der Richter Pension Consulting GmbH seit einigen Jahren kleine und mittelständische Unternehmen in allen Fragen rund um den Themenbereich Pensionszusagen. Er ist zuständig für die Kennzahlenanalyse, die mandantengerechte Visualisierung der Problemfelder sowie die Konzeptionierung. Seine Spezialisierung liegt auf Pensionsverpflichtungen an Gesellschafter-Geschäftsführer. Seine Philosophie lautet, dass es nicht sein darf, dass ein mittelständisches Unternehmen aufgrund von Pensionsverpflichtungen in Schwierigkeiten kommt – weder wirtschaftlich noch beim Verkauf.
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Chancen durch LBO und MBO
Von Dr. Oliver Everling | 9.Januar 2025
Leveraged Buyouts (LBO) und Management Buyouts (MBO) sind zentrale Begriffe in der Welt der Private Equity (PE). Ein LBO beschreibt den Kauf eines Unternehmens mit Hilfe von Fremdkapital, während ein MBO die Beteiligung des Managements am Kaufprozess mit eigenem Kapital beinhaltet. Anthony Bunker bietet in seinem Beitrag Einblicke in die Chancen und Risiken dieser Transaktionsformen, basierend auf praktischen Erfahrungen und Beobachtungen. Die PE-Branche nutzt eine Vielzahl von Techniken und Werkzeugen, um den Wert von Unternehmen zu steigern, wobei das Leverage ein wesentlicher Faktor ist. Dies bedeutet, dass ein erheblicher Teil der Erträge durch die Nutzung von Fremdkapital zur Finanzierung der Übernahme erzielt wird.
Bunker erklärt, dass der eigentliche Mehrwert einer PE-Transaktion durch operative Verbesserungen, Portfolio-Optimierung und Markttrends entsteht. Besonders wichtig ist die Rolle der Exit-Strategie, bei der der höhere Ertragsmultiplikator beim Verkauf entscheidend ist. Die Entwicklung der Märkte spielt dabei eine große Rolle. „Der eigentliche Mehrwert einer PE-Transaktion und die attraktiven Erträge werden im Wesentlichen (mehr als 33%) durch das Leverage, welches die Investoren beeinflussen können, generiert,“ so Bunker.
Die Private Equity Industrie hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt und Methoden aus der „Toolbox“ der PE-Industrie sind salonfähig geworden. Hierbei muss man jedoch zwischen Transaktionen mit unterschiedlichen Kaufpreisen unterscheiden. Bei Transaktionen unter 20 Millionen Euro gelten andere Spielregeln als bei Transaktionen über 400 Millionen Euro, bei denen ESG-Kriterien zunehmend wichtiger werden.
Für kleine Transaktionen unter 20 Millionen Euro sind die Chancen, einen hohen Ertrag zu erzielen, aufgrund des höheren Leverage größer. Allerdings sind auch die Risiken höher und müssen sorgfältig abgewogen werden. Ein Beispiel, das Bunker anführt, ist ein LBO, das ursprünglich als OBO (Owner Buy Out) strukturiert und später zu einem MBI (Management Buy In) wurde. Dabei handelte es sich um ein Unternehmen aus der Glasfaser- und Telefonkabelservice-Industrie, das erfolgreich verkauft wurde.
Ein zentrales Element jeder Unternehmenstransaktion ist der konsolidierte Business Plan, der jedoch häufig fehlerhaft oder unbrauchbar ist. „Das A und O einer jeden Unternehmenstransaktion ist der konsolidierte Business Plan,“ betont Bunker. Ohne einen soliden Business Plan ist ein Unternehmen in vielen Fällen unverkäuflich. Für kleinere Transaktionen ist die Cashflow- und Liquiditätsplanung besonders wichtig. Auch die schriftlich formulierten Annahmen im Business Plan müssen detailliert und nachvollziehbar sein.
Verkäuferdarlehen spielen bei kleineren Transaktionen eine wichtige Rolle, da sie Vertrauen in die geplante Transaktion signalisieren und die Eigenkapitalquote der Käufergesellschaft erhöhen. Eine Earn-Out-Vereinbarung kann ebenfalls Teil des Kaufvertrags sein, wobei ein Teil des Kaufpreises erfolgsabhängig später bezahlt wird. „Eine Earn-Out Vereinbarung beschreibt in einem Kaufvertrag einen Anteil des Kaufpreises, der zu einem späteren Zeitpunkt erfolgsabhängig bezahlt wird,“ erläutert Bunker. Solche Vereinbarungen sind oft kompliziert und können zu Missstimmung führen.
Virtuelle Datenräume (VDRs) haben traditionelle Aktenordner ersetzt und bieten höhere Datensicherheit und Kontrolle. Sie unterstützen den effizienten und sicheren Datenaustausch und sind insbesondere bei der Due Diligence von Bedeutung. Eine ordentliche Kategorisierung der Daten ist dabei entscheidend, um Streitigkeiten und hohe Kosten zu vermeiden.
Die psychologischen Kenntnisse sind bei einem LBO mindestens genauso wichtig wie die betriebswirtschaftlichen Kenntnisse. „Insbesondere bei einem LBO wird nicht nur ein guter Geschäftsführer oder eine gute Geschäftsführerin gesucht, sondern auch ein/e Unternehmer:in, die mit eigenem Geld ins Risiko geht,“ so Bunker. Die Bedeutung des Managements und der handelnden Personen in kleinen Unternehmen kann nicht genug betont werden.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Nachfolgeplanung, bei der ein OBO eine mögliche Strukturierung darstellt. Dabei verkauft der Inhaber sämtliche Geschäftsanteile an eine Käufergesellschaft und beteiligt sich zu gleichen Konditionen wie die Finanzinvestoren an dieser Gesellschaft.
Abschließend betont Bunker die Bedeutung der richtigen Exit-Strategie. Der Verkauf eines Unternehmens ist entscheidend, um den Erfolg einer PE-Transaktion zu bewerten. Private Equity Fonds haben oft einen festen Zyklus von zehn Jahren, innerhalb dessen die Unternehmen verkauft werden müssen. Bei kleineren Unternehmen, die von Family Offices oder privaten Finanzinvestoren gehalten werden, besteht dieser Druck nicht und sie können längerfristig als Dividendentitel gehalten werden.
Die Risiken eines LBOs sollten nicht unterschätzt werden. Für Manager:innen besteht das geringste wirtschaftliche Risiko, da sie im schlimmsten Fall das eingezahlte Kapital verlieren. Investoren hingegen tragen ein höheres Risiko, insbesondere bei Deal-by-Deal Transaktionen, die nicht von Fonds oder Family Offices unterstützt werden.
Bunkers Beitrag bietet wertvolle Einblicke und praktische Beispiele, wie LBOs und MBOs erfolgreich durchgeführt werden können. Sein umfangreiches Wissen und seine Erfahrung in der Private Equity Branche machen diesen Artikel zu einer wertvollen Ressource für Unternehmer:innen und Investoren.
Dr. Anthony Bunker verfügt über mehr als 30 Jahre Berufserfahrung im Beteiligungsgeschäft. Er war für ABN Amro Private Equity, Alpinvest, NatWest Private Equity und später bei Bridgepoint als Geschäftsführer in Deutschland tätig. Seit 2007 ist er Partner von Triginta Capital und beteiligt sich an mittelständischen Unternehmen. Dr. Bunker hat an der Universität Kent und Cambridge studiert und ist Mitglied der Beiräte von Sterling Strategic Value Fund, dem Institut für Wirtschaftsberatung Niggemann und diverser mittelständischer Unternehmen.
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Risiken von Unternehmensakquisitionen unter Berücksichtigung von ESG-Aspekten
Von Dr. Oliver Everling | 7.Januar 2025
Die Berücksichtigung von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) bei Unternehmensakquisitionen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Britt und Mark Niggemann verdeutlichen in ihrem Werk, dass eine gründliche ESG-Due-Diligence nicht nur zur Risikominderung beiträgt, sondern auch die Erfolgschancen von Transaktionen erhöhen kann. Eine solche Prüfung stellt sicher, dass die ESG-Risiken des Zielunternehmens identifiziert und bewertet werden. Dies beeinflusst nicht nur den Kaufpreis, sondern bereitet auch die Integration des Zielunternehmens vor. In der ESG-Due-Diligence kann bereits abgeschätzt werden, welche Maßnahmen erforderlich sind und welche Kosten anfallen, um das gekaufte Unternehmen an die eigenen ESG-Grundsätze anzupassen.
Unternehmensübernahmen dienen häufig dem Wachstum und der Erweiterung von Geschäftsaktivitäten. Hierbei ist die gute Vorbereitung und Analyse der Unternehmensstrategien sowie eine sorgfältige Due Diligence entscheidend für den Erfolg. Fehler bei der strategischen Auswahl von Zielunternehmen können schwerwiegende Konsequenzen haben. Es ist daher notwendig, klare Akquisitionskriterien und -ziele zu definieren, um sicherzustellen, dass das Zielunternehmen in die eigene Strategie passt. Diskretionsrisiken in den ersten Gesprächen und die Rolle der Berater sind ebenfalls kritisch, da sie den Verlauf der Verhandlungen beeinflussen können.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Exklusivität in Verhandlungen. Potenzielle Käufer investieren erhebliche Ressourcen in die Prüfung und Verhandlungen und erwarten daher oft eine gewisse Exklusivität. Für den Verkäufer ist eine Abschlussexklusivität attraktiver als eine Verhandlungsexklusivität , da er die Möglichkeit hat, mit mehreren Interessenten parallel zu verhandeln. Er ist nur gebunden, den Kaufvertrag mit dem bestimmten Käufer abzuschließen. Sollte sich der Kaufinteressent während der Verhandlungsphase zurückziehen, kann der Verkäufer mit dem verbliebenen Interessenten den Vertrag abschließen
Die Due-Diligence-Phase selbst ist komplex und umfasst die Prüfung wirtschaftlicher, technischer, organisatorischer, rechtlicher und steuerlicher Faktoren. Die Identifikation von Investitionsstaus, rechtlichen Unsicherheiten oder unzuverlässigem Rechnungswesen kann potenzielle Risiken aufdecken. „Soft Facts“ wie Unternehmenskultur, Managementqualität und Kundenbeziehungen sind ebenfalls entscheidend und können die Integration und den langfristigen Erfolg der Übernahme beeinflussen.
Besondere Aufmerksamkeit sollte der ESG-Due-Diligence gewidmet werden. Diese prüft die Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung. Aspekte wie Umwelt- und Klimaschutz, gesellschaftliche Verantwortung und Governance-Strukturen werden analysiert, um die ESG-Konformität des Zielunternehmens sicherzustellen. Fehlende Maßnahmen in diesen Bereichen können sich negativ auf die Bewertung und den Kaufpreis auswirken.
Die Integration nach der Übernahme ist oft eine Herausforderung und scheitert oft, wenn die erwarteten Synergien sich nicht realisieren lassen oder kulturelle Unterschiede zu Reibungsverlusten führen. Eine sorgfältige Planung und die Beachtung strategischer Grundsätze sind notwendig, um eine erfolgreiche Integration zu gewährleisten. ESG-Kriterien können dabei helfen, die Integration reibungsloser zu gestalten und eine nachhaltige Unternehmenskultur zu fördern.
Die Finanzierung von Unternehmensakquisitionen wird zunehmend auch durch ESG-Kriterien beeinflusst. Kreditinstitute und Investoren bevorzugen nachhaltige Unternehmen und bieten teilweise günstigere Konditionen. Die Festlegung von ESG-Kennzahlen im Kreditvertrag kann helfen, die Finanzierung zu sichern und die Einhaltung von Nachhaltigkeitszielen zu gewährleisten.
Abschließend betonen Britt und Mark Niggemann, dass die Berücksichtigung von ESG-Aspekten nicht nur die Erfolgschancen von Unternehmensakquisitionen steigert, sondern auch zur langfristigen Stabilität und zum Wachstum des Unternehmens beiträgt. Nachhaltige Investitionen sind zwar mit anfänglichen Kosten verbunden, können aber langfristig zu höheren Erträgen und Kostensenkungen führen. Eine sorgfältige ESG-Due-Diligence und die Integration von ESG-Kriterien in die Akquisitionsstrategie sind daher unerlässlich für den nachhaltigen Erfolg von Unternehmensübernahmen.
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ESG im Rahmen von bankgeschäftlichen Prüfungen
Von Dr. Oliver Everling | 5.Januar 2025
Unser neues Buch im Verlag Springer Nature: ESG als Treiber von M&A – Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse erfolgreich managen.
Die Berücksichtigung von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) ist in der modernen Bankenaufsicht von entscheidender Bedeutung. Thomas Dietz erläutert in seinem Werk, dass Nachhaltigkeitsfaktoren sowohl für die Unternehmensbewertung als auch für die mikroprudenzielle Bankenaufsicht eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Allerdings stellt sich die Frage, ob die Anforderungen der Bankenaufsicht an Kreditinstitute hinsichtlich des Managements von Nachhaltigkeitsrisiken auch den Wert von realwirtschaftlichen Unternehmen beeinflussen. Dietz argumentiert, dass diese These einer näheren Betrachtung nicht standhält: „Die Bankenaufsicht drängt die Kreditinstitute weder dazu, in ihren Portfolien ‚grüner‘ zu werden, noch steht sie einer politisch gewollten Transformation der Wirtschaft entgegen.“ Vielmehr geben die Mindestanforderungen an das Risikomanagement der Institute (MaRisk) ein klares und explizites Signal an die Banken, sich dem Management von ESG-Risiken angemessen zu widmen.
Bankgeschäftliche Prüfungen dienen der Beurteilung der Einhaltung einer ordnungsgemäßen Geschäftsorganisation und der Angemessenheit des Risikomanagements einer Bank. Dabei werden auch ESG-Risiken berücksichtigt. Laut Dietz haben die BaFin und die Deutsche Bundesbank Anforderungen festgelegt, die explizit Nachhaltigkeitsaspekte adressieren. So wurden beispielsweise in der siebten MaRisk-Novelle ESG-Risiken als Teil des Risikoinventurprozesses eingeführt. „Die neuen MaRisk ergänzen die bisherigen Ausführungen zur Risikoinventur dahingehend, dass für die regelmäßige wie anlassbezogene Beurteilung der Wesentlichkeit der Risiken durch die Geschäftsleitung […] Auswirkungen von ESG-Risiken angemessen und explizit einzubeziehen sind.“ Dies bedeutet, dass Banken nun verpflichtet sind, die möglichen Auswirkungen von Umwelt-, Sozial- und Governance-Risiken explizit zu bewerten und in ihre Risikomanagementprozesse zu integrieren.
Ein wesentlicher Aspekt der ESG-Risiken ist deren Einfluss auf die Geschäftsstrategie der Banken. Hierbei müssen die Banken entscheiden, ob sie eine reine Outside-in-Perspektive (OIP) oder zusätzlich eine Inside-out-Perspektive (IOP) einnehmen wollen. Die OIP bezieht sich auf die Identifikation und Steuerung von Risiken, die durch äußere Faktoren auf die Bank einwirken, während die IOP darauf abzielt, den eigenen Beitrag zu ESG-Risiken zu minimieren. „Die deutsche Bankenaufsicht sieht es bislang nicht als ihre Aufgabe, ein Institut durch Aufsichtshandeln strategisch in eine der beiden Richtungen zu drängen“, so Dietz. Dennoch müssen Banken, unabhängig von ihrer strategischen Ausrichtung, im Rahmen der Geschäftsumfeldanalyse ESG-Faktoren berücksichtigen.
Die Risikoinventur muss sowohl kurz- als auch langfristige Zeithorizonte umfassen, da ESG-Risiken sowohl kurzfristig als auch langfristig schlagend werden können. Dies erfordert eine Erweiterung der bisherigen Methoden zur Risikomessung, da traditionelle Modelle wie Value-at-Risk-Ansätze für die Quantifizierung von Klimarisiken nicht ausreichen. Stattdessen sind Sensitivitäts- und szenariobasierte Ansätze erforderlich, um die potenziellen Auswirkungen von ESG-Risiken angemessen zu bewerten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Rolle von ESG-Ratings. Diese Ratings bieten eine Möglichkeit, ESG-Risiken zu quantifizieren und in das Risikomanagement zu integrieren. Allerdings weist Dietz darauf hin, dass die Verfügbarkeit aussagekräftiger ESG-Daten derzeit noch eingeschränkt ist und unterschiedliche Ratinganbieter zu teils drastisch unterschiedlichen Einschätzungen kommen können. Daher müssen Banken die Methodik der ESG-Ratings verstehen und die Ergebnisse plausibilisieren können.
Schließlich betont Dietz die Bedeutung von ESG-Kriterien im Kreditvergabe- und -überwachungsprozess. Banken müssen ESG-Faktoren in ihre Entscheidungsprozesse integrieren und entsprechende Daten von ihren Kreditnehmern einfordern. „Sowohl die Entscheidungskriterien bei der Kreditvergabe als auch der Informationserhebungs- und -verarbeitungsprozess bei der Kreditüberwachung spielen eine zentrale Rolle für die Messung und die Steuerung von ESG-Risiken“, so Dietz. Dies kann durch qualitative Fragebögen zur Einschätzung des ESG-Risikoprofils des Kunden und die Entwicklung eines individuellen ESG-Scores erfolgen.
Zusammenfassend zeigt die Arbeit von Thomas Dietz, dass die Berücksichtigung von ESG-Risiken in der Bankenaufsicht und im Risikomanagement der Banken unverzichtbar ist. Durch die Integration von ESG-Kriterien können Banken nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllen, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihr Ansehen verbessern. Die Herausforderungen liegen in der umfassenden und korrekten Erfassung und Bewertung der ESG-Risiken sowie in der Anpassung der bestehenden Risikomanagementprozesse an die neuen Anforderungen. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Banken, Aufsichtsbehörden und Ratingagenturen, um eine nachhaltige und stabile Finanzwirtschaft zu gewährleisten.
Dr. Thomas Dietz leitet seit 2015 bei der Deutschen Bundesbank das Referat Bankgeschäftliche Prüfungen in deren Hauptverwaltung in Berlin und Brandenburg. Er ist zudem Honorarprofessor für mikroprudenzielle Bankenaufsicht an der Hochschule für Finanzwirtschaft und Management in Bonn. Dr. Dietz referiert regelmäßig auf Praxiskonferenzen und ist Autor verschiedener Publikationen zu Liquiditätsrisiken, internationalen Finanzkrisen, zur Bankenaufsicht im Mehrebenensystem der Europäischen Union sowie hauptsächlich zum Thema Sustainable Finance. Er zeichnet mitverantwortlich für die bundesbankinterne Ausbildung der Bankenaufseher in diesem Themenbereich und war Prüfungsleiter bei der ersten umfassenden 44er-Prüfung zum Thema ESG bei einem deutschen LSI.
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Unterstützung des ESG-Reporting durch IoT-Technologien
Von Dr. Oliver Everling | 2.Januar 2025
Unser neues Buch im Verlag Springer Nature: ESG als Treiber von M&A – Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse erfolgreich managen.
Die Unterstützung des ESG-Reportings durch IoT-Technologien (Internet of Things) bietet Unternehmen erhebliche Vorteile hinsichtlich der Effizienz und Genauigkeit der Datenerfassung und -verarbeitung. Seit dem 01.01.2024 sind Unternehmen gesetzlich verpflichtet, über ihre Nachhaltigkeitsaspekte zu berichten, was insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen neue Chancen eröffnet, etwa günstigere Finanzierungskosten auf den Kapitalmärkten. Gleichzeitig stellt die Erfassung ESG-relevanter Daten eine große Herausforderung dar, insbesondere aufgrund des aktuellen Fachkräftemangels und der damit verbundenen Ressourcenkapazitäten. Tim Olbrich und Jörg Schönfelder betonen, dass geeignete technologische Strategien entwickelt werden müssen, um diese wichtigen Aufgaben weiterhin vollumfänglich zu bewältigen.
Der Einsatz moderner Technologie, insbesondere IoT, kann die Erfassung und das Management ESG-relevanter Daten erheblich verbessern. IoT ermöglicht die direkte Erfassung von Primärdaten aus verschiedenen Quellen, wie zum Beispiel Sensoren an Maschinen oder in der Gebäudetechnik, und bietet somit eine hohe Datenqualität und -verfügbarkeit. Ein wirksames ESG-Reporting-System muss jedoch nicht nur die richtige Hardware nutzen, sondern auch auf eine passende Software zurückgreifen, die in der Lage ist, die erfassten Daten sinnvoll zu verarbeiten und zu analysieren.
Olbrich und Schönfelder identifizieren vier Hauptquellen für ESG-Daten: Primärdaten aus Retrofit, Primärdaten aus bestehenden Systemen, Primärdaten aus Analogeingaben und Sekundärdaten. Retrofit bezieht sich auf die Nachrüstung bestehender Maschinen und Anlagen mit Sensoren, um bisher analog erfasste oder geschätzte Daten digital und in Echtzeit zu erfassen. Diese Technologie kann insbesondere in der Produktion und bei umweltrelevanten Messungen wie Energie- und Wasserverbrauch eingesetzt werden. Bestehende Systeme, wie ERP- oder Telematiksysteme in der Logistik, liefern ebenfalls wertvolle Primärdaten, die in das ESG-Reporting integriert werden können. Analogeingaben umfassen Daten, die manuell erfasst und digitalisiert werden, wie zum Beispiel aus qualitativen Interviews oder externen Berichten. Sekundärdaten stammen aus externen Quellen, wie Selbstauskünften von Zulieferern oder automatisch erfassten Daten durch sogenannte Crawler, die das Internet nach ESG-relevanten Informationen durchsuchen.
Die Autoren heben hervor, dass die richtige Auswahl und Implementierung von IoT-Technologien entscheidend für den Erfolg des ESG-Reportings ist. Die Bundesnetzagentur definiert IoT als die Kommunikation von Maschinen, Anlagen und Geräten über Netzwerke, was nicht nur die Datenerfassung, sondern auch die Steuerung dieser Geräte ermöglicht. Beispiele aus dem Alltag, wie intelligente Waschmaschinen oder vernetzte Zahnbürsten, zeigen, dass diese Technologie bereits weit verbreitet ist. In der Industrie kann IoT dazu beitragen, Betriebsparameter zu überwachen und zu optimieren, was wiederum positive Auswirkungen auf die ESG-Performance eines Unternehmens hat. So können durch die Einbindung von IoT-Sensoren beispielsweise der Energieverbrauch und die CO2-Emissionen in Echtzeit gemessen und optimiert werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die richtige Softwarearchitektur, die eine einfache Erweiterung und Pflege des ESG-Reportingsystems ermöglicht. Die Autoren empfehlen, Software in Paketen zu beauftragen, um Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zu gewährleisten. Jedes Paket sollte unabhängig funktionsfähig sein und bei Bedarf erweitert werden können. Eine gute Softwarearchitektur sorgt dafür, dass verschiedene Datensilos effizient integriert und die Daten standardisiert verarbeitet werden können.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist ein weiterer Erfolgsfaktor für die Implementierung eines erfolgreichen ESG-Reportingsystems. Dabei sollten die Erfahrungen und das Wissen der Mitarbeiter, die täglich mit den Prozessen arbeiten, ebenso einbezogen werden wie die strategischen Überlegungen der Geschäftsleitung und die technischen Kenntnisse der Entwickler. Eine ganzheitliche Betrachtung der Prozesse und eine klare Kommunikation zwischen allen Beteiligten sind unerlässlich, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
Abschließend betonen Olbrich und Schönfelder die Bedeutung eines systematischen und technologisch unterstützten ESG-Reportings nicht nur für die Erfüllung gesetzlicher Anforderungen, sondern auch als strategischen Vorteil im Wettbewerb. Die Nutzung von IoT-Technologien kann Unternehmen helfen, ihre ESG-Performance zu verbessern, Kosten zu senken und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Die Autoren schließen mit dem Hinweis, dass der Fortschritt in diesem Bereich noch am Anfang steht und es die Aufgabe aller Marktteilnehmer ist, diesen in die richtigen Bahnen zu lenken. „Die strukturierte, umfassende und korrekte Erfassung wird insbesondere hinsichtlich der Ressourcenkapazitäten und der aktuellen Situation auf dem Arbeitsmarkt Unternehmen de facto dazu zwingen, unterstützende Softwaresysteme zu Hilfe zu ziehen,“ resümieren die Autoren, was die Dringlichkeit und Bedeutung der Thematik unterstreicht.
Tim Olbrich, M.Sc. (Computer Science) gründete nach seinem Studium an der Technischen Hochschule Augsburg die Bitory GmbH mit Sitz in Augsburg. Der Schwerpunkt seiner unternehmerischen Tätigkeit liegt hierbei auf der Entwicklung digitaler, automatisierter Prozesssteuerungs- und Reporting-Software, welche durch den Einsatz von IoT-Technologie unterstützt wird. Vor der Firmengründung war Herr Olbrich als Fullstack-Developer tätig, wobei sein fachlicher Schwerpunkt auf dem Entwurf und der Implementierung skalierbarer Cloudanwendungen lag.
Jörg Schönfelder, M.Sc. (Management) ist Inhaber und Geschäftsführer der Gesa Hygiene-Gruppe, einem der führenden Hygienedienstleister im Deutschsprachigen Raum. Zusammen mit Tim Olbrich gründete er 2022 die Bitory GmbH. Bereits während seines Studiums an der EBS-Universität für Wirtschaft und Recht, der Godmann School of Business und der WFI – Ingolstadt School of Management forschte Herr Schönfelder zu verschiedenen Themen rund um die Digitalisierung in Familienunternehmen und Dienstleistungsprozessen.
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Berücksichtigung von ESG-Kriterien in der Bankrisikosteuerung
Von Dr. Oliver Everling | 1.Januar 2025
Unser neues Buch im Verlag Springer Nature: ESG als Treiber von M&A – Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse erfolgreich managen.
In der heutigen Finanzwelt stehen Banken vor der Herausforderung, ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) in ihre Risikosteuerungsprozesse zu integrieren. Dies ist eine direkte Reaktion auf den Klimawandel und die damit verbundenen gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie auf die steigenden gesellschaftlichen Erwartungen an eine umweltfreundliche und sozial verantwortliche Unternehmensführung. Jens Döhring betont, dass „alle Unternehmen in unterschiedlicher Art und Umfang neuen ESG-Risiken ausgesetzt sind, die deren Bonität beeinflussen können.“ Diese ESG-Risiken betreffen sowohl physische als auch transitorische Umweltaspekte, soziale Risiken und Unternehmensführungsrisiken.
Physische Umweltrisiken entstehen durch direkte Auswirkungen von Klimawandel oder Umweltzerstörung auf die wirtschaftliche Aktivität von Kreditnehmern. Hierzu zählen akute Ereignisse wie Naturkatastrophen oder chronische Veränderungen wie der Anstieg des Meeresspiegels. Döhring erläutert, dass solche Risiken „wesentliche Konsequenzen für die Realwirtschaft und das Finanzsystem haben können.“ Transitorische Umweltrisiken hingegen resultieren aus Änderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen durch neue Gesetze oder technologische Veränderungen, die insbesondere CO2-intensive Industrien betreffen. Beispielsweise könnten Kohlekraftwerke durch regulatorische Maßnahmen wie CO2-Bepreisungen erhebliche finanzielle Einbußen erleiden.
Soziale Risiken beziehen sich auf mögliche negative Effekte auf die Umsatzentwicklung oder Kosten des Unternehmens aufgrund zum Beispiel von Menschenrechtsverletzungen oder der Missachtung des Lieferkettengesetzes. Governance-Risiken können entstehen durch Korruptionsverdächtigungen, Steuerhinterziehung oder Verstöße gegen Wettbewerbsgesetze. Döhring weist darauf hin, dass nicht nur Umwelt-, sondern auch „Governance- und Soziale-Risiken […] aus Sicht der Banken zu einer Erhöhung des Kreditrisikos (und auch des eigenen Reputationsrisikos der Banken) führen“ können.
Zur Messung und Steuerung dieser Risiken entwickeln Banken ESG-Kreditrisiko-Scorings und ESG-Reputationsrisiko-Scorings. Diese Instrumente helfen, das Bonitätsrisiko eines Unternehmens unter Berücksichtigung von ESG-Faktoren – und auch das Reputationsrisiko der Banken selbst – zu bewerten. Ein schlechtes ESG-Kreditrisiko-Scoring kann mittelfristig eine Bonitätsverschlechterung indizieren, insbesondere, wenn transitorische Umweltrisiken realisiert werden.
Banken können verschiedene Maßnahmen zur Steuerung von ESG-Risiken einsetzen. Dies umfasst beispielsweise Anpassungen der Standardrisikokosten, Überprüfungen der Engagement-Strategie mit dem Kunden und Modifikationen der Kreditverträge. Bei hohen ESG-Risiken kann es zu intensiveren Überwachungen und Dokumentationen kommen. Im Extremfall kann – theoretisch – bei einzelnen Banken auch eine Kreditkündigung erwogen werden, insbesondere bei sehr schlechten ESG-Kreditrisiko-Scorings und fehlenden Transformationsanstrengungen oder fehlendem Transformationswillen des Kunden.
Die Integration von ESG-Kriterien in die Bankrisikosteuerung ist nicht nur eine regulatorische Anforderung, sondern auch eine gesellschaftliche Erwartung. Banken, die ESG-Risiken vernachlässigen, laufen Gefahr, selbst Reputationsrisiken ausgesetzt zu sein. Döhring betont, dass „von der allgemeinen Öffentlichkeit […] erwartet [wird], dass sich nicht nur Unternehmen ESG-konform verhalten, sondern auch Banken bei der Kreditvergabe ESG-Aspekte ihrer Kunden berücksichtigen.“ Daher müssen Banken eine umfassende und transparente Auseinandersetzung mit ESG-Risiken fördern, um ihre Rolle als Transformationsbegleiter hin zu einer klimaneutralen Welt zu erfüllen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Berücksichtigung von ESG-Kriterien in der Bankrisikosteuerung eine komplexe, aber notwendige Aufgabe ist. Banken müssen sowohl physische als auch transitorische Umweltrisiken, soziale Risiken und Governance-Risiken identifizieren, messen und steuern. Durch die Entwicklung und Anwendung von ESG-Scorings können Banken fundierte Kreditentscheidungen treffen und gleichzeitig ihren Beitrag zur Förderung nachhaltiger und verantwortungsbewusster Geschäftsmodelle leisten. Dies erfordert eine kontinuierliche Anpassung und Weiterentwicklung der ESG-Risikosteuerungsinstrumente, um den dynamischen Veränderungen der gesetzlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gerecht zu werden.
Themen: Bankenrating, Nachhaltigkeitsrating | Kommentare deaktiviert für Berücksichtigung von ESG-Kriterien in der Bankrisikosteuerung
Welche ESG-Faktoren sind wesentlich
Von Dr. Oliver Everling | 31.Dezember 2024
Unser neues Buch im Verlag Springer Nature: ESG als Treiber von M&A – Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse erfolgreich managen.
Für Unternehmen ist eine wirksame Kommunikation von nachhaltigkeitsbezogenen Unternehmensinformationen gegenüber verschiedenen Stakeholdern von hoher Bedeutung. Der Nutzen einer durch die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) und die ESRS (European Sustainability Reporting Standards) standardisierten Nachhaltigkeitsberichterstattung für deren Nutzer entsteht insbesondere dann, wenn sich Unternehmen auf wichtige, d.h. wesentliche, Themen fokussieren und damit auf verständliche Weise über die Auswirkungen des Unternehmens auf Nachhaltigkeitsaspekte und den Einfluss von Nachhaltigkeitsaspekten auf die Entwicklung, die Lage und die Leistung des Unternehmens berichten. Zur Ermittlung, welche ESG-Faktoren als wichtig anzusehen sind, kann die im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung nach CSRD und ESRS verpflichtende Wesentlichkeitsanalyse herangezogen werden. Durch diese werden der Kontext des Unternehmens, d.h. die Aktivitäten und Geschäftsbeziehungen sowie die betroffenen Stakeholdergruppen, analysiert sowie Auswirkungen, Risiken und Chancen (IROs) von Nachhaltigkeitsaspekten identifiziert und bewertet.
Die ESG-Faktoren werden durch die CSRD in Umweltfaktoren, Sozial- und Menschenrechtsfaktoren und Governance-Faktoren unterteilt. Umweltfaktoren umfassen Aspekte wie Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft. Sozial- und Menschenrechtsfaktoren beinhalten Gleichbehandlung, Arbeitsbedingungen und die Achtung der Menschenrechte. Governance-Faktoren konzentrieren sich auf die Rolle der Unternehmensführung und interne Kontrollsysteme.
Qualitative Merkmale von Nachhaltigkeitsinformationen spielen eine wichtige Rolle in der Berichterstattung. Diese Merkmale umfassen Relevanz, wahrheitsgetreue Darstellung, Vergleichbarkeit, Überprüfbarkeit und Verständlichkeit. Nachhaltigkeitsinformationen sind relevant, wenn sie bei Entscheidungen der Nutzer eine bedeutende Rolle spielen könnten. Nutzer sind sowohl bestehende und potenzielle Investoren und Kreditgeber als auch andere Stakeholder wie Geschäftspartner, Gewerkschaften und die Zivilgesellschaft. Die Informationen müssen vollständig, neutral und korrekt sein, um die Substanz der dargestellten Phänomene wahrheitsgetreu wiederzugeben.
Ein zentraler Aspekt der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist die doppelte Wesentlichkeit, die die Berücksichtigung sowohl der Auswirkungen eines Unternehmens auf ESG-Faktoren als auch der finanziellen Auswirkungen von ESG-Faktoren auf das Unternehmen erfordert. Ein Nachhaltigkeitsaspekt ist wesentlich, wenn er entweder wesentliche finanzielle Auswirkungen auf das Unternehmen hat oder das Unternehmen wesentliche Auswirkungen auf diesen Aspekt hat.
Die Wesentlichkeitsanalyse erfolgt in mehreren Schritten. Zunächst wird der Kontext des Unternehmens analysiert, einschließlich der Geschäftsaktivitäten und -beziehungen sowie der betroffenen Stakeholdergruppen. Danach werden die tatsächlichen und potenziellen Auswirkungen, Chancen und Risiken identifiziert und bewertet. Bei der Bewertung von Auswirkungen wird zwischen tatsächlichen und potenziellen, positiven und negativen Auswirkungen unterschieden. Dabei werden Faktoren wie der Schweregrad, das Ausmaß und der Umfang der Auswirkungen berücksichtigt. Die Bewertung von Chancen und Risiken erfolgt auf der Grundlage ihrer Wahrscheinlichkeit und des potenziellen Ausmaßes der finanziellen Auswirkungen.
Die Konsolidierung der Ergebnisse beider Bewertungsdimensionen führt zu einer Liste wesentlicher Nachhaltigkeitsthemen und den dazugehörigen IROs, die die Grundlage für die Berichterstattung im Nachhaltigkeitsbericht bilden. Diese Berichterstattung umfasst die Beschreibung des Prozesses der Wesentlichkeitsanalyse, die Identifizierung und Bewertung der IROs sowie die Darstellung der wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen im Zusammenhang mit der Unternehmensstrategie und dem Geschäftsmodell.
Die standardisierte Nachhaltigkeitsberichterstattung kann den Mehrwert von ESG-Ratings auf der einen Seite einschränken. Auf der anderen Seite können ESG-Ratings an Aussagekraft gewinnen und besser kommuniziert werden, da die Nachhaltigkeitsberichterstattung eine verbesserte und standardisierte Datenbasis bietet, auf die Ratingagenturen zugreifen können. Die Uneinigkeit von ESG-Ratings, die oft durch unterschiedliche Messgegenstände und Datenbasen entsteht, kann durch die standardisierte Berichterstattung nach den ESRS verringert werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wesentlichkeitsanalyse nach den Grundsätzen der CSRD und ESRS für Unternehmen von großer Bedeutung ist. Sie ermöglicht eine fokussierte und verständliche Nachhaltigkeitsberichterstattung, die sowohl die finanziellen als auch die sozialen und ökologischen Auswirkungen eines Unternehmens berücksichtigt. Diese standardisierte Berichterstattung kann den Informationsnutzen für die Stakeholder erhöhen und gleichzeitig die Qualität und Vergleichbarkeit der ESG-Ratings verbessern. „Der Nutzen einer standardisierten Nachhaltigkeitsberichterstattung für deren Nutzer entsteht insbesondere dann, wenn sich Unternehmen auf wichtige, d.h. wesentliche, Themen fokussieren und damit auf verständliche Weise über die Auswirkungen des Unternehmens auf Nachhaltigkeitsaspekte und den Einfluss von Nachhaltigkeitsaspekten auf die Entwicklung, die Lage und die Leistung des Unternehmens berichten,“ betonen Annika Brüning und Christopher Almeling.
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