Wirtschaftliche Selbstverteidigung

Von Dr. Oliver Everling | 24.Juli 2012

Ein origineller Buchtitel wie „Wirtschaftliche Selbstverteidigung“ passt zu einem profiilierten Wirtschaftsjournalisten: Wer im Internet nach diesen Stichworten sucht, landet an erster Stelle auf der Homepage von Roland Klaus. Roland Klaus arbeitet als freier Journalist und Analyst und ist aktiver Investor und an der Börse bestens bekannt. Für den amerikanischen Finanzsender CNBC und den deutschen Nachrichtenkanal N24 berichtete er von 2004 bis 2009 von der Frankfurter Börse.

Das Buch aus dem Wiley-VCH-Verlag wendet sich an praktisch jedermann: „Schützen Sie sich und Ihre Familie vor Eurokrise, Inflation und Staatsverarmung“, so der Untertitel des 2011 erschienen Werkes (ISBN 978-3-527-50627-9).

Im ersten Teil liefert Klaus eine prägnante Bestandsaufnahme und Ausblick. Ein zentrales, leider bis heute gültiges Bild ist die „fortgesetzte Notfallbeatmung“. Klaus liefert einen Schlüssel zum Verständnis: Fiat Money – das Geld aus dem Nichts. Dann thematisiert er das unbekannte Wesen „Inflation“, den Blindflug der Notenbanken und bermekt,dass dei Staatsgläubigkeit soeben erst wirklich zu wanken beginnt.

Die Konstruktionsfehler der Eurozone, die USA als Gefangene in der Schuldenspirale sowie die nächste große Blase führen Klaus zur Antwort auf die Frage, warum Staatsanleihen nicht so sicher sind, wie sie scheinen. Vor diesem Hintergrund sind Finanzkrisen und Währungsreformen sowie glückliche Schwellenmärkte mit ihren Demografie zu betrachten.

Klaus kristallisiert fünf Optionen für die nächsten Jahre heraus. Option 1: Konsolidierung der Haushalte – der Weg in die Deflation und in soziale Unruhen. Option 2: Kurzfristige Linderung – der spendable Onkel macht die Taschen auf. Option 3: Hohes Wirtschaftswachstum sorgt für steigende   Staatseinnahmen – vermutlich nur in der Theorie. Option 4: Staatspleiten – alles zurück auf Los. Und Option 5: Inflation bringt die Schulden zum Schmelzen – der Ritt auf der Rasierklinge.

Nachdem sich der Leser mit den wahrscheinlichsten Szenarien vertraut machen konnte, bietet Klaus einen „Kurs in Sachen wirtschaftlicher Selbstverteidigung“ und räumt nach ein paar wichtigen Regeln zu Beginn mit dem Wunschdenken auf, man könne sich mühelos der Probleme entziehen: „Geldanlage ist Arbeit“, schreibt Klaus, und fordert dazu auf, eine Bestandsaufnahme zu machen.

Dazu gehört das Risikoprofiling: „Was für ein Risiko-Typ sind Sie?“ Klaus hält einige unumustrittene Faustregeln für den Vermögensaufbau parat: „Schaffen Sie ausreichende Rücklagen! Verlassen Sie sich auf Ihren gesunden Menschenverstand! Sich auf eigene Füße stellen: selbst vorsorgen, aber bitte nicht mit Lebensversicherungen“, warnt Klaus, noch bevor die Ratingagenturen 2012 errechneten, dass die Lebensversicherungen durchschnittlich eine Rendite versprechen, die sie im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld selbst nicht erwirtschaften können.

Klaus skiziert die sozialen Sicherungssysteme in Deutschland und den „Sprengsatz Lebensversicherung“. Während viele glauben, man müsse das niedrige Zinsniveau durch exzessive Kreditaufnahme nutzen, rät Klaus umgekehrt dazu, die persönliche Verschuldung abzubauen.

Die richtigen Anlageformen geht Klaus systematisch durch: Geldwerte versus Sachwerte, Aktien, Immobilien, Rohstoffe. Für das Deflations-Szenario sind Bargeld, Anleihen und Wandelanleihen vorzusehen. „Auf die Mischung kommt es an. Streuen Sie Ihre Investments –   nicht nur ein Land, nicht nur eine Bank.“

Klaus weiß sein Thema in einen umfassenderen Kontext zu stellen: Die Wahl des Vermögensmittelpunkts und die Rolle des Heimatmarktes, Schweiz, Singapur, die Absicherung der internationalen Investments und die Wahl des richtigen Lebensmittelpunkt. Wer schon ans Auswandern als eine Lösung gedacht hat, erhält eine Anleitung, wie man die Länder bewerten kann.

„Nichts überstürzen,“ fasst Klaus zusammen, „aber Augen offen halten.“ Klaus lenkt abschließend die Aufmerksamkeit auf die wichtigste Kraft, um Werte zu schaffen, nämlich die eigene Schaffenskraft und die der nächsten Generation: „Investieren Sie in Bildung. Überprüfen Sie Ihre eigene berufliche Situation.“ Und: „Setzen Sie für Ihre Kinder auf Privatschulen!“

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Scope bündelt Analysen, Marktinformationen und Ratings

Von Dr. Oliver Everling | 24.Juli 2012

Auf einer neuen Internetplattform bündelt Scope ab sofort unter www.corporaterating.scope.de alle Scope Ratings, Analyseergebnisse, Marktinformationen und wichtige Kennzahlen zu Unternehmen und ihren Anleihen. Das neue, zunächst zweisprachige Informationsangebot in englischer und deutscher Sprache soll institutionelle Investoren aus ganz Europa bei der Prüfung, der Auswahl und dem Monitoring von Anleihen unterstützen.

Ausgehend von mittelständischen Unternehmen aus Deutschland will Scope die neue Plattform bis zum vierten Quartal 2012 auf Ratings mittelständischer Emittenten aus dem europäischen Ausland und auf Bewertungen größerer, z.B. M-DAX-Unternehmen ausweiten.

Mit dem neuen Informationsangebot zielt Scope auf eine möglichst breite Marktabdeckung im Anleihesektor, um institutionellen Anlegern einen umfassenden und übersichtlichen Vergleich zwischen Emittenten und ihren Anleihen hinsichtlich aller wesentlichen Kennziffern zubieten. Integraler Bestandteil ist ein auf die Controlling-Systeme institutioneller Investorenabgestimmtes System zum Monitoring der Risiken.

„Wir spüren derzeit ein enormes Interesse institutioneller Anleger für Anleihen mittelständischer europäischer Unternehmen“,erklärt Scope CEO Florian Schoeller. „Der wichtigste Aspekt, warum sich diese Anlegertrotzdem noch so zögerlich verhalten, ist der Mangel an Transparenz und das Fehlen notwendiger Analysetools. Mit unserer neuen Informationsplattform schließen wir die Lücke und schaffen die Voraussetzungen für ein verstärktes Engagement institutioneller Anleger“, so Schoeller.

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Kitas am Tropf des Kommunalratings

Von Dr. Oliver Everling | 20.Juli 2012

Demonstration für Kitas auf dem Odeonsplatz in München am 16. Juli 2012

Demonstration für Kitas auf dem Odeonsplatz in München

Kitas bringen Demonstranten auf die Straße: Wie auf dem Odeonsplatz in München. Gefordert wird mehr Qualität – leider eine Dimension, die nicht nur von gutem Willen, sondern meist auch vom Einsatz ausreichender finanzieller Mittel abhängig ist. Die Mittel aus öffentlichen Kassen werden nun knapp. Noch schwieriger als in Bayern stellt sich die Situation in Nordrhein-Westfalen dar, wo viele Kommunen bereits unter Nothaushaltsrecht stehen – de facto also ihrer Möglichkeiten beraubt sind, mit finanziellen Hilfen die Situation in den Kitas zu verbessen.

Da es kein öffentliches Rating von Kommunen gibt, ist vielen Bürgern die tatsächliche Finanzlage ihrer Landkreise, Städte und Gemeinden kaum bewusst. Auf der Ebene von Staaten wie Protugal, Italien, Griechenland und Spanien werden Länderratings intensiv diskutiert. Die Finanzmärkte eilen den Herabstufungen durch internationale Ratingagenturen sogar voraus und entziehen den Staaten das Vertrauen, so dass sich diese zu noch ungünstigeren Bedingungen refinanzieren müssen oder sogar – wie im Falle Griechenlands – ohne Hilfen aus finanzstärkeren Ländern ihre Verpflichtungen nicht mehr erfüllen können.

Für viele Kommunen entsteht ein Handlungsdruck durch steigende Ausgaben und zugleich sinkende Einnahmen. Für Städte und Gemeinden gibt es kein Insolvenzrecht. Daraus wird irrtümlich gefolgert, Kommunen könnten nicht insolvent, also zahlungsunfähig werden. Zwar sind viele Kommunen auch Träger der örtlichen Sparkassen. Die Sparkassen können aber nicht in beliebigem Umfang gezwungen werden, Finanzlöcher der öffentlichen Haushalte zu schließen. Mithin bedarf es eines Ratings, mit dessen Hilfe in der Art von Schulnoten die Wahrscheinlichkeit zum Ausdruck gebracht wird, dass die Kommune ihr „Klassenziel“, nämlich die Deckung von Ausgaben durch Einnahmen, erreicht.

Solange kein kommunales Rating der Finanzkraft Licht in die wahren Verhältnisse wirft, bleibt es beim Blindflug: Nur wer die Temperatur misst, kann einer Überhitzung gegensteuern. Diese und weitere Themen werden auf der Tagung „Kita 3.0 Vom Spielplatz zur Bildungseinrichtung“   am 15. und 16. September 2012 auf der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach diskutiert. Mehr Infos im Kita 3.0 Ankündigungsflyer sowie bei der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.

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Warnschuss fürs Aaa bei Microsoft

Von Dr. Oliver Everling | 20.Juli 2012

Microsofts Abschreibung des Kaufs von aQuantive wurde von der Ratingagentur Moody’s aufmerksam beobachtet. Schon am 10. Juli 2012 warnte Moody’s, dass darin eine negative Entwicklung zu sehen sei, die bei Microsoft zum ersten Quartalsverlust seit über zwei Jahrzehnten führen könnte. Dieser Verlust wurde nun bestätigt.

Microsoft hatte zuvor schon angekündigt, eine nicht zahlungswirksamen, steuerlich nicht abzugsfähige Belastung in der Gewinn- und Verlustrechnung während des vierten Quartals des Geschäftsjahres 2012 für die Wertminderung des Goodwill in seiner Online Services Division („OSD“) hinnehmen zu müssen.“Die Abschreibung wird wahrscheinlich zum ersten vierteljährlichen Verlust von Microsoft in den vergangenen 20 Jahren führen und ist für ein Aaa-beurteiltes Unternehmen ungewöhnlich. Obwohl peinlich, hat die Abschreibung keinen Einfluss auf unsere Erwartungen, dass Microsoft über 20 Milliarden Dollar an freiem Cash-flow im nächsten Jahr zu generieren in der Lage ist“, kommentieren die Analysten von Moody’s.

Die US-Ratingagentur stützt sich in ihrem Urteil insbesondere auf die Fähigkeit von Microsoft, weiterhin freien Cash-flow aus dem Verkauf seines Betriebssystems und seiner Produktivitätssoftware zu erwirtschaften. Microsoft landet zwar nicht auf Watch-Status. Das Aaa bleibt stabil. Immerhin ist Moody’s Analysten aber bewusst und es eine Pressemitteilung wert, auf den latenten Widerspruch eines solchen Quartalsverlustes zum Status eines Aaa-Emittenten zu sprechen zu kommen. Microsoft war von 1999 bis 2001 Aa3, von 2001 bis 2004 Aa2 geratet. Die Ratinghistorie wurde durchbrochen und erst ab 22. September 2008 mit Aaa fortgesetzt, also kurz nach der Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers Inc. am 15. September 2008, mit der weltweit die Turbulenzen an den Finanzmärkten ihre Höhepunkte erreichten.

Würde es die Freundschaft zwischen Warren E. Buffett und Bill Gates belasten, wenn Buffet’s Ratingagentur Gates‘ Softwarekonzern herabstufen würde? Das Unternehmensrating von Microsoft Corp. ist AAA und Aaa sowohl von Standard & Poor’s Rating Services als auch Moody’s Investors Service Inc. Commercial Paper wird ebenfalls in den obersten Kategorien beurteilt, A-1+ durch Standard & Poor’s und P-1 durch Moody’s.

Der Niedergang einer AAA-Ikone beginnt oft mit zunächst leicht korrigierbaren Fehlern, wurzelt aber meist in strategischen Fehlern, die sich erst nach Jahren bis hin zu den Gläubigerpositionen mit Verlusten auswirken. Microsoft’s Abhängigkeit von Erträgen aus dem Verkauf von Windows und Office-Programmen ist nach wie vor hoch. Noch ist vielen Nutzern nicht bewusst, dass die meisten, täglich benötigten Funktionen dieser Programme bereits durch winzige Apps erledigt werden können, die gratis oder gegen geringes Entgelt auf Endgeräte verschiedener Art geladen werden können, von denen die meisten schon heute ohne das Betriebssystem Windows auskommen oder betrieben werden können.

Das von Microsoft anfänglich „verschlafene“ World Wide Web macht dem Konzern nun doppelt zu schaffen: Zum einen sind viele Microsoft-Produkte nicht mehr an der Speerspitze der Entwicklung im Web 2.0 und höher, zum anderen wird durch das Internet der Zugang zu alternativen Betriebssystemen und Anwendungen wie nie zuvor dem Nutzer transparent gemacht und erleichtert. Wer in Zeiträumen von Generationen denkt, kann sich daher vorstellen, wie auch Microsoft in zwanzig Jahren zu den einstigen Aaa-Adressen gehören könnte, die nach Moody’s Ausfallstatistik nach zahlreichen kleinen Schritten der Herabstufung in den spekulativen Bereich und schließlich in Schwierigkeiten geraten.

Langfristige Ratings werden mit einem Prognosehorizont von vier bis fünf Jahren erstellt. Während kurzfristig ein Aaa für eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit spricht, dass der so beurteilte Emittent rechtlich gebunden, wirtschaftlich in der Lage und willig ist, seinen zwingend fälligen Zahlungsverpflichtungen uneingeschränkt nachzukommen, muss unterstrichen werden, dass mit einem Aaa keine Garantie gegeben wird, dass es langfristig nicht doch zu Herabstufungen kommen könnte. Das gilt auch dann, wenn – wie im Falle von Microsoft – der Ausblick heute noch stabil ist, denn dieser gilt ebenfalls nur für einen begrenzten Zeitraum.

Viele Microsoft-Produkte schleppen immer noch die alte Welt des Bemalens, des Beschriftens und des Bedruckens von Papier in sich. Seitenformate, Formatierungen, Seitenumbrüche, Seitenzählungen usw. sind alles Funktionen, die mit jeder Datei transportiert werden müssen, aber nur in der alten Welt von Bedeutung waren, als in Büros und zu Hause noch wie verrückt ausgedruckt und auf Papier gelesen und gearbeitet wurde. „Ordner“ statt „Labels“ ahmen noch heute bei Microsoft-Produkten staubige Büroregale nach, statt Anwender an die volle Kraft der digitalen Revolution im Büro heranzuführen. Das alles sind nur Beispiele dafür, worin der Keim künftig nachlassender Wettbewerbsfähigkeit und schließlich auch wachsender finanzieller Engpässe eines Aaa-gerateten Konzerns begründet liege könnte. Microsoft blieben heute noch die Bestnote im Rating und die Chance, mit ihren neuen Produktgenerationen Spitzenstellungen zu behalten.

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Spanien auf dem Weg zur Bad Bank

Von Dr. Oliver Everling | 20.Juli 2012

Die sofortige Gründung einer zentralen Bad Bank und die radikale Restrukturierung des spanischen Bankensystems ist laut Coface die einzige Lösung, um Spanien zu retten. Drastische Sparmaßnahmen seien dagegen Gift. Sie würden die geringe Inlandsnachfrage weiter abschwächen und die Krise verschärfen.

Die Situation in Spanien ist ernst: Das Grundproblem der iberischen Halbinsel liegt in der Verschuldung des privaten Sektors. Zusammen mit der geplatzten Immobilenblase lässt dies Spanien nicht aus der Rezession herauskommen. Die sofortige Gründung einer Bad Bank ist die einzige Lösung aus Sicht des internationalen Kreditversicherers. „Indem faule Kredite aus den Banken gezogen werden, wird das Vertrauen der Anleger in die Kreditinstitute wieder gestärkt“, meint Franz J. Michel, Vorstandsvorsitzender von Coface Deutschland.

Spanische Unternehmen haben nicht nur mit der schlechten Binnensituation zu kämpfen, sondern sind auch verwundbarer gegenüber externen Schocks geworden. Im ersten Quartal 2012 hat Coface dreimal so viele Zahlungsausfälle und -verzögerungen beobachtet wie 2007. Vor allem die Baubranche und die Lebensmittelindustrie sind betroffen. „Die sinkende Zahlungsmoral und die schwierige Situation der Realwirtschaft haben uns veranlasst, die Länderbewertung für Spanien auf A4 mit negativem Ausblick zu setzen“, erklärt Franz J. Michel. Coface habe eine volkswirtschaftliche Verantwortung und nehme auch bei einer getrübten Risikolandschaft mit steigenden Schäden ihren Auftrag wahr, Bonitäten einzuschätzen und Limite festzusetzen. Jedoch nicht um jeden Preis.

Die viertgrößte Volkswirtschaft Europas braucht die Hilfe der Europäischen Union. Doch sollte diese nicht nur auf den öffentlichen Sektor abzielen, sondern auch den hochverschuldeten privaten Sektor unterstützen. Spanien ist nicht Griechenland. Auch wenn die angespannte Lage in Spanien eine Herausforderung für die Euro-Zone darstellt, kann das Land mit den richtigen Maßnahmen die Krise überwinden.

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Mehr Ausfälle binnen Jahresfrist

Von Dr. Oliver Everling | 19.Juli 2012

Der Deutschland-Index des Wirtschaftsinformationsdienstes Hoppenstedt360 ist erstmals seit eineinhalb Jahren wieder leicht gestiegen. Damit schlägt die Wirkung der anhaltenden Schuldenkrise der Euro-Zone sowie der schwächeren Weltkonjunktur durch auf die Prognose der Unternehmensausfälle in Deutschland.

„Es ist soweit: Die schlappe Binnenkonjunktur in Europa spiegelt sich nun auch in der Ausfallprognose wieder“, erläutert Martin Zuberek, Direktor und Risikoexperte der Hoppenstedt360 GmbH, den Anstieg des Deutschland-Index. „Deutschlands Unternehmen werden in den kommenden Monaten vermehrt die Konsequenzen der Schuldenkrise zu spüren bekommen – wenn auch viel schwächer als in vielen anderen Ländern der Euro-Zone.“

„Trotz des absehbaren Anstiegs der Ausfälle in den kommenden Monaten ist derzeit weder das Wort Krise noch Rezession angebracht“, mahnt Zuberek. Nachdem der Index im vergangenen Jahr Monat für Monat neue Bestwerte erreichte und Deutschlands konjunkturelle Entwicklung abgekoppelt vom Rest Europas schien, bremst die Euroschuldenkrise nun doch das Wachstum. Immerhin ist der Binnenmarkt der EU weiterhin der größte Markt für die deutschen Exportunternehmen. Die schwache Konjunktur und damit verbunden die sinkende Nachfrage bekommen jetzt auch die deutschen Unternehmen zu spüren. Zusätzlich fehlen die Impulse Chinas für die Weltwirtschaft und damit die Weltkonjunktur. Chinas Wachstum liegt aktuell auf dem Niveau wie zu Hochzeiten der Krise 2009.Doch einige Faktoren mildern die Auswirkungen ab: So bewirkt der spürbar gefallene Ölpreis auf der Einkaufsseite positive Effekte – vor allem Vorprodukte und einfache Produktionsmaterialien sind damit günstiger zu bekommen. Obendrein hilft der niedrige Euro-Kurs den Exporteuren.

„Dass 2012 ein schwieriges Jahr wird, war Ende 2011 schon bekannt“, fasst Zuberek die Entwicklung zusammen. „Unternehmen sollten sich auf ihre Stärken – Wettbewerbsfähigkeit und Innovation – konzentrieren und mit Bedacht agieren. Falsch wäre es, sich von der Nervosität der Finanzmärkte anstecken zu lassen.“

Was auf die Unternehmen zukommt, wie sich Banken in ihrem Kreditgeschäft verhalten und wie die Kreditkultur betroffen ist, das wird auf der Jahrestagung „Umbruch in der Kreditkultur“ diskutiert. Weitere Informationen bei WSF Wirtschaftsseminare.

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Drei Geburtstagskerzen und vier Sterne für Mandarine Reflex

Von Dr. Oliver Everling | 19.Juli 2012

Der im Juni 2009 eingeführte flexible Fonds Mandarine Reflex feiert sein dreijähriges Bestehen mit einer Performance von +20,9 Prozent (am 29.06.2012). Das entspricht einer jährlich berechneten Performance von +6,4 Prozent. Die Performance des Mandarine Reflex deckt sich mit der des europäischen Index Stoxx 600 (+22 Prozent im gleichen Zeitraum). Gleichzeitig weist der Fonds jedoch eine viel geringere Volatilität auf (9,6 Prozent im Vergleich zu 19,3 Prozent des europäischen Index). Darüber hinaus schlägt der Mandarine Reflex den französischen Index CAC All Tradable, der im gleichen Zeitraum eine kumulierte Performance von +7 Prozent bei einer Volatilität von 23 Prozent aufweist.

Morningstar zeichnet Mandarine Reflex mit vier Sternen ausDiese guten Ergebnisse stellen die Leistungsfähigkeit des Mandarine Reflex unter Beweis. Der Fonds verbindet das Fachwissen von Mandarine Gestion bei der Papierauswahl mit dem Know-how von Edmond de Rothschild Asset Management (EDRAM) bei der Asset-Allokation. Die Leistung und die Managementqualität des Mandarine Reflex wurden von Morningstar mit vier Sternen ausgezeichnet.

Dank seines variablen Aktienanteils von 0 bis maximal 60 Prozent kann der Mandarine Reflex unmittelbar auf das Marktumfeld reagieren und von steigenden Kursen profitieren beziehungsweise das Engagement bei einer Baisse reduzieren. Durch das aktive Management der variablen Aktienanteile, welches täglich optimiert wird, passt sich der Fonds den Entwicklungen an der Börse unmittelbar an und bietet das beste Performance-Risiko-Verhältnis. „Die Performance unseres Fonds Mandarine Reflex entspricht den Managementzielen unserer Anleger“, erklärt Andreas Krebs, Managing Director und Partner von Mandarine Gestion. „Diese haben uns zu einer ihrer bevorzugten Managementgesellschaften gewählt und uns bei den von Boursorama und Morningstar organisierten Investors Awards 2012 mit dem ‚Young Talent Award‘ ausgezeichnet. Dieser Preis ist ein Beweis für das Vertrauen und die Zufriedenheit unserer Anleger, für die wir die Qualität unseres Managements weiter verbessern wollen.“

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Krise in Südeuropa treibt Talfahrt

Von Dr. Oliver Everling | 17.Juli 2012

Kein Wunder: „Krise in Südeuropa spitzt sich zu“ – das schreibt die der Kreditversicherer Coface anlässlich einer aktuellen Coface-Länderbewertung im Juli 2012. Coface stuft demnach sechs Länder, darunter Spanien, Italien, Zypern und Indien, in seinen Länderbewertungen schlechter ein. „Anlass geben die schwierigen Bedingungen für die Realwirtschaft und das Nachlassen der Zahlungsmoral. Spanien (A4), Italien (A4) und Indien (A3) stehen unter negativer Beobachtung“, wird dazu aus Mainz berichtet.

Zypern stuft der internationale Kreditversicherer von B auf C herunter. Indonesien (B) dagegen wird mit positivem Ausblick versehen. Die Rezession in Südeuropa beeinträchtigt Spanien und Italien und hat sich inzwischen bis nach Zypern ausgebreitet. Für die drei Länder erwartet Coface in 2012 einen Wirtschaftsabschwung von 2 Prozent (Spanien), 1,8 Prozent (Italien) und 1,3 Prozent (Zypern).

Beim indischen Wachstumsmodell zeichnen sich erste Schwierigkeiten ab und Argentiniens Geschäftsumfeld zeigt Anzeichen von Verfall. Einen Lichtblick entdeckt jedoch der Kreditversicherer: „Gestützt von der Dynamik des heimischen Marktes besitzt Indonesien genügend Widerstandskraft, um sich gegenüber der Verschlechterung des wirtschaftlichen Umfelds zu behaupten.“

Weil sich die wirtschaftliche Situation in Südeuropa verschlechtert, versieht Coface die A4-Bewertungen von Spanien und Italien mit negativem Ausblick. Zypern wird von B auf C heruntergestuft. „Im ersten Quartal 2012 hat sich die Rezession in Spanien verschlimmert. Zahlungsverzögerungen und Insolvenzen nehmen in Spanien zu. Nicht nur die Baubranche, sondern auch die Bereiche Lebensmittel, Elektrogeräte, Chemie und Nichtfachhandel sind betroffen. Das ausbleibende Wachstum macht eine Reduzierung der Staatsverschuldung unmöglich und die Lage auf dem Sekundärmarkt bleibt weiterhin merklich angespannt.“

Der Industrie- und Dienstleistungsbereich sei stark rückläufig und die Immobilienpreise seien im Vergleich zum Spitzenwert von Dezember 2007 um 30 Prozent gefallen. Die Arbeitslosenquote steige weiter – seit März 2012 liege sie bei über 24 Prozent.

Coface beobachtet eine deutliche Verschlechterung des Zahlungsverhaltens italienischer Unternehmen, vor allem im Metall-, Lebensmittel-, Bau- und Textilbereich. In Italien ging das BIP im ersten Quartal 2012 zum dritten Mal in Folge zurück, und zwar um 0,8 Prozent. „Die rückläufige Entwicklung im Industriesektor beschleunigte sich. Besonders die Baubranche musste innerhalb eines Jahres einen Einbruch von 15,1 Prozent hinnehmen. Die Arbeitslosenquote erreichte im April mit 10,2 Prozent Rekordhöhe.“

Zu einem Zeitpunkt, an dem Reformen zu einer steigenden Desillusionierung in der Bevölkerung führen könnten, stellt das Ausmaß der Staatsverschuldung eine ernsthafte Bedrohung dar. Inwieweit das Land die Verschuldung in den Griff bekommt, hängt in hohem Maße davon ab, wie sich die Markterwartungen verändern.

Zypern ist das fünfte Land der Euro-Zone, das um Hilfe aus dem Euro-Rettungsschirm bittet. Die Banken, stark griechischen Risiken ausgesetzt, stellen mit einer Bilanzsumme, die siebenmal so hoch ist wie das BIP Zyperns, ein systemisches Risiko dar. Die Privatverschuldung (311 Prozent des BIP in 2011) ist auf Zypern die höchste in Europa, die Verschuldungsrate der  Unternehmen beläuft sich auf 186 Prozent des BIP, warnt Coface. „Während die Baubranche noch immer unter den Folgen der geplatzten Immobilienblase leidet, haben massive Ausfälle in der Stromversorgung der Petrochemie zu schaffen gemacht.“

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Goldman Sachs produziert gute Nachricht

Von Dr. Oliver Everling | 17.Juli 2012

„Goldman Sachs schlägt (deutlich reduzierte) Markterwartungen“ – so lautet eine Schlagzeile aus einer aktuellen Researchpublikation „Flash – Banken“ aus dem DZ BANK Research. Goldman Sachs (GS) hat, berichtet das Spitzeninstitut des Genossenschaftssektor in Frankfurt am Main, im zweiten Quartal 2012 mit einem Nettogewinn von 962 Mio. USD die durchschnittlichen Markterwartungen von 630 Mio. USD deutlich übertreffen können. Gleiches gelte für den Umsatz, der sich auf 6,6 Mrd. USD belief.

„Für Euphorie besteht dennoch kein Anlass,“ warnen die Experten aus dem Sektor der Genossenschaftsbanken, „sind die durchschnittlichen Gewinnerwartungen in den letzten Wochen doch deutlich zurückgenommen worden.“ Betrachte man nämlich die letzten beiden Jahre, so sei das zweite Quartal 2012 das zweitschlechteste gewesen (in 3Q11 musste GS einen Verlust über 393 Mio. USD ausweisen).

Einmal mehr sei deutlich geworden, wie stark GS nach wie vor von der Entwicklung der Kapitalmärkte, insbesondere der Aktienmärkte abhängig ist. Zwar sei GS bemüht, diese Abhängigkeit zu verringern; nach wie vor seien die Ergebnisschwankungen der Sparte Investing & Lending und deren Bedeutung für die Konzernergebnisse hoch und kaum zu prognostizieren. Vergleiche man das erste und zweite Quartal 2012 miteinander, so sei der bereinigte Vorsteuergewinn um rund 2 Mrd. USD gefallen.

„Das Ergebnis aus Investments in öffentlich notierte Aktien hat sich um rund 1 Mrd. USD verschlechert und ist dafür für die Hälfte des Ergebnisrückgangs verantwortlich! Wir hatten bereits bei der Kommentierung der Q1-Zahlen davor gewarnt,“ schreiben die Analysten stolz über ihre eingetretenen Prognosen, „dass nach kräftigen Gewinnen im ersten Quartal in den Folgequartalen vermutlich wieder Verluste bei Eigenanlagen folgen dürften.“

Positiv sei jedoch, dass GS in einem solch schwierigen Umfeld dank der variablen Mitarbeitervergütungen dennoch profitabel operieren könne und nach Kenntnis des DZ BANK Research auch nicht in die Ermittlungen um die Manipulation der LIBOR-Zinssätze involviert sei. „Insofern lautet unser Anlageurteil für Anleihen und CDS von GS unverändert auf Marketperformer.“

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Biogas Nord-Anleihe in URA-Beobachtung

Von Dr. Oliver Everling | 17.Juli 2012

Mit dem Monitoring von Mittelstandsanleihen geht die URA Rating Agentur mit einer weiteren Aktualisierung des URA Emissions Checks aufgrund neuer Jahresabschlüsse in die Offensive im Ratingmarkt. Nun berichtet die Agentur über die Neuaufnahme der Biogas Nord-Anleihe in die URA-Beobachtung.

Nach dem Erscheinen weiterer Jahresabschlüsse zum Geschäftsjahr 2011 bzw. neuer Halbjahresabschlüsse zum 31. 3. 2012 hat die URA Rating Agentur ihren Emissions Check für folgende Mittelstandsanleihen aktualisiert: GIF, GOLFINO, Katjes, KTG Agrar I+II, Procar, Royalbeach und Scholz. Die Gesamtbeurteilung des Emissions Checks für diese 8 Anleihen hat sich gegenüber dem Stand 5. 7. 2012 nicht verändert, berichtet die Agentur aus München.

Sollte sich allerdings das bei Creditreform in Bearbeitung befindliche Folgerating für GIF (Ursprungsrating seit dem 27. 6. 2012 abgelaufen; hat von der Börse Düsseldorf eine einmonatige Nachfrist erhalten) gegenüber dem letzten Rating verschlechtern, so würde die Anleihe einen „URA-Haken“ verlieren, warnt die Agentur.

Ganz neu in den URA Emissions Check aufgenommen wurde die Anleihe der Biogas Nord AG, die nach Angaben des Unternehmens im „mittelstandsmarkt“ der Börse Düsseldorf emittiert werden soll (Zeichnungsfrist erst nach der Sommerpause, d.h. 3. – 21. 9. 2012). Einige der 8 Bewertungskriterien des URA Emissions Checks sind zwar gut bis sehr gut ausgefallen; Biogas Nord profitierte hierbei – wie vorher schon MT-Energie – von der durch Vorzieheffekte begünstigten sehr guten Branchenentwicklung in 2011.

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