INCRA und/oder Europäische Ratingagentur?

Von Dr. Oliver Everling | 27.Juni 2012

Nach dem erfolgreichen Start von INCRA am 19. April 2012 und der enormen Berichterstattung in der Presse der ganzen Welt, vor allem in Europa, hat das Bertelsmann-Team zum Länderrating die zweite Phase gestartet, die auf dem Rollout und Implementierung von INCRA fokussiert wird. „Unser Hauptziel ist,“ sagt Annette Heuser, Executive Director der Bertelsmann Foundation in Washington DC, „den Vorschlag mit den wichtigsten Interessengruppen auf der ganzen Welt, darunter Vertreter aus Politik und den Unternehmenssektor, zu diskutieren. Die erste Station war Brüssel, wo wir erfolgreiche Treffen mit Vertretern der EU-Kommission, dem Europäischen Rat und dem EU-Parlament hatten, zusammen mit privaten Akteuren, darunter Vertreter von Banken und der Think Tanks.“

„Mein Gesamteindruck war,“ so Heuser weiter, „dass es eine Änderung der Stimmung in der Europäischen Union gibt: Die Schaffung einer europäischen Ratingagentur und die Bewertung der Auswirkungen von Ratings auf die Länder ist nicht mehr an der Spitze der Tagesordnung. Key-Player werden nun von der wichtigsten Frage des Umgangs mit der Krise beschäftigt.“

Darüber hinaus werde das Konzept einer europäischen Ratingagentur nicht mehr als die primäre und richtige Antwort auf die Fragen nach dem Oligopol der drei großen Ratingagenturen in den USA und darauf gesehen, wie die Qualität der Ratings erhöht werden kann. „Deshalb wurde unser Ansatz sehr begrüßt“, freut sich Heuser und stützt sich auf sehr positive Äußerungen zur Einrichtung einer internationalen Non-Profit-CRA für Länderrisiken.

Die wichtigste Fragen, die in allen Sitzungen in Bezug auf die Rolle gestellt wurden, die Regierungen im Bertelsmann-Modell spielen würden, und warum es Regierungen erlaubt sein sollte, die Mittel für die Ausstattung bereitzustellen, konnte demnach mit der Argumentation mit dem Governance-Modell beantwortet werden.

Die Länderratings sollten als „öffentliches Gut“ definiert werden – deshalb glaube das Team von Bertelsmann noch immer, dass die Beteiligung der Regierungen sinnvoll ist und keine Auswirkungen auf die Glaubwürdigkeit der Institution habe. Die nächste Roll-Out-Phase werde Treffen in Deutschland Ende September (in Frankfurt und Berlin) und in Brasilien im Oktober umfassen, einschließlich einer öffentlichen Diskussion auf dem Global Economic Symposium in Rio de Janeiro.

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Monitoring der BKN biostrom AG

Von Dr. Oliver Everling | 27.Juni 2012

Die URA Rating Agentur AG, München analysierte im Rahmen des URA Monitoring auch die 7,5% Anleihe der BKN biostrom AG 2011/2016, berichtet die Ratingagentur aus München. Es traten dem Bericht der URA Rating Agentur nach folgende Auffälligkeiten zu Tage: Der Geschäftsbericht 30. 9. 2011, der laut Finanzkalender bis März 2012 veröffentlicht werden sollte, liegt der URA Rating Agentur bisher noch nicht vor. Seit 18. 1. 2012 gibt es von Creditreform kein Emittentenrating mehr; seit 3. 5. 2012 gibt es auch kein vom Emittenten beauftragtes Emissionsrating.

Von den geplanten 25 Mio. EUR Anleihevolumen wurden bisher nur 7,5 Mio. realisiert, so die Vermutung der URA Rating Agentur. Die Emittentin sei eine reine Holdinggesellschaft (Ergebnisabführungsverträge) und damit vom Ergebnis der Beteiligungen (Projektgesellschaften) abhängig. Dies führe zur strukturellen Nachrangigkeit der Anleihegläubiger gegenüber den Gläubigern der Projektgesellschaften, zeigt die URA Rating Agentur auf.

Insgesamt sehen die Analysten der URA Rating Agentur in den Sicherungsrechte deshalb nur beschränkten Wert, weil die Anleihegläubiger gegenüber den Gläubigern der Projektgesellschaften nachrangig bedient werden: „Die Besicherung (für die Tilgung der Anleihe, Zinsen) erfolgt erstens durch Pfandrechte an (Kommandit-)Beteiligungen an Projektgesellschaften, die Biogas-Anlagen halten. Ein Teil dieser Projektgesellschaften muss die Biogasanlagen überhaupt erst bauen.     

Zitat aus dem Börsenprospekt: „Somit ist der wirtschaftlich wesentliche Teil der Sicherheiten in Bezug auf die Biogasanlagen noch nicht vorhanden“. Die Besicherung (für die Zinszahlungen) erfolgt zweitens dadurch, dass Einspeisevergütungen der Projektgesellschaften teilweise sicherungsweise an einen Treuhänder abgetreten werden. Für die von den Projektgesellschaften auf ein Treuhandkonto weitergeleiteten Einspeisevergütungen könnten im Falle einer Insolvenz der Emittentin u.U. Rückforderungsansprüche zu Lasten der Anleihegläubiger bestehen.

Die Rechte von Gläubigern der Projektgesellschaften, deren Anteile verpfändet wurden bzw. von denen Einspeisungen sicherungsweise abgetreten wurden, sowie die Gläubiger von persönlich haftenden Gesellschaftern der Projektgesellschaften seien vorrangig gegenüber den Sicherungsrechten der Anleihegläubiger – so die Analyse der URA Rating Agentur.

In den Insolvenzantragsverfahren der BKN biostrom AG, der biostrom Energiesysteme GmbH und der biostrom Service GmbH wurde vom Amtsgericht Vechta Rechtsanwalt Dr. Sven-Holger Undritz, Jungfernstieg 51, 20354 Hamburg, zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt, berichtete Günter Schlotmann, CEO der BKN biostrom AG am 14. 6. 2012.

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Warenkreditversicherung in Prozesse integrieren

Von Dr. Oliver Everling | 27.Juni 2012

Im Credit Management sind Warenkreditversicherungen (WKV) ein alltägliches Absicherungsinstrument vor Forderungsausfällen. Die Prof. Schumann GmbH bietet mit CAM (Credit Application Manager) eine Software-Lösung, die die WKV-Prozesse lückenlos ins Credit Management einbinden und automatisieren soll. „So praktisch eine Warenkreditversicherung auch ist,“ schreibt Prof. Schumann, „leider werden in vielen Unternehmen die Möglichkeiten zur technischen Anbindung und automatisierten Abwicklung nicht genutzt. Oftmals liegen die Informationen in getrennten Systemen vor oder sind überhaupt nicht elektronisch verfügbar.“

Das führe zu langwierigen manuellen Prozessen. Die Auswertungen, welcher Kunde mit welchem Limit versehen ist oder welche Kunden im Rahmen der Pauschalversicherung versichert sind, sind schwierig und zeitaufwändig. Neben dem fehlenden Überblick findet aber zusätzlich auch kein Abgleich zwischen der WKV-Absicherung und dem Credit Management statt. Das heiße, neu anzudienende Kunden oder Kunden, bei denen das Limit erhöht werden muss, würden nicht automatisch erkannt. Genauso könne es passieren, dass zu meldende Obliegenheiten oder Kunden, für die die Pauschaldeckung nicht gelte, nicht erkannt würden.

„Eine IT-Lösung im Credit Management sollte auch immer die Einbindung von Warenkreditversicherungen beinhalten. Schon seit Jahren arbeiten wir mit deutschen und internationalen Kreditversicherungsunternehmen eng zusammen. Kreditversicherungsprozesse sind in CAM integriert und unterstützen sowohl Kreditantragsprozesse, Überwachungssysteme und die Erfüllung von Obliegenheitspflichten“, so Robert Meters, Marketing- und Vertriebsleiter der Prof. Schumann GmbH.

Je nach Anbieter können Stammdatenabgleich, Bonitätsprüfung und verschiedene Aspekte der Antragsverwaltung automatisiert durchgeführt werden (z. B. Anträge stellen, Limiterhöhungen beantragen, Streichungen vornehmen oder Obliegenheitsmeldungen erkennen und vornehmen). Die Entscheidungen werden vom System revisionssicher dokumentiert und das intelligente Frühwarnsystem erinnert automatisch, z. B. sobald ein WKV Limit überschritten wird.

Auch angesichts der neuesten Entwicklungen im Versicherungsmarkt lohne es sich, über eine integrierte Credit Management Lösung nachzudenken. „Es werden zunehmend Police-Strukturen angeboten, die ein professionelles Credit Management zur Eigenprüfung von Risiken erfordern, wie Excess-of Loss-Versicherungen oder Kombinationen mit klassischen Kreditversicherungsprodukten“, erklärt Meters. Um die Vorteile effektiv zu nutzen, die diese neuen Modelle bieten, muss die Bonitätsprüfung und Kreditlimitvergabe in Eigenregie erfolgen. Eine entsprechende IT-Unterstützung wie CAM kann hier erfolgreich eingesetzt werden. „CAM wird auch von Warenkreditversicherungen als geeignete Lösung für das unternehmerische Credit Management akzeptiert und ermöglicht den Kunden den Zugang zu neuen Sicherungsstrategien – national wie international“, so Meters weiter.

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Ratingbestätigungen für ING, ABN AMRO und SNS REAAL

Von Dr. Oliver Everling | 26.Juni 2012

Fitch Ratings hat das Lang- und Kurzfristemittentenausfallrating (IDRs) der ING Group (‚A’/’F1′), ING Bank NV (ING Bank, ‚A+’/’F1+‘), ABN AMRO Bank NV (ABN AMRO, ‚A+’/’F1+‘), SNS REAAL NV (‚BBB+’/’F2′) und SNS Bank NV (‚BBB+’/’F2′) bestätigt. Der Ausblick bei allen diesen Unternehmen ist mit Blick auf die langfrristigen IDRs stabil.

Zugleich bestätigte die Agentur die Viability Ratings (VRs) von ING Bank, ABN AMRO und SNS Bank mit ‚a‘, ‚bbb+‘ bzw. ‚bbb-‚. Alle Ratings wurden aufgrund der zu erwartenden staatlichen Unterstützung dieser Institute durch den niederländischen Staat bestätigt. Dieser wurde zuletzt am 26. Juni 2012 mit AAA stabil geratet (www.fitchratings.com).

Nach Ansicht der Ratingagentur ist es angesichts der systemischen Bedeutung der genannten Institute unwahrscheinlich, dass der Staat im Falle drohender Zahlungsschwierigkeiten nicht einschreiten würde, um den Zusammenbruch dieser Institute zu verhindern. Fitch Ratings erachtet die Niederlande sowohl für befähigt, als auch gewillt, jeder Insolvenz dieser Banken zuvorzukommen.

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Neue Generation risikogewichteter ETFs

Von Dr. Oliver Everling | 26.Juni 2012

Lyxor Asset Management („Lyxor“) bringt zwei neue risikobasierte ETFs an die NYSE Euronext Paris. Die beiden ETFs sind die ersten einer ETF-Reihe, basierend auf einer neuen, von Lyxor eingeführten Index-Generation. Die Produkteinführung soll nach Angaben von Lzxor einen Meilenstein in der Weiterentwicklung von ETFs markieren und stellt einmal mehr die Innovationsführerschaft von Lyxor im Bereich ETF & Indexing unter Beweis.

Angesichts der Entwicklung der Aktienmärkte in den vergangenen zehn Jahren sei es wichtiger geworden, heißt es aus dem Hause Lyxor, Klumpenrisiken zu vermeiden und eine stärkere Diversifikation vorzunehmen. Lyxor entwickelt mit dieser Produktplatzierung sein Angebot im Bereich Smart Indexing weiter. Dabei soll es sich um eine effizientere und weniger volatile Alternative zu traditionellen, marktkapitalisierungsgewichteten Index-Lösungen handeln. „Investoren profitieren bei diesen ETFs von einer Gewichtungsmethode,“ schreibt Lyxor, „bei der das Risikomanagement der zentrale Aspekt bei der Zusammensetzung des Portfolios ist. Unveränderte Basis der neuen Produkte sind die Kernmerkmale über die alle Lyxor ETFs verfügen: hohe Liquidität, Qualität des Sekundärmarktes und niedrige Kosten.“ Im ETF-Rating werden die neuen Produkte ihre Qualitäten unter Beweis stellen müssen.

Der LYXOR ETF SMARTIX EURO iSTOXX 50 Equal Risk bietet Zugang zu Aktien in der Eurozone. Der von STOXX berechnete Index umfasst die gleichen Wertpapiere wie der EURO STOXX 50, erreicht jedoch durch die Gewichtung der Bestandteile des Index nach ihrem Risikobeitrag eine bessere Verteilung der Risiken. Die Indexmethode basiert auf dem von Lyxor rechtlich geschützten Equal-Risk-Contribution-Ansatz (ERC) und spiegelt alle Bewegungen des EURO iSTOXX 50 Equal Risk Index wider. Bei der ERC-Lösung ist das Risiko gleichmäßig auf alle Assets im Portfolio verteilt. Der LYXOR ETF SMARTIX EURO iSTOXX 50 Equal Risk richtet sich an Anleger, die in den Aktienmarkt der Eurozone investieren möchten und eine bessere Diversifizierung ihres Engagements durch die gleichmäßige Risikoverteilung auf die einzelnen Bestandteile des Index anstreben.

Der LYXOR ETF MSCI World Risk Weighted bietet Zugang zu internationalen Aktien. Der Index umfasst die gleichen Wertpapiere wie der MSCI-World-Index, erreicht jedoch durch die Gewichtung der Bestandteile des Index nach ihrem Risiko eine bessere Verteilung der Portfoliorisiken. Zur Bestimmung des Risikos der einzelnen Index-Komponenten wird ihre Volatilität betrachtet. Je höher das Risiko eines Bestandteils, desto geringer sein Gewicht. Dieser ETF spiegelt alle Bewegungen des MSCI-World-Risk-Weighted-Index wider. Der LYXOR ETF MSCI World Risk Weighted richtet sich an Anleger, die in internationale Aktienmärkte investieren, aber gleichzeitig die Risiken ihres Engagements senken wollen.

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Ratingberichte als Werbemitteilung?

Von Dr. Oliver Everling | 24.Juni 2012

Die RP Asset Finance Treuhand GmbH, München, empfiehlt Initiatoren geschlossener Fonds, Ratingberichte zu ihren Beteiligungsangeboten, die im Bankvertrieb verwendet werden sollen, ab sofort als Werbemitteilung zu kennzeichnen. Als auf die steuerliche und rechtliche Beratung von geschlossenen Fonds und anderen kollektiven Anlagemodellen spezialisierte Berater, habe sich RP Asset Finance Treuhand intensiv mit den Folgen des Gesetzes zur Novellierung des Finanzanlagenvermittler- und Vermögensanlagenrechts beschäftigt und noch Handlungsbedarf bei der Umsetzung der neuen Vorschriften identifiziert.

„Initiatoren müssen sich die Frage stellen, ob Ratingberichte Finanzanalysen im Sinne des WpHG darstellen und welche Konsequenzen daraus für die Verwendung von Ratingberichten im Rahmen des Bankvertriebs von geschlossenen Fonds resultieren“, erläutert Dr. Gunter Reiff, geschäftsführender Gesellschafter der RP Asset Finance Treuhand GmbH, die Problematik.

Es ist allgemein üblich, dass Fondsinitiatoren ihren Vertriebspartnern von Dritten erstellte Ratingberichte, wie z.B. Investmentanalysen, als Vertriebsunterstützung zur Verfügung stellen. Da es sich bei diesen Ratingberichten nach Auffassung der RP Asset Finance Treuhand regelmäßig um Finanzanalysen im weiteren Sinn (§34b Absatz 5 Satz 3 Wertpapierhandelsgesetz und §5a Absatz1 Satz1 Finanzanalyseverordnung) handelt, sind an die Erstellung besondere Maßstäbe anzulegen.

Reiff hierzu: „Weder das Wertpapierdienstleistungsunternehmen, von dem die Finanzanalyse erstellt wird, noch die Bank, die das von dem Dritten erstellte Rating öffentlich verbreitet bzw. an ihre Kunden weiter gibt, darf Zuwendungen im Sinne des §31d Absatz 2 WpHG von Personen annehmen, die ein wesentliches Interesse am Inhalt der Finanzanalyse haben. Da Ratings in der Regel nur nach Erwerb von kostenpflichtigen Lizenzen Dritten zugänglich gemacht werden können, liegt in einem solchen Fall eine Zuwendung vor, da man wohl getrost unterstellen darf, dass sowohl Fondsinitiatoren als auch Vertriebspartner ein Interesse am Inhalt der Finanzanalyse haben.“

Vor diesem Hintergrund sollten nach Auffassung der
RP Asset Finance Treuhand Ratingberichte eindeutig als Werbemitteilung gekennzeichnet und mit einem Hinweis nach §31 Absatz 2 Satz 4 WpHG versehen werden.

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Zahlungsausfälle bleiben begrenzt

Von Dr. Oliver Everling | 24.Juni 2012

Der Deutschland-Index des Wirtschaftsinformationsdienstes Hoppenstedt360 bestätigt für Mai das bereits berichtete Bild der letzten Monate. Er verbesserte sich erneut sowohl leicht gegenüber dem Vormonat als auch deutlich gegenüber dem Vorjahr. Mit Blick auf die kommenden 12 Monaten sei damit für Unternehmen abermals das Risiko gesunken, in dieser Zeit auszufallen, heißt es aus Darmstadt.

„Die Stabilität und wirtschaftliche Stärke der Unternehmen in Deutschland ist so gut wie seit Jahren nicht“, fasst Martin Zuberek, Direktor und Risikoexperte der Hoppenstedt360 GmbH, die Entwicklung des Deutschland-Index zusammen. „Die Unternehmen haben gelernt, ihre Risikofaktoren genau zu beurteilen, und die entsprechenden Prozesse zur Absicherung etabliert – das verhindert Ausfälle.“

Der Deutschland-Index lag im Mai 2012 bei 90,2 Prozent und damit 0,3 Prozentpunkte niedriger als im Vormonat (März 2012: 90,5 Prozent). Das ist abermals Bestwert seit Beginn der Auswertung. „Konkret heißt das: Im Mai 2012 verzeichnet Hoppenstedt360 einen Rückgang der Ausfallprognose deutscher Unternehmen um 9,8 Prozentpunkte,“ so D&B, „verglichen mit dem Referenzwert 100 Ende Dezember 2010.“

In den ersten 5 Monaten dieses Jahres fiel die Ausfallrate lediglich um 1,7 Punkte. „Der Index verharrt derzeit auf hohem Niveau“, erläutert Zuberek weiter. „Die deutschen Unternehmen trotzen damit immer noch und vor allem der Euroschuldenkrise.“

„Die verschiedenen Wirtschaftsindikatoren haben sich im April und Mai jeweils leicht eingetrübt, doch das war zu erwarten, da vor allem das 1. Quartal 2012 deutlich besser lief als von vielen Unternehmen und Experten vorhergesagt“, so Zuberek weiter. Mit Blick auf das zu erwartende Wirtschaftswachstum für 2012 von 0,4 Prozent sei es schlichtweg illusorisch gewesen, zu erwarten, dass Deutschlands Wirtschaft weiter von Rekordwert zu Rekordwert eilt – wie beispielsweise beim Export.

„An dieser Stelle helfen Realismus und Vertrauen“, empfiehlt Zuberek den Unternehmen. „Realismus gegenüber Wachstumsraten – es kommt immer der Punkt, an dem es nicht mehr weiter nach oben geht, auch beim Deutschland-Index. Und Vertrauen in die eigenen Stärken, die Wettbewerbsfähigkeit und die Güte der eigenen Risikoabsicherung.“ Wenn Unternehmen das immer beherzigten, dann könne die deutsche Wirtschaft auch mit einer schwächelnden Weltkonjunktur und der Euroschuldenkrise gut leben, dann bleibe die Entwicklung stabil.

Der Wert 100 bildet die Gesamtheit der deutschen Unternehmen ab, die am 31. Dezember 2010 Gefahr liefen, in den darauffolgenden 12 Monaten auszufallen. Die Entwicklung zeigt, dass der Umfang dieser Gruppe kleiner wird. Stand Mai 2012 werden 9,2 Prozent weniger Unternehmen ausfallen als noch Ende 2010 errechnet. Das bedeutet, dass es den Unternehmen in Deutschland in puncto Ausfallrisiko aktuell besser geht im Vergleich zum Vormonat und Vorjahr.

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Wiesbadener Investorentag

Von Dr. Oliver Everling | 22.Juni 2012

Der Wiesbadener Investorentag 2012 trägt den Untertitel „Mega Trends“.Ein Mega Trend ist auch der Zustrom zu dieser Veranstaltung für Investoren, die von der Ratingagentur Telos GmbH aus Wiesbaden alljährlich durchgeführt wird. In Wiesbaden treffen sich vor allem institutionelle Anleger, um sich über Transaktionsmotive, Märkte, modernes Bond Management, Multi-Assetklassen, nachhaltige Investments, Absolute Return und viele andere Themen mehr auszutauschen.

Dr. Frank Wehlmann, Geschäftsführer der Telos GmbH, erlaubt den Teilnehmern durch Vorträge namhafter Adressen seltene Einblicke in die Strategien und Motive von Investoren, zum Beispiel der ZF Friedrichshafen AG. Dieter Schorr, MBA, verantwortet das Asset Management der ZF Friedrichshafen AG. Nebenberuflich ist er Dozent für die Frankfurt School of Finance and Management, an der er auch studierte. Schorr erläurter beeindruckend die Motive der ZF Friedrichshafen, sich von bestimmten Fonds zu lösen: Schorr gibt eine erstaunlich breite Palette von Gründen preis, warum die ZF Friedrichshafen AG – nicht wegen mangelnder „Performance“ < sich von manchen Fonds bzw. Fondsmanagern trennen muss. Dr. Nicolas Schlotthauer von DB Advisors skizziert die Anlagemöglichkeiten in den globalen Emerging Markets – übrigens ein Begriff, der nicht etwa von der Deutschen Bank, sondern von der OECD festgelegt wird. Emerging Markets umfassen mehr als BRIC: Länder mit guter bis sehr guter Qualität wie Chile, China, Katar, Malaysia und Polen, ein gesundes Mittelfeld aus Brasilien, Komumbien, Mexiko, Namibia, Panaman, Peru, Russland und Südafrika über Namen mit „Zug zum Investment Grade“ wie Costa Rica, Indonesien, Türkei oder Uruguay bis hin zu „heißen“ Ländern wie Argentinien, Ukraine und Venezuela.

Schlotthauer warnt in jedem Fall vor der Idee, man könne sich mit Investments in Emerging Markets von den Entwicklungen in den Industrieländern abkoppeln, denn auch die Emerging Markets werden – trotz ihrer steigenden Bedeutung in der Weltwirtschaft – maßgeblich von der Konjunktur in den Industrieländern beeinflusst. Schlotthauer räumt auch mit einem alten Vorurteil auf, dass Investments in Schwellenländer die „dunkle Seite“ der Kapitalanlage seien: „Inzwischen gibt es Ratingagenturen, die unter Nachhaltigkeitsaspekten auch Länder durchleuchten.“ Durch Nachhaltigkeitsratings lassen sich die unterschiedlichen Qualitäten besser erkennen.

Bernd Vogel von Jupiter Asset Management schlägt in die gleiche Kerbe, indem er das „alte Weltbild“ in Frage stellt und traditionelles und modernes Bondmanagement gegenüberstellt. Das fange schon mit der Frage nach der Sicherheit von Staatsanleihen an und gehe weiter mit Fragen nach der Qualität der Banken. Der französische und deutsche Bankensektor seien die mit am niedrigsten kapitalisierten im internationalen Vergleich.

Giovanni Leonardo von Swiss & Global.Asset Management skizziert den zurzeit laufenden Enteignungsprozess: Mit stark negativen Realzinsen bei gleichzeitig hoher Volatilität – die wiederum ein „Gradmesser der Angst“ sei – befinden sich Sparer heute in einer einzigartigen Situation. Leonardo illustriert außerdem die zeitlich schwankenden Korrelationskoeffizienten. Leonardo, lic.rer.pol der Universität Bern, leitet das Team Multi Asset Class Solutions, ist CFA Charterholder und zugelassener EFFAS-Finanzanalyst (CEFA/AZEK).

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Aufbrechen der Eurozone eingepreist

Von Dr. Oliver Everling | 19.Juni 2012

„Spanien ist bei Moody’s nur noch einen Notch von Junk entfernt“, sagt Georg Schuh, CEFA, CIO und Mitglied der Geschäftsführung der Deutsche Asset Management Investmentgesellschaft mbH. Schuh sprach auf dem DVFA Asset Management Forum in Frankfurt am Main. Frank Klein von DB Advisors und Mitglied des Vorstands des DVFA e.V. führte Schuh mit der Anmerkung ein, dass sich „leider“ die im letzten Jahr von Schuh projezierten Szenarien realisiert und seine Prognosen als korrekt erwiesen haben.

Das Aufbruchszenario, dass Griechenland aus dem Euro aussteigen werde, sei heute noch deutlich eingepreist als zuvor. Insbesondere der extreme Rückgang der Staatsanleihenrenditen in Deutschland mache das deutlich. „Mit einem flexible Euro könne man den Brand und die Funktion des Euro als Reservewährung erhalten. Man würde sehen, die tun was, und Vertragstreue wird ernstgenommen. Man muss es auf den Versuch ankommen lassen, davon auch die Politik zu überzeugen.“

Spanien wie auch Italien würden von einem Ausstieg Griechenlands profitieren, denn es würde die Verunsicherung über den Umgang mit einer solchen Situation vermindern. Besser früher als später solle sich Griechenland verabschieden, fordert Schuh. Jede Lösung, die nicht versucht, unbegrenzte Absicherung zu suchen, helfe in Wahrheit nicht. Deshalb sei Spanien nahe am „Junk“.

Auch Italien sei nur noch drei Notches von S&P’s vom Junk entfernt. Die Regierung bzw. die Person Monti habe die Unterstützung durch die Bevölkerung verloren. „Die für Italien zuständigen Analysten von Moody’s und S&P’s kommen in ihrer Bedeutung noch vor Frau Merkel. Das ist ernst gemeint.“ Das Allerwichtigste in der Politik sei, so die Perspektive des Chief Investment Officers, im Rating Impulse zu setzen. Das einzige, was wirklich schnell helfen würde, wäre, den Ratingpuffer zu erweitern. „Das wäre die einzige Maßnahme, die uns noch viel Zeit geben würde.“

Die Kapitalmärkte fordern zur Beruhigung der KRise nicht nur einen überzeugenden Plan hin zur Fiskalunion, sondern mittlerweile auch eine Bankenunion, was nach Ansicht von Schuh konsequent wäre. Allerdings habe die Bundesbank die EZB-Forderung einer Bankenunion (vor Realisierung der Fiskalunion) klar abgelehnt.

„Wir empfehlen zunächst keine übergewichtete Rositionierung in Aktien/Risiko-Assets. Das Risiko“, so Schuh, „einer weiteren Eskalation der Eurokrise über den Sommer hinweg ist gestiegen, sollte nicht kurzfristig die EZB außergewöhnliche Maßnahmen ergreifen.“ Das größte Problem sei in Wahrheit ein Anstieg der Corporate Bond Spreads.

So viel wie möglich in Emerging Markets mit einer Liquiditätsreserve in Bundesanleihen, so die Anlagelogik von Schuh. „Die Politiker unterschätzen, wie weit das Szenario eingepreist sei.“ Schuh rechnet vor, dass mehr als jeder zweite Italieninvestor bereits davon ausgeht, dass er sein Geld nicht vollständig zurückerhalten werde. 89 % bei Portugal, 69 % bei Irland und 62 % bei Spanien – dies ergibt sich aus den kumulierten Ausfallwahrscheinlichkeiten von Staatsanleihen. Nur wenn man verstehe, wie weit ein Instrument vom Rating bedroht sei, könne man die Entwicklung richtig einschätzen.

Auch in Griechenland sei die Entwicklung der CDS ein Non-Event. Die Angstmache der Investmentbanken sei übertrieben gewesen, die Kapitalmärkte hätten sich auf ein Aufbruchszenario als Basisszenario bereits eingestellt. Schuh lenkt daher den Blick auf Non-Financial Investment-Grade Corporate Spreads in der Eurozone. Die Kapitalkosten steigen demnach für Unternehmen signifikant an mit einer zunehmenden Divergenz zwischen Peripherie versus Deutschland.

Während vor einem Jahr die Unternehmen noch der Meinung waren, das die Eurokrise eine Angelegenheit der Staaten wäre, schwappe nun die Krise auf die Unternehmen über. „Die Bewegung ist signifikant“, sagt Schuh mit Blick auf den Beginn des Anleihenausverkaufs bei Unternehmen in der Peripherie.

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Bärenmarktstrategien im Bondbereich

Von Dr. Oliver Everling | 19.Juni 2012

Über Bärenmarktstrategien im Bondbereich sprach beim DVFA Asset Management Forum in Frankfurt am Main Reiner Back von der MEAG Munich Ergo Kapitalanlagegesellschaft mbH: Ultralange Anleihen zeigen zwar höhere Kursausschläge, aber geringere Kursauschläge pro Durationseinheit, zeigt Bakck auf.

Duration könne durch Spreads ersetzt werden. „Dort, wo man sie nicht braucht, kann auf Duration verzichtet werden“, sagt Back. Ein Spread am kurzen Ende sei in jedem Fall risikoloser als am langen Ende. Umsetzungsmöglichkeiten sieht Back z.B. in ABS, kurz laufende Corporates oder Emerging Markets. Die Chance liege darin, von einem Renditeanstieg weniger betroffen zu sein und eine höhere laufende Verzinsung zu erzielen.

Kreditrisiken, Liquiditätsrisiken und Wiederanlagerisiken seien nicht zu vernachlässigen: General Motors sei vor 30 Jahren auch noch ein AAA-Risiko gewesen. Wer bis zur Endfälligkeit hält, müsse sich daher mit der Ratingmigration befassen.

Innerhalb der Hauptmärkte sieht Back Chance durch relative Outperformance. „Wenn man den Markt richtig lesen kann, kann man durch aktives Management Beiträge liefern“, macht Back klar. Mit Diversifikation innerhalb der Eurozone sei man „ganz schön auf die Füße gefallen“. Man wolle den Euro um jeden Preis zusammenhalten. Wenn aber die ganzen Hilfen in den betroffenen Ländern nicht helfen, würden diese sich lösen wollen. Umgekehrt könnte sich auch in den Geberländern der politische Wille ändern. Back fühlt als Deutscher die Außenseiterolle. „Alle Achtung vor Frau Merkel,denn sie muss den Druck wohl noch viel stärker spüren als wir“. In jedem Fall zahlen die Eurostaaten einen hohen Preis für den Zusammenhalt.

Back redet in jedem Fall der Diversifikation das Wort, denn Diversifikation wirke: „Die Schere geht auseinander, aber die Durchschnittsrendite blieb etwa gleich“, rechnet Back vor. „Haben wir aber wirklich einmal einen Ausfall, sieht die Rechnung natürlich anders aus.“

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