Studie „Wir vermessen Deutschland“
Von Dr. Oliver Everling | 11.Juni 2012
In Darmstadt wird die Studie: „’Wir vermessen Deutschland‘ – Die Unternehmen in Deutschland im Überblick“ vorgestellt. Der Wirtschaftsinformationsdienst Hoppenstedt360 präsentierte den ersten Teil seiner mehrteiligen Analysereihe „Wir vermessen Deutschland“ vor. Die erste Veröffentlichung zeigt die deutschen Unternehmen im Überblick.
„Alle sprechen immer von der deutschen Wirtschaft, doch was verbirgt sich dahinter genau“, erläutert Martin Zuberek, Direktor bei Hoppenstedt360, die Fragestellung der Analyse. „Wir zeigen, welche Unternehmen hinter dem Begriff ‚deutsche Wirtschaft‘ stecken, wie viele es sind, wo sie ihren Sitz haben, wie viel Mitarbeiter sie beschäftigen und welchen Umsatz sie haben.“
Beispiele für grundlegende Fakten im Überblick: 4,86 Mio. aktive Unternehmen in Deutschland – die Hälfte der Unternehmen (rund 2,4 Mio.) verteilt sich auf Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg; 2,23 ist der durchschnittliche Bonitätsindex der deutschen Unternehmen. 19.000 Unternehmen beschäftigen mehr als 250 Mitarbeiter beschäftigen; 15.000 Unternehmen machen mehr als 50 Mio. Euro Umsatz: 23 % der Unternehmen firmieren als GmbH, 18.000 Unternehmen als Aktiengesellschaften.
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Lettland von Feri heraufgestuft
Von Dr. Oliver Everling | 11.Juni 2012
Die Feri EuroRating Services stuft im Juni das Credit Rating von Lettland auf „C“ und damit um eine Stufe nach oben. „Solide Wachstumsaussichten aufgrund der eingeleiteten Strukturreformen und die effektiven Konsolidierungsbemühungen der Regierung bewirken eine positive Entwicklung der Staatsfinanzen“, kommentiert dazu Axel D. Angermann, Leiter Economics, Feri EuroRating Services AG.
Lettland war eines der am härtesten von der Finanzmarktkrise getroffenen Länder. Allein im Jahr 2009 sank die Wirtschaftsleistung des baltischen Staates um fast 18 Prozent. Die Folge waren massive Anstiege der öffentlichen Haushaltsdefizite sowie der Staatsverschuldung. Beides verschlechterte die Bonität des Staates deutlich.
Um dem drohenden Staatsbankrott zu entgehen, erhielt Lettland in der Krise Kredite internationaler Geldgeber, die an bestimmte Strukturreformen und Konsolidierungsmaßnahmen geknüpft waren. „Zwar bedeutete die von Lettland gewählte Sanierungsstrategie erhebliche negative Effekte wie anhaltend hohe Arbeitslosigkeit,“ räumt Angermann ein, „aber die Regierung hielt an ihrem Programm fest. Im vergangenen Jahr zeigten sich die ersten positiven Zeichen in der wirtschaftlichen Entwicklung: Das Bruttoinlandsprodukt nahm um 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu, und das Haushaltsdefizit sank von 9,8 Prozent des BIP im Jahr 2009 auf 3,5 Prozent im Jahr 2011.“
Trotz des in diesem Jahr etwas schwächer erwarteten Wachstums rechnet Feri angesichts der Fortführung der eingeleiteten Struktur- und Konsolidierungsmaßnahmen mittelfristig mit einer positiven Entwicklung der lettischen Wirtschaft und Staatsfinanzen. Daher schätzt Feri die Bonität Lettlands höher ein und hebt das Country Credit Rating im Juni um eine Stufe von D auf C.
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Guter Zahlungsmoral drohen die Staatsschulden
Von Dr. Oliver Everling | 8.Juni 2012
Die Zahlungsmoral deutscher Unternehmen ist im Mai einer Studie von D&B Deutschland zufolge trotz der weiter schwelenden Schuldenkrise in der Eurozone so gut gewesen wie noch nie. Der D&B-Zahlungsindex stieg im Mai wegen der robusten Konjunktur in Deutschland auf 87,96 (April: 87,64) Punkte und damit auf den bisher höchsten Stand.
„Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal wider Erwarten um 0,5 Prozent gewachsen. Das findet aktuell auch seinen Ausdruck in der guten Zahlungsmoral der Unternehmen“, sagte D&B-Geschäftsführer Thomas Dold. „Die leichte Zurückhaltung beim Begleichen der Rechnungen in vergangenen Monaten ist im Mai wieder verschwunden“.
Der D&B-Zahlungsindex war zuletzt drei Mal in Folge leicht gesunken. „Aktuell sehen die Unternehmen keine Notwendigkeit, die Bezahlung von Rechnungen und damit das Ausnutzen von Lieferantenkrediten über deren Fälligkeitsdatum hinaus zu verschieben“, sagte Dold. „Liquide Mittel sind ausreichend vorhanden und darüber hinaus auch die Erwartung, dass es absehbar so bleiben wird.“
Die größte Gefahr für die aktuell gute Zahlungsmoral sei die Schuldenkrise in der Eurozone. Hier sei die wichtigste Frage weiterhin, wie weit der Wille zur Rettung der hoch verschuldeten Staaten reiche.
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Korea Investment Forum 2012
Von Dr. Oliver Everling | 6.Juni 2012
„Nach dem Krieg in Korea gab es kaum noch Kapitalgeber, die Korea Kredit geben wollten“, erinnert Kiwon Han, Commissioner von Invest Korea, auf dem Korea Investment Forum 2012 in Frankfurt am Main. Inzwischen gehört Korea zu den Kapitalgebern des Internationalen Währungsfonds IMF mit 15 Mrd. US$ und leistet einen Beitrag zur Überwindung der Finanzkrise. Die Konferenz steht unter dem Motto „Korea-EU FTA Unlocking Opportunities“.
Han geht der Frage nach, warum Korea zu den wettbewerbsfähigsten Ländern der Welt gehört. Die Infrastruktur mit Flughäfen, Bahnen und Häfen sowie auch die – nach seinen Angaben – beste Breitbandnutzung der Welt gehören zu den Stärken des Landes. Deutschland sei unstrittig der wichtigste Automobilhersteller, Korea rangiere aber an fünfter Stelle.
Batterien, Schiffahrt, Stahl, DRAM, Displays und Mobiltelefone – hier überall nehme die koreanische Wirtschaft vordere Plätze ein. Samsung habe bei Smartphones mit 30 % einen höheren Marktanteil als Apple mit 23 %. Trotz u.a. der Provokationen Nordkoreas zeige weder die Börse noch der Wechselkurs Reaktionen, sondern Stabilität.
Sechs Freihandelszonen, Industriekomplexe im ganzen Land, große Hersteller sowie Incentives wie Steuererleichterungen und Zuwendungen helfen beim Start in Korea, argumentiert Han. KOREA trade-Investment Promotion Agency (kotra) unterhalte 119 Büros in 81 Ländern, allein in Deutschland In Hamburg, Frankfurt und München.
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Häufigere, aber kürzere Zahlungsverzögerungen in China
Von Dr. Oliver Everling | 4.Juni 2012
In ihrer 9. Studie zum Zahlungsverhalten chinesischer Unternehmen stellt Coface fest: Zahlungsverzögerungen in China häufen sich, werden aber gleichzeitig kürzer. Chinesische Unternehmen zahlen im Schnitt also schneller.
Unternehmen in China zahlen im globalen Vergleich zufriedenstellend. Geschäfte auf Basis eines Lieferantenkredits nahmen auch 2011 weiter stark zu. Dabei wird das Zahlungsziel öfter überzogen, allerdings nicht mehr so lange. Das sind Ergebnisse der neunten Studie des internationalen Kreditversicherers Coface zum Zahlungsverhalten chinesischer Unternehmen. Coface hat dazu Ende 2011 über 1300 Unternehmen verschiedener Branchen und Gesellschaftsformen befragt.
Die Lieferung auf Zahlungsziel ist der Studie von Coface nach zur wichtigsten Finanzierungskomponente für Unternehmen in China geworden. „Diese Entwicklung hält seit der Krise 2008 an. 90 Prozent der befragten Unternehmen arbeiteten 2011 mit dem Lieferantenkredit,“ schreibt die Coface, „vier Jahre zuvor waren es nur 65 Prozent. Dies ist einerseits Folge des Wettbewerbs: 53 Prozent der befragten Unternehmen gaben das als Grund an.“ Andererseits sei das Vertrauen zwischen den Geschäftspartnern gewachsen. 23,5 Prozent der Unternehmen nannten dies als einen Faktor.
Während Geschäfte auf Grundlage des Lieferantenkredits inzwischen weit verbreitet sind, verkürzen sich die vereinbarten Zahlungsziele. Fast drei Viertel der Verträge werden mit 60 Tagen oder weniger vereinbart. Dies verringert das allgemeine Risiko. Transaktionen mit Zahlungszielen von 90 Tagen und länger sind seltener geworden und betrafen meist einmalige Geschäfte.
Da Lieferungen auf Kredit zunehmen, sind chinesische Unternehmen auch automatisch von Zahlungsverzögerungen im Inland betroffen. 2011 haben 79 Prozent verspätete Zahlungen registriert. Im Jahr zuvor waren es 67,4 Prozent. Allerdings waren 2008 über 90 Prozent davon betroffen. Auf der anderen Seite sind die Verzögerungen nun kürzer. Nur zehn Prozent der Abnehmer überziehen 90 Tage. Ein gutes Drittel (36,5 Prozent) der Rechnungen wird weniger als 30 Tage nach Zahlungsziel beglichen. Einige anfällige Branchen laufen dem allgemeinen Trend allerdings entgegen. In Bau, Stahl und Textil ziehen sich die Zahlungen oft länger als 60 Tage über das vereinbarten Ziel hin. Die Solarenergiebranche muss ebenfalls genauer betrachtet werden. Hier sorgen Überkapazitäten und Überproduktion gleichermaßen für Probleme.
Wie im Jahr zuvor ist der Hauptgrund für Zahlungsverzögerungen die schwierige Finanzlage der Kunden. Dies geben fast zwei Drittel (63 Prozent) der von Coface China befragten Unternehmen an. Dabei kommen Liquiditätsprobleme, der Wettbewerbsdruck und der mangelnde Zugang zu externen Finanzierungsmitteln zusammen. Nach Erkenntnissen von Coface wird es für private Unternehmen, insbesondere kleine Firmen, zunehmend schwieriger, Bankkredite zu erhalten. Das belegen auch die Ergebnisse der Studie. Etwa ein Drittel der befragten Unternehmen nannten die unzureichende Kreditversorgung als Hauptgefahr für die weitere Entwicklung im Jahr 2012.
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Ratinglektionen aus Schlecker
Von Dr. Oliver Everling | 4.Juni 2012
Aus der von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz am 1. Juni verkündeten Abwicklung der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker können Immobilieneigentümer aus Sicht von Joachim Stumpf, Geschäftsführender Gesellschafter der IPH Handelsimmobilien GmbH, einem Tochterunternehmen der BBE Handelsberatung GmbH, vor allem eine Lehre ziehen: Die richtige Positionierung und die Wettbewerbsfähigkeit der Mieter entscheiden wesentlich über deren nachhaltigen Erfolg am Markt und müssen daher vor Abschluss des Mietvertrags intensiv analysiert werden.
Für Experten zeichnet sich die Schieflage eines Handelsunternehmens bereits frühzeitig ab. So ist auch Stumpf von der am vergangenen Freitag verkündeten Abwicklung der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker nicht wirklich überrascht.
„Ich habe von Anfang an wenig Hoffnung für eine Schlecker-Rettung gehabt“, so Stumpf weiter, „im Gegensatz zu früheren Problemfällen im Einzelhandel gab es bei Schlecker nichts, das Anlass zur Hoffnung gegeben hätte. Symptomatisch dafür ist auch die Tatsache, dass sich etwa bei Insolvenzfällen wie Hertie, Karstadt etc. die Öffentlichkeit engagiert für den Erhalt der Unternehmen eingesetzt hat. Schlecker aber trauert fast kein Verbraucher nach.“
Aus Sicht der IPH Handelsimmobilien gab es bei Schlecker in allen für den Erfolg eines Handelsunternehmen relevanten Profilierungsfaktoren wie Standort, Preis, Sortiment, Mitarbeiter, Marketing, Erscheinungsbild und Service keinen Wettbewerbsvorteil. Lediglich die Standorte von Ihr Platz würden eine hohe Drittverwertbarkeit durch ihre homogene Lage in guten Innenstadtlagen aufweisen. „Während die Wettbewerber dm und Rossmann seit Jahren auf großzügige Läden, moderne Eigenmarken und Engagement im Bereich der Nachhaltigkeit setzen, hatte Schlecker mit seinem Allerweltssortiment die Zeichen der Zeit nicht erkannt“, analysiert Stumpf, „ob Standort, Preis, Sortiment, Service oder Marketing, überall lag Schlecker deutlich hinter den Konkurrenten. Darüber hinaus war das Image der Marke extrem negativ belastet.“
Eine fundierte Standortanalyse für eine Einzelhandelsimmobilie muss sich daher mit der Zukunftsfähigkeit der Betreiberkonzepte befassen, weil der Hyperwettbewerb von Online-Handel gegen Offline-Handel, Großstadt gegen Kleinstadt und City gegen Peripherie eine schnellere Erosion von Konzepten mit sich bringt. Dies gilt sowohl für die Neuplanung als auch für die Revitalisierung von Handelsimmobilien.
Stumpf: „Durch mangelhafte Konzepte können Projekte schnell zum Millionengrab werden. Investitionen in Handelsimmobilien brauchen von Anfang an eine fundierte Einschätzung der Unternehmenskonzepte der Mieter. Durch das Scheitern von Schlecker stehen jetzt schlagartig Tausende von Vermietern vor der Frage der Drittverwendungsmöglichkeit ihrer Flächen.
Die IPH Handelsimmobilien geht davon aus, dass ein Großteil der rund 2.800 Schlecker-Filialen gar nicht mehr für moderne Handelskonzepte geeignet sind und entweder langfristig leer stehen werden oder rasch einer anderen Nutzungsart zugeführt werden müssen.
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Datenpool mit Ratings für Mittelstandsanleihen
Von Dr. Oliver Everling | 1.Juni 2012
Der wachsende Kapitalmarkt der Mittelstandsanleihen verlangt nach täglich verfügbaren und regelmäßig aktualisierten Bewertungen: Ratings sind Voraussetzung für den Handel mit Anleihen. Die URA Rating Agentur hat einen Datenpool für die Emissionen in den Marktsegmenten für Mittelstandsanleihen aufgebaut, der Investoren jederzeit verfügbare und transparente Auskunft über die Qualität der einzelnen Anleihe geben soll.
„Der URA Emissions Check umfasst die Kriterien: URA Bilanzrating, Emittentenrating, DVFA-Kennzahlen, Anleihebedingungen, Haftungseigenschaften, Transparenz“, erläutert Jens Höhl, Vorstand der URA Rating Agentur AG. Ein wichtiges Kriterium des URA Emissions Checks ist das URA Bilanzrating. „Dieses ist mit den nach Basel II bei Banken eingesetzten Bilanzratings vergleichbar. Die URA Bilanzratingtechnologie wird seit 2009 europaweit eingesetzt. Sie wird täglich für Kreditentscheidungen von Financial Services, von Wirtschaftsprüfern und vonUnternehmen genutzt“, berichtet Höhl.
Die Zahlen des Jahresabschlusses werden mit Hilfe derlogistischen Regressionsanalyse nach Prof. Dr. Jens Leker, Universität Münster,ausgewertet. Das Scoring Modell ermittelt eine einjährige Ausfallwahrscheinlichkeit und erlaubt die Zuordnung des beurteilten Unternehmens zu der URA Ratingskala wie auch der im Bankenvergleich eingesetzten IFD Ratingskala.
„Das URA Bilanzrating ist in der Regel kritischer als das von den Emittenten der Mittelstandsanleihen beauftragte Emittentenrating. Zukunftsstrategien fließen in ein solches Scoringmodell nicht ein“, betont Höhl. Die Ausfallwahrscheinlichkeit (PD) werde ausschließlich auf der Grundlage der verfügbaren Jahresabschlussdaten ermittelt. Die Erfahrung der URA Rating Agentur bei der Beurteilung von Mittelstandsunternehmen zeige jedoch, dass die verwendeten Kennzahlen das frühzeitige Erkennen von Bestandsrisiken ermöglichen.
Das Monitoring der Analysten der URA Rating Agentur sichert die Aktualität der auf der Website www.ura.de auch für Privatanleger kostenlos einsehbaren veröffentlichten Beurteilungen. Adhoc-Mitteilungen der Unternehmen mit Relevanz für die Bestandsfestigkeit werden kurzfristig analysiert und in der Bewertung umgesetzt, verspricht die in München ansässige Ratingagentur. „Für Professional Investors bietet die URA Rating Agentur ein proaktives Monitoring.“
Jede neue Datenlage des im Auftrage des Investors beobachteten Unternehmens führt zu einer Nachricht per Mail. Diesen stehen darüber hinaus umfangreiche Dokumentationen und Zeitreihenanalysen zur Verfügung. Zu den Professional Investors zählen Privatbanken, Vermögensverwalter, Portfoliomanager, Family Offices und Versorgungseinrichtungen.
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Scope warnt vor Risiken bei Mittelstandsanleihen
Von Dr. Oliver Everling | 31.Mai 2012
Im Scope Credit Rating wurden sechs Unternehmen aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien / Rohstoffe, vier aus den Sektoren Automotive / Industrie, jeweils zwei aus der Textil- und Konsumbranche und jeweils ein Emittent aus den Sektoren Luftfahrt, Landwirtschaft und Technologie klassifiziert. Nur eine Bewertung, die der SIC Processing GmbH, liegt mit BBB- (gute Bonität) noch im Investment Grade.
„Alle anderen Scope Bewertungen sind dem Subinvestment Grade zuzuordnen“, kommentiert Thomas Morgenstern, Chefanalyst und Geschäftsführer der Scope Credit Rating. Die Ratingergebnisse erstrecken sich am unteren Ende der Skala bis zur Note CCC-, mit der die Fluglinie Air Berlin bewertet wurde. Die von Scope am häufigsten vergebene Note war BB (inkl. Notches +/-).
Demgegenüber war bisher bei allen aktuell gelisteten Mittelstandsanleihen die am häufigsten vergebene Bewertung die Note BBB (inkl. Notches+/-), also eine um eine ganze Ratingstufe bessere Bewertung. Für Anleger heißt dieses Ergebnis der Analysen von Scope: Ratings sind kritisch zu hinterfragen, Ratings verschiedener Agenturen sind zu vergleichen.
Mit der Ratingfrage hängt zusammen, dass die Kapitalmarktfähigkeit im Mittelstand noch nicht voll entwickelt ist. „Auf Basis der Jahresabschlüsse 2011 konnten wir zum Ende Mai nur ein Drittel der aktuell 45 Emittenten von Mittelstandsanleihen bewerten“, resümiert Morgenstern. Darüber hinaus habe es für rund dieHälfte der von Scope bewerteten Unternehmen vorher nur Ratings auf 2010er oder unklarerZahlenbasis gegeben. „Die mangelnde Aktualität sowie die zahlreichen noch ausstehenden Bilanzen 2011 werfen ein Schlaglicht auf die bislang ungenügenden Transparenzstandards in diesem Marktsegment.“
Die Börse Stuttgart, in deren Mittelstandssegment Bondm nach Scope-Berechnungen rund 63 Prozent des prospektierten Volumens gelistet sind, habe das Problem aber inzwischen erkannt. Die Börse wolle die Veröffentlichungsfrist für die Jahresabschlüsse von aktuell neun Monaten nach dem Bilanzstichtag auf sechs Monate verkürzen, so Morgenstern.
Der Chefanalyst der Ratingagentur, die seit zehn Jahren Unternehmen bewertet, spricht von einer aus der Perspektive der Finanzkommunikation vielfach noch nicht ausreichenden Kapitalmarktfähigkeit im Mittelstand. Aus Sicht vieler mittelständischer Unternehmer würden Jahresabschlüsse auch heute noch vorrangig aus steuerlicher Perspektive erstellt, nicht aber mit dem Ziel der Unternehmenssteuerung und der Investor Relations.
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Kreditwürdigkeit Deutschlands leidet
Von Dr. Oliver Everling | 31.Mai 2012
„Die Mehrheit der Deutschen würde ihrem Staat kein Geld leihen. Rund 62 Prozent halten ihre Regierung nicht für kreditwürdig.“ Dies ergab eine repräsentative Umfrage von TNS Infratest im Auftrag von ING Investment Management. In der Umfrage gaben lediglich 6 Prozent der Befragten an, ihr Geld in Bundeswertpapieren wie Bundesschatzbriefen oder Bundesanleihen angelegt zu haben.
„Auch der Euro als europäische Gemeinschaftswährung trifft bei den Deutschen auf Skepsis. So gab immerhin jeder fünfte Deutsche über 18 Jahren an,“ berichtet ING Investment Management Germany, „dass er nicht glaube, dass es den Euro in fünf Jahren noch geben wird. Jedoch hat diese Einschätzung scheinbar kaum Auswirkungen auf das Anlageverhalten.“
Sparbuch, Banksparplan, Tages- und Festgeld werden von rund 65 Prozent bevorzugt, dicht gefolgt von Renten- und Kapitallebensversicherungen mit gut 44 Prozent – so das Ergebnis der ING IM-Umfrage. „All diese klassischen sicherheitsorientierten Lieblings-Anlageformen sind in der Regel an den Euro gebunden“, sagt Susanne Hellmann, Deutschland-Chefin von ING Investment Management. „Es wundert doch, dass die Deutschen dem Staat als Geldgeber sowie dem Euro misstrauen und dennoch einen Großteil ihres Ersparten in klassische Bankprodukte investieren, die stark vom Gedeih und Verderb der Gemeinschaftswährung abhängen“.
Schon allein, um die Risiken ihrer Geldanlage breit zu diversifizieren, sollten Anleger nach Empfehlung von ING Investment Management Germany immer über unterschiedliche Anlageklassen wie Aktien, Anleihen oder Rohstoffe streuen. „Vor allem aber auch über verschiedene Regionen und Währungen“, empfiehlt Hellmann.
„Gerade vor dem Hintergrund der Eurokrise wäre es sinnvoll,“ rät Hellmann, „auch in einen anderen Währungsraum zu investieren und von den dortigen Wachstumsstorys zu profitieren. Das ist nicht nur in Krisen-, sondern auch in ruhigeren Zeiten immer eine gute Faustregel. Wir sehen in den Schwellenländern – und hier besonders im Anleihebereich – langfristig sehr gute Investmentchancen. Hier kann man bei der Geldanlage mehr als die Inflation im eigenen Land ausgleichen.“
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Comeback unbeauftragter Ratings
Von Dr. Oliver Everling | 30.Mai 2012
„Das Publizieren von Ratings ohne explizites Mandat ist in der jüngeren Vergangenheit höchst kontrovers diskutiert worden“, berichtet Dr. Stefan Hirschmann vom Bank-Verlag, Köln, zutreffend im „Risiko-Manager“ vom 29. 5. 2012 unter der Überschrift „Comeback der unbeauftragten Ratings“. „Ratingagenturen nutzen dieses Vorgehen gerne,“ so Hirschmann, „um Druck auf Emittenten auszuüben, die eigene Wettbewerbsposition zu stärken und den Markt stärker abzudecken.“
Hintergrund seines Artikels ist eine neue Ratingaktion der Ratingagentur Scope aus Berlin. „Scope Credit Rating hat nun für ein fulminantes Comeback der PI-Ratings gesorgt“, schreibt Hirschmann, „und in einer ersten Runde die Emittenten von 17 deutschen Mittelstandsanleihen einem Finanzstärke-Rating unterzogen. Damit liegen erstmals unbeauftragte Ratings im Markt der Mittelstandsbonds vor.“
Auch für die Ratingagentur Fitch seien nicht-mandatierte Ratings (Initiated Ratings) ein wichtiges Instrument, um neue Märkte zu entern, Standard & Poor’s (S&P) dagegen wolle Erst-Ratings grundsätzlich nur mit Einwilligung des Unternehmens publizieren, berichtet Hirschmann weiter. Mit Ausnahme von Versicherungsunternehmen, deren Ratings ohne explizites Mandat mit einem “pi“ (Public Information) gekennzeichnet waren, lehnte S&P nicht-mandatierte Bonitätsbewertungen für Unternehmen ab.
Hirschmann kommt auf einen Schwachpunkt auftragsloser Ratings zu sprechen: Im Gegensatz zu den interaktiven Ratings gibt es nicht zwangsläufg auch ausführlichen Gespräche mit der Geschäftsleitung. Sie beziehen sich daher, so seine Befürchtung, auf weniger umfassende Informationen als interaktive Ratings. Diese Einschränkung betrifft auch die neuen Ratings der Berliner Agentur Scope Credit Rating. Dies geht deutlich aus der Dokumentation der Ratingagentur hervor wie auch schon daraus, dass die Agentur ihre Ratings als „Financial Strength Ratings“ präsentiert.
Hirschmann setzt sich mit verbreiteter Kritik an der Praxis der Ratingagenturen auseinander: „Der Nutzen dieser Bonitätsbewertungen liegt somit primär auf Seiten der Ratingagenturen und der Investoren. Regulatoren und Unternehmen sind unbeauftragte Ratings dagegen ein Dorn im Auge“, glaubt Hirschmann, denn vor allem die Emittenten würden sich mitunter heftig gegen derartige Einstufungen wehren. Schon vor Jahren habe Moody’s die Erteilung unbeauftragter Ratings deshalb nahezu vollständig eingestellt. „Einer der Hauptgründe hierfür“, erinnert Hirschmann, „waren die ablehnenden Reaktionen von verschiedener Seite auf diese Ratings, darunter Emittenten, Intermediäre, Gesetzgeber und auch einige Investoren.“
Wie absurd die Diskussion um auftragslose oder beauftragte Ratings an den Kernfragen einer guten Ratingkultur vorbeigeht, zeigt sich an den Widersprüchen: Wichtigster Vorwurf gegen die US-amerikanischen Ratingagenturen war es im Zuge der Subprime-Krise, gegen Auftrag allzu emittentenfreundliche Ratings erteilt zu haben. Insbesondere die enge Zusammenarbeit mit Emittenten wurde als Indiz dafür interpretiert, dass die Ratingagenturen an geschönten Ratings interessiert wären und diese gegen Geld im Emittenteninteresse erteilt wurden.
Auch die von Roland Berger Strategy Consultants unter der Führung von Dr. Markus Krall initiierte Europäische Ratingagentur stellt auf die Lösung von Interessenkonflikten dadurch ab, dass sie im Investoreninteresse tätig werden will, also auch ohne Auftrag von Emittenten.
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