Von der Finanzkrise zur kommunalen Kreditkrise
Von Dr. Oliver Everling | 30.Mai 2012
„Verschuldung ist kein entscheidendes Thema für die Bevölkerung“, so könnte das Ergebnis der jüngsten Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen gedeutet werden, urteilt Christian Haase, Bürgermeister der Stadt Beverungen. „Dabei erleben wir täglich Schuldendiskussionen in endlosen Fernseh-Talkshows. Schulden sind aber auch Diskussionstreiber an den Stammtischen der Republik“, berichtet der Politiker aus Nordrhein-Westfalen.
Dabei stehe allerdings die europäische Staatsfinanzenkrise mit dem Problem „Griechenland“ im Mittelpunkt und dieses Problem sei im Zweifelsfall weit weg. „Schulden schmerzen ja auch nicht direkt“, warnt Haase, sondern verbauen „nur“ die Zukunft der nachfolgenden Generation.
Haase tritt gefährlichen Denkmustern entgegen: „Also alles halb so schlimm, wir leben ja im Hier und Jetzt. So können auch Umfragen unter Bürgern in hochverschuldeten nordrhein-westfälischen Großstädten gedeutet werden. Solange nicht das Bad vor der Haustür geschlossen werden soll, ist die Finanzlage der Kommune eher von untergeordneter Bedeutung.“ Nur im Zuge der Berichterstattung über die jährlichen Haushaltsberatungen gelinge es kurzfristig mediale Aufmerksamkeit zu erregen.
„Gott sei Dank nehmen die Räte, Bürgermeister und Kämmerer in unserem Land ihre Verantwortung ernst und sind bereit, sich der größten kommunalen Finanzkrise der Geschichte zu stellen. Gleichwohl sollte nicht verschwiegen werden,“ sagt Haasen, „dass nach über einem Jahrzehnt einer sich immer weiter steigernden Krise, es durchaus Verschleißerscheinungen im kommunalen Ehren- und Hauptamt gibt. So manches Ratsmitglied hat schlicht weg keine Lust mehr, nur über Kürzungen und Einschränkungen zu entscheiden.“ Die kommunale Finanzkrise könne somit, folgert Haase, durchaus zu einer kommunalen Demokratiekrise werden.
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Diversifikation in Unternehmensanleihen empfohlen
Von Dr. Oliver Everling | 29.Mai 2012
Die Effizienz der in Spanien angestrebten Rettungsmaßnahmen – Konsolidierung der Staatshaushalte, strukturelle Reformen und Wachstumsimpulse – wird von Analysten kritisch gesehen, denn sie könnten sich als „Impossible trinity“ erweisen. Darauf weist die Bayerische Landesbank hin, GF Markets, Volkswirtschaft und Research.
Hingegen profitieren deutsche Anleihen, stellt die BayernLB fest. Die Anleiherenditen erreichen Rekordtiefs und die deutsche Anleiheemission erfolgte in der vergangenen Woche zum „Nullzins“. „Für den EU-Sondergipfel waren keine wesentlichen Beschlüsse zu vermuten. Die Staats- und Regierungschefs bekräftigten, dass ein Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone nur erfolgen kann, sofern an den Spar- und Reformbestrebungen konsequent festgehalten wird“, heißt es aus München.
„Vor dem Hintergrund der Schuldenkrise insbesondere in Südeuropa und speziell der Finanzinstitute raten wir anhaltend zu einer defensiven Anlagestrategie. Wir empfehlen daher“, schreiben die Analysten der BayernLB im Corporate Bond Daily vom 29. 5. 2012 (bitte Disclaimer der BayernLB beachten!), „Anleihen außerhalb des Finanzsektors von Unternehmen mit stark differenziertem Produktportfolio sowie einer hohen geografischen Diversifikation ihrer Absatzmärkte. Folglich könnten Risiken starker regionaler Nachfrageelastizitäten unternehmensseitig reduziert und trotz potentieller Disparitäten in der konjunkturellen Erholung sowohl Cashflows auf hohem Niveau als auch eine stabile Ertragslage nachhaltig gewährleistet werden.“
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Nach Verstaatlichung Staatskapital gefordert
Von Dr. Oliver Everling | 29.Mai 2012
BFA-Bankia gab am Pfingstwochenende 2012 bekannt, dass die Gruppe weiteres Staatskapital in Höhe von 19 Mrd. Euro benötigt, um die Kapitalanforderungenerfüllen zu können. Davon entfallen 12 Mrd. Euro auf Bankia. Die Gruppe wurde jüngst durch die Zustimmung der Regierung verstaatlicht, Preferred Shares des Bankenrestrukturierungsfonds FROB in Höhe von 4,5 Mrd. Euro in Stammaktien umzuwandeln.
„Damit würde sich die staatliche Rekapitalisierung der Gruppe insgesamt auf 23,5 Mrd. Euro belaufen“, schreibt die DZ BANK in einer Tickermeldung der „Strategie Credits“. Presseberichten zufolge plane die spanische Regierung, diese Mittel durch Staatsanleihen oder Anleihen vom FROB aufzubringen, die als Collateral zur Liquiditätsbeschaffung bei der EZB eingereicht werden können. Die spanische Regierung bereitet möglicherweise die Gründung einer großen Staatsbank vor, in welche die verstaatlichten Institute Bankia, Catalunya Banc und Novagalicia eingebracht werden sollen.
Der Banco de Valencia hingegen soll aufgrund seiner geringen Größe getrennt reprivatisiert werden, heißt es im DZ BANK Research. Das geplante Institut würde mit rund 450 Mrd. Euro 20% der Bilanzsumme des Bankensektors des Landes umfassen. „Hintergrund für die Überlegungen der Regierung ist,“ schreibt die DZ BANK, „dass der eingeleitete Reprivatisierungsprozess der Catalunya Banc ins Stocken geraten ist, nachdem in diesem Monat weitere Sanierungsauflagen im Volumen von rund 30 Mrd. Euro für den Bankensektor des Landes verhängt wurden.“
Der Bankenrestrukturierungsfonds FROB hatte die Frist zur Abgabe von Kaufgeboten für Catalunya Banc um weitere zwei Wochen bis Ende Juni 2012 verlängert. „Die für einen Zeitraum von 5 bis 10 Jahren geplante Staatsbank soll zwar auch Kredite an die Realwirtschaft vergeben,“ erläutern die Analysten der DZ BANK, „ihr primärer Zweck wäre jedoch, die betroffenen Aktiva zu sanieren und graduell zu veräußern.“
Für Bankia gibt es langfristige Ratings von S&P’s (BB+ vom 25. 5. 2012), Fitch Ratings (BBB+ vom 13. 2. 2012) und Moody’s (Baa3 vom 7. 2. 2012).
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Scope schaltet sich bei Anleihenratings ein
Von Dr. Oliver Everling | 29.Mai 2012
Die EU-anerkannte Ratingagentur Scope Credit Rating hat die Emittenten von 17 Mittelstandsanleihen einem Financial Strength Rating unterzogen. „Damit liegen erstmals unbeauftragte Ratings im Markt der Mittelstandsanleihen vor“, führt Thomas Morgenstern, Geschäftsführer der neuen Einheit innerhalb der Scope Group, in die Thematik ein. Mit den neuen Ratings eröffnet die in Berlin ansässige Ratingagentur institutionellen Investoren „einen strikt zahlenbezogenen Blickwinkel und stellt eine objektivierte Bewertung des Anleihesegments her.“ Mit seinem konsistenten Ansatz will Scope den Bedürfnissen institutioneller Investoren nach breiter Marktabdeckung und größtmöglicher Markttransparenz nachkommen.
Scope hat die Klassifikationen als Corporate Ratings erstellt, bei denen die Bonität der Emittenten geprüft wird. „In das Rating wurden Emittenten einbezogen,“ berichtet Morgenstern, „die bereits Jahresabschlüsse 2011 vorgelegt haben und mit der Scope Analysemethodik abgebildet werden können.“
In der Folgezeit will Scope weitere Emittenten entsprechend vorgelegter Bilanzen 2011 in die Bewertung aufnehmen. Institutionelle Investoren können in Kürze auf alle Ergebnisse im Detail mittels einer eigenen Scope-Anleiheplattform zugreifen, kündigt die Ratingagentur an.
Investoren dürfen nicht übersehen: Bei den Ratings handelt sich um quantitative Financial Strength Bewertungen, die auf die Entwicklung der Vermögens-, Ertrags- und Finanzlage der betreffenden Emittenten abstellen. Die zu einem Vollrating gehörenden qualitativen Bewertungskriterien – wie u.a. Management und Unternehmensplanung – blieben außen vor.
Financial Strength Ratings bilden die aktuelle Situation im Unternehmen ab, machen in der Systematik von Scope bis zu 70 Prozent der Ratingnote im Vollrating aus und geben deshalb die entscheidende Indikationfür die Emittentenbonität. Vergleicht man die Ergebnisse von Scope mit denen anderer Ratingagenturen, ist festzustellen: Erhebliche Ergebnisabweichungen zu vorliegenden Vollratings lassen sich bloß durch das Fehlen qualitativer Einflussfaktoren nicht erklären. Die Analyse von Scope wird daher die Finanzanalysten, Emittenten wie auch Anleger weiter beschäftigen müssen.
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AAA- für JB BF Absolute Return
Von Dr. Oliver Everling | 23.Mai 2012
TELOS hat den JB BF Absolute Return geratet: Der Fonds erfüllt nach Urteil der Ratingagentur aus Wiesbaden höchste Qualitätsstandards und erhält die Bewertung „AAA-“ auf einer Skala von A bis AAA (höchste Qualitätsstandards).
Der TELOS-Kommentar unterstreicht dazu, dass JB BF Absolute Return ein global anlegender Fonds nach UCITS IV sei, der das Ziel verfolge, durch seine Risikostreuung sowie Positionierung auf den globalen Anleihe- und Währungsmärkten unabhängig von der Marktlage einen positiven Gesamtertrag in Euro zu erwirtschaften. Hierzu werde ein risikoorientierter dynamischer Investmentansatz angewendet, der es ermögliche, schnell und flexibel auf sich ändernde Rahmenbedingungen auf den Finanzmärkten zu reagieren und die aus Sicht des Fondsmanagements jeweils besten Investmentchancen zu nutzen.
Seit Auflegung hat der Fonds die Benchmark bei einer niedrigen Volatilität übertreffen können, berichtet TELOS. Die Sharpe-Ratios über 3, 5 und 7 Jahre liegen im positiven Bereich. Der Fonds ist ein Teil der Julius Baer Absolute Return Bond Fondsfamilie zusammen mit den Schwesterfonds JB BF Absolute Return Plus und JB BF Absolute Return Defender, die alle nach dem gleichen Investmentansatz gemanagt werden und sich lediglich durch ihr Renditeziel und ihr Risikolimit unterscheiden, heißt es aus Wiesbaden.
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Euroland-Aktienindex zeigt moderate Bewertungen
Von Dr. Oliver Everling | 23.Mai 2012
Der Euroland-Aktienindex, der EURO STOXX 50, weist nach Feststellungen von Credit Suisse eine moderate Bewertung auf, insbesondere im Vergleich mit aktuellen Renditen für erstklassige Staatsanleihen. Allerdings kann es aufgrund der schwelenden Euro-Krise in den kommenden Monaten noch zu deutlichen Rückschlägen kommen. Wie Lorne Campbell, Leiter Equities Deutschland & Österreich bei der Credit Suisse, weiter erläuterte, bleibt der deutsche Aktienmarkt weiter aussichtreich und offeriert bessere Chancen als die südeuropäischen Aktienmärkte.
„Der DAX profitiert von der ausgezeichneten Verfassung vieler Unternehmen. Insbesondere weil die Aktienmärkte volatil bleiben dürften, sind für Anleger, die das hohe Aktienmarktrisiko nicht tragen wollen, strukturierte Produkte attraktiv“, so Campbell.
Bodo Gauer, Leiter Structured Retail Products Deutschland & Österreich, erklärte: „Als bonitätsstarke Credit Suisse bieten wir dazu eine breite Produktpalette an, die bei begrenztem Risiko für das aktuelle Niedrigzinsumfeld ansprechende Renditen aufweist.“ Bis zum 18. Juni 2012 befindet sich zum Beispiel die neue „CS 4,00% Deutschland Kupon Anleihe 06/12 bis 06/14“ (WKN: CS0APC) in der Zeichnungsfrist (vorzeitige Schließung möglich). Diese garantiert bei begrenzter Laufzeit von 24 Monaten regelmäßige halbjährliche Kuponzahlungen von 4,00% p.a. (anteilig). Basiswert ist der transparente Deutsche Aktienindex DAX, der als Performanceindex auch Dividendenzahlungen mit einschließt.
Durch eine tiefe Barriere von 50% des Startwerts, die aktuell (per 22.5.) einem DAX-Stand von 3.165,52 Punkten entsprechen würde, sollen Anleger bei dieser Anleihe gute Chancen haben, das eingesetzte Geld zurückzuerhalten. Der Ausgabepreis beträgt 100% plus eines Ausgabeaufschlags von 1%.
Risiko-, aber auch chancenreicher ist das „CS TOP Bonus 07/2012 bis 07/2017 auf den Eurostoxx 50 Kursindex“ (WKN: CS8AKD), das bis zum 12. Juli 2012 gezeichnet werden kann. Basiswert ist der transparente Euroland-Aktienindex, der EURO STOXX 50. Bereits bei einem Anstieg des Basiswerts um 15 Prozent am Ende der Laufzeit von fünf Jahren gegenüber seinem Startwert wird dann ein Bonusbetrag von 100 Euro gezahlt. Dies entspricht einer Verdoppelung des Basisbetrags von 100 Euro. Der Emissionspreis beträgt 100 Euro je Zertifikat zzgl. eines Ausgabeaufschlags von bis zu drei Euro je Zertifikat.
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Stefan Bielmeier neuer Vorsitzender des DVFA e.V.
Von Dr. Oliver Everling | 23.Mai 2012
Eine wichtige Position unter den deutschen Finanzanalysten ist neu besetzt: Die DVFA-Mitgliederversammlung wählte am 22. Mai 2012 Stefan Bielmeier, DZ Bank AG, Frankfurt, zum neuen Vorsitzenden des DVFA e.V. Er löst Fritz H. Rau ab, der das Amt seit 1998 inne hatte und für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung stand. Für das internationale Ausbildungsinstitut ACIIA bleibt Herr Rau als Chairman und Vertreter der DVFA weiter tätig. Dr. Peter Merk, Landesbank Baden-Württemberg, führt den stellvertretenden Vorsitz fort.
Die Ämter von Andreas Heinrichs, Bank Vontobel Europe AG, Schriftführer, Frank Klein, DB Advisors, Schatzmeister, Guido Hoymann, B. Metzler seel. Sohn &Co. KGaA, Ressort Equities, sowie Ingo Mainert, Allianz Global Investors KAG mbH, und Michael Schmidt, Union Investment Privatfonds, beide Ressort Asset Management, wurden erneut für zwei weitere Jahre bestätigt. Dr. Ulrich Neugebauer, Deka Investment GmbH, wurde neu in den Vorstand gewählt und verstärkt dort zukünftig das Ressort Asset Management. Ralf Frank, MBA, wird neuer Generalsekretär des DVFA e.V.
Der neue Vorstandsvorsitzende Stefan Bielmeier trat nach Abschluss seines Studiums der Volkswirtschaftslehre im Dezember 1996 in die Deutsche Bank AG ein. Sein Aufgabengebiet umfasste zunächst hauptsächlich die Erstellung von ökonometrischen Prognosemodellen für Zinsen, Renditen und Wechselkurse sowie die Prognose und Analyse von Wirtschaftsindikatoren. Später übernahm er die Verantwortung für die Analyse der europäischen und deutschen Volkswirtschaft. Seit Januar 2006 war er für das Economic Research innerhalb von Global Markets in Deutschland verantwortlich und seit Januar 2009 umfasste seine Verantwortlichkeit auch die Bereiche Asset Allocation und Aktienstrategie.Im Juni 2010 trat er in die DZ Bank AG ein. Stefan Bielmeier ist dort Bereichsleiter Research und Chefvolkswirt.
Bielmeier ist u.a. Mitherausgeber eines Standardwerkes für die Ratinganalysten: Credit Analyst, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München, http://www.odenburg-verlag.de/, gebundene Ausgabe, 2. Auflage 2012, 402 Seiten, ISBN 978-3-486-71314-5.
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Stockpulse beim Facebook-IPO bestätigt
Von Dr. Oliver Everling | 23.Mai 2012
„Der Durchschnitt der Twitter-Nutzer im deutsch- und englischsprachigen Raum sieht den für morgen (Freitag) geplanten Börsengang des Sozialen Netzwerks Facebook sehr kritisch. Das Nachrichtenaufkommen ist in den vergangenen 24 Stunden (bis 14 Uhr am heutigen Donnerstag) im Vergleich zu den Vortagen deutlich angestiegen.“ Dieses Ergebnis der automatisierten Stockpulse-Auswertung von Twitter-Nachrichten zum Facebook-IPO wurde am 17. Mai 2012 aus Köln gemeldet.
Wie treffgenau die Analysen der Kölner Experten sind, wird nun durch die Aktienkursentwicklung der Facebook Inc. bestätigt: Mit dem Kurs dieser Aktien scheint es nur noch nach unten zu gehen. „Facebook-Aktien im freien Fall“, „Wer hat Schuld am Facebook-Fiasko?“ Das fragt nun die BILD-Zeitung. In kürzester Zeit verloren die Aktien ein Fünftel ihres Wertes, umgerechnet auf die Kapitalisierung des Unternehmens Milliarden.
Stockpulse stellt mit der Facebook-Auswertung die Positionierung als unabhängiger Navigator für den Aktienmarkt unter Beweis. Stockpulse analysiert täglich bis zu 100.000 Nachrichten und Meinungen zu Aktien, Währungen und Rohstoffen in sozialen Medien, fasst die Stimmungslage mit hoher Treffsicherheit zusammen und liefert börsentäglich wertvolle Handelssignale für Aktien. Dieser Wissensvorsprung lässt sich für Anlage- und Tradingstrategien nutzen. Stockpulse wurde im Mai 2011 von Stefan Nann und Jonas Krauß gegründet und hat seinen Sitz in Köln.
Die Analyse von Stockpulse zur Aktien von Facebook zeigt, dass die Stimmung der Nutzer von Social Media in den vergangenen zwei Monatenstark geschwankt hat. Zunächst gab es Anfang und Mitte April starke Ausschläge ins Positive, zuletzt ging die Euphorie jedoch spürbar zurück. „Nach einem leicht positiven Sentiment am gestrigen Mittwoch“, sagte Stefan Nann, Geschäftsführer von Stockpulse, am 17. Mai 2012, „kippte die Stimmung jedoch am heutigen Donnerstag deutlich ins Negative.“
Inhaltlich kritisierten die Twitter-Nutzer vor allem drei Dinge. Die am häufigsten geäußerten Kritikpunkte waren, dass der Börsengang zu viele Amateure anziehe und dass die Gewinnaussichten und damit die Entwicklung des Aktienkurses von Facebook kaum einschätzbar seien. Der dritte Kritikpunkt ist, dass einzig diejenigen wirklich mit Facebook-Aktien Geld verdienen würden, die bereits vor dem Börsengang Anteile an dem Unternehmen besessen haben.
„Die Aufmerksamkeit für die Facebook-Aktie ist Mittwoch und Donnerstag noch einmal sprunghaft angestiegen. Jedoch zeigt die Stimmungsauswertung, dass die Masse der Anleger es keinesfalls für eine ausgemachte Sache hält, selbst am Tag der Erstnotiz und trotz des großen Interesses an dem IPO mit der Facebook-Aktie kurzfristig Geld zu verdienen“, sagte Nann. „So gaben zum Beispiel zahlreiche Twitter-Nutzer den Tipp, nur dann auf die Facebook-Aktie zu setzen, wenn man zu den Erstzeichnern gehört – und sie dann bei steigenden Kursen relativschnell wieder abzustoßen.“
Die Stockpulse-Methode ermöglicht auf zwei Arten, mit Hilfe von öffentlich zugänglichen Informations-und Social Media-Kanälen die Stimmung an der Börse einzuschätzen. Der Stockpulse-Index vergleicht die Abweichung der aktuellen Kommunikation in den Sozialen Medien zu einer Aktie mit derdurchschnittlichen Kommunikation. Ist der Unterschied groß genug, ist das ein deutlicher Hinweis auf erhöhte Handelsaktivität.
Das zweite Element ist die Sentiment-Messung. Mit Hilfe von automatisierter Textanalyse kann das System erkennen, ob eine Äußerung zu einem Wertpapier positiv oder negativ ist und aus den gesammelten Meinungen einen aussagekräftigen Index erstellen.
Für Facebook Inc. gibt es keine Credit Ratings von den führenden Ratingagenturen.
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Finanzmarktregulierung im Euroraum
Von Dr. Oliver Everling | 22.Mai 2012
Welche Konsequenzen zeitigt die Finanzmarktregulierung im Euroraum für eine global agierende Bank? Dieser Frage geht Dr. Martin Deckert nach, Mitglied des Vorstands und Chief Operating Officer der UBS Deutschland AG. Deckert sprach bei dem „NPL Forum 2012″, einer Konferenz über Problemkredite, Outsourcing und Kredittransaktionen an der Frankfurt School of Finance & Management in Frankfurt am Main.
Die UBS bietet ihren Kunden eine diversifizierte Produktpalette ei globaler Verfügbarkeit, das gehört zu den Grundprinzipien der Bank. „Leichter gesagt als getan“, betont Deckert, denn überall gelten unterschiedliche regulatorische Vorschriften. Das wirke sich in verschiedenen Bereichen unterschiedlich hart aus.
Beispiel „Too bi to fail“: Integrierte Universalbanken erfüllen weiterhin eine wichtige Funktion im gesamtwirschaftlichen Kontext. Lokale Regulierung, lokale Sicherungsmechanismen (Einlagensicherungsfonds) und nationale Bedeutung der Institute sind jeweils zu berücksichtigen.
Länderspezifische Regulierung erschwere den effizienten Ressourceneinsatz, macht Deckert klar und skizziert die Komplikationen, die sich mit Outsourcing verbinden. Durch die Industrialisierung der Bank würden nicht-strategische Teile der Wertschöpfung ausgelagert mit den Zielen der Kostensenkung, Risikoreduktion, Fokus auf Kernkompetenz und Qualitätssteigerung. Bedenken berufen auf Kontrollverlusten, Vertraulichkeit, Auditfähigkeit und technischer Überlebensfähigkeit.
Interkonzernbeziehungen seien das schwierigste Feld: Ein uneinheitliches Regelwerk der Gesetzgeber erschwere die konzerninterne Abstimmung. Die deutsche Aufsicht interessiere in erster Linie, was mache der Vorstand in Deutschland. „Sie müssen dokumentieren, dass Sie alle Konzernvorgaben auch tatsächlich umgesetzt haben.“
Durch den Regulierungsdruck verursachte Risiken bedrohen die Profitabilität der Bank – überbordende Administration, entgegenlaufende Vorgaben, ineffiziente Ressourcenallokation und „Cost of Doing Business“. Erodierende Margen sind u.a. die Folge.
Deckert sieht jedoch auch Chancen: Das Potenzial, Kundenbedürfnisse im Kontext veränderter regulatorischer Rahmenbedingungen zu erfüllen, sei nicht ausgeschöpft. Skalierung von Compliance, Komplexitätsreduktion, Wahlrechte des Kunden und regulatorisch und fiskalischabgestimmtes Produktangebot mit bedürfnisgerechter Kundensegmentierung deuten hier die Ansatzpunkte an.
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China’s Changing Banking Industry
Von Dr. Oliver Everling | 20.Mai 2012
Wer die Artikel der namhaften Autoren des Buches „China’s Changing Banking Industry“ nicht bereits an anderer Stelle gelesen hat, sollte zu diesem Titel aus dem Frankfurt School Verlag greifen (ISBN 978-3-940913-42-5). Die Buchveröffentlichung der Paper und Studien wurde durch Mittel der Europäischen Union möglich.
Europa muss sich in der Tat mit den Veränderungen des Weltfinanzsystems befassen, die von der Volksrepublik China ausgehen. In China sind die größten Banken der Welt ansässig, mit den größten Mitarbeiter- und Kundenzahlen, was nicht weiter erstaunlich sein mag, aber auch mit den höchsten Kapitalisierungen.
Prof. Dr. Chun Chang vom Shanghai Advanced Institute of Finance und Prof. Horst Löchel von der Frankfurt School of Finance and Management bringen in ihrem Buch einen Autorenkreis zusammen, der sich gleich an mehreren Stellen mit dem „Phänomen“ des chinesischen Bankensystems befasst, für das noch vor zehn Jahren der Zusammenbruch unter der Last der Non-Performing Loans vorausgesagt wurde und heute aber Banken in Europa und in Amerika den Rang abläuft.
Die Beiträge des Buches skizzieren die Veränderungen des Bankensystems in China seit 2006, die Veränderungen der Geschäftsmodelle an konkreten Beispielen und im Vergleich, zum Beispiel zwischen Deutscher Bank und Bank of China, die Rolle ausländischer und insbesondere europäischer Banken in China sowie die Entwicklung des Mikrofinanzsektors in China.
Breiten Raum nimmt auch die Betrachtung der Veränderungen des regulatorischen Umfeldes ein sowie speziell auch die Entwicklung Shanghais als internationales Finanzzentrum. Manche Artikel hätten auch in jedem anderen Fachbuch zum internationalen Bankwesen Eingang finden können, da sie zwangsläufig auch ausführlich auf Entwicklungen in den USA und in Europa eingehen.
Das Buch reiht eher deskriptive Artikel neben solche, die den Ursachen und Wirkungen nachgehen und Modellierungen präsentieren. Insbesondere die Frage nach der Überlegenheit eines Universal- oder Trennbankensystems gewinnt vor dem Hintergrund der Erkenntnisse aus dem Beispiel Chinas Aktualität, da chinesische Banken eher durch Konzentration auf Einlagen- und Kreditgeschäfte als durch Spekulationen in Eigengeschäften gekennzeichnet sind.
Die Bewunderung des chinesischen Bankensektors durch den Leser wird durch die Erkenntnis gedämpft, dass die in staatlichem Mehrheitsbesitz befindlichen chinesischen Banken ihre Erfolge in einem abgeschotteten Währungsraum mit staatlich reglementierten Soll- und Haben-Zinsen feiern – während die staatliche Zinsbindung in Deutschland schon in den 1960er Jahren abgeschafft wurde.
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