Mindestens drei Szenarien im ersten Halbjahr denkbar
Von Dr. Oliver Everling | 12.Dezember 2022
In den vergangenen Wochen hat sich der Inflationsdruck abgeschwächt, damit verbunden sind die Langfristzinsen gesunken. Die Aktienmärkte haben sich davon jedoch nicht beeindrucken lassen, stellt Dr. Eduard Baitinger fest, seit 2015 Head of Asset Allocation in der FERI Gruppe. Im Gegenteil, sagt er: „Der nachlassende Inflations- und Zinsdruck wird als sicheres Zeichen dafür gewertet, dass die geldpolitische Straffung zunehmend in der Realwirtschaft ankommt und die Unternehmensgewinne bald spürbar unter Druck geraten könnten. Die Analysten rechnen zwar mit einer gewissen Fragilität bei den Unternehmensgewinnen, nicht jedoch mit einer deutlichen Eintrübung. Es drohen also spürbare Revisionen bei den Gewinnschätzungen. Diese könnten so stark ausfallen, dass sie die positiven Effekte der reduzierten Marktzinsen auf die Bewertungen überkompensieren. Neue drastische Abverkäufe wären die Konsequenz. Die Marktteilnehmer warten daher die weitere Entwicklung ab.“
Für die kommenden Monate erscheinen ihm drei unterschiedliche Szenarien vorstellbar: Im besten Fall lässt der Inflationsdruck schneller nach als erwartet und die globalen Notenbanken gehen wieder dazu über, die Märkte zins- und liquiditätsseitig zu unterstützen. Die globale Wirtschaft zeigt sich zudem stabil und der befürchtete Einbruch der Unternehmensgewinne bleibt aus. Gegen dieses äußerst optimistische Szenario sprechen jedoch allein schon die makroökonomischen Vorlaufindikatoren, die auf ernsthafte Rezessionsrisiken hindeuten. Wahrscheinlicher ist vielmehr, dass sich die Konjunktur weiter abschwächt und die Gewinnprognosen der Unternehmen nach unten angepasst werden müssen. In diesem mittleren Szenario würden die Aktienmärkte in den nächsten Monaten negativ tendieren. Der Abverkauf könnte allerdings dadurch gemildert werden, dass die Langfristzinsen angesichts des schwachen Makroumfelds weiter nachgeben. Im schlimmsten Fall droht eine harte makroökonomische Stagflation gepaart mit einer Gewinnrezession. Dies könnte passieren, wenn sich die geopolitische Lage weiter zuspitzt, etwa bei einer Ausweitung des Ukrainekrieges sowie einer militärischen Eskalation rund um die Taiwan-Frage oder im Iran-Konflikt. Es käme dann zu deutlichen Einbrüchen an den Märkten, die nicht mehr durch sinkende Marktzinsen oder die Fed eingefangen werden könnten. Kurzfristig hat dieses Negativszenario nur eine begrenzte Wahrscheinlichkeit. Grundsätzlich sind geopolitische Störfeuer im Verlauf des Jahres 2023 und darüber hinaus aber nahezu sicher.
Professionelle Anleger sollten sich mit den von der FERI skizzierten Szenarien vertraut machen. Im ersten Halbjahr 2023 erscheint dabei eine defensive Grundausrichtung der Asset Allocation angemessen, die jedoch genügend Flexibilität lässt, um vom phasenweise freundlichen Zinsumfeld zu profitieren. Gleichzeitig sind Absicherungen gegen geopolitische Risiken weiterhin sinnvoll.
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Anspruch und Wirklichkeit der Ratingagenturen
Von Dr. Oliver Everling | 5.Dezember 2022
Die britische Finanzaufsicht Financial Conduct Authority (FCA) hat ihren Bericht über die Marktanteile der Ratingagenturen in Großbritannien veröffentlicht. Diesem Bericht kommt angesichts der Größe und Relevanz des Finanzplatzes London in Europa wie auch weltweit besondere Bedeutung zu. Die Berechnungen beziehen sich auf das Jahr 2021.
Spitzenreiter unter den Ratingagenturen bleibt S&P Global Ratings UK Limited mit einem Marktanteil von 34,81 %, gefolgt von Moody’s Investors Service Limited mit 30,42 %. Fitch Ratings Ltd. liegt dicht auf mit 27,03 %. Alle anderen Ratingagenturen schaffen jeweils nicht die kritische Schwelle von 10 % Marktanteil, sondern verfehlen diese gesetzlich verankerte Marke bei weitem.
DBRS Ratings Limited, die inzwischen zur Gruppe von Morningstar gehört, rangiert auf dem vierten Platz mit 3,77 %. Der Versicherungsspezialist A.M. Best Europe – Rating Services Limited kommt aufgrund seiner Branchenspezialisierung – wie immer – nur auf einen kleinen Gesamtmarktanteil, nämlich jetzt 1,47 %.
In Großbritannien konkurrieren weitere Ratingagenturen um die Aufmerksamkeit der Anleger und Emittenten: The Economist Intelligence Unit Limited erreichte einen Marktanteil von 1,38 %, Kroll Bond Rating Agency UK Limited von 0,59 %, ARC Ratings (UK) Limited 0,29 %.
Bei den Ratingagenturen The Economist Intelligence Unit Limited handelt es sich um eine britische Agentur – eine durch die gleichnamige Fachzeitschrift bekannte Adresse. Bei ARC Ratings (UK) Limited handelt es sich um die Gesellschaft einer pan-europäischen Agentur. Die Schwestergesellschaft ist auf dem europäischen Kontinent auch durch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) registriert.
Schlusslicht ist eine Ratingagentur, die sich selbst stets als „the leading European credit rating agency“ darstellt. Für Scope Ratings UK Ltd berechnet die Behörde in Großbritannien einen Marktanteil von 0,24 %.
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Black Friday erfreut mit schwarzen Zahlen
Von Dr. Oliver Everling | 5.Dezember 2022
Während größere Unternehmen der deutschen Wirtschaft derzeit einen scharfen Gegenwind verspüren, finden sich an den Kapitalmärkten doch auch Beispiele für Unternehmen, die durch nachhaltiges Wachstum überraschen.
Die Allterco JSCo verzeichnete einen Anstieg der Black-Friday-Verkäufe mit mehr als einer halben Million verkaufter Hausautomatisierungsgeräte für insgesamt über EUR 6,8 Mio. (BGN 13,2 Mio.), was einem Wachstum von 44 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Kunden aus über 100 Ländern auf der ganzen Welt nutzten die Sonderangebote und bestellten ihre Shelly-Geräte, wobei das größte Interesse in Deutschland und Italien zu verzeichnen war, gefolgt von Spanien, Portugal, den Niederlanden, Österreich und Belgien.
Hier machten sich nach Ansicht des Unternehmens die gezielt vorangetriebenen Investitionen in die Vertriebs- und F&E-Strukturen im laufenden Geschäftsjahr bemerkbar. Mit dem erfolgreichen Black Friday-Verkauf bestätigt das Unternehmen die angehobene Prognose am oberen Ende der Bandbreite mit einem Umsatz von EUR 45-46 Mio. und einem EBIT von EUR 10-10,5 Mio. für das Geschäftsjahr 2022.
Um die internationale Expansion zu beschleunigen, hat Allterco das irische Dublin, die globale Hochburg und Talentschmiede der IT-Entwicklung, als Standort für sein neuestes F&E-Zentrum ausgewählt. Das Unternehmen konnte bereits erfahrene Spitzenkräfte rekrutieren, die in Positionen bei führenden internationalen IT-Unternehmen ihre visionäre Kraft bei der Realisierung des Smart Home der Zukunft unter Beweis gestellt haben. Für Allterco markiert dieser Schritt den nächsten Meilenstein, um die Produktentwicklung auf eine neue Ebene zu heben.
Dimitar Dimitrov, Co-CEO von Allterco JSCo, kommentierte: „Der Erfolg unserer Black Friday-Verkäufe in allen unseren geografischen Märkten ist eine Bestätigung dafür, dass wir mit unserer Expansionsstrategie auf dem richtigen Weg sind. Mit dem neuen Entwicklungszentrum in Irland ziehen wir hochkarätige IT-Spezialisten an, um den Forschungs- und Entwicklungsprozess kontinuierlich zu verbessern und so unsere Expansionsstrategie konsequent fortzusetzen. Wir freuen uns auf die neuen Impulse aus der schillernd bunten Entwicklerszene in Irland, die so international ist wie Allterco selbst.“
Wolfgang Kirsch, Co-CEO von Allterco JSCo, ergänzte: „Die Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr und die Black Friday-Verkäufe haben deutlich gezeigt, dass es für unseren Erfolg entscheidend ist, unsere Entwicklungsstrukturen im Einklang mit unseren Markteintritten aufzubauen. Allterco hat Kunden in allen wichtigen Regionen der Welt. Unsere bisher fünf internationalen Standorte sind ein Zeichen für unseren Expansionsdrang, und mit Dublin kommt ein weiterer hinzu. Wir freuen uns, die Erfolge im Geschäftsjahr 2022 mit einer Bestätigung der angehobenen Prognose am oberen Ende der Bandbreite zu unterstreichen.“
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Deutsche Wirtschaft im Gegenwind
Von Dr. Oliver Everling | 5.Dezember 2022
Einem alten Bonmot zufolge besteht Wirtschaft zu 50 Prozent aus Psychologie, und in diesen dunklen Dezembertagen kann ein wenig Aufmunterung sicher nicht schaden, schreibt Axel D. Angermann als Chef-Volkswirt der FERI Gruppe und analysiert die konjunkturellen und strukturellen Entwicklungen aller für die Asset Allocation wesentlichen Märkte.
„Ein paar gute Nachrichten gab es zuletzt tatsächlich“, berichtet der Chef-Volkswirt: „Die Erdgasspeicher sind so gut gefüllt, dass eine echte Gasmangellage mit der zwangsweisen Stilllegung von Produktionsprozessen sehr unwahrscheinlich geworden ist. Die Inflation ist im November leicht gesunken, und die Stimmung hat sich sowohl unter den Verbrauchern als auch in den Unternehmen etwas aufgehellt. Insgesamt lässt sich aus heutiger Sicht sagen: Manches Katastrophenszenario von vor ein paar Monaten hat sich als zu pessimistisch herausgestellt.“
Dieser erfreuliche Befund könne aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die deutsche Wirtschaft höchstwahrscheinlich schon im laufenden Quartal auf dem Weg in eine Rezession ist. Der genauere Blick auf die Daten zeigt, dass nicht alles Gold ist, was auf den ersten Blick glänzt: Der Rückgang der Inflationsrate beruhte fast ausschließlich auf niedrigeren Energiepreisen. Die übrigen Preise stiegen auch im November mit nahezu unverminderter Dynamik weiter an. Es sei deshalb noch ein weiter Weg, bis die Inflationsrate wieder auf ein akzeptables Niveau von etwa 2 Prozent gesunken sein wird. „Auch der Ifo-Index entpuppt sich bei näherem Hinsehen bestenfalls zur Hälfte als gute Nachricht: Die Lageeinschätzung der Unternehmen hat sich nämlich auch im November weiter verschlechtert, und die Verbesserung der Erwartungskomponente vollzog sich von einem extrem niedrigen Niveau aus.“
Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland wird nach Ansicht von Axel Angermann in den kommenden Monaten mit einigen Widerständen konfrontiert. Vier Faktoren spielen hierbei eine Rolle:
Erstens wird der private Konsum in den nächsten beiden Quartalen sinken, weil viele Haushalte nur begrenzt dazu in der Lage sind die Preissteigerungen, insbesondere für Gas und Strom, mit einem Abbau von Ersparnissen zu kompensieren. Die deutlich gesunkene Sparquote und die rückläufige Entwicklung der Sichteinlagen bei den Banken verdeutlichen dies.
Zweitens verschlechtern die stark gestiegenen Zinsen die Finanzierungsbedingungen. Die realwirtschaftlichen Folgen sind deutlich im Bausektor zu sehen, dessen Wertschöpfung bereits seit zwei Quartalen sinkt. Eine Verbesserung ist vorerst nicht in Sicht, zumal die Kreditzinsen weiter steigen werden.
Drittens lassen das Scheitern der Null-Covid-Politik und die erneuten Lockdowns in China dort vorerst eine sehr schwache Wirtschaftsentwicklung und damit stark begrenzte Exportaussichten erwarten. Darunter leidet vor allem die exportorientierte deutsche Wirtschaft.
Viertens schließlich werden sich möglicherweise auch die Exportaussichten in die USA eintrüben, denn die dortige Straffung der Geldpolitik hat die Wahrscheinlichkeit einer Rezession auch in den USA signifikant erhöht.
Insgesamt spricht nach Darstellungen des Chef-Volkswirten vieles dafür, dass die Rezession vergleichsweise milde verlaufen und die deutsche Wirtschaftsleistung im Jahr 2023 insgesamt um weniger als 1 Prozent schrumpfen wird: „Dennoch gibt es keinen Grund zum Zurücklehnen: Wenn auf die milde Rezession ein Aufschwung folgen soll, muss die Energieversorgung auch im nächsten Winter 2023/24 ohne russisches Gas gewährleistet werden. Die Sicherung oder Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie bleibt also eine ebenso herausfordernde wie vielschichtige Aufgabe.“
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Smart zu Hause mit Allterco
Von Dr. Oliver Everling | 1.Dezember 2022
Die Allterco JSCo, ein Anbieter von IoT- und Smart-Home-Lösungen mit Sitz in Sofia, Bulgarien, hat die Einladung zur außerordentlichen Hauptversammlung der Aktionäre aktualisiert, die für den 13. Dezember 2022 in Sofia, Bulgarien, einberufen wurde.
Auf offiziellen Antrag des Aktionärs Svetlin Todorov, der mehr als 5 % der Allterco-Aktien besitzt, wurden zusätzliche Fragen sowie ein Vorschlag zur Entscheidung über einen der Tagesordnungspunkte in die Tagesordnung aufgenommen.
Svetlin Todorov ist Mitbegründer und CEO von Allterco Robotics US, Hersteller der preisgekrönten Smart-Home-Produkte Shelly. Shellys Reihe intelligenter Relais, Stecker und Sensoren wurde speziell entwickelt, um die Flexibilität und Konnektivität zu bieten, die erforderlich sind, um Heimautomatisierung, intelligente Gebäude und IoT-basierte Produkte Wirklichkeit werden zu lassen.
Sveltin ist außerdem Mitbegründer, Co-CEO und Vorstandsmitglied von Allterco, der in Bulgarien ansässigen Holdinggruppe, die sich auf die globale Entwicklung und den Vertrieb von IoT-Produkten und -Lösungen konzentriert. 2019 trat Allterco Robotics, eines von sieben Unternehmen der Allterco-Familie und „Best of IFA“-Gewinner, in den nordamerikanischen Markt ein.
Vor der Gründung von Allterco war Svetlin Mitbegründer des in Europa ansässigen Unternehmens TERACOMM und fungierte als Co-CEO des Unternehmens sowie als CEO der in den USA ansässigen Division Global TERACOMM. Seit fast 20 Jahren ist TERACOMM führend in der kommerziellen und technischen Bereitstellung von Produkten und Dienstleistungen für die Mobilfunk- und Unterhaltungsindustrie und gehört jetzt zu Allterco.
Die Allterco JSCo ist eine Technologie-Holding, die für Innovation durch die Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb von hochwertigen IoT-Produkten steht. Das Herzstück der Entwicklung sind dabei stets die Endverbraucher und ihre Bedürfnisse. Allterco wurde in Bulgarien gegründet und arbeitet mit einem Team junger, talentierter Entwickler, die sich der Herstellung wettbewerbsfähiger und benutzerfreundlicher Produkte verschrieben haben.
Die Gruppe besteht aus 5 Tochterunternehmen und hat Niederlassungen in Bulgarien, China und den USA und Deutschland. Die Produkte von Allterco haben bereits über 100 Märkte erobert. Seit Dezember 2016 ist Allterco an der bulgarischen Wertpapierbörse gelistet. An der Frankfurter Börse notiert die Gesellschaft seit November 2021 unter der WKN A2DGX9, der ISIN BG1100003166 und dem Ticker A4L.
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Lagerabbau durch aggressive Rabattaktionen
Von Dr. Oliver Everling | 28.November 2022
Vieles von dem, was Jörg Wilhelm Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank AG, auf dem Eigenkapitalforum der Deutschen Börse am Frankfurter Flughafen heute berichtet, deckt sich mit den heutigen Einschätzungen aus dem Research der DZ BANK.
Der Welthandel hat krisenbedingt merklich an Dynamik verloren. Dies sorgt nach übereinstimmender Ansicht der Experten für eine allmähliche Abnahme der markanten Schiffsstaus vor wichtigen internationalen Häfen. Günstig ist diese Entwicklung mit Blick auf gestresste Lieferketten. Wichtige Indikatoren signalisieren bereits eine Beruhigung der angespannten Lage.
„Viele Unternehmen in den USA und Europa haben auf die Erfahrungen mit den Lieferengpässen in den Jahren 2020 und 2021 reagiert und im Jahr 2022 sehr zeitig mit der Warenvorbestellung begonnen. Die Lager waren in der Folge bereits unüblich früh gefüllt“, berichtet das DZ BANK Research.
Mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und den massiv gestiegenen Lebenshaltungskosten (hohe Inflation) sei die Ausgabenneigung der privaten Haushalte allerdings spürbar zurückgegangen. „Eine verhaltene Nachfrage trifft nun auf volle Lager. Einzelhändler sind bemüht, die Lagerbestände abzubauen – mit teilweise aggressiven Rabattaktionen. Die nachlassende Güternachfrage insbesondere aus den USA und Europa haben die Seefrachtraten inzwischen wieder massiv absinken lassen.“
Der positive Ausblick der DZ BANK auf die Lieferketten wird jedoch durch eine Reihe von Unwägbarkeiten getrübt: „Vor allem in China nimmt die Sorge vor einem harten Durchgreifen der Behörden mit Blick auf die zuletzt deutlich gestiegenen Corona-Infektionszahlen zu. Denn das Land hält vorerst – trotz leichter Lockerungsmaßnahmen – an der Null-Covid-Politik fest. Die Zahl der Städte und Stadtteile, die abgeriegelt werden, nimmt zu. China ist ein wichtiger Lieferant von Vorprodukten für den US- und den europäischen Markt, längere straffere Lockdown könnte die Lieferkettenproblematik in den westlichen Industrieländern perspektivisch wieder verschlechtern.“
Jörg Krämer rechnet vor, dass rein rechnerisch die Energiepreissteigerung in Deutschland fast komplett von der Bundesregierung aufgefangen werde. Leider habe aber die Europäische Zentralbank zu spät auf den Inflationsschub reagiert. Daher sei die Inflation bereits in die Höhe geschossen. Das Problem seien nun nicht mehr die tatsächlichen Schwierigkeiten bezüglich der Energieversorgung oder der Lieferketten, sondern die Erwartungen der Konsumenten.
Weil die Konsumenten – dies belegt Jörg Krämer mit entsprechenden Befragungsergebnissen – eine höhere Inflation erwarten, erhalten die Unternehmen Spielräume für Preiserhöhungen über die Kostenschübe hinaus. Die Konsumenten erwarten nun eine höhere Inflation, so dass sich diese auch zeigen werde. Jörg Krämer sieht im weiteren Verlauf des Jahres 2023 dennoch einen Rückgang der Inflation und der Zinsen.
2023 werde vor diesem Hintergrund ein gutes Jahr für Unternehmensanleihen sein, auch vor dem Hintergrund der in die Höhe gestiegenen Risikoprämien auf Unternehmensanleihen, die sich entspannen könnten. Rezessionen sind gute Gelegenheiten für den Wiedereinstieg in die Aktienmärkte. Das Kurs-Gewinn-Verhältnisse des DAY seit 1995 zeige, dass die derzeitigen Bewertungen bereits Hoffnungen auf ordentliche Bewertungen gebe.
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Ihr Betrügerlein kommet
Von Dr. Oliver Everling | 25.November 2022
Identitätsbetrug ist im Jahr 2022 um mehr als ein Fünftel gestiegen, inmitten von Warnungen, dass betrügerische Aktivitäten in dieser Weihnachtseinkaufssaison ihren Höhepunkt erreichen werden. Eine neue Analyse von Experian zeigt, dass der Identitätsbetrug in den letzten 12 Monaten um 21 % gestiegen ist, wobei der Trend voraussichtlich während der Feiertage am stärksten sein werde.
Seit 2018 sind die Identitätsbetrugsraten im November und Dezember im Jahresvergleich um bis zu 15 % gestiegen. Experian führt dies darauf zurück, dass Betrüger versuchen, die Zunahme von Online-Transaktionen auszunutzen, die die Ressourcen der Unternehmen beelasten, sich vor Betrug zu schützen.
Unterdessen zeigt sich das Ausmaß des Problems in konkreten Zahlen. Die Identitäts- und Betrugstechnologie von Experian verhinderte im Jahr 2021 betrügerische Transaktionen im Wert von mehr als 1,8 Mrd. £.
Eduardo Castro, Managing Director, Identity and Fraud, Experian UK&I, sagte: „Betrug ist ein ernsthaftes, anhaltendes Problem für Verbraucher und Unternehmen im Vereinigten Königreich. Im Laufe des Jahres 2022 hat es kein Nachlassen gegeben, und es ist wahrscheinlich, wie unsere Zahlen zeigen, dass sich der Trend in den kommenden Monaten nur noch verstärken wird.“
„Mit zunehmendem Volumen von Online-Transaktionen ist es für Unternehmen von entscheidender Bedeutung, dass die Informationen ihrer Kunden verlässlich sind und sie nicht von einem Betrüger mit gestohlenen persönlichen Daten hinters Licht geführt werden.“
Um Menschen zu ermutigen, auf ihre persönlichen Daten zu achten, und Unternehmen, über ihr Betrugsrisiko nachzudenken, hat Experian eine neue Sensibilisierungskampagne in den sozialen Medien gestartet. Das festlich inspirierte Video mit dem Weihnachtsmann und einem aufgeregten, aber etwas misstrauischen Kind soll alle auf die Gefahren des Identitätsbetrugs aufmerksam machen.
Castro fügt hinzu: „Es gibt mehrere einfache Dinge, die Menschen tun können, um ihre Informationen zu schützen. Sicherzustellen, dass sie keine persönlichen Daten in sozialen Medien preisgeben oder Multi-Faktor-Authentifizierung, wie z. B. Biometrie, für ihre Online-Konten aktivieren, kann einen großen Beitrag zur Verhinderung von Identitätsbetrug leisten.
„Seien Sie bei unerwünschten Anrufen, E-Mails und SMS immer misstrauisch. Wenden Sie sich im Zweifelsfall direkt an das Unternehmen – es dauert nur eine Minute, um die persönlichen Daten preiszugeben, die der Betrüger dann verwenden kann, um auf Ihre Konten zuzugreifen oder einen Kredit in Ihrem Namen zu beantragen.“
Zahlen von UK Finance zeigen, dass die Verluste im Zusammenhang mit Kartenidentitätsdiebstahl in den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 um 86 % gestiegen sind, von 11,5 Mio. £ auf 21,4 Mio. £ im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.*
Authorized Push Payment (APP)-Betrug, bei dem ein Opfer – in der Regel durch einen Anruf, eine SMS oder eine E-Mail – dazu verleitet wird, Geld an einen Betrüger zu überweisen, kostet die Verbraucher 249,1 Millionen Pfund. Betrügereien, bei denen das Opfer Geld an eine scheinbare Liebesbeziehung überweist, stiegen um fast ein Drittel (31 %) auf mehr als 16 Millionen Pfund.
Insgesamt wurden mehr als 609 Millionen Pfund gestohlen, aber es gibt Anzeichen für Ermutigung, da fortschrittliche Betrugspräventionssysteme von Banken eingesetzt werden, um zu verhindern, dass 584 Millionen Pfund verloren gehen.
„Viele Unternehmen stellen sich der Herausforderung des Betrugs direkt“, fügt Castro hinzu.
„Neue, hochmoderne Technologien, die maschinelles Lernen beinhalten, unterstützen die Bemühungen, während Vorschriften wie die Payments Service Directive 2 (PDS2) ebenfalls positive Auswirkungen haben.
„Obwohl die Gesamtsumme der Betrugsverluste leicht zurückgegangen ist, sind die Werte immer noch extrem hoch und kosten die Opfer erheblich. Das Problem ist, dass Betrüger immer nach neuen Wegen suchen, um jede Gelegenheit auszunutzen. Zu dieser Jahreszeit erwarten wir zum Beispiel eine Zunahme von Lieferbetrug – es ist ein andauernder Kampf, dessen sich sowohl Unternehmen als auch Verbraucher bewusst sein müssen.“
Experian ist ein Marktführer in der Betrugspräventionstechnologie und wurde kürzlich von Juniper Research als führender globaler Anbieter von Betrugslösungen im Online-Zahlungsverkehr ausgezeichnet.
Anfang dieses Jahres wurde Experian Fraud Score eingeführt, die nächste Generation von Betrugspräventionsdiensten, die es Unternehmen jeder Größe ermöglicht, Zugang zu einem fortschrittlichen Betrugspräventionssystem „out-of-the-box“ zu erhalten.
Es wurde unter Verwendung der neuesten maschinellen Lernfähigkeiten, Frontline-Datenanalyse und proprietärer Büro- und Betrugsergebnisdaten entwickelt und setzt ein Wahrscheinlichkeitsbewertungssystem von 1 bis 1.000 ein – wobei eine niedrige Punktzahl ein geringeres Risiko bedeutet – um Unternehmen dabei zu helfen, das Betrugsrisiko bei allen neuen und bestehenden Kundeninteraktionen besser zu verstehen.
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Europa droht Rezession
Von Dr. Oliver Everling | 23.November 2022
Die höchsten Inflationsraten seit vier Jahrzehnten, ein abrupter Zinsanstieg, Verwerfungen an den Energiemärkten und akute geopolitische Risiken prägen das Jahr 2022. Damit haben sich die Rahmenbedingungen für Unternehmen und Investoren in kürzester Zeit massiv verändert. „Viele Marktteilnehmer erleben das Ende alter Gewissheiten. Das hochkomplexe Umfeld lässt vorerst nur eingeschränkte Prognosen zu. Ausgehend von ermäßigten Bewertungsniveaus sind 2023 aber spürbare Erholungen an den Aktienmärkten möglich“, fasst Dr. Heinz-Werner Rapp, Vorstand und Chief Investment Officer der FERI Gruppe, den Jahresausblick 2023 für Konjunktur und Kapitalmärkte zusammen.
Der wichtigste Faktor für die Kapitalmärkte sei 2023 ein Abflauen der hohen Inflationsdynamik. Sowohl statistische Basiseffekte als auch die globale Konjunkturschwäche bewirkten einen Rückgang der Inflation, was eine Dämpfung des bisherigen Zinsanstiegs zulasse. Dennoch verharre die Inflation im Durchschnitt des Jahres 2023 mit mehr als 4 Prozent in den USA und mit über 7 Prozent im Euroraum auf hohem Niveau. Mittel- und langfristig sei damit zu rechnen, dass strukturelle Faktoren wie der demografisch bedingte Arbeitskräftemangel sowie steigende Kosten der ökologischen Transformation in Richtung generell höherer Inflation wirkten. „Das lange vorherrschende Bild niedriger Inflation und moderater Zinsen ist auf absehbare Zeit beendet. Dies hat spürbare Implikationen für alle Anlageklassen und deren zukünftige Renditeprofile“, erklärt Rapp.
Der ökonomische Ausblick für 2023 sei deutlich gedämpft und durch hohe Unsicherheiten geprägt. Die Weltwirtschaft werde durch die strukturelle Schwäche in China belastet, in Europa bestünden erhebliche, in den USA signifikante Rezessionsrisiken. Dies bedeute sinkende Unternehmensgewinne und erhöhten Margendruck in konjunktursensitiven Sektoren. Der Euroraum werde von den Verwerfungen auf den globalen Energiemärkten stärker getroffen als jede andere Region der Welt. Deutliche Kaufkraftverluste aufgrund der hohen Inflation und enorme Kosten- und Ertragsbelastungen vieler Unternehmen sowie der partielle Verlust an Wettbewerbsfähigkeit führten dort in Kürze zu einer Rezession. „Selbst wenn die Versorgung mit Strom und Gas in diesem Winter ohne größere Probleme gelingt, bleiben die konjunkturellen Perspektiven im Euroraum aufgrund der schwachen weltwirtschaftlichen Dynamik und grundsätzlichen Unsicherheiten in Bezug auf die Energiesicherheit gedämpft“, sagt Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt der FERI Gruppe.
Die Aktienmärkte hätten bereits 2022 verschlechterte Fundamentaldaten eingepreist und würden nun von tieferen Bewertungsniveaus ins Anlagejahr 2023 starten. Das Abwärtspotential von Aktien sei somit relativ begrenzt. Trotz eines Rückgangs der Unternehmensgewinne könnten Aktien im nächsten Jahr freundlicher tendieren oder sogar positiv überraschen. Wichtig sei dafür aber Unterstützung von den Rentenmärkten, die sich 2023 spürbar stabilisieren oder sogar leicht erholen sollten. Zentraler Unsicherheitsfaktor bleibe vorläufig noch die Geldpolitik, speziell in den USA. Enttäuschung drohe, falls Inflationsraten und -erwartungen langsamer sinken als angenommen. „Insgesamt dürfte das Anlagejahr 2023 von sehr wechselhaften Marktverläufen und möglichen Überraschungen in beide Richtungen geprägt sein. Ein aktives Portfolio Management, das flexibel auf marktspezifische Chancen und Risiken reagiert, ist somit unerlässlich“, sagt FERI-Vorstand Rapp.
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„Kohlendioxid-Meter“ zeigt endlich einen Rückgang
Von Dr. Oliver Everling | 22.November 2022
China-Kenner Stephen Li Jen, CEO von Eurizon SLJ Capital Ltd, beschreibt die aktuelle Situation den an Finanzmärkten so:
„Schon seit Wochen komme ich mir vor wie in der entscheidenden Szene aus dem Film ‚Apollo 13′, in der das Kohlendioxid-Meter nach ein paar nervenaufreibenden Momenten endlich einen Rückgang anzeigt. So ähnlich ist es auch mit der Entwicklung der Inflation, wo der Rückgang des Verbraucherpreisindexes in den USA im Oktober der Beginn eines stärkeren Rückgangs gewesen sein könnte. Nun frage ich mich, ob wir einen ‚Dreifachen Schub‘ erleben werden, der die Risikoanlagen nach oben und den Dollar nach unten treibt.“
Hier die drei Schübe, die Stephen Li Jen jetzt sieht:
Schub 1: Eine gemäßigtere Fed. Die Straffung der Geldpolitik in riesigen Sprüngen von 75 Basispunkten war äußerst drastisch und unterscheidet sich diametral von der Strategie der 25 Basispunkte pro Zinserhöhung, die die frühere Vorsitzende Yellen verfolgte. Sehr schnell könnte das FOMC in dieser höchst unsicheren Welt den Überblick über die kumulative Straffung verlieren. Bei einer sinkenden Inflation, während die Wirtschaft schwächelt, wäre es mehr als unverständlich, wenn die Fed weitere Zinserhöhungen um 75 Basispunkte durchsetzen würde.
Schub 2: China lockert seine Null-COVID-Politik. China wird sehr wahrscheinlich versuchen, seine COVID-Politik bis März 2023 zu lockern, was natürlich von den Fortschritten in der Realität abhängt. Die Null-COVID-Politik steht in einem „multiplikativen“ Zusammenhang mit dem Immobiliensektor und der Wirksamkeit der geldpolitischen Lockerung. Ohne eine Lockerung der Null-COVID-Politik kann der Immobilienmarkt nicht in Schwung gebracht werden, die Elastizität der Kreditnachfrage in Bezug auf die Zinssätze wäre gering.
Schub 3: Waffenstillstand in der Ukraine. Ich hoffe und vermute, dass das Weiße Haus in Kooperation mit China die Ukraine und Russland recht bald zu einem ausgehandelten Waffenstillstand drängen wird.
„Was aber passiert,“ fragt Stephen Li Jen, „wenn alle drei Schübe bis zum Jahresende ihre Kraft entwickeln? Dann könnten wir, angesichts der einseitigen Marktpositionierung bei Aktien, Devisen und Anleihen, sehr starke Marktbewegungen erleben.“
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Daten für ESG-Ratings bei KMU
Von Dr. Oliver Everling | 21.November 2022
Experian hat die Einführung von ESG Insight angekündigt, einem neuen Service, der Kreditgebern ein viel schnelleres und genaueres Verständnis der Umwelt-, Sozial- und Governance-Risiken (ESG) in ihrem KMU-Kreditportfolio bieten soll.
Als erster seiner Art liefert der Dienst ESG Insight eine hochgradig maßgeschneiderte Schätzung der Treibhausgasemissionen (THG) eines KMU, aufgeteilt nach Scope 1, 2 und 3, kombiniert mit einer Klassifizierung seiner sozialen Auswirkungen und Governance-Ebenen, die aus Experians Referenzdatensatz für Unternehmen stammen.
Die datengesteuerte Lösung bietet eine Alternative zu früheren Methoden, reduziert Zeit und Kosten erheblich und ermöglicht es Kreditgebern, umsetzbare Kundeneinblicke mit einer ESG-Linse zu gewinnen. Zu den vielfältigen kritischen Faktoren, die zusammengetragen werden, um sich einen Überblick über die Emissionen eines Unternehmens zu verschaffen, gehören der geschätzte Energieverbrauch, die Anzahl der Mitarbeiter an einem Standort und der Anteil derjenigen, die mit dem Auto pendeln.
Früher mussten Kreditgeber KMU auffordern, sich einer vollständigen Emissionsbewertung zu unterziehen, oder sich auf breit angelegte sektorweite Emissionsdurchschnittswerte als Näherungswert verlassen.
Der einfach zu implementierende Datensatz deckt derzeit die 4 Millionen KMU in Großbritannien ab und rüstet die Kreditgeber mit den relevanten Informationen aus, um die wachsenden Anforderungen an die Berichterstattung und das aktive Management dieser zunehmend wichtigen Risikolinse zu erfüllen.
Ab Anfang 2022 setzen die Aufsichtsbehörden aktiv Anforderungen für das Management klimabezogener Finanzrisiken durch, da ein solcher Kreditgeber das Klima und das breitere ESG-Risiko seiner KMU-Kunden verstehen muss.
James McGarva, Managing Director von Experian Business Information, sagte: „KMU sind für 34 % der Gesamtemissionen des Vereinigten Königreichs verantwortlich, und dennoch können aktuelle Schätzungsverfahren beispielsweise nicht zwischen einem kleinen unabhängigen Buchladen und einem britischen Tiefkühlkostgeschäft unterscheiden. Dies bedeutet in der Regel eine Überschätzung für kleinere Unternehmen um durchschnittlich fast 200 %.“
„ESG Insight bietet einen weitaus umfassenderen Überblick über Emissionsschätzungen, zusammen mit Bewertungen der sozialen Auswirkungen und der Unternehmensführung, sodass Kreditgeber zuversichtlich Maßnahmen zur Bewältigung des Klimarisikos mit jedem KMU-Portfolio festlegen, melden und zielen können. Wir freuen uns, dass unsere neueste Innovation eine positive Rolle bei der globalen Mission zur Bekämpfung des Klimawandels spielt.“
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