Generationenwechsel bei der Feri EuroRating Services

Von Dr. Oliver Everling | 7.September 2011

Die Bad Homburger Feri EuroRating Services AG hat eine neue Führungsstruktur. Der bisherige Vorstandssprecher Dr. Helmut Knepel wechselt als Vorsitzender in den Aufsichtsrat des Unternehmens. Neuer Sprecher des Vorstands ist Dr. Tobias Schmidt, der dem Vorstand seit 2008 angehört und bereits mehr als zwölf Jahre für Feri tätig ist.

Auch Feri-Gründungsmitglied Dr. Eberhard Weiß scheidet, wie seit längerem vorgesehen, aus dem Vorstand aus, wird aber weiterhin als Berater zur Verfügung stehen. Seine Position wird von Dr. Matthias Klöpper übernommen, der zugleich Vorstand der Muttergesellschaft Feri Finance AG ist.

Zusammen mit den Veränderungen auf Vorstandsebene wird auch die Geschäftsleitung erweitert. Neben Wolfgang Kubatzki (Leiter Real Estate) werden künftig Axel D. Angermann (Leiter Economics) und Daniel Burgmann (Leiter Operations) Mitglieder der Geschäftsleitung. Beide sind ebenso wie Wolfgang Kubatzki bereits seit vielen Jahren der Feri verbunden und vertreten mit großem Erfolg ihre jeweiligen Geschäftsfelder.

Dr. Tobias Schmidt, Vorstandssprecher der Feri EuroRating Services AG, kommentiert: „Dr. Helmut Knepel war Feri mehr als 20 Jahre verbunden und hat das Unternehmen stark geprägt. Mit der neuen Struktur und vor allem der Erweiterung der Geschäftsführung durch langjährige und erfahrene Feri-Mitarbeiter sind wir hervorragend aufgestellt, um die Erfolgsgeschichte der Feri EuroRating Services AG fortzuschreiben.“

Dr. Helmut Knepel zu seinem Wechsel in den Aufsichtsrat: „Wir haben den Generationenwechsel im Management lange geplant und gut vorbereitet. An erster Stelle standen dabei für uns Kontinuität und Qualität unserer Arbeit. Beides erwarten unsere Kunden von uns, und beides stellen wir mit der neuen Struktur sicher. Ich freue mich sehr auf meine zukünftige Aufgabe im Aufsichtsrat der Feri EuroRating Services AG.“

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Kein Wachstum ohne Mittelstandsanleihen

Von Dr. Oliver Everling | 5.September 2011

Von 33 Anleihen, die in den vergangenen zwölf Monaten an den neuen Börsensegmenten für Mittelstandsanleihen in Stuttgart, Düsseldorf, Frankfurt und Hamburg/Hannover platziert wurden, begleitete Close Brothers Seydler Bank AG (www.cbseydler.com) sechs Emissionen mit einem Gesamtvolumen von 448 Millionen Euro. Insgesamt wurden eigenen Berechnungen zu Folge Mittelstandsanleihen im Volumen von 1.671,5 Millionen Euro an institutionelle Investoren und Privatanleger platziert.

Der Markt für Mittelstandsanleihen entwickelt sich seit dem Start des Segments vor einem Jahr insgesamt weiter stark, berichten die Experten der Close Brothers Seydler Bank. Das dritte Quartal verzeichnet schon jetzt drei Mal so viele Emissionen wie das gesamte Vergleichsquartal 2010. Auch das platzierte Volumen von aktuell 139,5 Millionen Euro erreicht schon fast dreiviertel des Volumens des Vergleichsquartals 2010. Mit 14 Emissionen und einem Volumen von 627 Millionen Euro war das zweite Quartal 2011 das bisher stärkste im Markt für Mittelstandsanleihen.

„Während Emittenten in der Vergangenheit meist aus den Bereichen Erneuerbare Energien und Immobilien stammten, rechnen wir für die Zukunft mit einer zunehmenden Zahl von Emittenten quer über alle Branchen hinweg. Das bietet Anlegern den großen Vorteil, ihr Portfolio besser zu diversifizieren“, sagt René Parmantier, CEO der Close Brothers Seydler Bank. „Zudem sehen wir mittelständische Unternehmen, die international stark wachsen wollen, weshalb auch die Emissionsvolumina steigen werden“, so Parmantier weiter. „Wir gehen davon aus, dass nach einer Beruhigung der Kapitalmärkte in den nächsten Wochen mit einer Wiederaufnahme der Emissionstätigkeit von Mittelstandsanleihen zu rechnen ist.“

Angesichts der nach Anzahl und Volumen starken Marktentwicklung mahnt Parmantier jedoch zur Besonnenheit auf Anleger- wie Emittentenseite: „Es ist sehr wichtig, den Markt auch qualitativ zu beurteilen. Anleger sollten sich die Emittenten genau ansehen, auf starke Geschäftsmodelle und Solidität setzen. Unternehmen wiederum müssen sich die ehrliche Frage stellen, ob sie reif für den Kapitalmarkt und seine Transparenzanforderungen sind. Der Markt für Mittelstandsanleihen hat nur dann eine Zukunft, wenn sich gute Qualität durchsetzt.“

Über die Qualitäten der Mittelstandsanleihen wachen die Ratingagenturen: In Deutschland bieten sich inzwischen sogar mehrere, nach der EU-Verordnung über Ratingagenturen anerkannte Institutionen an. Dazu gehören die Creditreform Rating (www.creditreform-rating.de), die Euler Hermes Rating GmbH (www.ehrg.de), die Feri EuroRating Services AG (www.feri.de) und die PSR Rating GmbH (www.psr-rating.de).

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MaRisk inklusive InstitutsVergV

Von Dr. Oliver Everling | 4.September 2011

Bei der 2011 vorgelegten dritten Auflage wird es bei einem Buch dieser Qualität nicht bleiben – zu groß sind die Veränderungen im Finanzwesen, als dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht nicht bald schon weitere Konsequenzen ziehen müsste: Die am 30. Oktober 2007 veröffentlichte Fassung der MaRisk machte die zweite Auflage erforderlich. Schon zur ersten Auflage des Ende 2006 veröffentlichten Buchs von Ralf Hannemann, Andreas Schneider und Ludger Hanenberg mit dem Titel “Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) – Eine einführende Kommentierung” war festzustellen, dass es “auf das Regal jedes Praktikers” gehört, “der für die korrekte Umsetzung der seit 20. Dezember 2005 gültigen Anforderungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht verantwortlich zeichnet”.

Ludger Hanenberg ist aufgrund beruflicher Veränderung aus dem Autorenkreis ausgeschieden. Das Standardwerk erschien im Schäffer-Poeschel Verlag Stuttgart (ISBN 978-3-7910-2952-8, http://www.schaeffer-poeschel.de) daher ohne ihn in der 3. Auflage. Die Hauptgliederung des Buches ist unverändert geblieben: In einem ersten Teil werden die Beweggründe und die Historie, der rechtliche Rahmen und die Umsetzung der MaRisk erläutert. Der zweite Teil gilt der einführenden Kommentierung, die genau der Gliederung der MaRisk folgt. Der dritte Teil umfasst jetzt nicht mehr die Anlagen wie die aktuellen MaRisk selbst, die Schreiben, die mit Veröffentlichung der MaRisk entfallen sind, sowie sonstige, für die Entwicklung der MaRisk relevante Dokumente – diese sind in den vierten Teil verschoben worden. Im dritten Teil findet sich jetzt eine einführende Kommentierung der InstitutsVergV. damit korrespondiert der neue fünfte Teil mit den Anlagen zur InstitutsVergV.

Es ist nicht die Pflicht von Schuldnern, sich raten zu lassen, sondern die Kreditinstitute sind verpflichtet, aussagekräftige Risikoklassifizierungsverfahren für die erstmalige bzw. die turnusmäßige oder anlassbezogene Beurteilung der Adressenausfallrisiken sowie ggf. der Objekt-/Projektrisiken einzurichten. Das Buch macht darüber hinaus deutlich, dass mit einem Rating nicht lediglich die Beurteilung eines Schuldners hinsichtlich dessen Fähigkeit gemeint sein kann, seine Zahlungsverpflichtungen künftig zu erfüllen, vielmehr müssen alle für das Adressenausfallrisiko eines Kreditengagements bedeutsamen Aspekte herausgearbeitet und beurteilt werden.

Wie schon in der ersten Auflage wird klargestellt, dass in den MaRisk nicht die Anwendung eines Risikoklassifizierungsverfahrens gefordert wird, das zwingend den Anforderungen des auf internen Ratings basierenden Ansatzes (IRBA) zur Bemessung des bankenaufsichtlich erforderlichen Eigenkapitals genügt. Wichtig zu wissen ist beispielsweise, dass nicht nur das kreditnehmende Unternehmen, sondern auch die Bank nicht in allen Fällen verpflichtet ist, ein Rating zu erstellen. Die dafür maßgeblichen Voraussetzungen werden in dem Buch erläutert.

Trotz des inhaltlichen Zuwachses blieb der Preis von 129,95 Euro unverändert – zwar nicht gerade ein Mitnahmeartikel, aber das Buch macht sich für den Profi in der Praxis schnell bezahlt, auch wenn man die vorhergehende Auflage schon im Regal stehen hat. Der Umfang stieg von 812 Seiten auf 1178 Seiten – 366 Seiten mehr, die eigentlich einen weiteren Band rechtfertigen würden.

In übersichtlicherer und verlässlicherer Form wird der Stoff an kaum einer anderen Stelle geboten. Vor vielen anderen, nicht aktualisierten Titeln zum Thema “MaRisk” muss heute gewarnt werden, da sie längst veraltete Darstellungen enthalten.

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Warum Privatanleger keine ETF kaufen?

Von Dr. Oliver Everling | 3.September 2011

Warum ziehen Privatanleger nach wie vor teure aktiv gemanagte Fonds den ETFs vor? Mit dieser Frage beschäftigt sich Martin Krebs, Mitglied des Vorstandes der ING-DiBa AG, anlässlich der Buchneuerscheinung „Exchange Traded Fund-Rating – Marktüberblick, Einsatzkriterien und Praxiseinsatz“ (herausgegeben von Dr. Oliver Everling und Götz Kirchhoff, Art.-Nr. 22.472-1100 Bank-Verlag Medien GmbH, ISBN 978-3-86556-257-9) auf dem Presseworkshop „Risikoeinschätzung von Investmentfonds – Fondskennzahlen verstehen und richtig interpretieren“. Dazu stellte er fünf Thesen auf, die die Ursachen für die weiterhin geringe Nachfrage von Privatanlegern nach ETFs aufzeigen.

Nach der ersten These von Krebs konzentrieren sich die ETF-Anbieter auf die finanzstärkeren, institutionellen Anleger. Die ETF-Anbieter zeigen wenig Interesse am Privatanleger, es wird so gut wie keine Werbung für ETFs gemacht.

In seiner zweiten These erwähnt Krebs das fehlende Beratungsangebot. Berater bieten Kunden ETFs sehr zögerlich an, denn die ETFs verfügen praktisch über keine Gebühren, wie z.B. Aufgabeaufschläge oder Bestandsprovisionen, die in der Regel zur Bezahlung der Beraterleistung verwendet werden. Deswegen sind ETFs nach Krebs ausschließlich „für Honorarberater und deren Kunden ideal“.

Das unübersichtliche Angebot und die stark gewachsene Anzahl von ETFs spricht Krebs in seiner dritten These an. Es werden inzwischen Produkte angeboten, die auf dem ersten Eindruck ETFs sind, auf den zweiten Blick aber Anleihen und Anlagezertifikate. Dadurch unterliegen sie einem Emittentenrisiko. Laut Krebs kann der „Wildwuchs des Angebots dauerhaft keinem Nutzen“.

These vier bezieht sich auf das fehlende Verständnis und die Zumutbarkeit derivativer Konstruktionen. Die meisten ETFs erwerben nicht unmittelbar die Aktien, also die Eigentumsrechte an den Unternehmen, die sich in dem entsprechenden Index befinden, sondern bilden diese indirekt („synthetisch“) ab. Praktisch heißt das, dass sie die Kursschwankungen des entsprechenden Index über Derivate abbilden, die sie mit verschiedenen Banken abschließen. Das macht die ETFs undurchsichtiger. Nach Krebs ist aber „Transparenz und Einfachheit auch für ETF-Anbieter im Privatkundensegment Erfolgsvoraussetzung“.

Die letzte These von Krebs ist, dass das fehlende Wissen der Privatanleger über die Kosten aktiv gemanagter Fonds deren Vertrieb begünstigt. Die laufenden Kosten der klassischen Aktienfondsanlagen liegen inzwischen über 1,5 % pro Jahr. Bei ETF liegt diese Belastung zwischen Null und 0,5 Prozent! Nach Krebs, schaffen es nur „wenige aktiv verwaltete Fonds den entsprechenden ETF zu schlagen, und leider weiß man nicht vorher, welcher.“

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Marshallplan für Griechenland

Von Dr. Oliver Everling | 2.September 2011

Katerina Karajanni, President des Economic Forum of Thrace (E.F.T.) entzündet im Thraki Palace Hotel in Alexandroupolis, Griechenland, eine lebhafte Diskussion: Die “1st Round Table Discussions in Thrace with a cultural background” (www.economicforumofthrace.eu) bringen Steffen Bilger, MdB, CDU, onstantinos Chatzidakis, Deputy of the political party “Nea Dimokratia”, Prefecture of Athens II, Prof. Dr. Michael Heise,
Chefvolkswirt der Allianz Gruppe, Harris Ikonomopoulos, Greek President of the British Hellenic Chamber of Commerce, Lawyer/Partner at “Ikonomopoulos and Partners LLP” law firm, und Evangelos Labakis, Bürgermeister von Alexandroupolis zusammen, moderiert von Aris Sfakianakis, Schriftstellerin.

Economic Forum of ThraceBilger skizziert die Elemente eines Marshall-Plans für Griechenland, unterstreicht aber zugleich die Unterschiedlichkeit der Voraussetzungen für den Wiederaufbau in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg oder auch für den Aufbau in Ostdeutschland. In jedem Fall seien private Initiative zu fördern, Bürokratie abzubauen und eine Reihe von weiteren Maßnahmen zu ergreifen, um der Wirtschaft Griechenlands die notwendigen Impulse zu geben, die aus der Krise hinausführen.

Für Eurobonds werde es von der CDU keine Zustimmung geben. Zwischen 5 bis 25 Mrd. € würden Eurobonds jährlich den deutschen Bürger kosten; dies könne kein deutscher Politiker seinen Wählern zumuten, wirbt Bilger bei der Griechen um Verständnis: “Ein klares Nein zu Eurobonds.”

Heise räumt ein, die Situation in Griechenland zunächst mit zu viel Optimismus gesehen zu haben. Dennoch stellt er sich auch jetzt auf die Seite der Optimisten, denn Heise sieht in Griechenland eine Reihe von günstigen Faktoren, die der Volkswirtschaft aus der Krise helfen würden. “Wenn Steuerhinterziehung und Korruption nicht bestraft werden, wird sich nicht viel ändern”, sagt Heise und stellt die erforderlichen Maßnahmen in den Kontext der Institutionen und Strukturen, in denen die Menschen tätig seien. Die Menschen reagierten auf die Rahmenbedingungen, die ihnen gesetzt werden.

Ikonomopoulos listet die zahlreichen Irrtümer über Griechen und Griechenland auf, wie z.B., Griechen seien nicht fleißig genug usw. Die Fakten sprechen dagegen, denn Griechen leisten z.B. mehr Arbeitsstunden bei höherer Produktivität als viele andere EU-Staaten. 

Labakis lenkt den Blick auf die vielen Standortvorteile von Alexandroupolis und der Region als Brücke zu Asien. Labakis schickt aber auch einen Wunschzettel nach Athen, denn die Zusammenarbeit zwischen Athen und den Regionen könne weiter verbessert werden, um das Potential Griechenlands besser zu nutzen.

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Thrakien auf dem Weg aus der Griechenlandkrise

Von Dr. Oliver Everling | 2.September 2011

Ursula Engelen-Kefer betont die Bedeutung des Zusammenbringens von finanziellen Aspekten und den wirtschaftlichen Verhältnissen eine Landes. Das Problem Griechenlands könne nicht isoliert gelöst werden, denn es sei eine Krise für alle Ländern der Europäischen Union. "Wir sprechen nicht nur über finanzielle, ökonomische und soziale Aspekte, sondern wir sprechen über die Zukunft der Demokratie", betont Engelen-Kefer.

Ursula Engelen-Kefer war von 1990 bis 2006 stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Sie sprach anlässlich der 1st Round Table Discussions des Economic Forum of Thrace in Alexandroupolis.

In einer globalisierenden Welt werde Deutschland ebenso von internationalen Entwicklungen infiziert wie andere Länder. Daher müssen die Ratingsysteme nicht nur finanzielle, sondern auch alle andere Faktoren berücksichtigen. Die Trennung von "realer" und "finanzieller" Welt müsse überwunden werden. Die Finanzdienstleister müssten sich stärker auf die reale Welt als Dienstleister konzentrieren.

Entwicklung ohne Verständnis der Menschen sei unmöglich, sagt Engelen-Kefer. "Die Menschen müssen mitgenommen werden", beschreibt Engelen-Kefer den Transformationsprozess. Für Griechenland will Engelen-Kefer nicht die Branchen vorgeben, auf die sich Griechenland konzentrieren müsse, sicher sei aber, dass eine Fokussierung auf die Stärken wichtig sein werde.

Wissenschaft und Universitäten, Forschung und Entwicklung müssen gefördert werden, so dass auch neue Felder in der Zukunft und aussichtsreiche Branchen angelockt werden.

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Ambivalenz von Ratings und Rankings in der Gesetzlichen Krankenversicherung

Von Robert Klusch | 2.September 2011

„Krankenkassen haben im Gegensatz zu Banken als Körperschaften Öffentlichen Rechts einen gesetzlichen Versorgungsauftrag zu erfüllen und sind daher anderen Restriktionen unterworfen. Es stellt sich damit die Frage nach dem Sinn und dem Nutzen von Ratings in der GKV.“ Prof. Dr. h.c. Herbert Rebscher, Vorstandsvorsitzender der DAK, Frank Meiners und Martin Kordt (ebenfalls von der DAK) gehen in ihrem Beitrag zum Buch „Rating der Krankenversicherung – Leistungsbewertungen und Management als Schlüsselfaktoren“ (herausgegeben von Thomas Adolph, Dr. Oliver Everling und Dr. Marco Metzler, Gabler Verlag – Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, http://www.gabler.de, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-8349-2633-3) auf ebendiese Frage näher ein.

„Die kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Ratings sowie Rankings im Wettbewerb der Gesetzlichen Krankenversicherung setzt voraus, dass einerseits die spezifischen Wettbewerbsparameter und andererseits das Wissen der Kunden über den Markt der Kassen zumindest kursorisch betrachtet werden sollten.“ Die Autoren zeigen die Besonderheiten des Markts und Wettbewerbs in der GKV detailiert auf, sowie deren Auswirkung auf das Rating.

Laut Rebscher, Meiners und Kordt „haben die Kunden der Krankenkassen grundsätzlich ein großes Interesse an der Bewertung von Leistungen, Service- und Produktangeboten. Dieses Informationsinteresse wird in der GKV derzeit vorwiegend durch sogenannte Rankings bedient, also Bewertungen von Leistungen, die in eine Rangfolge gestellt werden. Wirtschafts- und Verbrauchermedien küren häufig die Erstplatzierten zu „Testsiegern“.“ Weiter führen sie aus: „Ratings und Rankings zielen auf Transparenz. Gerade im Gesundheitssystem ist das gesellschaftliche Interesse an Transparenz über einen der zentralen Teilmärkte unserer Volkswirtschaft (etwa elf Prozent des Bruttoinlandsproduktes) sehr groß.“

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Chance für deutsche Investoren im Österreich

Von Hien Hoang | 2.September 2011

Mit 51 Emittenten und ca. 250 Investment Professionals in Präsentationen und Einzelgesprächen verweist die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management auf eine der erfolgreichsten DVFA Small-Cap-Konferenzen: „Zum 9. Mal haben wir mit der DVFA Small Cap Conference mit 51 Einzelpräsentationen und 200 One-on-Ones eine professionelle Kommunikationsplattform initiiert. Das hohe Niveau der im Kapitalmarkt fest etablierten Konferenz wird sowohl durch die steigende Zahl der Unternehmen, die Strategien und Finanzdaten vor Investmententscheidern transparent machen, als auch die steigende Zahl der Kapitalmarktexperten in Präsentationen und 1on1s belegt,“ bilanziert Ralf Frank MBA, Geschäftsführer DVFA GmbH.

Von Automotive bis in den kreativen Bereich setzen immer mehr deutsche Unternehmen auf Österreich als Sprungbrett in den Osten, deswegen ist Österreich dieses Jahr als der Länderschwerpunkt im Rahmen der 9. SCC_ Small Cap Conference. Das Austria-Forum wurde als ein neues Format vorgestellt und von Günther Artner, Leiter Österreich-Research der Erste Group Bank AG begründet. Die deutsche Investoren, Analysten und Kapitalmarkt-Multiplikatoren hatten die Möglichkeit, an einem Tag mit vielen österreichischen Unternehmen zu treffen und unmittelbar kennen zu lernen. Die Beschaffung der Informations-Plattform wurde durch der Kooperation der DVFA mit der Wiener Börse, dem österreichischen Investor-Relations-Verband C.I.R.A. und der ÖVFA zusammen gearbeitet. Außerdem hatten alle Teilnehmer noch besondere Chance am Dienstagabend bei der SCC-Party im Garten des DVFA Centers zu treffen und Kontakte vertieften.

In den Schlussworten zur SCC_ 2011 machte Ralf Frank die Unternehmensvertreter auf die DVFA Small Cap Reporting Standards SCRS aufmerksam, die mittelständischen börsennotierten Unternehmen eine kostenfreie Unterstützung zur Erweiterung ihrer institutionellen Reichweite bieten. Die Datenpunkte der SCRS können schnell und effektiv zusammengestellt und Investoren und Finanzanalysten verfügbar gemacht werden.

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Vorbilder für verantwortliche Finanzentscheidungen fehlen

Von Dr. Oliver Everling | 31.August 2011

Mit der aktuellen Finanzkrise wird das Vertrauen der Sparer in die Banken ins Wanken gebracht. Auf selbstverantwortliche Finanzentscheidungen sind aber die wenigsten vorbereitet, klare Rollenvorbilder gibt es weder für Bürger noch für Verkäufer oder Berater. Die Fachgruppe Finanzpsychologie des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) hat sich auf ihrem Treffen am 26. August 2011 im Haus von FCM Finanz Coaching mit dem notwendigen Identitätswechsel vom passiven Sparer zum aktiven Finanzentscheider beschäftigt (www.fcm-coaching.de).

„Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. – Die Glaubenssätze der Großeltern haben sich seit Generationen bewährt und helfen uns doch angesichts der aktuellen Finanzkrise kaum weiter. Kein Wunder,” sagt Monika Müller, Leiterin der Fachgruppe und Inhaberin von FCM Finanz Coaching, “dass die Deutschen lieber zum Zahnarzt gehen als zur Bank. Wer heute Finanzentscheidungen trifft, muss sich auf neue Bedingungen und Herausforderungen einstellen, sich informieren und emanzipieren – und nicht zuletzt Verantwortung übernehmen. Der Bürger ist damit anscheinend überfordert.”

„Viele Menschen haben von Kindheit an gelernt, Sparer zu sein, aber nicht wie man nach wohlüberlegten, sinnvollen Regeln spart, investiert oder Kredite aufnimmt. Emanzipierte Finanzentscheidungen können die Bürger erst treffen, wenn sie die finanzwirtschaftlichen Prozesse durchschauen und sich mit ihren Entscheidungen wohl fühlen“, so die Leiterin der Fachgruppe weiter.

Die Wahl der Methode für die Auseinandersetzung mit einem komplexen Thema: Das Konzept der World Cafés kommt aus dem Umkreis der Open Space Technology, einer Methode zur Strukturierung von Besprechungen und Konferenzen. Charakteristisch sind die inhaltliche und formale Offenheit und der kreative Umgang mit komplexen Fragestellungen wie z.B. der des Identitätswechsels zum Finanzentscheider. World Café kann in kurzer Zeit eine große Vielfalt von konkreten Ideen und Handlungsoptionen produzieren. Es sichert Dynamik und Methodik der offenen Diskussion und sorgt dafür, dass sämtliche vorhandenen Erfahrungs- und Wissensressourcen genutzt werden.

Die Diskussion war nach dem Bericht von Müller geleitet durch Fragen wie: Wo kommen die notwendigen Kompetenzen her und wie bildet sich eine neue Identität im Umgang mit Geld, wenn Vorbilder fehlen? Was macht einen Finanzentscheider aus und wie unterscheidet er sich vom Sparer? Welches Bedürfnis erfüllt das Konzept des Sparens?

Der wichtigste Ansatz: Identität ist ein Schlüsselbegriff in der Herausbildung des selbstverantwortlichen Finanzentscheiders. Sie entsteht in den frühen Lebensjahren und verändert sich im auch noch im Erwachsenenalter vor allem dadurch, dass wir uns an Vorbildern orientieren und deren Verhalten imitieren. Die Kenntnis der verschiedenen Rollen im Ringen um eine gute Finanzenscheidung ist zentral.

“Deshalb wird auf dem nächsten Treffen der Fachgruppe am 25. November 2011 in Wiesbaden diese Spur weiter verfolgt und finanzpsychologisch vertieft werden”, kündigt Müller an. Thema der Sitzung: Wo hört Beratung auf und wo beginnt der Verkauf? – Mehr Klarheit durch das richtige Rollenverständnis bei Finanzentscheidungen.

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Individuellem Risiko angemessene Besicherung

Von Dr. Oliver Everling | 30.August 2011

Viele mittelständische Unternehmen haben in der letzten Wirtschaftskrise neue Kredite benötigt. Um diese zu erhalten, mussten vielfach zusätzliche Sicherheiten gegeben werden. Die Fachgruppe „Finanzierung-Rating“ im Verband „Die KMU-Berater – Verband freier Berater e.V.“ empfiehlt Unternehmern, diese Sicherheiten jetzt neu zu verhandeln.

Der steigende Finanzierungsbedarf in der Krise machte aus Sicht der Banken, so heißt es aus dem Verband, vor dem Hintergrund verschlechterter Ertragszahlen eine zusätzliche Besicherung weiterer Kredite erforderlich. Das seinerzeit verständliche Sicherungsbedürfnis der Kreditinstitute ist heute vielfach nicht mehr gegeben: Die Kredite sind ganz oder zum Teil zurückgezahlt und die Kapitaldienstfähigkeit der Unternehmen hat sich deutlich verbessert und ist wieder „im grünen Bereich“. Die Sicherungsverträge sind allerdings in der Regel so gestaltet, dass eine Rückgabe der Sicherheiten nicht „automatisch“ erfolgt.

Daher müssen die Unternehmen jetzt auf die Banken zu gehen, sagt Werner Broeckmann, Mitglied der Fachgruppe „Finanzierung-Rating“, und nennt dafür zwei wesentliche Argumente: Erhaltung und Erweiterung des eigenen Kreditspielraums für die Zeit, wenn es wieder steigenden Kreditbedarf gibt – sei es für Wachstumsfinanzierung oder bei wieder schlechteren Zeiten. Verfügung über Sicherheitenpotenziale, um weitere Kreditgeber in die eigene Finanzierung mit einzubauen.

Zusätzlich spielen auch strategische und haftungsrechtliche Gründe gerade in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) eine wesentliche Rolle. Denn vielfach, so Broeckmann, hätten die Banken in der Krise die Haftung auf Familienmitglieder, z. B. den Ehepartner, ausgeweitet. So haften nicht nur dingliche Sicherheiten wie Grundstücke oder Warenlager, sondern auch mehrere Beteiligte persönlich für einen Kredit.

Diese Entwicklung gelte es nun schrittweise zurück zu drehen: „Entscheidend ist, dass die Kreditinstitute je nach Bonität und individuellem Risiko eine angemessene Besicherung benötigen. Dies kann aber nicht bedeuten, dass eine Familie immer mit allem haften muss, was sie hat.“ Insbesondere wenn Personen Sicherheiten gestellt haben, die persönlich nicht begünstigt sind, sollte mit den Banken über die Freigabe von Sicherheiten gesprochen werden. Dabei könnten auch Teilschritte vereinbart werden.

Allerdings reicht dazu ein einfaches Gespräch häufig nicht aus, so Broeckmann: Erforderlich ist zunächst die Darstellung der Verbesserung der wirtschaftlichen Situation und der weiter positiven Perspektiven. Dazu kommt eine Überprüfung und Gegenüberstellung von vorhandenen Krediten und Besicherung als Gesprächsgrundlage.

Zukünftig sollte auch darauf geachtet werden, dass nicht alle Sicherheiten für sämtliche Kredite haften. Die Unternehmen sollten eine klare Vorstellung haben, welche Art von Sicherheiten Kreditinstitute benötigen und welche sie selber geben können und wollen.

„Sicherheiten müssen „atmen“. In schlechten Zeiten brauchen Banken mehr Sicherheiten, aber in guten eben weniger“, so Broeckmann.

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