Transparenzzertifizierung von Banken
Von Dr. Oliver Everling | 27.Mai 2011
Transparenz wirkt vielfältig auf Kundenwahrnehmungen. “Kundennutzen ist ein mehrdimensionales Konstrukt, es gibt Nutzendimensionen neben Performance und Preis”, sagt Prof. Dr. Dominik Georgi, Frankfurt School of Finance & Management, in der Konferenz “Transparenz von Bankangeboten” in der Frankfurt School.
“Transparenz wird oft verwechselt mit mehr Information”, warnt Georgi. Transparenz werde oft synonym für Informationsqualität und –quantität verstanden. Nicht mehr Informationen, sondern bessere Informationen seien entscheidend. Nach Georgi geht es um die Bereitstellung von Informationen gemäß den Kundenbedürfnissen.
Transparenz kann in allen Phasen des Kaufentscheidungs- und –nutzungsprozesses relevant sein. Unterschiedliche Informationsnotwendigkeit besteht in Abhängigkeit von Involvement in Bezug auf die Entscheidung, Risiko und Vorwissen. Transparenz müsse als Erfolgsfaktor und Wettbewerbsvorteil gesehen werden, sagt Georgi.
Transparenz könne systematisch gesteuert werden, durch Transparenz-NPIs, Transparenzzielen und –segmentierung, Transparenzanalyse durch Kundenprozessanalyse und Umsetzung von Transparenz im Bankangebot (Produkte, Beratung, Kommunikation).
Georgi geht auf Implikationen für den Verbraucherschutz ein: Transparenz und Kundenutzen können als Wettbewerbsfaktoren gefordert werden, indem eine Transparenzzertifizierung eingeführt würde, gibt Georgi als Beispiel. Als langfristige Maßnahme würde beispielsweise die Etablierung von Finanzen als Schulfach zu finanziellen Allgemeinbildung beitragen.
Themen: Transparenzrating | Kommentare deaktiviert für Transparenzzertifizierung von Banken
Marktprognose Geschlossene Fonds New Energy
Von Dr. Oliver Everling | 24.Mai 2011
Die Segmententwicklung der Energiefonds zeigt deutlich im Zeitraum von 2006 bis 2010 einen Strukturwandel von Wind zu Photovoltaik, berichtet Steffen Möller, Managing Director der Scope Analysis aus Berlin auf der “Investment Conference Geschlossene Fonds New Energy” in Frankfurt am Main. In 2010 haben die Platzierungszahlen für Windfonds zugenommen. Der Marktanteil von New Energy-Investments hat sich 2010 nochmals um 35 % gegenüber 2009 erhöht.
Die Emissionstätigkeit lag in 2010 deutlich über den Vorjahren, mit einer ungewöhnlich hohen Emissionstätigkeit im Sommer 2010 aufgrund von Gesetzesänderungen. Mehrobjektfonds dominieren, Einzelobjektfonds sind dagegen auf niedrigem Niveau. Der Markt sei gegenüber Vorjahren differenzierter geworden, berichtet Möller.
Energiefonds weisen aktuell im Gesamtmarktvergleich leicht unterdurchschnittlich prospektierte Renditen auf. “Die Risiken aus rückwirkenden Reduzierungen der Einspeisevergütung bleiben unberücksichtigt (z.B. in Spanien)”, warnt Möller, denn rückwirkende Änderungen des politischen Willens würden sich einer fundierten Wahrscheinlichkeitsbetrachtung.
Energiefonds weisen eine leicht überdurchschnittliche Rendite-/Risiko-Relation auf. Die Bewertungen geschlossener Fonds haben sich gegenüber dem Vorjahr tendenziell verbessert, berichtet Möller. “Europa und die EU wurden durch China und die USA bei der installierten Leistung an der Spitze abgelöst”, das zeigt die Statistik zur Windenergie. 41 % der Emittenten planen Produkte im Energiebereich in 2011 mit deutlich mehr Windinvestments.
Bei der Photovoltaik (PV) erwartet Möller tiefgreifende Änderungen in den rechtlichen Rahmenbedingungen in vielen Ländern. Deutschland wird als ehemals wichtigster Markt deutlich an Bedeutung verlieren. Spanien und Frankreich haben die PV-Märkte stark beschränkt. Italien bleit trotz der deutlichen Einschränkungen weiterhin attraktiv. USA und Kanada sind interessante Märkte, aber unter anderen Bedingungen, zeigt Möller auf.
Themen: Fondsrating | Kommentare deaktiviert für Marktprognose Geschlossene Fonds New Energy
Neues Scope Investment-Monitoring
Von Dr. Oliver Everling | 24.Mai 2011
“Wir sind seit 11 Jahren in diesem Markt tätig”, sagt Florian Schoeller, Geschäftsführer der Scope Analysis, auf der “Investment Conference Geschlossene Fonds New Energy” im Rahmen der “Scope Circles” in Frankfurt am Main. “Der Anleger meldet sich nicht, bis etwas schief geht”, sagt Schoeller, “das kam erst 2008.” Seit Anfang 2009 habe sich Scope gezielt damit befasst, das Bedürfnis von Anlegern zu befriedigen, über die Zeichnung hinaus mit Analysen betreut zu werden.
“Für die Fonds, die heute emittiert werden, können wir Transparenz vom ersten Tag an schaffen”, sagt Schoeller. Das Investment Monitoring gewährleistet für Geschlossene Fonds erstmals während der Bewirtschaftungsphase ein Maximum an Transparenz. Kontinuierlich, einheitlich und regelmäßig sind Schoellers Stichworte dazu.
Das Monitoring bildet die Schnittstelle zwischen Emissionshaus und Fonds auf der einen Seite und Intermediär und Anleger auf der anderen Seite. Auftraggeber für das Monitoring ist der Emittent selbst. “Wir können den Emittenten jedoch noch nicht zwingen, ad-hoc-Mitteilungen zu schreiben”, schränkt Schoeller die Möglichkeiten ein. Je nach Volumen und Komplexität des Fonds und des entsprechenden Zielmarktes kostet das Investment Monitoring zwischen @ 10.000 und € 25.000 pro Jahr. “Wir haben das mal durchgerechnet, pro Anleger sind das durchschnittlich 4 € pro Jahr.”
Für jeden Fonds wird eine Fortführungsprognose gemacht: Stress-Tests in Form einer Monte-Carlo-Simulation usw. Die Wert-Indikation darf nur als Verifizierung der im Rahmen der Monte-Carlo-Simulation ermittelten Cashflow- und Risikoerwartung in Form der Schwankungsbreite im negativen Performancebereich verstanden werden.
Schoeller stellt die künftigen Berichtsformate für Investoren und Intermediäre vor. Investment Monitoring in Form eines detaillierten Berichts – konzipiert als profunder Status-Quo-Bericht für Intermediäre sowie zusammengefasst als 2-Seite, konzipiert als Kurzinformation für die Fondszeichner.
Themen: Fondsrating | Kommentare deaktiviert für Neues Scope Investment-Monitoring
Griechenland: Der Bankenansturm läuft
Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 24.Mai 2011
Nach offiziellen Zahlen der griechischen Zentralbank belegen sind im Zeitraum Januar 2010 bis April 2011 die privaten Geldeinlagen auf griechischen Konten auf 165,5 Mrd. Euro zurückgegangen, das entspricht ein Minus von 31 Mrd. Euro oder 15 %. Zu den Profiteuren dieser Entwicklung dürften übrigens auch deutsche Banken gehören. Nun stellt sich die Frage, ob dieser Ansturm erst der Anfang eines lang anhaltenden Runs auf die Einlagen griechischer Banken oder eher als Panikreaktion zu deuten ist.
Festzuhalten ist, dass die Nervösität angesichts weiterer Sparmaßnamen seitens der Regierung unter der Bevölkerung zunimmt. Vor diesem Hintergrund sind auch Bankenpleiten auf breiter Front nicht auszuschließen. Insofern ist der Ansturm auf die Einlagen nachzuvollziehen und Cash (in Euro) für den Notfall zu horten.
Diese Zahlen kommen nicht zufällig gerade jetzt; schließlich hat die griechische Regierung erst kürzlich erklärt, dass bald die Zahlungsunfähigkeit droht. Damit soll weiterer Druck auf die Euro-Politiker aufgebaut werden, damit diese weitere Gelder locker macht. Andererseits weiß Brüssel aber auch, dass eine Pleite Griechenlands auch andere Länder in die Bredouille bringen kann. Aber auch Spanien scheint nach den Wahlen am Wochenende und der Protesten anfällig für weitere Krisenausbrüche.
Insbesondere Portugal und Irland würden im Falle eines Zahlungsausfalls durch Griechenland dem Risiko von Mehrfachherabstufungen ihrer Kreditwürdigkeit ausgesetzt sein. Sehr wahrscheinlich würden die ausstehenden Staatsanleihen beider Länder auf Junkstatus sinken, wie die Ratingagentur Moody´s heute mitteilte. Zudem würde sich ein Zahlungsausfall der griechischen Regierung für die Finanzmärkte als äußerst destabilisierend erweisen. Auch müsse damit gerechnet werden, dass die Kreditwürdigkeit der Anleiheemittenten in der gesamten Region sinken würde. Die Schere an Europas Staatsanleihemärkten ginge damit noch weiter auseinander, da die meisten großen Ökonomien ihre Bestnoten voraussichtlich behielten, während die kleineren Euroländer unterhalb eines Investmentgrades fielen.
Mit Blick auf die griechischen Banken ist festzuhalten, dass nach einer Analyse der UBS ein Haircut von ca. 40 % – womit frühestens in 2013 zu rechnen – längst in den Kursen eskomptiert ist. Trotz des scharfen Konjunktureinbruchs arbeiten die Banken (noch) profitabel. Gleichwohl werden die Institute unter der Last der Schuldenrestrukturierung zunächst weiter leiden. Es ist vorstellbar, dass nach erfolgreicher Restrukturierung und Privatisierung die Banken möglicherweise besser dastehen als heute. Dazu beitragen kann auch eine weiterführende Konsolidierung.
Das ist jedoch nur denkbar, wenn die Ratingagenturen das Land bis dahin nicht hat vollends an die Wand gefahren haben.
Themen: Länderrating | Kommentare deaktiviert für Griechenland: Der Bankenansturm läuft
ETF-Urteilskriterien aus Stiftungsperspektive
Von Dr. Oliver Everling | 21.Mai 2011
Einfach, Transparent und Flexibel, und das zu sehr geringen Kosten: Ein Stiftungsportfolio sollte auf dieser Basis aufgebaut sein. „Der Weg dorthin kann und sollte beschritten werden, ist aber kein einfacher“, weiß Jens Güldner, Vermögensmanagement, Leiter Treasury, Evangelisches Johannesstift, aus Erfahrung zu berichten.
Tendenziell sind Stiftungen mit großen Stiftungsvolumina und eigenen Finanzabteilungen im Vorteil, wenn es um die komplexe Bewertung von Finanzprodukten und im Speziellen um ETFs geht, schreibt Güldner in seinem Beitrag zum Buch „Exchange Traded Fund Rating“ (herausgegeben von Dr. Oliver Everling und Götz Kirchhoff, Art.-Nr. 22.472-1100 Bank-Verlag Medien GmbH, ISBN 978-3-86556-257-9).
Vergleichbare Ratingsysteme, wie sie bereits am Kreditmarkt bzw. am aktiven Investmentfondsmarkt zur Verfügung stehen, sind in dieser Art und Weise für die Bewertung des passiven Investmentproduktes ETF noch nicht deutlich sichtbar zutage getreten, urteilt Güldner.
„Das macht die Suche nach einem einheitlichen und anerkannten Vergleichsmaßstab sehr schwierig im Allgemeinen, und das gilt besonders für Stiftungen.“ Des Weiteren sei die Frage zu klären, so Güldner, welche Arten von Rating beim passiven Investmentprodukt ETF sinnvoll sind, gleiche Maßstäbe und Kriterien wie in den bekannten Research-Bereichen, die Bonitäten und Liquiditätsströme von zu bewertenden Objekten wie Unternehmen oder Finanzprodukten prüfen.
Themen: ETF-Rating | Kommentare deaktiviert für ETF-Urteilskriterien aus Stiftungsperspektive
Intelligente Synchronisation von Ökonomie und Risikobetrachtung
Von Jian Ren | 19.Mai 2011
Vor dem Hintergrund des enger werdenden Bankenmarkts, des sich wandelnden Kundenverhaltens und der Veränderungen im Rahmen der Finanzmarktaufsicht sind die Anforderungen an die Banksteuerung und deren Instrumente gestiegen. Aktuell sind vor allem die Pläne zur weitreichenden Neuordnung der Finanzmarktaufsicht zu beachten, insbesondere: Basel III, CRD 4 und die Novelle der MaRisk. Diese haben direkte Auswirkungen auf die Banksteuerung – vor allem bei Risikomodellen und der Generierung von Kennzahlen. Im September 2011 wird eine Veranstaltung passend zu diesem Thema stattfinden. Vor Ort werden u.a. Praxisberichte gehalten und Informationen präsentiert, so u.a. Stresstests als Risikocontrolling und welchen Einfluss haben Leverage Ratios. Weitere Informationen für den Titel „Risiko- und wertorientierte Banksteuerung“ findet sich unter http://www.banksteuerung-konferenz.de/Event.aspx?id=486338&utm_campaign=blog&utm_medium=content&utm_content=post&MAC=rating-evidence
Themen: Nachrichten | Kommentare deaktiviert für Intelligente Synchronisation von Ökonomie und Risikobetrachtung
Omikron7 von TELOS mit AA- beurteilt
Von Jian Ren | 19.Mai 2011
TELOS hat Omikron7 geratet. Der Fonds erfüllt sehr hohe Qualitätsstandards und erhält die Beurteilung AA- auf einer Skala von A bis AAA (höchste Qualitätsstandards).
Nach TELOS sei der Omikron7 ein aktiv gemanagter, global anlegender Aktienfonds, der schwerpunktmäßig in Wachstumswerte investiert und bei dem die Titelauswahl modellgestützt erfolgt. Das sogenannte Digital Fund Management (DFM), d.h. die computergesteuerte Aktienselektion, basiert auf einer intern entwickelten Software. Investitionen werden unabhängig von einer Benchmark durchgeführt. Im Rahmen des Fondsmanagements werden verschiedene Tradingansätze miteinander kombiniert. Dabei kommen insgesamt sieben Strategien zum Einsatz, von denen die meisten auf Wachstum ausgelegt sind. In diesem Zusammenhang sind für die Titelauswahl insbesondere das Gewinnwachstum einer Aktie (Konsensschätzung) und deren relative Stärke von Bedeutung. Die positive Ausprägung dieser beiden Größen ist eine Grundvoraussetzung für eine Investition, unabhängig von der Strategie und den Ausprägungen der fundamentalen Kriterien einer Aktie. Bei einzelnen Strategien sind darüber hinaus aber auch Value-Kennzahlen für die Titelauswahl relevant, insbesondere das Price-to-Sales-Ratio. Die derzeit zum Einsatz kommenden Strategien sind bereits seit einiger Zeit stabil. Grundsätzlich kann der Fondsmanager aber auch Strategien austauschen. Dabei kann er auf ein Spektrum von insgesamt etwa 130 Strategien zurückgreifen.
Der Fondsmanager verfolgt das Ziel, auf Basis des Multi-Strategie-Investment-Ansatzes eine gute Diversifikation über einzelne Regionen, Branchen und Marktkapitalisierungen hinweg zu erreichen. Dadurch sollen verschiedene Marktzyklen an den Aktienmärkten ausgeglichen und die Volatilität des Portfolios gesenkt werden. Investiert wird im Normalfall in festgelegten Zyklen in 10 bis 50 Einzeltitel pro Strategie, sogenannte Aktienbaskets. In der Regel befinden sich zu einem bestimmten Zeitpunkt pro Strategie immer mehrere dieser Aktienkörbe im Portfolio. Die zu einer Strategie gehörenden Aktienbaskets unterscheiden sich dabei sowohl hinsichtlich ihres Kaufzeitpunktes wie auch hinsichtlich der geographischen Region, in der die Aktien gelistet sind. Die einzelnen Strategien sind im Fonds nicht gleich stark vertreten. Die Gewichtungen können im Zeitablauf variieren. Gewinne werden in der Regel in die Strategie reinvestiert, in der sie generiert wurden. Das Portfolio wird durch den Fondsmanager Dr. Wolfgang Schiketanz fortlaufend hinsichtlich der Ausprägung der Länder-, Sektor- und Marktkapitalisierungsstruktur sowie auf extreme Wert-, Gewichts- und Liquiditätsveränderungen einzelner Aktien hin überwacht.
Der Fonds konnte sich dem stark rückläufigen Marktumfeld im Jahr 2008 nicht entziehen und war von einer negativen Performance betroffen. In den Jahren 2009 und 2010 wurde wieder eine positive Wertentwicklung erzielt. Der alte Höchststand wurde jedoch bisher noch nicht wieder erreicht. In der rollierenden Betrachtung über 12 und 24 Monate liegt die Sharpe Ratio im positiven Bereich, betrachtet über einen längeren Zeitraum ist diese Kennzahl negativ. Sofern der NAV des Fonds ein neues Allzeithoch erreicht, kommt eine Performancefee zum Einsatz. Den deutschen Rating-Report finden Sie auf der Website www.telos-rating.de unter TFR_Schicketanz_Omikron7_201105
Themen: Fondsrating, Ratings | Kommentare deaktiviert für Omikron7 von TELOS mit AA- beurteilt
Geschäft mit dem Risiko: Jenseits der Portfolio-Picker
Von Jian Ren | 19.Mai 2011
Internationale Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft waren sich am 18.05.2011 in Wiesbaden auf dem von FCM Finanz Coaching veranstalteten 3. Expertenforum „Risikoprofiling von Anlegern“ einig: Innovatives Risikoprofiling braucht eine wissenschaftlich fundierte Zusammenführung von finanzpsychologischen und finanzmathematischen Ansätzen. Nur auf dieser Grundlage können in der Praxis qualifizierte und seriöse Lösungen entwickelt werden.
Viele Finanzberater sind immer noch der Ansicht, ihre Erfahrung und ihr Fachwissen würden ausreichen, um die Risikobereitschaft des Kunden einstufen zu können. Eine fatale Fehleinschätzung, wie ein Leitpapier der mächtigsten europäischen Finanzaufsicht, der britischen FSA, im Januar 2011 bestätigte. Neun von elf gängigen Risikoprofilern sind hochgradig ungenügend. Schon allein herauszufinden, wie ein Kunde mit möglichen Verlusten umgehen wird, ist auf Basis eines einfachen Gespräches oder gar mit einem Portfolio-Picker kaum nachhaltig zu erfassen.
Paul Resnik von FinaMetrica, einer der weltweit bekanntesten Anbieter von wissenschaftlich fundiertem Risikoprofiling, unterstrich die Dringlichkeit objektive Konzepte zu erarbeiten: “FinaMetrica begrüßt die Initiative des Expertenforums, die Kritikpunkte der FSA erstmals auch für Deutschland aufzugreifen und mit Fachleuten aus Forschung und Praxis zu diskutieren. Es ist ein wichtiger Schritt, um Kriterien für Qualität der Beratung im Risikoprofiling zu entwickeln. Das Expertenforum gibt damit der Branche einen entscheidenden Denkanstoß zu einer Zeit, in der das Vertrauen in die Qualität und Seriosität der Finanzberatung mehr und mehr schwindet."
Als interdisziplinärer Think Tank gab das 3. Expertenforum "Risikoprofiling von Anlegern" heute wertvolle Anregungen für Unternehmensstrategien, innovative Beratungsprozesse und die tägliche Praxis des Risikoprofilings. Es diskutierten internationale Experten u.a. von Dimensional Fund Advisors Ltd., Wegelin & Co. Privatbankiers, Ypos Consulting GmbH, Uni Mannheim die Möglichkeiten das Risikoprofiling auf eine nachhaltige und seriöse Basis zu stellen.
Jürgen Herter von der Walser Privatbank blickte mit seinem Vortrag auf ein Jahr systematischer Umsetzung des Risikoprofilings zurück: „Eine gute Beratung bedeutet für uns: die richtigen Fragen stellen und den Kunden von Anfang an aktiv einzubeziehen. Ein transparentes Risikoprofiling ist die beste Ausgangsbasis für unsere Anlageberatung, die dem Kunden Sicherheit bieten will.“
Fazit der Veranstaltung: Vier Aspekte sind bei einem ganzheitlichen Risikoprofiling zu berücksichtigen: 1. Erforderliches Risiko – das Risiko, dass der Kunde eingehen muss, um sein Ziel zu erreichen (eine finanzmathematische Berechnung), 2. Risikokapazität oder auch Risikotragfähigkeit – das Risiko, das sich der Kunde leisten kann (ökonomisches Merkmal), 3. Risikobereitschaft – das Risiko, das normalerweise vom Kunden gewählt wird, ein relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal (psychologisches Merkmal) und 4. Risikowahrnehmung – das Risiko, das der Kunden in seinem Portfolio oder im Markt sieht (psychologisches Merkmal).
Streitbar bleibt die Standardisierung der Beratungsprozesse. Hier trennen sich die Bedürfnisse der Finanzberater und der Finanzentscheider. Zwar kann ein Risikoprofil standardisiert über einen gut erprobten Fragenkatalog analysiert werden, den Übergang in die Portfolioauswahl müssen Berater und Kunde aber im Dialog individuell anpassen.
„Die Branche sucht nach Wegen aus der Vertrauenskrise: Die Risikobereitschaft von Anlegern ist ein zentraler Faktor bei jeder Finanzentscheidung. Transparentes Risikoprofiling erhöht die Beratungsqualität und stärkt so die vertrauensvolle Kundenbeziehungen nachhaltig“, so Monika Müller, Finanzpsychologin und Geschäftsführerin von FCM.
Auch 2012 wird das Expertenforum seine Arbeit fortsetzen. Datum und Anmeldeinformationen für die Veranstaltung im nächsten Jahr werden ab Juni 2011 auf der Webseite von FCM Finanz Coaching unter folgendem Link zur Verfügung stehen: http://www.fcm-coaching.de/portfolio/informations_veranstaltungen
Themen: Nachrichten | Kommentare deaktiviert für Geschäft mit dem Risiko: Jenseits der Portfolio-Picker
Anlegervertrauen durch Transparenz
Von Dr. Oliver Everling | 18.Mai 2011
Wo liegt der “faire Wert” für Corporate Bonds aus Sicht von Emittenten und Anlegern? Christian Eckert, Union Investment Privatfonds GmbH (www.union-investment.de). Eckert sprach zum Thema “Corporate Bonds und institutionelle Portefeuilles” beim DVFA-Symposium Corporate Bonds in Frankfurt am Main (www.dvfa.de). Das Symposium wird von Ralf Frank, MBA, geleitet, Geschäftsführer der DVFA GmbH.
Für die Rendite von Unternehmensanleihen spielen insbesondere das Liquiditätsrisiko und das Ausfallrisiko eine Rolle. Die Rendite von Staatsanleihen reflektieren in erster Linie den risikolosen Zins plus Prämie für das Zinsänderungsrisiko. Entsprechend ist die “faire” Rendite bzw. der “faire” Preis einer Anleihe zu bestimmen.
Die Renditen von Unternehmensanleihen streuen stark, zeigt Eckert an einer Gegenüberstellung von Rendite und Duration. So würden beispielsweise griechische Banken trotz niedriger Duration mit hohen Aufschlägen gehandelt, erläutert Eckert anhand von iBoxx-Daten.
“Das Ausfallrisiko ist ein zyklisches Phänomen”, erläutert Eckert anhand der 12-Monats-Ausfallraten für spekulative Anleihen. Das Event-Risiko von Unternehmensanleihen kann zu starken Verlusten führen, warnt Eckert und vergleicht Anleihen mit Short Puts.
Eckert skizziert den idealtypischen Investmentprozess im Portfoliomanagement. Im Research müssen die Chancen und Risiken bewertet werden. Zur Portfoliokonstruktion müssen Risiken simuliert und gemanagt werden. Bei der Ausführung müssen Kontrahenten- und Ausfallrisiken gesteuert werden. Schließlich ist die Performance zu analysieren und Risiken kontrolliert werden.
“Der Markt ist oftmals schneller”, sagt Eckert mit Blick auf die Ratingagenturen. “Mein internes Rating ist also dazu da, das externe Rating zu überprüfen”, fügt Eckert hinzu, “denn nur so können wir beurteilen, ob eine Rendite attraktiv ist.”
Ein Vorteil könne nur aus dem Vergleich von internem und externen Rating sowie aus der Antwort auf die Frage erreicht werden, ob das Risiko in der Verzinsung bereits angemessen berücksichtigt wird. Quantitative (Kennzahlen, Quartalszahlen, CAPEX Pläne, Dividendenpolitik) und qualitative Analysen müssen sich zusammenfügen, um Risikoprämien einschätzen zu können. Gute Informationen sind dafür die Voraussetzung.
“Emittenten können Refinanzierungskosten in Unternehmensanleihen beeinflussen”, sagt Eckert, denn der Fokus der Portfoliomanager liege auf der Einschätzung des Eventrisikos, der Analyse des Migrationsrisikos, und der Identifizierung der Ertragschancen. Emittenten wollen Kredite zu günstigen Konditionen aufnehmen, ihre Refinanzierungskosten reduzieren. Transparenz über analyserelevante Kriterien ist notwendig, um Anlegervertrauen zu gewinnen, unterstreicht Eckert. Rating gehört zu den wichtigen Faktoren.
Der ungeratete Markt der Unternehmensanleihen komme insbesondere mit Emissionen unter 500 Mio. €. “Das Rating beschränkt uns in unserer Frage, sonst kommen gleich die Ratingagenturen und ändern unser Rating”, zitiert Eckert ein Unternehmen aus dem ungerateten Bereich. “Für unser Thema bedeutet das, je niedriger das Rating und insbesondere im ungerateten Bereich, desto mehr Informationen müssen geliefert werden”, sagt Eckert. Ungeratete Anleihen gehen ganz überwiegend in die Hände von professionellen Investoren, die ganz genau hinschauen, was sie kaufen, so Eckert. An Transparenz führt somit für Emittenten kein Weg vorbei.
Beim DVFA-Symposium Corporate Bonds stellt sich Eckert der Frage nach dem Vergleich von Ratings der US-Agenturen zu denen von Creditreform Rating und Euler Hermes Rating. Dazu verweist er auf seine Darstellung des Investmentprozesses. “Wir gleichen die internen Ratings ab mit den externen Ratings, um Möglichkeiten zu erkennen, um Zusatzerträge zu erzielen, da schauen wir uns nur die großen Ratingagenturen an”, schränkt Eckert ein. “Hauptsächlich sind wir im über 500 Mio. €-Feld unterwegs.”
Themen: Anleiherating, Unternehmensrating | Kommentare deaktiviert für Anlegervertrauen durch Transparenz
Gysi wie Altmaier fordern Ratingagentur
Von Dr. Oliver Everling | 17.Mai 2011
“Wir brauchen eine öffentlich-rechtliche europäische Ratingagentur”, fordert Gregor Gysi, Die Linke, Vorsitzender der Bundestagsfraktion. “Es geht doch nicht, dass drei private Ratingagenturen über das Schicksal ganzer Staaten in Europa entscheiden, alle drei sitzen in den USA und machen den Daumen runter oder hoch und je nachdem, davon hängt das Schicksal eines ganzen Staates ab”, macht Gysi in der von Thomas Leif moderierten Sendung zum Thema “Zahlmeister Deutschland – Europa ein Fass ohne Boden” des SWR klar (http://www.swr.de/2plusleif/).
Gysi insistiert auf seiner Forderung nach einer neuen Ratingagentur: “Wir brauchen eine öffentlich-rechtliche europäische Ratingagentur, die real einschätzt und wir müssen die Abhängigkeit von den drei amerikanischen Ratingagenturen so weit wie möglich zurückdrehen”.
Gysi streitet in “2+Leif” mit Peter Altmaier, CDU, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag, ist sich mit ihm aber in der Forderung nach einer europäischen Ratingagentur einig.
“Die Ratingagenturen haben in der ganzen Krise ein wahnsinnig schlechtes Bild abgegeben,” berichtet Altmaier, “denn sie haben viele, viele Jahre, als Griechenland bereits längst in der Patsche steckte überhaupt keinen Mucks gegeben, sie haben alles treiben lassen, sie haben die Ratings nicht verändert und dann, als die Probleme auftauchten, plötzlich reihenweise europäische Staaten noch hinter Staaten aus Südamerika geratet, das ist Panik, das erzeugt an den Märkten auch Panik, aus dem Grund haben wir gesagt, Herr Gysi, wir wollen, dass es in der Tat eine eigenständige große europäische Ratingagentur gibt. Das können wir auch schaffen.”
Altmaier macht die Bedingungen und Abhängigkeiten in Europa klar, unter denen eine neue Ratingagentur entstehen wird. “Wir werden diese Ratingagentur schaffen und wir werden dafür sorgen, dass sie sich weltweit durchsetzt.”
Themen: Nachrichten | Kommentare deaktiviert für Gysi wie Altmaier fordern Ratingagentur