Montreal, Paris und jetzt London

Von Dr. Oliver Everling | 4.November 2022

Ein Fintech für Wirkungsanalyse und Ratings, impak Ratings,  erwirbt 100 % der Vermögenswerte von Exerica mit Sitz in London, um seine KI-Fähigkeiten zu erweitern. Das gesamte Team von Exerica wird zusammen mit seiner proprietären KI-Datenextraktions- und Kontextualisierungssoftware in die Produktionsprozesse von impak integriert. Dadurch wird die Produktionskapazität für die hochwertigen Folgenabschätzungen von impak erhöht, einschließlich der Einstiegsprodukte SDG Alignment und SFDR, die jetzt als Freemium-Angebote erhältlich sind.

Dies sei ein wichtiger Schritt nach vorne für das Unternehmen, so Paul Allard, Mitbegründer und CEO von impak Ratings: Durch die Integration von Exerica profitiert impak nun von einem dauerhaften Standbein in Großbritannien, einem schnell wachsenden Markt aufgrund einer wachsenden Nachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten und der geplanten Einführung strengerer ESG-Berichtsvorschriften.

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Pflegeheim: Umbau? Neubau? Bauliche und operative Sanierung?

Von Dr. Oliver Everling | 2.November 2022

Diese Fragen müssen sich Immobilienbesitzer zusammen mit den Betreibern der Pflegeimmobilien neben der Problematik der Personalgewinnung derzeit stellen, berichtet Ines Löwentraut, Geschäftsführerin der Avivre Consult GmbH. Aktuell müssen sich etliche Pflegeheimbetreiber mit Sanierung, Renovierung oder Neubau sowie mit Brandschutz, barrierefreien Zugängen, Einzel- statt Doppelzimmern und den daraus resultierenden, neuen Pflegekonzepten beschäftigen.

Die Konkurrenz unter den Einrichtungen ist groß, Seniorenheime alle 20 – 25 Jahre zu renovieren ist nicht mehr ausreichend. Darüber hinaus hatte z.B. Barrierefreiheit bei Einrichtungen, die vor 30 – 40 Jahren gebaut wurden, kein großes Gewicht. Da sich die Altersstruktur in den letzten Jahrzehnten aber gravierend geändert hat, ist barrierefreies Wohnen in Pflegeimmobilien wichtiger denn je. Im Durchschnitt kommen mittlerweile Menschen im Alter von über 80 Jahren in Pflegeheime, da die ambulante Versorgung besser geworden ist. Allerdings ist der Pflegegrad deutlich höher als früher, die Verweildauer dafür aber kürzer.

Ines Löwentraut weist auf einen weiteren Punkt hin: „Wer plant, um- und neuzubauen, sollte die besonderen Bedürfnisse von Demenzerkrankten unbedingt berücksichtigen, denn etwa die Hälfte der Bewohner in Seniorenheimen sind an Demenz erkrankt. In den generalsanierten oder neu gebauten Einrichtungen wird deshalb viel mit Farbe, Licht und Akustik gearbeitet, um eine Umgebung zu schaffen, die Vertrautes und Schutz bietet. Zudem setzen immer mehr Betreiber auf das Wohngruppenkonzept mit Küche, um die Bewohner teilhaben zu lassen und sie zu stimulieren.“

Ines Löwentraut und ihr Team bieten vor diesem Hintergrund professionelle, bauliche Sanierungsbegleitung an, die die Erarbeitung einer neuen baulichen Konzeption in Hinblick auf pflegerische Schwerpunkte, Bestand- und Potentialanalyse, Budgeterstellung, Ausführungsüberwachung sowie Kostenkontrolle abdeckt.

Da die bauliche Sanierung in der Regel während des laufenden Betriebs stattfindet, übernimmt Avivre Consult die entsprechende Koordination zwischen Bewohnern, Angehörigen und Behörden, zudem wird die Abstimmung mit der Heimaufsicht sowie mit den Kostenträgern unterstützt und koordiniert. Des Weiteren wird die bauliche Sanierung durch eine operative Restrukturierung in den Pflegeheimen vor Ort begleitet und stellt sicher, dass dringende Maßnahmen sofort umgesetzt werden, die einen Belegungsstopp verhindern.

Nach erfolgreicher Sanierung geht es – wenn notwendig – auch um einen Immobilienverkauf oder um die Suche eines neuen Betreibers.

Durch die Messung der Zufriedenheit von Bewohnern, Mitarbeitern und Angehörigen werden so u.a. ESG-konforme Einrichtungen geschaffen, die nachhaltig und zukunftsfähig sind, erklärt Ines Löwentraut.

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Bonität und Zinswende – Wenn Ihr Unternehmen ein Kredit braucht

Von Jana Purrmann | 26.Oktober 2022

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So einfach gelangt man an einen Firmenkredit

Es kann immer mal wieder vorkommen, dass Sie für Ihr Unternehmen einen Kredit benötigen. Gerade in den heutigen Zeiten kann es dazu kommen, dass Ihre Bonität nicht immer gegeben ist. Eine schnelle Hilfe, vielleicht auch nur über kurze Zeit, muss dann gefunden werden. Hierzu ist es wichtig, passende Finanzierungspartner an der Seite zu haben.

Wobei handelt es sich um einen Firmenkredit?

Der Firmenkredit ist auch unter den Begriffen Gewerbekredit, Geschäftskredit oder Unternehmensdarlehen bekannt. Ein Firmenkredit wird immer dann aufgenommen, wenn es zu einem finanziellen Engpass kommt. Das kann auch dann der Fall sein, wenn Ihr Unternehmen ansonsten gut wirtschaftet. Denn für verschiedene Investitionen und die Erschließung eines neuen wichtigen Marktes kann ein Unternehmensdarlehen erforderlich werden. Dann ist es vor allem wichtig, dass Sie passende Finanzierungspartner an Ihrer Seite haben.

So können Sie die passenden Kredite finden, die Sie für Ihr Unternehmen zur Finanzierung benötigen. Bezogen werden diese Firmenkredite sowohl von Unternehmen, als auch von Selbstständigen, aber auch Vereinen und anderen Institutionen. Für einen Unternehmenskredit gelten andere Konditionen und Aufnahmekriterien als dies bei Krediten für Privatpersonen der Fall ist. Auch die Laufzeiten der Firmenkredite sind anders geregelt.

Die verschiedenen Kategorien der Firmenkredite

Es gibt – wie bei anderen Krediten – auch bei den Krediten für Unternehmen unterschiedliche Kategorien. So können Sie als erstes unter kurzfristigen, mittelfristigen und auch langfristigen Krediten wählen. Hierbei fällt die Wahl immer auf den Firmenkredit, der gerade in Ihr Finanzierungskonzept passt. So ist der kurzfristige Firmenkredit dann die beste Wahl, wenn es in Ihrem Unternehmen zu einem kurzfristigen Engpass kommt, wenn etwa größere Rechnungen ausstehen, die von Ihren Kunden bislang noch nicht bezahlt wurden. Dann verhilft Ihnen dieser Kurzzeitkredit zu einer kurzen Pause, bis die offenen Rechnungen an Sie beglichen wurden. Der mittelfristige Kredit hingegen ist dann eine gute Entscheidung, wenn Sie zum Beispiel ein Büro neu gestalten und ausstatten wollen. Der langfristige Kredit hingegen ist für die Anschaffung von neuen Immobilien oder zur Existenzgründung gedacht.

Die unterschiedlichen Kreditformen im Detail

Diese auf Fristen bezogenen Kredite unterteilen sich dann auch in verschiedene Formen von Unternehmenskrediten. Hier sind die folgenden zu nennen:

– Gründerkredit
– Investitionskredit
– Immobilienkredit
– Kontokorrentkredit

So handelt es sich sowohl bei dem Gründer- als auch bei dem Immobilienkredit um langfristige Kredite. Mit diesen können Sie in der Regel zu besseren Konditionen als bei Privatkrediten Ihre Firma gründen und die ersten Jahre den Kredit nutzen, um Ihr Geschäft richtig aufzubauen. Besteht Ihr Unternehmen bereits länger und benötigen Sie mehr Platz, dann hilft Ihnen der Immobilienkredit, Ihre Firma zu erweitern.

Bei dem Investitionskredit handelt es sich um den mittelfristigen Kredit, wie er oben bereits beschrieben wurde, und der Kontokorrentkredit ist der kurzfristige Kredit, auf den schnell zurückgegriffen werden kann, wenn es notwendig wird.

Den passenden Firmenkredit einfach finden

Passende Finanzierungspartner können Ihnen dabei helfen, den für Sie richtigen Kredit zu finden. Hier können Sie den Zweck, die gewünschte Summe und die Dauer der Laufzeit angeben. Online werden Ihnen dann verschiedene Anbieter, die für Sie die günstigsten Konditionen erbringen können, vorgelegt. So können Sie es sich selbst sparen, nach dem passenden Kredit zu suchen, was in der Regel viel Zeit in Anspruch nimmt und auch viel Geld kosten kann, wenn Sie nicht den passenden Kredit finden und einen falschen Anbieter für Ihren Unternehmenskredit wählen. Denn bereits wenige Prozente bei den Zinsen können eine große Summe Geld ausmachen. Passende Finanzierungspartner hingegen achten hier auf jedes Detail und bieten Ihnen nur die für Sie interessanten Firmenkredite an.

Fazit

Ein Unternehmenskredit ist ein spezieller Kredit für Firmen, Unternehmen und auch Selbstständige, der immer dann aufgenommen wird, wenn es zu einem finanziellen Engpass kommt oder kommen könnte. Diese Kredite haben andere Konditionen als Privatkredite. Wie Sie sehen, ist es daher sinnvoll, passende Finanzierungspartner an Ihrer Seite zu haben, wenn Sie einen Firmenkredit benötigen. Denn es gibt viele verschiedene Angebote mit unterschiedlichen Konditionen. Hier alle angebotenen Unternehmenskredite miteinander zu vergleichen, kann dann schon einige Zeit in Anspruch nehmen, die Sie sich auf diese Weise sparen können.

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Vodafone nutzt Altice zum Glasfaserausbau

Von Dr. Oliver Everling | 24.Oktober 2022

Vodafone geht mit Altice ein Joint-Venture ein, um über einen Zeitraum von sechs Jahren bis zu 7 Millionen Haushalte in Deutschland mit Fiber-to-the-Home (FTTH) auszustatten. Die Ratingagentur Moody’s geht den Implikationen dieses Unternehmens nach.

Das Joint Venture FibreCo wird zu 50 % von Vodafone Deutschland und zu 50 % von Altice gehalten. „Wir schätzen,“ schreiben die Analysten von Moody’s Investors Service, „dass Vodafone rund 1 Milliarde Euro Eigenkapital in das Joint Venture einbringen und bis zu 1,2 Milliarden Euro an Bareinnahmen erhalten wird.“

Obwohl die Transaktion für Vodafone strategisch sinnvoll und Cashflow-neutral strukturiert sei, werde sie die Komplexität erhöhen und Organisationsstruktur von Vodafone betreffen.

Die Transaktion unterliegt den üblichen Abschlussbedingungen, einschließlich der behördlichen Genehmigung, und wird voraussichtlich in der ersten Hälfte des Jahres 2023 abgeschlossen. Das JV wird zu rund 7 Mrd. € mit Eigenkapital finanziert. Auf strategischer Ebene ist dies eine Möglichkeit für Vodafone, einen Glasfaserbau durchzuführen, ohne die damit verbundenen erheblichen Investitionsausgaben konsolidieren zu müssen.

„Deutschland ist im Glasfaserausbau eines der teuersten Länder in Europa,“ schreibt Moody’s, „und sein Ausbau hinkt derzeit dem Rest von Europa hinterher. Diese Transaktion ermöglicht einen schnelleren Ausbau des Glasfasernetzes in Deutschland und eine Risikoteilung zwischen den JV-Partnern.“

Daher gehen die Analysten von Moody’s davon aus, dass die Gründung dieses Joint Ventures weitgehend neutrale Auswirkungen auf die gemeldete Hebelwirkung von Vodafone haben wird, da es nicht konsolidiert wird. „Dies wird jedoch analytische Komplexität mit sich bringen, da das JV ein erhebliches Maß an rückgriffsfreien Verbindlichkeiten tragen wird (5 Mrd. € über den Zeitraum von sechs Jahren), die wir auf qualitativer Basis bewerten müssten.“

Vodafone verfügt derzeit über ein Kabelnetz plus eine kleine Menge FTTH, die 24 Millionen von 41 Millionen Haushalten in Deutschland abdeckt. Durch das Joint Venture wollen Vodafone und Altice bis 2030 FTTH in 17 % Deutschlands bereitstellen.

Rund 80 % des Ausbaus konzentrieren sich nach Angaben von Moody’s auf große Wohnungsbaugesellschaften innerhalb des bestehenden Kabelnetzes von Vodafone und 20 % auf Nachbarwohnungen außerhalb dieses Netzes.

„FibreCo wird allen Telekommunikationsanbietern in Deutschland einen Vorleistungszugang anbieten. Vodafone Deutschland wird als Ankermieter fungieren und nach Abschluss der Transaktion eine Vereinbarung mit FibreCo treffen, jedoch keine Mindestumsatz- oder Volumenverpflichtungen eingehen.“ FibreCo werde von der kommerziellen Expertise und den Beziehungen von Vodafone zu Wohnungsbaugesellschaften und der FTTH-Ausbau-, Großhandels- und Betriebskompetenz von Altice in ganz Europa, einschließlich Deutschland, profitieren.

FibreCo hat Geodesia (eine Tochtergesellschaft von Altice) mit dem Großteil der Bau- und Wartungsarbeiten beauftragt. „Während das Joint Venture den Ausbau des Glasfasernetzes beschleunigen und das Wachstumspotenzial von Vodafone in Deutschland unterstützen wird, deutet die Einführung eines Partners im Eigentum darauf hin, dass zukünftige Cashflows für Vodafone verwässert werden, sobald der Ausbau des Glasfasernetzes abgeschlossen ist.“

Die EBITDA-Marge des Unternehmens sieht Moody’s auch langfristig als wahrscheinlich leicht verwässert, da Vodafone-Kunden von Kabel auf FTTH migriert werden und eine Vorleistungsgebühr an das JV zu zahlen ist. „Dies könnte jedoch größtenteils durch höhere durchschnittliche Einnahmen pro Nutzer bei schnelleren Breitbanddiensten und/oder Marktanteilsgewinnen, insbesondere außerhalb der bestehenden Präsenz von Vodafone Deutschland, ausgeglichen werden.“

Die Absicht des Joint Ventures, für Großhandelskunden offen zu sein, könne das Risiko eines leicht zunehmenden Wettbewerbs sowohl auf dem deutschen Großhandelsmarkt als auch auf dem Endkundenmarkt erhöhen, so Moody’s.

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Illiquidität kontra rationale Informationsverarbeitung

Von Dr. Oliver Everling | 24.Oktober 2022

Die Finanzmärkte zeigen sich weiterhin fragil. Besonders kritisch sieht Dr. Eduard Baitinger, seit 2015 Head of Asset Allocation in der FERI Gruppe, derzeit die Kapriolen an den Anleihemärkten.

„Dass die Zinspapiere auf den strukturellen Inflationsdruck und die Zinswende im bisherigen Jahresverlauf mit signifikanten Kursverlusten reagiert haben, war zu erwarten. Doch zuletzt hat sich der Abverkauf auf den Anleihemärkten noch einmal stark beschleunigt und ein Ende ist nicht in Sicht“, warnt Dr. Eduard Baitinger.

Für eine anhaltende Verkaufswelle sprechen aus seiner Sicht verschiedene Gründe: „Zum einen gehen Anleiheinvestoren dazu über, ihre Verluste durch Notverkäufe zu begrenzen. Zum anderen zwingt der starke US-Dollar viele Schwellenländer dazu, ihre US-Dollarbestände, die häufig in Form von Anleihen gehalten werden, zu verkaufen, um die Lokalwährung zu stützen. Gleichzeitig fehlen wichtige Akteure auf der Nachfrageseite: Die Notenbanken der Industrieländer sind auf einen Kurs der monetären Straffung umgeschwenkt und ziehen sich von den Anleihemärkten zurück. Auch die großen institutionellen Anleger warten mit Käufen derzeit ab. Dort rechnet man damit, dass die Emissionsvolumina von Anleihen in naher Zukunft noch einmal steigen, weil sich die Staaten vor allem in Europa massiv neu verschulden werden, um die Energiekrise abzufedern. Angebots- und Nachfrageseite befinden sich damit in einem extremen Missverhältnis. Folglich ist die Liquidität an den Anleihemärkten derzeit so gering wie zuletzt vor zwei Jahren beim Corona-Crash.“

Diese Illiquidität erschwere eine rationale Informationsverarbeitung an den Anleihemärkten. „Ungewöhnlich ist etwa, dass die Zinsen erneut steigen, obwohl der Höhepunkt der Inflation vielfach kurz bevorsteht oder wie in den USA sogar schon erreicht ist und die globale Konjunktur schwächelt. Zudem verhindern die Turbulenzen an den Anleihemärkten, dass sich die Aktienkurse nachhaltig stabilisieren können: Das generelle Zinsniveau ist eine wichtige Determinante für die Bewertungen an den Aktienmärkten. Wenn die Zinsen weiter spürbar steigen, drohen dort neue starke Abverkäufe. Hier wird es entscheidend darauf ankommen, wie sich die globalen Notenbanken positionieren. Sollten sie außerplanmäßig von ihrem Straffungspfad abweichen, weil sie weitere Verwerfungen an den Aktienmärkten als unkalkulierbares Risiko für das Finanzsystem einstufen, wäre definitiv die Zeit gekommen, um in größerem Umfang in Aktien zu investieren. Anleger sollten in den kommenden Monaten deshalb die Geldpolitik genau im Blick behalten.“

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Liste gefährdeter US-Unternehmen wächst

Von Dr. Oliver Everling | 21.Oktober 2022

„Moody’s B3 Negative and Lower Corporate Ratings“-Liste (B3N-Liste) wächst stetig weiter und die Agentur weist auf zunehmende Ausfallrisiken hin.

Die B3N-Liste ist im dritten Quartal erneut länger geworden. Die Anzahl der gefährdeten Unternehmensemittenten stieg von 171 im Vorquartal auf 177 Unternehmen. Als sich die Herabstufungen beschleunigten, stieg die B3N-Liste auf 11,3 % als Prozentsatz der Spec-Grade-Population von 10,7 % vor drei Monaten. Beide Kennzahlen bleiben immer noch unter den Vorjahreswerten und dem Allzeithoch von 417 Unternehmen, was während des pandemiebedingten Abschwungs von 2020 mehr als 27 % der US-Unternehmen mit spekulativen Ratings ausmachte.

Trotz des relativ geringen Anstiegs in der Liste, bleibt die zugrunde liegende Volatilität doch hoch, da 26 Unternehmen der Liste beigetreten sind – zwei Drittel davon im Besitz von Private Equity (PE) –, während 21 die Liste aus verschiedenen Gründen verlassen haben.

Die meisten Unternehmen, die auf die Liste herabgestuft wurden, befinden sich im Besitz von Private Equity. Diese Emittenten von Schuldtiteln stammten hauptsächlich aus den Sektoren Dienstleistungen, Konsumgüter und Einzelhandel. Insgesamt machen PE-Besitzer rund 70 % auf Moody’s notleidenden B3N-Liste aus. Diese Gruppe von Unternehmen ist am anfälligsten für steigende Zinssätze und schwierige Kreditbedingungen.

In den USA ist der Prozentsatz der PE-unterstützten Unternehmen mit der schwächsten Liquidität mehr als doppelt so hoch wie der der Unternehmen ohne PE-Unterdeckung. Angesichts sinkender Bewertungen, des Schuldenhandels mit Abschlägen und einer fundamentalen Betriebsschwäche werden sich diese Unternehmen wahrscheinlich auf ihre Kreditdokumente für einen Schuldenerlass oder zusätzliche Liquidität verlassen und eine Reihe von weiteren Strategien in Betracht ziehen, von Kosteneinsparungen bis hin zu notleidenden Börsen.

„Unsere Risikoindikatoren weisen auf höhere Ausfallrisiken hin. Da sich die globalen makroökonomischen Bedingungen verschlechtern, erwarten wir, dass eine wachsende Zahl von Herabstufungen die B3N-Liste höher treiben wird, was die Ausfallrisiken im kommenden Jahr verschärfen wird“, warnt Moody’s. „Unsere Prognose geht davon aus, dass die US-Ausfallquote für Spezialanleihen in einem Jahr auf 4,8 % steigen und damit ihren langfristigen Durchschnitt von 4,7 % übertreffen wird.“

Ähnlich wie die B3N-Liste ist Moody’s US-Liquiditätsstressindikator (LSI) für Emittenten öffentlicher Schuldtitel gestiegen, was darauf hindeutet, dass die intrinsische Liquidität von Emittenten schwächerer Spec-Grade-Schuldtitel schließlich erodieren wird, insbesondere angesichts der Beinahe-Schließung des Spec-Grade-Neuemissionsmarktes, da die Zinssätze aggressiv nach oben drängen.

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CEO und CIO bei Comgest

Von Dr. Oliver Everling | 21.Oktober 2022

Bei einem stock-picking Unternehmen wie der Comgest, der unabhängige globale Vermögensverwaltungsgesellschaft, kommt es auf jede Personalie an. Das Unternehmen plant, die Funktionen des Chief Executive Officer (CEO) und des Chief Investment Officer (CIO) mit Wirkung vom 31. Dezember 2022 zu trennen.

Arnaud Cosserat, der derzeit beide Positionen innehat, wird CEO bleiben und Franz Weis wird zum CIO ernannt. Die Aufgaben und Zuständigkeiten des CIO werden im Laufe des Jahres 2023 allmählich übergehen.

Im Rahmen des Bottom-up-Auswahlprozesses für Aktien und des breiten Partnerschaftsmodells von Comgest liegt der Schwerpunkt der CIO-Rolle vor allem auf der Aufrechterhaltung der auf Qualitätswachstumstitel ausgerichteten Investitionskultur und darauf, sicherzustellen, dass die erforderlichen Instrumente, Prozesse und Ressourcen vorhanden sind. Alle Investmentteams sind für die Leitung ihres Researchs und die Portfoliokonstruktion selbst verantwortlich und arbeiten mit den anderen Teams zusammen, um Wissen auszutauschen und neue Ideen zu generieren.

Arnaud Cosserat wurde im Januar 2016 zum CEO/CIO von Comgest ernannt, nachdem er 1996 als Mitglied des europäischen Investmentteams eingestiegen war. Aufgrund des Wachstums von Comgest in den letzten zehn Jahren auf heute über 200 Mitarbeiter in neun Niederlassungen weltweit, wurde nun die Trennung der beiden Rollen vereinbart und ein Plan für einen schrittweisen Übergang der CIO-Verantwortlichkeiten aufgestellt. Arnaud Cosserat wird seine Aufgaben als CEO und Co-Portfoliomanager für eine Reihe von europäischen Aktienstrategien weiterführen und weiterhin Mitglied des Investmentkomitees bleiben.

Franz Weis ist seit 2005 Portfoliomanager für europäische Aktien bei Comgest und leitet seit 2012 das Research für Europa. Diese Aufgaben wird er auch nach der Ernennung zum CIO weiterhin wahrnehmen. Seit 2014 ist er zudem Mitglied des Exekutivkomitees und wird nun als CIO den Vorsitz des Investmentkomitees übernehmen.

Arnaud Cosserat kommentierte: „Die Integrität und Konsistenz des wachstumsorientierten Investmentansatzes von Comgest sind von grundlegender Bedeutung für das Unternehmen und unsere Kunden. Ich habe über 17 Jahre lang mit Franz bei Comgest zusammengearbeitet und bin sicher, dass er am besten in der Lage ist, unsere einzigartige Anlagekultur, die von unseren Gründern vor mehr als 30 Jahren geschaffen wurde, weiter zu pflegen.“

Franz Weis kommentierte: „Ich freue mich darauf, die Nachfolge von Arnaud als CIO von Comgest anzutreten und die Umsetzung unseres einzigartigen Qualitätswachstums-Ansatzes sicherzustellen. Wir werden auch weiterhin unseren täglichen Austausch im europäischen Investmentteam genießen und gemeinsam Aktien analysieren, so wie wir es seit meinem Eintritt in das Unternehmen im Jahr 2005 tun.“

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Kriegsauswirkungen in Europa

Von Dr. Oliver Everling | 17.Oktober 2022

„Die Auswirkungen des Krieges auf europäischem Territorium werden auf der Risiko-Weltkarte immer sichtbarer“, zeigt der Kreditversicherer Coface auf. Nachdem im Juni insgesamt 16 europäische Staaten schlechter bewertet wurden, hat Coface seine Länderrisiko-Bewertung für sechs weitere Länder in Europa abwärtsrevidiert.

Das Länderrisiko spiegelt die Wahrscheinlichkeit von erhöhten Zahlungsausfällen bei Exportkrediten in einem Land in den kommenden sechs Monaten wider.

Dänemark, Luxemburg und die Schweiz konnten die Höchstnote A1 nicht halten und sind neu in Risikoklasse A2, die für „geringes Ausfallrisiko“ steht. In allen drei Ländern macht sich die beschleunigte Inflation bemerkbar, getrieben von steigenden Energiepreisen.

„Durch die starke Integration des europäischen Gasmarktes hat sich das Angebot für alle verknappt und bringt durch die innereuropäischen Solidaritätsabsprachen für die Gasversorgung im Winter letztlich auch Nationen wie Dänemark, Luxemburg und die Schweiz unter Druck“, sagt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg. Als einziges Land verbleibt Norwegen in A1. Bei der Bewertung wird die ebenfalls stark ausgeprägte Inflation über hohe Gewinne der Öl- und Gasindustrie sowie Rekordergebnisse bei der Leistungsbilanz wettgemacht.

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Verluste der Niederländischen Zentralbank zu Lasten der Steuerzahler

Von Dr. Oliver Everling | 7.Oktober 2022

Dieser Artikel ist ein übersetzter Auszug des Niederländischen Journalistenkollektivs „Follow the Money“. Die Journalisten Thomas Bollen und Martijn Jeroen van der Linden sind die Autoren. Die Übersetzung lieferte Fritz Witt – Sales Associate der Creditreform Rating AG in den Niederlanden.

Schon in 2017 schrieb Dr. Markus Krall einen denkwürdigen Beststeller: „Der Dragi Crash“ mit dem Untertitel „Warum uns die entfesselte Geldpolitik in die finanzielle Katastrophe führt“. Seitdem gab es viele Kritiker, die der Meinung waren, dass der Erfolgsautor zur Übertreibung neigt. Jetzt zeichnet sich aber eine Entwicklung ab, die ihm vielleicht recht geben. Was ist geschehen?

Klaas Knot schrieb am 20. September 2022 vielleicht den denkwürdigsten Brief seiner Laufbahn als Präsident der Niederländischen Zentralbank. Zum ersten Mal seit 1932 wird sein Institut Verluste verzeichnen. Der Kapitalbuffer der Niederländischen Zentralbank ist gemäß seiner Erwartung nicht hoch genug, um den Verlust aufzufangen. Sein Brief verursachte sofort, dass der Börsenkurs der Belgischen Zentralbank abstürzte.

In den Niederlanden wird der Steuerzahler womöglich beispringen müssen. Hinzukommt das die EZB und alle übrigen Zentralbanken aller Europäischen Länder, die den Griff auf ihr bedeutendstes Instrument verloren haben, um die Inflation zu beschränken, den Zinshebel. Man erwartet, dass alle Zentralbanken in der Eurozone zwischen 2023 und 2026 einen gemeinschaftlichen Verlust in höhe von € 155 Milliarden erleiden werden.

Was ist jetzt genau geschehen? Und wie geht es weiter?

Erst schien es, als ob die Belgische Zentralbank die Unruhe verursachte. Die Belgische Zentralbank ist zu 50% im Eigentum des Belgischen Staates, die andere Hälfte ist in privaten Händen. Anders als in den übrigen Euroländern sind die Aktien der NBB (Nationale Bank van België) an der Euronext Börse in Brüssel handelbar. Die NBB hat darum einen Börsenkurs, der innerhalb einiger Tage nach der Veröffentlichung des Briefes von Klaas Knot von 1600 nach 860 einbrach. Die NBB stellte hieraufhin den Handel an der Euronext Börse ein. Erst hiernach wurde deutlich, dass nicht die Belgische, sondern die Niederländische Zentralbank die Panik verursachte. Der Brief der Niederländischen Zentralbank enthielt derartig explosive Neuigkeiten über die monetäre Situation in der Eurozone, dass die privaten Aktionäre sich erschrocken haben und dass sie etwas taten, was kein Eigentümer einer anderen Europäischen Zentralbank tun kann, nämlich ihre Aktien in Massen zu verkaufen.

Was ist der Hintergrund der Probleme? Wodurch läuft die Situation jetzt aus dem Ruder? Warum scheint es so zu sein, dass die Verluste der Zentralbanken als ein Blitz aus heitern Himmel kommt? Und warum haben die Banken keinen größeren Kapitalbuffer aufgebaut?

Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir zurück in den Oktober 2014. Seinerzeit fing die EZB an – und mit ihr alle nationalen Zentralbanken in der Eurozone – eine unkonventionelle Politik zu führen. Alle Konventionen, die Banker und Ökonomen bisher als heilig bezeichneten, gingen über Bord.

Zentralebanken beschäftigen sich seither nicht länger allein mit der Zinspolitik, sondern fingen an, in großem Umfang Staats- und Unternehmenanleihen zu kaufen, das sogenannte QE (Quantitative Easing). Diese Maßnahme hat die Europäische Zentralbanken drastisch verändert. Sie sind nicht nur Zentralbanken, sondern auch noch Anleger geworden.

Vor 2015 waren Zentralbanken die Bank aller Banken. Seitdem erfüllen sie dieselbe Funktion wie alle übrigen Handelsbanken, sie vergeben Kredite in der Form von Guthaben an Banken die unter ihrer Aufsicht fallen und sorgen für den Zahlungsverkehr.

Zentralbanken vergeben Kredite an kommerzielle Banken die unter ihre Aufsicht fallen. Genauso wie Bürger ihr Haus als Sicherheit nutzen, um eine Hypothek von einer Bank zu bekommen, geben Banken im Gegenzug für Kredite Anleihen als Sicherheit aus ihrem Besitz (in der Form von Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen) an die Zentralbank. Die Ansprüche, die Banken bei der Zentralbank haben, heißen Zentralebankreserven.

Banken nutzen ihre Zentralbankreserven auch, um einander zu bezahlen. Wenn zum Beispiel die niederländische ING eine Schuld an die Deutschen Bank hat, werden einfach Bankreserven  bei der Zentralbank umgebucht. Bankreserven haben hier also die gleiche Funktion wie Bankguthaben von normalen Bürgern oder Unternehmen bei einer Bank.

Zentralebankreserven spielten eine bedeutende Rolle bei der monetären Politik. Banken wurden verpflichtet, eine bestimmte Bankreserve zu haben, den sogenannten Liquiditätsbuffer. Der stand im Verhältnis zur Größe einer Bank. Wenn eine Bank mehr Geld verlieh, musste sie mehr Reserven haben. Auf diese Art und Weise beeinflussten Zentralbanken die Geldmenge, die in der Wirtschaft zirkuliert, kontrollierten die Preisstabilität. Jedenfalls versuchte man das.

Vor der Finanzkrise von 2008 nutzten die Zentralbanken ihren Leitzins, wenn sie das Geldmengenwachstum abbremsen wollten. Eine Erhöhung der Leitzinsen machte Geld für privaten Banken teurer. Sie mussten mehr Zinsen bezahlen für ihre Mittelbeschaffung. Hohe Zinsen entmutigen die Geldschaffung der Banken, und man drückte hiermit die Inflation.

Jedoch fand die EZB in dem Fall, dass sie Banken zu mehr Kreditvergabe stimulieren wollte, dieser Prozess mit Niedrigzins entgegengesetzt nicht gut funktionierte. Das Ziel war, die Inflation in der Eurozone zu stimulieren und in Richtung der 2% zu bewegen, was man als ein wünschenswertes Niveau fand. Der Zins ging jedoch unter die 0% Marke ohne wesentliche Resultate. Darum versuchte die EZB etwas anderes. Im Oktober 2014 ging das sogenannte QE Programm an den Start. Die EZB entschloss sich, monatlich zwischen € 20 bis € 80 Milliarden an Staatsanleihen und Unternehmensanleihen zu kaufen. Im Gegenzug für die Übernahme der Wertpapiere bekamen die Banken mehr Bankreserven gutgeschrieben bei der Zentralbank. Dies war das APP (Asset Purchase Programmes).

Die EZB wurde der größte Anleger in Europa. Die Effektivität des QE wurde durch zahlreiche Wissenschaftler (darunter auch Dr. Markus Krall) ernsthaft in Zweifel gezogen. Inzwischen gab es immer mehr Beweise, dass das QE die Unterschiede zwischen reich und arm immer mehr vergrößerte. Und dass die wünschenswerte Kreditvergabe an Mittelständische Unternehmen unzureichend blieb.

Aber QE hatte auch noch andere Effekte. Seit 2014 ist die EZB nicht nur Zentralbank, sondern auch Anleger. Ob am wollte oder nicht, jede Zentralbank in allen Euroländern musste die Politik der EZB ausführen. Zwischen Oktober 2014 und 2108 kauften sie ungefähr für € 2.600 Milliarden Anleihen. In 2019 wurde das Programm mit dem PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) erweitert. Insgesamt haben die Europäischen Zentralbanken mit der APP von der EZB € 3.400 Milliarden gekauft und nochmals € 1.714 Milliarden mit dem PEPP. Es stehen jetzt zirka € 5 Billionen aus. Die EZB ist somit der größte Anleger in Europa geworden.

Größeres Risikos, aber keine größeren Kapitalbuffer: Jeder Anleger weiß, dass seine Anlagen auch Risiken beinhalten. Wertpapiere können immerhin in Wert abnehmen. Aber Zentralbanken sind nicht genügend auf ein wendiges Risikomanagement eingerichtet. Das wurde deutlich, als die Anleihen des Südafrikanischen Giganten Steinhoff einbrachen, die von der EZB in 2016 übernommen wurden. Auch wurde deutlich, dass man sich nicht immer auf die ausgezeichneten Ratings der großen Ratingagenturen verlassen konnte. Die Risiken waren bedeutend höher und die Rückstellungen für zu erwartende Verluste standen in keinem Verhältnis zu den wirklichen Risiken.

Bei der niederländischen Zentralbank wuchs die Bilanz zwischen 2015 und 2021 mit 460%, wobei de Kapitalbuffer nur mit 35% zunahm. Obwohl der Umfang der Bilanz exorbitant anwuchs ist die Rückstellung für eventuelle Verluste nur geringfügig zugenommen. Hierdurch ist der Buffer jetzt nur noch 2,2% der Bilanzsumme. Bedenke hierbei das die Zentralbanken von den kommerziellen Banken erwarten das sie minimal 3% Kapitalbuffer ausweisen müssen. Die Situation in den Niederlanden ist repräsentativ für andere Zentralbanken in der Eurozone.
Warum gibt es zu geringe Rückstellungen? Die Zentralbanken Argumentieren das ihre Anlagen weniger risikovoll sind weil man im Gegensatz zu privaten Banken nicht verpflichtet werden kann um Anlagen zu verkaufen. Selbst wenn man € 5 Billionen Anleihen besitzt und die Anleihen möglicherweise einen niedrigeren Marktwerk haben. Zentralbanken können das Ende der Laufzeit ihrer Anlagen abwarten. Das der Marktwert einfällt ist darum für Zentralbanken weniger risikovoll als für Privatbanken.

Das Geschäftsmodell der Zentralbanken wurde korrumpiert. Das Risiko, wovon der Präsident der Niederländischen Zentralbank warnte, ist jedoch ein anderes Risiko, als die Unzulänglichkeit der Rückstellungen und die Größe des Kapitalbuffers. Klaas Knot sieht den Leitzins unerwartet schnell ansteigen, wodurch die Zinslasten der Zentralbank zunehmen, aber gleichzeitig die Einkünfte der gekauften Anleihen zurückbleiben. Was Klaas Knot mitteilt, trifft das die Zentralbanken ins Herz. Weil die Zentralbanken als Anleger auftreten, ist ihre Zinspolitik nicht mehr nützlich, um ihre Kernkompetenz – die Sorge für die Preisstabilität – auszuüben. Mit andere Worten: die Zentralbanken verlieren ihr weitreichenstes Instrument, um die Inflation zu zügeln.

Das Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr, weil der Wert und das Einkommen der Bankanleihen geringer ist als die Kosten für die Bankreserven. Mit anderen Worten: wenn der Einlagenzins noch „0“ war, schien es kein Problem zu sein, wenn die Aktiva der Zentralbanken keine oder kaum rentierende Anleihen auswiesen.

Der Marktwert der aufgekauften Anleihen ist inzwischen unter den Anschaffungswert gesunken. Das bedeutet, dass die Zentralbanken keine Trumpfkarte mehr in der Hand haben, um Bankreserven im System zu suchen. Das würde nur funktionieren, wenn die Anleihen an die Banken zurückverkauft würden. Wenn die Zentralbanken das tun, müsste man direkt ein Milliardenverlust realisieren – schätzungsweisen zirka € 11,5 Milliarden. Darüber hinaus würde noch ein Problem entstehen. Der gesamte Markt der Staatsanleihen würden einbrechen, wodurch sich die Länder nicht mehr finanzieren könnten. Selbst Banken und Pensionfonds würden möglicherweise in Konkurs gehen.

Fazit: Klaas Knot bestempelt die heutige Situation als etwas, das Ende letzten Jahres (2021) als extremes Zinsscenario galt. Aber viele Experten hatten schon in den letzten Jahren beschrieben, dass dieses Scenario keinesfalls extrem ist. Es wurde eigentlich bereits seit 2015 erwartet. Man beschrieb schon früher, dass Zentralbanken bei steigender Inflation Verluste verzeichnen würden, weil ihre Zinslasten nicht mehr durch Zinseinkünfte aus der Kreditvergabe gedeckt werden. Vorerst erwarten wir, dass das Negativvermögen der Niederländischen Zentralbank wohl nicht sofort ausgeglichen wird. Man wird sich wohl auf Lösungen anderer Art beraten.

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Rating einer nachhaltigen Immobilien-Kreditvergabe

Von Dr. Oliver Everling | 28.September 2022

Die Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) in Österreich hat – u.a. auch auf Anordnung des österreichischen Finanzmarktstabilitätsgremiums (FMSG) – die international üblichen Prinzipien für eine angemessene und nachhaltige Immobilienkreditvergabe, die bereits bisher anempfohlen waren, im Wege einer Verordnung auch in Österreich rechtsverbindlich gemacht:

Die Schuldendienstquote darf maximal 40% betragen. Das heißt, die jährlichen Rückzahlungen aller Kredite eines Kunden dürfen nicht mehr als 40% des verfügbaren Jahresnettoeinkommens ausmachen. Dies soll sicherstellen, dass selbst bei unvorhergesehenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten genügend finanzieller Spielraum vorhanden ist, um den Kredit noch bedienen zu können.

Die Beleihungsquote darf maximal 90% des Wertes der Immobilie (oder anderer Sicherheiten) betragen. Das heißt, der Kreditnehmer braucht zur Finanzierung des Projektes mindestens 20% Eigenmittel, denn zum Preis/Wert der Immobilie kommen in der Regel zusätzlich noch rund 10% Nebenkosten hinzu.

Die Kreditlaufzeit darf maximal 35 Jahre betragen. Einerseits, damit der Kredit bei Übertritt in den Ruhestand – und den damit in der Regel verknüpften Einkommenseinbußen – möglichst zurückgezahlt ist. Andererseits, damit nicht durch unrealistisches Strecken der Laufzeit die Kreditrückzahlungsrate künstlich unter die Begrenzung der Schuldendienstquote gedrückt wird.

Um Renovierungen und Sanierungen – insbesondere den Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger – zu erleichtern, sind Finanzierungen bis zu einer Geringfügigkeitsgrenze von € 50.000 von diesen Vorgaben ausgenommen.

Wer als Kreditnehmer diese Anforderungen nicht erfüllen kann, muss seine Wunschvorstellungen an seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit anpassen, schreibt die FMA: „etwa eine kleinere Wohnung, eine nicht ganz so teure Lage oder ganz so tolle Ausstattung“.

Themen: Immobilienrating, Kreditrating, Nachhaltigkeitsrating, Privatkundenrating | Kommentare deaktiviert für Rating einer nachhaltigen Immobilien-Kreditvergabe

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