Restrukturierungsgesetz hilft aus Krisen

Von Dr. Oliver Everling | 4.Februar 2011

„Es gibt keine Euro-Krise, sondern nur eine Krise im Eurowährungsraum“, bringt zum Thema „Stabilitätspolitik im Euro-Raum: Was nun zu tun ist“ Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Franz, Präsident des ZEW, Vorsitzender des Sachverständigenrates der Bundesregierung, die aktuelle Wirtschaftssituation auf den Punkt.

Stabilität der öffentlichen Finanzen durch Reform des SWP und konsequente Sanktionierung, Stabilität des privaten Finanzsystems durch einheitliche Finanzaufsicht auf allen Ebenen sowie dauerhaftes Regelwerk für Krisenfälle mit Auslaufen des Rettungsschirms, europäischem Krisenmechanismus mit Beteiligung des privaten Sektors mit einem möglichen Ausschlusses aus der EWU.

Krisenprävention durch Verbesserung der Widerstandskraft und der Marktstabilität des Finanzsystems und Abbau der Prozykliz8ität sowie der Systemrelevanz von Instituten kann mit der Eigenkapitalregulierung, Regulierung außerbörslich gehandelter Finanzprodukte wie z.B. Derivate erreicht werden. Effektive Finanzaufsicht sei mit der gegenwärtigen Zersplitterung der Aufsichtsbehörden nicht zu machen. Aufsichtskompetenzen müssten gebündelt werden.

Ein zielführendes Krisenmanagement müsse durch ein Insolvenzrecht für systemische Institute und durch das deutsche Restrukturierungsgesetz vorangetrieben werden. Systemische Risiken können durch Lenkungsabgabe („Pigou-Steuer“) oder Eigenkapitalzuschlag für Systemrisiken sowie mit einem EU-Restrukturierungsfonds abgebaut werden, glaubt Franz. Er lobt ausdrücklich das Restrukurierungsgesetz, „wir kritisieren nicht nur, wir loben auch“, gratuliert er der Bundesregierung.

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Don‘t fix what isn‘t broken

Von Dr. Oliver Everling | 3.Februar 2011

„Reguliere nicht, was nicht kaputt gegangen ist!“ Die Kosten im Blick zu behalten, nach der Tragfähigkeit von Opportunitätskosten zu fragen, Renditeaussichten nicht unnötig zu beschränken sowie Marktversagen und Informationsasymmetrien in den Finanzmärkten kritisch je nach Segment zu differenzieren, das sind Themen auf der Handelsblatt Konferenz „Kapitalmarktforum 2011″.

Auch nach der Finanzkrise sind wesentliche Reparaturen der Anlageindustrie nicht erforderlich, sagt Dr. Dirk Klee, Vorsitzender des Vorstandes, BlackRock Asset Management Deutschland AG, sowie Mitglied des Vorstandes, BVI Bundesverband Investment und Asset Management e. V. Klee hält ein Plädoyer für eine sachgerechte Regulierung der Asset-Management-Branche.

Investmentfonds haben gerade in der Krise gepunktet, da sie durch ihre Diversifikation das Risiko des Totalverlustes dämpfen. Das Konstrukt des Investmentfonds mit einer unabhängigen Depotbank, die Aufsicht durch die BaFin usw. tragen zur Sicherheit der Anlagen für die Kunden bei. Das unabhängige Aufsichtsratsmitglied handelt im Auftrag der Anleger, auch das stärke das Thema „Treuhand“ und „Anlegerschutz“. Klee fügt weitere Beispiele hinzu. Die feinmaschige Selbstregulierung mit Wohlverhaltensrichtlinien sowie proaktives Einschalten der Branchenverbände im Falle von Irrläufern greifen, berichtet Klee.

„Regulierung gibt es nicht umsonst“, warnt Klee, denn sie schränke das Instrumentarium der Asset Manager ein. Die Möglichkeiten, die Ziele der Anleger zu erreichen, können eingeschränkt werde. Das Geld werde auf weniger regulierte Bereiche ausweichen, wenn die regulierten Investmentfonds noch weiter reguliert würden.

Der Privatanleger verfügt nicht über die Möglichkeiten, Anlagerisiken methodisch abzuschätzen. Der Schutz des Staates sei hier gefragt, aber diese sei gegen die Kosten abzuwägen, die dadurch entstehen. Die historisch niedrigen Zinsen machen es mehr denn je erforderlich, die Kosten sorgfältig abzuwägen, sagt Klee.

Das Wachstum von Exchange Traded Funds (ETFs) sei nach wie vor extrem, berichtet Klee. Die Vergleichbarkeit von Fonds mit anderen Produkten wie Lebensversicherungen sei immer noch eingeschränkt, jedoch gebe es Fortschritte. Wichtig sei mit Blick auf die Frage nach Informationsasymmetrien, dass Informationen vergleichbar zur Verfügung gestellt würden.

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Verschiebung von Kredit- zu Anleihemärkten

Von Dr. Oliver Everling | 2.Februar 2011

Investmentbanker sagen immer vorher, M&A wird kommen, die Aktienmärkte werden laufen usw. Mit dieser Bemerkung leitet Dr. Stephan Leithner, Leiter Corporate Finance Deutschland, Deutsche Bank AG, seinen Vortrag zum Thema „Was wird anders sein in M&A-, Aktienemissions- und Anleihen-/Kreditmärkten in 2011?“ ein. Leithner sprach auf der Handelsblatt Konferenz „Kapitalmarktforum 2011″.

Tatsächlich sei eine deutliche Erholung der globalen M&A Märkte zu beobachten. Deutschland habe aber nur etwa 2 % des globalen M&A-Volumens beigetragen, was nicht der Wirtschaftskraft Deutschlands entspreche. Die Voraussetzungen seien aber gesetzt, um sich wieder stärker zu beteiligen. Vor dem Hintergrund einer günstigen Finanzierung seien die Bedingungen dafür gesetzt.

Unfreundliche Übernahmen werden an Bedeutung gewinnen. Großkonzerne sehen kein Problem darin, unfreundlich – also ohne Abstimmung mit den aktuellen Management – Unternehmen zu übernehmen und zur richtigen Aktionärsstruktur zu kommen. Die Rückkehr der IPOs sei von dem Fundmentaltrend des Anstieg des IPO-Volumen getragen gewesen. Woche für Woche würden die IPOs auch in China weitergehen. Das Jahr des Hasens werde in China dennoch anders und von neuen Faktoren beeinflusst sein.

Die fortlaufende Verschiebung von Kredit- zu Anleihemärkten zeige sich in der Entwicklung des weltweiten Kredit- und Anleiheemissionsvolumens. Dies sei insbesondere ein Wachstum der non-investment-grade-Märkte. Der Kreditmarkt werde wesentlich bessere Konditionen bieten, als dies in der letzten Zeit der Fall war.

Anhaltender Trend nach Asien, Erholung in Europa, verstärkte Aktivität großer Unternehmen, Zunahme „feindlicher“ Übernahmen, Rückkehr der Finanzsponsoren, auch in Europa, Eigenkapitalstärkung von Finanzunternehmen, Re-Privatisierungen von Staatsbeteiligungen – das sind Leithners Eckpunkte des Ausblicks auf 2011. Die Dynamik geht vom privaten Sektor in Asien aus. Herausforderungen liegen auch darin, dass „Refinanzierungsberge“ adressiert werden müssen. Weniger Kredite und mehr Anleihen, das sei der Trend.

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Blessing sieht viel Cash für M&A

Von Dr. Oliver Everling | 2.Februar 2011

Die europäische Staatsverschuldung bleibt Haupttreiber der Kapitalmärkte, sagt Dorothee Blessing, Managing Director, Goldman, Sachs & Co. oHG, auf der Handelsblatt Konferenz „Kapitalmarktforum 2011″ in Frankfurt am Main. Der Markt für Unternehmensanleihen im €-Investment Grade Bereiche war für Emittenten ungewöhnlich attraktiv. Aber auch die High-Yield-Emissionen verzeichneten 2010 ein Rekordjahr, berichtet Blessing.

Die Aktienmärkte waren 2010 von sehr hoher Volatilität geprägt. Nach der Griechenlandkrise kam es zur Verschiebung vieler IPOs. Erst am Ende des viertel Quartals habe man wieder eine Stabilisierung gesehen. Der stärkste Markt war Asien mit über 180 Mrd. US$. Deutschlands hinkte mit rund 4 Mrd. US$ dem europäischen Umfeld hinterher.

Die weltweite M&A Aktivität habe wieder zugenommen. Das Vertrauen der Kapitalmarktteilnehmer sei gestiegen, jedoch gebe es große regionale Unterschiede. M&A-Deals sieht Blessing als ein Indikator für das Vertrauen der Märkte. Die Emerging Markets seien die Haupttreiber der M&A gewesen. Rohstoffe- und Energiesektor und grenzüberschreitende Transaktionen (+78 %) trieben das Geschäft.

Blessings Ausblick: Wachstum von bis 3,8 %, mehr Optimismus bei den Unternehmen, die Zuversicht in den Markt kehre zurück. Es bestehe Vertrauen in eine weitere Aufhellung der amerikanischen Wirtschaft. Insbesondere wurden Erwartungen übertroffen. Mit Sorge sieht Blessing die Entwicklungen in China, die Inflation in den entwickelten Märkten, die Flutung der Märkte mit Geld durch die EZB, die prekäre Lage einiger Peripheriestaaten Europas sowie das signifikante Refinanzierungsvolumen für Staaten.

Unternehmen verfügen momentan über reichlich Finanzmittel für M&A, da Unternehmen Rekordstände an Cash auf ihren Bilanzen haben. Das zeigt die Analyse der S&P’s 500 Cash/Assets. M&A Transkationen korrelieren wiederum mit Investitionen. Große Transaktionen werden voraussichtlich wieder zunehmen, prognostiziert Blessing.

Neben der Regulierung sieht Blessing für Banken „viele Hinweise, was wir besser machen können“. Blessing geht auf der „Kapitalmarktforum 2011″ nicht auf Einzelheiten ein. Das Geschäftsmodell von Goldman, Sachs & Co. oHG bleibe jedoch unverändert.

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Asmussens Unterkapitalisierungsfrage

Von Dr. Oliver Everling | 2.Februar 2011

Zur aktuellen Diskussion um eine weitere Regulierung der Finanzmärkte nimmt auf der Handelsblatt Konferenz „Kapitalmarktforum 2011“ unter anderen Staatssekretär Jörg Asmussen, Bundesministerium der Finanzen, Stellung. Von einer Normalisierung könne noch lange nicht gesprochen werden, sagt der Staatssekretär in Frankfurt am Main.

Drei Risiken bestehende Anfälligkeiten zwischen Bankensektor und Realwirtschaft, sehr lang anhaltende Niedrigzinsphase, sehr hohe Kapitalflüsse in einige Schwellenländer. Das Risiko einer langen Niedrigzinsphase nehme ab, wenn man sich die anziehende Inflation anschaue. Ein langes Niedrigzinsniveau mache die Erfüllbarkeit von Lebensversicherungen für die Versicherungswirtschaft schwierig. Die Versicherer sind gehalten, die Höhe ihrer Gewinnbeteiligung zu überprüfen.

Ein lang anhaltendes Niedrigzinsniveau in den entwickelten Ländern könne in den Schwellenländern zu Vermögenspreisblasen führen, warnt Asmussen. Vereinzelte Kapitalverkehrskontrollen können die Risiken für das Gesamtsystem erhöhen, da sie die Blasenbildung weiter verstärken könnten. Eine mögliche Lösung wäre die Vertiefung der Kapitalmärkte in den Schwellenländern selbst.

Asmussen kündigt die Bundeskanzlerin an, was die Beteiligung des Privatsektors an Finanzkrise angehe. Das Problem sei nicht der Euro und die Währungsunion. Es habe aber kaum Zinsdifferenzen auf Staatsanleihen in der Eurozone gegeben. Das habe sich durch die Finanzkrise geändert. Die Märkte seien seit Jahresbeginn relativ ruhig, aber die Dauerhaftigkeit sei fraglich. Eine nachhaltige Reduzierung der Spreads werde erst eintreten, wenn Investoren überzeugt werden können, dass die Maßnahmen der Regierungen nachhaltig sind.

Ein verschärfter Stabilitäts- und Wachstumspakt, zusätzliche Maßnahmen, falls notwendig, strikte Umsetzung bestehender Anpassungsprogramme und ein Gesamtpaket aus Maßnahmen und höherer Transparenz. Ein EU-weiter Bankenstresstest mit 91 beteiligten Banken war nicht erfolgreich, denn es könne nicht sein, dass keine Probleme signalisiert werden, und anschließend Banken in Irland in Schwierigkeiten gerieten.

Stresstests werden für Solvabilität, aber nicht für Liquidität veröffentlicht, denn letzterer Test lasse nur eine Reaktionszeit von 12 Stunden. Die Überwachung in der Eurozone müssten strikter überwacht werden. Bei den langfristigen Antworten müssen bei den Ursachen der Krise angesetzt werden. Es werde immer wieder Schocks geben, die zentrale Frage sei nicht ob es diese geben werde, sondern wie man auf diese reagieren werde.

Asmussen kündigt u. a. Änderungen des Kreditwesengesetzes, der Millionenkreditverordnung und der Solvabilitätsverordnung an. „Wie gehen wir mit nicht Nicht-Banken Sifis um?“ Systemically important financial institutions werden insbesondere auch bei Versicherungen anzutreffen sein. Alle Banken werden mehr und qualitativ höherwertiges Eigenkapital haben müssen. Zur Umsetzung von Basel III müsse es eine ausreichende Zeitspanne geben müssen, wenn nicht alle Banken gleichzeitig mit Kapitalerhöhungen an den Markt gehen wollten.

Die Finanzierungskrise hat zu einer Verkürzung der Finanzierungsristen geführt. Das Refinanzierungsrisiko aus dem Zinsänderungsrisiko steige dadurch, also auch die Anfälligkeit des Gesamtsystems, warnt Asmussen. Der Bankensektor habe eine Bugwelle des Refinanzierungsbedarfs, auf der anderen Seite habe man mit Änderungen der Verhaltensweise von Marktteilnehmern zu rechnen. So sei beispielsweise fraglich, wie weit Versicherungen noch bereit sein werden, in Banken zu investieren.

Die Funktionen der Ratingagenturen im Finanzsystem zurückzudrängen, diesre Forderung erteilt Asmussen eine klare Absage. Zwar sei schnell ein Konsens bei der Schelte der Ratingagenturen zu erzielen, nicht nur in Europa, sondern auch weltweit, die entscheidende Frage stelle sich aber: „Was kommt dann?“ Bankinterne Ratingsysteme könnten externe Ratings nicht ersetzen. Asmussen ist sich daher sicher, dass es bei den Ratingagenturen bleiben werde, wenn auch mit Reformbedarf.

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AGI im KAG-Ranking vorn

Von Dr. Oliver Everling | 1.Februar 2011

Allianz Global Investors (AGI) gehört bei der Bad Homburger Feri EuroRating Services AG mit Rang neun wieder zu den zehn besten großen Fondsgesellschaften in Deutschland. Per Ende Dezember hat Feri 111 AGI-Fonds geratet, von denen 46 ein Top-Rating erhalten haben. Damit liegt die Quote der mit A und B bewerteten Produkte der Gesellschaft bei 41,4 Prozent. Allianz Global Investors gelingt es somit erstmals wieder seit der Integration der cominvest Gruppe, sich unter den besten zehn Gesellschaften zu platzieren. Vor allem die Ergebnisse in den Anlageklassen Renten und Mischfonds stechen hervor: So liegt die Top-Rating-Quote der Rentenfonds bei 44,4 Prozent und der Mischfonds sogar bei mehr als 62 Prozent der bewerteten AGI-Produkte.

 

Beste große Fondsgesellschaft in Deutschland bleibt Union Investment, die seit September 2009 das Ranking unter den 36 großen Fondsgesellschaften anführt. Auf Rang zwei der besten großen Gesellschaften folgt die Landesbank Berlin Invest mit einer Top-Rating-Quote von 52 Prozent, auf Rang drei Swisscanto sowie Threadneedle auf Rang vier. Die Liste der besten fünf Anbieter wird von der österreichischen Erste Asset Management komplettiert.

 

Bei den kleineren Fondsgesellschaften führt DJE die Spitze an. 11 von 14 bewerteten Fonds des Vermögensverwalters erhalten ein Top-Rating von Feri (Top-Rating-Quote: 78,6 Prozent). Bester Neueinsteiger im Ranking der kleinen Fondsgesellschaften ist J O Hambro. Der Asset Manager wird gemeinsam mit dem französischen Vermögensverwalter Carmignac auf Rang zwei geführt (www.fonds-rating.de).

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Öffentlicher Auftrag zum Rating

Von Dr. Oliver Everling | 30.Januar 2011

Kaum ist die EU-Verordnung über Ratingagenturen in Kraft getreten, leitete die Europäische Kommission eine neue Konsultationsrunde über Ratingagenturen ein. Gehen die Vorschläge nun möglicherweise zu weit, wenn beispielsweise Ratings nur noch von kleinen Instituten verwendet werden sollen? Dr. Helmut Knepel, CEO der Feri EuroRating Services AG aus Bad Homburg (www.feri.de)  antwortet auf diese Frage klar: „Ja, eindeutig.“

Im Interview mit der Zeitschrift „Kredit & Rating Praxis“ (KRP Ausgabe 1/2011, www.krp.ch) bleibt Knepel keine Antwort und keine Begründung schuldig. So auch zur Frage der weitergehenden Regulierung von Ratingagenturen. „Externe Ratings basieren nicht nur auf hohem analytischen Knowhow, sondern stellen auch zusätzliche Einschätzungen von unabhängigen Dritten dar,“ sagt Knepel, „die selbst dann eine notwendige Ergänzung sind, wenn interne Ratings vorliegen.“

Jede Einschränkung der Nutzungsmöglichkeiten externer Ratings ist einzel- und gesamtwirtschaftlich nachteilig, zeigt Knepel auf. Es gehen nach seiner Darstellung Spezialisierungsvorteile, Skaleneffekte, Erfahrungskurveneffekte usw. verloren, die in der Konzentration analytischer Kompetenzen auf Ratingagenturen liegen. „Bezüglich der sinnvollen und verantwortungsbewussten Nutzung externer Ratings sollte es keine Einschränkungen geben.“

Knepel liefert im Interview der KRP Ideen zur Verbesserung des Ratings in Europa, über die man weiter nachdenken sollte Das öffentliche Interesse an Ratings könnte z.B. durch eine öffentliche Stiftung artikuliert werden, die durch Aufträge an anerkannte Ratingagenturen deren Arbeit in Bereichen stimuliert, in denen zu wenig Wettbewerb beobachtet wird oder die Gegenstand anhaltender Kritik sind.

Ein anderer Ansatz ist Aufklärung und Information über Anwendungsmöglichkeiten und Grenzen von Ratings. So wurde die Finanzkrise insbesondere auch durch Missverständnisse der Marktteilnehmer über Wesen und Definition von Ratings ausgelöst. Ein AAA-Rating wurde beispielsweise mit einem Null-Prozent-Risiko gleichgesetzt usw. „Der Aufklärung über Ratings kommt daher besondere Bedeutung zu. Dies ist auch eine öffentliche Aufgabe,“ sagt Knepel, „die zurzeit auch in Wissenschaft und Forschung viel zu wenig Beachtung findet.“

Knepel fügt hinzu: „Und schließlich sollte sich die Regulierung des Ratingmarktes auch auf alle Finanzdienstleister erstrecken, die mit Ratings arbeiten und daher Verantwortung für deren sachgerechte Anwendung tragen. Die Aufklärung und Information über Ratings muss beispielsweise Gegenstand jeder Finanzberatung sein, um jedem Anleger die zentrale Rolle von Ratings vor Augen zu führen.“ Mehr im ausführlichen Interview mit Dr. Helmut Knepel, Sprecher des Vorstands der Feri EuroRating Services AG, in der Ausgabe 1/2011 der Zeitschrift „Kredit & Rating Praxis“ (www.krp.ch).

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Anlegerentschädigung im Fall Phoenix

Von Dr. Oliver Everling | 28.Januar 2011

Die internationale Anwaltssozietät White & Case LLP hat für die Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen (EdW) Grundsatzentscheidungen zur Anlegerentschädigung im Fall der Phoenix Kapitaldienst GmbH erwirkt. Mit seinen gestern verkündeten Urteilen in vier Musterprozessen entschied das Berliner Kammergericht (KG), dass die Praxis der EdW im Fall Phoenix nach dem Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetz (EAEG) in grundlegenden Punkten rechtmäßig ist.

Phoenix ist der größte Entschädigungsfall seit Errichtung des gesetzlichen Anlegerentschädigungssystems. Er betrifft einen der größten Betrugsfälle der deutschen Wirtschaftsgeschichte mit mehr als 29.000 geschädigten Anlegern. Der Phoenix-Insolvenzverwalter konnte umfangreiche Gelder sicherstellen, an denen die Anleger unter Umständen Aussonderungsrechte haben. Die EdW führt deshalb ein Teilentschädigungsverfahren durch, das im Frühjahr 2011 abgeschlossen sein wird.

Die Entscheidungen des KG haben Präzedenzwirkung für aktuell rund 500 Parallelverfahren bei Berliner Gerichten. Das KG entschied, dass die Anleger keinen Anspruch auf vorzeitige Entscheidung der EdW außerhalb des Teilentschädigungsverfahrens haben. Außerdem hat das KG Ansprüche auf weitergehende Entschädigung abgelehnt, soweit den Anlegern Aussonderungsrechte zustehen können. Lediglich in Höhe der von Phoenix berechneten Bestandsprovisionen hat das Gericht den Anlegern einen Anspruch zugesprochen. Insoweit folgte das KG einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 23. November 2010.

„Die Entscheidungen haben grundlegende Bedeutung für die Praxis der Anlegerentschädigung in Deutschland. Sie werden hoffentlich dazu beitragen, weitere unnötige Klagen zu vermeiden und den raschen Fortgang des Entschädigungsverfahrens zu erleichtern“, kommentiert Dr. Henning Berger.

Die EdW wurde in den Verfahren vor dem Kammergericht von den Berliner Rechtsanwälten Dr. Henning Berger (Partner), Dr. Katrin Rübsamen (Local Partner) sowie Julia Neumann (Associate) vertreten. White & Case berät die EdW bereits seit vielen Jahren in rechtlichen Fragen der Finanzierung und Anlegerentschädigung.

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Eine neue Balance bei Banken

Von Dr. Oliver Everling | 28.Januar 2011

Fast 70 % der Ratingausblicke für europäische Banken sind stabil, berichtet Michael Dawson-Kropf auf der Fitch Ratings European Credit Oulook-Konferenz 2011 (www.fitchratings.com). Er leitet als Senior Director bei Fitch Ratings das Bankenteam. Hinter diesen stabilen Ausblicken steht jedoch die staatliche Unterstützung, die die Ratings der Agentur stark treibt. „Ohne diese Unterstützung würde das Bild anders aussehen“, warnt Dawson-Kropf.

Der Sektor bleibt hinsichtlich der Ertragskraft unter dem Vorkrisenniveau. Niedriges Zinsniveau, Bilanzreduzierungen, erhöhte Refinanzierungskosten und gedämpfte Kreditnachfrage sind die belastenden Faktoren für Banken. Wenig Spielraum für Kostenreduzierungen durch weitere Anforderungen des Gesetzgebers lassen auch auf der Kostenseite keine günstigeren Nachrichten über Banken zu.

„Pessimistisch sind wir in diesem Aspekt auch für deutsche Banken“, sagt Dawson-Kropf in Frankfurt am Main. Deutschland und Skandinavien werden im Vergleich zu anderen Ländern aber davon profitieren, dass die Banken im Heimatmarkt günstigere gesamtwirtschaftliche Voraussetzungen vorfinden.

Zum Thema „Kapital“ meint Dawson-Kropf, dass die Kapitalkennziffern eine deutliche Verbesserung zeigen – wenn man 2008 mit 2010 vergleicht. Die Kapitalkennziffern wurden durch Kapitalerhöhungen verbessert, ein Trend, der sich 2011 fortsetzen sollte. Hybrides Kapital sieht Dawson-Kropf skeptisch, da nur die ohnehin gut kapitalisierten Banken davon Gebrauch machen können; schwachen Instituten werde diese Option, damit Kapitalmärkte in Anspruch zu nehmen, wenig helfen.

Die besser gerateten Banken in Europa sollten eine Kernkapitalquote von mindestens 10 % zeigen. Die größten europäische Banken sollten in der Lage sein, „sich Basel III zu verdienen“, also durch Gewinne an die von Basel III geforderten Kennzahlen heranzukommen, da noch genügend Zeit zur Einführung von Basel III gegeben sei. Erste Gespräche in Deutschland über Basel III zeigten, dass Gewinnthesaurierung und Optimierung risikogewichteter Aktiva sowie Wandlung stiller Einlagen die Banken befähigen werden, die geforderten Kennzahlen einzuhalten.

„Was wird in nächster Zeit fällig sein?“ Dawson-Kropf geht der Frage nach, wie Banken ihre Refinanzierung darstellen werden. „Wir sehen hier ein deutliches Zeichen, dass es in Europa eine Differenz gibt“, sagt Dawson-Kropf mit Blick auf die CDS Spreads der Staaten, da es für Banken der betreffenden Länder schwierig sein werde, sich von der Bonitätsentwicklung der Sitzländer abzukoppeln.

Griechenland war sehr viel länger als Portugal unter dem Malus der Staatenkrise tätig, so dass der Druck auf griechische Banken höher geworden sei. „Der Staat hat in Irland seine Kreditwürdigkeit gegeben und muss dafür heute teuer bezahlen“, sagt Dawson-Kropf zu den Zusammenhängen zwischen Banken und Staaten.

Welche Bedeutung die staatliche Unterstützung für die Banken hat, zeigt sich an der Gegenüberstellung von Individualratings und Emittentenratings der Banken: Ein signifikanter Anteil der Banken würde in den non-investment-grade-Bereich landen, wenn Banken gezwungen wären, aus eigener Kraft ihre Zahlungsfähigkeit sicherzustellen. Kaum eine Bank werde non-investment-grade geratet, was auf die staatliche Unterstützung zurückzuführen ist.

Es gibt Konsens bei der Aufsicht und der Politik, dass ein Verfahren zur Abwicklung von Banken ein Tool einer flexiblen und machtvollen Finanzaufsicht sein muss, berichtet Dawson-Kropf. „Wir haben und dazu geäußert“, unterstreicht Dawson-Kropf und weist auf die Implikationen für die Bankenratings hin. Wenn Banken die öffentliche Unterstützung in künftigen Krisen versagt bliebe, müsse dies in den Ratings berücksichtigt werden. Fitch Ratings befasse sich daher mit dem politischen Willen, das Gesetz auch umzusetzen.

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Treuhandmodelle mit Ratingpotential

Von Dr. Oliver Everling | 27.Januar 2011

Beim Mayer Brown LLP Seminar „Treuhand, insbesondere Contractual Trust Arrangements – ein Modell mit Potential“ geht es um Treuhandmodelle als Instrumente der insolvenzsicheren Auslagerung von Vermögensgegenständen. Die Ausfinanzierung von Versorgungsverpflichtungen aus Direktzusagen und die Insolvenzsicherung von Verbindlichkeiten aus Arbeitszeitkonten sind nur zwei der gängigen Einsatzmöglichkeiten dieser Konstruktionen, berichten Dr. Marco Wilhelm und Dr. Nicolas Rößler von Mayer Brown LLP, Partner aus den Bereichen Restructuring/ Bankruptcy/ Insolvency und Employment/ Benefits.

„Die Bedeutung von Treuhandkonstruktionen erschöpft sich aber nicht in ihrer personalpolitischen Dimension. Richtig eingesetzt“, sagt Rößler, „sind Treuhandmodelle wichtige Sicherungs- und Corporate Finance Instrumente.“ Wilhelm zeigt die rechtlichen Grundlagen und Einsatzmöglichkeiten von Treuhandkonstruktionen im Allgemeinen auf, während sich Rößler mit Contractual Trust Arrangements (CTAs) im Besonderen befasst.
Nach Wilhelm sind Treuhandmodelle „mehr als nur Insolvenzsicherung“. Treuhandmodelle werden zur Erleichterung der Verwertung von Sicherheiten außerhalb der Insolvenz und zur Gestaltung der Bilanz genutzt. Ein Contractual Trust Arrangement (kurz CTA) vereinigt viele dieser Aspekte, wie die Partner von Mayer Brown LLP aufzeigen. Wilhelm aus dem Bereich Restructuring/ Bankruptcy/ Insolvency beleuchtet die übrigen Einsatzfelder von Treuhandmodellen, ihre Vor- und Nachteile sowie ihre betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Wirkungsweisen.

Ulrich Mix, Deutsche Pensions Group, Vorstand des KarstadtQuelle Mitarbeitertrust e.V., sprach über „Das CTA aus Sicht des Treuhänders – Praktische Erfahrungen bei der Einrichtung, Verwaltung und im Ernstfall“. Mix sieht Treuhandstrukturen in der Form eines CTA von ihrem Ursprung her vielfach in bilanziellen Überlegungen. Mittlerweile werde das CTA aber auch aus anderen Gründen genutzt. Nicht nur die Motivlage sei vielfältig und komplex. Auch die Erfahrungen mit den CTA in der Verwaltung zeigten, dass die Einrichtung und der Betrieb besonderer Aufmerksamkeit bedürfen.

Bislang erfolgte die Gestaltung von CTA-Strukturen ohne Erfahrung mit dem Ernstfall, denn große Sicherungsfälle gab es nicht. Dies ist nun durch die Insolvenz von Arcandor (vormals KarstadtQuelle) anders geworden. Mix zeigt die Vorteile des CTAs explizit auch unter Ratingaspekten auf.

Der CTA sei als Instrument flexibel, so Mix. Die Flexibilität könne in der Kapitalanlage voll genutzt werden. „Verkäufe und Umschichtungen verändern die Allokation positiv“, fügt Mix hinzu. Die Insolvenzdiskussion führt zu Konsequenzen, berichtet Mix und kommt auf die wesentlichen Stichwort zu sprechen: Professionalisierung als Teil guter Corporate Governance /Aufhebung Personenidentität, Ausgliederung der bAV-Administration zur Sicherung des Insolvenzschutzes und Weiterentwicklung des Treuhandvertrags zur Vermeidung von Haftungsrisiken.

Bilanzielle Abbildung, Betriebsprüfungen, Ersatzleistungsmanagement, Umstrukturierungen und Kapitalanlage/Risikomanagement stellen hohe Anforderungen an die Verwaltung des CTA, berichtet Mix aus der Sicht des Treuhänders.

Der Sicherungsfall sei der „Stresstest“, sagt Mix – schon die operativen Themen seien anspruchsvoll: Mehr als 500 Anrufe täglich von Anspruchsberechtigten, umfassender Zwang zu Public Relations, monatliche Auszahlung von 46.500 Rentnern in 47 Ländern und Bearbeitung von nahezu 1.000 Einzelfällen auf Anspruchsberechtigung sind Eckdaten dieser Herausforderung. Ein Team aus über 30 Personen war mit der Abwicklung betraut, berichtet Mix aus der Praxis. „PSV, Insolvenzverwalter und Mitarbeiter fordern und üben Druck auf den Vorstand aus. Vermögenswerte mit Konzernbeziehungen zu sichern, Verkaufsprozesse organisieren und managen.“

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