Erst ohne Auftrag, jetzt mit Auftrag: EU-Kommission mit AAA von Scope
Von Dr. Oliver Everling | 23.Juni 2022
Eine in Berlin ansässige Ratingagentur, Scope, hat von der Europäischen Kommission ein Mandat erhalten, EU-Schuldtitel zu bewerten. „Das Mandat kommt,“ schreiben die Berliner in ihrer Pressemitteilung, „da Europas Reaktion auf die Pandemie und die ökologischen Herausforderungen die EU zu einem der weltweit größten Emittenten von auf Euro lautenden Schuldtiteln macht.“
Scope Ratings ist die erste europäische Ratingagentur, die von der Europäischen Kommission – die im Auftrag der EU Kredite auf den Kapitalmärkten aufnimmt – mit der Bewertung ihrer Schuldtitel beauftragt wurde. Die Bevorzugung von Scope verschafft der Agentur einen Wettbewerbs- und Reputationsvorteil gegenüber fast zwei dutzend anderen Agenturen, die wie Scope als Ratingagenturen durch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) anerkannt, d.h. registriert oder zertifiziert sind.
Ohne Geld aus öffentlichen Kassen lässt sich die Berliner Ratingagentur möglicherweise nicht aufbauen. Im Unterschied zu anderen Ratingenturen bemüht sich die um die Jahrtausendwende gegründete Agentur seit zwei Jahrzehnten vergeblich, die Rentabilitätsschwelle zu erreichen. Jede gute Nachricht weckt daher Hoffnungen.
Bisher mussten immer neue Investoren gefunden und aufgenommen werden, wie auch noch vor kurzem mit AXA, um die nicht enden wollenden Verluste auszugleichen. Anteilseigner für die Berliner Ratingagentur konnten bisher im Umkreis derjeniger Emittenten gefunden werden, die sich selbst von Scope auch ein Rating erteilen lassen, wie beispielsweise bei der inzwischen insolventen Greensill Bank.
Allerdings bleibt bei der Mitteilung von Scope offen, in welchem Umfang die Europäische Kommission auch für das Rating tatsächlich bezahlt. In manchen Fällen nehmen Ratingagenturen aus Gründen der Reputation auch Ratingaufträge an oder führen Ratings durch, ohne dafür angemessen entlohnt zu werden. Die Durchführungskosten der Ratingagentur werden mit solchen prestigegeleiteten Ratingverfahren nicht gedeckt. So werden auch Ratings zwar gegen Auftrag, aber kostenlos durchgeführt, wenn dies im Interesse der Ratingagentur und/oder ihrer Abonnenten bzw. Investoren liegt.
„Das Rating-Mandat der Europäischen Kommission ist ein weiterer Meilenstein für Scope Ratings als vertrauenswürdige und unabhängige Ratingagentur im Zentrum der Kapitalmärkte in Europa“, sagte Florian Schoeller, CEO und Gründer der Scope Group.
Zur Unterstützung der europäischen grünen Agenda wird die Kommission bis zu 250 Mrd. EUR in grünen Anleihen aufbringen und sich damit weltweit als Benchmark-Emittent für Investoren etablieren, die in nachhaltige Finanzinstrumente investieren möchten. Die Reaktion der EU auf die Pandemie gibt auch zusätzliche Impulse für vertiefte und breitere Finanzmärkte in Europa und die Vollendung der Kapitalmarktunion.
Scope nennt den ehemaligen Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Prof. Dr. Horst Köhler, den ehemaligen Präsidenden der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet u.a. Prominente als Mitglieder ihres „Honorary Board“.
Die Entscheidung der EU Kommission zugunsten von Scope fiel offenbar unabhängig von der Tatsache, dass die Berliner Agentur erst seit wenigen Jahren sich mit Kriterien der Nachhaltigkeit befasst, während andere Agenturen ihre Methodologien, Datenbestände und ESG-Kriteriologien bereits seit Jahrzehnten aufgebaut haben.
Die Europäische Kommission hat eine Pressemitteilung veröffentlicht, die sich im Wortlaut von der der Berliner unterscheidet. Die EU Kommission weist in ihrer Pressemitteilung darauf hin, dass die EU-Kommission Scope beauftragt hat, ihre Kreditwürdigkeit zusammen mit ihren anderen beauftragten Ratingagenturen zu bewerten. „Durch die Ernennung von Scope demonstriert die Europäische Kommission ihr Engagement für die Unterstützung neuer Marktteilnehmer und des Wettbewerbs auf dem Markt für Kreditratings. Dies ist eines der Ziele der EU-Regeln für Ratingagenturen.“
Mit diesem Mandat werde aus dem bisher von Scope ohne jeden Auftrag erteilten, aktuellen AAA / Outlook stable unolicited Rating der Europäischen Kommission, die sich im Auftrag der Europäischen Union an den Kapitalmärkten verschuldet, ein solicited, also beauftragtes Rating.
Der für Haushalt und Verwaltung zuständige Kommissar Johannes Hahn, der die Kreditaufnahme der EU auf den Kapitalmärkten überwacht, sagte: „Mit dieser Entscheidung zeigen wir erneut, dass wir unseren Grundsätzen gerecht werden und zur Stärkung der europäischen Kapitalmärkte beitragen. Die Europäische Kommission nutzt ihre Prominenz in Bezug auf auf Euro lautende Vermögenswerte, um den EU-Kapitalmarkt zu stärken.“
Angesichts aktuell steigender Zinssätze und drohender zusätzlicher Zinslast kann es für die EU-Kommission bereits angeraten sein, schon heute gute Beziehungen zu Ratinganalysten durch Zahlungen und Aufträge an Ratingagenturen abzusichern. Eine vertragliche Grundlage zur Ratingagentur schafft mehr Einflussmöglichkeiten. Schließlich könnte es eines Tages darum gehen, Herabstufungen oder zumindest die Veröffentlichung von Herabstufungen abzuwenden.
Seit Oktober 2020 hat die Europäische Kommission über 220 Milliarden Euro an hoch bewerteten Anleihen zur Finanzierung der SURE- und NGEU-Programme sowie Back-to-Back-Programme an EU-Mitgliedstaaten und Drittländer ausgegeben. Darin enthalten sind 91,8 Milliarden Euro Sozialanleihen im Rahmen des SURE-Programms und 28 Milliarden Euro an NGEU Green Bonds.
Die Europäische Union wird derzeit von S&P Global Ratings mit AA+/Outlook positiv, von Moody’s Investors Service mit Aaa/Outlook stable und von Fitch Ratings mit AAA/Outlook stable beurteilt und hat auch von DBRS Morningstar ein unaufgefordertes AAA/Outlook stable-Rating erhalten.
Dank ihrer hohen Bonität erhält die Kommission – im Auftrag der EU – günstige Konditionen für ihre Emissionen. Die Vorteile werden dann an die EU-Mitgliedstaaten und Drittstaaten weitergegeben und führen je nach Art und Zielsetzung der Förderprogramme zu Einsparungen für den EU-Haushalt.
Da alle erteilten Ratings Bestnoten für die EU-Kommission zum Ausdruck bringen, ergibt sich aus dem nun bekannt gegebenen Ratingauftrag an Scope kein neuer Erkenntniswert, zumal Scope zuvor schon die Verbindlichkeiten der EU-Kommission ohne Auftrag mit AAA beurteilte. Der aus öffentlichen Mitteln gespeiste EU-Auftrag kann aber gegebenenfalls einen finanziellen Beitrag dazu leisten, den privaten Investoren von Scope und ihren prominenten Fürsprechern endlich auch Rendite zu bringen.
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Erste Erfolge mit Kundschaft aus dem Health Care-Bereich
Von Dr. Oliver Everling | 23.Juni 2022
Das Bankhaus Bauer setzt auch im Geschäftsjahr 2022 seine Transformation mit einem verstärkten Investitionsfokus in den Ausbau des Wachstumsbereichs Private Banking und in die Digitalisierung der Prozesse fort. Der Wachstumsfokus der an den Standorten in Essen und Stuttgart angesiedelten Private Banking-Aktivitäten zahle sich zunehmend aus, berichtet das Bankhaus.
Dank des gezielten Mitarbeiteraufbaus und der guten und prämierten Performance der Vermögensverwaltung konnte neue Kundschaft bei privaten und bei institutionellen Investoren vor allem im Stiftungsbereich in den Fokusregionen Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg gewonnen werden. Die dynamische Entwicklung bei den Assets under Management (AUM) habe sich durch eine Expansion im dreistelligen Mio.-Euro-Bereich auch in 2021 fortgesetzt.
Die Kundschaft der Privatbank schätze vor allem die auf Nachhaltigkeit, Gesundheit und Technologie zugeschnittene Anlagephilosophie und die individuelle, maßgeschneiderte Anlagestrategie. Zudem kann die Vermögensverwaltung weiter mit einer guten Wertentwicklung bei den Einlagen punkten. Diese wurde Anfang 2022 im Performance-Ranking der firstfive AG mit 1. Plätzen in der „Risikoklasse dynamisch Sharpe-Ratio 2021 (24 Monate)“ und in der „Risikoklasse dynamisch Top-Renditen 2021 (24 und 36 Monate)“ bestätigt.
Die gezielte operative Anbindung an die opta data Gruppe (www.optadata-gruppe.de) mit ihrem etablierten Stamm von nahezu 60.000 Kund:innen im Gesundheitswesen spiegelt sich in einer zunehmenden Gewinnung von Kundinnen und Kunden im Health Care-Bereich wider. Auf dieses Segment legt das Bankhaus einen verstärkten strategischen Fokus und strebt hier auch einen verstärkten Ausbau der Expertise im Personalbereich an.
dZudem kann das Finanzinstitut vom großen Knowhow aus dem bereits weitestgehend digitalisierten Geschäftsmodell der opta data Gruppe profitieren. Die Verbindung zwischen den beiden Häusern war bereits 2020 durch die Verlagerung des Unternehmenssitzes von Stuttgart nach Essen verstärkt worden, wo das Gros der Mitarbeitenden angesiedelt ist. Das Bankhaus Bauer befindet sich im Besitz der BB Beteiligungs GmbH in Essen, hinter der namhafte Unternehmerfamilien aus Nordrhein-Westfalen aus dem Umfeld der opta data stehen.
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Expertenwissen bündelt sich
Von Dr. Oliver Everling | 23.Juni 2022
In einer immer älter werdenden Gesellschaft kann schon heute der hohe Bedarf an Pflegeplätzen nicht mehr bedient werden: Jährlich stehen rund 45.000 benötigten Plätzen nur etwa 7.800 neu geschaffene Plätze gegenüber, berichtet Ines Löwentraut, Geschäftsführerin von Avivre Consult GmbH.
Als international tätiges Beratungs- und Vermittlungsunternehmen für Gewerbeimmobilien ist Engel & Völkers Commercial im Jahr 2022 in Kooperation mit Avivre Consult mit einem HealthCare Immobilien Marktreport in den HealthCare Markt eingetreten. Die Kooperation Engel & Völkers Commercial/Avivre Consult ist ein gefragter Ansprechpartner, wenn es um die Realisierung von Pflegeimmobilien, deren Verpachtung und Vermarktung, geht. Basis für den Unternehmenserfolg sind die qualifizierten Spezialisten im Netzwerk von Engel & Völkers Commercial sowie die jahrelange Expertise von Avivre Consult, die die gesamte Wertschöpfungskette der Immobilienentwicklung abdeckt.
Der 24-seitige Report informiert darüber, dass Gesundheitsimmobilien eine ideale Möglichkeit sind, das entsprechende Portfolio um eine langfristige und sichere Kapitalanlage zu ergänzen.
Investitionen in Pflegeimmobilien, so Holger Klapproth Leiter Commercial Communication bei Engel & Völkers Commercial, sind also nachhaltig interessant und wettbewerbsfähiger denn je. Grund dafür sind sinkende Renditen anderer Asset-Klassen und der demografisch bedingte steigende Bedarf an Pflegeimmobilien, was sich sehr detailliert im Marktreport von Engel & Völkers Commercial nachlesen lässt. Neben der attraktiven Verzinsung des Kapitals erhält man zudem eine „soziale Rendite“. Das Know-how von Engel & Völkers Commercial sowie die Expertise von Avivre Consult kann vor diesem Hintergrund vor Fehlinvestitionen schützen.
Durch detaillierte Identifizierung der Zielgruppen (Private Equity, Immobilienfonds, Investmentfonds) arbeitet die Kooperation Engel & Völkers Commercial/Avivre Consult passgenau zusammen, versprechen die Parner: Die Analyse und Prüfung, bezüglich der Projektierung von Grundstücken sowie von Bestandsimmobilien, Neubauten, Umnutzung von öffentlichen Gebäuden, Hotels, Einzelhandel und Mikroapartments werden von den Experten geprüft.
Bis zum kompletten Abschluss in Form eines Kauf- oder Mietvertrags, sowie After-Sales in Form von bundesweitem Monitoring betreuen und begleiten Engel & Völkers Commercial und Avivre Consult den An- und Verkaufsprozess und wollen somit eine nachhaltiges, ESG-konformes Investment sicherstellen.
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Vielversprechende Startups nehmen Fahrt auf
Von Dr. Oliver Everling | 23.Juni 2022
Chinesische Startups beschafften sich von Januar bis Mai 2022 VC-Finanzierung in Höhe von 23,7 Milliarden US-Dollar, berichtet GlobalData, ein führendes Daten- und Analyseunternehmen.
China ist nach wie vor das beliebteste Land für Venture Capital (VC)-Investoren in der Region Asien-Pazifik (APAC). Von Januar bis Mai 2022 wurden in China insgesamt 1.542 VC-Finanzierungsabkommen mit einem offengelegten Finanzierungswert von 23,7 Milliarden US-Dollar angekündigt, enthüllt GlobalData.
Ähnlich wie mehrere andere wichtige globale Märkte verzeichnete China im Mai einen monatlichen Rückgang des VC-Finanzierungsvolumens um 14,4 %. Tatsächlich war der Mai der zweite Monat in Folge mit einem Volumenrückgang. Dem Land gelang es jedoch, im Vergleich zum Vormonat ein Wachstum des VC-Finanzierungswerts von 7,4 % zu verzeichnen.
Einige der bemerkenswerten VC-Finanzierungsdeals mit großem Ticket (≥ 100 Millionen US-Dollar), die im Mai angekündigt wurden, umfassen 200 Millionen US-Dollar, die von Shence Network Technology (Sensors Data), 132 Millionen US-Dollar, die von Gowin, und 120 Millionen US-Dollar, die von Hangzhou Hongjun Microelectronics Technology (HJMicro) aufgebracht wurden.
Aurojyoti Bose, Lead Analyst bei GlobalData, kommentiert: „Während der Rückgang des Transaktionsvolumens auf einen vorsichtigen Ansatz von VC-Investoren hindeutet, deutet das Wachstum des Finanzierungswerts darauf hin, dass vielversprechende Startups angesichts der Zunahme von COVID-19-Fällen und der Marktvolatilität weiter an Fahrt gewinnen .“
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Cicero-Methode „Shades of Green“
Von Dr. Oliver Everling | 22.Juni 2022
Der Asset Manger Luxcara – bekannt für Investments in Erneuerbare Energien – hat die höchstmögliche Bewertung für sein Green Financing Framework erhalten. Dieses Framework ermöglicht es den von Luxcara beratenen Unternehmen, grüne Anleihen zu begeben und grüne Kredite in Übereinstimmung mit den von der International Capital Market Association (ICMA) festgelegten Green Bond und Green Loan Principles aufzunehmen.
Luxcara passt dies gut in die Nachhaltigkeitsstrategie im Einklang mit der EU-Taxonomie und der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR). Die Überprüfung wurde von Cicero Shades of Green durchgeführt, einem Anbieter von Zertifizierungen von Green Bonds.
Die Cicero-Methode „Shades of Green“ klassifiziert die Rahmenwerke in Dunkel-, Mittel- und Hellgrün, mit Dunkelgrün als stärkster Einstufung. Luxcaras dunkelgrüne Einstufung folgte anhand eingehender Prüfung der ESG-Standards des Unternehmens mit Schwerpunkt Unternehmensführung, einschließlich interner und externer Richtlinien, dem Auswahlverfahren für neue Investitionen, der Verwaltung von Zahlungsströmen und den Berichtsstandards.
„Wir sind stolz auf die positive Anerkennung unseres Green Financing Frameworks durch Cicero. Diese lässt unser umfangreiches Angebot an attraktiven nachhaltigen Anlagemöglichkeiten für unsere Investoren noch weiter wachsen“, sagt Dr. Alexandra von Bernstorff, Managing Partner von Luxcara.
Durch die erfolgreiche Implementierung des Luxcara Green Financing Frameworks werden alle Anleihen und Kredite, die von den von Luxcara beratenen Unternehmen bereits emittiert oder abgeschlossen wurden, beziehungsweise noch emittiert oder abgeschlossen werden, als Green Bonds oder Green Loans nach den entsprechenden Grundsätzen bewertet.
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Investitionen in die Energiewende gefragt
Von Dr. Oliver Everling | 22.Juni 2022
Norman Villamin, CIO Wealth Management bei Union Bancaire Privée (UBP), rechnet im Halbjahresausblick der schweizerischen Privatbank mit einer deutlichen Verlangsamung des Wachstums. „Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession ist gestiegen, insbesondere in Europa. Allerdings gehen wir davon aus, dass die Zentralbanken bei der Inflationsbekämpfung pragmatisch vorgehen werden, wenn Ende des Jahres bzw. Anfang 2023 die Preissteigerungen nachlassen, sodass die Möglichkeit besteht, dass die Weltwirtschaft eine echte Rezession vermeiden kann.“
Der Kurs des US-Dollars dürfte der UBP zufolge schon bald seinen Höhepunkt erreicht haben, sodass Währungen von Regionen mit Leistungsbilanzüberschüssen – wie der Euro, der Schweizer Franken und der japanische Yen – in der Folge profitieren dürften. High Beta-Währungen hingegen würden weiterhin unter Druck bleiben. „Währungen mit traditionell hohem Beta wie der kanadische und der australische Dollar werden darunter leiden, dass China bei den Konjunkturmaßnahmen hinter den Erwartungen zurückbleibt und sich die Märkte zunehmend Sorgen über das weltweite Wachstum machen.“
Dass Fed und EZB die Zinszügel gleichzeitig straffen, habe es zuletzt 2017-2018 gegeben. „Die Entscheidung der EZB, die Zinszügel nun wieder zu straffen, ebnet den Weg für in der zweiten Jahreshälfte weiter steigende Renditen der 10-jährigen deutschen und amerikanischen Anleihen in Richtung 2 bzw. 3,5 Prozent.“ Anleger sowohl am Aktien- als auch am Anleihemarkt sollten sich daher auch im weiteren Jahresverlauf auf einen steinigen Weg einstellen.
„Im Hinblick auf die Renditeaufschläge droht vor allem im High-Yield-Segment und bei Schwellenmarkt-Anleihen Abwärtsdruck durch die globale Konjunkturabkühlung, weil die Prognosen einer Verlangsamung und die zu befürchtende Bonitätsverschlechterung nicht hinreichend eingepreist werden“, erklärt Villamin. Als sichere Alternative für Anleiheanleger eignen sich nach Ansicht von UBP weiterhin Hedgefonds-Strategien im festverzinslichen Bereich, da der Zinsanstieg in den kommenden Monaten mit einer Spreadausweitung einhergehen dürfte. „Bei eher konventionellen festverzinslichen Anlageklassen bevorzugen wir weiter bonitätsstarke Unternehmensanleihen mit kürzerer Duration und variabler Verzinsung.“
Am Aktienmarkt spiegele sich die Erwartung einer sanften Landung der Weltwirtschaft nur bedingt wider. „Im Vergleich zu Anleihen im Allgemeinen und Unternehmensanleihen im Besonderen, sind die Unternehmensbewertungen recht hoch. Aktien im oberen Qualitätsspektrum mit hoher Prognosesicherheit und guten Gewinnaussichten dürften in den nächsten Monaten wegen der steigenden Ertragsrisiken besonders gefragt sein“, so Villamin. Mit abflauendem Wachstum würden sich jedoch für bestimmte Industrietitel neue Chancen auftun, da Regierungen bestrebt seien, den Motor am Laufen zu halten. „Insbesondere in China und Europa zeigt sich schon jetzt eine wachsende Nachfrage nach Investitionen in die Energiewende zur Sicherung der langfristigen Energieversorgung und zur Minderung der Folgen der aktuellen Preisexplosion bei fossilen Brennstoffen.“
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Der Weg zur Wahrheit – oder die Wahrheit muss weg
Von Dr. Oliver Everling | 21.Juni 2022
Der Mensch handelt, tut immer irgendwas. Das ist doch logisch und daher allgemeiner Konsens – oder nicht?
Wer behauptet, der Mensch handelt nicht, verstrickt sich in einen sogenannten performativen Widerspruch. Schon die Ablehnung des Satzes „Der Mensch handelt“ setzt nämlich eine Aktion voraus, mindestens des Gehirns, der Gedanken. Um den (in sich widersprüchlichen) Gedanken, der Mensch handele nicht, mit anderen zu teilen, muss man mindestens sprechen, schreiben oder sonst wie kommunizieren. Also tut man doch etwas, handelt, beziehungsweise führt eine Aktion aus! Schon das Denken ist eine Aktion (wenn auch manchmal eine schwierige).
Die Erkenntnis, dass der Mensch handelt, ist folgenschwer, und zwar nicht nur für Philosophen, sondern auch für Ökonomen, Politiker – tatsächlich für jedermann sind die daraus folgenden logischen Ableitungen wichtig. Denn aus dieser Erkenntnis leitet sich zwingend eine Vielzahl weiterer Sätze ab, die nicht anders gedacht werden können.
Wer handelt, muss nämlich immer auch einen Impuls oder ein Motiv gehabt haben, um zu handeln, und sei es auch nur ein Juckreiz. Irgendwie handelt jeder Mensch zielgerichtet, beschafft sich Luft, Getränke, Nahrung oder bewegt sich zum Stuhlgang.
Jede Handlung setzt das Wählen zwischen Alternativen voraus, selbst wenn die Wahl instinktiv oder nur unbewusst abläuft – lieber Luft holen oder lieber ausatmen? Lieber ein Schluck Wasser trinken oder in einen Cookie beißen? Lieber einen Veggie-Burger oder doch eher eine vegane Suppe essen? Mit dem 9-Euro-Ticket zur Oma oder lieber mit dem lautstarken Motorad losbrausen, das mit seinem Lärm gleich auch bei den Nachbarn auffällt?
Auch „Nichtstun“ ist eine Aktivität, die beim Menschen nur mit dem Tod zum Erliegen kommt, wenn er nicht weiter atmet. Das Leben des Menschen ist also von steten Wahlhandlungen gekennzeichnet, zwischen Gehen und Stehen, Liegen und Sitzen, Fahren und Laufen usw. zu wählen. In jedem Online-Shop und an jedem Einkaufsregal wird das Entscheiden des Menschen zum Verhalten von Konsumenten, die dieses oder jenes Produkt vorziehen oder ablehnen.
Aus allen diesen Aktivitäten des Menschen folgt zwingend, dass es eine Rangordnung von Alternativen gibt, die mehr oder weniger nützlich sind: Erst sicherstellen, dass ich genug Luft habe. Dann den Durst stillen, dann den Hunger. Dann für Bewegung und Schlaf sorgen usw.
Die Rangordnung der möglichen Handlungen, die sich ständig ändert aufgrund der Befriedigung oder Erreichung von vielen kleinen Zielen, impliziert das von Volkswirten formulierte Gesetz vom abnehmenden Grenzertrag: Sobald ein Bedürfnis befriedigt ist, wendet man sich einem anderen Bedürfnis zu und kehrt gegebenenfalls zum ersten Bedürfnis erst zurück, nachdem andere Bedürfnisse befriedigt wurden.
Die Erkenntnis, dass jeder Mensch wie beschrieben handelt, hat äußerst weitreichende Konsequenzen für die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, und zwar auch solche, über die es keineswegs einen allgemeinen Konsens gibt. Darin liegt eine Menge politischer Sprengstoff. Jeder Leser, der zu folgendem neuen Buch greift, wird überrascht sein: “Der Weg zur Wahrheit – Eine Kritik der ökonomischen Vernunft” von Thorsten Polleit im FinanzBuch Verlag, einem Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH.
Thorsten Polleit verblüfft mit seinem Buch jeden, der ihn „nur“ als Chefvolkswirten der Degussa Goldhandel oder aus einer seiner weiteren Aktivitäten kennt. Mit dem neuen Buch stellt Thorsten Polleit unter Beweis, wie tief sein theoretisches Fundament ist, auf dem er seine Aussagen als Chefvolkswirt entwickelt.
Chefvolkswirte bei anderen deutschen Instituten für Wirtschaftsforschung brauchen keine Zeit darauf zu verschwenden, ihre – in Wirklichkeit fragwürdigen – philosophischen Grundlagen, sofern überhaupt vorhanden, ihrer theoretischen Modelle zu begründen, da sie sich im sicheren „Mainstream“ bewegen, sie also ihre Theorien im durch Mehrheit geschützten Hauptstrom der Masse der Ökonomen wissen. Wenn Folgerungen aus ihren Modellen politisch „passen“, wird nicht lange nach Widersprüchen im Fundament gesucht.
Thorsten Polleit hebt sich nun mit seinem neuen Buch deutlich aus dem Kreis seiner fachlichen Kollegen hervor, indem er seine profunde Kenntnis der Philosophen von der Antike bis heute unter Beweis stellt. Der Leser braucht hier kein Wortgeklingel zu befürchten, sondern darf sich darauf verlassen, mit dem Buch von Thorsten Polleit einen leichteren Zugang zu den Gedankengebäuden selbst solcher Philosophen zu erlangen, deren Weisheiten den meisten Lesern trotz Schule und Studium verborgen geblieben sind.
Einzigartig ist dieses Buch aber dadurch, dass es ausgehend u.a. von „Glauben und Erkennen“ nach Thomas von Aquin, der Kritik der reinen Vernunft von Immanuel Kant, der historischen Schulen in ihren Varianten, dem Methodenstreit, über Positivismus und Empirismus sowie Poppers Falisikationismus bis zur Logik des menschlichen Handelns reicht, weiterführende Einsichten liefert und schließlich handlungslogische Anwendungsfälle aufzeigt.
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Bestnoten für russische Bank?
Von Dr. Oliver Everling | 16.Juni 2022
Russische Banken scheinen die vom Westen verhängten Sanktionen und Eigentümerwechsel problemlos abzustreifen. So lesen sich jedenfalls die Analysen der russischen Ratingagentur ACRA. ACRA hat zum Beispiel das Kreditrating von PJSC ROSBANK (im Folgenden ROSBANK oder die Bank) und das Kreditrating seiner Anleihen (ISIN RU000A0ZYH44, RU000A100TH9, RU000A102F28, RU000A103DU0) mit AAA(RU) bestätigt. Zuvor hatte die Bonität der Bank aufgrund einer Änderung der Beteiligungsstruktur den Status „Rating in Überarbeitung: Developing“.
Das Kreditrating der ROSBANK basiert auf ihrer hohen Standalone-Kreditwürdigkeitsprüfung (SCA) und der Systemrelevanz der Bank. Die Wahrscheinlichkeit einer außerordentlichen Unterstützung durch ihre Muttergesellschaft wird derzeit angesichts der von der Bank auf nationaler Ebene erreichten maximalen Bonitätseinstufung nicht berücksichtigt. Das SCA der ROSBANK bei aa spiegelt die komfortablen Kapitaladäquanzmetriken, das angemessene Risikoprofil und die angemessene Liquiditäts- und Finanzierungsposition der Bank wider.
Die ROSBANK ist eine systemrelevante Universalbank, die in Bezug auf Vermögenswerte und Kapital eine führende Position im russischen Bankensektor einnimmt und in allen föderalen Distrikten in ganz Russland tätig ist. Im Mai 2022 wurde die Übernahme der Bank durch eine Holdinggesellschaft, die Teil einer großen russischen Finanz- und Industriegruppe ist, abgeschlossen. Die Bank und ihre Tochtergesellschaften bilden die ROSBANK-Gruppe.
ACRA sieht ein starkes Geschäftsprofil. Aufgrund der Universalität des Konzerns wird die Diversifikation des Betriebsergebnisses vor Rückstellungen weiterhin als hoch eingeschätzt. Nach Ansicht von ACRA muss die zuvor von der Bank erstellte Strategie 2025 aufgrund der erheblichen Veränderungen des Geschäftsumfelds und der Änderung der Eigentümerstruktur angepasst werden: „Insbesondere erwarten wir in den meisten Geschäftsfeldern der Bank einen deutlichen Rückgang des Kreditvolumens.“
Die Agentur stellt fest, dass die aktuelle Bewertung die früheren positiven Synergien für die Geschäftstätigkeit der Bank aus der Verbindung mit einer großen internationalen Finanzgruppe nicht berücksichtigt. Gleichzeitig wird die Führungsqualität der ROSBANK aufgrund der langjährigen und erfolgreichen Tätigkeit des Top-Managements nach wie vor auf höchstem Niveau bewertet.
Die starke Kapitaladäquanzbeurteilung der Bank ist auf eine Tier-1-Kapitaladäquanzquote von 19,6 % für 2021 zurückzuführen, da die regulatorischen Kapitaladäquanzquoten auf einem hohen Niveau gehalten werden. Dies ermögliche es der Bank, so ACRA, einen signifikanten Anstieg des Kreditrisikos unter dem Stresstest von ACRA auszuhalten, der unter anderem die erwartete Verschlechterung der Qualität des Kreditportfolios unter den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen berücksichtigt. Die durchschnittliche Kapitalgenerierungsquote (ACGR) weist weiterhin eine Tendenz zum Wachstum auf und ist nach den Schätzungen von ACRA für die letzten fünf Jahre angemessen. Die operative Effizienz der Bank bleibt akzeptabel.
Die angemessene Bewertung des Risikoprofils basiert auf dem qualitativ hochwertigen Risikomanagementsystem des Konzerns, das sich durch Transparenz und Unabhängigkeit bei konzerninternen Entscheidungen sowie durch die regelmäßige Verbesserung seiner Stressmethoden, die Durchführung von Stresstests und die Bewertung der aktuellen Betriebsumgebung. Ende 2021 war die Qualität des Kreditportfolios der Gruppe immer noch durch ein ausreichend niedriges Niveau an notleidenden und potenziell notleidenden Krediten gekennzeichnet, das 5 % nicht überstieg (einschließlich des leicht rückläufigen Anteils von NPL90+).
Gleichzeitig geht ACRA davon aus, dass der Anteil notleidender Vermögenswerte in der Bilanz der ROSBANK sowie in den Bilanzen anderer Banken aufgrund der Verstärkung negativer Trends in der russischen Wirtschaft mittelfristig zunehmen wird. Die Konzentration auf die zehn größten Kreditnehmergruppen ist relativ gering.
Die angemessene Liquiditätsposition basiert nach Ansicht von ACRA auf der hohen Fähigkeit des Konzerns, seine Verpflichtungen innerhalb eines 90-Tage-Fensters zu erfüllen, basierend auf einem kurzfristigen Liquiditätsüberschuss im Basisszenario und in Stressszenarien, was durch eine hohe kurzfristige Laufzeit-Liquiditätsindikator. Zudem treten über längere Zeiträume keine Schieflagen auf.
ACRA spricht von einem ausgewogenen Finanzierungsprofil. Die Mittel der Gruppe werden in der Regel von Kunden beschafft und sowohl auf Giro- als auch auf Termineinlagen gehalten. Gleichzeitig gibt es keine Konzentration der Ressourcenbasis auf die größten Kreditgeber. Der Konzern nimmt auch Kredite am Rentenmarkt auf. In den nächsten 12 Monaten wird nicht mit der Tilgung eines nennenswerten Volumens an Verbindlichkeiten gerechnet.
Der Grad der systemischen Bedeutung für den russischen Finanzsektor basiert auf dem erheblichen Umfang der Kundengelder in der Bilanz der Bank, dem Geschäftsumfang und der Präsenz von Büros in den meisten Regionen Russlands. Die Bank of Russia stuft die ROSBANK als systemrelevante Kreditorganisation ein. Die Meinung von ACRA zur Systemrelevanz der Bank spiegelt sich in der Hinzufügung von zwei Notches zum SCA wider.
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Digitales Verbrauchervertrauen inmitten zunehmender Betrugsaktivitäten
Von Dr. Oliver Everling | 16.Juni 2022
Digitale Finanztransaktionen sind in den letzten Jahren alltäglich geworden, wodurch das Verbraucherbewusstsein für Betrug und die Rolle gestiegen ist, die Erkennungs- und Sicherheitstools bei ihrem Schutz spielen. Erkenntnisse aus dem jährlichen Global Identity & Fraud Report von Experian ergaben, dass mehr als die Hälfte der weltweit befragten Verbraucher Opfer von Betrug geworden sind oder jemanden kennen, der Opfer von Betrug geworden ist – wobei Identitätsdiebstahl Kreditkartendiebstahl als größte Sicherheitsbedenken übertroffen hat. Trotz dieser Bedenken geben die meisten befragten Verbraucher an, dass ihre Online-Aktivitäten in den nächsten drei Monaten zunehmen werden.
„Kriminelle suchen beharrlich den Weg des geringsten Widerstands, und um diesen zu bekämpfen, müssen Unternehmen ebenso aggressiv Daten als Verteidigung nutzen, Investitionen in Betrugserkennung und -prävention priorisieren und Kunden beweisen, dass ihre Sicherheit an erster Stelle steht“, sagte Eric Haller, EVP /GM Global Identity & Fraud bei Experian.
Verbraucher weltweit schätzen die Sicherheit ihrer Online-Erfahrung mehr als andere Faktoren. Interviews mit Teilnehmern zeigten, dass es für viele Menschen darauf ankommt, welchen Unternehmen sie vertrauen, wenn es darum geht, das Sicherheitsbedürfnis mit der Bequemlichkeit von Online-Transaktionen in Einklang zu bringen. Zahlungssystemanbieter, Kreditkartenunternehmen, Technologieanbieter und Streaming-Dienste sind die Unternehmen, denen die Verbraucher am meisten vertrauen, wenn es um die Lösung von Online-Sicherheitsproblemen geht.
Die Verbraucher sagten auch, dass sie unabhängig von der Unternehmensgröße darauf vertrauen werden, dass das Unternehmen ihre Daten schützt, wenn eine Marke durchweg positive digitale Erfahrungen bietet. 57 Prozent der Verbraucher geben an, dass sie bereit sind, Daten zu teilen, wenn dies für mehr Sicherheit sorgt oder Betrug verhindert, wobei die Verbraucher im Gegenzug Schutz von Unternehmen erwarten.
Fast 75 Prozent der Verbraucher erwarten, dass Unternehmen die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, um sie online zu schützen. Dies ist keine Überraschung für Unternehmen, von denen die meisten erwarten, dass die Verbraucher der Sicherheit höchste Priorität einräumen. Doch unabhängig von den Unternehmensinvestitionen sagen inzwischen 70 Prozent der Unternehmen, dass Betrugsprävention ihr Hauptanliegen ist – die höchste Zahl, die jemals erreicht wurde.
Die Studie zeigt, dass es immer noch eine erhebliche Lücke zwischen der Verbraucherstimmung und den Geschäftsabsichten in Bezug auf die Identitätserkennung gibt. Nur ein Drittel der Verbraucher ist zuversichtlich, dass Unternehmen sie online wiederholt erkennen werden, obwohl 84 Prozent sagen, dass es sehr oder äußerst wichtig ist, Kunden zu erkennen.
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Deutsche Immobilienblase bleibt intakt
Von Dr. Oliver Everling | 15.Juni 2022
„Deutsche Haushalte werden gequetscht“, schreibt sinngemäß Reber Acar, Associate Director, Covered Bonds bei der Berliner Ratingagentur Scope Ratings. „Die Zinsen für langfristige Hypotheken haben 3 % erreicht, während die steigende Nahrungsmittel- und Energieinflation Geld für den Wohnungsbau vom Tisch nimmt. Gleichzeitig ist die Erschwinglichkeit von Wohnraum stark eingeschränkt: Die Immobilienpreise sind um 80 % gestiegen, seit die Zinssätze zuletzt 2013 so hoch waren, aber das Einkommen ist nur um 25 % gestiegen.“
Das Basisszenario von Scope Ratings geht von sinkenden Transaktionszahlen und stagnierenden Nominalpreisen aus, also inflationsbereinigt eher einem Rückgang als einem Zusammenbruch. „Zum einen, weil die Unterversorgung mit Wohnraum in Deutschland vor allem in Ballungsräumen vorherrscht. Da die Gesamtinflation auch die Wohnungsbaukosten in die Höhe treibt, beginnen die Baugenehmigungen zu sinken. Dies wird sich kurzfristig kaum ändern. Ein weiterer preisstützender Faktor ist, dass viele deutsche Kreditnehmer sich über längere Zeiträume an niedrigere Hypothekenzinsen gebunden haben, was sie widerstandsfähiger gegen Zinserhöhungen macht.“
Reber Acar sieht die Verkäufer immer noch in der Oberhand, denn diese hätten keine Notwendigkeit, ihre Preisvorstellungen zu senken, sondern hätten den Luxus, auf zahlungswillige Käufer warten zu können. „Da die Aktienkurse sinken und die Inflation den realen Wert der Ersparnisse auffrisst,“ macht der Analyst von Scope Ratings klar, „scheint die Investition in den Wohnungsbau wieder eine attraktive Option zu sein, insbesondere wenn Anleger auf ihre Fähigkeit spekulieren, die Mieten zu erhöhen, oder wenn sie auf die Rückkehr niedriger Zinsen hoffen.“
Das Abwärtsrisiko einer Rezession bleibt laut Analyse von Scope Ratings bestehen, nicht zuletzt das Risiko russischer Gegensanktionen, die zu Unterbrechungen der Gasflüsse nach Deutschland führen werden der derzeit geplante Ausstieg sowie Handelsstörungen durch Chinas kompromisslose Null-Covid-Politik, die die deutschen Exporte zurückhalten werden.
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