WFA bläst zum Angriff auf die Artnet
Von Dr. Oliver Everling | 1.Juni 2022
Die artnet AG ist ein global führendes, mit der Weng Fine Art AG (WFA) assoziiertes Unternehmen, das im Marktplatz-, Medien- und Datengeschäft tätig ist. Derzeit hält die WFA zusammen mit der größten WFA-Aktionärin, der Rüdiger K. Weng A+A GmbH, eine Sperrminorität an Artnet, die aber noch unterhalb der Schwelle der Stimmrechtsschwelle liegt, ab der die WFA sämtlichen übrigen Aktionären ein Übernahmeangebot unterbreiten müsste.
Der Streit zwischen den beiden Gesellschaften ist nicht neu. Heute veröffentlicht die WFA jedoch eine umfassendere Argumentation, die zum Umdenken bewegen soll. Daher hier im Folgenden der Wortlaut der WFA:
Vorstand und Aufsichtsrat der WFA haben entschieden, die Beteiligung an Artnet vorerst auf knapp 30 % aufzustocken, sofern sich Gelegenheiten für einen Erwerb ergeben. Die WFA hält die Assets von Artnet (Markenname, Website-Traffic, Datenschatz) im heutigen Marktumfeld für sehr wertvoll, wenn sie denn von einem erfahrenen Management im Unternehmensinteresse monetarisiert werden. Wichtig wäre der WFA auch eine umfassende operative Zusammenarbeit beider Unternehmen.
Kürzlich hat Artnet den Bericht über das Geschäftsjahr 2021 sowie die Zwischenmitteilung zum ersten Quartal 2022 veröffentlicht. Diese weisen nennenswerte Umsatzzuwächse in wichtigen Teilbereichen aus. Allerdings führten diese Umsatzzuwächse, wie schon in der Vergangenheit, nicht zu einer Verbesserung der Ertragslage – vielmehr hat sich diese sogar weiter verschlechtert. Während 2020 mit Hilfe von US-staatlichen Unterstützungszahlungen noch ein Konzerngewinn von 2.193 TUSD ausgewiesen werden konnte, zeigte das Jahr 2021 einen Konzernverlust in Höhe von 941 TUSD. Dabei wurden Entwicklungskosten in Höhe von 673 TUSD aktiviert; andernfalls hätten sich die Verluste um diesen Betrag weiter erhöht. Im ersten Quartal 2022 betrug der Verlust bereits 786 TUSD. Trotz weiter steigender Umsätze hat sich der Verlusttrend somit noch einmal beschleunigt.
Insgesamt hat Artnet seit dem Börsengang 1999 einen Konzern-Verlustvortrag von fast 53 Mio. USD angehäuft. Infolgedessen hat das Unternehmen in 23 Jahren keine einzige Dividende an ihre Aktionäre ausschütten können. Als bilanzielles Eigenkapital sind aktuell lediglich noch ca. 5 Mio. USD (nach 5,9 Mio. USD in 2020) verblieben, was nicht einmal dem Nominalbetrag des Grundkapitals entspricht.
Nach Auffassung der WFA ist die wirtschaftlich schwierige Situation von Artnet seit Jahren im schwachen kaufmännischen und strategischen Management begründet. Insbesondere die Kostenstruktur ist für ein Unternehmen dieser Größe ausgesprochen ungünstig. Zudem bestehen aus Sicht der WFA erhebliche Corporate Governance Defizite: Der inzwischen 85-jährige Hans Neuendorf „kontrolliert“ im selbsternannten „Familienunternehmen“ über den Aufsichtsrat seinen Sohn, der Alleinvorstand der Artnet ist. Weiterhin hat er seinen Sohn Albert als Chief Strategy Officer im Artnet-Management installiert. Sohn Henri war für redaktionelle Inhalte verantwortlich und ist jetzt Contemporary Art Specialist, die Schwiegertochter steht dem neu gegründeten NFT-Department vor und Tochter Sophie verantwortet die Unternehmenskommunikation, für die zusätzlich externe Berater bezahlt werden.
Aus Sicht der WFA führt die bei Artnet praktizierte Postenvergabe an Familienmitglieder zu überhöhten, nicht leistungsgerechten Konditionen. Darüber hinaus bezieht Hans Neuendorf, trotz seiner bereits überdurchschnittlich vergüteten Aufsichtsratsmandats seit 2012 ein „Beraterhonorar“, das sich allein 2021 auf hohe 336 TEUR belief und das auf die WFA wie eine „verkleidete Alterspension“ wirkt.
Dagegen war es Artnet in den letzten Jahren trotz der Umsatzsteigerungen nicht möglich, eine profitable Wachstumsoffensive zu starten oder auch nur das schon 2017 initiierte Programm FALCON zur Erneuerung seiner Technologie und Effizienzsteigerung endlich abzuschließen. Wie die Ergebnisse der WFA-Tochter ArtXX AG im Jahr 2021 zeigen, ist der E-Commerce im Kunstmarkt sehr wachstumsstark, aber Artnet ist im wichtigsten Segment, dem mobilen Online-Kunsthandel, kaum präsent und hat bisher auch keine Strategie dazu kommuniziert.
Nach Einschätzung der WFA kann Artnet nur mit Unterstützung eines finanzkräftigen Partners unternehmerisch erfolgreich werden. Mit den Mitteln aus einer Kapitalerhöhung könnte Artnet ihre Position auf dem Kunstmarkt festigen und ausbauen. Um die notwendigen Handlungs- und Gestaltungsoptionen zu eröffnen, ist eine Neubesetzung des bisher von Hans Neuendorf dominierten Aufsichtsrats in der kommenden Hauptversammlung unbedingt erforderlich. Nur dann wird es Artnet möglich werden, die benötigte Kapitalerhöhung durchzuführen. Außerdem muss es Veränderungen im operativen Management geben.
Eine Vielzahl von Gesprächen des Managements und des Aufsichtsratsvorsitzenden der WFA mit Mitgliedern der Familie Neuendorf in den Jahren 2020/2021 über eine Umstrukturierung und Neuaufstellung von Artnet sind im Wesentlichen daran gescheitert, dass der 85-jährige Familienpatriarch Hans Neuendorf auf der vollständigen Kontrolle des Unternehmens über Aufsichtsrat und Management durch seine Familie bestanden hat, obwohl die Galerie Neuendorf AG lediglich etwa 27 % der Aktien von Artnet besitzt.
Die WFA hat am 27. Mai 2022 gemäß §43 WpHG (Mitteilungspflichten für Inhaber wesentlicher Beteiligungen) gegenüber Artnet gemeldet, dass sie Änderungen bei der Besetzung der Leitungs- und Aufsichtsorgane sowie Änderungen bei der Kapitalausstattung anstrebt. Wie bereits früher bekannt gegeben, ist die Beteiligung von WFA strategischer Natur und sie wird diese, wenn sich entsprechende Gelegenheiten ergeben, weiter ausbauen. Darüber hinaus hat die WFA am 27. Mai 2022 gegenüber Vorstand und Aufsichtsrat von Artnet ein Verlangen auf Einberufung der ordentlichen Hauptversammlung gestellt, da diese mehr als drei Wochen nach Feststellung der Bilanz noch immer nicht angesetzt worden ist.
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Abwärtspotenzial in den Kursen eingepreist
Von Dr. Oliver Everling | 1.Juni 2022
Nach der allgemeinen „Sell all“-Stimmung der vergangenen Wochen ist ein leichter Optimismus an einige Märkte zurückgekehrt, stellt Michael Winkler fest, Leiter Anlagestrategie bei der St.Galler Kantonalbank Deutschland AG. Er bemerkt einen Stimmungswechsel an der Börse: „Angesichts erster Anzeichen dafür, dass die Inflation in den USA im April mit 8,3 Prozent vorerst ihren Höhepunkt erreicht hat und gestiegene Konsumausgaben die Inflationssorgen dämpfen konnten, haben alle drei großen Indizes des Landes die mit sieben Wochen längste Serie von Verlust-Wochen seit Jahrzehnten mit einem Kursgewinn beenden können.“
Während der Dow Jones im Wochenverlauf um 5,8 Prozent auf 33.212 Punkte steigen konnte, verzeichnete auch der Technologie-Index Nasdaq einen Zuwachs von 6,8 Prozent auf 12.681 Punkte. Gleiches gilt aber auch für den breiter gefasste S&P 500, der rund 6 Prozent auf 4.158 Punkte zulegen konnte. Ein ähnliches Bild bot derweil auch der deutsche Leitindex DAX, der die vergangene Handelswoche mit rund 2 Prozent im Plus bei 14.462 Punkte beendet hat – und damit den höchsten Stand seit fünf Wochen erreichte.
„Zwar zeigte sich der DAX zum Wochenstart mit einem leichten Zuwachs von 0,8 Prozent auf 14.575 Punkte weiter robust. Doch“, schränkt Michael Winkler ein, „kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zins-, Inflations- und Wirtschaftsperspektiven die Anleger nach wie vor umtreiben. So hat nicht nur die Bekanntgabe der Inflation in Deutschland für Mai mit 7,9 Prozent für eine negative Überraschung gesorgt, indem diese höher ausfiel, als von den Analysten mit 7,6 Prozent ursprünglich erwartet. Auch die Inflation im Euroraum lag im Mai mit 8,1 Prozent deutlich über den offiziellen Prognosen von 7,7 Prozent. Entsprechend angeschlagen startete der DAX auch in den gestrigen Handelstag und gab einen Teil seiner jüngsten Kursgewinne wieder ab.“
Vollkommen neu sei diese Form der Volatilität am Markt nicht, waren doch die vergangenen Wochen immer wieder von schnellen Gewinnmitnahmen der Marktteilnehmer geprägt. „Doch sie zeigt einmal mehr die hohe Nervosität unter den Anlegern, deren Stimmung nach wie vor im Keller ist. Auch wenn der Fear & Greed Index, der Stimmungsindikator des US-Senders CNN, mit einem Wert von derzeit 22 immer noch im „Extrem Angst“-Bereich liegt, fällt das Sentiment nicht mehr so negativ aus, wie noch vor zwei Wochen, als der Index einen Wert von 12 erreicht hatte.“
Einstiegskurse sind gekommen: „Obwohl das makroökonomische Gesamtbild nach wie vor schwierig bleibt und vorerst auch weiterhin gleich mehrere Faktoren auf die Stimmung an den Märkten drücken dürften, zeichnet sich mit Blick auf das leicht verbesserte Sentiment und die jüngste Positionierung der Anleger allmählich ab, dass das Schlimmste langsam hinter uns liegen könnte. So ist in den vergangenen Wochen schon sehr viel Abwärtspotenzial in den Kursen eingepreist gewesen, während es vermehrt Anzeichen dafür gibt, dass der Markt überverkauft ist und wieder erste Kaufsignale sendet. Zumindest kurzfristig können Anleger in den nächsten zwei bis drei Wochen mit einer weiteren Kurserholung rechnen, während längerfristig eine Beruhigungsphase an den Märkten zu erwarten ist.“
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Zielfondsmanager stellen sich Fragen zum Bewertungs- und Nachhaltigkeitsprozess
Von Dr. Oliver Everling | 31.Mai 2022
FERI hat seine bewährte Managerselektion aus dem klassischen Private Equity-Bereich um ein spezielles Sourcing sowie innovative Prüfprozesse speziell für die Auswahl von nachhaltigen oder Impact-Fonds ergänzt. Dazu arbeitet das FERI SDG-Office direkt mit dem internen Private Markets-Team zusammen.
Die Zielfondsmanager müssen sowohl strenge ökonomische Analysen und Prüfungen bestehen als auch tiefgreifende Fragen zum Bewertungs- und Nachhaltigkeitsprozess beantworten. Am Ende dieses Due Diligence-Prozesses wird die Qualität des Managers als Gesamtnote (Scoring) ermittelt.
Für die Investoren sind die Berichterstattung und das laufende Monitoring der Anlagen von ebenso hoher Bedeutung. FERI hat dazu im Rahmen seiner ESG- und Impact-Prüfung spezielle Indikatoren und Bewertungsfaktoren eingeführt, welche später im Monitoring und Reporting zur Erfolgsmessung herangezogen werden, sowie ein eigenes „SDG-Mapping“ entwickelt.
„Unsere Mandanten erhalten damit nicht nur Transparenz über die SDG-Kompatibilität bestehender Investments, sondern können künftig auch deren SDG-Beiträge erkennen und so den SDG-Wirkungsgrad ihres Portfolios gezielt steigern“, erklärt Antje Biber, Head of FERI SDG Office. Das FERI Private Markets SDG-Konzept sowie innovative SDG-Anlageprodukte setzt FERI bei seinen Kunden derzeit bereits mit Erfolg ein.
Die globale Asset Management-Industrie braucht beim Thema Nachhaltigkeit innovative Investmentlösungen und verbindliche Marktstandards. FERI sucht hierzu den aktiven Dialog mit der Investmentindustrie sowie mit Kunden und Geschäftspartnern und leistet in zahlreichen Initiativen und Institutionen, insbesondere als Mitglied der UN Principles of Responsible Investing (UN PRI), seit Jahren einen Beitrag.
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Solide Basis für ruhigere Marktphasen
Von Dr. Oliver Everling | 30.Mai 2022
Der Vermögensverwalter Wagner & Florack erwartet durch eine historisch einmalige Kostenexplosion einen zunehmenden Margendruck bei vielen Unternehmen im Umfeld der anhaltenden Corona-Quarantänen, der harten Lockdowns in China und des Ukraine-Krieges. Die Inflation laste zunehmend auf Gewinnen und Bewertungen von Unternehmen mit hoher Energie- und Rohstoffabhängigkeit, hohem Kapitalbedarf und hoher Wettbewerbsintensität, die den Kostendruck nicht mit Preissteigerungen abfedern können.
„Nur wenige Aktien taugen als Inflationsschutz“, betont Dominikus Wagner, Firmengründer sowie Fondsmanager des Wagner & Florack Unternehmerfonds. „Entscheidend ist, ob ein Unternehmen trotz Preissteigerungen die Gewinnmargen halten kann. Nur dann führt Inflation zu einem höheren Umsatz, mehr Gewinn und einem höheren Unternehmenswert. Das ist neben der Dividende der wichtigste Inflationsschutz für den Investor.“
Voraussetzung für einen tatsächlichen Inflationsschutz ist nach Überzeugung von Wagner eine starke Marktstellung, um steigende Kosten aufgrund teurerer Vorprodukte und Versorgungsengpässe an Kunden weiterzugeben. „Der Wind weht sehr rau von vorne und daran wird sich in absehbarer Zeit auch nichts ändern. Deshalb konzentriert sich der Wagner & Florack Unternehmerfonds auf Markenfirmen mit hoher Innovationskraft und Service- und Produktqualität.“
Als Beispiel führt Wagner den Konsumgüterkonzern Procter & Gamble an, der ein sehr gutes erstes Quartal 2022 mit organischem Umsatzwachstum und einer nahezu gleich hohen Gewinnmarge gemeldet hat. Wachstumstreiber waren Preiserhöhungen und starke Absatzzahlen bei Gesundheitsprodukten sowie die Einführung neuer, häufig teurerer Produktkategorien. Der Trend zur „Premiumisierung“ mit der Durchsetzung höherer Preise für qualitativ hochwertige Produkte im Premiumsegment einer Kategorie wird konsequent fortgesetzt. Ähnliches gelte auch für den Nahrungsmittel-Multi Nestlé, der in den vergangenen 12 Monaten die Preise seiner Produkte kumuliert um 12,1 Prozent bei gleichbleibender Gewinnmarge erhöht hat. Daran lässt sich ein wirksamer Inflationsschutz ablesen!
„Wir sitzen gerne windgeschützt hinter einer Mauer, vor allem wenn der Sturm bläst. Diese Mauern sind in unserem Fall die hohen Wettbewerbshürden der Unternehmen, an denen wir uns beteiligen, die momentan kaum hoch genug sein können“, sagt Wagner. „Aber trotz aller Unsicherheit dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, dass der Sturm auch wieder nachlassen wird. Vor allem die Lieferkettenprobleme und damit verbundene Margenbremsen sind temporär. Wenn die Zeit der wirtschaftlichen Erholung gekommen ist, bleiben Effizienz und Skaleneffekte aus den notwendigen Anpassungen auch als eine solide Basis für ruhigere Marktphasen.“
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China senkt, während andere die Zinsen erhöhen
Von Dr. Oliver Everling | 23.Mai 2022
In der Fülle schlechter Nachrichten sieht Dr. Eduard Baitinger, seit 2015 Head of Asset Allocation in der FERI Gruppe, einige Aspekte, die „durchaus Anlass zur Hoffnung geben“, wie er sagt.
Zunächst fällt ihm auf, dass die globalen Aktienmärkte relativ zu ihrer Historie zunehmend attraktive Bewertungen aufweisen. Im Vergleich zu den höheren Zinsen an den Anleihenmärkten ist der Risikoaufschlag allerdings nicht attraktiv genug, schränkt Eduard Baitinger ein.
„Dennoch bieten sich in diesem Kontext interessante Chancen für Langfristinvestoren,“ so der Anlagestratege, „sobald die Zinsanstiege ihren Zenit erreicht haben.“
Zudem will er die Situation in China nicht zu einseitig interpretiert sehen: „Zwar haben die strengen Lockdowns der chinesischen Wirtschaft schwer zugesetzt und zu Kapitalabflüssen und einem Abverkauf des Renminbis geführt. Lockerungen der extrem strengen Lockdowns werden jedoch zunehmend wahrscheinlicher, da die Corona-Neuinfektionen in China spürbar gesunken sind.“
Dieser Umstand dürfte den Abschwung der chinesischen Wirtschaft bremsen und im weiteren Jahresverlauf verbesserte Aussichten für globale und vor allem chinesische Aktien eröffnen, heißt es aus dem Haus der FERI in Bad Homburg. Die jüngste Zinssenkung in China gibt dazu bereits erste wichtige Impulse.
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Iberdrola belohnt Aktionäre auf der Blockchain
Von Dr. Oliver Everling | 23.Mai 2022
Iberdrola macht einen weiteren Schritt nach vorne, um seinen Vorstand transparenter, zugänglicher, digitaler und partizipativer zu machen. Das Unternehmen hat seine Kanäle mit seinen mehr als 600.000 Aktionären gestärkt, um ihre Beteiligung an den wichtigsten Entscheidungen des Konzerns zu fördern, indem es digitale Tools nutzt.
Iberdrola wird nun die Blockchain-Technologie verwenden, um die Teilnahme der Aktionäre an der Hauptversammlung am 17. Juni zu zertifizieren. Es ist damit das erste Ibex 35-Unternehmen, das diese Technologie für alle Investoren beim wichtigsten Ereignis des Jahres einsetzt.
Jeder Aktionär, der über das Iberdrola-Portal an der Hauptversammlung teilnimmt, kann überprüfen, ob seine elektronische Stimmabgabe oder Stimmrechtsvertretung korrekt registriert wurde, da dafür das Blockchain-Netzwerk eingesetzt wird. Aktionäre können die Abstimmung ab dem Zeitpunkt der Registrierung ihrer Teilnahme bis einen Monat nach der Abhaltung der Hauptversammlung durchführen.
Blockchain wird auch die Vollmachten und Stimmen der Aktionäre beglaubigen, die ab dem 8. Juni zu den geöffneten Servicestellen gehen. Diese befinden sich in Madrid, Barcelona, Bilbao, Santander, Valladolid, San Sebastián, Saragossa und Valencia. Mit den an diesen Standorten installierten Totems, die bereits bei früheren Iberdrola-Versammlungen verwendet wurden, müssen die Aktionäre lediglich ihren Personalausweis scannen, um sich zu akkreditieren und über die Website teilzunehmen.
Blockchain ist eine Technologie zur Aufzeichnung von Informationen, die die Rückverfolgbarkeit und Unveränderlichkeit von aufgezeichneten Daten sichern soll. Jede über das Iberdrola-Portal erhaltene Stimme oder Stimmrechtsvertretung wird sicher und unveränderlich im Blockchain-Netzwerk gespeichert und verschlüsselt, wodurch ihre Vertraulichkeit gewährleistet wird.
Aktionäre können vom 13. Mai bis 16. Juni telematisch oder per Stimmrechtsvertreter abstimmen. Einer der großen Vorteile der Blockchain besteht darin, dass einmal erfasste Daten nicht mehr geändert werden können. Tatsächlich verfügt die Datenbank über eine Historie jeder einzelnen Transaktion seit der Entwicklung der Technologie. Die technologische Revolution der Blockchain ermöglicht intelligentere und sicherere Werttransaktionen.
Iberdrola möchte die Beteiligung seiner Aktionäre fördern und stellt zu diesem Zweck eine Vielzahl von Kanälen bereit, um ihnen die Teilnahme zu erleichtern. Ein Beispiel dafür ist, dass Iberdrola als erstes spanisches Unternehmen seinen Aktionären ermöglichte, ihre Stimmrechte über Instant-Messaging-Systeme auszuüben. Um über diesen Kanal abzustimmen, müssen die Aktionäre lediglich ein Bild ihrer unterschriebenen Vollmacht und Fernabstimmungskarte per WhatsApp (an die Nummer +34 639 000 639) oder per Telegramm (an das Konto von Junta Iberdrola) senden.
In diesem Zusammenhang empfiehlt Iberdrola den Aktionären und ihren Stimmrechtsvertretern, dass sie vor der Versammlung telematisch oder aus der Ferne teilnehmen, um ihre Gesundheit zu erhalten, die Nachhaltigkeit zu fördern und die Unannehmlichkeiten zu vermeiden, die sich aus möglicherweise von den Behörden auferlegten Maßnahmen ergeben.
Um eine solche Teilnahme an der Hauptversammlung anzuregen, hat das Unternehmen eine „Beteiligungsdividende“ von 0,005 Euro brutto je Aktie (ein Euro brutto je 200 Aktien) vorgeschlagen. Wenn die Versammlung diesem neuen Anreiz, der in der Satzung geregelt wäre, zustimmt und 70 % des Quorums erreicht werden, wird Iberdrola diesen zusätzlichen Betrag an alle teilnahmeberechtigten Aktionäre auszahlen. Mit dieser neuen Vergütung wäre das Unternehmen das erste und einzige Ibex 35-Unternehmen, das seine Aktionäre beim wichtigsten Ereignis des Unternehmens auf diese Weise belohnt.
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Zinsen bleiben real negativ
Von Dr. Oliver Everling | 20.Mai 2022
Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL, meldet sich zu einem Rekord zu Wort: Der aktuelle Auftragsbestand deutscher Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe lastet die Produktion für etwa viereinhalb Monate aus – ein Rekordstand, der seit 1969 noch nie erreicht wurde. Einige Branchen, wie die Automobilindustrie oder der Maschinenbau sind mit den vorliegenden Aufträgen sogar mehr als ein halbes Jahr ausgelastet.
„Trotzdem bleibt die Unternehmensstimmung vorerst gedämpft, denn die sich wieder verschärfenden Lieferkettenprobleme erlauben kein Hochfahren der Produktion. Im Zuge der jüngsten Quartalsberichtssaison deutscher und internationaler börsennotierter Unternehmen kamen Zweifel auf,“ berichtet Carsten Mumm, „ob die anhaltend hohen Kosten weiterhin an die Endverbraucher durchgereicht werden können, um die Margen weitgehend stabil zu halten.“ Er hält es für ahrscheinlicher, dass die Gewinne einiger Unternehmen bei anhaltenden Problemen in den kommenden Monaten unter Druck geraten könnten.
Den größten Belastungsfaktor sieht Carsten Mumm in der ungewissen Entwicklung der wirtschaftlichen Situation in China: „Immer mehr Lockdowns großer Millionenmetropolen sorgen für ausfallenden Konsum, ausgesetzte Produktion und verschärfte globale Lieferkettenprobleme. Entsprechend brachen zuletzt die Wachstumsraten für die Industrieproduktion, die Anlageinvestitionen und die Einzelhandelsumsätze in China drastisch ein, nachdem auch die letzten Veröffentlichungen von Einkaufsmanagerindizes eine Kontraktion der chinesischen Wirtschaft andeuteten. Ein negatives Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft im zweiten Quartal wird damit immer wahrscheinlicher.“
Der Chefvolkswirt glaubt nun offenbar nicht mehr daran, dass die chinesische Regierung der Entwicklung tatenlos zusehen wird: „Nachdem trotz weiter steigender Corona-Neufallzahlen in China ein Ende des seit Wochen andauernden harten Lockdowns in Shanghai in Aussicht gestellt wurde, ist ein grundsätzlicher Strategiewechsel der chinesischen Regierung bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie nicht mehr unwahrscheinlich. Bevor die Wirtschaft weiter erheblichen Schaden nimmt, ist eine sukzessive Lockerung von Restriktionen wahrscheinlich, selbst wenn dadurch die Infektionsraten und die Sterblichkeit deutlich zunehmen dürften. Die globalen Lieferketten dürften in diesem Zuge eine Entlastung erfahren.“
In Deutschland könnten die im weiteren Jahresverlauf anstehenden Tarifverhandlungen von deutlich steigenden Lohnforderungen begleitet sein. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht sind Reallohnsteigerungen wünschenswert, weil sie den privaten Konsum unterstützen.
„Für Anleger muss dieses Kapitalmarktumfeld mit Blick auf die kommenden Monate nicht schlecht sein“, macht der Chefvolkswirt Mut. „Trotz weiter steigender Nominalzinsen werden die Realrenditen voraussichtlich negativ bleiben und die Nachfrage nach realen Anlagen unterstützen. Sofern es zu keiner weiteren Eskalation im Zuge des Ukrainekrieges kommt, könnten sich einige der derzeit eingepreisten Risiken relativieren, bspw. im Falle einer Besserung der Lieferkettenprobleme oder weniger starker Zinssteigerungen in den USA, und dadurch die Perspektiven für die Weltwirtschaft wieder aufhellen. An den Börsen dürften diese möglichen Hoffnungsschimmer wie immer rechtzeitig Berücksichtigung finden und für steigende Kurse sorgen. Diese Möglichkeit sollten Anleger nicht aus dem Blick verlieren.“
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Rezession dank politischer Fehler
Von Dr. Oliver Everling | 20.Mai 2022
Nach einem recht robusten ersten Quartal, rechnet die Union Bancaire Privée (UBP) mit einer deutlichen Verlangsamung der globalen Wirtschaftstätigkeit in den nächsten Monaten. „Die Kombination aus höherer Inflation, dem anhaltenden Ukraine-Krieg und den Covid-Lockdowns in China, dürfte zu einer Abschwächung von Angebot und Nachfrage weltweit führen“, schreibt Norman Villamin, Chief Investment Officer (CIO) Wealth Management und Head of Asset Allocation bei UBP, in einem aktuellen Marktkommentar.
Die wichtigsten Zentralbanken, mit Ausnahme von China und Japan, hätten eine restriktivere Haltung eingenommen und die Märkte auf eine aggressivere Straffung in den kommenden Monaten vorbereitet, beobachtet der Experte.
„Steigende langfristige Inflationserwartungen scheinen der Fed zunehmend Sorgen zu bereiten. Die Märkte erwarten nun mehrere Zinsanpassungen um 50 Basispunkte auf den nächsten FOMC-Sitzungen“, so Villamin. Um die inflationsbereinigten Zinssätze über die gesamte Renditekurve mit der restriktiven Politik der Fed in Einklang zu bringen, könnte ein Anstieg der Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen auf 3,0-3,5 Prozent bis zum Sommer erforderlich sein.
Die europäischen Renditen stünden angesichts der Forward Guidance der EZB ebenfalls unter Aufwärtsdruck. In diesem Umfeld setzt Villamin auf alternative Strategien: „Für die Generierung von Alpha in volatilen Märkten sind Hedgefonds-Strategien besonders geeignet. Wir haben einige unserer Bestände sowohl im Aktien- als auch im Anleihebereich in diese Anlageklasse umgeschichtet. Auf der Rentenseite setzen wir weiter auf Unternehmensanleihen guter Bonität mit kurzen Laufzeiten.“
Die Kursverluste an den Aktienmärkte kontrastierten in den letzten Monaten mit den Gewinnwachstumsschätzungen in den USA für das laufende Quartal – unverändert bei etwa 6-7 Prozent und in Europa stieg sogar die prognostizierte Wachstumsrate für das zweite Quartal dank der rohstoffbezogenen Sektoren auf 14 Prozent.
Doch Villamin warnt, dass die Entwicklungen in China und der Ukraine die Gewinnaussichten zunehmend belasten. „Europa steht vor einem erhöhten Risiko eines starken Konjunktureinbruchs nach dem Ukraine-Krieg, und stark steigenden Energiekosten“, erläutert Villamin. In China machen die Gebiete, die von den Covid-Lockdowns betroffen sind, 20 Prozent des chinesischen BIPs aus.
Die Bank rechnet damit, dass China das schwächste Wachstum noch bevorstehe, und hat ihre Wachstumsprognose für das zweite Quartal daher auf 3,5 Prozent (Konsens: 4,6 Prozent) reduziert. „Bei den Aktien haben wir uns von unseren wachstumsstarken Beständen getrennt, die in einem Umfeld steigender Zinsen stärker unter Druck geraten. Auch aus unserem China-Engagement haben wir uns infolge der zunehmenden Unsicherheit im Zusammenhang mit den Covid-Lockdowns vollständig zurückgezogen. Stattdessen konzentrieren wir uns auf Unternehmen mit soliden Bilanzen mit einer hohen Visibilität der Erträge.“
Angeheizt durch die restriktivere Rhetorik der Zentralbanken, einem starken US-Arbeitsmarkt und verbleibenden Aufwärtsrisiken bei der Inflation, setzte sich der Ausverkauf von Anleihen und Aktien im April fort. „Die Märkte sind zunehmend besorgt über eine durch einen politischen Fehler ausgelöste Rezession“, führt Villamin aus. Aufgrund geopolitischer Unsicherheiten und Energiepreisschocks scheine Europa kurzfristig am stärksten von Rezessionsrisiken betroffen zu sein. „Als Absicherung gegen das Rezessionsrisiko haben wir all unseren Portfolios US-Dollar beigemischt. Die US-Wirtschaft ist die widerstandsfähigste unter den Industrieländern und schneidet bei Marktausverkäufen in der Regel besser ab“, erklärt Villamin.
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BaFin warnt vor Risiken des Angriffskriegs gegen die Ukraine
Von Dr. Oliver Everling | 19.Mai 2022
Seit Frank-Walter Steinmeier (SPD) als Außenminister der Bundesrepublik Deutschland – wie auch seine Nachfolger Sigmar Gabriel (SPD) und Heiko Maas (SPD) – im sogenannten „Normandie-Format“ meinte, über das Schicksal der Ukraine an der Seite von Frankreich (unter Ausschluss der Vertreter der pro-russischen Separatisten) mit Russland verhandeln zu können, sind die Ergebnisse dieser Verhandlungen unübersehbar geworden. Täglich erreichen neue Bilder der Zerstörung in der Ukraine die Medien in aller Welt.
Weniger Beachtung finden dabei die finanziellen und sonstigen Konsequenzen, die von deutschen Bankkunden zu tragen sind. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine wird nach wie vor auch durch Cyberangriffe und Versuche der Einflussnahme begleitet.
„Die Bundesregierung intensiviert ihre Unterstützung der Ukraine,“ berichtet das Bundesamt für Verfassungsschutz, „indem künftig auch schwere Waffen geliefert und ukrainisches Personal daran ausgebildet werden sollen. Zudem sind vermehrt auch russische Staatsangehörige an einer Ausreise nach Deutschland interessiert.“
Das Amt berichtet über die pro-russische Cybercrime-Gruppierung KILLNET, die eine Kampagne von Überlastungsangriffen (DDoS-Angriffen) gegen diverse deutsche Webseiten aus Privatwirtschaft und Forschung durchführe. Akteure auf Seiten beider Kriegsparteien könnten aus Datenbanken im Internet, die Auskunft über das Russlandgeschäft von Unternehmen geben, Ziele zum Beispiel für Desinformations- oder Sabotageaktivitäten ableiten.
Die Bundestanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wendet sich daher mit einem Sicherheitshinweis an die Finanzwirtschaft: Angesichts des Kriegs in der Ukraine sieht die BaFin eine verstärkte Gefahr von Cyberangriffen auch auf den deutschen Finanzsektor. Die BaFin nimmt dies zum Anlass, auf den aktuellen „Sicherheitshinweis für die Wirtschaft“ hinzuweisen, den das Bundesamt für Verfassungsschutz veröffentlicht hat.
BaFin-Präsident Mark Branson hatte zuletzt in seiner Rede bei der diesjährigen Pressekonferenz der BaFin auf diese Gefahr hingewiesen: „Das deutsche Finanzsystem ist stabil. Doch der Krieg in der Ukraine, der unermessliches menschliches Leid verursacht, ruft uns ins Gedächtnis, dass Finanzstabilität kein Selbstläufer ist. Die direkten Auswirkungen des Kriegs und der gegen Russland und Belarus verhängten Sanktionen dürften – Stand jetzt – für das deutsche Finanzsystem verkraftbar sein. Denn seine unmittelbaren Verflechtungen mit diesen Ländern und der Ukraine sind begrenzt.“
Die von der Politik gemachte Katastrophe in der Ukraine kommt zu den ohnehin schon gegebenen Belastungen hinzu: „Die COVID-19-Pandemie hat den Trend weg vom Präsenz- hin zum Versandhandel verstärkt, und einige Branchen haben unter den pandemiebedingten Einschränkungen stark gelitten. Nun schwächen zusätzlich der Ukraine-Krieg und die Sanktionen die Unternehmen“, sagt Mark Branson.
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Einstiegskurse willkommen
Von Dr. Oliver Everling | 18.Mai 2022
Aktienratings waren in den letzten Monaten auf Talfahrt. Angefangen bei chinesischen Aktien, dann insbesondere Tech-Aktien generell und – last but not least – Aktien, die mit Russland zu tun haben. Nach einer allgemeinen „Sell all“-Stimmung, die die Märkte in den letzten Wochen geprägt und zu einer breit angelegten Flucht der Anleger aus nahezu allen Anlageklassen geführt hat, ging die vergangene Börsenwoche nach einem eher verhaltenen Start doch noch positiv zu Ende. So beendete der DAX die Woche oberhalb der wichtigen charttechnischen Marke von 14.000 Punkten bei 14.028 Punkten mit 2,1 Prozent im Plus, während der MDAX um 2,27 Prozent auf rund 28.821 Punkte anzog. Eine ähnliche Entwicklung verzeichnete derweil auch der Euro STOXX 50, der Leitindex der Euro-Zone, der bei 3.703 Punkten mit 2,5 Prozent im Plus schloss.
„Doch auch wenn die jüngsten Kurserholungen mancherorts die Hoffnung auf wieder steigende Kurse aufkommen lassen,“ schreibt Michael Winkler, Leiter Anlagestrategie bei der St.Galler Kantonalbank Deutschland AG, „darf die Entwicklung nicht darüber hinwegtäuschen, dass das makroökonomische Gesamtbild nach wie vor getrübt ist. Grund hierfür sind gleich mehrere Faktoren, die zusammenfallen und in ihrer Gesamtheit nicht nur die Anleger in ihren Entscheidungen vorsichtig werden lassen, sondern wohl auch weiterhin für eine vergleichsweise hohe Volatilität an den Märkten sorgen dürften. So setzen der Krieg in der Ukraine, unterbrochene Produktions- und Lieferketten sowie rasant steigende Energie- und Rohstoffpreise Unternehmen in aller Welt zusehends unter Druck, während Warnsignale aus China die Märkte aufhorchen ließen. Denn dort brachen die Einzelhandelsumsätze, die als wichtiger Indikator für das Verbrauchervertrauen gelten, im April um 11,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat ein, auch die Industrieproduktion verringerte sich um 2,9 Prozent.“
Michael Winkler wundert sich daher nicht, „dass die Stimmung unter den Anlegern buchstäblich im Keller ist.“ Fondsmanager in den USA haben ihre Investitionsquote inzwischen auf 24 Prozent reduziert, was ein deutliches Anzeichen dafür ist, dass sie sich größtenteils vom Markt zurückgezogen haben. Gleiches gilt auch für den Fear & Greed Index, dem Stimmungsindikator des US-Senders CNN, der mit einem Wert von derzeit 12 im „Extrem Angst“-Bereich liegt, gegenüber einem Wert von 27 vor noch zwei Wochen, wobei nun schon sechs von sieben Indikatoren das absolute Stimmungstief erreicht haben.
Allerdings sieht Michael Winkler trotz der schlechten Stimmungslage an den Märkten einige Hoffnungsschimmer, die darauf hindeuten, dass das Schlimmste wohl schon hinter uns liegt: „Nachdem der Fear & Greed Index schon fast an seinem absoluten Tiefpunkt angekommen ist und die Stimmung unter den US-Anlegern kaum noch tiefer fallen dürfte, deutet dieses Stimmungstief darauf hin, dass auf aktuellem Kursniveau bereits vieles von den Anlegern vorweggenommen wurde und inzwischen eingepreist ist. Dies eröffnet wiederum antizyklische Chancen, die es zum richtigen Zeitpunkt zu ergreifen gilt.“
Gleichzeitig sieht der Anlagestratege durch die deutlichen Kursrückgänge in den letzten Wochen die Bewertungen der Unternehmen verbessert: „So entspricht das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der US-Werte mit 17 wieder dem historischen Durchschnitt, während die Werte in Europa mit 12 auf historisch günstiges Niveau zurückgefallen sind. Doch auch der deutsche Aktienmarkt ist derzeit so günstig bewertet, wie seit zehn Jahren nicht mehr. Die Chance auf eine baldige Stabilisierung der Märkte ist daher deutlich höher als noch vor ein wenigen Wochen. Bis dahin müsste jedoch die Volatilität auf ausgewogenes Niveau zurückgehen und eine charttechnische Bodenbildung einsetzen, die die Anleger zurückkehren lässt. Dies kann durch positive geopolitische Entwicklungen oder eine deutliche Verbesserung der globalwirtschaftlichen Lage erfolgen. Bis dahin sollte aber gelten: Augen auf beim Aktienkauf.“
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