„Privat“ und „Privat“ ist nicht dasselbe

Von Dr. Oliver Everling | 1.April 2022

Zum Konsultationspapier vom 28. Januar 2022 der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) legt der Verband europäischer Ratingagenturen, EACRA, seine Ansichten dar. Darüber hinaus können einzelne EACRA-Mitglieder gemäß der EACRA-Geschäftsordnung separate Antworten übermitteln.

Das Konsultationspapier erwähnt mehrfach, dass die Entwicklungen auf dem Markt für Privatplatzierungen, wo häufig private Ratings verwendet werden, der Haupttreiber für die Aktualisierung dieser Richtlinie sind. Die Absicht der ESMA ist es, private Ratings zu erfassen, die sowohl von Nicht-CRAs als auch von Ratingagenturen erstellt wurden. EACRA legt in der Stellungnahme dar, dass es große Unterschiede zwischen diesen beiden Arten von „Ratingproduzenten“ und der Art der erstellten Ratings und ihrer Verbreitung gibt.

Einerseits gebe es Banken (oder andere Finanzinstitute), die private Ratings erstellen, um diese bei Privatplatzierungstransaktionen zu verwenden. Diese privaten Ratings, die nicht von einer Ratingagentur stammen, werden von anderen Finanzinstituten als Benchmarks bei der Bewertung der vorgeschlagenen Transaktion verwendet.

Andererseits erstellen mehrere Ratingagenturen zwei unterschiedliche Arten von Ratings, die beide fälschlicherweise als „private“ Ratings bezeichnet werden, so die Argumentation von EACRA. Das erste und „normale“ private Rating entspricht den Anforderungen des Artikels 2 (2) der CRA-Verordnung, da sie „ausschließlich der Person bereitgestellt werden, die den Auftrag erteilt hat, und die nicht zur Veröffentlichung oder Verteilung im Abonnement bestimmt sind“. Die zweite bezieht sich auf Ratings mit Offenlegung gegenüber (manchmal begrenzte) Abonnenten im Rahmen von Privatplatzierungen. Während der erste nicht in den Anwendungsbereich der CRA-Verordnung fällt, fällt der zweite unter die CRA-Verordnung. Im zweiten Fall kann das Rating für regulatorische Zwecke verwendet werden.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen privaten Ratings, die von Nicht-CRAs und von Ratingagenturen erstellt werden, liegt nach Darstellung der EACRA in der Verfügbarkeit der Zuordnung von Kreditratings zu regulatorischen Kreditqualitätsstufen. Im Fall von Ratingagenturen stellen die europäischen Aufsichtsbehörden eine Zuordnung der Ratings bereit, wodurch potenziellen Anlegern ein klarer und objektiver Hinweis auf die Kreditqualitätsstufe und damit auf die Kapitalanforderungen gegeben wird. Bei Nicht-CRAs ist kein Mapping verfügbar, daher kann das private Rating nur als Ratingindikation verwendet werden. Zusätzlich werden von Ratingagenturen erstellte „Private Placement Ratings“ überwacht und sind daher auch für Sekundärmarkttransaktionen geeignet.

Quelle: EACRA response to ESMA consultation on Revision to Guidelines and Recommendations on the Scope of the CRA Regulation

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Stoned oder nüchtern?

Von Dr. Oliver Everling | 1.April 2022

In seinem Newsletter „Investmentcheck-News KW 13/2022″ bekennt Stefan Loipfinger freimütig, „in den letzten Tagen habe ich mich mehrfach mit Cannabis beschäftigt.“

Passt eigentlich zum 1. April. Aber er korrigiert gleich im nächsten Satz: „Nein, keine Sorge, mir ging es nicht um den eigenen Konsum, sondern um Anlagemöglichkeiten in dieses faszinierende Hanfgewächs.“

Ihm scheint es so zu ergehen wie vielen anderen, die auf allen Kommunikationswegen zu den variantenreichen Investments in Cannabis ermuntert werden sollen: „Mir schickte ein Finanzberater einen Flyer zu, mit dem er als Vermittler für die Schweizer Firma Cannerald gewonnen werden sollte. Sieben Prozent Abschlussprovision des Kaufpreises von 2.320 Euro pro Cannabispflanze wurden ihm geboten. Noch überzeugender ist für manche Finanzvermittler vielleicht die Bestandsprovision von sieben Prozent der Ernte.“

Auf Anfrage habe ihm der Unternehmenschef mitgeteilt, Cannerald biete keine Investments an: „Man könne nur ein Asset kaufen. Seine Firma aus dem schweizerischen Pfäffikon würde sich darum kümmern und auch die Ernte übernehmen. Da es seine Pflanzen sind, entscheidet der Kunde, ob er die Ernte verkauft oder sich liefern lässt. Dass es keinen Flyer gäbe, obwohl mir ein solcher vorliegt, hat bei mir die Frage aufgeworfen, ob der Unternehmenschef selbst ein guter Kunde ist.“

„Ob er wohl stoned oder nüchtern war,“ scherzt Stefan Loipfinger, „als die 7,56 Prozent Jahresperformance in dem nicht existierenden Flyer berechnet wurden?“

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Keine Herabstufung im Land des Putins

Von Dr. Oliver Everling | 31.März 2022

„Die Bonitätseinstufung der Region Tambow spiegelt die begrenzte Flexibilität der Haushaltsausgaben, die begrenzte Liquidität und die regionalen Wirtschaftsentwicklungsindikatoren wider, die hinter dem nationalen Durchschnitt zurückbleiben. Das Rating wird durch die antizyklische Wirtschaft der Region und den reibungslosen Schuldenrückzahlungsplan unterstützt, der größtenteils das Ergebnis der Umstrukturierung der gewerblichen Schulden ist“, schreibt die russische Ratingagentur Analytical Credit Rating Agency (ACRA) in ihrer neuesten Pressemitteilung zur Begründung ihres BBB+ (RU) für die Schulden der Region Tambow bzw. deren Anleihen.

Die Region Tambow liegt im Zentralrussland und beherbergt etwas weniger als 1 % der russischen Bevölkerung. Auf die Region entfallen etwa 0,5 % des gesamten Bruttoregionalprodukts (BRP) des Landes. Die Regierung der Region schätzt, dass sich ihr BRP im Jahr 2021 auf 409 Mrd. RUB belaufen könnte, wobei die Agroindustrie (einschließlich Agrarindustrie und Lebensmittelproduktion) etwa ein Drittel dieser Summe erwirtschaftet.

In der Urteilsbegründung kommen die Worte „Ukraine“ oder gar „Krieg“ nicht vor. Das bisherige Rating der Region wird vielmehr bestätigt, als wäre nichts geschehen.

ACRA, die Ratingagentur in Moskau, die 2015 u.a. als Antwort auf die globale Finanzkrise und die Rolle der US-amerikanischen Ratingagenturen darin und als Gegenpol zum Duopol aus Amerika gegründet wurde, stand schon damals im Ruf einer „Putin-Ratingagentur“.

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Dun & Bradstreet Holdings, Inc. zieht sich aus deutschem B2C zurück

Von Dr. Oliver Everling | 31.März 2022

Dun & Bradstreet Holdings, Inc., ein weltweit führender Anbieter von Geschäftsentscheidungsdaten und -analysen, gab den Abschluss einer Vereinbarung zur Veräußerung der Vermögenswerte seines deutschen Business-to-Consumer-Geschäfts bekannt (B2C), mit dem Marketinglösungen in Deutschland angeboten wurden.

Diese eigenständige, nicht zum Kerngeschäft gehörende Einheit erwirtschaftete im Jahr 2021 weniger als 6 Millionen Euro – oder etwa 7 Millionen US-Dollar – an Einnahmen.

Die Einnahmen aus diesem Geschäft für das laufende Jahr und das Vorjahr werden bilanziell für Zwecke des organischen Wachstums mit Wirkung zum 1. Januar 2022 eliminiert. Dun & Bradstreet erwartet keine wesentlichen Auswirkungen dieser Transaktion auf das bereinigte EBITDA im Jahr 2022.

Der Verkauf wird voraussichtlich im zweiten Quartal 2022 abgeschlossen, kündigt Dun & Bradstreet  an, vorbehaltlich der üblichen Abschlussbedingungen.

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Wahrscheinlichkeit für Lieferstopp oder Embargo

Von Dr. Oliver Everling | 30.März 2022

Investoren müssen sich in den kommenden Monaten vor allem auf steigende Inflation, eine härtere Gangart der Notenbanken und steigende Zinsen einstellen. Wie werden die großen Notenbanken das Dilemma zwischen Inflationsbekämpfung und konjunktureller Abschwächung lösen? Während die US-Notenbank Fed sich hier eindeutig positioniert und der Bekämpfung der sehr hohen Inflation in den USA klar Priorität einräumt, ist der Kurs der Europäischen Zentralbank noch unklar.

Nach der Ankündigung der EZB, die Anleihekäufe jetzt schneller zurückfahren als bislang vorgesehen, bleibt abzuwarten, ob bereits in diesem Jahr eine erste Anhebung des Leitzinses folgt. Der Handlungsspielraum der EZB ist aufgrund der zuletzt deutlich gestiegenen Rezessionsrisiken allerdings begrenzt: „Die Ankündigung des russischen Präsidenten Putin, Öl und Gas nur noch gegen Rubel zu liefern, macht einen Lieferstopp für russische Energieträger oder ein Embargo seitens der Abnehmer in Europa nochmals wahrscheinlicher. Dies würde in Europa und insbesondere in Deutschland unmittelbar eine Rezession auslösen“, sagte Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt der FERI-Gruppe.

Aber auch ohne diesen Faktor sei insgesamt davon auszugehen, dass das Ende der monetären Unterstützung für die Märkte und die stark steigende Inflation sich negativ auf Wachstum, Unternehmensgewinne und -bewertungen auswirken und zunehmende Volatilität an den Märkten auslösen werde. „Professionelle Investoren sollten ihr Augenmerk jetzt auf möglichst inflations- und zinsresistente Aktien legen. Auch rohstoffbasierte Investments und Gold sind im gegenwärtigen Umfeld zu bevorzugen. Sehr zinssensitive Segmente und Rentenpapiere mit langer Duration sollten dagegen weiterhin vermieden werden“, sagte Marcus Zasada, Head Portfolio Management bei FERI Trust.

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Equifax startet neue Integration mit Apex® HCM

Von Dr. Oliver Everling | 29.März 2022

Um die Vorteile automatisierter Verifizierungen auf Unternehmen jeder Größe auszudehnen, kündigte Equifax eine neue Integration zwischen The Work Number® und Apex® HCM an, einem führenden Anbieter von Human Capital Management-Technologie für die Gehaltsabrechnung in Servicebüros.

Geschäftsinhaber müssen häufig HR-Funktionen erfüllen, wie z. B. Prüfer mit Beschäftigungs- und Einkommenshistorie für aktuelle oder frühere Mitarbeiter zu versorgen, die eine Wohnungsbauhypothek, einen Autokredit, Sozialleistungen oder andere Finanzdienstleistungen beantragen. Mit der neuen Integration zwischen Apex und The Work Number verbringen Geschäftsinhaber weniger Zeit mit der Beantwortung von Anfragen von Verifizierern und haben mehr Zeit für das Wachstum ihres Unternehmens.

„Apex bietet seinen Kunden einen großen Mehrwert, indem es sich auf Benutzerfreundlichkeit und Effizienz konzentriert“, sagte Joe Muchnick, Senior Vice President und General Manager von Employer Services and Talent Solutions bei Equifax Workforce Solutions. „Durch diese neue Integration mit The Work Number können die Kunden von Apex-Lohnabrechnungsbüros ihren Kunden jetzt helfen, durch Beschäftigungs- und Einkommensüberprüfungen auf ganz neue Weise Effizienzsteigerungen zu erzielen.“

Die Work Number-Datenbank ist das branchenführende, zentralisierte kommerzielle Repository von Einkommens- und Beschäftigungsdaten in den Vereinigten Staaten mit 136 Millionen aktiven Gehaltsabrechnungsdatensätzen. Sein optimierter, transparenter und automatisierter Service hilft zertifizierten Prüfern, sofortigenÜberprüfungen durchzuführen, auf die sich Mitarbeiter bei der Beantragung von Finanzdienstleistungen oder Sozialleistungen verlassen können.

„Wir freuen uns, unsere Gehaltsabrechnungstechnologie bereitzustellen, damit unsere Servicebürokunden ihren Arbeitgeberkunden Einkommens- und Beschäftigungsnachweise anbieten können“, sagte Wes Muschara, Vice President of Product Management bei Apex HCM. „Die Work Number von Equifax ist die Art von Mehrwertdienst, der mit den Apex-Prinzipien übereinstimmt, die am einfachsten zu verwenden sind und die Effizienz für unsere Servicebüros und ihre Kunden steigern. Der wichtigste Aspekt dieser Partnerschaft ist die Auswirkung auf die Mitarbeitererfahrung für alle Mitarbeiter auf unserer Plattform. Sie erhalten zeitnah die Einkommens- und Beschäftigungsbestätigungen, die sie benötigen, um ihre persönlichen Finanzen zu regeln.“

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Stagflationsresistente Assets ins Depot

Von Dr. Oliver Everling | 28.März 2022

Die 1987 gegründete FERI Gruppe mit Hauptsitz in Bad Homburg sieht im Ukraine-Krieg einen echten geostrategischen „Game Changer“, der Anleger mit einer neuen Realität konfrontiert.

Das Verhältnis zwischen dem Westen auf der einen Seite und Russland und China auf der anderen Seite wird sich nachhaltig verändern, warnt das für institutionelle Investoren, Familienvermögen und Stiftungen tätige Institut.

„Dabei droht nicht nur eine wirtschaftliche Entflechtung, sondern eine politische Bifurkation mit der Herausbildung neuer globaler Blöcke, die den Trend zur Deglobalisierung beschleunigt und verfestigt. Im Ernstfall kommt es zu einem neuen kalten Krieg,“ warnt Dr. Eduard Baitinger, seit 2015 Head of Asset Allocation in der FERI Gruppe, „der Jahrzehnte andauern kann. Für Europa, das stark vom globalen Handel abhängt und politisch nicht mit einheitlicher Stimme spricht, ist diese Entwicklung eine strategische Gefahr und erfordert eine zeitnahe Kurskorrektur. Anderenfalls droht den europäischen Nationalstaaten die Zermürbung zwischen den neuen geopolitischen Fronten.“

Der Krieg in der Ukraine habe nicht nur langfristige geostrategische Folgen, er verändere bereits das gegenwärtige Investmentszenario. Die beiden Kontrahenten stellen global bedeutende Rohstoffregionen dar, folglich sind die Preise für Rohstoffe auf breiter Front angestiegen. Daher warnt Eduard Baitinger vor dem sich verschärfenden Inflationsdruck, der in den vergangenen Jahren durch die ultraexpansive Notenbankpolitik und die Corona-Pandemie aufgebaut wurde, noch einmal erheblich.

„Dieser angebotsseitige Inflationsschock und die andauernde Störung der Lieferketten dämpfen die Wachstumserwartungen. Das wirtschaftliche Umfeld ist daher eindeutig stagflationär, was bereits in den Märkten eingepreist wird: So deutet die Verflachung der Zinsstrukturkurven auf erhöhte Rezessionsrisiken,“ so der Head of Asset Allocation weiter, „während die Inflationserwartungen steigen. Gleichzeitig haben globale Notenbanken zuletzt klar kommuniziert, dass für sie die Inflationsbekämpfung im Vordergrund steht, notfalls zu Lasten der Konjunktur.“

Der US-Notenbank traut Eduard Baitinger in den kommenden Monaten sogar doppelte Leitzinsanhebungen – also um 50 Basispunkte – zu: „Das inflationäre Umfeld und die Aussicht auf weiter steigende Leitzinsen setzen die Rentenmärkte bereits jetzt unter Druck. Das zunehmende Risiko einer Rezession dürfte zudem die Aktienmärkte mittelfristig belasten. In dieser Gemengelage gilt für professionelle Anleger: Simple Aktien- und Renteninvestments sind zum Scheitern verurteilt. Gefragt ist jetzt vielmehr ein proaktives Multi-Asset-Portfoliomanagement, bei dem inflations- und stagflationsresistenten Assets wie Gold und Rohstoffen ein fester Platz im Depot eingeräumt wird.“

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USA koppeln sich ab

Von Dr. Oliver Everling | 25.März 2022

Angesichts des Ukrainekriegs in den letzten Wochen wurden die Wachstumsschätzungen deutlich nach unten revidiert, wenngleich man die exakten Auswirkungen des Konflikts noch nicht genau quantifizieren kann. „Gleichzeitig sind die Inflationsprognosen gestiegen. Die Welt erlebt somit gerade erneut einen stagflationär wirkenden Angebotsschock“, analysiert Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL. „Zwar bleibt das Basisszenario eines positiven Wachstums der Weltwirtschaft vorerst bestehen. Die Gefahr eines tatsächlichen Abrutschens in eine Stagflation ist aber zumindest für einige, besonders betroffene Regionen gestiegen, zum Beispiel Europa.“

Dabei seien relevante Wirkungskanäle neben steigenden Rohstoffpreisen auch fehlende Komponenten, beispielsweise für die Automobilindustrie, drohende Lebensmittelknappheit im weiteren Jahresverlauf in vielen vor allem ärmeren Regionen weltweit, eine Zurückhaltung bei Konsum und Investitionen sowie die Abschreibungen diverser Russland-Beteiligungen bzw. die Beendigung von Geschäftsaktivitäten in Russland sehr vieler Unternehmen.

„Sollten Rohstofflieferungen aus Russland komplett eingestellt werden, wäre über einen nochmaligen Preisschock eine Rezession über einige Quartale wohl nicht zu vermeiden. Die Umfragen unter Unternehmen,“ so zitiert Volkswirt, „zum Beispiel die Markit-Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und die Eurozone, verdeutlichen die hohe Unsicherheit. Zwar ist die Auftragslage weiterhin positiv, die gestiegenen Kosten können weitgehend an die Endverbraucher durchgereicht werden und die Beschäftigung steigt, allerdings wurden die weiteren Geschäftsaussichten deutlich schwächer eingeschätzt.“

Unternehmen in den USA hingegen können sich von den negativen Auswirkungen der Ukrainekrise deutlich abkoppeln. „Vor allem die positive Beschäftigungslage, steigende Löhne und die Möglichkeit gestiegene Kosten auf die Abnehmerpreise umzulegen, ließen hier die Einkaufsmanagerindizes steigen. Während die wirtschaftliche Dynamik in den USA zunimmt, schwächt sie sich in Europa ab. Weiterhin sind volkswirtschaftliche Prognosen allerdings mit sehr hohen Unsicherheiten verbunden.“

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In Russland werden die US-Dollars knapp

Von Dr. Oliver Everling | 23.März 2022

Seit 18. März 2022 gibt es Berichte von Inhabern russischer Staatsanleihen über den Eingang von am 16. März 2022 fälligen Kuponzahlungen. Das deutet nach Ansicht von Moody’s darauf hin, dass sie die Zahlung in US-Dollar in Höhe von 117 Millionen US-Dollar innerhalb der vertraglichen Nachfrist von 30 Kalendertagen erhalten werden.

Die Zahlungen, an denen eine Reihe von US-Finanzinstituten beteiligt waren, darunter JPMorgan Chase & Co und CitiBank, NA, wurden unter einer allgemeinen Lizenz des Office of Foreign Assets Control (OFAC) erbracht, die es US-Unternehmen ermöglicht, bis zum 25. Mai 2022 Schuldenrückzahlungen von der Central Bank of Russia (CBR), dem National Wealth Fund oder dem Finanzministerium zu erhalten.

Angesichts der deutlichen Verschlechterung der Fähigkeit und Bereitschaft der russischen Regierung, ihren Schuldenverpflichtungen nachzukommen, sind Russlands Zahlungsausfallrisiko und potenzielle Verluste für Anleger jedoch nach wie vor sehr hoch.

Darüber hinaus dürfte das Auslaufen der OFAC-Generallizenz am 25. Mai 2022 die Chancen der Anleger beeinträchtigen, die Rückzahlung von Fremdwährungsschulden zu erhalten. Darüber hinaus ermöglicht ein am 5. März 2022 erlassenes russisches Präsidialdekret die Rückzahlung von auf Fremdwährung lautenden Schuldverschreibungen an nichtansässige Anleger in Landeswährung.

Kommt es zu dieser Auszahlung in Landeswährung, statt in der durch die Anleihebedingungen bestimmten Währung, wird Moody’s dies wahrscheinlich als Ausfall für Anleihen behandeln. Eine solche Umstellung würde unter vertraglich nicht zugelassenen Bedingungen erfolgen, mithin das Definition eines „Ausfalls“ erfüllen.

Die in Berlin ansässige Scope Ratings GmbH hat bereits am 17. März 2022 ihre der Russischen Föderation zugeordneten Kreditratings aus geschäftlichen Gründen zurückgezogen. Dieser Beschluss stehe im Einklang mit EU-Sanktionen gemäß der Verordnung (EU) 2022/428 des Rates, Punkt (7) Beschluss (GASP) 2022/430 vom 15. März 2022, berichtete die Agentur.

Die Agentur entzog Russland das langfristige Emittentenrating wie auch das für vorrangige unbesicherte Schuldtitel. Russland war von den Berlinern zuletzt mit dem langfristigen Rating C „under review“ und dem kurzfristigen Ratings S-4 „under review“ sowohl in Landes- als auch in Fremdwährung beurteilt wurden.

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Stimmungsbild mit Extremwerten

Von Dr. Oliver Everling | 23.März 2022

„Auch wenn sich das fundamentale Bild seit dem 24. Februar 2022 in der Breite verschlechtert hat und bei Anlegern vorerst wenig Hoffnung auf wieder deutlich steigende Aktienkurse aufkommen lässt,“ sagt Michael Winkler, Leiter Anlagestrategie bei der St.Galler Kantonalbank Deutschland AG, „ist die Lage aus markttechnischer Sicht weniger pessimistisch zu beurteilen. So zeigt das Ergebnis des Global Fund Manager Survey, einer monatlichen Umfrage der Bank of America unter institutionellen Investoren, dass die aktuelle Verunsicherung der Marktteilnehmer größer ist, als sie es zur Zeit der Finanzkrise 2008 oder der Eurokrise 2011/2012 gewesen ist.“

Auch der „Fear & Greed Index“, der als Sentiment-Indikator das Stimmungsbild der Anleger misst, zeigt negative Extremwerte. Doch die überproportional negativen Stimmungswerte könnten sich als trügerisch erweisen, indem sie das wirtschaftliche Gesamtbild in der Breite deutlich negativer erscheinen lassen, als es in Wirklichkeit ist.

„Zwar gibt es derzeit viele Unwägbarkeiten,“ so der Anlagestratege weiter, „die mit Blick auf die weitere Entwicklung der Märkte nur sehr schwer einzuschätzen sind. Doch sollten die Aktienmärkte ausgehend von ihren Tops und in Folge ihres jüngsten Ausverkaufs ihre kurzfristigen Tiefs bereits gesehen haben. Hinzu kommt, dass die geldpolitische Wende von Seiten der Notenbanken bei den Anlegern kein Überraschungspotenzial mehr bereithält und auch die anhaltend hohe Inflation diese nicht von Aktienbeteiligungen abschreckt. Das überwiegend negative Stimmungsbild sollte daher weniger als Risiko begriffen und vielmehr als Chance verstanden werden, wobei neuerliche Korrekturen als antizyklische Kaufgelegenheiten anzusehen sind.“

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