Umbau von Wirtschaftsbeziehungen als weiterer Inflationstreiber

Von Dr. Oliver Everling | 1.März 2022

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine sowie die umgehenden Sanktionsmaßnahmen markieren einen epochalen Umbruch und ein radikal neues geopolitisches Szenario mit weitreichenden Konsequenzen für Politik, Weltwirtschaft und Kapitalmärkte.

Für die internationalen Börsen sind kurzfristig weitere Schocks und Unsicherheiten zu erwarten. Das massive Sanktionspaket der EU und anderer Länder signalisiert, zusammen mit weiteren wichtigen Beschlüssen, einen epochalen Politikwechsel beim Umgang mit Russland. Nach Einschätzung von FERI seien die neuesten politischen Schritte in ihrer Bedeutung kaum zu unterschätzen. „Speziell in Deutschland läuft nun eine Kehrtwende bei vielen strategischen Themen, von Geopolitik über Verteidigung bis hin zu Energieversorgung. Viele Denkverbote werden abrupt aufgelöst – gleichzeitig nehmen inflationäre Risiken nochmals deutlich zu“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Vorstand und Chief Investment Officer von FERI.

Zwischen Europa und Russland finde nun eine beschleunigte Rückabwicklung bisheriger, oftmals relativ enger wirtschaftlicher Verflechtungen statt. Dies führe zu einer strategischen Entkopplung, vergleichbar der Entfremdung zwischen den USA und China. Mit Blick auf Russland liege der Fokus auf der Energie- und Rohstoffversorgung, wo nun sogar Deutschland seine Abhängigkeit reduzieren wolle. Je nach Verlauf und Dauer des Ukraine-Konflikts seien aber auch noch andere Faktoren relevant. Falle die Ukraine als wichtiger Lieferant von Getreide, Düngemitteln sowie anderen Rohstoffen und Vorprodukten längere Zeit aus, hätte dies in vielen Bereichen erhöhten Preisdruck zur Folge. „Der Ukraine-Konflikt verschärft den Prozess fortschreitender Deglobalisierung. Waren dafür bislang der Handelsstreit mit China und die Corona-Pandemie verantwortlich, erzwingt nun ein radikal neues geopolitisches Szenario den teuren Umbau von Wertschöpfungs- und Lieferketten“, erklärt Rapp.

Selbst nach einem baldigen Ende des akuten Konflikts in der Ukraine seien somit in vielen Sektoren steigende Preise zu erwarten. Der resultierende Margendruck belaste den Ausblick für die Unternehmensgewinne im laufenden Jahr weiter und erhöhe somit die generellen Risiken an vielen Aktienmärkten. „Trotz der jüngsten Korrekturen sind viele dieser mittelfristigen Belastungseffekte noch nicht voll eingepreist. Unser schon bislang eingetrübtes Prognosebild für die Aktienmärkte im Jahr 2022 erhält dadurch einen weiteren Dämpfer“, so Rapp. Zwar könnten zunehmende Makro-Risiken bei Notenbanken wie der EZB ein erneutes Umdenken auslösen, was auf eine Verlängerung der Wertpapierkäufe hinauslaufen würde. „Allerdings würde das schon existierende Inflationsproblem an den Märkten dadurch weiter verschärft“, warnt Rapp. Investoren sollten deshalb auch weiterhin auf eine erhöhte Inflationsresistenz ihrer Portfolios achten, so die generelle FERI-Empfehlung.

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Farbe bekennen – Farben der Ukraine

Von Dr. Oliver Everling | 28.Februar 2022

„Die Maske fallen lassen“ – das ist eine verbreitete deutsche Redewendung mit der Bedeutung, dass der Mensch sich wieder zeigen, seine wahren Charaktereigenschaften in den Vordergrund stellen und die Täuschungen aufgeben soll. In diesem Sinne ist die „Maske“ des Präsidenten der Russischen Föderation gefallen: Wladimir Wladimirowitsch Putin zeigt in der Ukraine sein wahres Gesicht.

Mit einer Maske in den Farben der Ukraine zeigen die Menschen nun ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine, die nun nicht nur mit der Corona-Krise, sondern auch noch militärisch zu kämpfen haben und Schutz suchen müssen.

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DEFAMA plant höhere Dividende

Von Dr. Oliver Everling | 28.Februar 2022

Die Deutsche Fachmarkt AG (DEFAMA) bleibt eine  bemerkenswerte Erfolgsgeschichte. So hat die Gesellschaft im Geschäftsjahr 2021 nach vorläufigen und untestierten Zahlen bei Umsatzerlösen von 17,0 (Vj.: 14,6) Mio. € einen Konzernüberschuss nach HGB von 5,0 (2,5) Mio. € bzw. 1,14 (0,57) € je Aktie erwirtschaftet. Enthalten war darin ein positiver Einmaleffekt von rund 2 Mio. € durch den Verkauf des Objekts in Bleicherode. Die Funds From Operations (FFO), in denen dieser herausgerechnet ist, lagen bei 7,1 (5,9) Mio. € bzw. 1,60 (1,33) € je Aktie, ein Plus von 20%. Die testierten Zahlen und den Geschäftsbericht 2021 will DEFAMA Ende April 2022 veröffentlichen.

Damit hat DEFAMA auch im zweiten Corona-Jahr die Prognosen erreicht. Vorstand und Aufsichtsrat planen daher, der Hauptversammlung eine von 48 auf 51 Cent je Aktie erhöhte Dividende vorzuschlagen. Damit setzt DEFAMA die seit Firmengründung verfolgte aktionärsfreundliche Politik einer jährlich gesteigerten Ausschüttung fort und vollzieht damit die 7. Dividendenerhöhung in Folge.

Für das laufende Jahr strebt DEFAMA einen Anstieg des FFO auf rund 8,5 Mio. € bzw. 1,92 € je Aktie an. Der annualisierte FFO des Portfolios soll bis Jahresende auf 10 Mio. € wachsen. Zielgröße für den Konzernüberschuss nach HGB sind 3,5 Mio. €. Hinzu kommen mögliche Veräußerungsgewinne. Gemäß der kommunizierten Ausschüttungspolitik beabsichtigt die Gesellschaft, die Dividende auch für 2022 erneut anzuheben.

Mit dem Ankauf in Wolfsburg gelang Ende Januar bereits ein erster Zukauf. Insgesamt lag das Ankaufvolumen zuletzt deutlich über Plan. Zugleich laufen zahlreiche Investitionen zur Ertragssteigerung im Bestandsportfolio. Vor diesem Hintergrund wird der Vorstand die Durchführung einer kleinen Kapitalerhöhung prüfen, sofern sich die aktuellen Gespräche über mögliche Transaktionen oder Erweiterungsinvestitionen konkretisieren.

Aktuell besitzt DEFAMA nach Angaben der Gesellschaft ein Portfolio von 51 Fachmarktzentren mit gut 220.000 qm Nutzfläche, die zu über 95% vermietet sind. Die annualisierte Jahresnettomiete beläuft sich auf mehr als 17 Mio. €. Zu den größten Mietern zählen ALDI, EDEKA, Kaufland, LIDL, Netto, NORMA, Penny, REWE, Getränke Hoffmann, JYSK, Deichmann, KiK, Takko und toom.

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Russische Agentur sieht Standhaftigkeit gegen Sanktionsdruck

Von Dr. Oliver Everling | 25.Februar 2022

Vor dem Hintergrund der anhaltenden geopolitischen und wirtschaftlichen Ereignisse, des erhöhten Sanktionsdrucks und der erhöhten Volatilität auf den Finanzmärkten halten es die Analysten der russischen Ratingagentur ACRA für notwendig, die Ansätze von ACRA zur Bewertung der Auswirkungen dieser Trends auf die Kreditratings der Agentur offenzulegen.

Die Agentur überwacht die aktuelle Situation genau und arbeitet eng mit Kunden zusammen, um alle notwendigen und aktuellen Informationen für die Durchführung von Ratingaktivitäten und die Vorbereitung analytischer Schlussfolgerungen zu erhalten, schreibt die Agentur aus Moskau.

ACRA stellt fest, dass genannten Risiken in zwei Kategorien eingeteilt werden können: Faktoren im Zusammenhang mit der allgemeinen Situation unter Berücksichtigung der Auswirkungen der wirtschaftlichen Entwicklung nach der Pandemie und Faktoren, die durch geopolitische Ereignisse verursacht werden.

In der überwältigenden Mehrheit der Fälle vergibt ACRA Kreditratings auf nationaler Ebene für die Russische Föderation; diese Ratings werden von der Regierung der Russischen Föderation und der Bank von Russland für regulatorische Zwecke verwendet. Die Vergabe von Kreditratings nach der nationalen Skala beinhaltet den Vergleich der Kreditqualität von bewerteten russischen Unternehmen untereinander unter Bezugnahme auf die Tatsache, dass die Russische Föderation die höchste Kreditwürdigkeit hat.

Die Ratingmaßnahmen von ACRA berücksichtigen grundlegende Trends in der Wirtschaft und die Widerstandsfähigkeit bewerteter Unternehmen gegenüber aufgezeichneten Ereignissen. Unter fundamentalen Trends versteht die russische Agentur die Dynamik von Indikatoren bewerteter Unternehmen, die für den gesamten Zeitraum des Wirtschaftszyklus vorhergesagt werden. Da die Faktoren, die sich auf Änderungen der wirtschaftlichen Situation in der Russischen Föderation auswirken, alle Organisationen betreffen, erwartet ACRA nicht, dass sie sich schnell auf die relative Kreditwürdigkeit von Organisationen und folglich auf Ratings auswirken.

Die Agentur berücksichtigt bei ihrer Ratingtätigkeit die mögliche staatliche Förderung, die sowohl einzelne Organisationen als auch die Wirtschaft insgesamt erhalten können. Der Grund dafür ist der solide Zustand der öffentlichen Finanzen sowie die Mechanismen, die der Regierung der Russischen Föderation und der Bank von Russland zur Verfügung stehen, um die Situation auf den Finanzmärkten zu stabilisieren, das Liquiditätsniveau und die Kredittätigkeit der Banken aufrechtzuerhalten, usw.

ACRA berücksichtigt die Tatsache, dass Sanktionsdruck und Finanzmarktinstabilität Faktoren sind, denen viele ACRA-Kunden bis zu einem gewissen Grad bereits begegnet sind. Die Agentur berücksichtigt die Anpassungspläne von Organisationen im Finanz- und Nichtfinanzsektor, um den realisierten Risiken entgegenzuwirken. Die Kunden von ACRA haben zuvor verschiedene Szenarien für erhöhten Sanktionsdruck bewertet und verfügen über Aktionspläne für eine solche Situation. Dadurch werden die Folgen laufender Ereignisse abgemildert und das Risiko von Liquiditätsproblemen eliminiert.

Die Agentur ist davon überzeugt, dass die hohe Qualität der vergebenen Ratings, nämlich ihre Stabilität und ihr Vorhersagepotenzial, durch die tatsächliche Leistung der Kunden von ACRA belegt wird.

„ACRA möchte allen Marktteilnehmern ihr anhaltendes Bekenntnis zu den Grundprinzipien unabhängiger und objektiver Tätigkeit versichern,“ beteuern die Russen, „einschließlich vollständiger Transparenz der Richtlinien und Ansätze der Agentur, die darauf abzielen, den Ruf der Agentur bei Ratingnutzern zu erhalten und zu stärken.“

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Russischer Stimmungsschock

Von Dr. Oliver Everling | 25.Februar 2022

„Ein russischer Schock für die Stimmung“, so der Titel eines Researchberichts der Ratingagentur KBRA. In einer früheren Veröffentlichung von KBRA, „Normalization and the Risks to Credit“, hatten die Analysten von KBRA den Gegenwind politischer Risiken hervorgehoben.

„Insbesondere in Bezug auf Russland und seine Pläne für die Ukraine und möglicherweise darüber hinaus stellten wir fest,“ schreiben die Analysten nun, „dass die Bandbreite möglicher Ergebnisse ungewöhnlich groß war und die gesamte Bandbreite wirtschaftlich störender Ergebnisse abdeckte. Nach den Ereignissen vom 24. Februar haben wir jetzt mehr Klarheit über das unmittelbare Ziel des russischen Präsidenten Wladimir Putin, das darin besteht, die Ukraine zu entmilitarisieren und ihre Führer zu ersetzen.“

Aber dieses Ziel erhöhe nur die Wahrscheinlichkeit von negativeren Randereignissen, glaubt KBRA: „Wir gehen davon aus, dass die Invasion zumindest den bereits vorherrschenden wirtschaftlichen Gegenwind aus nachlassendem Wachstum und steigender Inflation beschleunigen wird, was weiterhin auf das Vertrauen und die Risikobereitschaft von Verbrauchern, Unternehmen und Anlegern zurückgreifen wird. Und das wiederum wird die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den nächsten 12 bis 24 Monaten etwas weiter erhöhen, da sie von den sehr niedrigen Niveaus aus dem Jahr 2021 absteigt.“

Unterdessen bleibt Unsicherheit bestehen, nämlich die Reaktion des Westens; die Auswirkungen russischer Sanktionen auf die globale und regionale Wirtschaft; Chinas mögliche Rolle in der Zukunft; wie die Invasion und Wirkung von Sanktionen die Spielbücher der Zentralbanken zur Verschärfung der Finanzbedingungen verändern; und – aus Sicht der Analysten noch bedrohlicher – Putins längerfristiges Ziel.

Zum Vergleich: Russland und die Ukraine machen nur 2 % der Weltwirtschaft aus. Aber Russland ist der weltweit größte Exporteur von Weizen und Düngemitteln, der zweitgrößte Exporteur von Rohöl und der drittgrößte Kohleexporteur. „Sanktionen dürften diese Handelsströme stören, inflationäre Tendenzen verschärfen und als Steuer auf den Verbrauch wichtiger Rohstoffe wirken. Wichtig ist,“ folgert KBRA, „dass der Ausschluss Russlands aus dem internationalen Swift-Zahlungssystem nicht Teil der Reaktion des Westens war, ebenso wenig wie das Durchgreifen gegen russische Energieexporte.“

Was die Zentralbanken anbelangt, so könnte die Zeit der „Höhepunkte der restriktiven Haltung“ angesichts der Ungewissheit, die die globale Nachfrage jetzt umgibt, vorbei sein. Was Putins längerfristiges Ziel anbelangt, so habe sich die Idee, dass der Aufbau von Streitkräften an der ukrainischen Grenze lediglich eine Pose war, um Zugeständnisse vom Westen zu erpressen, als gegenteilig erwiesen.

„Mit Blick auf die Zukunft erinnert uns die Invasion Russlands daran,“ geben die Analysten zu bedenken, „dass das NATO-Bündnis nach wie vor relevant ist, und offenbart gleichzeitig ein ermutigtes China. Mit anderen Worten, die Risiken des Machtgleichgewichts wurden nicht gezähmt, auch wenn die relativ ruhige Zeit nach dem Kalten Krieg etwas anderes vermuten ließ.

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Berliner und Blender

Von Dr. Oliver Everling | 23.Februar 2022

Viceroy Research ist „short“, wenn es um die schwedische SBB  (Samhällsbyggnadsbolaget) und die für diese Gesellschaft börsennotierten Schuldtitel geht. Auf RATING.REPAIR wurde frühzeitig vor dem „Rating Shopping“ gewarnt, mit dem der Hauptaktionär seine Gesellschaften vom spektulativen Rating zu besseren Ratings bewegt.

Aus Sicht der Experten ist die SBB „ein schuldengetriebener Rollup mietpreisgebundener Vermögenswerte“. Hinter dem Schleier finanzieller Spielereien finden Investoren nach Ansicht von Viceroy Research zügellose Insidergeschäfte des CEO, seiner Berater und seiner „unabhängigen“ Vorstandsmitglieder. Zu einem Blendwerk passt wohl auch der Einkauf guter Ratings.

Die SBB fahre mit Investoren und Anleihegläubiger Schlitten, heißt es sinngemäß in dem Report von Viceroy Research: „Beginnen wir mit der Governance. Ein rudimentärer Hintergrundcheck über den Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung der SBB enthüllt mehrere nicht offengelegte, intime Beziehungen zwischen den Verwaltungsratsmitgliedern und/oder mit der SBB. Es deckt auch Polizeirazzien und Verhaftungen, Ermittlungen wegen Wirtschaftskriminalität und inakzeptable Interessenkonflikte auf“.

Trotz eindeutiger Hinweise und Warnungen wird das Unternehmen von Ilija Batljan, die ILIJA BATLJAN INVEST AB, noch heute von einer Berliner Ratingagentur, die den Status einer durch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) registrierten Ratingagentur mit den damit verbundenen Privilegien genießt, mit Anlagequalität („investment grade“, BBB-/Stable) beurteilt.

CEO Ilija Batljan wurde von der schwedischen Wirtschaftskriminalitätsbehörde wegen Insiderhandels festgenommen und seine Geschäfte untersucht, wobei der Schwerpunkt auf Transaktionen zwischen Nyfosa und SBB lag. „Trotzdem wurden die Ermittlungen eingestellt“, stellen die Analysten von Viceroy Research fest.

Ilija Batljan sei zuvor aus seiner Position als stellvertretender CEO von Rikshem entlassen worden, weil er sich ohne Zustimmung des Vorstands an Nebengeschäften zum persönlichen Vorteil beteiligt hatte – direkt im Konflikt mit Rikshem, berichtet Viceroy Research und verweist außerdem darauf, dass KPMG-Ermittler auch herausfanden, dass Batljan Rikshems Spesenkonto als sein „eigenes Sparschwein“ benutzte.

Lennart Schuss, Verwaltungsratspräsident der SBB, und Hans Runesten, Mitglied des Prüfungsausschusses, haben beide Transaktionen mit nahe stehenden Parteien mit der SBB getätigt, die nicht bekannt gegeben wurden, so der Bericht weiter.

„Die meisten Direktoren scheinen mit Immobilien zu handeln und/oder stark in Konkurrenten zu investieren,“ spekulieren die Analysten von Viceroy Research, „und der BOD kontrolliert über 50 % der Stimmrechte des Unternehmens. Dies schafft einen Lehrbuch-Interessenkonflikt und eine prekäre Position für Minderheitsaktionäre.“

Der Legal Counsel und Deal Advisor der SBB ist auch Verwaltungsratspräsident von IB Invest, der Holdinggesellschaft des CEO, dokumentiert der Bericht von Viceroy Research. „Seine Firma ist auch Ansprechpartner für die Whistleblower-Hotline der SBB. Diese Beziehung und seine Gebühren bleiben geheim.“

Auf everling.de und RATING.REPAIR wurde wiederholt schon über Ernst & Young (EY) berichtet. Auch Viceroy Research berichtet: „Ingemar Rindstig, ehemaliger leitender Wirtschaftsprüfer und EY-Partner der SBB, scheint sich zurückgezogen zu haben, nachdem eine Untersuchung der schwedischen Wirtschaftsprüfungsbehörde festgestellt hatte, dass Rindstig bei der Prüfung des SBB-Konkurrenten Oscar Properties, mit dem die SBB ebenfalls Geschäfte tätigte, fahrlässig war.“

Die Studie von Viceroy Research erschien mit dem Titel „Samhällsbyggnadsbolaget – Hard to pronounce, harder to justify value“ am 21. Februar 2022.

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Datenflut der Kryptokunst

Von Dr. Oliver Everling | 23.Februar 2022

Obwohl die Blockchain-Technologie üblicherweise mit Kryptowährungen in Verbindung gebracht wird, hat sie das Potenzial gezeigt, radikale strukturelle Veränderungen in der Kunst- und Kreativbranche herbeizuführen. Blockchains werden bereits in der Kunst eingesetzt, unter anderem zur Erfassung von Herkunfts- und Echtheitsregistern, zur Schaffung von partiellem Eigentum und zur Gewährleistung digitaler Knappheit.

Eine andere Form Blockchain-fähiger Innovation ist Kryptokunst. Kryptokunst ist eine aufstrebende Kunstbewegung in diesem Chiffrierraum, die digitale Kunstwerke mit einzigartigen und nachweislich seltenen, nicht fungiblen Token verbindet, die auf der Blockchain existieren.

Ein bisher nicht dagewesenes Potenzial der aufstrebenden Krypto-Kunstströmung besteht darin, einem digitalen Bild die „Würde“ eines wahren Kunstwerks zu verleihen, das durch die Blockchain-Technologie einzigartig, unveränderlich und sammelbar gemacht wird.

Dadurch entstand ein Kunstmarkt mit Künstlern, die Kunstwerke schaffen und digital symbolisieren. Erste Sammler konzentrieren sich auf dieses Gebiet und tragen so dazu bei, die Künstler zu fördern oder in sie zu investieren. Galerien veranstalten Marktplätze. Kuratoren und Kunstexperten befassen sich mit dem kulturellen Wert der Kunstwerke durch Interpretation und Information.

Als bedeutendes Nebenprodukt generiert Kryptokunst immer mehr offen verfügbare strukturierte und unstrukturierte Daten. Dies ist wahrscheinlich das Hauptmerkmal, das sie von traditioneller Kunst unterscheidet und daher besonders zugänglich macht für Ratingmethoden, die hier ein neues Anwendungsgebiet finden.

Der Blockchain-Kunstmarkt ist nach den Rollen von Künstlern und Sammlern aufgeteilt und stark auf wenige prominente Persönlichkeiten konzentriert. „Wir schlagen daher vor,“ schreibt Massimo Franceschet, Department of Mathematics, Computer Science, and Physics, University of Udine, Italy, „Kleinbergs Authority/Hub-HITS-Methode zu adaptieren, um Künstler und Sammler im Kunstkontext zu bewerten.“ Seine Studie vom 21. Oktober 2021 titelt „HITS hits art“.

Kleinbergs Authority/Hub-HITS-Methode zu adaptieren, scheint ihm eine vernünftige Wahl zu sein, da die ursprüngliche Methode ihre Punktzahlen geschickt in Form einer gegenseitigen rekursiven Beziehung zwischen Autoritäten/Künstlern – den Schürfern von Informationen/Kunst – und Knotenpunkten/Sammlern – den Sammlern solcher Informationen/Kunst – definiert.

„Wir haben die vorgeschlagene Methode im Sammler-Künstler-Netzwerk der Galerie SuperRare, dem großen Marktplatz für Kryptokunst, evaluiert. Wir haben festgestellt, dass die vorgeschlagenen Künstler- und Sammlermetriken nur schwach mit anderen netzwerkwissenschaftlichen Metriken wie Grad und Stärke korrelieren. Dies deutet auf die Möglichkeit hin, verschiedene Maßnahmen zu koppeln, um aktive Nutzer der Galerie zu profilieren.“

Massimo Franceschet schlägt Investitionsstrategien mit unterschiedlichen Chancen-Risiko-Verhältnissen für Sammler sowie Marketingstrategien mit unterschiedlichen Zielen für Künstler vor.

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Neue Anlegerchancen durch Krypto-Unternehmenswandelanleihe

Von Dr. Oliver Everling | 23.Februar 2022

Die Emission der Krypto-Unternehmenswandelanleihe der artec technologies AG (ISIN DE0005209589) mit einem Volumen von 1.999.984,00 Euro hat begonnen. Zunächst haben die bestehenden Aktionäre vom 23. Februar 2022 bis zum 8. März 2022 die Möglichkeit, das elektronische Wertpapier mittels Bezugsrecht zu erwerben. Das entsprechende Bezugsangebot wurde im Bundesanzeiger sowie auf der Homepage der Gesellschaft (artec.de) veröffentlicht. Als Emissionsbegleiter wurde das Bankhaus Scheich Wertpapierspezialist AG, einer der führenden Spezialisten an der Frankfurter Wertpapierbörse, mandatiert. Registerführer im Sinne des eWpG ist die Cashlink Technologies GmbH Frankfurt.

Die börsennotierte artec technologies AG (WKN 520958) aus Diepholz (Deutschland) entwickelt und produziert innovative Software- und Systemlösungen für die Übertragung, Aufzeichnung und Auswertung von Video-, Audio- und Metadaten in Netzwerken und Internet. artec bietet seinen Kunden einen Komplettservice (Projektierung, Inbetriebnahme, Service & Support) sowohl für die Standardprodukte als auch die Sonderentwicklungen und Cloud-Dienste an. Kunden sind nationale und internationale Broadcastunternehmen, Medienhäuser, Sicherheitsbehörden und Industrieunternehmen.

artec-Vorstand Thomas Hoffmann: „Unsere cloudbasierte Software und Systemlösung zur Kriminalitätsbekämpfung und Terrorabwehr hat sich bei Sicherheitsbehörden (BOS) in der Praxis bewährt. In den kommenden Jahren sehen wir in diesem Bereich erhebliche Wachstumschancen in Deutschland und dem europäischen Ausland. Die dafür notwendige Finanzierung wollen wir mit dem Krypto-Wertpapier weiter diversifizieren. Die Emission passt auch zur technologischen Weiterentwicklung von artec, da die Verschlüsselung von Videoaufnahmen in der Blockchain Teil unserer Forschungs- und Entwicklung-Arbeit ist. Beispielsweise sollen im Rahmen der Überwachung und Observierung aufgenommene Videoclips und Snapshots fälschungssicher gespeichert
werden.“

Institutionelle und private Anleger erhalten ab dem 11. März 2022 die Möglichkeit, nicht im Rahmen des Bezugsangebotes bezogene Schuldverschreibungen der Krypto-Unternehmenswandelanleihe der artec technologies AG zu erwerben.

Die Krypto-Pflichtwandelanleihe wird von artec als elektronisches Wertpapier nach dem am 10. Juni 2021 in Kraft getretenen Gesetz über elektronische Wertpapiere (eWpG) begeben. Die Emission erfolgt prospektfrei mit einem Basisinformationsblatt gemäß §§ 3 Nr. 2, 4 Abs. 1 Satz 4 WpPG („BIB“). Das BIB steht auf www.artec.de zum Download zur Verfügung.

Die Laufzeit des Wertpapiers beträgt 3 Jahre. Der Zinssatz beträgt 3 % p.a. Der Nennbetrag je Schuldverschreibung beträgt 28 Euro. Anleihegläubiger haben während des in den Anleihebedingungen genannten Ausübungszeitraums ein Wandlungsrecht in Aktien der Gesellschaft. Am Ende der Laufzeit erfolgt eine Pflichtwandlung der zu diesem Zeitpunkt noch ausstehenden Krypto-Unternehmenswandelanleihen in Aktien der Gesellschaft. Der Wandlungspreis je Aktie beträgt 2,80 Euro – vorbehaltlich einer Anpassung gemäß den Anleihebedingungen.

Im Rahmen des Bezugsangebotes nicht bezogene Krypto-Unternehmenswandelanleihen sollen Anlegern in der Bundesrepublik Deutschland ebenfalls prospektfrei auf Basis des BIB sowie im Wege einer Privatplatzierung in der Europäischen Union angeboten werden. Ein Angebot erfolgt insbesondere in keinerlei Weise in den Vereinigten Staaten von Amerika, Kanada, Japan oder sonstigen Ländern, in denen ein solches Angebot unzulässig wäre.

Rechtlich begleitet wird die Emission von Rechtsanwalt Christopher Görtz aus dem Kölner Büro der Rechtsanwaltskanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek.

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Chancen eines neuen geopolitischen Status Quo

Von Dr. Oliver Everling | 22.Februar 2022

Mit seinem Einmarsch in die Ostukraine schafft Russland neue geopolitische Fakten. Mit einem Schlag wurde der geopolitische Status Quo verändert. „Putin sieht den Westen im Prozess einer strategischen Erosion. Im Schulterschluss mit China nutzt Putin diese Schwäche nun kaltblütig aus; er führt damit der Welt vor, dass auch die Machtoptionen der USA nur noch sehr begrenzt sind“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute.

Der aktuelle Vorgang zeige, dass sich die Weltordnung in einer Phase beschleunigter Neuausrichtung befinde. Damit bestätige sich die Prognose einer „geopolitischen Progression“, die das FERI Cognitive Finance Institute bereits vor einiger Zeit vorgelegt habe.

Das Phänomen der „geopolitischen Progression“ werde bislang vor allem durch den strategischen Konflikt zwischen den USA und China geprägt. Dabei gehe es um globale Dominanz und die mögliche wirtschaftliche und technologische Vorherrschaft in den kommenden Jahren. „Diese Konkurrenz zwischen der alten und einer neuen Supermacht gewinnt schon seit einiger Zeit an Schärfe. Das geopolitische Gleichgewicht trägt zwar noch, aber es wird zunehmend fragil“, so Rapp.

Nun kehrt mit Russland ein geopolitischer Akteur zurück, der schon früher einen Platz auf der Weltbühne anstrebte.

Der neue Machtanspruch bewirke zunehmende Verspannung und verändere die Dynamik der geopolitischen Progression. „Entscheidend ist, wie sich das Verhältnis dieser Kräfte ausrichtet. Leider geht dieser Prozess aber ganz klar in eine für den Westen gefährliche Richtung,“ erklärt Rapp.

Vor 50 Jahren habe Amerika sich überraschend an China angenähert, um so den weltweiten Einfluss der Sowjetunion zu begrenzen. Diese „geopolitische Triangulation“ habe den USA dabei geholfen, den Kalten Krieg gegen die Sowjets zu gewinnen. „Das alte Prinzip der Triangulation hat sich aber zuletzt umgekehrt: Nun arbeiten Russland und China gemeinsam gegen die USA“, so Rapp.

Das neue Einvernehmen zwischen Russland und China schränke den geopolitischen Handlungsspielraum der USA bereits stark ein, wie der aktuelle Ukraine-Konflikt sehr deutlich zeige. Da China mit Taiwan ganz ähnliche Ambitionen verfolge wie Putin mit der Ukraine, ergebe sich eine natürliche Interessengleichheit. „Diese neue geopolitische Triangulation ist aus Sicht des Westens extrem gefährlich. Sie setzt die USA unter Druck und lässt weitere Eskalationen erwarten, speziell mit Blick auf Taiwan“, erklärt Rapp. Das FERI Cognitive Finance Institute werde diese Entwicklungen auch weiterhin sehr intensiv beobachten.

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Deutschlands trüber Ausblick, aber Insolvenzzahlen bleiben vorerst niedrig

Von Dr. Oliver Everling | 17.Februar 2022

Dänemark steigt beim Kreditversicherer Coface in die Riege der Länder mit einer A1-Bewertung auf. Die dänische Wirtschaft sei breit aufgestellt und hat sich in den vergangenen zwei Corona-Jahren als sehr resilient erwiesen. „Dafür gibt es mehrere Gründe: zum Beispiel die strategische Ausrichtung hin zur Pharmabranche, die Konzentration auf erneuerbare Energien mit Schwerpunkt Windkraft sowie eine breite Produktpalette im Lebensmittelsektor. Hinzu kommen sehr gute Daten zur Zahlungsmoral in Dänemark, ein flexibles Pandemiemanagement und die höchste Impfquote in Nordeuropa“, sagt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg.

Eine extrem hohe Inflationsrate, die im Januar bei 48,7% im Vergleich zum Vorjahr lag, könnte in der Türkei in Kombination mit der extremen Abwertung der Lira und der kaum reagierenden Geldpolitik das Risikolevel des Landes weiter in die Höhe schnellen lassen. Die Türkei rutscht bei Coface von B auf C. Auch der Inselstaat Sri Lanka wird angesichts eines drohenden Staatsbankrotts von den Coface-Analysten herabgestuft – von Risikoklasse C auf D.

Neben Dänemark werden mit Honduras, Guyana (beide von D auf C) und Costa Rica (von C auf B) drei Länder in Mittel- und Südamerika besser bewertet. Honduras Konjunkturausblick hat sich parallel zur wirtschaftlichen Erholung der USA verbessert. Die Vereinigten Staaten sind der wichtigste Exportpartner des Landes. Hinzu komme eine verbesserte staatliche Finanzsituation und eine Beruhigung der politischen Lage vor Ort. Ähnliche Gründe führen die Analysten von Coface auch an, um die bessere Risikobewertung Costa Ricas zu begründen, das zudem vom stärkeren US-Tourismus profitiert. Guyana ist aufgrund großer Ölvorkommen ein Profiteur der hohen Energiepreise.

Die Länderrisikoeinschätzung für Deutschland bleibt bei A2, nachdem sie zuletzt im Oktober 2021 von A3 angehoben wurde. Der Hoffnung auf eine erneute Aufwertung machte die Omikronwelle einen Strich durch die Rechnung. Auch der Ausblick auf das Jahr 2022 hat sich eingetrübt. Ein Flickenteppich unterschiedlicher Regelungen und die daraus entstehende Verunsicherung hielten die Konsumausgaben auf einem niedrigen Niveau. „Zudem frisst die anhaltend hohe Inflation, deren Jahresrate im Januar bei Weitem nicht so stark gefallen ist, wie es Sondereffekte aus dem Vorjahr hätten vermuten lassen, die Kaufkraft der Konsumenten auf“, sagt Christiane von Berg.

Als Reaktion auf Omikron hat der Bund bis Ende März die Überbrückungshilfe IV eingeführt. In der Folge sollten die Hilfen zum Jahresstart einen deutlichen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen verhindern, erwartet Coface. Bis zum November 2021 lag die Zahl der Firmenpleiten im Jahresverlauf noch immer 12% unterhalb des gleichen Zeitraums im Vorjahr. Mit Blick auf die Branchen verzeichneten lediglich die Chemie- (+91%) sowie die Energiebranche (+3%) bis Oktober einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr.

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