Stabilität bei chinesischen Bauunternehmen
Von Dr. Oliver Everling | 14.Februar 2022
Die Rohstoffpreise in China werden nach dem Höchststand im Jahr 2021 hoch bleiben, prognostiziert die Ratingagentur Moody’s Investors Service in einer neuen Studie mit dem Titel „Building materials, construction – China Supply constraints benefit raw material producers over construction contractors.“
Während die Preise für Rohstoffe wie Stahl, Aluminium und Zement im Jahr 2021 ihren Höhepunkt erreichten und voraussichtlich zurückgehen werden, wenn sich das Nachfragewachstum verlangsamt, werden sie im Jahr 2022 hoch bleiben, so die Prognose der Analysten.
Das Angebot wird weiterhin aufgrund behördlicher Kontrollen der Produktionskapazität angespannt bleiben, während eine robuste Infrastrukturnachfrage dazu beitragen könnte, die Schwäche auf dem Immobilienmarkt auszugleichen.
Moody’s Analysten deuten an, wo es stabile Ratings oder sogar Heraufstufungen geben könnte: Führende Rohstoffproduzenten werden von einem knappen Angebot und einer möglichen Konsolidierung profitieren. Stahl-, Aluminium- und Zementproduzenten sehen sich aufgrund behördlicher Kontrollen zunehmenden Schwierigkeiten gegenüber, neue Kapazitäten in China aufzubauen. Gleichzeitig wird die politischen Ziele der Regierung zur CO2-Neutralisierung und zum Umweltschutz die bestehende Versorgung durch eine geringere Auslastung in Anlagen, die die behördlichen Anforderungen nicht erfüllen können, und die anschließende Schließung der Anlage weiter reduzieren.
„Wir glauben,“ geben die Analysten von Moody’s preis, „dass Branchenführer wie Anhui Conch Cement Company Limited (von Moody’s A2 stabil geratet) und China Baowu Steel Group Corporation Limited (ebenfalls mit A2 stabil geratet) ihre Marktanteile im Zuge der fortschreitenden Branchenkonsolidierung weiter steigern werden.“
Starke Rohstoffpreise unterstützen weiterhin die Kreditqualität der Materialproduzenten. Von starken Rohstoffpreisen profitieren Stahlhersteller, Aluminiumhütten und Zementproduzenten, weil sie bei gleicher Produktionsmenge höhere Umsätze und Erträge erzielen können.
Steigende Rohstoffpreise haben den meisten bewerteten Unternehmen in diesem Sektor bereits geholfen, die Verschuldung im Jahr 2021 zu reduzieren. Moody’s Analysten erwarten, dass starke Preise den Unternehmen helfen werden, stabile Gewinne zu erzielen und die Verschuldung im Jahr 2022 niedrig zu halten.
Hohe Rohstoffpreise werden die Kosten für Bauunternehmer erhöhen. Die Kosten für Rohstoffe, einschließlich Stahl, Aluminium und Zement, sind eine der wichtigsten Kostenkomponenten für Bauunternehmen. Neben anderen Faktoren werden hohe Rohstoffpreise die EBITDA-Margen für bewertete Bauunternehmen auf ein schwächeres Niveau von etwa 7,6 % in den Jahren 2021 und 2022 drücken, dem niedrigsten Stand seit 2017.
Bei den von Moody’s gerateten Bauunternehmen sieht die Agentur zentralisiertes Beschaffungsmodelle, Kostenweitergabeklauseln in Verträgen und Bemühungen, sich in Untersegmenten mit höheren Margen zu engagieren. Diese Maßnahmen sollten nach Ansicht von Moody’s dazu beitragen, die Margen vor einem signifikanten Rückgang zu schützen.
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ESMA setzt kleinere Ratingagenturen unter Druck
Von Dr. Oliver Everling | 10.Februar 2022
Das Interesse der Anleger an nachhaltiger Finanzierung ist in den letzten Jahren exponentiell gewachsen. Von diesem Trend profitierten insbesondere die auf Nachhaltigkeitsratings spezialisierten Ratingagenturen wie oekom research, die inzwischen zur Gruppe der Deutschen Börse gehört.
Vor diesem Hintergrund haben auch einige Kreditratingagenturen (CRAs) versucht, transparenter zu werden, wie Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) in ihre Kreditratings integriert werden.
Um ein einheitliches Maß an Transparenz für Anleger in Bezug auf ESG-Themen zu gewährleisten, begann die Europäische Wertpapier und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) am 30. März 2020 mit der Anwendung von Leitlinien dafür, wie und wann die Erwägungen von Ratingagenturen zu ESG-Faktoren in Pressemitteilungen zu Kreditratings offengelegt werden sollen.
Nun bewertet die Umsetzung dieser Leitlinien, wie sie auch in der Renewed Sustainable Finance Strategy der Europäischen Kommission vorgesehen ist. „Wir wenden Techniken zur Verarbeitung natürlicher Sprache auf einen einzigartigen Datensatz von über 64.000 Pressemitteilungen von Ratingagenturen an,“ schreibt ESMA in ihrem Bericht (Text mining ESG disclosures in rating agency press releases), „die zwischen dem 1. Januar 2019 und dem 30. Dezember 2020 veröffentlicht wurden. Wir stellen fest, dass das Gesamtniveau der ESG-Offenlegungen in den Pressemitteilungen von Ratingagenturen seit der Einführung der Leitlinien zugenommen hat.“
Es gebe jedoch eindeutig Raum für weitere Verbesserungen, urteilt ESMA: „Das Niveau der ESG-Offenlegung unterscheidet sich erheblich zwischen den Ratingagenturen und den ESG-Faktoren (insbesondere Umweltthemen). Darüber hinaus beobachten wir Abweichungen in den Offenlegungen der Ratingagenturen selbst bei bewerteten Unternehmen, die ESG-Faktoren stark ausgesetzt sind, im Vergleich zu ihren Branchenkollegen.“
Ratingagenturen können unterschiedliche methodische Ansätze verfolgen, was die beobachtete Heterogenität in gewissem Maße erklären könnte. Außerdem sind nicht alle ESG-Faktoren für die Kreditwürdigkeit eines Emittenten oder Instruments relevant, die ein Kreditrating misst. Da jedoch alle Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit in den Mittelpunkt ihres Ansatzes stellen, ist unklar, warum einige Ratingagenturen ESG-Faktoren für relevant halten und in ihren Pressemitteilungen darüber berichten, während andere dies noch nicht tun – insbesondere im Fall von Kreditratings für Emittenten, die laut öffentlichen Daten oder laut anderen Ratingagenturen, die dieselben Emittenten oder ihre Instrumente bewerten, als stark ESG-exponiert eingestuft sind.
ESMA hält die Unterschiede daher für „ziemlich auffällig“. Nkönnten Anleger in diesem Bereich von weiterer Transparenz profitieren. „Die ESMA wird geeignete Aufsichts- und Politikinstrumente in Betracht ziehen, um dieses Ergebnis zu erreichen. Gleichzeitig ändert zusätzliche Transparenz nicht unbedingt die Art und Weise, wie ESG-Faktoren per se in Kreditratings einbezogen werden.“
ESG-Faktoren nicht immer relevant für die Bestimmung der Kreditwürdigkeit eines Emittenten oder Instruments. Darüber hinaus können Ratingagenturen aufgrund des in der CRA-Verordnung enthaltenen Grundsatzes der Nichteinmischung nicht verpflichtet werden, ESG-Faktoren in ihren Methoden zu berücksichtigen. Im Einklang mit der Strategie der Europäischen Kommission zur Finanzierung des Übergangs zu einer nachhaltigen Wirtschaft plant die ESMA für 2022 weitere Arbeiten darüber, wie ESG-Faktoren von Ratingagenturen in ihre Methoden integriert werden, und wird ihre Ergebnisse mit der Kommission teilen. Darüber hinaus wird die ESMA weiterhin mit Ratingagenturen zusammenarbeiten, um die zugrunde liegenden Ursachen der beobachteten Heterogenität zu verstehen und sicherzustellen, dass die Leitlinien einheitlich umgesetzt werden.
Im deutschen Koalitionsvertrag „Mehr Fortschritt wagen Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit“, dem Koalitionsvertrag 2021 – 2025 zwischen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN und den Freien Demokraten (FDP), heißt es zum Thema „Sustainable Finance“: „Wir wollen Deutschland zum führenden Standort nachhaltiger Finanzierung machen und uns dabei am Leitbild der Finanzstabilität orientieren. Angemessene Rahmenbedingungen für nachhaltige Finanzprodukte unterstützen wir. Nicht-risikogerechte Eigenkapitalregeln lehnen wir ab. Klima- und Nachhaltigkeitsrisiken sind Finanzrisiken. Wir setzen uns für europäische Mindestanforderungen im Markt für ESG-Ratings und die verbindliche Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken in Kreditratings der großen Ratingagenturen ein.“
Im Koalitionsvertrag werden nur die „großen Ratingagenturen“ genannt. Die von ESMA festgestellten Defizite können aber kaum die „großen Ratingagenturen“ betreffen, da diese bereits umfassende ESG-Kriteriologien in ihre Kreditratingmethodologien aufgenommen und sogar auf Nachhaltigkeitsratings spezialisierte Agenturen gekauft sowie in ihre Ratingkonzerne integriert haben, sondern die Aufzählung von Defiziten kann nur als eine gegen kleinere Agenturen gerichtete Kritik verstanden werden, die bisher nicht über die notwendigen Ressourcen verfügten, ESG-Kriterien professionell zu berücksichtigen. So rennt auch die Forderung der Bundesregierung bei den „großen Ratingagenturen“ nur offene Türen ein.
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Moody’s Investors Service erreicht operative Marge von 62,2 %
Von Dr. Oliver Everling | 10.Februar 2022
Für die Ratingagentur Moody’s Corporation liegen erneut glänzende Ergebnisse vor, denn es addiert sich zu den Vorquartalen nun ein gutes viertes Quartal 2021.
„Moody’s erzielte 2021 Rekordeinnahmen mit Moody’s Investors Service und Moody’s Analytics, die beide ein Wachstum im mittleren Zehnerprozentbereich erzielten“, sagte Rob Fauber, President und Chief Executive Officer von Moody’s.
„Im Laufe des Jahres haben wir strategisch in unser Geschäft investiert, um unseren Kunden dabei zu helfen, bessere Entscheidungen in Bezug auf ein breiteres Spektrum von Risiken zu treffen. Diese Investitionen versetzen uns in die Lage, unsere Angebotspalette weiter auszubauen und langfristigen, nachhaltigen Wert für alle unsere Stakeholder zu schaffen. Für 2022 bedeutet dies ein prognostiziertes Umsatzwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich und ein bereinigtes verwässertes EPS im Bereich von 12,40 bis 12,90 US-Dollar. Während wir unsere Angebote zur integrierten Risikobewertung skalieren, freuen wir uns auch, neue mittelfristige Prognosen vorzustellen, einschließlich unserer Erwartung, dass die Einnahmen von Moody’s auf durchschnittlicher Jahresbasis um mindestens 10 % wachsen und die bereinigte operative Marge im niedrigen 50 Prozent Reichweite liegen werden.“
Moody’s Corporation meldete für die drei Monate zum 31. Dezember 2021 einen Umsatz von 1,5 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 19 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Die Währungsumrechnung wirkte sich ungünstig um 1 % auf den Umsatz von Moody’s aus.
Der Umsatz speziell der Ratingagentur im Konzern, Moody’s Investors Service, belief sich im vierten Quartal 2021 auf 871 Millionen US-Dollar, was einem Anstieg von 19 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Die Währungsumrechnung wirkte sich ungünstig auf den MIS-Umsatz um 1 % aus.
Die Einnahmen aus Ratings für Unternehmensfinanzierungen stiegen um 20 % auf 444 Millionen US-Dollar, was hauptsächlich auf die robusten Leveraged-Loan-Aktivitäten in den USA und EMEA zurückzuführen ist, da die Emittenten weiterhin bestehende Schulden refinanzieren und M&A-Transaktionen finanzieren. Emissionen mit Investment-Grade-Rating unterstützten das Wachstum weiter, was teilweise durch einen Rückgang des Angebots an Hochzinsanleihen ausgeglichen wurde.
Die Einnahmen aus Ratings für Finanzinstitute stiegen um 6 % auf 137 Millionen US-Dollar, was in erster Linie darauf zurückzuführen ist, dass Emittenten weiterhin von dem attraktiven Zins- und Spreadumfeld profitieren. Außerdem spielen Akquisitionsfinanzierungen eine bedeutende Rolle.
Die Einnahmen aus Ratings für öffentliche Finanzen, Projekt- und Infrastrukturfinanzierungen gingen nur um 2 % auf 118 Millionen US-Dollar zurück. Dies war das Ergebnis verstärkter Infrastrukturfinanzierungsaktivitäten außerhalb der USA, denen geringere öffentliche Finanzen in den USA und substaatliche EMEA-Angebote gegenüber standen, da der Finanzierungsbedarf der Emittenten in den vorangegangenen Quartalen weitgehend gedeckt worden war.
Die Einnahmen aus Ratings für strukturierte Finanzierungen beliefen sich auf 161 Millionen US-Dollar, ein Anstieg um 66 %. Die Suche der Anleger nach Rendite und anhaltend günstigen Marktbedingungen, einschließlich historisch enger Spreads, trieben das Wachstum sowohl bei neuen als auch bei refinanzierten Geschäften mit besicherten Kreditverpflichtungen sowie bei der Emission von gewerblichen und privaten hypothekenbesicherten Wertpapieren voran.
Die Betriebskosten der Moody’s Corporation im vierten Quartal 2021 beliefen sich auf insgesamt 1,0 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 21 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Betriebs- und transaktionsbezogene Kosten im Zusammenhang mit den jüngsten Akquisitionen trugen etwa 15 Prozentpunkte zum Wachstum bei. Die absichtliche Beschleunigung von Investitionen in mehreren Wachstumsmärkten mit hoher Priorität trug 9 Prozentpunkte zum Gesamtanstieg bei, und höhere Anreize, Provisionen und aktienbasierte Vergütungsabgrenzungen machten 4 Prozentpunkte aus. Einsparungen aus laufenden Kosteneffizienzinitiativen senkten das Kostenwachstum um 3 Prozentpunkte. Die Umrechnung von Fremdwährungen wirkte sich mit 1 % positiv auf die Betriebskosten aus.
Das Betriebsergebnis von 514 Millionen US-Dollar stieg um 16 % und das bereinigte Betriebsergebnis1 von 589 Millionen US-Dollar um 11 %, ohne Abschreibungen und Amortisationen sowie Restrukturierungskosten des Vorjahreszeitraums. Die Währungsumrechnung wirkte sich ungünstig auf das Betriebsergebnis und das bereinigte Betriebsergebnis1 um jeweils 2 % aus. Die operative Marge von Moody’s betrug 33,4 % und die bereinigte operative Marge1 38,3 %.
Die „cash cow“ oder der „Goldesel“ des Konzerns bleibt die Ratingagentur, denn die bereinigte operative Marge von Moody’s Investors Service betrug 53,6 % gegenüber der einer bereinigten operativen Marge von Moody’s Analytics 14,9 %. Gegenüber S&P Ratings bleibt Moody’s Investors Service jedoch zurück, denn S&P Ratings berichtete für das Ratinggeschäft über eine Marge von 64 % für das Gesamtjahr 2021, während Moody’s Investors Service für das Gesamtjahr nur eine operative Marge von 62,2 % erreichte.
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S&P glänzt mit 64 % Gewinnmarge beim Rating
Von Dr. Oliver Everling | 9.Februar 2022
Im Jahresabschluss für 2021 präsentiert sich S&P Global Inc. (S&P) erneut als ein führender Anbieter transparenter und unabhängiger Ratings, Benchmarks, Analysen und Daten für die Kapital- und Rohstoffmärkte weltweit. Der Führungsanspruch der Ratingagentur wird durch beeindruckende Gewinnmargen untermauert.
Zu den für dieses Ergebnis maßgeblichen Teilnehmern an den Kapitalmärkten zählt S&P Vermögensverwalter, Investmentbanken, Geschäftsbanken, Versicherungsunternehmen, Börsen, Handelsunternehmen und Emittenten. Außerdem spielen die Rohstoffmärkte für S&P eine bedeutende Rollumfassen Produzenten, Händler und Vermittler in den Bereichen Energie, Petrochemie, Metalle und Landwirtschaft. „Wir bedienen unsere globalen Kunden durch eine breite Palette von Produkten und Dienstleistungen, die sowohl über Drittanbieter- als auch über eigene Vertriebskanäle erhältlich sind. Wir wurden im Dezember 1925 nach den Gesetzen des Staates New York gegründet.“
S&P’s Geschäftstätigkeit besteht heute aus vier berichtspflichtigen Segmenten: S&P Global Ratings („Ratings“), S&P Global Market Intelligence („Market Intelligence“), S&P Global Platts („Platts“) und S&P Dow Jones Indices („Indizes“).
Im November 2020 schlossen S&P Global und IHS Markit Ltd (IHS Markit) eine Fusionsvereinbarung, wonach unter anderem eine Tochtergesellschaft von S&P Global mit und in IHS Markit fusionieren wird, wobei IHS Markit als hundertprozentige Tochtergesellschaft von S&P Global die Fusion überdauern wird. Gemäß den Bedingungen des Fusionsvertrags wird jede ausgegebene und ausstehende Aktie von IHS Markit (mit Ausnahme von ausgeschlossenen Aktien und abweichenden Aktien) in das Recht umgewandelt, 0,2838 voll eingezahlte und nicht bewertbare Stammaktien von S&P Global (und ggf. Barzahlung anstelle von Aktienbruchteilen, ohne Zinsen), abzüglich allfälliger Quellensteuern. Am 11. März 2021 stimmten die Aktionäre von S&P Global und IHS Markit für den Fusionsvertrag. Zum 31. Dezember 2021 hatte IHS Markit rund 399,1 Millionen Aktien im Umlauf. Vorbehaltlich bestimmter Vollzugsbedingungen soll die Fusion im ersten Quartal 2022 abgeschlossen werden.
Das Segment „Ratings“ umfasst das unabhängige Angebot von Kreditratings, Research und Analysen. Dieses Segment bietet Investoren und anderen Marktteilnehmern Informationen, Ratings und Benchmarks. Kreditratings sind eines von mehreren Instrumenten, die Anleger bei Entscheidungen über den Kauf von Anleihen und anderen festverzinslichen Anlagen verwenden können. Sie stellen Meinungen zum Kreditrisiko dar.
S&P’s Ratings drücken die Meinung der Ratingagentur über die Fähigkeit und Bereitschaft eines Emittenten aus, wie z. B. eines Unternehmens oder einer staatlichen Regierung oder städtischen Verwaltung, seinen bzw. ihren finanziellen Verpflichtungen vollständig und pünktlich nachzukommen: „Unsere Kreditratings können sich auch auf die Kreditqualität einer einzelnen Schuldtitelemission beziehen, beispielsweise einer Unternehmens- oder Kommunalanleihe, und auf die relative Wahrscheinlichkeit, dass die Emission ausfällt.“
Mit Niederlassungen in über 25 Ländern auf der ganzen Welt ist dieser Geschäftszweig von S&P ein wichtiger Teil der weltweiten Finanzinfrastruktur und spielt – wenn man die Geschichte der in S&P integrierten Gesellschaften mit berücksichtigt – seit über 150 Jahren eine führende Rolle bei der Bereitstellung von Informationen und unabhängigen Benchmarks für ihre Anlage- und Finanzentscheidungen für Investoren sowie des Zugangs zu den Kapitalmärkte. Die wichtigsten Zielgruppen, denen Ratings dienen, sind Investoren, Unternehmen, Regierungen, Kommunen, Geschäfts- und Investmentbanken, Versicherungsunternehmen, Vermögensverwalter und andere Emittenten von Schuldtiteln.
Da sich die Kapitalmärkte ständig weiterentwickeln, sieht sich S&P durch sein globales Netzwerk, seine gut etablierte Position auf den Unternehmensmärkten und seinen guten Ruf als Investor gut positioniert, um Chancen zu nutzen, die von anhaltenden regulatorischen Änderungen angetrieben werden.
Ratings disaggregiert seine Einnahmen zwischen Transaktion und Nicht-Transaktion. Transaktionseinnahmen umfassen hauptsächlich Gebühren für Ratings im Zusammenhang mit Neuemissionen von Unternehmens- und Staatsschuldtiteln sowie strukturierten Finanzinstrumenten; und Kreditratings von Banken.
Nicht transaktionsbezogene Einnahmen umfassen hauptsächlich Gebühren für die Überwachung einer Bonitätsbewertung, Jahresgebühren für kundenbeziehungsbasierte Preisprogramme, Gebühren für Unternehmensbonitätsbewertungen und globale Forschung und Analysen bei der indischen Ratingagentur CRISIL,
Das Leistungsportfolio von S&P’s Market Intelligence wurde entwickelt, um Anlageexperten, Regierungsbehörden, Unternehmen und Universitäten dabei zu helfen, die Performance zu verfolgen, Alpha zu generieren, Anlageideen zu identifizieren, Wettbewerbs- und Branchendynamiken zu verstehen, Bewertungen durchzuführen und Kreditrisiken einzuschätzen. Zu den wichtigsten Kunden von Market Intelligence gehören Investmentmanager, Investmentbanken, Private-Equity-Firmen, Versicherungsgesellschaften, Geschäftsbanken, Unternehmen, professionelle Dienstleistungsunternehmen, Regierungsbehörden und Aufsichtsbehörden.
Market Intelligence umfasst die folgenden Geschäftsfelder:
- Desktop – eine Produktsuite, die Daten, Analysen und Recherchen von Drittanbietern für globale Finanzexperten bereitstellt, einschließlich des Market Intelligence Desktop (der die Produkte S&P Capital IQ und SNL Desktop umfasst);
- Datenverwaltungslösungen – integrierte Massendaten-Feeds und Anwendungsprogrammierschnittstellen, die angepasst werden können, darunter Compustat, GICS, Point In Time Financials; und
- Credit Risk Solutions – kommerzieller Zweig, der Ratings‘ Kreditratings und damit verbundene Daten, Analysen und Recherchen verkauft, einschließlich abonnementbasierter Angebote, RatingsDirect® und RatingsXpress®; und Kreditanalyse.
Die Abonnementeinnahmen bei Market Intelligence stammen hauptsächlich aus der Verbreitung von Daten, Analysen, Recherchen Dritter und bonitätsbezogenen Informationen, hauptsächlich über webbasierte Kanäle, einschließlich Market Intelligence Desktop, RatingsDirect®, RatingsXpress® und Credit Analytics. Nicht-Abonnement-Einnahmen bei Market Intelligence beziehen sich hauptsächlich auf bestimmte Beratungs-, Preis- und Analysedienste.
Platts ist der führende unabhängige Anbieter von Informationen und Referenzpreisen für die Rohstoff- und Energiemärkte. Platts bietet wichtige Preisdaten, Analysen und Brancheneinblicke, die es den Rohstoff- und Energiemärkten ermöglichen, mit größerer Transparenz und Effizienz zu arbeiten. Zu den wichtigsten Kunden, die Platts bedient, gehören Produzenten, Händler und Vermittler in den Energie-, Petrochemie-, Metall- und Agrarmärkten.
Die Einnahmen von Platts werden hauptsächlich aus den folgenden Quellen generiert:
- Abonnementeinnahmen – hauptsächlich aus Abonnements von S&P’s Marktdaten und Markterkenntnisse (Preisbewertungen, Marktberichte und Kommentare und Analysen) zusammen mit anderen Informationsprodukten;
- Verkaufsnutzungsbasierte Lizenzgebühren – hauptsächlich aus der Lizenzierung von S&P’s proprietären Marktpreisdaten und Preisbewertungen an Warenbörsen; und
- Einnahmen ohne Abonnement – Konferenzsponsoring, Beratungsengagements und Veranstaltungen.
Indices ist ein globaler Indexanbieter, der eine Vielzahl von Indizes führt, um eine Reihe von Anlegerbedürfnissen zu erfüllen. Die Mission von Indizes besteht darin, transparente Benchmarks bereitzustellen, um bei der Entscheidungsfindung zu helfen, mit der Finanzwirtschaft zusammenzuarbeiten, um innovative Produkte zu entwickeln, und Anlegern Instrumente zur Überwachung der Weltmärkte bereitzustellen.
Indizes erzielt Einnahmen aus vermögensabhängigen Gebühren, wenn Anleger Gelder in seine proprietär gestalteten oder eigenen Indizes, Lizenzgebühren für die Nutzung seiner Indizes und in geringerem Umfang Datenabonnementvereinbarungen lenken. Insbesondere generiert Indizes Einnahmen aus den folgenden Quellen:
- Anlagevehikel – Asset-Linked-Gebühren wie börsengehandelte Fonds („ETFs“) und Investmentfonds, die auf den Benchmarks der S&P Dow Jones-Indizes basieren und Einnahmen durch Gebühren generieren, die auf Vermögenswerten und zugrunde liegenden Fonds basieren;
- Börslich gehandelte Derivate – verkaufsnutzungsbasierte Lizenzgebühren basierend auf dem Handelsvolumen von Derivatkontrakten, die an verschiedenen Börsen notiert sind;
- Indexbezogene Lizenzgebühren – feste oder variable jährliche und fondsgebundene Gebühren pro Emission für außerbörslich gehandelte Derivate und strukturierte Produkte für Privatanleger; und
- Daten und kundenspezifische Indexabonnementgebühren – Gebühren für die Unterstützung des Indexfondsmanagements, Portfolioanalysen und Recherchen.
Zum 31. Dezember 2021 beschäftigte S&P weltweit rund 22.850 festangestellte Mitarbeiter, darunter rund 14.600 in Asien, 5.300 in den USA, 2.150 in der europäischen Region und 800 im Rest der Welt.
In den drei Jahren zum 31. Dezember 2021 hat S&P durch eine Kombination aus Aktienrückkäufen und vierteljährlichen Dividenden etwa US$ 4,3 Mrd. an Aktionäre gezahlt: „Wir haben Aktienrückkäufe in Höhe von etwa 2,4 Milliarden US-Dollar getätigt und regelmäßige vierteljährliche Dividenden in Höhe von insgesamt etwa 1,9 Milliarden US-Dollar ausgeschüttet. Außerdem genehmigte der Vorstand am 26. Januar 2022 eine vierteljährliche Stammaktiendividende von 0,77 $ pro Aktie. Nach dem erwarteten Abschluss der Fusion mit IHS Markit wird der Vorstand die Dividendenpolitik des fusionierten Unternehmens überdenken.“
Bei einem Umsatz von US$ 8,297 Mrd. erreichte S&P 2021 ein Betriebsergebnis in Höhe von US$ 4,221 Mrd. (Operating Profit), das entspricht einer Gewinnmarge von 51 % (Operating Margin).
Der Umsatz stieg um 11 % mit einem ungünstigen Einfluss von 1 Prozentpunkt aus den Nettoauswirkungen der jüngsten Akquisitionen und Veräußerungen, angetrieben durch Steigerungen in allen berichtspflichtigen Segmenten. Das Umsatzwachstum bei Ratings wurde durch einen Anstieg sowohl der Transaktionseinnahmen als auch der Nicht-Transaktionseinnahmen angetrieben. Die Transaktionserlöse stiegen aufgrund höherer Erträge aus Bankdarlehensratings und strukturierten Finanzierungen.
- Die nicht transaktionsbezogenen Einnahmen stiegen hauptsächlich aufgrund einer Zunahme der Überwachung, der Bonitätsbewertungen von Unternehmen, einer Erhöhung der Einnahmen bei unserer CRISIL-Tochtergesellschaft und höherer Einnahmen aus dem Ratings Evaluation Service („RES“).
- Das Umsatzwachstum bei Market Intelligence wurde durch das Wachstum der Subskriptionserlöse bei Market Intelligence Desktop-Produkten, Kreditrisikolösungen und Datenverwaltungslösungen vorangetrieben.
- Das Umsatzwachstum bei Indizes war auf höhere durchschnittliche verwaltete Vermögenswerte für börsengehandelte Fonds („ETFs“) und Investmentfonds und höhere Einnahmen aus Datenabonnements zurückzuführen, die teilweise durch niedrigere Einnahmen aus börsengehandelten Derivaten ausgeglichen wurden.
- Der Umsatzanstieg bei Platts war in erster Linie auf die anhaltende Nachfrage nach Marktdaten- und Markteinblicksprodukten zurückzuführen. Wechselkurse hatten einen günstigen Einfluss von weniger als 1 Prozentpunkt.
Das Betriebsergebnis stieg um 17 %, mit einem günstigen Einfluss von Wechselkursen in Höhe von 1 Prozentpunkt. Ohne die ungünstigen Auswirkungen der Fusionskosten von IHS Markit im Jahr 2021 in Höhe von 31 Prozentpunkten, teilweise ausgeglichen durch höhere Mietminderungskosten im Jahr 2020 in Höhe von 16 Prozentpunkten, höhere Abfindungskosten für Mitarbeiter im Jahr 2020 in Höhe von 7 Prozentpunkten, höhere Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte aus Akquisitionen im Jahr 2020 von 4 Prozentpunkte und höhere technologiebedingte Wertminderungen im Jahr 2020 von 2 Prozentpunkten, stieg das Betriebsergebnis um 15 %. Der Anstieg war hauptsächlich auf das Umsatzwachstum in allen unseren berichtspflichtigen Segmenten in Verbindung mit einem Rückgang der Raumkosten zurückzuführen, der teilweise durch höhere Anreizkosten und einen Anstieg der Vergütungskosten ausgeglichen wurde, der auf zusätzliche Mitarbeiterzahlen und jährliche Leistungssteigerungen zurückzuführen war.
Den Umsatz im Segment „Ratings“ gibt S&P mit US$ 4,097 Mrd. bei einer 2021 weiter auf 64 % gesteigerten Gewinnmarge (Operating Margin) an. Die Gewinnmarge lag 2020 noch bei 62 %, 2019 bei 57 %. Im Unterschied zu den US-amerikanischen Agenturen werden von den durch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA zugelassenen Ratingagenturen in der Europäischen Union kaum vergleichbare Gewinne oder sogar jahrelang nur Verluste erwirtschaftet.
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Olympische Welt trägt das Virus zurück nach China
Von Dr. Oliver Everling | 8.Februar 2022
Die Corona-Pandemie wurde zuerst in China erkannt und verbreitete sich von dort aus in die ganze Welt – nun kehrt sich die Situation um, denn die Ehre, die olympischen Winterspiele ausrichten zu dürfen, paart sich offenbar mit der Rückkehr des Virus in dasjenige Land, das nach den allerersten Erfahrungen das Virus ganz aussperren wollte.
Laut Johns Hopkins University & Medicine gab es in der gesamten Pandemie bisher in der Volksrepublik China 121.629 bestätigte Fälle (in den USA 76,9 Millionen bestätigte Fälle), 4.849 Todesfälle (in den USA 905.543 Todesfälle) und die Zahl der verabreichten Impfdosen wird für China mit 3.010.669.000 angegeben. 1.227.387.000 Menschen sind in China vollständig geimpft, das sind 87,81 % der Bevölkerung.
„Nicht überraschend steigen in China die Corona-Neufallzahlen während der Olympischen Spiele deutlich an. Da das gesamte Umfeld der Sportveranstaltungen jedoch nahezu hermetisch abgeschirmt ist,“ beschwichtigt Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL, „rechnen wir mit keinen weiteren Auswirkungen dieser Entwicklung.“
Der Chefvolkswirt geht den Zahlen nach: „Im Zuge der Omikron-Welle verzeichnete China allerdings auch schon vor Olympia erhöhte Fallzahlen, denen das Land in gewohnt rigoroser Weise durch großflächige Shutdowns begegnete. Gerade diese Corona-Variante könnte für die chinesische Volkswirtschaft aber zu einem größeren Problem werden, denn in bestimmten Bevölkerungsgruppen sind die Impfquoten noch relativ gering, bspw. bei den über 70-jährigen.“
Zudem habe nicht einmal ein Viertel der Bevölkerung (etwa 23 %) die dritte Impfung (Booster) erhalten. Auch sei die Wirkung der chinesischen Impfstoffe gegenüber der Omikron-Variante vergleichsweise schwach.
„Aufgrund der No-Covid-Strategie der chinesischen Regierung seit Ausbruch der Pandemie ist auch die Immunisierung der Bevölkerung durch Infektionen gering. Somit könnte die Strategie – trotz eines geringeren Anteils an schweren Krankheitsverläufen – für eine Überauslastung der Gesundheitskapazitäten sorgen. Damit besteht die Gefahr,“ warnt Carsten Mumm, „dass die extrem restriktiven Corona-Maßnahmen, das im vierten Quartal angesprungene Wachstum nun wieder deutlich hemmen. Das deuten die zuletzt schwächer ausgefallenen Einkaufsmanagerindizes bereits an. Eine weitere Ausweitung des geldpolitischen Stimulus ist damit ein wahrscheinliches Szenario. Für die Weltwirtschaft wäre neben einer reduzierten Nachfrage aus China insbesondere die zwischenzeitliche Schließung von Containerhäfen ein Problem, weil die erwartete Entspannung von globalen Lieferketten dadurch einen Rückschlag erleiden könnte.“
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Kunst der Geldwäsche durch Kunst
Von Dr. Oliver Everling | 7.Februar 2022
Der US-amerikanische Anti-Money Laundering Act von 2020, erlassen als Teil des William M. (Mac) Thornberry National Defense Authorization Act für das Geschäftsjahr 2021, weist dem US-Finanzministerium die Aufgabe der Untersuchung zu, inwieweit Geldwäsche (ML) und Terrorismusfinanzierung (TF) durch den Handel mit Kunstwerken zu untersuchen. Nun liegt eine Studie vor und identifiziert Kunstmarktteilnehmer und Sektoren des hochwertigen Kunstmarkts in den Vereinigten Staaten, die ML- und TF-Risiken für das US-Finanzsystem darstellen können.
Die Studie untersucht auch, welche Anstrengungen US-Regierungsbehörden, Regulierungsbehörden und Marktteilnehmer unternehmen sollten, um diese Risiken weiter zu mindern. Die meisten Kunstmarktteilnehmer, einschließlich einiger Unternehmen, die Finanzdienstleistungen auf dem hochwertigen Kunstmarkt anbieten, unterliegen nicht den Verpflichtungen zur Bekämpfung von Geldwäsche/Terrorismusfinanzierung (AML/CFT).
Verschiedene Besonderheiten der Kunst im Vergleich zu anderen WIrtschaftsgütern, des Marktes für hochwertige Kunst und der Marktteilnehmer können den Markt für ML durch illegale Akteure attraktiv machen, so der Bericht. Insbesondere die hohen Dollarwerte einzelner Transaktionen, die einfache Transportierbarkeit von Kunstwerken, die langjährige Kultur der Privatsphäre auf dem Markt (einschließlich privater Verkäufe und Transaktionen) und die zunehmende Nutzung von Kunst als Investition oder finanzieller Vermögenswert, könnten den Handel mit hochwertiger Kunst für Geldwäsche noch anfälliger machen.
Die seltene Verwendung von Bargeld auf dem Markt für hochwertige Kunst und bereits bestehende Anforderungen an Finanzinstitute und Handelsunternehmen zur Meldung hochwertiger Bartransaktionen erschweren es Straftätern allerdings schon heute, den institutionellen Markt für hochwertige Kunst als Vehikel zum Waschen illegaler Bargeldeinnahmen zu nutzen. Die Studie fand jedoch einige Hinweise auf ein ML-Risiko auf dem institutionellen Markt für hochwertige Kunst, aber wenig Hinweise auf ein TF-Risiko.
Darüber hinaus kann der aufstrebende Online-Kunstmarkt neue Risiken bergen, je nach Struktur und Anreizen bestimmter Aktivitäten in diesem Marktsektor. Hier geht es beispielsweise um den Kauf von nicht fungiblen Token NFTs oder digitalen Einheiten auf einer zugrunde liegenden Blockchain, die Eigentum an einem digitalen Kunstwerk darstellen können. Um diese Risiken zu mindern, halten sich einige institutionelle Kunstmarktteilnehmer, wie bestimmte Auktionshäuser und Galerien, an besondere Verfahren zur Durchführung einer Due-Diligence-Prüfung bei potenziellen Käufern und Verkäufern.
Institutionelle Kunstmarktteilnehmer haben inhärente wirtschaftliche Anreize, um diese Informationen zu sammeln, wie z. B. Informationen über Kreditrisikoprobleme und Reputationspflege. Diese Maßnahmen seien „jedoch rein freiwillig“, warnt das Ministerium, und die Verfahren können nach Ermessen der Institution ausgesetzt oder außer Acht gelassen werden, ohne dass das Risiko besteht, dass die US-Regierung eine zivil- oder strafrechtliche Durchsetzungsklage einleitet.
In Teilen des Online-Kunstmarkts sei ein solches Risikomanagement weniger verbreitet, beispielsweise bei Börsen, die digitale Kunsttransaktionen hosten. „Darüber hinaus können illegale Akteure versuchen, Händler, Fachleute und Finanzdienstleistungsmitarbeiter auf dem Kunstmarkt zu nutzen oder zu bestechen, um Richtlinien und bewährte Verfahren für eine gewünschte Transaktion zu ignorieren“, heißt es in dem Bericht.
Ein erheblicher Teil der Geldwäsche auf dem Markt für hochwertige Kunst werde wahrscheinlich mit Hilfe solcher mitschuldigen Fachleute durchgeführt, spekuliert das US-Department of the Treasury. Während der Einsatz von mitschuldigen Fachleuten nicht nur auf dem Kunstmarkt vorkommt – er kann in jedem Beruf oder jeder Dienstleistung vorkommen – mache es die historisch private Natur des Marktes für hochwertige Kunste für Regierungsbehörden schwieriger, potenzielle Geldwäsche zu identifizieren und zu untersuchen.
Um diese ML-Risiken anzugehen, berücksichtigt die Studie mehrere regulatorische und nicht regulatorische Maßnahmen, die die US-Regierung in Betracht ziehen könnte. Zu den nichtregulatorischen Optionen gehören (1) die Bereitstellung staatlicher Unterstützung für die Schaffung und Verbesserung von Programmen zum Informationsaustausch im Privatsektor, um die Transparenz zwischen den Kunstmarktteilnehmern zu fördern, und (2) die Aktualisierung von Leitlinien und Schulungen für Strafverfolgungsbehörden, Zollbehörden und Asset Recovery Agencies. Zu den Regulierungsoptionen gehören (1) die Verwendung gezielter Aufzeichnungs- und Meldepflichten zur Unterstützung der Informationssammlung und Analyse von ML-Aktivitäten und (2) die Anwendung umfassender AML/CFT-Regulierung auf bestimmte Kunstmarktteilnehmer. Abgewogen mit anderen Sektoren, die ML/TF-Risiken darstellen, kommt die Studie zu dem Schluss, dass der Kunstmarkt nicht unmittelbar im Mittelpunkt der Auferlegung umfassender AML/CFT-Anforderungen stehen sollte.
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Dr. Ruth Polleit Riechert: Kunst kaufen
Von Dr. Oliver Everling | 7.Februar 2022
Die Niedrig- oder Minuszinspolitik hat viele Menschen auf die Suche nach alternativen Anlagemöglichkeiten gebracht. So finden auch Kunstwerke immer häufiger ihre Käufer. Online Kunstmärkte wie die von Artnet oder Weng Fine Arts erlebten nicht zuletzt wegen der Pandemie einen wahren Boom.
Dennoch bleiben die Kunstmärkte weit hinter ihrem Potenzial zurück. Der Markt für hochpreisige Kunst wird von Profis oder Superreichen dominiert, die zwar zu beeindruckenden Auktionsergebnissen beitragen, nicht aber die volle Wertschöpfung reflektieren, die von Kunstschaffenden ausgeht. Dazu bedarf es der Erschließung breiterer Anleger- und Sammlerkreise, denn zu viele Menschen fühlen sich verunsichert in der Wahl von Kunstwerken, die auch als Geldanlage geeignet wären.
„Dieses Buch ist für Sie – und für alle Menschen, die ihr Leben mit Kunst verschönern und bereichern möchten“, schreibt Dr. Ruth Polleit Riechert in ihrem neuesten Buch „Kunst kaufen“, einem Sachbuch aus dem renommierten Springer-Verlag mit dem Untertitel „Den Kunstmarkt verstehen, Wissen aufbauen und klug investieren“. Die Autorin bringt als bekannte Experten beste Voraussetzungen mit, um aus Studium, Promotion und vielen Jahren internationaler Tätigkeit im Kunstmarkt und im Marketing der Finanzindustrie ihre Kenntnisse zur Verfügung zu stellen.
„Es gibt Werke, die sich als Inflationsschutz anbieten und die ihrem Besitzer zudem eine gewisse Wertsteigerung in Aussicht stellen. Aber es gibt auch Kunst, die das nicht leisten kann“, warnt die Expertin, für die das Thema „Kunst als Kapitalanlage“ zu einem Kompetenzschwerpunkt wurde. „Aber beim Kunstkauf sollte es nicht ausschließlich nur ums Geld gehen“, so ihr Rat, denn es geht ihr auch darum, dem Leser „Kunst als Bereicherung ihres Lebens zu entdecken“.
Ihr Buch ist in fünf Kapitel gegliedert plus einem Anhang mit Glossar und Register. Im ersten Kapitel erfährt der Leser, welche positiven Effekte die Pandemie auf den Kunstmarkt hatte und welche Bedenken durch die Digitalisierung aufgelöst werden. Außerdem setzt sich die Autorin mit verschiedenen Annahmen zum Kunstmarkt kritisch auseinander. Kunst brauchten z.B. nicht immer teuer zu sein, sondern es kann schon sogar Auflagenkunst von weltweit bekannten Künstlern für unter 5000 € geben, und Unikate junger Künstler liegen sogar meist unterhalb dieser Schwelle.
Nicht nur, wer in Kunst den Werterhalt sucht, sollte sich vor Fälschungen hüten. Fälschungen sind aber keineswegs eine Besonderheit anonymer Käufe im Internet. Dr. Ruth Polleit Riechert berichtet vom Aufschwung der Fälschungen im 20. und 21. Jahrhundert. Die nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie vorangetriebene Digitalisierung des Marktes hat aber „zur Verbesserung des Informationsaustausches und der Preistransparenz zum Vorteil von Kunstinteressenten, Künstlern und Händlern“ geführt.
Im zweiten Kapitel steigt die Autorin tief in den Kunstmarkt ein, stellt die Spieler vor und erklärt, wie die Preise entstehen. Außerdem werden Kunstformen und Begriffe erklärt, von klassischen Ölgemälden über digitale Kunst zu Kryptokunst und NFTs. Hier lernt der Leser, warum beispielsweise Künstler ihre Werke üblicherweise nicht direkt in eine Auktion geben, und welche preisbildenden Faktoren zu beachten sind. Im Schnellverfahren wird der Leser hier auch ein wenig zum Kunsthistoriker gemacht, denn er lernt die Stilepochen und klassischen Ausdrucksformen kennen. Zugleich zeigt sich hier die Vielfalt möglicher Sammelgebiete.
Warum ist es so schwierig, allgemeingültige Kriterien für gute Kunst zu definieren? Was hilft, Qualität bei Kunst und Künstlern zu erkennen? Diesen und weiteren Fragen geht die Autorin im dritten Kapitel nach: „Mit dem Wissen über die Unsicherheit darüber, was Kunst überhaupt ist, können Sie mit Sicherheit gut nachvollziehen, dass Kriterien für die Qualität von Kunst zu definieren eine noch größere Herausforderung darstellt. Kunst bleibt im Allgemeinen dann doch etwas Besonderes, schwer Definierbares.“
Gleich, ob es um digitale oder physische Auktionen geht, das Buch liefert aktuelle Einblicke in die richtigen Vorgehensweisen. Mit einigem Selbstbewusstsein skizziert die Autorin ihre bewährte Methode. „An dieser Stelle kommt das eigentliche Kernstück meiner Methode zum Tragen: die sieben Schritte zum Kunstkauf, die Sie immer und wirklich immer befolgen sollten, um eine Fehlentscheidung zu vermeiden.“ Wer sich an diese Schritte hält, sollte nicht wie bei Spontankäufen in Urlaubslaune später enttäuscht werden.
Wer als erfahrener Sammler glaubt, bereits alles zum Kunstmarkt zu wissen, wird in diesem Kapitel möglicherweise eines besseren belehrt: es geht nicht nur um die schon seit Jahren bekannten Trends digitaler Kunst, sondern auch die erst seit kurzer Zeit möglichen Anwendungen der Augmented Reality und Artificial Intelligence, Blockchain und Kryptowährungen. Hier wie auch an anderen Stellen des Buches gibt die Autorin dank ihres hervorragenden Kontaktnetzwerkes aus erster Hand Informationen durch Zitate aus ihrer Korrespondenz mit Experten weiter.
Im vierten Kapitel geht es explizit um Kunst als Geldanlage. „Kunst erzielt keine intrinsische Rendite, sie wirft keinen laufenden Ertrag ab. Darum“, folgert die Autorin, „ist der Wert von Kunst auch nur schwer zu ermitteln.“ Dennoch empfiehlt sich Kunst als Diversifikation von Portfolien, kann also Ergänzung zu Wertpapieren und Immobilien sein, um das Gesamtrisiko insbesondere gegen Inflation und Währungsabwertung zu vermindern.
Warren E. Buffett habe von sich selbst einmal gesagt, „l am not a businessman, I am an artist“. Die Autorin empfiehlt, von seinen Regeln der Kaufentscheidung zu lernen. Auch bei Kunst gelte generell: Der Gewinn liegt im Einkauf. Inspiriert von Warren E.Buffett entwickelt sie Regeln für Kunstinvestments und unterlegt diese mit unterhaltsamen und zugleich einprägsamen Bonmots der Investorlegende.
Wer Kunst als Investment versteht, muss sich auch mit der Rechtslage auskennen. „Beachten Sie, dass Sie nicht alle Rechte an einem Kunstwerk erwerben, nur weil Sie es kaufen. Kopien, egal in welchem Medium, Vermarktung, Vernichtung, andere Aufstellung, Veränderung – all dies ist in der Regel nicht erlaubt“, schreibt Dr. Ruth Polleit Riechert und verweist zur Rechtsberatung auf die Rechtsanwältin Eva Dzepina.
Wer zu diesem Sachbuch aus dem Springer-Verlag greift, für den beginnt möglicherweise eine neue Sammelleidenschaft, die sich daraus begründet, wie sehr Kunst das Leben bereichern kann. Das Vergnügen und das Lernen beginnt mit der Lektüre dieses unterhaltsam geschriebenen, aber dennoch durchweg fachlich fundierten Buches, das Lust auf mehr macht. Die Autorin ist sich der motivierenden Kraft ihrer Worte bewusst und lässt den Leser daher im fünften Kapitel nicht mit seinem Bedürfnis allein, weitere Literatur und weitere Informationsquellen zu finden. Der Leser wird hier mit allem ausgestattet, um über Jahre hinweg Freude am Sammeln und Investieren in Kunst zu entwickeln.
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Moody’s neues Bewertungstool für die Dekarbonisierung
Von Dr. Oliver Everling | 6.Februar 2022
Die Ratingagentur Moody’s Investors Service hat ein Carbon Transition Assessment (CTA)-Tool für den globalen Stahlsektor entwickelt (siehe „Steel and Specialty Metals – Global Carbon transition assessment framework for steel producers“ vom 3. Februar 2022).
CTAs adressieren Risikoelemente, die für Investoren und andere Marktteilnehmer bei der Bewertung des Carbon Transition-Risikos von Interesse sein können, sind aber keine Kreditratings. Dieses Sektorrahmenwerk basiert auf unserem CTA-Rahmenwerk für nichtfinanzielle Unternehmen. Moody’s erklärt seinen Stahl-CTA-Rahmen, das Bewertungssystem und die Daten, die die CTAs für den Sektor informieren. Stahlhersteller werden vor erheblichen technologischen Herausforderungen stehen, um sich auf eine kohlenstoffarme Energiewende einzustellen.
Vier Komponenten untermauern die CTA-Scores. Der CTA-Rahmen besteht aus vier gleich gewichteten Komponenten: (1) dem aktuellen Geschäftsprofil für den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft; (2) mittelfristige Exposition gegenüber Technologie-, Markt- und politischen Risiken; (3) mittelfristige Reaktionsaktivitäten; und (4) langfristige Exposition gegenüber Szenarien für einen schnellen Übergang zu einer kohlenstoffarmen Industrie. Moody’s bewertet jede Komponente, indem Stahlproduzenten anhand sektorspezifischer Unterkomponenten bewertet werden.
Komponente A: aktuelles Geschäftsprofil für den kohlenstoffarmen Übergang. Für diese Komponente berücksichtigen die Analysten die Anlagentechnik, gemessen am Anteil der jährlichen Stahlkapazität eines Unternehmens, der von Elektrolichtbogenöfen (electric arc furnaces, EAFs) im Vergleich zu einfachen Sauerstofföfen (basic oxygen furnaces, BOFs) produziert wird. Mit BOFs hergestellter Stahl ist in der Regel deutlich kohlenstoffintensiver als mit EAFs hergestellter Stahl, was zu höheren Übergangsrisiken für Unternehmen führt, die sich hauptsächlich auf die BOF-Produktion verlassen.
Komponente B: mittelfristige Exposition gegenüber Technologie-/Markt-/Politikrisiken. Für diese Komponente berücksichtigen die Analysten die Regionen, in denen ein Stahlhersteller tätig ist, um seine potenzielle Gefährdung durch CO2-Emissionsrichtlinien wie das Emissionshandelssystem (ETS) der Europäischen Union (EU) abzuschätzen. Eine strengere Preispolitik für CO2-Emissionen kann die Kosten der Stahlhersteller erhöhen und ihre Rentabilität verringern.
Komponente C: Maßnahmen zur mittelfristigen Reaktion. Zu den für Stahlproduzenten spezifischen Unterkomponenten gehören der geplante Bau neuer Stahlwerke eines Unternehmens sowie seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) im Verhältnis zu seinem Umsatz. Unternehmen, die in effizientere Anlagen investieren und F&E-Kosten finanzieren, sind eher auf eine kohlenstoffarme Energiewende vorbereitet.
Komponente D: langfristige Exposition gegenüber einem Szenario mit raschem Übergang zu einer kohlenstoffarmen Umgebung. Zu den für Stahlhersteller spezifischen Unterkomponenten gehören das Alter der Stahlwerke sowie die Gefährdung eines Unternehmens durch potenzielle Veränderungen in der regionalen Produktion, die in einem schnelleren Übergangsszenario auftreten könnten. Unternehmen, die ältere und weniger effiziente Anlagen betreiben, und solche, die in Regionen tätig sind, von denen erwartet wird, dass sie im Szenario für nachhaltige Entwicklung der Internationalen Energieagentur mit einer sinkenden Produktion konfrontiert werden, sind stärker den Risiken der CO2-Umstellung ausgesetzt.
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Beipackzettel der US-NRSROs
Von Dr. Oliver Everling | 4.Februar 2022
Die U.S. Securities and Exchange Commission hat ihren jährlichen Staff Report on Nationally Recognized Statistical Rating Organizations (NRSROs) herausgegeben, der eine Zusammenfassung der Untersuchungen der NRSROs durch die SEC-Mitarbeiter enthält und den Stand des Wettbewerbs, der Transparenz und der Interessenkonflikte zwischen den NRSROs erörtert.
In den vergangenen Jahren hat das Office of Credit Ratings (OCR) der SEC diese Themenbereiche in zwei separaten Jahresberichten behandelt. Der kombinierte Bericht enthält eine Vielzahl von inhaltlichen und organisatorischen Änderungen, um mehr Transparenz über NRSROs und ihre Kreditrating-Geschäfte sowie den Markt im weiteren Sinne zu schaffen.
„Die Aufsicht über national anerkannte statistische Ratingorganisationen ist entscheidend für den Fokus der Kommission auf den Anlegerschutz“, sagte SEC-Vorsitzender Gary Gensler. „Die Arbeit des Office of Credit Ratings trägt zu unseren Bemühungen bei, die Genauigkeit von Kreditratings zu fördern und sicherzustellen, dass Kreditratings nicht übermäßig durch Interessenkonflikte beeinflusst werden.“
„Die Prüfungen von OCR schützen Investoren, indem sie die Einhaltung der geltenden Gesetze und Vorschriften durch die NRSRO prüfen und Fälle von Nichteinhaltung identifizieren“, sagte OCR-Direktor Ahmed Abonamah. „Der Bericht bietet einen umfassenden und integrierten Überblick über die Aktivitäten von OCR und demonstriert die außergewöhnliche Arbeit meiner Kollegen bei ihren Bemühungen zum Schutz der Anleger.“
Der Bericht hebt den risikobasierten Ansatz des OCR-Prüfungsprogramms hervor. Wie im Bericht beschrieben, untersuchten OCR-Mitarbeiter zusätzlich zu den acht gesetzlich vorgeschriebenen Prüfbereichen die NRSROs die Berücksichtigung von ESG-Faktoren und -Produkten; COVID-19-bezogene Risikobereiche; Aktivitäten im Zusammenhang mit besicherten Kreditverpflichtungen, gewerblichen Immobilien und forderungsbesicherten Wertpapieren für Verbraucher; Einhaltung von Richtlinien, Verfahren und Methoden in Bezug auf das Rating von Unternehmenswertpapieren mit niedrigem Investment-Grade-Rating; und Kontrollen, Richtlinien und Verfahren für Ratings von kommunalen Wertpapieren.
ESG-Faktoren und -Produkte: NRSROs und ihre verbundenen Unternehmen haben sich entwickelt und bieten eine wachsende Zahl von ESG-bezogenen Produkten und Dienstleistungen an, berichtet das OCR: „Die Entwicklung in diesem Bereich hat schnell zugenommen, und der Wettbewerb zwischen NRSRO- und Nicht-NRSRO-Anbietern hat zugenommen, was den Stab veranlasst hat, mehrere potenzielle Risikobereiche für NRSROs zu identifizieren. Dazu gehören die Risiken, dass sich NRSROs bei der Einbeziehung von ESG-Faktoren in Ratingentscheidungen möglicherweise nicht an ihre Methoden oder Richtlinien und Verfahren halten, ESG-Faktoren nicht konsequent anwenden, keine angemessene Offenlegungen zur Verwendung von ESG-Faktoren bei Ratingmaßnahmen vornehmen oder unwirksame interne Kontrollen aufrechterhalten, einschließlich der Verwendung von ESG-bezogenen Daten von verbundenen Unternehmen oder nicht verbundenen Dritten. Der Stab identifizierte auch das potenzielle Risiko von Interessenkonflikten, wenn eine NRSRO ESG-Produkte und -Dienstleistungen mit und ohne Rating anbietet.“
Nach Beobachtung der OC verursachte COVID-19 einen plötzlichen wirtschaftlichen Schock, der dazu führte, dass NRSROs bestimmte Ratings herabstuften, ihre makroökonomischen Prognosen und Annahmen änderten und einige Methoden überarbeiteten. Der Stab identifizierte dahes als potenzielle Risiken, ob die NRSROs über ausreichende Kontrollen verfügen, um sicherzustellen, dass Änderungen an Annahmen und Inputs angewendet und in Ratingbestimmungen offengelegt werden, und ob Daten, die von NRSROs während des Zeitraums vor COVID gesammelt und in Ratingbestimmungen verwendet wurden, weiterhin angepasst wurden und schließlich widerspiegeln, wie sich Vermögenswerte in einer von COVID betroffenen Wirtschaft entwickeln werden. Der Stab stellte fest, dass solche Risiken eine verstärkte Auswirkung auf die Vergabe und Überwachung von Ratings in bestimmten Sektoren haben könnten.
Bei CLOs können während des Ratingprozesses qualitative Anpassungen vorgenommen werden. Daher sieht der Stab des OCR ein potenzielles Risiko darin, dass sich NRSROs möglicherweise nicht an ihre Richtlinien, Verfahren und Methoden halten, wenn sie solche Anpassungen vornehmen, sowie das Risiko, dass die Praxis zu einer uneinheitlichen Verwendung von Ratingsymbolen führen könnte.
Gewerbeimmobilienanlagen erlebten eine Phase wirtschaftlicher Not, die sich auf die mit solchen Immobilien verbundenen Kreditratings auswirken könnte. Der Stab identifizierte ein potenzielles Risiko, dass sich NRSROs möglicherweise nicht an ihre Richtlinien und Verfahren zur Überwachung solcher Ratings oder an ihre Methoden in Bezug auf die Verwendung von Daten im Zusammenhang mit der Bestimmung von Cashflows aus den zugrunde liegenden Immobilien und Immobilienbewertungen halten.
Der wirtschaftliche Schock von COVID-19 verringerte die Einkommen der Verbraucher, was potenzielle Auswirkungen auf die Ratings von durch Verbraucherforderungen besicherten Wertpapieren hatte. Der Stab identifizierte potenzielle Risiken für Kreditratings in Bezug auf Rückzahlungsprobleme, einen Mangel an Standardisierung in Bezug auf Servicer, Berichtsstandards und die Behandlung von Stundungen sowie Prolongationen sowie das Fehlen standardisierter Ausfalldefinitionen in der Branche, falls NRSROs dies taten sich nicht an ihre relevanten Richtlinien, Verfahren und Methoden halten würden.
Der diesjährige Bericht des OCR liest sich wie ein Beipackzettel zu einem Arzneimittel, in dem viele, auch sehr unwahrscheinliche Unsicherheiten aufgezählt werden: Auf zahlreiche denkbare Risiken und Nebenwirkungen wird hingewiesen, meist aber ohne konkret eingetretene Fälle berichten zu können. Insbesondere die Aussagen zu ESG-Produkten lassen Beispiele vermissen, die auf Versäumnisse von Ratingagenturen deuten könnten.
Das OCR geht auf die Anträge auf Erstregistrierung durch eine Ratingagentur (CRA) und auf Registrierung durch eine aktuelle NRSRO in zusätzlichen Ratingkategorien ein: „Eine Ratingagentur kann sich dafür entscheiden, die Registrierung als NRSRO nicht zu beantragen, und kann in diesem Fall Ratings abgeben als CRA, darf jedoch keine Ratings als NRSRO abgeben. Darüber hinaus kann eine Ratingagentur die Registrierung als NRSRO in einer oder mehreren Ratingkategorien beantragen. Bestimmte NRSROs sind in allen Ratingkategorien registriert und bestimmte NRSROs sind in weniger als allen Ratingkategorien registriert.“
In der freien Entscheidung von Ratingorganisationen, sich als NRSRO registrieren zu lassen oder nicht, unterscheidet sich die Regulierung in den USA von der in der Europäischen Union (EU). In der EU sind Ratingagenturen aufgrund einer EU-Verordnung verpflichtet, sich bei der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) zu melden und einen Antrag auf Registrierung (oder Zertifizierung) zu stellen, bevor sie Ratings in Europa veröffentlichen dürfen. Die freie Meinungsäußerung ist Ratingagenturen ohne Registrierung seit der Finanzkrise untersagt und mit hohen Strafen bewehrt.
So wurden von der ESMA auch bereits eine Reihe von Unternehmen sanktioniert, denen fachlich die fundierte Meinungsbildung zum Rating durchaus zuzutrauen ist. So ist beispielsweise die Skandinaviska Enskilda Banken AB („SEB“) ein in Schweden ansässiges Kreditinstitut, das von der schwedischen Finanzaufsichtsbehörde (Finansinspektionen) zur Durchführung von Bankgeschäften zugelassen ist. Die Verordnung (EG) Nr. 1060/2009 ügemäß der CRA-Verordnung hat die Europäische Wertpapier- und ber Ratingagenturen legt aber Verpflichtungen für eine Ratingagentur bei der Ausübung ihrer Tätigkeit fest.
„Ein Unternehmen, das eine CRA ist, muss sich registrieren lassen, um Ratings öffentlich oder per Abonnement herauszugeben. Die SEB ist keine registrierte CRA und hat keine Registrierung beantragt.“ Im Dezember 2016 hatte die Aufsichtsbehörde ESMA daher die Ansicht gebildet, dass es schwerwiegende Hinweise auf mögliche Verstöße gegen die CRA-Verordnung durch die SEB gibt. „Offenbar gab die SEB Kreditratings ab, obwohl sie keine Registrierung beantragt hatte.“
Die Angelegenheit wurde dann an einen unabhängigen Untersuchungsbeauftragten (IIO) verwiesen, der nach Durchführung einer Untersuchung ihre Ergebnisse dem Aufsichtsorgan der ESMA vorlegte. Nach Prüfung insbesondere der Beweise und der Entscheidung der Beschwerdekammer der Europäischen Aufsichtsbehörden vom 27. Februar 2019 hat die Kammer festgestellt, dass die SEB ohne Vorsatz oder Fahrlässigkeit durch öffentliche Meinungsäußerung gegen die EU-Verordnung verstieß. Entsprechend wurde in der EU die Veröffentlichung sanktioniert, während in den USA die freie Meinungsäußerung auch dann zulässig ist, wenn die Meinung – wie im vorliegenden Falln – von einer juristischen Personen verantwortet wird.
Im Berichtszeitraum wurden bei der Kommission keine Anträge auf Erstregistrierung als NRSRO oder auf Registrierung durch eine aktuelle NRSRO in zusätzlichen Ratingkategorien gestellt, heißt es aus dem Hause des OCR.
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Wirtschaftsminister Habeck stoppt Energieeffizienz – BEG
Von Dr. Oliver Everling | 2.Februar 2022
Am Wochenende 22./23. Januar 2022 hat das Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministerium aufgrund der hohen Nachfrage überraschend beschlossen, die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) der KfW mit sofortiger Wirkung zu stoppen. Beim BEG handelt es sich um ein Förderprogramm für private und institutionelle Bauherren zur Errichtung von energetischen Wohnimmobilien. Durch den abrupten Stopp kommt es bei diesen Bauherren nun zu erhöhtem Beratungsbedarf hinsichtlich der Umgestaltung des Bauvorhabens.
Auch wenn die beteiligten Bundesministerien am 1. Februar angekündigt haben, bereits vor dem abrupten Stopp eingegangene Anträge nun doch zu bearbeiten, bleibt für Bauherren die Ungewissheit welche genauen Fördermöglichkeiten zukünftig entstehen werden. Aufgrund des hohen administrativen und finanziellen Zusatzaufwandes wurde zuletzt nur jedes zweite Bauvorhaben mit diesen hohen energetischen Ausstattungsmerkmalen realisiert, berichtet der Immobilienfinanzierer Hypoport.
Die ebenfalls vom BEG-Stopp betroffene kommunale Wohnungswirtschaft wird die gestoppte Förderung durch erfolgreiche Nachverhandlungen anderer Fördermittel von Kommunen und Ländern kompensieren oder den Umfang der energetischen Effizienz anpassen wollen, prognostiziert Hypoport, um ihrem politischen Auftrag zum sozialen Wohnungsbau gerecht zu werden.
Die überraschende Stop kommt in einer Zeit, in der gerade erst die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Mitte Januar 2022 angekündigt hatte, von deutschen Banken bis Februar 2023 einen sogenannten „sektoralen Systemrisikopuffer“ von 2% auf mit Wohnimmobilien besicherte Kredite zu erheben und damit Wohnimmobilien zusätzlich zu belasten.
Ronald Slabke, Vorstandsvorsitzender der Hypoport SE, ordnet die aktuellen Entwicklungen in der deutschen Wohnungswirtschaft ein: „Der abrupte Stopp der BEG-Förderung dürfte private Bauherren zu weniger energetischen Bauvorhaben verleiten bzw. zwingen. Eine spürbare Auswirkung auf zukünftiges Finanzierungsvolumen sehen wir jedoch hierdurch derzeit nicht.“
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